En Garde! von Phoenix-of-Darkness (Zuckerstangen - Fight) ================================================================================ Kapitel 1: Dekoration ist KEIN Spielzeug ---------------------------------------- Ein eisiger Wind blies durch die Laubblätter, welche auf den Gehwegen lagen und wirbelte diese auf. Kleine Nebelbänke durchzogen die Straßen. Es war kalt geworden. Der Herbst lag bereits in seinen letzten Zügen und der Winter streckte seine Arme bereitwillig nach der Natur aus. Der Dezember hatte Einzug gehalten und die Menschen hatten begonnen ihre Fenster und Häuser mit Lichtern zu schmücken. Yuriy liebte diese Zeit. Nur allzu gern lief er durch die Straßen und betrachtete bei Dunkelheit die vielen Lichter – strahlten sie doch eine angenehme Wärme und Geborgenheit aus. Der Rotschopf sehnte sich danach und die einzige Person, die ihm all dies geben konnte, tingelte mal wieder durch die Welt – geschäftlich, natürlich. Von Anfang an, wussten Kai und er, dass es schwierig werden würde. Denn der Silberhaarige hatte sich mittlerweile zu einem angesehenen Geschäftsmann gemausert und er selbst?! Nun, er war Direktor der russischen Staatsbibliothek in Moskau, besser bekannt als ehemalige Lenin-Bibliothek und darauf war er verdammt stolz. Leider waren sie beide durch ihre jeweiligen Positionen äußerst stark eingebunden. Kai, als Geschäftsführer der Hiwatari Corp. war ständig auf Achse. Entweder ‘brannte‘ es in der Firma, sodass er von früh bis spät mit Anwesenheit glänzen musste oder aber es standen Treffen mit Teilhabern bzw. Investoren oder Kunden an. Manchmal wünschte Yuriy, dass der Jüngere auch mal zur Ruhe kommen möge. Denn Feierabend kannte dieser nicht. Während der Rothaarige abends seine Bibliothek abschloss und danach abschalten konnte, klingelte bei Kai eigentlich rund um die Uhr das Handy. Seit Wochen fielen Worte wie Bilanzen und Statistiken, selbst nachts im Schlaf murmelte der Silberhaarige Zahlen oder gab Anweisungen. Erst kürzlich hatte er den Rotschopf doch im Schlaf angeschrien, dass er doch seine Koffer packen solle, wenn er zu dämlich sei ein einfaches Register anzulegen. Dennoch kamen sie bis jetzt immer zurecht und nutzten ihre wenige Freizeit für Zweisamkeit. Doch dann gab es da die Vorweihnachts- und die Weihnachtszeit an sich. In dieser Zeit wollte Yuriy sich zuhause einigeln, ein Feuer im Kamin, er und Kai unter einer Decke Glühwein schlürfend und dabei sollte irgendein klischeebehafteter Weihnachtsfilm laufen. Aber der Jüngere war eben außer Landes und so hatte Yuriy kurzer Hand beschlossen seine heißgeliebten Bücher und Schriften für ein Wochenende allein zu lassen. Er wusste, dass sie bei seinem Stellvertreter in guten Händen waren. Nichtsdestotrotz hatte er eigentlich sonst selbst gern alles unter Kontrolle. Doch die Aussicht auf ein wenig Zweisamkeit nach über einen Monat, war ihm dann doch wichtiger gewesen. Daher hatte er Kais Terminkalender studiert, dessen Sekretärin unter Druck gesetzt, sie möge ihm verraten, wo ihr Vorgesetzter eingecheckt habe oder er würde Kai stecken, dass sie sich heimlich nach Feierabend an der chefeigenen Bar bediene. Kurz um, Yuriy stand Punkt 18Uhr in der Empfangshalle des Hotels in dem der Silberhaarige aktuell abgestiegen war. Kurz hatte er seinen Blick über die Deko schweifen lassen, ehe er sie als zu üppig abstempelte und schnurstracks an die Rezeption trat. Nach einem kurzen Flirt mit der jungen Dame, hatte er sich auch schon die Zimmernummer samt Zweitschlüsselkarte besorgt. Der Anblick seines Partners, als er plötzlich in dessen Suite stand, war Gold wert. Mitten in einer Videokonferenz hatte der Silberhaarige den Faden verloren und ihn nur entgeistert angesehen. Kurz hatte der Rothaarige überlegt Kai mit Scrooge ich bin der Geist der Weihnacht zu begrüßen. Aber als er die fragenden Blicke der anderen Konferenzteilnehmer gesehen hatte, hatte er sich dagegen entschieden. Yuriy trat einige Schritte näher und entschuldigte sich bei den vorwiegend japanischen Geschäftspartnern mit einer Verbeugung. „Bitte entschuldigen Sie, aber Mr. Hiwatari hat jetzt leider einen anderen Termin.“ Waren seine Worte, bevor er ungefragt die Konferenz mit nur einem Mausklick beendete. „Wa- SPINNST DU!?“ Ja, Kai hatte ordentlich getobt und erst nach einer Stunde war der Silberhaarige bereit gewesen ihn nicht mehr anzuschreien und stattdessen körperliche Nähe zuzulassen. Yuriy hatte beim Zimmerservice Glühwein geordert, sowie kleine weihnachtliche Knabbereien und es sich auf dem kleinen Sofa gemütlich gemacht. Und endlich, ja endlich hatte er Kai in seinen Armen und sie schauten Fluch der Karibik. Das war jetzt natürlich nicht der klischeebehaftete Weihnachtsfilm, aber es lief kein anderer Blockbuster und Yuriy war sowieso froh, dass sein kleiner Grinch etwas Weihnachtsstimmung zu ließ. Sanft strichen seine Finger durch das schwarze Haar an Kais Nacken und der Ältere konnte spüren, wie sich der Jüngere langsam entspannte. Sie genossen die Nähe des jeweils anderen und in dieser gemütlichen Atmosphäre verflog die Zeit. Ihr Film war zu Ende und Yuriy schälte sich aus dem angenehmen Klammergriff Kais. Er schaltete den Fernseher aus und wollte sich noch ein weiteres Glas Glühwein einschenken, als sein Blick auf die Deko über dem Tv fiel. „Sag mal Kai, was sind das eigentlich für riesige Zuckerstangen?“ Kai richtete sich mit seinem Glühwein auf und sah zu Yuriy. Dieser hatte den kleinen Sofahocker vor geschoben und war gerade dabei sich an der Deko zu vergreifen. Er nahm eine der zwei Zuckerstangen, die sich über den Fernseher befanden – gekreuzt wie Schwerter. Beeindruckt glitt der Rotschopf von dem Hocker und warf die knapp 1m große Zuckerstange hoch, nur um sie gleich wieder aufzufangen. „Witzig, die liegen in der Hand wie Degen. Allerdings…“ Yuriy drehte die Zuckerstange nach links, dann wieder nach rechts. „…sind die innerlich hohl…“ und ließ sie wieder etwas sinken. Kai prustete. „Und du auch.“ „Hm?“ fragend zog Yuriy eine Augenbraue nach oben. „Sieh‘ doch mal wie du sie hältst.“ Der Silberhaarige stellte seine Tasse, abseits der Dokumente, auf den Tisch. „Oh man…“ Yuriy entwich ein kurzes Lachen. „Der wievielte Glühwein war das bei dir, Kai?“ Irritiert sah der Silberhaarige zu dem Älteren. „Na ja du wirst selten anzüglich und wenn, dann hast du meist tierisch einen im Tee.“ „Bitte!? Ich bin nicht betrunken und schon gar nicht anzüglich.“ Natürlich war er angetrunken. Denn sonst gestikulierte der Jüngere nie so viel beim Reden und um diesen Umstand wusste natürlich der Rothaarige. „Zumal..“ Kai hob den Zeigefinger und deutete auf Yuriy. „..kann ich doch nichts dafür, wenn du die Deko so vor dich positionierst, dass es aussieht als hättest du den größten Pinsel.“ „Pinsel? Ernsthaft?“ „Yura…“ Kai versuchte seine Scham hinter dem Reiben seiner Nasenwurzel zu verschleiern, doch der Rothaarige hatte sie gesehen. „Außerdem hab ich den Größten und das sollte dir durchaus bewusst sein oder wollen wir deine Erinnerung mal auffrischen?“ „YURIY!“ Der Silberhaarige spürte wie die Hitze in ihm aufstieg und sich seine Wangen färbten. „Na, vielleicht hast du doch noch nicht genug intus. Dein japanisches Erbe dominiert dich noch immer. Du bist manchmal echt verklemmt. Mach dich doch mal locker.“ Kai verzog das Gesicht. Das war definitiv eine Situation in der er sich nicht wohl fühlte und was machte der Silberhaarige in solch einer Situation?! Er beschäftigte sich mit Dingen, mit denen er sich auskannte und so deutete er mit einer ausladenden Handbewegung auf die ausgebreiteten Dokumente auf dem Couchtisch. „Yuriy, es mag dir entgangen sein, aber dank dir muss ich morgen nochmal durch diese Videokonferenz. Daher muss ich jetzt Mariam anrufen, damit sie mir die aktuellen Zahlen schickt. So sehr ich mich über deine Anwesenheit freue, aber sie ist nicht unbedingt hilfreich. Im Gegenteil, du lenkst mich schon die ganze Zeit ab. Ich hätte gar nicht hier mit dir versacken dürfen und jetzt guck nicht so enttäuscht. Ja der Film war toll und der Glühwein war gut und…“ „…und du hattest mehr als einen.“ Warf der Rothaarige ein, als Kai Luft holte. Zum Dank strafte dieser ihn auch mit einem vernichtenden Blick. „Ich habe keine Zeit für Lockerheit, ok!?“ Yuriy seufzte. „Du und dein Job. Ständig bist du auf Achse und reist in der Weltgeschichte rum. Du kommst nie zur Ruhe!“ „Machst du mir jetzt eine Szene? Ist das der wahre Grund für deinen Besuch? Ich hab dir schon damals gesagt, dass es eher einer Fernbeziehung gleichen wird.“ Na toll. So hatte sich der Rothaarige das nicht gedacht. Er wollte keinen Streit mit seinem Partner. Doch dieser hatte wahrlich ein Talent dafür Dinge so zu drehen, dass eine Meinungsverschiedenheit in einem verbalen Schlagabtausch eskalierte. „Wann hast du das letzte Mal richtig frei gemacht?“ Kai holte Luft, doch er stockte. Diese kleine Sprachlosigkeit nutzte der Ältere sofort. „Du weißt es nicht, stimmt‘s? Denn die wenigen Abende in meiner Wohnung zählen nicht als frei. Das waren Feierabende meinerseits, aber definitiv nicht deinerseits. Denn selbst da, hattest du immer dein Notebook dabei und warst im ‘Notfall‘ für deine Firma erreichbar.“ Yuriy wedelte mit den Fingern die Anführungszeichen und atmete durch. Anscheinend war er doch dabei seinem Liebsten eine Szene zu machen und nicht nur das – seine Worte hatten gesessen. Kai hatte den Blick gesenkt. Doch Yuriy musste nicht in die Rubine sehen um zu wissen, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Denn die Körperhaltung seines Geliebten sprach Bände und so versuchte der Rothaarige einzulenken. „ Kai, hör mal…es sind nur noch 2 Wochen bis Weihnachten…“ „Ja und?“ Wut flammte Yuriy aus den roten Augen Kais entgegen, als dieser sich erhob. „Es war doch absehbar, dass wir keine Bilderbuchbeziehung führen - bei der Vorgeschichte kein Wunder und ja ich muss nun mal viel arbeiten!“ Kais Stimme war ruhig. Ein bisschen zu ruhig für den Geschmack des Rothaarigen. Denn die Rubine sprachen eine gänzlich andere Sprache. Sie loderten noch immer. „Und seit wann machst du dir eigentlich so viel aus Weihnachten, hm?!“ „Nun ja, ich bin jetzt kein Verfechter.“ Yuriy kratzte sich am Hinterkopf. „ Aber ich bin der Meinung, dass man durchaus diese Zeit nutzen sollte wofür sie steht. Nämlich für Besinnung, Ruhe und Familie. Außerdem liebe ich die Lichter in dieser Zeit.“ „Pah…“ stieß der Jüngere verbittert aus, als er sich abwand. „Familie….“ Er spuckte dieses Wort förmlich aus und schritt durch den Raum zu der großen Fensterfront, verschränkte die Arme vor der Brust und sah über die leuchtend geschmückten Häuser hinweg in die Ferne. „Du bist ganz schön abwertend gegenüber diesem Wort…“ Hinter Kai rumpelte es. Der Silberhaarige öffnete den Mund um etwas darauf zu erwidern, als er aus den Augenwinkeln etwas auf sich zufliegen sah. Reflexartig wich er ein Stück zur Seite und fing dieses Etwas auf. Irritiert hob er den Blick von der gefangenen Zuckerstange zu dem Rothaarigen. Dieser glitt erneut von dem Hocker vor dem Tv. Er schwang die zweite Zuckerstange und richtete sie auf Kai. „Dabei hast du eine ziemlich große Familie.“ Yuriy führte die weißrot gestreifte Dekostange wie einen Degen gegen Kai und dieser parierte den Schlag unwillkürlich. Beide stutzten und ihre Blicke glitten von den aufeinander geprallten Zuckerstangen zu dem jeweiligen Besitzer. „Weißt du, du hast Takao…der wie der ultimative Hauptcharakter dieser japanischen Shonen Mangas ist und einen nie aufgibt...“ Ein erneuter Hieb seitens Yuriy – dieses Mal etwas stärker, sodass Kai beim Parieren einen Schritt zur Seite weichen musste. „Ja klar, als nächstes Familienmitglied wäre da dann Ivan, oder was!?“ Der nächste Schlag ging von Kai aus. „Natürlich! Immerhin hat er dir dein Büro eingerichtet.“ Yuriy parierte und konterte. „Mit all seiner Liebe und seinen geschickten Händen, hat er dir einen mega Schreibtisch gezimmert.“ Der Silberhaarige wich dem Stangenhieb aus und parierte zwei weitere. „Dem handwerklichen Geschick stimm ich ja zu, aber hör mir bloß mit dem schnulzigen ‚mit viel Liebe gemacht‘ auf. Da wird einem ja schlecht.“ „Wie du meinst.“ Der Rotschopf zuckte kurz mit den Schultern, ehe er einen erneuten Angriff startete. Er holte aus und zielte auf Kais Beine. Gekonnt sprang dieser nach oben und landete sicher auf dem Hocker. Verblüfft dreinblickend, dass der Sprung auf das Sofazubehör und das damit verbundene Ausweichmanöver geklappt hatte, wiederholten sie dies noch ein paar Mal. „Für die weibliche Note in deiner Familie sorgt übrigens diese Hiromi.“ Yuriy holte aus und der Jüngere sprang wieder von dem Hocker. „Ist die eigentlich noch immer so launisch?“ Wieder zielte er auf die Unterschenkel des Silberhaarigen. „Nein. Sie ist jetzt entspannter, was eventuell daran liegt, dass sie jetzt mit Takao verheiratet ist.“ Der kleine Hocker ächzte, als Kai erneut schwungvoll auf ihm landete, nur um sich im nächsten Moment unter dem nächsten Zuckerstangenangriff hinweg zu ducken. „Ach stimmt…wir waren ja zusammen auf ihrer Hochzeitsfeier.“ Erinnerte sich der Rotschopf und parierte den Konter seitens Kai. „So ist es.“ Mit einem weiteren Angriff, drängte er den Älteren zurück. „Wenn Hiromi also in deiner Vorstellung meine zickige Schwester war, war Sergej dann der schweigsame und beschützerische große Bruder?“ Die Angriffe des Halbrussen dauerten an und auch wenn der rothaarige Russe Hieb für Hieb parierte, wurde er immer weiter in den Essbereich der Suite gedrängt. Schließlich stieß er mit dem Rücken gegen die Wand. Ergeben hob Yuriy die Hände. „Natürlich hätte er die Rolle des großen Bruders. Immerhin hat er dich damals nach dem Kampf mit Takao im Gang aufgesammelt.“ Kai ließ die Zuckerstange sinken. „Und das macht ihn zum großen Bruder?“ „Wenn man bedenkt, wie du ihn und Boris davor zugerichtet hattest…“ Kai atmete hörbar aus und bettete die Zuckerstange auf seiner Schulter. „Ok..der Punkt geht an dich.“ „Der Nächste auch.“ Grinste Yuriy. Er senkte die Arme und teilte erneut gegen den Silberhaarigen aus, welcher gerade noch den Bauch einziehen konnte. Unglücklicher Weise blieb das Ende der Stange in einer Lücke zwischen zwei Knöpfen hängen und schließlich gab der Stoff von Kais Hemd nach. „Scheiße…“ murmelte der Rotschopf, als ihm bewusst wurde, was er da angerichtet hatte. Die Hemden des Silberhaarigen waren keine Null-Acht-Fünfzehn Kleidungsstücke aus einer Kaufhauskette. Im Gegenteil, sie waren maßgeschneitert und äußerst hochwertig - genau wie ihr Preis. „…das wollte ich nicht.“ Gab er kleinlaut von sich. Doch der Jüngere antwortete nicht. Kai öffnet sein Hemd und krempelt die Ärmel hoch. Yuriy schluckte. Sein Blick glitt an den trainierten Oberkörper seines Partners entlang. „Da..damit habe ich jetzt nicht gerechnet u..und du siehst ver…verdammt heiß a..aus.“ „Ach ja?“ Kai griff nach der Schale mit dem weihnachtlichen Gebäck und schleuderte sie Yuriy entgegen, welcher es gerade noch schaffte die Arme schützend vors Gesicht zu halten. „Süßholz raspeln bringt dir jetzt aber auch nicht.“ Der Jüngere holte mit dem Zuckerstangendegen aus und der Rotschopf nutzte das Ausweichmanöver um aus der Ecke heraus zu kommen. „Na schön, dann eben weiter mit Familienmitgliedern.“ „Oh, bitte verschone mich!“ Kai rollte mit den Augen. „Nö! Ich muss dir ja verdeutlichen, dass du eine Familie hast und zwar eine die dich liebt!“ Der rothaarige Russe schwang die Zuckerstange. „Diese kleine Brillenschlange…“ Yuriy ging wieder in den Angriff über. Kai nahm die defensive Haltung ein und „Herr Gott, er heißt Manabu!“ er parierte. „Na schön…Manabu. Der hat dir doch die Software für deine Firma geschrieben, oder?“ „Und das macht ihn zu einem Familienmitglied?“ „Na ja zumindest schickt er dir Grußkarten in Binärcodes.“ „Pff…“ Kai parierte erneut. Er hatte genug von Verteidigung und zeitgleich mit dem Älteren ging er zum Angriff über. Ihre Zuckerklingen kreuzten sich und nicht willig nachzugeben, lehnten sie sich mit ihrem Körpergewicht in den Kampf. Feurige Rubine trafen auf eisige Saphire. Sie fochten mit ihren Blicken und der Russe wusste, dass es nur einen Sieger darin geben konnte. Daher nahm Yuriy sich zurück und Kai stolperte ein Stück auf ihn zu. Der Rotschopf ließ seine weißrote Deko an der des Silberhaarigen nach oben entlang gleiten bis er zu dessen Handgelenken kam. Diese umfasste er kurz und stieß den Jüngeren schließlich nach hinten. Der Halbrusse fiel gegen ein Regal, die Bücher darin wackelten bedrohlich. Doch Kai befasste sich nicht mit der möglichen Gefahr von Büchern erschlagen zu werden. Er rappelte sich wieder auf, wandte sich von Yuriy ab und lief zurück in den Wohnbereich. „Haha! Flieh‘ nur, doch du entkommst mir nicht.“ rief der Ältere siegessicher und warf die Zuckerstange halbherzig nach seinen Liebsten. Unerwarteter Weise traf er den Silberhaarigen am Rücken. „Oh…Fuck…“ keuchte der Rothaarige. Heute war wohl nicht sein Tag. Wie vom Blitz getroffen blieb Kai stehen und drehte sich langsam zu dem Älteren um. „Du glaubst ich fliehe vor dir?“ ein raues Grollen schwang in seiner Stimme und Yuriy musste zugeben, dass dieser Ton ihm eine angenehme Gänsehaut bescherte. „Ach nein? Sah aber verdammt danach aus.“ Stichelte Yuriy und ihr übermütiger Zweikampf startete erneut. „Übrigens… wäre da noch Max…“ „Was!?“ irritiert duckte der Silberhaarige sich unter einem Schlag weg. „Na euer kleiner Sonnenschein, mit dem du – und ich kann mir nicht erklären warum - stundenlang über irgendwelche Serien skypen kannst. Ich meine, wann guckst du die bitteschön?“ „Netflix auf Dienstreisen.“ Konterte Kai und wich mit einem eleganten Abrollen über eine Sessellehne dem nächsten Angriff aus. Überrascht und zeitgleich begeistert, quittierte Yuriy dies mit einem anerkennenden Pfiff. Doch nun stand der Sessel zwischen ihnen und sobald sich der Rothaarige an einer Seite vorbei bewegen wollte, positionierte sich Kai so, dass das Möbelstück wieder zwischen ihnen stand. Der Rotschopf ließ seinen Zuckerstangen-Degen sinken und ging drei Schritte zurück. „Auch dein chinesischer Freund Rei….“ Er hielt inne und schien zu überlegen. Kai musste schmunzeln und sah seinen ehemaligen Teamleader herausfordernd an. „Ja? Ich höre!“ „Ach für irgendwas wird er schon gut sein.“ Yuriy zuckte kurz mit den Schultern, ehe er die drei Schritte wieder nach vorne machte, auf die Sitzfläche des Sessels trat und über die Rückenlehne sprang. Gekonnt kam er vor seinem Geliebten auf und hielt ihm das Ende der Dekostange ans Kinn. „Nun…ob du es nun einsehen willst oder nicht. Aber du hast eine Familie.“ Kai rollte mit den Augen. „Wenn du meinst…“ Der Silberhaarige hob seinen Arm und schlug mit der Zuckerstange kraftvoll gegen Yuriys, sodass der Rotschopf von der Wucht zur Seite gerissen wurde. Übermütig trat der Jüngere ihm in den Hintern, sodass der Russe stolperte und im Sessel landete. „Dann werde ich wohl auch Boris zu meiner Familie zählen müssen.“ Der Silberhaarige setzte zum Gegenangriff an. „Zwar, schafft er es bis heute nicht mich beim Vornamen zu nennen, aber was meinen Fitnessplan und vor allem meinen Ernährungsplan angeht – da ist er wie eine Mutter, die nur das Beste will.“ Yuriy parierte den Angriff, wieder und wieder. „Ich kann zumindest sagen, dass Boris Trainingsplan dir körperlich nicht geschadet hat.“ grinste der Ältere, welcher weiterhin lässig in dem Sessel saß und mit der Zuckerstange Schlag für Schlag abwehrte. „Halt die Klappe!“ murrte Kai. Sein nächster Degenhieb war kraftvoller und zielte auf eine sehr, sehr empfindliche Stelle. Plastik prallte auf Plastik und der Rotschopf keuchte auf. Beide erstarrten in ihrer Bewegung. Plötzlich herrschte Stille und nur das leise Ticken des Sekundenzeigers der großen Wanduhr war zu hören. Der Rothaarige atmete hörbar aus. „Kai!! Das war verdammt knapp!!“ Yuriy saß kerzengerade und den Rücken in die Lehne gepresst. Seine Beine waren weit gespreizt und nur die zum Kampf umfunktionierte Deko in seiner Hand, hatte verhindert, dass der Silberhaarige ihn kastrierte. Die eisblauen Irden fixierten die Rubine. „Und was jetzt, Kai Hiwatari? Sind wir zwei unsterblich in einen ewigen Kampf verstrickt bis zum jüngsten Tag beim Klang der Posaunen, hm?“ „Du könntest aufgeben.“ Grinste der Halbrusse und zog seine Zuckerstange aus dem Polster des Sessels. Zurück blieb tatsächlich ein kleines Loch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)