🎁Twenty four days before christmas 🎄 von Helier ================================================================================ Kapitel 2: Pizza oder Pasta? ---------------------------- Der Gong ertönte. Eine Sekunde später öffneten sich die Türen der Klassenräume fast gleichzeitig, und unter lautem Stimmengewirr strömten die Schüler in Schwärmen auf die Flure. Einer von ihnen war Cole. Ausgelaugt schleppte er seinen Körper den Flur entlang. Sein Ziel war das aller Schüler: Die Cafeteria, denn es war Mittagspause. Gerade hatte er eine sich nie endend anfühlende Matheprüfung hinter sich gebracht. Warum mussten die Lehrer ihren Schülern immer kurz vor den Ferien Prüfungen, Projekte oder Referate aufhalsen? Als würde ihnen allen gleichzeitig einfallen: „Ui, wir brauchen noch was zum benoten!“ Und natürlich war jeder Lehrer davon überzeugt, dass sein Fach das wichtigste war. Cole wurde sachte von der Seite angerempelt, was den Blondschopf zur Seite blicken ließ. „Ich hab das Gefühl, mein Hirn wurde wie eine Zitrone ausgedrückt!“, jammerte Tristan und lehnte sich an seinen besten Freund, der einen halben Kopf größer als er war. Langsam schlurften die beiden Jungs nebeneinander her. „Wie lief Chemie?“, fragte Cole den Jüngeren. Tristan und er waren Freunde aus Kindertagen und lagen knapp 1 ½ Jahre auseinander. „Gut, hätte ich nicht diesen Depp von Runningback als Laborpartner. Beinahe hätte er den ganzen Versuch vermasselt, nur weil er einmal etwas beisteuern sollte. Ist es Voraussetzung, kein Hirn zu haben, wenn man Football spielt?“ „Wahrscheinlich. Dadurch verringert sich das Risiko auf eine Gehirnerschütterung, wenn man mit voller Wucht umgerannt wird.“ Breit schmunzelnd schielte Cole seinen besten Freund an und die beiden begannen herzlich zu lachen. Footballspieler waren nicht ihre Lieblingssorte von Mitschülern. Was vielleicht auch daran lag, dass die beiden Jungs dem Schwimmteam angehörten, das nur wenig Beachtung bekam, egal wie erfolgreich sie bei ihren Wettkämpfen waren. Football war einfach das Nonplusultra an ihrer High School. Oder besser gesagt, im ganzem Land. Das Stimmengewirr war in der Cafeteria noch lauter, als auf dem Flur. Es erfüllte die Ohren, sodass man sie sich am liebsten abgerissen hätte. In einer Disco neben dem Bass zu stehen war angenehmer, so empfand es Cole jedenfalls. Es war Mittwoch, also Pizza- und Pasta-Tag. Sie hatten die Wahl zwischen Cheesie-, Salami- oder Hawaiipizza. Wen die fettige Teigware nicht ansprach, konnte entweder Mac & Cheese oder Bolognese wählen. Cole und Tristan entschieden sich für die Makkaroni mit Käse. Da wusste man, dass es so schmeckte, wie es aussah: Künstlich. „Oh man, ihr zwei seht ganz schön mitgenommen aus!“ Geräuschvoll stellten die beiden Freunde ihre Tabletts auf dem Tisch ab, an dem bereits das übrige Schwimmteam saß. „Wie du aussiehst, darüber reden wir gar nicht erst, John. Ist der Spiegel heute Morgen wieder vor Schreck von der Wand gefallen?“ Die anderen lachten über Coles Kommentar, John zog eine beleidigte Schnute. Sie waren insgesamt acht Jungs, aus allen Jahrgängen der Oberstufe. „Du bist so liebevoll wie immer. Was los, Mathe schlecht gelaufen oder einfach nur so Asshole-Day?“ „Es liegt nur an dir, John. Wenn ich dich sehe, bin ich einfach von Liebe erfüllt.“ Breit grinsend schob sich der Blondschopf die erste Gabel seiner Käse-Nudel-Pampe in den Mund und verzog daraufhin direkt das Gesicht. Okay, es schmeckte noch künstlicher, als es aussah. Auch Tristan schien dies festgestellt zu haben, da er sich angewidert schüttelte. „Glaubt mir, die Pizza ist auch kein Renner.“, sagte Steve und schaute auf sein angeknabbertes Stück Pizza Hawaii. „Dafür, dass unserer Eltern für diese Schule so viel Kohle zahlen, grenzt das Essen echt an Körperverletzung“, stellte Tristan fest und nahm mit langen Zähnen die nächste Gabel. Der Hunger trieb es rein. Während die Jungs ausgelassen über Prüfungen, das Training und wer mit wem eventuell zum Weihnachtstanz gehen würde quatschten, schielte Cole fast sehnsüchtig in die Richtung eines gewissen Tisches. Es war der Tisch der Cheerleader. Von ihren Freundinnen umgeben, saß dort ein junges Mädchen. Ihre langen, roten, welligen Haare umrahmten ihr Gesicht, das freudig strahlte. Es strahlte eigentlich immer. Grüne Augen funkelten einem freundlich entgegen. Ihr Lachen war ansteckend. Kaja war atemberaubend… und Tristans Zwillingsschwester. Dies war aber nicht das Hauptproblem. Das Problem trug die Sportjacke der Schule, hatte seine braunen Haare lässig nach hinten gestylt und setzte sich schleimerisch grinsend neben Kaja. Seine Freundin. Anatol war der Quarterback und Star der Schule. Er und Kaja waren das perfekte High School Pärchen. Bei allen beliebt, erstrahlten sie in der Menge ihrer Anhänger. Cole hätte am liebsten in seine Käsemakkaroni gekotzt. Er kannte Kaja, genauso wie Tristan, schon aus Kindertagen. Oft hatte sie sich an die beiden geheftet, was die Jungs damals mega nervte. So vergingen die Jahre. Sie wurden älter und eines Tages hatte Cole bemerkt, dass aus dem kleinen nervigen Mädchen eine junge Frau geworden war. Ein echter Hingucker. Leider war Cole nie in die Pötte gekommen, was Kaja anging. Erst hatte er sich selber seine Gefühle nicht eingestehen wollen. Er und Kaja waren fast wie Geschwister aufgewachsen. Als ihm endlich klar war, dass er wirklich Gefühle für die Zwillingsschwester seines besten Freundes empfand, war selbiger Coles nächstes Hindernis gewesen. Er hatte ewig gebraucht, um es ihm zu stecken. Tristans Begeisterung darüber hielt sich zwar in Grenzen, aber er akzeptierte es. Leider war es da schon zu spät gewesen. Kaja war mit diesem Schleimbeutel zusammen gekommen. Das ganze lief nun bereits ein halbes Jahr. Jede verdammte Pause musste er sich diesen Anblick geben. Gut, er könnte weggucken, leider waren die zwei wie ein Autounfall. Er konnte nicht weg schauen. „Alter, auch wenn du es dir wünscht, deine stechenden Blicke werden seinen Kopf nicht explodieren lassen!“ Vollkommen aus seinen Gedanken gerissen schaute Cole zu Steve, der ihn schief angrinste. Der ganze Tisch war verstummt. Alle schauten den Blondschopf an. Amüsiert, nur Tristan sah verkniffen aus. „Daran habe ich gar nicht gedacht“, brummte Cole und schaute wieder auf seine Makkaroni. „Nein, du hast ihn nur mit deinen Blicken durchbohrt. Sieh es endlich ein, du hast zu lange gewartet. Hey…“ Steve hatte John in die Seite geknufft, damit er endlich die Klappe hielt. „Die werden nicht ewig zusammen bleiben. Ich bin mir sicher, irgendwann wird es er vermasseln.“ Davon war Cole überzeugt. „Oder Kaja wird endlich klar, was für ein Idiot er ist, und dass sie etwas besseres verdient hat.“ „Und das bist du. Der tätowierte Schulrebell?“, witzelte Steve. Cole grinste frech. „Ja, das bin ich. Wenigstens bin ich nicht so oberflächlich und selbstverliebt.“ „Okay, das mit dem oberflächlich unterschreib ich, aber das selbstverliebt…“. Tristan schielte seinen besten Freund frech von der Seite an. „Aber genau das ist so liebenswert an mir. Aber jetzt mal ehrlich, du magst ihn doch auch nicht!“ „Das ist Kajas Sache. Sie muss ihn ertragen“, sagte der Braunhaarige schulterzuckend. „Wäre dies eine schnulzige Weihnachtskomödie, würdest du nach unendlichen Strapazen Kajas Herz mit dem perfekten Weihnachtsgeschenk erobern. Es würde ihr die Augen öffnen und ihr klar machen, dass sie nur dich will.“ Johns Stimme war theatralisch, wie seine Gesten. „John…“, sagte Cole ruhig und sah den anderen an. „Ich weiß, ich soll die Klappe halten!“ „Nein! Ich glaube dies war das Beste was du je gesagt hast. Die Idee ist super.“ Jetzt schauten alle sehr verwirrt. „Du glaubst wirklich, dass es klappt?“ Steve klang wenig überzeugt. „Es ist einen Versuch wert. Ein Geschenk, das ihr zeigt, was sie mir bedeutet.“ Coles Augen begannen zu leuchten. „Und was sollte das sein?“ „Das ist die Frage. Tristan?“ Hoffnungsvoll schaute der Blondschopf zu seinem besten Freund. „Zieh mich nicht mit rein, ich weiß ja nicht mal, was ich ihr zu Weihnachten schenken soll.“ „Shit…“, seufzend stütze Cole sein Kinn auf eine Hand. „Keine Sorge, Casanova, dir wird noch was einfallen. Sind ja nur noch 22 Tage bis Weihnachten.“ „Das ist gar kein Druck, Steven. Gar keiner!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)