Maskenball von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 6: Kuriositätenkabinett ------------------------------- Im Angesicht des Todes, stirbt erst das Herz.   Nicht an Organversagen... Dem menschlichen Versagen.   Wenn die Seele erlischt, in des Todes Kälte, ist alles verloren.   Ich verliere dich.   Ein Lebensbruch, der uns trennt.   Es benötigt nur einen Spalt, um den Abgrund aufzureißen.   Nur ein Schritt, um zu fallen.   Ein einziger Riss, damit die Wunde blutet.   Ein Gift, um zu verenden.   Ein Lächeln. In Stein gemeißelt. Dein Gesicht das Grab.   Verwittert, verwaist, niemals betrauert.   Weinst du? Oder lachst du?   . . .   „Fa Fa Fa!!“   Der Horror besaß einen Klang. Das Grauen einen Namen: Kamazou.   Das markerschütternde Lachen schrie durch die Stille, quälte sich in mein Herz. Lauter, immer lauter. Eine Melodie, so verzerrt und entstellt, dass die Gestalt vor mir nicht mehr als Kira wiedererkennbar war. Auf seinen violetten Lippen ein Lächeln, in aller Skurrilität verunstaltet. Eine seelische Wunde mit körperlicher Verletzung. …Smile. Killer hatte sich selbst vergiftet. Hatte Kiras Psychose verstärkt, mit seiner eigenen. Einer neuen Persönlichkeit?   Erschüttert sah ich ihn an. Er hörte nicht auf zu lachen. Lachte immer weiter, konnte es nicht unterbinden, wie ein defektes Band, das sich wiederholte. Immer und immer wieder. Desorientiert, gestört, instabil. Nein, das war keine eigenständige Person – Es war ein kaputtes Seelenfragment. Eine Scherbe, die von Sekunde zu Sekunde weiter zerbrach. Von innen heraus zerriss. Ein leidvolles Lächeln in Schmerz. ...Der sich in Aggression wandelte.   Lachend zog er das Messer – und ging auf mich los. Labil, brutal, irre. Jagte auf mich zu, schnitt wild durch die Luft, erzeugte ein reißendes Geräusch, das totes Leben in die Atmosphäre brachte. Nach hinten springend wich ich ihm aus, keine Möglichkeit zur Verteidigung, ließ ihn nicht aus den Augen, versuchte sein Bewegungsmuster zu erahnen. Unmöglich; Er agierte völlig willkürlich. Unberechenbar, wild geworden, der Raserei verfallen. Mit einem einzigen Ziel: Mich.   Sein schrilles Lachen in ein verzweifeltes Kreischen übergehend, weil er mich nicht traf. Noch nicht. In Jähzorn preschte er auf mich zu, das Schnittmuster immer gehetzter werdend, gar hysterisch, fuchsteufelswild. Es fiel mir schwerer und schwerer auszuweichen, die rutschige Wiese kein geeigneter Untergrund. Abgehetzt rief ich zwischen zwei Sprüngen; „Kira!“ Keine Reaktion. „Killer!“ Nichts.   Das mörderische Ungetüm vor mir blind vor Tobsucht. Seine manisch geweiteten Pupillen zerfetzten bereits meine Eingeweide. Angespannt dachte ich nach – wich aus: rechts, links, links – Was kann ich tun? Wie ihn stoppen? Warum ist er bloß so aufgebracht?   Im raschen Zeitraffer ließ ich die Ereignisse der letzten Minuten geistig Revue passieren. Ich, der Killer provoziert... Killers Treffen mit Hakuba... Rechts springen, links. Killers aufgezwungener Kuss... Der Switch... Killers Hilferuf- Der Hilferuf!   Ich spürte es. Zwischen all der Aggression. Die Stille. Ihre Trauer. Ihre stillen Tränen. Das gleiche Gefühl, bevor Kira und Killer wechselten. Ich stand dem Auslöser gegenüber. Es ist nicht Killers Hilferuf gewesen – Der Teil von ihm, der vor mir steht, hat das seelische SOS gesendet. Ein Seelengrab – Ein Trauma in Menschengestalt. Kamazou der Grabstein, der zertrümmerte.   Hat Killer mir das zeigen wollen? Nicht sein Schatten – sein Begrabenes? Sein Leiden?   Die Stille schrie. Als würde sie mir antworten wollen. Was bringt mir die Erkenntnis jetzt? Ich war überfordert, das Nachdenken verdammt schwer mit der Mordmaschine vor mir. Meine Beine zogen unangenehm, konnten nicht mehr lange durchhalten, bald nicht mehr ausweichen. Meine Bewegungen gerieten ins Wanken. „Was willst du von mir?!“, knurrte ich abgehetzt, „Was habe ich dir getan?“   Keine Antwort. Nur sein Lachen, das einen Ton wie ein Schluckauf erzeugte. Ein Schluchzen? Warum leidet er so sehr? Was bereitet ihm Schmerz? „Wie kann ich dir helfen?“, klang meine atemlose Stimme verzweifelter. „Rede mit mir!“   Er stockte. Seine Pupillen schwärzten. Erstmals hörte ich es. Seine Stimme. Das, was sich zwischen dem verzerrten Klang seiner vergifteten Stimmbänder in die Stille wetzte. Ein kratziger Stimmton, ähnlich einer rostigen Sense, die zerbröckelte. „B-Bleib steh-hen.“   Und er dreschte erneut auf mich zu, stieß sich vom Boden ab, schwang das Messer. Ich zögerte. Nur einen Herzschlag. Bis ich tat, was er verlangte. An Ort und Stelle bleibend, sah ich ihn rapide näher kommen. Wie in Zeitlupe, Bild für Bild. Ehe ich es fühlte. Den Schnitt.   An mir herunterblickend, auf meine Brust, die seine Klinge traf. Nicht meine Haut – den Smiley der Familie, den er mir vom Overall schnitt. Der Fetzen Stoff schwebte zu Boden, zwischen uns. Und ich sah auf, in seine Augen. In ihre endlose Trauer. Verloren, hilflos, gebrochen. Es tat mir weh. Mehr, als jeder Messerstich es je könnte. Fest pressten sich seine Lippen aufeinander, versuchten vergeblich mit dem kaputten Lachen aufzuhören. Was haben sie dir angetan? Was hast du dir angetan?   Das Messer klirrte zu Boden. Seine Hände pressten sich gegen seine Augen, als würde er es nicht ertragen. Sich selbst nicht ertragen. Die Welt, die ihn nicht wollte. Das Leben, das ihn verstoßen hatte. Meine Brust krampfte, mein Herz blutete. Er litt. So sehr. Ohne Maske krachte die seelische Qual mit aller Macht auf ihn ein. Die Kopfbedeckung außer Reichweite, viel zu weit weg. Unerträglicher Schmerz.   Das ist es... was dir Leid zufügt. Die Welt – Deine Welt. Du suchst Schutz...   Ohne Zögern zog ich meine Kappe aus, die ich ihm aufsetzte, ihren gelben Schirm über seine Stirn zog. Und legte meine Arme um ihn. Fest, innig, verankernd. Beschützend. Wenn er im Seelenleid ertrank, wollte ich ihm ein Anker sein. Wollte ihn halten, mit ihm untergehen. Sacht strich ich ihm über den Rücken, spürte, wie er sich unter meiner Berührung verkrampfte. Lehnte meine Stirn gegen seine Brust.   „Ich bleibe bei dir“, flüsterte ich ihm zu, die holprige Vibration seines defekten Lachen fühlend. „Auch wenn die Welt dich nicht will“, wurde meine Stimme leiser, gefühlvoller. „Ich will dich.“   Und sein Lachen stoppte. Die Stille lächelte. Mit mir.   Weil er die Umarmung erwiderte. „Kira?“, spürte ich sein lebend Herz.   „Falsch geraten, Sweetheart“, schnurrte er, drückte mich fester an sich, gar brutal zärtlich. K-Killer? Ich war mir so sicher, dass- „Kira und ich... Wir teilen das gleiche Herz – deine Worte.“ Gegen meine Wange pulsierte es. Sein Lebensimpuls beschleunigte sich, kraftvoller, lebendiger. Wie ist das möglich? Amüsiert erklärte er; „Wie ich sagte: Ich mache diesen Körper zu dem meinigen.“ Aber... wie? Irritiert sah ich zu ihm auf. Seine dunkelblauen Augen im Schatten des Kappenschirms verborgen, blitzten wissend. „Leben“, führte er weiter aus, „je stärker der Wunsch, desto mächtiger der Körper.“   „Heißt das“, wagte ich eine Theorie, „du willst Kira gar nicht...“ „Zerstören?“, endete er, schmunzelnd, „das tut der Trottel schon von allein.“   „Hey!“, grummelte ich, „beleidige ihn nicht.“ „Sonst was?“, hob er seine Mundwinkel maliziös, „willst du mich bei ihm verpfeifen? Er weiß, wie ich über ihn denke.“ Und er betonte schadenfroh; „...Der Schwächling.“   „Ey!“, erschallte ein scharfer Pfiff. „Verlauster Fick-Fiffi, zurück in dein Zwinger!“ Grob wurden wir auseinandergerissen. Von einem Muskelpaket mit feuerrotem Haar, der eine Leine hielt, züchtigend in seine offene Hand schlug. Die Stahlkette um Killers Hals gelegt, wurde er von dem Kerl erbarmungslos mitgezogen. Leistete keine Gegenwehr. „Mein Stichwort“, seufzte Killer vergnügt, warf mir meine Kappe zu, „Evilbye, my little Lamb~“   Englisch? Hat eine andere Persönlichkeit auch eine andere Nationalität?   Die Muskelmaschine fixierte mich mit zornig goldenen Augen. „Fremdgeh'n is nich, Shrimp!“ ??? Mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf wurde ich stehengelassen. Sah den beiden nach, wie sie zum Kellertrakt gingen, der fremde Typ im Vorbeigehen die Maske aufhob und Killer grob aufsetzte – falsch herum – und dreckig lachte.   Mehrmals blinzelnd, glitt mein Blick zum Horizont. Zwischen der dicken Wolkendecke aus Grau und Schwarz kämpfte sich ein einzelner Sonnenstrahl durch, der mir mitten ins Gesicht prallte. Ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen. Meine Kappe fand ihren rechtmäßigen Platz auf meinem Kopf, schirmte das grelle Licht ab. Zu meinen Füßen sehend, glänzte das Messer in der Morgensonne auf. Hat er es absichtlich nicht mitgenommen? Ich kniete mich hin, hob es auf, versteckte es in meinem Stiefel. Wer weiß, ob ich das noch brauche...   Wie lange bleibt mir noch, bis ich zum Dienstantritt muss? Mein Zeitgefühl war echt mies. Vielleicht eine Stunde? Eine halbe? Im Asylum schien die Zeit anders, gar verschoben, wie verlangsamt, angehalten, die Tage wie Wochen zu vergehen. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie lange ich hier war. Durch den wabernden Nebelhorizont um das Anwesen die Tag-/Nachtzeit nicht richtig erkennbar. Mein Körper auch kein guter Koordinator, mein Biorhythmus für die Tonne. Das Adrenalin wirkte noch nach, Schlafen war eh nicht mehr drin. Das flaue Gefühl im Magen erinnerte mich daran, dass ich länger nichts mehr gegessen hatte. So begab ich mich auf den Weg, lief Richtung Herrenhaus, zur Küche.   ...Oder eher: dem Schlachtfeld. Hier sah es aus, als hätte ein Sturm gewütet. Der Sturm der D. Das doppelte D.saster, mit Zylinder.   „Guten Morgen“, begrüßte mich Sabo mit erhobenem Handschuh. In aller Seelenruhe seinen Tee trinkend, während hinter ihm aus der Speisekammer polternde Geräusche erklangen, die mich an Jurassic Park erinnerten. Die Fütterungszeit. „Tee?“, bot er mir an, wank zu der Porzellankanne, die auf dem Tisch stand, an dem er saß. „Kaffee, stark“, seufzte ich, ging zu ihm, nahm ihm gegenüber Platz und griff nach der Thermoskanne vom Nachtdienst. Auf ihr war ein Phönix eingraviert. Während ich sie aufdrehte und mir blind einschüttete, wagte ich einen Blick auf die Sauerei aus Essensresten, klebriger Küchenzeile, zerstörten Küchenutensilien und abgefackeltem Ofen. „Was ist passiert?“, fragte ich und trank- spukte das Zeug gleich zurück in die Tasse. Igitt! „Was ist das?“   Sabo bedeckte seinen Lippenzug mit einer behandschuhten Hand. Sein Amüsement so offensichtlich, dass leichte Grübchen seine Augen umrahmten. „Das willst du nicht wissen, glaub mir.“ Jetzt will ich's erst recht. „Sagen wir einfach... der Mixer hat Ace' 'Verjüngungs-Spezial' nicht überlebt.“ Wie aufs Stichwort schlenderte der Mann mit Sommersprossen aus der angrenzenden Speisekammer. Fett grinsend. „Marco ist so alt, er lässt selbst Fossile alt aussehen.“ Sabo lachte verhalten. „Das Museum sucht sein Aushängeschild.“ „Gib mir Gum-Gum“, sprang der Strohhut aus der Kammer, schmatzend, „wer bisch wu?“   „Dum-Dum“, antwortete ich ihm trocken. Ich Idiot bin freiwillig in die Klapse. Obwohl ich weiß, dass es hier vor Bekloppten wimmelt. Mich geschlagen gebend, senkte ich meinen Kappenschirm, sah die drei nacheinander an. „Ihr seid...?“   „Brüder!“, jubelte Luffy stolz, umarmte die anderen beiden lächelnd. „Ich bin der Kapitän, Ace und Sabo meine Vize-“ Ein doppeltes Klonk begleitete die Fäuste der Brüderlichkeit. „Sind wir nicht!“ Luffy verzog einen Schmollmund, rieb sich den geschundenen Kopf. Und lachte. „Shishishi~“ Sabo seufzte schmunzelnd. „Was ist so lustig, Luffy?“ Das Lächeln des Strohhuts wurde breiter. „Ihr wisst nur noch nichts von eurem Glück! Ihr werdet schon sehen: Das One Piece gibt’s wirklich!“ Wage erinnerte ich mich an Monets Diagnose des Jungen: Wahnvorstellungen. Sabo – sein Psychologe – verneinte, noch befürwortete. Stattdessen glimmten seine Minzgrünen Augen in Wärme. „Oh, wir wissen um unser Glück“, erweichte seine fürsorgliche Stimme, „...mit dir.“   Ace stützte sich mit seinen Ellenbogen auf Sabos Stuhllehne, neigt seinen Kopf zu Luffy, „Was ist eigentlich dieses ominöse One Piece?“ „Das ist geheim“, nuschelte Luffy, spitzte seine Lippen, wich den interessierten Blicken aus, „das weiß ich nicht...“, pfiff er unschuldig. Ein echt schlechter Lügner. „Ich darf es euch nicht verraten- Okay, ich sag's euch!“ Als würde er flüstern wollen, beugte er sich zu uns über den Tisch. Der Flüsterton ein viel zu lautes Posaunen. „Es ist der größte Schatz von allen!“, streckte er seine Arme aus, gestikulierte etwas, was nur er selbst verstand. Ehe seine sonnige Stimme an Ernsthaftigkeit gewann. Plötzlich viel erwachsener wirkte. „Das One Piece“, funkelten seine Rehbraunen Augen in Verbundenheit, „ist das eine Teil, das Kaputte wieder ganz macht.“   Der herzerwärmende Gedanke erreichte uns. Alle. In dem Jungen schlummerte etwas Besonderes. Ein Traum für den er kämpfte. Ein Wunsch, der Hoffnung gab. Ein wahrer Hel.D. – Wie Shachi sagte. Wahnvorstellungen? Eher: Eine Phantasie, die die Realität besser macht.   Ein Magenknurren zerstörte den sentimentalen Moment. Peinlich berührt räusperte ich mich. „Habt ihr zufällig was für mich übrig gelassen?“ „Natürlich.“ Sabo. „Bedien dich“, deutete er auf den Kühlschrank. Hoffnungsvoll öffnete ich ihn. Mich empfing ein Festmahl aus... gähnender Leere. Warum verarscht mich hier eigentlich jeder? Mit mir kann man's ja machen! Bevor ich zu einem Knurren ansetzen konnte, kam Ace zur Rettung, der mir netterweise das Gemüsefach öffnete, in dem eine einzelne Tomate lag. „Siehst du? Ist noch was übrig.“ Die schimmelt schon! Angeekelt verzog ich das Gesicht, vor dem ein Sandwich auftauchte. „Mein Fleisch teile ich mit niemandem. Aber mein Sandwich“, lächelte Luffy mich an. Den Schinken vom Brot gegessen, nur noch Grünes darauf, aber essbar. Dankend nahm ich es an, biss ab, hörte Sabos tadelnde Stimme. „Du hast dich wieder vor Gesundem gedrückt, Luffy.“ „Shishishi~ Ich doch nicht...“   Da fiel mir etwas ein. Barto. Ich brauchte noch ein Andenken für seine Luffy-Sammlung. Während ich das belegte Brot vertilgte, ließ ich meinen Blick schweifen. Was könnte dem Stalker gefallen? Etwas Persönliches... Etwas, was Luffy trägt? Oder- Schnapsidee Ahoi! Der Strohhut klebte das Kaugummi, das er bis eben gekaut hatte, an den Kühlschrank. Nicht zu fassen, was ich gleich tue. Unbemerkt nahm ich mir das Papier vom Sandwich und wickelte das Kaugummi darin ein, steckte es mir schnell in die Hosentasche. Hey, es ist 'ein heiliges Relikt, das der Piratenkönig höchstpersönlich im Mund hatte'!, mimte ich Bartos begeisterte Fan-Stimme.   Mein Blick fiel auf die Küchenuhr. Verdammt! „Ich muss los!“, rannte ich aus dem Raum, viel zu spät zum Dienstantritt. Aus der Tür raus, um die Ecke, lief ich fast in jemanden rein. Schon wieder. Konnte ihm gerade noch im Sprint ausweichen. Einer lebenden Ananas. Ich korrigiere: Einer lebenden sauren Ananas. „Portgas D.u-bist-dran Ace.“ Klingt, als würde er einen Pokéball werfen. 'Ich wähle dich!' – Eine Liebeserklärung mal anders. Ace machte sich lachend aus dem Staub. Die Ananas ihm auf den Fersen. Warum?, linste ich flüchtig über meine Schulter, sah den 'älteren Herren', sah wie der feurige Jungspund ihm eine Gehhilfe in den Weg stellte. „Für deine knackigen Hüftgelenke, Marco!“ Will ich's wissen? Nein, definitiv nein.   Die Energie der Brüder war echt mitreißend. Ich grinste automatisch. Doch fielen meine Mundwinkel sofort in die Tiefe, beim Gedanken an meinen Zielort. Den Behandlungstrakt. Dort, wo ich nie hin wollte. Wo niemand je hin will. Wo Menschen zu Leidenden gemacht wurden. Krank wurden. Ein Ort, an dem das Leid seinen Namen bekam. . . . Jeder Schritt fiel mir schwer. Durch den Kellertrakt gehend, zögerte ich es so weit wie möglich heraus, schlich beinahe durch den Flur. Was auch immer mich dort erwartete – Ich wollte es nicht herausfinden. Auf dem Weg zählte ich die Spinnenweben, die in Richtung meines Ziels zu zeigen schienen. Mich auslachten. Ich spürte, dass etwas Unheilvolles dort hinten lauerte. Spürte die Schwere der sich verdunkelnden Atmosphäre. Ich erreichte ihn. Den Behandlungssektor. Stoppte, blieb stehen, blickte in das Dunkle. Und hörte es. Etwas grauenhaft Abschreckendes.   Das schleifende Aneinanderreiben zweier Klingen. Fleischerbeile. Das scharfe Geräusch näher kommend, bis jemand aus dem Schatten des Korridors trat. Mich schauderte der Ekel. Ein Fass von einem Kerl, fettige schwarze Haare, Schmutz-schwarzer Bart, um seine haarige Wampe eine Schürze eng gespannte. Der Stoff so dreckig, versifft und mit Blut beschmiert, dass mir die Galle hochkam. Er stank. Nach etwas undefinierbar Ekeligem. Wie ranziges Schmieröl, gepaart mit dem beißend süßlichen Geruch von Verwesung. Mir das Würgen unterdrückend, fiel es mir noch schwerer als er seinen Mund voller Zahnlücken aufmachte. „Zehaha“, lachte er faulig, streifte sich seine siffige Hand an der triefenden Schürze ab, hielt sie mir hin. „Teach, der Metzgermeister.“   Verstört sah ich auf seine speckige Hand. Unter seinen Fingernägeln Dreck von vor einer Woche. Mindestens. In der anderen hielt er das Fleischerbeil, das vom vielen Hacken stumpf und Schmutz zerfressen war. Das andere Beil trug er an seiner massigen Hüfte. Die schwarzen Löcher seiner Augen saugten meine Erscheinung auf. Mein Zögern, das nicht Annehmen seiner Hand, reizte die wabernde Finsternis seines Blickes. Seine Pupillen weiteten sich zu etwas Krankhaftem. Es kostete mich alle Überwindung. Allen Ekel runterwürgend, schlug ich in seine Hand ein. Kurz und schmerzlos – aber hässlich abscheulich. Seine schmierige Handfläche klebte an meiner, löste sich mit einem schmatzenden Geräusch. Bäh, is das abartig.   „Penguin“, nannte ich ihm meinen Namen, konnte mich nicht zu falschen Freundlichkeiten durchringen. Und sein Zahnlücken-Grinsen wurde breiter, seine Mundwinkel zogen sich in kranker Freude auseinander. „Oho“, leckte er sich über seine schwarzen Lücken, „Frischfleisch.“   Er lachte, gemein und faulig, als hätte er soeben den besten Witz gerissen. Seine Wampe wippte dabei, die Schürze verrutschte, ließ mich einen tiefen Einblick erleiden. Tief in seinen dreckigen Bauchnabel. Da drin kreuchte ne Made. Ich kotz gleich! Schnell glitt mein Blick weg, erfasste sein Hüft-Beil, an dem einzelne Haare hafteten. Keine tierischen. Menschliche?! Will ich das echt wissen? Misstrauisch fragte ich ihn; „Was ist dein Zuständigkeitsbereich?“   In seinen Augen flackerte ein Schatten, der nichts Gutes verhieß. „Ich? Ich kümmere mich um das Essen.“ Wie er Essen betonte, verpasste mir eine angeekelte Gänsehaut. Ich wusste nicht, was schlimmer war: Die Tiere(?), die ihm in die Hände fielen oder die Leute, die das von ihm essen mussten. Gedanklich ging ich panisch meine letzten Mahlzeiten durch. Erleichtert, dass nichts Fleischhaltiges dabei war.   Ein schockierender Gedanke überkam mich. „Bist du... mein neuer Vorgesetzter?“ Das finstere Blitzen seiner Augen gefiel mir nicht, ganz und gar nicht. Näher beugte er sich zu mir, seine überwucherte Wampe viel zu nah. Als er dunkel hervorwürgte; „Nenn mich Meister.“ Eher kotz ich dir auf die-   Schritte. Langsam, in absoluter Grazilität hallten die autoritären Tritte von Absatzschuhen durch den Behandlungskorridor. Näher kommend. Ehe er aus den Schatten trat. Ein gezogenes Katana an seiner Schulter gelehnt, an dessen Klinge frisches Blut hinabfloss. Meine Augen verfolgten den roten Tropfen, bis ich sein Schmunzeln sah. Der Inbegriff von Unheil. Der unheimliche Lippenzug gewann an Schaurigkeit, als er seine schneidende Stimme an mich wandte. „Ich“, rollte es von seinen scharfzüngigen Lippen, „bin ab heute dein Spielführer, Pech-ya.“ Wie hast du mich genannt?!   Mein Blick spie Gift, ätzte sich in sein skalpierendes Silber. Zum Gefühl von Verrat kam Hass. „Ich hasse dich, du Law-sch.“ Sorry-not-sorry. Süffisant legte er seinen Kopf schief. „Wie schmeichelhaft... dass du etwas für mich empfindest. Dass ich dir nicht egal bin.“ Mastmade Teach – verdrängt und vergessen – machte keine Anstalten sich zu verziehen, glotzte zwischen uns hin und her, schob sich ein Stück Kirschkuchen in den Schlund, leckte sich seine siffigen Finger. „Ihr kennt euch?“, mischte sein voluminöses Taktgefühl mit. Ohne das funkende Blickduell von mir und Law zu unterbrechen, knurrte ich zur Antwort. Law übersetzte; „Er kennt mich nicht... Hast du ihn nicht gehört? Er liebt mich.“   Metzger Trief zuckte mit den Schultern. „Die Arbeit ruft“, stierte er sein Fleischerbeil an, ehe die schwarzen Löcher seiner Augen einen verseuchten Ausdruck annahmen. „Habt ihr Ace gesehen?“ Keiner antwortete ihm. Ich schwieg, Law schwieg, Teach lachte. „Zehaha! Grüßt ihn von mir, wenn ihr ihm über den Weg lauft.“ Ganz bestimmt nicht. Mit gehobenem Beil trampelte er davon, mit ihm die Gestankwolke davonziehend.   Ein Sprüh-Geräusch. Law, der die Luft mit Desinfektionsspray säuberte. Das Katana – weg. Habe ich es mir eingebildet? Ich ließ ihn noch immer nicht aus den Augen, meine Schultern sanken. Ich rang mit mir. Tat ich wirklich. Brauchte Antworten. Meine schwere Stimme wankte. „Du bist der Sadist, der ihnen das antut?“ Den Leidenden. Sein kryptischer Blick fand den meinen, der ihm alles offenbarte. Mein Gefühlskampf zeigte. Und er erwiderte schockierend kalt; „Untreue Seelen verdienen keine Gnade und begnadigen nicht.“   Unberührt drehte er sich um, ging Richtung Behandlungstrakt, stumm folgte ich ihm. Freiwillig. In Gedanken versunken. Ich weigerte mich zu glauben, dass er ein Verräter war. Dass unser seidenes Band erlogen war, reißen sollte. Die Verbundenheit, die ich an Tag 1 fühlte, war echt. Meine Erinnerung ist keine Lüge! „Nayen!“, schrie meine Verzweiflung aus mir heraus, brachte ihn zum Stopp. Ohne mich anzusehen. Flüsternd fuhr ich fort. „Weil 'Untreue' bedeutet, dass du einst treu warst...“ Uns treu warst. Shachi und mir.   In Schweigen gehüllt, zog er seine gepunktete Mütze über seine Augen. Verdeckte das Sturmgrau. Und schritt weiter. „Komm. Wir haben einen Patienten.“ Bei Erwähnung des Patienten änderte sich seine Präsenz schlagartig; von gefühllos zu... erfreut? Irre? Irgendwas dazwischen?   Durch die Ablenkung war mir die Gruseligkeit des Behandlungsabteils entfallen. Bis jetzt. Jetzt spürte ich erst das Ausmaß des Horrors. Meine Schritte erschwerten. Von einem Gefühl ergriffen, als würde man den Höllenschlund betreten. Die Atmosphäre besaß etwas schweigsam Finsteres, Unheil flimmerte in den Schatten, stille Schreie kratzen an den Wänden. Hier waren Dinge passiert. Grausame Dinge. Horrorgeschichten, die die Vergangenheit totschwieg. Und doch so spürbar präsent waren, im Unsichtbaren erinnert, wie eine sich wiederholende Endlosschleife gefangener Blutseelen.   Ich blickte hoch zur Korridordecke. Zu den Spinnenweben, die in einem makaberen Gebilde schwebten, als würden sie tanzen, in einem Takt, den nur sie kannten. Einer stillen Melodie der Pein. Meine Augen schweiften hinab, zu Laws vor mir laufenden Figur. Die Fäden schwirrten um ihn, ungebunden, gar ehrfürchtig. Im Takt seiner Schritte mit ihm gehend, ihm folgend. Ein äußerst obskures Phänomen. Er nicht ein Teil von ihnen – sie ein Teil von ihm.   „Wie lange bist du schon hier, Law?“, entkam mir die Frage atemlos. Seine Antwort erschreckte mich bitterst. „Lange... sehr lange... Hier aufgewachsen, als der Erste.“ Der Erste... was? Etwas Leidvolles ergriff mich. Kein Mitgefühl, kein Mitleid – Fürleid. Ich litt. Er nicht. Ich nicht mit ihm, für ihn. Er sah es in meinen Augen. Reflektiert in den seinen. In den Tiefen seines Silbersees die gefrorene Trauer, die tief begraben lag, am Meeresgrund am Sterbebett liegend. Meine Stimme brach. „Haben sie... dich untersucht?“ Mit dir experimentiert? Dich... so zerbrochen?   Erst antwortete er nicht, zögerte. Bis seine Mundwinkel auseinander glitten, zu einem verzerrten Schmunzeln, das seine Augen nicht erreichte. „Untersucht?“, wiederholte er im Flüstern der Mystik. „Nur, wer den Suchenden unter die Seelenspiegel lässt, bricht. Der Finder wird reich belohnt werden.“ Und das Silber seiner Augen blitzte. „Meinen Glückwunsch, Penguin.“ Wofür? Für... den Blick hinter seine Spiegel? Ich erinnerte mich. „Verirre dich nicht im Labyrinth, Peng-ya.“ Wieder sprach er in Rätseln. „Du irrst... Der Ausgang des Labyrinthes ist noch weit... Bin ich der Wegweiser? Oder der Verwirrer? Die Antwort weiß nur der Wind.“   Ich musste ihn mir einbilden. Den starken Luftzug, der plötzlich aufkam, mir meine Kappe vom Kopf wehte, die ich reflexartig festhielt. Der windstille Korridor säuselte ein Lied, stimmte einen Gesang an, in einer unbekannten Sprache, wollte mir etwas mitteilen, gehört werden. Ich wusste nicht, was es war. Hinterfragte nicht, doch fand Antwort. „Law, du bist- Law?“ Irritiert sah ich mich nach ihm um. Er war weg. Verschwunden in dem kurzen Moment der Unachtsamkeit, als ich meine Augen wegen dem Luftzug zukniff. Auch der Wind war fort. Wenn Law ein Gespenst ist, das mich heimsucht, dann ess ich meine Kappe!   Ein Klappern. Dann sah ich die offene Tür des Behandlungsraums, in den er gegangen war. Kein Gespenst, nur ein Irrer. Noch mal Glück gehabt. Ha-ha... Nervös grinsend folgte ich dem schummrigen Licht, näherte mich behutsam der Tür und bereitete mich innerlich auf den nächsten Schrecken vor. Egal, was ich erhoffte, nicht zu sehen – Ich sah mehr. Ein Anblick, der mich verstört im Türrahmen paralysierte.   Ein Operationsraum. Einer, den man aus Horrorfilmen kannte, von so alten Kliniken, in die kein Schwein freiwillig wollte. Besagtes 'Schwein', das hier vor Law lag, grunzte grinsend. „Da fick dich doch einer ins Knie!“, lachte der Hüne auf dem Operationstisch dreckig, „Tra-Fuck! Bei deinem Arschgesicht krieg ich glatt ne Morgenplanke. … Willste über se drüberrutschen?“   Fassungslos starrte ich die Muskelmaschine an. Der Kerl schien sich zu freuen im Horror-OP mit einem irren Doktor zu sein, der nicht mal eine Lizenz zum Schnipseln hatte. Wo bin ich hier nur gelandet? Die Bruchlandung muss mein Kopf echt hart getroffen haben. Law ging nicht auf die Avancen ein, sein desinteressierter Blick glitt zu mir, was auch das rothaarige Biest auf mich aufmerksam machte. Grinsend kommentierte der Scham-Bolzen; „Ey, von nem Dreier war aber nich die Rede. Der Flacharsch is eh schon abgestempelt.“ Wie bitte?! So flach is er gar nich! Und woher weiß er... Ist das nicht der Hundehalter von vorhin? Wie ist der hierher gekommen?   Zeit um in Erinnerungen zu schwelgen blieb mir nicht. Law deutete mir mit einem Handschwenken an, näher zu treten. Stocksteif zwang ich meine Füße nach vorne, hielt auf Laws Befehl nochmal an. „Sei so gut und schließe die Tür“, nahm er mir meinen Fluchtweg, den ich eigenhändig blockierte. Allein mit zwei Bekloppten, die sich verbal kloppten. Fremdscham pur. Ich bin nicht da, lasst mich da raus!   „Hey Traf, schieb mir mal deine Zunge zu, mein Captain-Sugar-Candy will geleckt werden.“ „Eher gefriert die Hölle, Useless-ya.“ „Laww, komm schon, so kalt kann dein Loch nich sein. Soll ich's für dich wärmen? Mein heißes Schießeisen lässt nichts anbrennen.“ Ein Blick aus silbernem Eis, das auf goldenes Inferno traf. „Schweig! Oder ich seziere dein Genital-“ „Du willst ihn also anfass'n? Bloß keine falsche Scheu, pack ruhig kräftig zu, da haste viel zum Kneten-“ Laws tätowierter Mittelfinger, der sich in die teuflischen Götterglocken rammte. Engelschöre sangen ein Trauerständchen.   Rote Lippen verzogen sich in aller Männlichkeit – mitsamt seinen abziehenden Matrosen – ehe er keuchte. „H-Ha! Hast'se doch angefasst!“ Laws Schmunzeln purer Sadismus. „Anus um eins-Komma-neunundsechzig Zentimeter verfehlt. Wie bedauerlich.“ Das ließ den Egomanen bleich werden. „Mein Arsch bleibt Jungfrau!“ Und sein lackierter Daumen zeigte auf mich. „So wie der da.“ Hey! „Ich bin keine-“ Warum rechtfertige ich mich eigentlich? Sein fieses Grinsen gefiel mir nicht. Hab ich ihm gerade irgendwas verraten, was er später gegen mich verwenden kann?   Ich atmete durch, seufzte tief. Das Kuriositätenkabinett aus Fremdscham und Skurrilität war echt nicht mehr zu ertragen. Was soll ich hier? Die unverhoffte Antwort bekam ich von Law, der sich einen Latexhandschuh anzog. „Assistiere mir bei der Untersuchung.“ Will ich wissen, was das für ne Untersuchung ist? Nein, definitiv nicht. Ich verschaffte mir einen schnellen Überblick. Der 'Patient' – ist es überhaupt einer? – war mit Eisenketten an den OP-Tisch gefesselt. Daneben ein Rolltisch mit vorbereiteten Instrumenten, die im Gegensatz zur Einrichtung neuwertig und steril wirkten. Als Law seine Mütze beiseite legte, auf den freien Oberkörper des Mannes zutrat, loderten Goldaugen belustigt auf. „Doktorspiele, huh? Da steh ich drauf.“ Ist ihm der Ernst der Lage nicht bewusst? Oder geht es ihm am Arsch vorbei? ...Wie Laws Mittelf- Gedankenzensur, zu meinem eigenen Wohl.   Widerwillens stellte ich mich neben Law, warf ihm unsichere Blicke zu. Er wird ihn doch nicht wirklich sezieren... oder? Laws Stimme nahm etwas Mechanisches an – wie bei den anderen Angestellten – was mir Angst machte. In einem solchen Ton hatte er noch nie gesprochen. Wie ein Spielzeug. „Die Testperson ist einundzwanzig Jahre alt, ledig, Blutgruppe B“, ratterte er im Arztmodus herunter, reichte mir ein Klemmbrett und Stift, forderte mich wortlos auf, mitzuschreiben. Auf dem Bogen stand 'Erstaufnahme', mit dem Datum von vor zehn Jahren. Dokumentenfälschung? Beim Sprechen fuhren seine Finger distanziert über die nackte Brust des Hünen, zählten die Narben nacheinander auf, die ich notierte. Der Patient brummte vulgär. „Echt nipplig, wenn'de mich befummelst. Macht mich ganz fickrig.“ Laws einzige Reaktion: Den Tick seines zuckenden Augenlids. Sich nicht in seinem Tun stören lassend, nahm er das Stethoskop, das er sich um seinen Hals legte, und rammte das kalte Rundmetall erbarmungslos auf die Brustwarze des Perversen.   Law diagnostizierte weiter. „Herzfrequenz erhöht, Puls bei 180 Schlägen pro Minute. Das Resultat: zu wenig Blut im Kreislauf.“ Haarlose Augenbrauen wackelten dem Doktor zu. „Da sammelt sich was in meiner Hose... Es kribbelt im Schritt. Die kleinen Kiddos wollen freie Schussbahn.“   Law zückte eine Spritze, die er aufzog. Eine der altertümlichen Art, die riesig, abscheulich und gruselig aussah. Ich beäugte die Ampulle mit der hellvioletten Flüssigkeit verstört, der Patient kräuselte seine geschminkten Lippen. „Wenn'de mich stechen willst, hätt'ste nur betteln brauch'n. Dein Sperma kannste auch anderswo rein spritzen“, machte er eine 'Blowjob'-Bewegung, bei der er seine Zunge gegen seine Innenwange stieß. Ignorierend, wies Law mich an; „Desinfizieren.“ Woraufhin ich mir Tupfer und Desinfektionsmittel nahm. Zögerte. Ich wollte das nicht tun. Wollte nicht Zeuge von etwas werden, was moralisch absolut verwerflich war. So fragte ich ihn; „Was ist da drin?“ Deutete mit meinem Blick auf die Spritze und sah ihn schmunzeln. Eiskalt und unheimlich.   „Sorge dich nicht.“ Tu ich aber! Stur verschränkte ich meine Arme. „Law...“, klang meine Stimme nicht so fest, wie ich es wollte, wurde mit jedem Wort leiser. „Du musst das nicht tun.“ Langsam schweiften seine Augen zu mir, Silber fixierte mich. „Ich muss nicht... Ich will.“ Damit stieß er zu, die Nadel durchbrach die Haut des vernarbten Oberarms. Zeitgleich krachte die Tür auf. Alle Augenpaare auf die Tür gerichtet, die durch den gewaltsamen Aufbruch aus den Angeln gerissen wurde. „Lass deine fucking Finger von meinem Partner.“ Ein verbaler Messerschnitt, in aller Emotionalität. Kira.   Reflexartig handelte ich; schlug Law die Spritze aus der Hand, deren Nadel verbog – glücklicherweise nicht brach. Ich hatte meine Seite gewählt. Die Spritze zerschellte klirrend, verteilte ihren hellvioletten Inhalt auf dem Boden. Nach dem grellen Schmettern die Stille. Kiras Stille, nicht Killers. Ein Nichts, das ausdrucksvoller nicht sein konnte. Ein Eissturm der Emotionen.   Kira setzte sich in Bewegung. Schritte, wie über dünnes Eis, das die Atmosphäre spürbar erkalten ließ. In Minusgraden der Heißblütigkeit. Langsam, gefährlich langsam näherte er sich dem Patienten – seinem Partner – und- bog ab, zu mir. Griff meinen Arm, zerrte mich von Law weg, stellte sich zwischen uns. Sein brutaler Blick, mit dem er Law anvisierte, durch die Maskenlöcher spürbar. Law begegnete ihm mit einem ebenbürtig kalten Blick. „Du störst, Killer-ya.“   Zischend atmete ich ein, hielt die Luft an. Das war ein Treffer unter die Seelenlinie. Hinter meinem Kappenschirm sah ich zu Kira, dessen Griff an meinem Arm sich verstärkte. So sehr, dass ich mein Gesicht verzog. Was er dann sagte, ließ mich noch sprachloser zurück. „Killer und ich“, schmunzelte er hörbar. Ein Schmunzeln in Schmerz. Doch lockerten sich sein Griff minder. „Wir sind nicht erfreut.“ 'Wir' – Er verwendet eine verbindende Anrede?! „Deine kranken Psychospiele mit Kid sind eine Sache“, neigte sich seine Maske zu dem Angesprochenen, nickte ihm zu, kommunizierte wortlos mit ihm und erhielt ein geschminktes Grinsen. Kid ist freiwillig hier? Dann wurde Kiras Stimme tiefer, dunkler – ging beinahe in Killers über. „Lass Penguin da raus.“ Ein Befehl in Schatten. Verdüsternd.   Kiras Aura änderte sich. Das Beschützende wandelte sich ins Obsessive, Besessene. Drohend, ihn zu übermächtigen. Schatten, die von Innen heraus nach ihm griffen. Zwei Seelen, die kämpften. Miteinander. Nicht um mich – Für mich.   Ein Körper zu instabil um zwei Seelenmächte zu halten. Plötzlich drehte die Maske sich zu mir. Wie in Zeitlupe. Ehe ein verzerrter Ton zwischen Kira und Killer erklirrte. „S-Sag meinen Namen.“ Ein schattiertes Flüstern in Kälte. Dunkel wie Killer, kalt wie Kira. Er verlangte eine Entscheidung von mir. Hier und jetzt. Für einen von beiden. Eine Entscheidung, die ich unmöglich treffen konnte. Entschied ich mich für einen, verbannte ich den anderen.   Unsicher zuckte mein Blick von einem Maskenloch auf Augenhöhe zum anderen. Je länger ich zögerte, desto leerer wurden seine Auge. Beide Seelen fielen in die Tiefe, entfernten sich von Sekunde zu Sekunde weiter von mir. Sein Bewusstsein schwand. Wenn ich nicht handelte, würde er bewusstlos werden. Auf unbestimmte Zeit.   Mein Herz schlug. Schneller und schneller. Gedanken fegten rapide durch meinen Geist, suchten nach einer Lösung, sie beide zu retten. Verzweiflung manifestierte sich. Und meine Lippen öffneten sich. Wisperten in aller Gefühlsgewalt den Namen, der die seelischen Ketten seines Herzankers sprengten. Er lautete: „Lawliet.“ Sein Nachname – Ihr Nachname.   Und die Stille schlug um. Gebündelt in Licht und Dunkel. Ineinander übergreifend zu einer Spirale der Zeit, die ihn heimsuchte. Eine Erinnerung. Ein Schmerz. Eine Heilung. Noch immer hielt er meinen Arm – hielt sich an mir fest. Sanft legte ich meine Hand auf die seine. Vermittelte ihm eine schweigende Botschaft: 'Ich bin bei dir. Bleibe.' Kid lachte. Ein zahmes Lachen in loyaler Freundschaft. „Du bist und bleibst ein kühles Blondes.“ Ein Trigger – in doppelter Partnerschaft – Der Auslöser der ihn zurückholte. Es wurde still. In seelischem Frieden. In zwei Harmonien. Kira und Killer.   Erleichtert atmete ich aus, lächelte. Kids goldene Augen flackerten stolz. Law, der das Ganze still beobachtet hatte, schwieg weiterhin. Doch auch seine Augen offenbarten eine Reaktion. Ein Schimmern. Etwas Hoffnungsvolles? So schnell Silber erglühte, erstickte es in Trostlosigkeit. Zurück blieben Laws Worte, die er gar manisch kalt zu sich selbst sprach. „Untreue Seelen verdienen keine Gnade... verdienen keine Treue-“   „Hey!“, boxte ich Law gegen den Arm, was ihn aus seiner Trance schreckte. Unruhiges Silber fixierte sich auf mich. Ich grinste mitfühlend, dachte zurück an Shachis Versprechen, das er Law gab. „Wir haben dir die Treue geschworen.“ Meine Augen funkelten in Loyalität. „Es gibt Menschen, die an dich glauben. Die dir treu bleiben. Rocinante-“ „Still.“ Nayen! „Rocinante glaubt an dich. Shachi und ich tun es.“ Meine Stimme leiser werdend, endete ich in einem sanften Ton. „Warum kannst du es nicht?“   Statt Law, antwortete Kid. „Weil er ein Feigling is. Ne echte Pussy.“ Erbost fauchte Law ihn an. „Du hast keine Ahnung-“ „Dann erzähl's mir“, zuckte Kid mit den Schultern, „heul mir die Ohren voll von deiner ach so traurigen Kindheit.“ Taktgefühl Level Arschgeige. Überraschenderweise löste die Provokation etwas in Law aus. Die Härte der Worte genau das, was er gebraucht hatte. Kids verbalen Fäuste durchbrachen Laws Mauer aus Schweigen. „Ich werde erpresst“, knirschte er zwischen seinen Zähnen hervor, „Ich-“   Jemand erstickte sein Hilfe-Ersuchen. „Law~“ Ein knackendes Kratzen. Erschallend von unter dem OP-Tisch. Feingliedrig krabbelte die Spinne – das Spielzeug – hervor. Aus ihr die Stimme Doflamingos sprechend. „Ich erwarte dich im Thronsaal.“ Laws Augen verhärteten, Silber wurde zu Granit. Stoisch drehte er sich um, ging Richtung Tür. Von Kids Brüllen aufgehalten werdend. „Verpiss dich doch! Verkriech dich unter den Schuhsohlen des Fickers. Ich hoff, dein Sugar-Daddy bezahlt dir nen guten Fick!“ Law blitzte ihn über seine Schulter an. Hasserfüllte Blicke. Verharrte reglos. Knack. Zertrat ich das haarige Mistvieh. Wandte mich an Law. „Schließ dich uns an“, bat ich ihn inständig, „zusammen können wir-“   „Nichts erreichen“, endete Law und ging. Einfach so. Geknickt sackten meine Schultern nach unten. Meinen Kopf gesenkt, spürte ich Kiras Hand auf meiner Schulter. „Er ist nach rechts gegangen“, eröffnete er monoton, schürte leise Hoffnung. „Zum Thronsaal geht es links.“   „Ey!“, rief Kid ihm hinterher, rüttelte an den Fesseln, „lass wenigstens die Schlüssel hier! ...Fuck.“ Kiras Schmunzeln hörbar, das er mir zuwarf. „Siehst du? Er wird wiederkommen. Kid wegen.“ Lässig drehte er sich um, schlenderte davon, zog mich am Handgelenk mit sich. Und hob abwinkend die Hand. „Viel Vergnügen, Captain“, ließ er ihn einfach so liegen. Nett. Fassungslos sah ich zurück, grinste dem Zurückgelassenen nervös zu und hörte ihn rau lachen. „Du Halunke! Sieh zu, dass'de Land gewinnst!“ Seemannssprache? Oder eine versteckte Botschaft? „Ich schrubb mir solang Einen auf die dreckigen Deckenfliesen. Die sind heut besonders siffig. Bei meiner Geilheit wird selbst der Staub feucht.“   Der Typ ist... einmalig. Zum Glück gibt’s den nur einmal.   „Wo gehen wir hin?“, fragte ich Kiras Rücken, stolperte hinter ihm her. Seine Schritte gefestigt, mit einem klaren Ziel. „Mein Zimmer.“ „Dein Zimmer?“, hakte ich skeptisch nach, „um was zu tun?“ „Jop.“ Dan-ke für diese ausführliche Info! „H-Hey“, zog ich halbherzig an seinem Arm, erfolglos, „ich bin noch im Dienst!“ Seine gehobene Augenbraue beinahe hörbar. „Sagt wer?“ Law? ...Der frühzeitig Feierabend gemacht hat.   Mir gingen hier die Argumente aus. Nicht aber mein rebellisches Feuer. „Wer sagt, dass ich mit dir gehen will?“, grinste ich neckisch. Erntete ein trockenes, doch absolutes: „Ich.“ Das ist neu. Leise lachend glitt meine Braue nach oben. „Oho. Ein Mann mit Selbstbewusstsein. Soll ja bekanntlich sexy sein.“ Er stoppe. Neigte seine Maske über seiner Schulter zu mir. „Du...“, klang er höchst misstrauisch, aber amüsiert. „Du flirtest mit mir.“   „Tue ich das?“, streckte ich ihm meine Zunge verspielt entgegen. „Oder bin ich eine Wahnvorstellung von dir?“, wagte ich mich in gefährliches Terrain. In psychische Gefilde. Sei stark, Kira. Keine Reaktion. So lange nicht, dass ich bereute. Beinahe. Kira lachte. So anders, aufrichtig, echt. Ein wohlklingendes Geräusch wie ein Donner während eines Sturms, der durch seine Brust wummerte – Direkt in meine. Zurück blieb die Wärme. Seine Hand, die er auf meine Kappe legte. „Du bist meine unheilbarste Seelenfolter.“   Sollte das ein Kompliment gewesen sein? Meine Wangen brannten. Verdammter Casanova! „Ja, Ja“, knurrte ich verlegen, ging an ihm vorbei, in sein Zimmer. Lautlosen Schrittes folgte er. „'Ja, Ja' bedeutet-“ „Sprich es nicht aus. Wehe dir!“ Mit einem Klick schloss er die Tür. „Ich hätte nichts dagegen“, ließ er es auf seiner Zunge zergehen, „dich zu lecken.“ Themenwechsel. Schnell!   „Dein Switch“, zerstörte ich die ansteigende Zimmertemperatur, „wie hast du...?“ Statt seine Laune von dem heiklen Thema dämmen zu lassen, griff er lässig in seine hintere Hosentasche, holte einen Zettel hervor. Die Notiz, die ich ihm hinterließ. Die er laut vorlas! Jetzt wird’s peinlich. Übertrieben theatralisch räusperte er sich. „'Du Idiot'...“ Ich korrigiere: Es wird noch viel peinlicher! Betont las er weiter, mit jedem Wort dramatischer werdend. „Als ich dich zum ersten Mal sah, konnte ich meine Augen nicht von dir lassen. Du bist der heißeste Mann-“ „Das steht da überhaupt nicht!“ Wo ist der Revolver, mit dem ich mich erschießen kann? „In der Tat“, lachte er sich innerlich ins Fäustchen. Erklärte dann monoton; „Nun... ich kann deine Handschrift nicht entziffern.“   Grob riss ich ihm das Papier aus der Hand, schredderte es in tausend Fetzen. Frust-Abbau. Verschränkte schnaubend meine Arme, zeigte ihm beleidigt die kalte Schulter. „Schieb dir deine Romantik mit Rosen in den-“ „Wie pervers“, schien er vergnügt, „ist dies dein Fetisch?“ „Nein!“   Dem ging's zu gut! Wie losgelöst und freier er wirkt... Wie ein anderer Mann – Ein Mensch. Ich konnte nicht lange sauer auf ihn sein. Meine Schultern sackten nach unten. „Warum hast du mich herbestellt?“   In aller Direktheit: „Um Zeit mit dir zu verbringen.“ „Ein Date?“, beäugte ich ihn belustigt, „fragt man da nicht erst nach?“ „Jop.“ !!!   Ich murmelte leise Flüche, gab mich geschlagen, lüftete meine Kappe. Bis ich an das unangenehme Gefühl meiner Hand erinnert wurde. Die klebrige Begegnung der fetten Art. „Darf ich deine Dusche benutzen?“, lief ich bereits Richtung angrenzendes Bad. „Darf ich spannen?“ „No.pe!“, poppte ich das P und knallte die Tür zu. Der Verführer macht mich fertig!   Die offene Schäkerei ließ mich keinesfalls kalt. Der Schlagbohrer in meiner Brust brachte mich noch zum Herzinfarkt. Rasch spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, atmete durch, sah mich flüchtig um. In dem kleinen Badezimmer gab es wenig zu sehen; Toilette, Waschbecken, Dusche – Eine Grundausstattung, wenn auch echt minderwertig. Der vermeintliche Duschhahn ein Gartenschlauch, ohne Aufsatz. Ein Wunder, dass im Keller überhaupt sauberes Wasser floss. Sauber, ja – warm, nein. Auf Eisdusche hatte ich nun wirklich keine Lust. So musste eine Katzenwäsche reichen. Auf der Ablage fielen mir diverse Haarpflegeprodukte ins Auge, die ich an dieser Stelle unkommentiert ließ. Stattdessen ein herb riechendes Duschgel griff, mich grob aber gründlich wusch, bis ich mich frischer fühlte. Mit neuen Lebensgeistern verließ ich das Bad, ging zurück zu ihm. Und merkte die plötzliche Schwere der Atmosphäre.   Erschreckend, wie schnell sich sein Wesen ändern konnte. Er sich verschließen konnte. In Eis gefroren. Wie versteinert stand er dort, seine Maske starr zu den Wandfesseln gerichtet. In Gedanken gefangen. Vorsichtig näherte ich mich ihm, wollte ihn nicht auf mich aufmerksam machen. Tat es dennoch. Ohne mich anzusehen, schnitt seine klare Stimme durch die Luft. „Killer“, bedrohlich leise, in einem Ton der monotonen Kälte; „Was hat er getan?“   Was davon will er wissen? Ich wusste es, schlagartig fiel es mir ein. Der Kuss. Trocken schluckend, stand ich schräg hinter ihm, begegnete seiner Maske, die sich langsam zu mir drehte. Anprangernd. Schweigen. So bedrückend, dass es mir die Brust zuschnürte. Dennoch raufte ich meine Stimme zusammen. Blieb ehrlich.   Ich gestand es ihm. „Killer hat...“, wich ich seinem intensiven Blick aus, zögerte, „hat mich...“ Meine nuschelnde Stimmer immer leiser werdend, brachte ich das Wort im Atemhauch hervor. In Reue, Schuld, Furcht. „…geküsst.“   Ein Knall. Scheppernd schlug die Maske auf Boden. Knack. Geschmettert im tiefsten Groll jenem Mannes, dem ich Eigen war. Kiras Augen. Enthüllt, offenbarend, tiefgreifend. Ihre Intensität verstärkte sich. Eis zerschmelzend im Feuer der Eifersucht. Glühend, verhärtend, schärfend. Von Kristallblau zu Diamant. Ein Blick, der meine Seele züchtigte. Bändigte mein Herz. In Fesseln der Sinnlichkeit. Mit allen Sinnen.   Belauernd, bemächtigend, bedrohend näherte er sich mir. Ein Schritt. Lähmte mich in Furcht … Ehrfurcht. Zwei. Verloren, ohne Wehr, fallend, stürzend. Drei. Gab mich nimmermehr frei.   Heißblütig kollidierten Kiras Lippen mit meinen. Siedend heiß. Impulsiv, instinktiv. In der Stärke all seiner Emotionen. Purer Männlichkeit. Ausgelöst von dem Trigger, der seiner Seele den finalen Schuss setzte. Peng – Ein Volltreffer.   Mein Rücken prallte auf das Sofa. Ich keuchte, trennte unser Lippenpaar entzwei. Dann fiel er über mich her. Wild geworden, blind vor Gefühlen. Kiras Hände waren überall an mir. Berührungen der Besitzergriffenheit, dominant über meinen Overall kratzend. Von meinen Rippen, über meine Seiten abwärts. Überwältigten mein entflammtes Herz. Unsere Blicke verbrannten sich.   „Wo“, knurrte er hervor, der tiefe Bariton seiner Stimme jagte mir elektrische Schauer über den Rücken. Tiefer sein Ton, schneidender seine Silben. „Wo hat er dich berührt?“   Zu keiner Antwort fähig. Starr, wie leergefegt. Ich wusste es nicht mehr. Erinnern unmöglich. Meine Augen schließend, wichen meine Lippen auseinander. Und flüsterten lügend; „Überall.“ Mein Untergang. Entfesselte den Sturm, der über mich jagte.   Kiras Pupillen weiteten sich, schärften sich. Diamant fing Feuer. Gleich einer Supernova – dem intensiven Aufleuchten eines explodierenden Sterns. Unbeherrscht tobten seine Finger über meine Kleidung, infiltrierten sie, verkrallten sich in ihr, vergriffen sich an mir. Ein grell reißendes Geräusch. Ungestüm riss er die Knöpfe des Overalls auseinander, riss mir den Stoff vom Leib, entblößte meinen Oberkörper. Die Hitze seiner Hände ermächtigte meinen Brustkorb, brannte sich in meine Haut. Ich wimmerte, keuchte, biss mir auf die Innenlippe.   „Sieh mich an, Penguin.“ Aus halb-geschlossenen Augen fokussierte ich ihn, traf auf seinen glühenden Blick. Erschauderte. „Sieh, was du geschaffen hast.“ Wie ein Feuerpfeil drang es in meine Brust.   Der Mann, der über mir kniete war ein Fremder. Und doch so vertraut, dass mein Innerstes ihn wiedererkannte. Kira. In seiner wahren Form. Ohne Maske, ohne Schloss, ohne Krankheit. Ein Mensch, eine Seele, ein Ganzes – mein Partner.   Ich lächelte. Liebevoll, in Wärme. Nicht 'geschaffen' – 'Geschafft' Langsam stützte ich mich auf, fing seine Lippen ein. Küsste ihn, teilte stille Botschaft. 'Ich bin stolz auf dich.'   Das hier fühlte sich an wie unser Kennenlernen. Und doch war es, als würden wir uns bereits ewig kennen. Nur die Ewigkeit unser Zeuge.   Gefühlvoll wisperte ich ihm im Kuss zu. „Zeig ihn mir... den Helden, der den Krieg gewinnt.“ In Innigkeit gesprochen, in wünschender Hoffnung ersucht.   In seinen Augen blitzte der Sturm. Eine seelische Naturgewalt. „Du machst mich wahnsinnig“, verdunkelte das Blau seiner Augen in Ekstase. Heiß brach sein Atem gegen meine Lippe, flüsterte der Gier ergeben. „Zu Befehl, Partner.“ Kapitulierte sein Herz, der Gefühle untertan.   Kira nahm sich mich – gab mir sich. Seine Hände so viel gefühlvoller, seine Berührungen tiefer, viel weiter reichend. Langsam streifte er mir meinen Overall von den Schultern, nahm sich Zeit, fühlte jeden Augenblick, den wir teilten. Gemeinsam erlebten. Meine Arme von dem Stoff befreit, griff ich nach dem einzelnen Knopf seiner gepunkteten Bluse, öffnete sie, betrachtete ihn. Seine muskulöse Brust, von Narben gezeichnet, die sich hell von seiner Hautfarbe abhoben. Vorwiegend verheilte Schnittwunden – Ein Zeichen, dass er Nahkämpfer war. Mein Blick ruhte auf seiner linken Brustseite. Nichts, kein einziges Wundmal.   Seine ruhige Stimme erklang. „Das Verdienstkreuz. Es hat die Kugel abgefangen, die mich ins Herz treffen sollte.“ Kühl berührten seine Finger meinen Brustkorb, auf Herzseite. Dort, wo ich die blasse Kreuznarbe trug. Kiras Stimme lächelte. „Fast so... als würdest du sie für mich tragen.“   Ich errötete. „S-Sei nicht albern“, huschte mein Blick zur Seite, der Innigkeit seiner Worte nicht standhaltend. Ein Rascheln ließ mich wieder zu ihm schauen, zu seinem nackten Oberkörper, dessen ausgezogene Bluse er achtlos neben uns warf. Meine Augen weiteten sich, mir wurde heiß. Glühend heiß. „Gefällt dir, was du siehst?“, schmunzelte er, verfolgte meine Reaktion. Wie ich mir auf die Unterlippe biss und nickte. Dieser Mann war verboten attraktiv. „Berühre mich, Penguin“, verlangte er flüsternd, „fühle mich.“   Meine Hände fanden von selbst zu ihm, ertasteten seine gehärteten Brustmuskeln, ihre Hitze, die sie ausstrahlten. Das Körperkunstwerk eines Kriegshelden. Vorsichtig erforschten meine Finger die Konturen der Narben, fuhren sie ehrfürchtig entlang. Jede von ihnen erzählte eine Geschichte, die ich nicht hörte, aber spürte. Ich fühlte ihn. Fühlte mit ihm.   Auf der rechten Seite seiner Rippen helle Male in Form kleiner Splitter, die ich fragenden Blickes bedachte. „Eine Granate“, offenbarte er in leiser werdenden Ton, „die Granate, die Kids Arm...“ Kurz stoppte er, korrigierte sich. „Das Opfer, das unser Captain für uns erbrachte.“ Er sprach darüber. Über seine Vergangenheit. Über die Zeit, die ihn krank machte. Hier und jetzt heilte.   Langsam, still und sacht, schloss sich eine seiner seelischen Wunden. Ich erkannte es an seinen aufhellenden Augen, die mehr Menschlichkeit reflektierten. Mehr Kira. „Mehr...“, flehte ich hauchend, berührte ihn weiter, gab ihm sanft Halt, „erzähl mir mehr von dir.“   Meine Finger verweilten an einer größeren Schnittnarbe, die quer in Höhe seines Unterbauches verlief. Auch sie besaß etwas Trauriges, was er jedoch teilnahmslos preisgab. „Kurz nachdem ich hierherkam. Die Erstuntersuchung...“, ging sein Stimmton in Monotonie über, aus Selbstschutz, „ich weiß nicht mehr viel davon. Killer hat sie für mich übernommen.“ Beim Aussprechen des Namens änderte sich sein Blick. In etwas Schmerzvolles. Psychisch.   Mitfühlend sah ich ihm in die Augen. „Du“, riet ich, hörte auf mein Gefühl, „hältst ihn für den Stärkeren?“ Etwas brach in seinem Augenlicht, nach dem das meine griff. „Obwohl du selbst viel stärker bist“, strich ich ihm flüsternd eine blonde Strähne hinters Ohr. Die blauen Splitter setzten sich nach und nach zusammen, mit jeder meiner liebevollen Berührung. Aufmerksam beobachtete er mich. „Was meinst du?“, legte er seinen Kopf schief. Ohne Maske sah die Geste noch charmanter aus.   Meine Mundwinkel hoben sich sanft. „Du beweist wahre Stärke. Lässt Emotionen zu. Den Schmerz. Hast den Mut zu leben. Hattest ihn die ganze Zeit über.“ Eine seiner feinen Augenbrauen hob sich, interessiert. Meine Stimme wurde fester. „Seit zehn Jahren bist du hier. Leidest. Wie oft hattest du die Möglichkeit, es zu beenden?“ Erkenntnis, die in seine Augen kehrte. Die es ihm bewusst machte; Dass er nie zu hoffen aufhörte. Dass er nie aufgegeben hatte.   Und die Monotonie seiner Stimme nahm den Klang seiner Seele an. Leuchtete. „Ich lebe“, wisperte er, als würde er sich selbst erinnern wollen. „Ich lebe“, lächelte sein Herz, das mich in seine blauen Lichtspiegel einrahmte. Wiederholte es. „Ich liebe.“   Nickend, sah ich ihn verträumt an. Er lebt. Hat zugegeben, dass er- Stopp! Meine Augen Schock geweitet. W-Was hat er gesagt? Meine Brust fing Feuer, mein Gesicht verpuffte unter der Hitze, mein Puls tobte, stolperte, überschlug sich. Ich blinzelte. Total fassungslos. Und er? Er presste seine Lippen aufeinander, seine Schultern bebten, seine Brust vibrierte. Konnte nicht an sich halten. Lachte. Im tiefen Bariton, der mir eine prickelnde Gänsehaut schenkte. Unschuldig kippte er seinen Kopf zur anderen Seite, schmunzelnd. „Habe ich etwas gesagt?“ Dieser verdammte Casanova spielt mit gezinkten Karten. Der Herz-Arsch-Karte.   Giftig funkelte ich ihn an. Was ihn seine Lippen rollen ließ. „Sexy“, raunte er mir zu, beugte sich zu meinem Ohr. „Wenn du mich weiterhin so ansiehst... wirst du deine Hose nicht mehr lange anbehalten.“   Ich grinste herausfordernd, mein Blick sprüh Funken, reizte ihn. „Tu es. Erobere meinen Körper. Er soll der deinige sein.“ Ein dunkles Vibrieren, erregt, tief aus seiner Brust. Und meine Lippen fielen ihm zum Opfer. Wurden von ihm angegriffen. In einen Kuss gestürzt. So viel emotionaler, intensiver, lebendiger als unser Erster.   Feuernd prallten unsere Lippenpaare gegeneinander. Im Kreuzfeuer der Hingabe. Schuss um Schuss, Treffer um Treffer. Gierig glühte er sich auf mich, süchtig verinnerlichte er jedes Gefühl, unersättlich nach mehr. Nach mir. Unterworfen von der Dominanz seiner innigen Macht, fiel ich in den Rausch der Euphorie. Machtlos, beängstigend, aufregend. Heiß drängte sich seine Zunge zwischen meine Lippen, ließ mich ihn schmecken. Den Geschmack der Verführung. Kniff mir in den linken Nippel, entlockte mir den Laut, der ihm Zutritt verschaffte. Stieß gegen meine Zungenspitze, umschlang sie mit seiner, herausfordernd, umeinander rotierend.   Er stoppte. Lehnte seine Stirn gegen meine, sah mir tief in die Augen. „Nenne sie mir“, forderte er raunend, „die Stellen, die Killer geschändet hat.“ Ohne auf Antwort zu warten, wanderte seine fiebrige Hand weiter. „Hier?“ Zu meiner Brustwarze, gegen die er schnipste. Sie härtete, spielerisch drehte, mit seinem Zeigefinger rieb. „Hier?“ Zu meinem Bauchnabel, den sein Finger umkreiste, abwärts fahrend. Tiefer, intimer. Über meinen Haaransatz. „Oder...“, schlüpfte seine Hand in meine Hose, „...hier?“, packte er zu. Hemmungslos.   Zischend sog ich die Luft ein, warf meinen Kopf nach hinten, drückte meinen Rücken durch. Unter seiner heißen Berührung schwoll mein Glied rapide an, zuckte zwischen seinen Fingern, die mich schamlos massierten. Über meiner Unterwäsche, die mit jedem Impuls enger wurde. Von ersten Lustperlen befeuchtet. Berauschend strich sein Finger über meine Eichel, drückte mit der Kuppe gegen die kleine Öffnung.   Und schmunzelte. „Du bist erregt“, ließ er seine Stimme tiefer klingen, hauchend im Flüsterton, „erregt von mir.“ Seine freie Hand umgriff die meine, zog mich am Handgelenk zu sich, zu seiner Mitte. Seiner Härte. „...Und ich von dir.“   Binnen eines wilden Herzschlags entriss er mir meiner letzten Schutzkleidung. Hose, mitsamt Boxer heruntergezogen, lag ich vor ihm. Schutzlos. Kalte Luft traf auf meine nackte Haut, ersetzt werdend von der Hitze seiner Zunge, die brennende Spuren auf meinem Körper hinterließ. Meinen Hals abwärts, über mein Schlüsselbein, zu meiner Brustwarze, die seine Zungenspitze umkreiste. Spielend hinein biss. Ein heißer Blitz durchfuhr meinen Körper. Das intensive Prickeln gebündelt in meiner Körpermitte, erweckte unstillbare Gelüste. Mein Glied stellte sich auf, reckte sich ihm zuckend entgegen. Ich keuchte. Keine Zeit zum Atmen, als seine rauen Finger meinen Penis umschlossen.   „Wie hart du bist“, schien er erfreut, „wegen mir.“   Erregend streichelte er mich. Geschickte Finger, die meine Vorhaut zärtlich vor und zurück schoben. Der Druck seiner Faust lockernd, verstärkend, auf und ab, im Takt ungezähmter Wildheit. Raubte mir den Verstand. Von Sinnen, versuchte ich vergeblich bei mir zu bleiben. „W-Wie“, brauchte ich mehrere Anläufe zum Sprechen, „wie lange ist es her?“   „Lange“, seine tiefe Stimme ergriffen von Ungeduld, die seine Muskeln versteifte, „viel zu lange.“ Sein gesamter Körper schien unter Strom. Auch seine Bewegung holpriger, schneller, sehnsüchtiger. „Nun schweig“, unbeherrscht und dominant, „und lass mich dir Lust schenken.“   Fester sein Griff um mein Empfindlichstes, beschleunigte den Takt seiner sinnlichen Qual. Unerträglich heiß. Der Gedanke, dass ich sein Erster seit zehn Jahren war... Der Erste, den er berührte... Machte all dies so viel bedeutungsvoller. Mein Blick glühte sich in den seinen. „Nein“, schüttelte ich meinen Kopf, „ich bin kein passiver Part.“ Und grinste verwegen. „Zur Liebeskunst gehören immer zwei.“   Aus einem rebellischen Impuls heraus, stieß ich ihn an seiner Brust nach hinten, richtete mich auf, ging zum Gegenangriff über. Er ließ es geschehen, suchte sich einen bequemen Sitz, beobachtete mich aufmerksam, intensiv, fieberhaft. Flink schwang ich meine Beine über seine Oberschenkel, auf denen ich Platz nahm. Stützte mich mit meiner Hand auf seine Schulter, mit der anderen strich ich seine blonden Haarsträhnen sacht von seinem Gesicht. Innig betrachtete ich es, verfolgte die feinen Konturen seiner Gesichtszüge, die ich andächtig mit meinen Fingerspitzen nach fuhr. Sein Gesicht, das er vor der Welt versteckte. Unserer Welt offenbarte. Meinen Gedanken flüsterte ich lächelnden Herzens. „Wunderschön.“   Kiras Lippen öffneten sich, mitsamt seinen betroffenen Augen, deren Blick mir auswich. Wird er... rot? Rasch bedeckte er seine untere Gesichtshälfte mit seiner Handfläche, hinter der er schmunzelte. „Wie unfair von dir... mich so zu verführen.“   „Dito“, hauchte ich ihm zu und lehnte meine Lippen gegen seinen Handrücken, den er von seinem Gesicht nahm. Stattdessen zu meiner Hüfte führte, die er links und rechts nach oben entlang streichelte. Unsere Lippen verschmelzend, öffnete ich den Reißverschluss seiner hellblauen Hose, gefolgt von dessen Knopf. Helfend hob er sein Gesäß an, damit ich ihm den Stoff abstreifen konnte. Sein Privatestes erreichen konnte. Ich sah herab. Sah... „Verdammt.“ ...seine Größe.   „Beeindruckt?“, wurde sein Lippenzug stolzer, sein Stimmton amüsierter. „Sorge dich nicht: Er wird passen.“ Die Info war echt unnötig! Bevor ich verbalen Konter geben konnte, handelte er, stieß seine Härte zwischen meine Beine, streifte meine Eier, glitt zwischen meine Hinternhälften. Und verlangte von mir; „Beine zusammen.“   Ich tat es, verschaffte ihm mehr Enge, spürte die trockene Reibung. Ehe mir einfiel; „Hast du...?“ Wissend griff er hinter das Sofa, holte die Tube hervor, die ich fragend ansah. „Will ich wissen, woher du die hast?“ „Möchtest du nicht.“ ...Kid. Geh bloß aus meinen Gedanken, perverser Teufel! Auf meinen verstörten Blick stieß er einmal kräftig zu, holte mich zurück, lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihn. Ihn allein.   Ein erster Tropfen perlte aus seiner prallen Eichel, lief meinen Arschansatz herab, ließ mich erregt schaudern. Mitsamt seinem rauen Befehl; „Fass dich an.“ Das Klacken der Tube, die er öffnete, über meine Hand hielt, auf die er das durchsichtige Gel tropfte. Es roch süßlich, war kalt, wurde von meiner Körpertemperatur erwärmt. Er will, dass ich mich selbst fingere? Zielsicher griff ich hinter mich, zu meinem Hintern- daran vorbei, zu seiner Härte, die ich ohne Vorwarnung packte.   Ein Zischen verließ seine Lippen, gefolgt von einem Fluchen und einem Brummen. „Mir gefällt deine rebellische Dominanz“, brummte er lüstern, „jedoch...“, glitt er mit einem Stoß enger, näher, direkt an meinem Eingang vorbei, befeuchtete ihn, „will ich dich stöhnen hören.“   Tief drang sein nasser Finger in mich. Soweit er konnte, wurde von meinem Schließmuskel aufgenommen. Erst nur seine Fingerkuppe, Zentimeter für Zentimeter tiefer dringend, mit jedem Atemzug, mit dem ich mich weiter entspannte. Es brannte, leicht, nicht schmerzhaft, aber merkbar. Ist echt lange her...   Plötzlich fragte er; „Wann hast du dich zuletzt selbst befriedigt?“ Ein verlegenes Knurren meine Antwort, das in ein Nuscheln überging. „Keine Ahnung...“ Warum will er das wissen? „Gut“, schien er zufrieden, „ab jetzt denkst du dabei nur noch an mich.“ Als ob ich noch an jemand andren denken könnte!   Erneut rutschte sein Finger tiefer, zwei Fingerglieder in mir, krümmte und drehte sich, entlockte mir ein angetanes Keuchen, bei dem ich mir auf die Unterlippe biss. Was ihm nicht gefiel. „Unterlasse dies“, umgriff er mein Kinn, das er zu sich dirigierte, „lass mich hören, sehen, fühlen. Dich. Ich will dich. Gänzlich.“   Kratzend wanderten seine Finger abwärts über meinen Oberkörper, leichte Spuren hinterlassend, zu meinem Unterleib, dem er sich leidenschaftlich widmete. Meinen Penis umschloss, pumpte, während er mich intensiver fingerte. Die doppelte Stimulation schickte heftigere Stromstöße durch mich, unterwarf mich seiner sinnlichen Gewalt. „K-Kir–ahh...“, fing er seinen Namen mit seinen verruchten Lippen auf. Angespornt durch meine Laute beschleunigte er die Bewegung seiner Finger, rauf und runter, rein und raus. Nahm einen zweiten hinzu, den er in mich zwängte, mich weitete, süchtiger machte.   Meine Stirn an seine Schulter lehnend, kam mein Gesäß ihm entgegen, in wippenden Bewegungen, bei denen seine Männlichkeit schneller zwischen meinen Beinen hin und her rutschte. Durch das Gleitgel mehr Reiz bekam. Heiß traf mein abgehackter Atem gegen seine Haut, sein atemloser Stimmbariton direkt neben meinem linken Ohr, jagte Schauer um Schauer über meinen Rücken. Mit beiden Händen krallte ich mich in seine Brustmuskeln, spürte ihre Härte, ihre Straffheit, wie sie sich mit seinen sich spannenden Armen mit dehnten. Vor meinen Lippen die Feinheit seines blonden Haares, dessen Geruch ich inhalierte. Kiras Geruch. Süßkirsche. Zu viele Eindrücke überwältigten mich, zu viele Sinne von ihm eingenommen. Zu viel Stimulation – und doch viel zu wenig.   „Mehr“, hauchte ich fiebrig, „mehr Finger.“ Ein dritter, der in mich sank. Schmatzende Geräusche erzeugte. „Mehr... von dir.“ Keuchend, bittend, verlangend.   Ihm gefiel, wenn ich ihm befiel. „Zu Diensten, mein Herz.“   Und er ging auf die Knie. Vor mir, vors Sofa, auf Boden, einbeinig. Spreizte meine Beine, schob meine Schenkel auseinander. Küsste mich. Mein Intimstes. Ein intensives Kribbeln rauschte durch meinen gesamten Körper, der unter seinem eisblauen Blick erschauderte. Meine Brust entflammte, mein Puls feuerte los. So heiß die Berührung seiner rauen Lippen, die sich um meine Eichel schlossen. Noch heißer seine Zunge, die den prallen Kopf umkreiste, den Lusttropfen auffing, in den winzigen Spalt eintauchte. Er brummte lüstern. Die Vibration fegte über mein Fleisch, das er tiefer in seinen feuchten Mund gleiten ließ, mit seinen glühenden Lippen die Vorhaut zurückschob. Mich heißblütig leckte, schmeckte, neckte.   Ich stöhnte. Laut. Verkrallte meine Finger in sein blondes Haar, ertastete dessen wilde Feinheit, strich mit meinem Daumen die langen Strähnen seines Pony zur Seite. Enthüllte seine Augen, die mich lustvoll belauerten. In ihnen funkte ein blauer Blitz. Die einzige Warnung. Bis er mich komplett in sich aufnahm. Meine Eichel knallte gegen seinen Rachen. Eine Kollision im Hitzegewitter, schickte einen Feuerblitz durch meinen Unterleib. Die heiße Nässe, die mich empfing, war beinahe unerträglich. Unerträglich befriedigend.   Meine Beglückung ihm wichtiger, als seine eigene. Er genoss, mir zu dienen. Im Hochgenuss summte er sinnlich, liebkoste mich, kostete mich, stimulierte mich. Ich schwoll zur vollen Größe in ihm an, meine Vorhaut spannte sich spürbar, die Gleitbewegung geschmeidiger werdend, erregter. Seine Zunge leckte der Länge nach vom Schaft zur Eichel, hinterließ brennend heiße Spuren, die die Luft kühlte. Mich aufwühlte, mein Herz aufgeregt wummerte.   Meine heisere Stimme stotterte. „N-Nicht ohne dich“, brachte ich in Atemlosigkeit hervor, mit zitternden Lippen, „m-mit dir. Nur mit dir.“   Ein lautes Plopp knallte in die Stille, wie ein Peitschenhieb, als er mein Glied von seinen Lippen erlöste. Glänzend von seinem Speichel. Abgelöst von seiner vernarbten Hand, die sich meiner annahm, leichte Streichelbewegungen vollführte. Der klare Stimmbass seiner sinnlichen Monotonie die pure Verführung. „Sag es“, verlangte er, „sag, was du begehrst.“   „D-Dich.“ „Meinen Namen.“ „Dich, Kira!“   Zufrieden schmunzelte er, erhob sich, stand in Erhabenheit vor mir, stolz erigiert. Trat zwischen meine Beine, beuge sich zu mir, stützte sich mit seinem Ellenbogen auf die Sofalehne neben meinen Kopf. Sein Stimmklang wurde tiefer, verheißungsvoller, betörender. „Merk ihn dir, brenn ihn in deine Seele, in dein Herz – und verglühe.“   Seine Lippen auf den Meinen. Dominant, hitzig, begierig. Ein sehnsüchtiger Wunsch, den er mich spüren ließ. Ein Geständnis, das er in mich glühte. Sein – Sein Lebenselixier. Mein – Mein Herzbrandmal. Unser Seelenfeuer.   Im Rausch der Ekstase, unsere Blickfessel untrennbar, klarten seine Augen auf. Blau in Gefühlen erhellt. Bereit, mir den Himmel zu zeigen. Ich wollte ihn. Mehr als alles andere. War bereit für ihn. Bereit für- „Schlaf mit mir, Kira.“ Ein heiseres Flehen der Lust.   „Nein.“ Der Diamantschliff seiner Stimme kalt. „Es ist noch nicht an der Zeit...“ Noch nicht...? Er ist noch nicht stabil genug? Sein Lippenzug nahm etwas Sehnsüchtiges an, beinahe Bedauerndes. Er wollte es – doch konnte nicht. Wie stark hat er sich zurückgehalten? ...Für mich.   Gefühlvoll küsste ich ihn. „Es ist okay“, flüsterte ich ihm zu, korrigierte meine Worte, lächelte. „Liebe mit mir, Kira.“   Unser Kuss intensivierte sich, vertiefend in liebevollen Emotionen. Ein Kuss, der von den zärtlichen Impulsen unserer Lippen lebte.   Mich nicht von ihm lösend, rutschte ich nach hinten, machte ihm Platz. Er kniete sich aufs Sofa, zwischen meine Beine, seine Männlichkeit klopfte an meinen Unterbauch. Meine Faust ihn umschließend, dessen Pulsieren spürend, die Beschaffenheit erforschend. Beschnitten, leicht nach links geneigt, nach oben zeigend, am breiten Schaft unterhalb die Ader, die mit meinen Bewegungen wilder pochte. Kiras erregtes Brummen tiefer werdend, lustvoller. Seine kristallklare Stimme so sexy.   „Darf ich“, brannten meine Wangen in Scham, „dich zum Kommen bringen?“ Diamant schimmerte seelenvoll. „Was immer dein Wunsch ist.“   Meine Hand reichte nach der seinigen, erreichte sie, verwebte unsere Finger, vereinte unsere Glieder. Heiß traf Haut auf Haut gegeneinander, entlockte uns beiden betonte Klänge der Lust. Eng presste sich unser Intimstes im Feuer der Leidenschaft aufeinander, unsere Finger verschlossen sich fester, nahmen einen gemeinsamen Takt an. Unsere Lustperlen vermischten sich. Berauschende Wellen strömten durch mich, glühend in meinem Unterleib, in Flammenzungen über mein Empfindlichstes lodernd. Fester verkrallte ich mich in seine Mähne, heißblütiger küsste er mich, brachte uns der Erlösung näher. Immer näher. Der Himmel seiner Augen brennend in der Glut der Sinnlichkeit. Brandmarkte meine Seele.   „Fliege“, raunte er mir sinnlich zu, „und falle mit mir.“   Zu keiner Antwort fähig, mitgerissen von der Zärtlichkeit unserer so intimen Berührung, biss ich ihm in die Unterlippe. Die Hitze in meiner Mitte bündelte sich. Unaufhaltsam. Fiebrig hauchte ich seinen Namen, immer und immer wieder. Es war das Einzige, was ich noch zustande brachte. Unsere Körper kollidierten reibend gegeneinander, in euphorischer Harmonie. Unersättlich gierend nach der Nähe des anderen. Die Luft um uns unter Starkstrom. Sündige Geräusche, Atemklänge, die feuchten Laute unserer stimulierten Glieder. Schneller und schneller, härter und härter, zuckend, tropfend. Mein Penis prickelte ekstatisch, erreichte sein Limit. Meine Hoden strafften, bewegten sich wippend mit der Bewegung, zogen sich signalisierend zusammen. Der liebenden Flammen ergeben.   „I-Ich-“ „Tu es. Komm.“ Unsere Lippen prallten aufeinander. Hart. Und ich erreichte den Himmel, in den ich blickte. Kam. Heftig.   Ein intensiver Schauer jagte in berauschenden Blitzen durch mich. Mein Orgasmus mit voller Intensität einschlagend. Weggefegt von den tosenden Wellen, die über mich einstürzten. Gefühle der puren Euphorie, befreiend, beglückend, geliebt. Mein Herz hämmerte viel zu schnell, mein Körper erzitterte stark. Die geballte Hitze entlud sich in Schüben, floss warm über unsere Hände. Die Pump-Bewegung langsamer werdend, streichelte er mich durch meinen Höhepunkt. Meine Samen auf uns verteilend, ihn erregend, ihn zum Fall bringend.   Er folgte mir. Zusammen erreichten wir die Freiheit. Höher, immer höher fliegend. Und stürzten in die Tiefe. . . . Kira ließ sich fallen. Fiel. Reflexartig stieß ich ihn von mir. Wich zurück, ging auf Abstand, kollidierte mit dem Rücken ins Sofa. Und spürte es. Die Stille, die uns unterschwellig beiwohnte. Bedrohte. Sah es. Wie sich das helle Blau seiner Augen schattierte, der Himmel verdunkelte, zur Mitternacht. Ihn ankündigte. Killer.   Die Atmosphäre wallte in blutvollen Dämonenzungen auf. Der Raum in Schatten gehüllt, von Killers düsteren Dominanz geprägt. Kira fort, seine Stimme weg, ersetzt von der finsteren Killers.   „Welch attraktives Schauspiel“, schnurrte er in diabolischem Genuss. „Fast so, als würde ich mir selbst beim Pimpern zusehen.“ Er hat-?! Die ganze Zeit-!? Das ist Stalking auf höchster Niveaulosigkeit! Perverser Mistkerl.   Vom Höhenflug zum Absturz, blieb das kalte Grauen. Die Hitze verpufft, die Eiseskälte zurücklassend. Verstört sah ich ihn an, konnte nicht realisieren, wie schnell die Situation umschlug. Killer erwiderte meinen Blick, in kranker Begeisterung, teuflischer Besessenheit. Narzisstisch strich er sich über seinen nackten Körper, präsentierte sein Muskelspiel, angeberisch. Befummelte sich selbst, leckte Kiras und meine Liebe von seinen Händen. Echt pervers krank.   „Wo waren wir stehen geblieben?“, blickte er auf seine harte Größe – die zur anderen Seite als Kiras geneigt war. Was zum?! Begeistert nahm er ihn in die Hand, pumpte ihn in seiner lockeren Faust. Es schauderte mich. In Abscheu. Gierend beugte er sich zu mir herunter, rutschte näher. Näher mit seinem Geschlecht an meinen Hintern, den ich zusammenkniff. Und er flüsterte in düsterem Tiefklang; „Lass uns spielen, Sweetheart.“   Meine Reaktion: Ein Schlag in die Fresse. Seine: Ein erregtes Summen. Verdammter Psycho-Maso! Oder eher: Ka-maso?   Überfordert und erschöpft, blieb mir bloß mein feuerndes Mundwerk. So teilte ich verbale Schläge aus. „Heute ist Tag der geschlossenen Tür!“, knurrte ich ihm giftig zu. Amüsiert zuckte sein Mundwinkel in die Höhe. „Nur heute?“ „Für immer!“, korrigierte ich schnell, „du hast Hausverbot!“ Er mimte den Denker, zögerte seinen Konter heraus, den er mir in all seiner provokanten Arschigkeit aufdrückte. „Was bin ich doch für ein niederträchtiger Schurke... der Verbote nicht beachtet, weil sie zu reizvoll sind.“   Seine Fingerkuppen fanden meine Brust, die er entlangstrich, eine Gänsehaut auf ihr hinterließ. Mein Körper, der miese Verräter. „Jedoch“, fuhr er fort, überraschte mich, „bin ich kein Vergewaltiger. Auch ich habe Prinzipien; Abstechen ist eher mein Stil.“ Seine Hand stoppte über meiner Herzseite, erfühlte dessen Takt gierig. „Du wirst dich mir freiwillig hingeben“, nahm sein finsterer Lippenzug Versprechungen an, sein Ton die absolute Dominanz. „Es wird mir ein perverser Genuss sein, dich auszupeitschen, zu züchtigen...“ Lasziv und schlüpfrig; „und dich danach betteln zu hören.“   Nur über meine Leiche- Halt, nein, vergiss das! Warte. Das ist die Idee!   „Nekrophil?“, fragte ich den Großkotz provokant. Ein Treffer unter die Arschfalte! Als hätte ich seiner Oma die Rüschchenwäsche geklaut, glotzte er mich erschüttert an. Der alleinige Gedanke ihn so verstörend, dass er die Fahne einzog. Die Eierfalte einen Abgang machte. Und seine Latte setzte Rost an. Schrumpfte, gab die letzten Zuckungen von sich. Tschö mit Nö. In meinem Kopf stimmte ein Trauerständchen an – der 'Coffin Dance' – das fette Grinsen konnte ich mir unmöglich verkneifen. Schadenfreude aber Hallo! Ich lachte. Frech und ausgelassen.   Echauffiert verschränkte er seine Arme, sah weg. Doch schmunzelte. Was heckt er nun schon wieder aus? Mit halb zusammengekniffenen Augen musterte ich ihn, wartete auf seinen fiesen Masterplan. Und er- schmiegte sich schnurrend an mich. „Ein wenig turteln wird doch okay sein...“ Er will... schmusen? Zum Henker?! Ich traute dem Frieden nicht. Ganz und gar nicht. Was bezweckt er damit? Leider konnte ich keine Kraft mehr zum Widerstand aufbringen. Die durchgemachte Nacht, all die anstrengenden Ereignisse und Kiras Zweisamkeit zehrten an mir. Negativ, wie positiv. Die Müdigkeit übermannte mich, rasend schnell.   Meine Augen fielen zu. Die inneren Alarmsirenen leiser werdend, ließ ich mich in seinen Armen fallen. In Killers. Eingelullt von Kiras Geruch, gepaart mit der dominanten Nuance Killers. Schwarzkirsche. Wir kuschelten – skurril, aber wahr. Kitschfaktor Brechreiz Level Regenbogen.   Etwas stimmte nicht. Wäre ich nicht so weggetreten, hätte ich es hinterfragt. Was... hat er vor... mit mir? Ein Knacken. Ein letztes Mal öffnete ich meine Augen. Meine Sicht zu verschwommen, um zu erkennen, was Killer tat. Er biss auf etwas. Erneut. Ich konnte es nicht sehen – aber schmecken. Spüren. Wie er es mir über seine Lippen einflößte. Etwas toxisch Süßes. Ohne es zu wollen, schluckte ich, hustete. Und verfiel dem Schattenmeister.   Eine Melodie, die er summte.   „Sweet Dreams~ Are Made Of These~“   Umgarnend, hypnotisierend, von ihm in die Irre verführt, stürzte ich in seelische Schwärze.   „Lass mich deine Schatten wecken.“   Ein Flüstern der Finsternis, in die er mich zerrte. Tiefer, immer tiefer. In den Abgrund.   „Ich entführe dich... In mein Schattenreich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)