Epos von Tyra-Leonar (One Shots) ================================================================================ Kapitel 11: Switch ------------------ Persephone war auf dem Rückweg zum Styx, heute ohne Begleitung. Hades war mit Zerberus unterwegs gewesen und würde sie im Büro erwarten. Die letzten, ereignislosen Tage und die Tatsache, dass seine Frau immer besser mit ihren Kräften zurechtkam, hatte ihn dieses eine Mal nachgeben lassen. Sie konnte allein das kurze Stück… gehen. Eigentlich keine Fortbewegung, die er für seine Königin gutheißen konnte, doch diese, die immer weiter die Stimmen der Natur vernahm, hatte so ihre Probleme mit den Abgasen. Im Moment half Gaia ihr dabei den Sturm zu unterdrücken, doch irgendwann, je stärker sie wurde, musste sie herausfinden, wie sie sich vor all dem abschottete. Denn weder die Menschen noch ihre Städte würden verschwinden. Genauso wenig ihre Industrie und all der Unsinn, denn sie fabrizierten und der diesen Planeten immer weiter verschmutzte. Manchmal, so glaubte Persephone, meinte sie den Grund für ihre Existenz zu kennen. Denn eine Göttin für die Jahreszeiten und die Ernte gab es schon. Vielleicht, wenn sie absolut beflügelt war, hatte sie den Eindruck diesen Planeten vor was auch immer retten zu müssen. Und zu können. Nun, gerade war wohl einer dieser Momente. Beschwingt durch ihre Trainingsstunde im Studio wippte sie ambitioniert durch die Straßen. Als sie im Styx ankam nahm sie den direkten Weg durch den Vordereingang. Seine Königin ging nicht außen herum. Erstens, weil es keinen Grund dafür gab, die Gäste waren noch nicht da, und Zweitens weil sie gerne bewies wer sie war. Mit einem strahlenden Lächeln klackerte sie durch den Eingangsbereich bis sie den Teppich erreichte. Die Sporttasche über der Schulter ließ sie ihre Füße gerade voreinander aufkommen, was ihren Beinen noch mehr Länge verlieh und ihr ein paar Blicke einheimste. Auf dem Weg hinauf begegnete sie Hekate, die sie kurz grüßte, doch keineswegs hielt sie an. Die Ältere blieb verdutzt stehen, wandte sich halb herum, um der Rothaarigen nachzusehen. Dann rollte sie mit den Augen und zuckte gleichzeitig mit einer Schulter. Persephone eben. Was sollte man da machen? Zerberus lief unruhig vor der Bürotür auf und ab. Hades hatte bereits versucht ihn auf seinen Platz zu verweisen, doch keine Chance. Sein Hund vermisste sein Frauchen. Er konnte es ihm nicht wirklich verübeln. War es doch sein eigenes Herz gewesen, welches einen Moment höhergeschlagen hatte, als er ihre Aura im Styx gespürt hatte. Jetzt konnte er fühlen wie sie schnell näherkam und tatsächlich, es öffnete sich die Tür. Persephone sah aus wie immer. Sie hatte ihre einfache Kleidung an, damit war sie zwar unauffälliger, aber eben auch nicht hässlich. Mit einem Schmunzeln sah sie zu ihm hin, dann beugte sie sich herunter, um den Hund zu kraulen, dessen Hintern, durch die Schwanzbewegungen wild hin und hergeworfen, nicht mehr stillstand. Wie ein Dressurpferd trippelte er neben ihr her. Hades hob eine Augenbraue und betrachtete den Höllenhund. Er tat, seit Persephone in ihrer beider Leben getreten war, oft Dinge, die absolut nicht zu seiner eigentlichen Aufgabe passten. Allerdings war sein Wille sie zu beschützen immens. Egal ob ein Kopf oder Drei, man stellte sich ihm lieber nicht in den Weg. Jedenfalls legte seine Frau die Tasche ab und kam, überraschend, gleichzeitig aber auch nicht, zu ihm. Ihr Schmunzeln wandelte sich und er konnte in ihren Augen lesen was sie vorhatte. Kurz überlegte er, ob er einen Termin hatte doch er schob diesen Gedanken direkt wieder beiseite, als sie seinen Stuhl mit einer Bestimmtheit herumdrehte, der ihn davon überzeugte, dass kein Meeting gerade wichtig genug sein konnte. Er mochte es, wenn sie so war. Sie beide erfüllten die unterschiedlichsten Rollen, Nahmen und Gaben, je nach Bedarf. Sein sanfter Blick wurde von blauen Flammen erfüllt als ein schmaler Finger über sein Hemd hinab strich. Seine Hände zogen sie zu sich und sie folgte seiner Aufforderung ohne zu zögern. Geschickt setzte sie sich auf seinen Schoß, sodass sie ihn ansehen konnte. Während ihre Finger Knopf um Knopf öffneten hatte sie begonnen ihn intensiv zu küssen. Eine jede Berührung nährte das Feuer in ihm. Sie schien es eilig zu haben, seine Königin. Kaum war seine Haut frei, strich sie mit genügend Druck darüber, um es ihn wissen zu lassen. Seine Finger gruben sich in ihren Po, fingen an sie auf ihn zu pressen. Ihre Hüfte bewegte sich und rieb sich an seiner Schwellung. Ihr entfuhr ein Keuchen und er bebte bereits. Sterne, das war schon fast zu viel. Er musste sich schwer unter Kontrolle halten, damit er sie nicht einfach hochhob und sie auf den Tisch legte. Sie wollte bestimmen, Hades würde für das Warten entlohnt werden, das wusste er. Nach und nach landeten Kleidungsstücke auf dem Boden bis Persephone nur noch in Unterwäsche auf ihm saß. Seine Hose sollte das nächste Einzelteil sein, ihre geschickten Finger griffen bereits nach dem Knopf. Da wurde unvermittelt die Tür zu seinem Büro aufgerissen. Eine Frau mit schwarzen Haaren stand atemlos dort und funkelte sie wütend an. Zumindest nachdem die Überraschung aus ihrem Gesicht gewichen war. Lästig, fand er. Sie musste eine Sterbliche sein, er konnte ihre Aura nicht spüren. Niemand hielt ihn vom Sex mit seiner Frau ab. Sie hatten es schon an anderen Orten miteinander getrieben. Da würde er sich in seinem eigenen Büro erst recht nicht zurücknehmen. „Runter von ihm!“ „Ich rate Ihnen zu gehen. Egal welchen Termin wir haben, er ist ersatzlos gestrichen.“ Seine Stimme verkündete Unheil. Ohne Anzuklopfen einfach reinzustürmen, das durfte nur Eine und die saß auf seinem Schoß und drückte sich an ihn, um ihre nackte Haut zu bedecken. Seltsam, sprach eine Stimme ganz am Rande seiner Gedanken, Persephone hatte noch ihre Unterwäsche an, benahm sich aber, als könnte die Sterbliche ihr etwas wegschauen. Nun, besänftigte er diese Stimme in einem inneren Dialog, sie mochte es nicht unbedingt dabei gesehen zu werden. Vielleicht war sie im Moment einfach überrascht. Er selbst hatte mit solch einer Unterbrechung ebenfalls nicht gerechnet. Niemand, der im Styx arbeitete, war so unhöflich. Die Meisten fürchteten sich eher vor ihm, weshalb sie dieses Stockwerk lieber mieden. Die Frau schien nicht zu dieser Gruppe zu gehören. Und sie ging auch nicht. Ganz im Gegenteil, sie trat sogar ein und schloss die Tür hinter sich. Hades legte einen Arm schützend um Persephones Mitte, Zerberus, der seit ihrem Eintreten unablässig knurrte, warum hatte er ihre Schritte nicht vorher gehört, fragte sich Hades, positionierte sich mehr zwischen die Drei. „Scheinbar wollen Sie Ärger.“ Sanft hob er seine Frau hoch und setzte sie an seiner statt in den Bürosessel. Sein Hosenknopf war noch offen, doch er scherte sich nicht darum, dass seine Hüftmuskeln zu sehen waren. Die Fremde machte weiterhin keine Anstalten wegzugehen, also würde es gleich viel schlimmere Dinge geben, die sie zu sehen bekam. Er griff nach seiner Macht, bündelte sie zu einem kompakten Instrument. Ein wenig würde ausreichen. „Wenn Sie sich erklären wollen, dann ist jetzt der richtige…“ „Ich bin Persephone“, unterbrach die Frau ihn. Hades hielt an, stemmte eine Hand in die Seite und betrachtete die Sterbliche von oben bis unten. „Das glaube ich kaum.“ Er lachte auf. Netter Versuch. Vielleicht sollte er sie nicht ganz so hart rannehmen, immerhin hatte er durch sie heute gelacht. „Ich kann es beweisen.“ Hades kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Instinktiv griff er nach weiteren Kräften, sondierte die Umgebung. War das ein Trick um ihn abzulenken? Auch nach Persephone sah er, seine Aura streckte sich ihr sanft entgegen und fand die übliche, wenngleich auch etwas verhaltene Resonanz. „Auf eine Unterbrechung bin ich zwar eigentlich nicht scharf, aber ich frage mich, ob ich mir nicht den Spaß gönnen sollte. Also, beweisen Sie es.“ Seine Worte klangen ironisch, denn er überlegte es sich gerade anders. Wenn sie klug war, dann ging sie jetzt. Wenn nicht, dann würde er nicht so nett mit ihr umspringen, wie er es zuerst geplant hatte. „Komm ein Stück näher. Ich will nicht, dass die es hört.“ Chronos. Das war sein erster Gedanke. Konnte sein Vater dahinterstecken? Wieder eine fehlgeleitete Seele? Zerberus hinter ihm spürte die Unruhe und sein Knurren wurde noch bedrohlicher. „Hades“, seine Frau hinter ihm klang besorgt. Sie hatte die Beine hochgezogen und nutzte sie als Sichtschutz. „Persephone, mach dich bereit“, gab er Anweisung an sie, dann trat er näher. All seine Kraft waberte durch den Raum, unsichtbar für die Sterbliche. „Ich höre“, zischte er leise. Eine falsche Bewegung, eine Anomalie, und sie wäre Staub. Blaue Flammen hatten sich auf dem Teppich entzündet. Persephone würden sie nicht schaden, sie war ein Teil der Unterwelt und seine Königin. Ihr Talent mit seinen Kräften umzugehen, sie sich zu eigen zu machen, so etwas hatte er noch nie gesehen, doch sie tat es einfach. Er wusste, wenn es hart auf hart kam, dann würde sie ihn unterstützen. So wie immer. Also beugte er sich leicht über die Schwarzhaarige. „Nächtliche Sonne“, flüsterte diese zusammenhangslos als er nah genug war um es zu hören. Langsam runzelte sich die Haut über seiner Nase. Er war stinksauer. Seine Kieferknochen traten scharf hervor und das blaue Feuer in seinen Augen flammten ungehindert auf. Niemand verarschte ihn. Niemand! Zerberus wirbelte zusammen mit seinem Herrn herum. Schwarzer Rauch schoss aus dem Teppich neben dem Stuhl, wurde zu gleichfarbigen Ketten, die sich um Persephone schlangen, und sie festhielten. Erstickt atmete sie kurz ein, dann wurde ihre Kehle daran gehindert sich normal auszuweiten. Ihr Blick flehte ihn erschrocken an. „Hades“, presste sie hervor. „Schnauze!“ „Mein König, ich bin genauso wütend wie du, aber denk daran, dass ist mein Körper. Wir fänden es beide schade, wenn er Blessuren erhält.“ Die Schwarzhaarige legte sanft eine Hand auf seinen Arm. Es war weder ihre Aura noch ihr Gesicht, doch sein Herz sprach zu ihm die Wahrheit, als er der Fremden in die Augen blickte und meinte seine Frau dahinter zu erkennen. Er atmete gedehnt aus und die Ketten klirrten leicht als er etwas mehr Platz ließ. „Was ist geschehen“, fragte er sie sanft. „Gute Frage“, antwortete sie ohne Umschweife und runzelte die Stirn. „Ich habe sie nicht kommen sehen. Im nächsten Moment lag ich in einer Gasse und alles war so schwer. So behäbig habe ich mich nicht einmal gefühlt bevor meine Kräfte frei waren. Aber…“, die eigentliche Persephone wandte ihr Gesicht nun der Hochstaplerin zu, „… ich habe den Eindruck, dass sie dich kennt.“ Ohja, den Eindruck hatte er auch. Auch er richtete nun seine volle Aufmerksamkeit auf das halb nackte Geschöpf in seinem Sessel. Nun allerdings keineswegs mehr so, wie noch vor ein paar Minuten. „Ich höre.“ Die Frau schien zu überlegen und man konnte regelrecht sehen, wie ihr die Sache mit dem Pfand durch den Kopf schoss. „Denk gar nicht erst daran. Wir haben in der Unterwelt Mittel und Wege dich zu brechen ohne Persephones Körper zu schaden. Hekate wird das sicherlich mit Vergnügen übernehmen, wenn sie erfährt, was du getan hast.“ An und für sich erst einmal eine Drohung, die es zu beweisen galt. Doch es wirkte. Also wusste sie ganz genau, dass Hades die Wahrheit sprach. Das schien ihre Lippen zu lockern. „Minthe. Ich bin… Minthe…“ Reue klang in ihrer Stimme mit. Persephone neben ihm sah zu ihrem Mann und zog eine Augenbraue hoch. Ex-Geliebte Nummero…? Seine Augen zuckten kurz zu ihr hin. Oha, sie hatte recht. Mit einem gut hörbaren Atemzug verschränkte sie die Arme vor der Brust. Es war doch immer wieder schön alte Bekannte zu treffen. Und eine neidische Ex, die sich zuvor an seinem Schoß gerieben hatte, so etwas passierte nicht alle Tage. „Tausch die Seelen zurück. Sofort“, befahl Hades. Minthe sah daraufhin an sich herab. Der Herr der Unterwelt verstand und löste die Ketten auf. Doch sie flogen als sichtbare Drohung weiterhin neben ihr in der Luft. Zerberus Knurren war zuvor leiser geworden, jetzt erhöhte er seine Intensität erneut, als wolle er sagen: Keine krummen Dinger. Mit einem Schniefen stand Minthe in Persephones Körper auf und nahm die Verwandlung auf. Kaum war seine Königin zurück in ihrem wahren Körper, schüttelte sie den Kopf, sodass ihre Haare sanft über ihren Rücken strichen. Genüsslich schloss sie die Augen, griff nach ihren Kräften und sofort wuchsen die Pflanzen im Zimmer ein gutes Stück. „Hach, das tut gut“, machte sie und lächelte zufrieden. Kurz darauf stemmte sie beide Hände in die Seiten. Ihr machte das mit der Unterwäsche nicht so viel aus. Es hätte ihm gleich auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. Seine Schuldgefühle wurden dadurch nur noch größer, doch zuerst musste er sich um seine Ex kümmern. Dazu nahm er erst einmal einen Schritt Abstand zu ihr. Nicht wegen dem Wasser, welches plötzlich von dem Körper abließ und ihr wahres Erscheinungsbild preisgab. Spitze Ohren mit allerlei Ohrringen darin, die teilweise mit Ketten verbunden waren, eine Halskette, die er ihr einmal geschenkt hatte, dazu feurig rote Lippen. Ihre Haarfarbe änderte sich nicht, doch ihre Haut wurde noch weißer und reiner. Ihr Körper steckte plötzlich in einem silbernen Kleid. Er wusste ganz genau, dass es durch und durch aus Wasser bestand und nur wie Stoff aussah. Wenn man ganz genau hinsah, dann konnte man die kleinen Wellen in den Pailletten sehen. Ertappt legte sie die Hände vor sich ineinander und blickte betreten zu Boden. „Was hast du dir dabei gedacht?!“, wetterte er plötzlich los. Minthe zuckte zusammen und schaffte es erst nach einigem Blinzeln zu ihm hochzuschauen. Sie war eher klein und zierlich. Ungefähr so groß wie Hekate. Ihr feiner Körperbau strafte ihrer Taten Lügen. „I-Ich…“, stotterte sie und endete abrupt wieder. Hades konnte zum Fürchten sein, jetzt gerade berechtigterweise, wie seine Frau fand, die ruhig die Szene beobachtete. Sie musste zugeben, sie war neugierig auf Details. „Ich höre, Weib!“ Das brachte einen regelrechten Ruck durch Minthe, die plötzlich die Schultern straffte und ihn wütend anfunkelte. „Nenn mich nicht so! Es ist alles deine eigene Schuld!“ „Meine?“ Hades Wut verflog nicht so leicht, doch es irritierte ihn sichtbar der Grund für all das hier zu sein. „Wie bitte, soll es meine Schuld se…. Oh.“ „Oh?“, wiederholte Persephone und ließ es sich nicht nehmen einen gewissen Unterton hören zu lassen. Hades strich sich mit einer Hand durch die Haare. Persephone erkannte diese Geste. Minthe hatte also recht? „Du hast sie sitzen lassen, oder? Direkt nach dem Sex. Und nun. Bam!“ Hades wandte ihr überrascht das Gesicht zu. Sie konnte das unmöglich wissen. „Sieh‘ mich nicht so an. Ich bin unter Sterblichen aufgewachsen, da gibt es echt viele kreative Köpfe.“ Zerknirscht wandte er sich wieder an seine Ex. Natürlich, die Menschen mit ihren Büchern und Filmen. Eine jede Kreativität entsprang ebenso einem Gott, wie es die Natur oder das Totenreich tat. „… Es tut mir leid?“, versuchte er die Situation zu entschärfen. „Leid? Dir tut es leid?! Du hast gesagt, du liebst mich!“ Persephone machte ein grunzendes Geräusch. Seine Frau war gerade überhaupt nicht hilfreich, dachte er genervt. „Das habe ich nicht getan.“ „Doch, das hast du!“ „Ich sagte, ich finde dich nett.“ „Ja, das eine Mal. Aber in unserer letzten Nacht, da habe ich dir meine Gefühle noch einmal gestanden und du hast…“ „Nichts geantwortet“, unterbrach er sie, bevor sie noch darauf kam ihre wilde Geschichte kundzutun. Persephone war unberechenbar. Vielleicht überlegte sie sich gerade, wie sie seine Eier zerquetschte. „Ich habe nichts gesagt.“ „Aber du hast mich…“ „Ich weiß, was ich getan habe“, unterbrach er sie erneut. Sie hatten wilden, unbändigen Sex gehabt. Das musste Minthe falsch verstanden haben. Am Morgen darauf, er war wie immer früh wach geworden, eine Tatsache, die sich mit Persephone geändert hatte, hatte er lediglich einen Zettel für die Nymphe liegen lassen und war verschwunden. Die Türsteher am Styx hatten einen Monat die Anweisung gehabt sie nicht reinzulassen und er hatte auch keine ihrer Nachrichten beantwortet. Noch dazu hatte er sein Auto stehen lassen und war mit dem Äther gereist. Hauptsache er musste ihr nicht begegnen. Minthe war eine Dramaqueen. Die Beiden hatten nie wirklich zueinander gepasst. Mit der Zeit hatte er dem Irrglauben aufgesessen nichts Besseres mehr zu bekommen. Zum Glück hatte er keine Taten folgen lassen und war rechtzeitig zur Vernunft gekommen. Damals hatte er natürlich nicht wissen können, was auf ihn wartete, doch Persephone war in vielerlei Hinsicht perfekt für ihn. Selbst wenn er mit Minthe liiert wäre, für seine rothaarige Königin würde er sie sofort verlassen. Nun, so war die Geschichte damals aber nicht ausgegangen. Und Minthe hatte wohl noch eine Rechnung offen gehabt. Das Dicke Ende kam immer zum Schluss. Nun stand es vor ihm, war wütend, traurig und verletzt. Die Nymphe fühlte sich verarscht, bis auf die Knochen blamiert. „Minthe, mein Verhalten war nicht unbedingt korrekt, aber mit dir reden konnte man damals auch nicht. Das musst du einsehen.“ Sie öffnete schnappend mit dem Mund bei dieser Anschuldigung. „Wenn du dich beruhigst und einen Moment darüber nachdenkst, dann wirst du mir zustimmen. Es passte nicht und wir fingen an uns gegenseitig zu zerstören.“ Einige Minuten herrschte betretene Stille im Raum. Minthe machte zwar immer mal Anstalten für eine Erwiderung, doch sie ließ es genauso schnell auch wieder bleiben. Hades hatte Recht. Ein Nein hatte er ihr so oft gegeben und trotzdem hatte sie sich ihm aufgezwungen. Wenn sie wirklich darüber nachdachte, dann war ihr das sehr wohl bewusst. Und nun, da sie die jetzige Situation sich durch den Kopf gehen ließ, sah sie die feinen Nuancen in seinem Blick, wenn er seine Frau ansah. Genauso, wie sie neidisch war auf die Haltung der Rothaarigen, die keinerlei Szene machte. Es wäre der Nymphe zwar lieber gewesen, wenn die Andere ging, aber andererseits hatte auch sie eine Erklärung verdient. Als die Nymphe gegangen war, war es immer noch sehr still im Büro. Persephone hatte sich keinen Zentimeter vom Fleck wegbewegt und Hades kam von der Tür zurück, die Hände in den Hosentaschen. Er war zu alt und zu sehr Gott, um den Blick zu senken. Also sah er sie unverwandt an und wartete auf ihre Reaktion. Die Rotharige ging um den Tisch herum, lehnte sich auf der anderen Seite mit dem Po gegen die Kante und verschränkte die Arme vor der Brust. Damit befand sich nichts mehr zwischen ihnen. Außer der Luft, die er nicht deuten konnte. „So so… Deine Ex. Nummero wer ist sie doch gleich?“ Hades ließ ein Brummen in seiner Kehle ertönen. Darauf würde er nicht eingehen. Er hatte sie nicht gezählt, wer sollte nach all den Jahren noch den Überblick behalten? „Sie war die Letzte.“ So viel wusste er immerhin noch. Doch es war auch schon ein paar Jahre her. Persephone musste damals sechs oder sieben gewesen sein. Ein paar deshalb, weil die Zeit, die er schon auf dieser Welt zubrachte verhältnismäßig viel länger war. Gut, was wollte seine Frau also von ihm? Sollte er sich bei ihr auch entschuldigen? Für was? Das Einzige, was ihm leid tat, war die Tatsache, dass er ihr geglaubt hatte. Andererseits, er hatte nicht damit gerechnet, dass so etwas passierte. Er selbst hätte ebenfalls getauscht werden können. Vermutlich hätte er sich mehr gewehrt, das mit Sicherheit. Aber er hätte es nicht kommen sehen. „Nun~.“ Ihm gefiel dieses Spiel nicht. Sie sollte damit herausrücken und gut war. Stattdessen schmunzelte sie einfach in sich hinein und bedachte ihn mit einem Blick, den er nicht recht deuten konnte. Seine Hoffnung schwand mit jedem weiteren Herzschlag. Ihr musste doch klar sein, dass es Andere vor ihr gegeben hatte. Sie hatte er auch nie so behandelt. Also, wenn sie eine Szene machen wollte, dann war jetzt der richtige Moment dafür. Doch er würde nicht einfach hier stehen und sich diesem Schweigen tatenlos ergeben. Eher verließ er sein eigenes Büro. „Wir wollten schauen, wo es als nächstes für mich hingeht.“ Dieser plötzliche Themenwechsel brachte ihn aus dem Konzept. Sie wollte mit ihm über den nächsten Trip sprechen? Die Reisen, die Gaia ihr aufgetragen hatte, um diesen Planeten kennen zu lernen, ihre Kräfte zu schulen? „Allerdings, da ich schon einmal halb nackt bin…“ Sie wies mit ihrer Hand an sich herab und löste damit die Verschränkung gänzlich auf. Hades grinste. Sie war perfekt. Unerschütterlich in ihrer Liebe zu ihm. Er hätte es besser wissen müssen. Schon das zweite Mal innerhalb einer halben Stunde. Langsam holte seine Frau die Jahre, die sie trennten, unerschrocken auf. Die Flammen um sie herum waren bereits alle erloschen und Persephone hatte mit ihren Kräften den Echthaarteppich wieder gerichtet. Wie ein Panther kam er auf sie zu, langsam in seinen Bewegungen, doch nicht weniger mächtig. Seine Hand schob sich an ihrer Seite entlang zu ihrem Rückgrat, zog sie mit einem Ruck zu sich. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Persephone verpasste ihm einen Klaps, doch sie lächelte. Dann küsste er sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)