Die Ersuchte von Skadii ================================================================================ Kapitel 9: Die Lügnerin ----------------------- Es war ein goldener Herbstuntergang an dem ich dir das erste mal begegnet war.  November, 1864 Du schliefst unter der großen Eiche, nicht weit weg von unserem Anwesen.  Langsam hob und senkte sich deine Brust, während dein Kopf an ihr lehnte.  Deine Arme lagen verschränkt auf deiner Brust.  Als ich dir näher kam, knisterte der Laub unter meinen Füßen und ich weckte dich.  Verschlafen aber neugierig traf mich dein Blick. Stumm nickten wir einander zu, bis ich mich zu dir in deine Gesellschaft begab.  Ich wünschte mir, wir hätten dort bleiben können, du und ich und die alte Eiche.  Sie gab uns beiden einen Ort an dem wir anders sein konnten und nicht so wie es alle von uns erwarteten. Sie warf einen Schatten auf uns, weil wir eigentlich nie im Licht stehen wollten.  Manchmal kehrte ich an den Ort zurück in der Hoffnung dich eines Tages dort aufzufinden, um dir zu sagen wofür ich nie den Mut hatte. Inzwischen habe ich mich so weit entfernt, dass ich den Weg vergessen habe.  Jetzt bin ich so weit gegangen ich kann nicht mehr zurück.  Aber eines Tages werde ich den Weg zurückfinden, wenn sich die Dinge Verändert haben.    Ich rannte umher, der Brief zwischen meinen Händen war schon völlig verknittert. Es war Narutos Geist der ihn mir gebracht hatte und mir eigentlich nie etwas böses wollte, sondern einzig allein meinen letzten Wunsch erfüllen wollte. Doch wieso hatte er ihn zu mir gebracht? Keuchend schnappte ich nach Luft, dann irrte ich erneut in den Wäldern in der nähe unseres Anwesens umher. Die Bäume um mich herum erdrückten mich, das rascheln der Äste klang wie ein rufen nach mir. Ein Labyrinth aus Bäumen versperrte mir die Erinnerung, doch ich gab nicht auf. Immer weiter rannte ich hinein, versuchte nicht stehen zu bleiben. Es dämmerte bereits als ich der Sonne entgegen rannte. Ich stolperte, rappelte mich wieder auf und rannte weiter. Die Sonne blendete mein Gesicht, sodass ich eigentlich nichts sehen oder erkennen konnte. Stattdessen konnte ich es spüren, es war hier ganz in der nähe. Ich stolperte erneut, doch dieses mal in seine Arme. Wie eine Feder fing er mich auf und half mir wieder auf. Ein lächeln schmückte seine Lippen als er sich mir zuwandte: „Da bist du ja.“ , „Hast du eine Ahnung wie lange ich hier bereits auf dich warte?“ Ich zitterte als ich mich an ihn schmiegte und versuchte tapfer meine Tränen zurückzuhalten. „Sehr, sehr viele Leben meine Liebe. Ich hatte es beinahe schon aufgegeben.“, seine Hand strich behutsam über meinen Hinterkopf. „Ich verzweifelte daran, dir jemals deine Erinnerung wiedergeben zu können und das du den Weg hierher zurückfinden würdest. Hier wo alles angefangen hat“ , „Kannst du mir jemals verzeihen was ich dir angetan habe, dieser Fluch lastet ganz allein wegen mir auf dir und deiner Familie, seit ich dich umgebracht hatte.“ Ich vergrub mich schluchzend in sein vertraut riechendes Yukata und mit jedem Atemzug wurde mir alles klarer. Es war niemals meine Aufgabe ihn vor den Schatten zu beschützen, denn Sasuke war bereits der Schatten meiner Vergangenheit. Nicht ich musste ihm dabei helfen sich zu erinnern, sondern er half mir dabei. Die Leben die ich gelebt hatte fühlten sich alle so einsam und verlassen an. So als drücke mir jemand die Luft zum Atmen ab und ich kam niemals dazu auszusprechen was mir auf dem Herzen lag. „Wieso....“, schluchzte ich „Wieso nur hast du mir nicht zugehört!“ Seine Hände berührten mein Kinn und hoben es behutsam an, dann sah er mich an. Eine ganze Weile betrachtete er mich, so als könnte ich mich jeden Moment in Luft auflösen. Sinnlich beugte er sich über mich, als seine kalten Lippen meine glühende Stirn berührten, spürte ich die Gefühle die von ihm ausgingen. „Versprichst du ehrlich zu sein, ehrlich zu dir selbst?“ Ich nickte, legte meine Hand auf seiner Wange ab und streichelte sie zärtlich. „Ich habe dich nie geliebt.“, schmunzelte ich. „Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin.“, flüsterte er lächelnd. Unsere Lippen verschmolzen zu einer Erinnerung. Wir atmeten die letzten Sonnenstrahlen ein, doch langsam verblasste Sasuke vor meinen Augen. Irgendwann, war er es der sich in Luft auflöste und ich wusste dieses mal war er für immer fort. Ich setzte mich noch eine Weile zu der alten Eiche, die blätter rauschten und ich verschränkte die Arme. So sehr ich es mir wünschte, leider wurde ich nicht durch Schritte geweckt, die sich mir näherten. Irgendwann schlief ich ein.   Meine Mutter kehrte aus der Schweiz zurück, gemeinsam mit meiner Schwester Hanabi, welche wir kurz darauf in Konoha dem Familiengrab beisetzten. Es fühlte sich gut an endlich Abschied zu nehmen. Jetzt, wenn ich sie besuchte wusste ich, dass sie dort war wo sie hingehörte. Bei uns. Das Anwesen war zwar noch immer viel zu groß für uns, doch meine Mutter füllte es mit Leben. Die Küche roch nach frischem Ramen, bei der sie die Brühe Stunden vorher aufgesetzt und eingekocht hatte. Mein Vater nahm den Unterricht wieder zu geregelten Zeiten auf und schon bald rannten kleine Kinder tobend durch unseren Zen Garten, denen mein Vater hinterher jagte und sie mit einem geworfenen Schuh zurecht wies. Eine Zeit lang mied er mich, da ich ihm meinen Standpunkt erklärt hatte das Dojo nicht in unserem Namen weiterzuführen. Eigentlich war es ihm keine Überraschung und doch musste er es erst Verdauen. Neji war selbstverständlich ein deutlich passenderer Nachfolger und ich freute mich vom Herzen für ihn.   Ich zog in die Innenstadt von Konoha und traf meine Freunde wieder, es fühlte sich gut an. Begann damit Klavierstunden zu nehmen. Schon sehr bald spielte ich die klänge von -Sea Change-, wenn auch nicht besonders gut zu beginn, so sprach mein Lehrer mir sein Lob aus. Er sagte wenn ich Ehrgeizig genug war, dann konnte ich es noch sehr weit bringen, trotz meines verspäteten Einstiegs. Ich flickte das Keyboard, das man mir geschenkt hatte und übte darauf. Als ich immer besser wurde kaufte ich mir ein Klavier und irgendwann stand in meinem Wohnzimmer ein ganzes Piano. Mein Vater hatte es mir gekauft, daran klebte ein Post-It mit den Worten -Hab dein Keyboard reparieren lassen-. Das war seine Art sich bei mir zu entschuldigen. Ich spielte nach etwa einem Jahr in der Konzerthalle von Konoha, selbst auf der Bühne konnte ich es nicht glauben wozu ich es gebracht hatte. Meine Finger tanzten über die tasten, so als hätten sie noch nie etwas anderes in ihrem Leben getan.   Eines meiner Stücke widmete ich ihm, es trug den Titel -Changes-.  Zwei weitere Jahre waren vergangen.   Es war Winter als ich mich in meinen Mantel schmiegte und die Hände in den Taschen vergrub. Die Straße, die ich entlang spazierte war mit einem frisch gefallenen Schnee bedeckt. Es dämmerte bereits und die Straßenlaternen gingen an. Ich war völlig in mich versunken als ich die Schritte die ich im Schnee hierließ betrachtete, da rüttelte mich eine kalte aber klare Stimme wach. „Kennen wir uns?“, fragte sie, während sie mich durch meinen eng umschlungenen Schal betrachtete. Ich hob meinen Blick an und prallte auf ein paar dunkle Augen. Die Ähnlichkeit war verblüffend, jedoch strahlten sie mehr wärme aus. Ich lächelte, wagte erneut einen neuen Blick. Seine Haare waren ein wenig länger und glätter als ich sie in Erinnerung hatte. Seine Lippen schmückte ein tückisches grinsen, so als hatte er mich bei etwas verbotenem ertappt. „Nein, sie müssen sich irren.“, flüsterte ich und schlich mich an ihm vorbei. Eine Hand zog mich zurück und als er mich erneut erhaschte kämpfte ich bereits mit den Tränen.   „Lügnerin.“, flüsterte er.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)