Bird of Paradise von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 9: Epilog ----------------- 9. Epilog Nachdem ich in die Bar zurückgekehrt war und mit Yosuke sprechen wollte, fand ich ihn nicht mehr. Der ganze Alkohol war leer getrunken worden, die Flaschen in Scherben geschlagen und im ganzen Raum verteilt worden. In meinem Zimmer fand ich das Bett zerwühlt vor. Hatte er sich im Suff etwa darin gewälzt? Hatte ich ihm wirklich etwas bedeutet. Reue stieg in mir auf, weil ich wusste, dass dieser Kusuri ihn damals genauso verlassen hatte wie ich vor einigen Wochen. Ich war erbärmlich gewesen. Hatte dasselbe abgezogen wie dieser Mann, den ich als Bastard beschimpft hatte. Ich hasste diesen Mann dafür, dass er zwischen Yosuke und mir stand, doch am Ende war ich nicht anders wie er. Nicht einmal anders wie Scrootoh, der mich damals verlassen hatte. Sicher hatte Yosuke noch auf mich gewartet, denn er wusste von meinen Gefühlen. Aber ich hatte es zu weit getrieben. Hatte ihn zu lange warten lassen. Ich war schuld, dass er fort war. Woher ich wusste, dass er fort war? Die Cessna war nicht mehr dort, wo wir sie immer zurückgelassen hatten. Er war davongeflogen ohne ein Vogel zu sein. Ich hielt die Bar noch einige Jahrzehnte am Leben. Durch meine Schminke, die ich jetzt den ganzen Tag trug, fiel es nie auf, dass ich nicht alterte. Wenn mich Emanuel danach fragte, scherzte ich und tat es damit ab, dass ich mich eben richtig zu pflegen wusste. So verbrachte ich wieder viele schöne, aber auch einsame Jahre mit dem Trugbild, welches Manolo und ich einst geschaffen hatten. Ich schützte mich vor allem, wurde frech und ungehobelt, machte Scherze und spielte mit den Männern. Doch am Ende all dieses, blieb ich einsam. „SIA, Schätzchen! Mein hübsches Täubchen!“, hörte ich die rauchige Stimme meines liebsten und treuesten Gastes. „Norbert! Du hier?“, fragte ich verzückt und streckte die Arme weit auf. „Ich habe dich ja schon Monate nicht mehr gesehen, mein Guter!“ „Ich hatte im Ausland zu tun!“, erklärte er und umfing mich mit seinen kräftigen Armen. „Wow, du hast ja wieder ganz schön abgenommen, Täubchen!“ „Wenn mein bester Kunde nicht mehr kommt, bleibt am Ende eben nichts mehr übrig.“, tat ich es ab und schob meinen Arm um ihn. „Als ob du hier so schlechte Einnahmen hättest, dass es an einem alten, klapprigen Mann hängen würde!“ „Da magst du mich durchschauen, mein Lieber!“, kicherte ich und führte ihn zum Tresen. „Deshalb lasse ich dir mal ein kühles Blondes einschenken.“, verkündete ich und meine Angestellte setze sich sogleich in Bewegung. „Das höre ich doch gerne!“, lobte Norbert und ließ sich auf den Hocker sinken, legte seine Aktentasche beiseite. „Na, dann erzähl mal.“, bat ich und warf meine Federboa elegant um meine Oberarme. „Wo warst du genau?“ „Ich war in Japan. Tokio genauer gesagt.“ „Oh, so weit weg.“, erkannte ich und dachte an den einzigen Japaner, der mir je mehr war als nur eine flüchtige Bekanntschaft. „Ich hatte leider einen kleinen Unfall, muss ich gestehen.“, erzählte er weiter und ich blinzelte. „Was hast du angestellt? Warst du wieder einem zu schnellen Rock hinterher?“, rügte ich den alten Yokai, welchen ich vor einigen Jahren kennengelernt hatte. Er war deutscher Herkunft und ungefähr in meinem Alter. „Du denkst immer so falsch von mir.“, maulte er verlegen und nahm einen Schluck seines Bieres. „Aber du hast recht!!“ „Hab ich es doch gewusst.“, grinste ich und stellte meinen Kopf auf den Handballen auf. „Hast du dich schwer verletzt?“ „Nur einen Knochenbruch.“, gab er zu. „Ein sehr fähiger Yokai betreibt eine Praxis, in der mir geholfen wurde. Es sind wirklich ausgezeichnete Yokaiärzte, mit unheimlichen Gaben.“ „Gaben?“, fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen. Ich wollte es nicht glauben, dieses eigenartige Gefühl, etwas Vertrautes zu hören. Norbert hatte einen Knochenbruch erlitten, ihm war geholfen worden von einem Yokai, der Arzt war. Das war doch zu viel des Zufalls. „Ja, Gaben. Der Leiter dieser Klinik, könnte man es eigentlich nennen, kann alles heilen. Ich hörte von fast Toten, die er wieder zum Leben erweckte. Doch es ist recht schwer an ihn heranzukommen. Er behandelt nur die, die er auch behandeln will.“, erklärte mein alter Freund und mir stockte immer mehr der Atem. Ich presste meine linke Handfläche auf den Tresen und ballte die andere Hand zur Faust. „Wie heißt dieser Arzt?“, fragte ich, die Fassung haltend. „Der Arzt? Kusuri Isha ist sein Name. Er ist auf der ganzen Welt bekannt.“ Ich riss die Augen auf und spürte wie meine Faust zu zittern begann. „Aber er behandelte mich nicht. Es war sein Partner, sein Gefährte.“, erzählte Norbert weiter und schien nichts von dem Orkan in meinem Innern zu spüren, der sich unaufhaltsam gegen die Felswand zubewegte, die ihn zu zerschellen drohte. „Er hat meinen Knochen einfach so mit seinen Augen geröntgt und mit seinen Händen meinen Knochen geheilt. Es war unglaublich!“ „Yosuke...“, wisperte ich seinen Namen, seit so langer Zeit das erste Mal wieder. „Oh, du kennst ihn?“, fragte mein Gast und Freund. „Er hat rotbraunes Haar und braune Augen mit einem...“ „Silberstreif darin.“, beendete ich den Satz, bevor er es tun konnte. „Jaa genau! Wir reden wohl vom selben Mann!“, freute er sich und klatschte auf den Tresen. „Noch ein Bier, Mädchen!“, bestellte er sich ein Getränk nach und wandte sich dann wieder zu mir. „Seit wann kennt ihr euch? Hätte ich das nur gewusst hätte ich ihm einen Gruß ausgerichtet!“ „Wir KANNTEN uns. Nach einem Streit habe ich ihn nie mehr gesehen.“, nahm ich ihm den Wind aus den Segeln. „Ihn von mir zu grüßen, hätte nichts daran geändert“ Ich schob mich am Tresen vorbei und wollte gehen, doch Norberts Worte hielten mich auf. „So wie du reagierst, wäre es wohl genau der richtige Zeitpunkt gewesen, mein schönes Täubchen!“ säuselte er und verharrte seine Finger in meinen. Ich konnte kein Wort erwidern, war zu geschockt davon, dass er meine Maskerade durchschaut hatte. Ich sah in seine alten, weisen Augen, die ein so helles Blau hatten, dass es unecht wirkte. „Versprichst du mir, nicht wegzulaufen, wenn ich deine Hand loslasse?“ „Wieso sollte ich weglaufen?“, fragte ich mit zitternden Lippen. „Vögel sind Fluchttiere!“, grinste er frech und ich seufzte. „Na? Siakoh, mein schönes Täubchen?“ „Ich verspreche es!“, gab ich nach und er nahm seine Finger von meinen. Nur um damit seine Aktentasche auf seinen Schoß zu ziehen und sie zu öffnen. „Ich habe da eine Visitenkarte mitgehen lassen. Falls noch mal etwas mit meinem Kniegelenk wäre, sagte der freundliche Arzt.“, erklärte er sein Tun und holte eine kleine handflächengroße Visitenkarte hervor. „Hier. Damit solltest du Kontakt aufnehmen können.“ „Danke, Norbert, aber ich will...“, wandte ich ein, spürte jedoch wieder seine Hand an der meinen und wie er die Karte in meine Handfläche drückte. „Keine Wiederrede!“ brummte er und schloss mit seiner Hand meine Finger um die Karte. „Du rufst ihn an und verträgst dich wieder mit ihm, hast du verstanden, mein Täubchen?“ „Ja, Norbert.“, gab ich kleinlaut nach. „Sonst komme ich nie mehr hier in deine Bar!“, schwor er. „Und was ist, wenn ich nun nach Japan gehe und dort eine Bar eröffne?“, fragte ich für den Fall der Fälle. „Dann folge ich dir dort hin, meine Hübsche.“, lächelte er und streichelte meine geschminkte Wange. „Ich danke dir, Norbert.“, lächelte ich zurück und schloss dankbar die Augen. Fertig!“ „Wie?“, fragten die Frauen. „Was?“, fragte der Mann namens Siakoh. „Das kann nicht das Ende sein!“, schimpfte die Autorin. „Nichts fertig!“ „Wenn ich es euch doch sage. Mehr passierte bis hierhin nicht!“ „Du verascht uns doch!“, schaltete sich die zunächst sprachlose Beta nun ein. „Nein! Es war erst vor ein paar Tagen, als ich Norbert traf und er mir die Karte gab. Seitdem habe ich sie nicht mal angesehen.“ „Her damit!“, hob die Beta die Hand und setze dem Yokai die Pistole auf die Brust. „Ich hab sie nicht bei mir!“, erklärte der Mann nun in Panik und wurde von den beiden Frauen eingekesselt. „Rück sie raus!“, befahl die Autorin und schob ihre Hand ebenfalls vor. Eine unheimliche und dämonische Aura zog sich um die Körper der beiden Frauen. Als würde sich die Umwelt verändern, einen dunklen Sud der Hölle bilden, verschafften sie dem Vogelyokai das gewisse Unbehagen, was es brauchte, um das zu bekommen, was sie wollten. „Na schön, ihr Ungeheuer!“, schnappte Siakoh beleidigt ein und griff dann in die Tasche seines Bademantels. „Aha!? Nicht bei dir?!“, fragte die Beta. „Los, rausholen, du feiges Huhn von einem Dämon!“ „So wie ich dich nun einschätze, schaust du dir das Ding schon seit Tagen an und traust dich nicht Kontakt aufzunehmen.“, zog nun die dunkelhaarige Autorin über ihn her. „Ihr seid ganz schön unverschämt, dafür dass ich euch nun meine Lebensgeschichte erzählt habe!“, schimpfte der Mann und klatschte die Karte der blonden Betaautorin in die Handfläche. Sofort schauten beide auf die Visitenkarte und beäugten den sauber geschriebenen Namen und die darunter befindliche Handynummer. Der Blick der beiden hob sich im selben Moment zum Yokai im Raum, der sich weiter in die Couch drückte, um sich vor dem was nun kommen würde zu verstecken. „Handy her!“, befahl die Autorin und streckte erneut die Hand aus. „Niemals!“, weigerte er sich und spürte wieder die unheimliche Aura über sich. Sein abgewendeter, beleidigter Blick wandte sich wieder zu dem der Frauen, die nun liebevoll dreinschauten. „Du musst ihn kontaktieren!“, bat die Dunkelblonde und legte ihre Hand auf sein Knie. „Das denke ich auch, Siakoh!“ „Ich kann das nicht tun!“, weigerte er sich weiter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er wird mich hassen, dafür dass ich ihn damals einfach zurückließ.“ „Er war nun auch nicht so der netteste in eurem Streit!“, gestand die Autorin. „Er hat dich wirklich ausgenutzt und wollte dies nicht mehr.“ „Es war ein unsinniger Streit!“, bestätigte auch die Beta. „Das muss aus der Welt!“ „Aber er ist nun bei ihm! Ich würde ihn doch nur in seinem Glück stören!“, setze er mit einer Sorge nach und die Autorin begann in ihre Faust zu husten. „Nun ja. Er könnte eventuell einen Freund gebrauchen.“ „Was?“, wurde der Mann aufmerksam. Die bronzenen Spitzen seiner Haare zuckten. „Wieso?“ „Das tut hier nichts zur Sache.“, wank die Autorin ab und zeigte auf die Visitenkarte. „Los ruf ihn an oder schreib ihm wenigstens!“ „Den Rest überlässt du uns!“, versprach die Beta und reichte Siakoh die Visitenkarte zurück. „Wir schreiben dir auch noch ein Happy End!„ „Ihr seid echt zwei, verrückte Hühner!“, bemerkte er und die beiden Frauen begannen zu grinsen. „Da könnest du recht haben!“, verkündeten sie im Chor. Ende. „Hallöchen liebe Leser! Hier endet nun der Auftritt dieser beiden verrückten, aber ich möchte euch natürlich nicht vorenthalten, ob ich Yosuke nun schrieb oder nicht. Ich muss zugeben, dass es mir wirklich schwerfiel, aber mein Herz gab mir Zeichen genug es zu tun. Auch wenn so viele Jahre vergangen sind, so liebe ich Yosuke noch immer. Aber das wisst ihr ja nun schon zu genüge! Was ich also nun erzählen will, ist Folgendes: Ich schrieb ihm, als die beiden Frauen ihre Taschen genommen hatten und hinausgegangen waren. Einige lange Minuten hatte ich die Karte noch angesehen, so wie ich es die letzten Tage getan hatte. Danach hatte ich mein Smartphone herangezogen, welches ich immer in einer der kleinen Schubladen meines Beistellschränkchens verstaute. Ich entsperrte das kleine Gerät und speicherte die Nummer zunächst ein. Danach ging ich in die Chatfunktion einer App und suchte seine Nummer um einen neuen Chat zu eröffnen. Sollte ich es wagen? Jetzt oder nie! Wenn er mich wirklich brauchen konnte, was bei dieser Autorin sicher Schreckliches bedeutete, dann musste ich es tun. Mein Herz verlangte es. Meine Freundschaft verlangte es. Also schrieb ich folgende Nachricht: „Mein Hübscher, ich würde dich gerne wiedersehen und komme morgen zum Tokio Dome. Wenn du mich auch sehen willst, antworte mir und wir machen eine Uhrzeit aus.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)