🎁Twenty four days before christmas 🎄 von Helier ================================================================================ Kapitel 8: Mistelzweige ----------------------- „Bloß keine Mistelzweige als Deko!“ Durchdringend sah Lioba ihren Vater an, der mit einer Unschuldsmiene zurück blickte. „Wieso nicht? Das gehört doch zu Weihnachten, es ist eine Art Tradition.“ „Bei dir versucht ja auch niemand, dich darunter zu locken.“ „Man muss sich ja nicht auf den Mund küssen, die Wange zählt auch.“ „Nein, es ist eine Firmenfeier. Willst du nachher wilde Knutschereien haben, wenn genug Alkohol geflossen ist?“ Die Schwarzhaarige wollte dies auf keinen Fall, besonders, da ihr auf Anhieb ein paar Kandidaten aus dem Verlag einfielen, die es bei ihr probieren würden. „Weihnachten ist doch das Fest der Liebe“, verkündete Helier. Der strafende Blick seiner Tochter und stellvertretenden Leiterin des Verlags, ließ ihn einlenken. „Gut dann streichen wir die Mistelzweige von der Dekoliste. Hast du die Band erreicht?“ „Ja, sie freuen sich, dass wir sie auch dieses Jahr wieder buchen möchten. „ „Gut, dann können wir das also abhaken. Was fehlt noch?“ Lioba überprüfte das Schriftstück vor sich. Die Weihnachtsfeier des Verlags war immer das Highlight des Jahres. Die Mitarbeiter freuten sich darauf, wie Kinder am Weihnachtsmorgen auf ihre Geschenke. „Die Absprache mit dem Caterer für das Buffet, die Liste der Drinks für die Barkeeper“, las die junge Frau vor. „Das ist ja überschaubar. Das Programm steht?“ „Jede Abteilung muss etwas weihnachtliches Vortragen, wie du es angeordnet hast. Sie haben alle deine Idee verflucht.“ Ein amüsiertes Lachen entfuhr dem Schwarzhaarigen. „Hey, unser Alltag besteht aus kreativer Arbeit, die können sie auch mal anders zum Ausdruck bringen. Dafür bekommen sie ja auch alle eine Belohnung.“ Wie jedes Jahr bestand die Belohnung aus einem Scheck und einem Präsentkorb, der mit Kaffee, Tee und Nervennahrung für den Alltag gefüllt war. „Wann werden die Präsentkörbe geliefert?“ „Soweit ich weiß, morgen!“ „Perfekt, dann steht die Party ja.“ Entspannt lehnte sich Helier in seinem Bürostuhl zurück. Es war der 8. Dezember, am Samstag, den 12. würden sie dann alle zusammen im Verlag „Weihnachten“ feiern. Ausgelassen, weniger besinnlich. Das stand ihnen allen erst mit den Familien bevor. „Sag mal, deine Mum und ich haben uns gefragt, ob du jemanden an Heiligabend mitbringst?“ Augenrollend blickte Lioba ihren Vater an. Jedes Jahr die gleiche Unterhaltung. Konnte er es nicht endlich aufgeben?! „Wen soll ich denn mitbringen?“ „Ich weiß nicht, gibt es denn niemanden, mit dem du dich triffst? Vielleicht öfters?“ Er konnte sich seine Unschuldsmiene wirklich sparen. „Doch, aber das ist keine Beziehung, wenn du darauf hinaus möchtest.“ Das war eher Freundschaft Plus und ging ihre Eltern nichts an. Schon gar nicht ihren Vater, da der Herr hier im Verlag arbeitete und bei ihrer Familie kein Unbekannter war. Für sie war er ein Freund von Lioba, und das würde auch so bleiben. Für ihre Familie und für sie. „Stört es dich denn nicht, an Weihnachten alleine zu sein?“, hakte Helier weiter nach. „Ich bin nicht alleine. Ich habe euch. Meine Familie, reicht das nicht?“ „Wie wäre es denn mit einer eigenen Familie?“ Da drückte also der Schuh. „Dad, keine Sorge, irgendwann wirst du Opa. Dann kannst du das alte zerfressene Weihnachtmannkostüm raussuchen und wieder Kinderaugen zum Strahlen bringen.“ „Darum geht es doch gar nicht.“ Doch, darum ging es, das sah sie an seinem Gesichtsausdruck, der eindeutig sagte: erwischt! „Ich weiß gar nicht, warum alle immer so ein Drama daraus machen, wenn man an Weihnachten keine Beziehung hat.“ „Weil es nun mal das Fest der Liebe ist und das sollte man nicht alleine verbringen.“ „Ich bin nicht alleine!“, fauchte die junge Frau. Abwehrend hob ihr Vater die Arme. „Okay, deine Familie reicht dir an Weihnachten, was mich ja auch freut. Ich will einfach nur nicht, dass du…“ „Dass ich nicht was? Alleine mit zehn Katzen ende?“ Liobas Ton wurde immer bissiger. Das Thema brachte sie auf die Palme. Sie entschied, wann sie eine Beziehung einging. Im Moment wollte sie keine. „Ja, so in der Art stelle ich mir das vor. Oder, dass du irgendwann so eine Sugar Mummy wirst, die sich einen jungen Typen anlacht, der sie ausnimmt. Das wäre wirklich…“ Mit einem lauten Puff, schlug Lioba ihren Terminplaner zu und erhob sich. „Sind wir fertig?“ „Also, ich…“ „Gut, ich muss weiter arbeiten.“ Damit war die Schwarzhaarige auf dem Weg zur Tür. „Ich schreib doch mal die Mistelzweige auf. Ich glaub wir haben einige nette Singles im Verlag. Vielleicht fällt es dir ja bei einem Kuss auf.“ Die Türklinke in der Hand, drehte sie sich ein letztes Mal zu ihrem Vater um. „Wage es dich, und das Weihnachtsmannkostüm wird an Heiligabend als Kaminanzünder genutzt.“ Damit verschwand die junge Frau. Helier griff nach seinem Handy, das auf dem Tisch lag. „Ja, Misses Foster? Hier ist Helier Nightingale vom Bloody Mary Verlag. Ich würde zur Weihnachtsdeko gerne 10 Mistelzweige bestellen. Danke, das war‘s.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)