Boston Boys - Fragmente von Vampyrsoul (Kurzgeschichten zur Boston Boys Reihe) ================================================================================ Kapitel 4: Toby – April 2001 II ------------------------------- Laura sammelte unsere Gläser ein und zwinkerte Isaac, wie sich der süße Typ mittlerweile vorgestellt hatte, zu. Leicht schüchtern lächelte er sie an. Tja, schade. Aber das erklärte, was seine Blicke zu unserem Tisch geführt hatte. »Laura ist echt niedlich, oder?«, fragte Joanna und schmunzelte ihn schelmisch an, sobald Laura gegangen war. Ertappt starrte er sie einen Moment an, nahm dann einen Schluck von seinem Getränk und nickte schüchtern. »Tja, Toby, da hast du wohl Pech gehabt«, stichelte Berry. Ich hob die Hände und zuckte mit den Schultern. »Man kann halt nicht immer Glück haben.« »Warum?« Die unschuldige Frage ließ mich und das Pärchen schmunzeln. »Weil Toby dich heiß findet und dich beim Tanzen die ganze Zeit mit Blicken ausgezogen hat.« »Jetzt übertreibst du aber!« So schlimm war ich nun auch nicht. Ich hatte seinen Körper bewundert, aber nicht auf diese Art. Isaac richtete seinen Blick auf mich, die Unterlippe halb zwischen seinen Zähnen. »... heiß«, flüsterte er. »Was? Ich hab dich über die Musik nicht verstanden.« Ich beugte mich etwas dichter zu ihm. »Ich find dich auch heiß.« Seine Stimme zitterte etwas, doch sie hatte einen trotzigen Nachdruck, als glaubte er mir nicht, dass ich ihn nicht verstanden hatte. Mir entlockte es ein Schmunzeln. Forschend sah ich ihn an und legte meine Hand leicht seitlich gegen seinen Oberschenkel. Gerade genug, damit er spüren sollte, dass sie da war. »Ist das so, ja? Warum bist du dann vorhin meinem Blick ausgewichen?« »Ich war nicht sicher, ob du vielleicht Ärger suchst.« Er schluckte schwer und senkte den Blick auf meinen Oberarm. Nach einem kurzen Moment näherte er langsam seine Hand und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen darüber. Schalkhaft setzte er hinzu: »Ich hätte mich nicht mit dir anlegen wollen.« Joanna lachte hell auf. »Glaub mir, Toby würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Er sieht zwar aus wie ein Pitbull, aber in Wirklichkeit ist er ein zahmes Kälbchen.« Ihr Ernst? Das klang nicht gerade sexy. Wenn sie mir helfen wollte, war das der falsche Ansatz. »Komm, wir gehen noch eine Runde holen«, forderte Berry seine Freundin auf und rette mich damit vor ihrer ›Hilfe‹. »Mutig, dass du dich trotzdem hergetraut hast.« Meine Hand wanderte seinen Oberschenkel hinauf. Gut, er zuckte nicht zurück. Seine Augen funkelten amüsiert, fanden jedoch nicht mehr ganz den Fokus. »Ich hatte keine Wahl. Es war nichts anderes mehr frei. Und mir taten die Beine weh.« »Soso.« Nicht sehr schmeichelhaft, aber gut, mit der Aussage musste ich wohl leben. Da er etwas unsicher, Nähe aber nicht abgeneigt schien, legte ich meinen Arm um ihn, rutschte etwas näher und streichelte seinen Oberschenkel mit der anderen Hand. Für einen Moment wirkte es zu viel für ihn, doch er griff nur nach seinem Getränk, das Berry gerade vor ihm abstellen wollte, und lehnte sich damit in der Hand zurück. Aufmerksam beobachtete ich, wie er mit dem Strohhalm spielte und ihn zwischen seine Lippen wandern ließ. Keine Ahnung, ob er das absichtlich tat, aber es machte mich an. Ich wollte ihm andere Dinge zwischen die Lippen schieben; und zwar bald. Sonst war solche Schüchternheit gar nicht mein Ding, aber gepaart mit dem Nachklingen der Selbstsicherheit, die er auf der Tanzfläche gezeigt hatte, drängte es mich danach, seine Haut zu berühren und zu erfahren, ob er sich auch im horizontalen Tanz so aufreizend bewegte. Doch dazu musste ich ihm näherkommen und das ging am besten ohne Joannas und Berrys Anwesenheit. Ich sah fragend zu ihnen, strich Isaac für sie sichtbar über die Schulter und nickte in Richtung der Tanzfläche. Sie wussten schon, was ich wissen wollte. Berry sah Isaac etwas skeptisch an, dafür antwortete Joanna mit einem anzüglichen Grinsen: »Viel Spaß!« »Hä? Was?« Irritiert sah Isaac von seinem Getränk auf. »Wir beide gehen jetzt tanzen«, erklärte ich ihm mit einem auffordernden Blick und stand auf. Es gab nichts Besseres, um jemandem näherzukommen. Die Berührungen waren unverfänglich und man konnte sehen, wie gut man harmonierte. Außerdem war er dabei so unglaublich sexy! Ich wollte mehr davon sehen. »Okay?« Eilig schlürfte er einen großen Schluck auf dem Glas. Ich hob nur skeptisch die Augenbraue, ließ es aber unkommentiert. Er wusste schon, was er tat. »Ich muss los«, keuchte ich und trat einen Schritt von ihm zurück, sicherte ihn aber noch mit einer Hand an der Schulter, damit er stehenblieb. Scheiße, er hatte natürlich nicht gewusst, was er tat und zu viel getrunken. Beim Tanzen war er mit jedem Song mehr aus dem Takt geraten und hatte sich an mich gedrängt, um das Gleichgewicht zu wahren. Dennoch hatte ich der Versuchung nicht widerstehen können, als er aufdringlicher wurde, und ihn in eine dunklere Ecke geführt. Doch je mehr er sich in meine Berührungen fallen ließ, desto deutlicher wurde, dass ich nicht weitergehen sollte – durfte. Er war zu betrunken, um das mit meinem Gewissen zu vereinbaren. Zu schade. »Oh. Okay?« Er suchte das Gleichgewicht und fand es. Zumindest solange er stillstand. »Ich muss morgen arbeiten«, erklärte ich. Es war die Wahrheit und kam mir als Ausrede gerade gelegen. Auch wenn es mich wirklich ärgerte. Er schwankte leicht und ich hielt ihn wieder fest. »Soll ich dir vielleicht auch ein Taxi rufen?« Er schüttelte den Kopf und sofort füllten sich seine Augen mit Tränen. Verwirrt und angewidert ließ ich ihn los. Hatte er es echt so nötig, dass er dafür sogar auf die Tränendrüse drückte? Er suchte an der Wand Halt. »Ich kann nicht nach Hause.« Ich kämpfte mit mir. Ich hatte keine Lust, so ausgenutzt zu werden, und es machte mich wütend. Andererseits fühlte ich mich verantwortlich. Er hatte gesagt, er hätte kein Geld mehr für Drinks, also hatten Joanna, Berry und ich ihn eingeladen. Ohne uns wäre er nicht so betrunken. Ohne uns könnte er noch besser einschätzen, mit wem er mitging. Und wenn ich ihn nicht mitnahm, wer dann? Ich konnte es nicht mit mir vereinbaren, ihn stehenzulassen. Um mich zu beruhigen, massierte ich meine Nasenwurzel. »Gut, dann komm mit.« Mit beiden Armen fing ich ihn auf, als er zu schnell den Kopf in meine Richtung drehte. Scheiße, hoffentlich kotzte er mir nicht die Wohnung voll! »Danke«, murmelte er und ließ sich von mir zu Joanna und Berry zurückführen, die mittlerweile mit anderen Stammgästen zusammensaßen. Ich gab ihnen Bescheid, dass wir gingen, und wünschte ihnen einen schönen Abend. »Viel Spaß«, rief mir einer der anderen Gäste mit einer anzüglichen Geste hinterher. Ich ignorierte ihn, weil mich der Gedanke gerade nur frustrierte. Schön wäre es gewesen, doch daraus wurde nichts. Zumindest nicht, solange Isaac sich nicht wenigstens etwas ausgenüchtert hatte. Alles andere würde sich dann zeigen. Im Taxi schrieb ich Roger eine kurze Nachricht, dass ich den Kleinen mitbrachte und ihm das am nächsten Morgen erklärte, wenn er wieder zu Hause war. So zahlte es sich aus, dass ich meinen Freund schon vorher vorgewarnt hatte, dass sich spontan etwas ergeben hatte. Er würde nicht aus allen Wolken fallen, wenn er am Morgen aufwachte und die Nachricht las. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)