Werwölfe und Kürbislaternen von Charly89 (Halloween-Shuffel) ================================================================================ Kapitel 3: Trick or Treat ------------------------- „Er ist weg!“ Schlagartig reiße ich die Augen auf und beginne zu blinzeln, weil es im ersten Moment viel zu hell ist. Aufwachen ist eine Sache, aber so aus dem Schlaf zu schrecken ist nichts für mich. Ich hänge noch irgendwie gedanklich in einem irren Traum und gleichzeitig im hier … Wo auch immer hier ist. „Er ist weg!“ „Hör auf hier rumzuschreien!“, keift Sakura plötzlich. Was? Wer? Warum? Ich bin desorientiert und überfordert. „Da habt Ihr was angerichtet“, werde ich von der Seite getadelt. Was?! Was zum … Ich setzte mich auf und reibe mir über die Augen. Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich erkenne mein Umfeld. Ähm … Wo bin ich noch gleich? „Er ist weg! Echt jetzt!“ Naruto springt wie wild durch die Gegend und fuchtelt mit den Armen. Sakura giftet ihn an, ebenso Sasuke. Und Kakashi … Fragend drehe ich den Kopf. Japp, Kakashi giftet mich an … weil? Ich ziehe die Augenbraue hoch und zucke mit den Schultern, um zu signalisieren, dass ich absolut keine Ahnung habe, worum es hier geht. Den Kopier-Ninja interessiert das natürlich herzlich wenig. Ich bekomme keine Erklärung, werde dafür aber weiterhin finster angesehen. „Er ist weg! Anja! Er ist weg!“ Erschrocken zucke ich zusammen und sehe zu Naruto dem inzwischen Tränen über die Wangen laufen. Was zum Teufel geht hier vor?! Ich habe fragend die Hände. „Na, mein Kürbis!“, erklärt der kleine Uzumaki fürchterlich schluchzend. Ich sehe mich um und tatsächlich; alle anderen Kürbisse stehen noch an Ort und Stelle, nur der freudestrahlende von Naruto ist weg. Ahhh, jetzt macht das langsam Sinn … irgendwie … nicht. „Warum …“ „Völlig egal!“, grätscht der Blonde dazwischen. „Ich will meinen Kürbis zurück!“ Ich reibe mir über das Gesicht um meine Lebensgeister zu wecken. „Ist doch egal, Naruto“, nuschle ich unbedacht. „WAS?!“ Mir klingeln die Ohren. Was schreit der mich bitte schön so an?! Ich habe das Gefühl, ich habe irgendetwas verpasst. Fragend sehe ich Kakashi an (desinteressiertes Schulterzucken), dann Sasuke („Hn.“), dann Sakura (Sie verschränkt die Arme vor der Brust und scheint zu meinen, das ich wissen sollte, worum es geht). Sooo viel Hilfe zum frühen Morgen; und ja, das ist sarkastisch gemeint. „Warum … ich meine …“ Plötzlich setzen meine Synapsen wieder ein und mein Denkapparat beginnt zu arbeiten. „Oh. Du wolltest ihn mitnehmen?“ Narutos Unterkiefer fällt auf den Boden und er starrt mich an. „Natürlich! Was denn sonst?“ „Ähm …“ Ich bin sichtlich verwirrt; der Rest scheinbar auch. „Hör mal, wir können doch nicht die Kürbisse …“ beginnt Sakura. „Was ihr mit euren macht ist mir doch egal! Ich wollte meinen mitnehmen!“, poltert der kleine Uzumaki los und beginnt wütend (?), frustriert (?), genervt (?) seine Sachen zusammen zu packen. Wir packen ebenfalls und noch bevor wir fertig sind, stürmt der Blonde los. Als ich nach ihm rufen will, legt Kakashi seine Hand auf meine Schulter und drückt leicht. Ich verstehe und lasse den Kopf hängen. Hätte ich das vorher gewusst … Betrübt hebe ich wieder den Blick und sehe Naruto noch zwischen den Büschen verschwinden. Das wird ein langer Tag. Wir haben Naruto inzwischen wieder eingeholt, weil er sich in einem Dornenbusch verheddert hatte. Er hat geschworen, dass ihm jemand ein Bein gestellt hat, obwohl niemand da war. „Wer klaut denn einen Kürbis?!“, motzt der kleine Uzumaki wie ein Rohrspatz. „Ist doch egal“, sage ich leicht hin. Ich verstehe, dass es ärgerlich ist, aber dieses Ziehauf verstehe ich nicht. Der Blonde holt schockiert Luft und starrt mich an. Das ist mehr Wut in den blauen Augen, wie man so einem kleinen Jungen zu trauen möchte. Normalerweise würde mir das wohl einen Stich versetzen, aber nicht jetzt. Ich bin eigentlich kein Morgenmuffel, aber, wenn ich derart ruppig aus dem Land der Träume geholt werde … noch dazu ohne Kaffee! „Ehrlich, Naruto“, beginne ich zu erklären, „die nächsten zwei Stunden wirst du nicht mit meiner Unterstützung rechnen können, dafür bin ich viel zu sehr neben der Spur.“ „Aber“, stammelt der Uzumaki betrübt und verschränkt dann bockig die Arme. „Schön!“, motzt er und dreht sich um. Ich rolle mit den Augen und seufze. „Als ich Wache hatte, war er jedenfalls noch da.“ Plötzlich legt sich Schweigen über die Kinder und es werden Blicke getauscht. Kakashi räuspert sich. „Es ist traurig, dass ausgerechnet Anja, eine Zivilistin, euch mit der Nase darauf stoßen muss.“ Beschämt ziehen die drei die Köpfe ein und entschuldigen sich synchron. Ich blinzle mehrfach. Der Kopier-Ninja hat recht … also, mit dem was es bedeutet hauptsächlich. Jemand war in unserem Lager heute Nacht; das ist extrem beunruhigend. „Wer hatte die letzte Wache?“ Naruto kratzt sich an der Wange und stammelt vor sich hin. „Du bist eingeschlafen?!“, knurrt Sasuke wütend. „Das geht gar nicht“, pflichte ich dem Uchiha zu. Alle Blicke richten sich auf mich; natürlich. Ich gebe dem kleinen Eisklotz recht, gegen Naruto; etwas was ich normalerweise nicht tue. „Ihr seid ganz schön neben der Spur, was?“, amüsiert sich Kakashi. Ich brumme und massiere mir die Schläfe. Langsam zieht ein Gewitter in meinem Gehirn auf; das wird noch richtig unschön. Wir setzen unsere Reise fort. Sakura stolperte über ein nicht vorhandenes Hindernis („Da war etwas!“ „Na klar …“), Naruto verliert etwas („Es wurde mir gestohlen!“ „Na klar …“) und Sasuke klatscht etwas auf den Kopf („Das ist kein Vogelschiss! Das ist Matsch!“ „Na klar …“). Man könnte meinen, heute ist der Wurm drin. Gegen Mittag legen wir eine Pause ein und essen eine Kleinigkeit. Naruto ist immer noch verstimmt wegen seinem Kürbis. Sasuke und Sakura sind sich einig, dass das kindisch ist und … Grübelnd betrachte ich Kakashi neben mir. Er wirkt entspannt, was mich wundert. Er hat den Dreien eine ziemliche Standpauke gehalten vorhin. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, das er nicht so verärgert oder beunruhigt ist, wie er sollte. Ob er etwas weiß? „Rück es raus!“ Was ist denn nun schon wieder?! Ich habe heute keinen Nerv für die Kinder; mein Schädel dröhnt ohne Ende und das Geschrei macht es nur noch schlimmer. „Ich habe deine blöde Haarspange nicht!“, faucht Naruto aufgebracht. Sakura kocht sichtlich. „Wer sollte sie sonst haben?! Ich habe sie hier neben dich gelegt und jetzt ist sie weg!“ „Ich habe sie nicht!“ Die beiden schreien sich an und ich versuche es auszublenden. Mein Blick geht an den beiden vorbei in die Ferne. Ich höre die Stimmen der Kinder nicht, es klingt alles hell und schrill und metallisch. Ich merke wie meine Sicht verschwimmt und meine Augen tränen. Eigentlich müsste ich mich dringend hinlegen; das sind keine Kopfschmerzen, das ist eine Migräne. Gerade als ich etwas sagen möchte, fällt mir auf, dass ich etwas ansehe. Da in dem Busch … das … nee, das … Ich schließe die Augen. Eins, zwei, drei. Vorsichtig sehe ich wieder hin. Du meine Güte! Es ist immer noch da. Ich blinzle und es ist weg. „Verrückt“, flüstre ich. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. „Alles ok?“, fragt Kakashi vorsichtig. Ich kann mir nicht helfen, er klingt irgendwie besorgt. „Mein Kopf bringt mich um“, erkläre ich heiser. Mir ist schlecht, wahrscheinlich bin ich kreidebleich. Zumindest würde das die hörbare Sorge des Kopier-Ninja erklären. Was danach folgt, kann ich gar nicht genau sagen. Alles fühlt sich dumpf und schummrig an, oder laut und grell. Unsicher setze ich einen Fuß vor den anderen. Ich werde immer langsamer und zittriger. Kakashi stützt mich schließlich um Schlimmeres zu verhindern. Irgendwann sind wir in einem Wald, ich liege und Sakura legt mir ein kühles, feuchtes Tuch auf die Stirn. Ich dämmere weg. Träge blinzle ich. Das Tuch hängt mir halb über den Augen, weil ich auf der Seite liege und es verrutscht ist. Es dauert mehrere Atemzüge bis ich ankomme. Es ist dunkel und ein Feuer knistert. Ich sehe Naruto und Sasuke; sie liegen hinter dem Feuer und schlafen. Am unteren Sichtfeld erkenne ich rosa Haare. Sakura scheint vor mir, bzw. bei mir, zu liegen. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Unterbewusst merke ich, dass etwas nicht stimmt, doch ich komme nicht darauf was. Noch ein Atemzug, und noch einer, dann stockt mir der Atem. Zwischen mir und dem Feuer stehen Schuhe. Schuhe. Sie sind nicht sehr groß, wie von einem Kleinkind. Sie wirken abgetragen und alt. Oberhalb der Schuhe ist Kleidung. Ich sehe nur den unteren Saum eines … Hemdchens? T-Shirt? Vorsichtig drehe ich den Kopf. Die Migräne scheint überstanden, allerdings könnte das auch ein Trugschluss sein. Wäre nicht das erste Mal, das ich denke sie ist weg und kaum habe ich den Kopf bewegt, bäm! Doch die befürchtete Schmerzwelle bleibt aus. Unsicher und zittrig wandert mein Blick an der Kleidung hoch. Lumpen, das ist das erste, was mir einfällt. Das T-Shirt ist grau, könnte mal weis gewesen sein. Wie die Schuhe ist es abgetragen, zerschlissen und dreckig. Ich halte die Luft an. Da steht jemand! Das wird mir jetzt erst richtig bewusst. Es scheint ein Kind zu sein, aber … aber … irgendetwas stimmt hier nicht! Meine Augen wandern weiter hoch, obwohl ich eigentlich nicht will. Ein schockiertes Wimmern verlässt meine Kehle. Das. Ist. Un. Möglich. Auf den Schultern des Kindes ruht … ein … ein … Kürbis! Mit schreckgeweiteten Augen starre ich das Kind an. Mein Herz klopft wie wild und ich beginne hektisch zu atmen. Das geschnitzte Gesicht … strahlt mich an? Was?! Mein Mund öffnet sich aber kein Ton kommt heraus. Die Fratze sieht freundlich aus, aber dennoch wirkt das Ganze unglaublich bedrohlich und gruselig. Langsam drängt sich etwas Anderes in mein Bewusstsein. Das ist … das ist Narutos Kürbis! Was geht hier vor?! „Heeho!“, kreischt das Kürbis-Kind. Ich richte mich schlagartig auf. Sakura schreckt ebenfalls hoch, genau wie die Jungs. „Was?!“, schreit Naruto. Das Kürbis-Kind wirbelt herum. Die Jungs sehen genauso schockiert aus, wie ich mich fühle. Der ungebetene Gast kichert und spurtet los. Er springt über das Feuer und huscht an Sasuke vorbei. Im Vorbeihasten greift er zu und zerrt dem Uchiha das Stirnband vom Kopf. „Heeho!“ Das Kürbis-Kind verschwindet in der Nacht. Wie eine Herde Schafe hocken wir da und glotzen doof in die Dunkelheit. Sasuke löst sich als erster aus der Starre. Wütend springt er auf. „Hey!“, brüllt er und rennt los. „Warte!“ Naruto eilt dem Uchiha hinterher. Es ist still … viel zu still. Die haben uns allein gelassen, schießt es mir durch den Kopf. Ich sehe Sakura an. Ihre geweiteten Augen zeigen mir, dass sie dasselbe denkt. Wortlos rutschen wir zusammen und nehmen uns in den Arm. Der Wind rauscht durch die Blätter und erzeugt ein unangenehmes Flüstern. Was passiert hier? Wie ist das alles möglich? „Heeho!“, schallt es zwischen den Bäumen. Gänsehaut arbeitet sich meinen Rücken hoch und zieht an meiner Kopfhaut. Mein Körper schüttelt sich und mein Herz klopft laut. Oh Gott, ich fürchte mich. Sakura zittert, ich spüre es genau. Sie vergräbt ihr Gesicht an meinem Brustkorb. Ich streiche mit dem Daumen über ihr Schulter, versuche ihr Sicherheit zu vermitteln, obwohl ich mich selbst alles andere als sicher fühle. „Komm her du!“, höre ich Naruto irgendwo in der Ferne. Hoffentlich geht das gut! Die beiden sind zwar gut, vor allem als Team, aber … aber … das Kürbis-Kind ist das Kürbis-Kind. Ich meine, es ist kein Mensch, oder? Ist es ein … Geist? Normalerweise würde ich diese Gedanken als Unfug abtun, aber hier in dieser Welt … „Du Feigling!“, flucht Sasuke genervt irgendwo in der Finsternis. Plötzlich kommt mir ein anderer Gedanke; wo ist Kakashi? Ich suche die Schatten zwischen den Bäumen ab. Er ist hier irgendwo, da bin ich mir sicher. „Heeh…“ Der Aufschrei des Kürbis-Kinds wird unterbrochen und kurz darauf wird diskutiert. Ich spitze die Ohren. Naruto, Sasuke und, ich glaube, ich höre auch Kakashi. Es wird still, kurz darauf hören wir Schritte und Rascheln. Sasuke taucht als erster auf, er sieht genervt aus, hat aber sein Stirnband wieder. Naruto ist direkt hinter ihm. Er wirkt … zufrieden. Zunächst irritiert mich das, doch dann sehe ich es. Der kleine Uzumaki trägt seinen Kürbis unter dem Arm. Es folgt Kakashi, dessen Blick nach unten gerichtet ist. Neben ihm läuft … Konohamaru?! What the Fuck?! Sakura springt aus meiner Umarmung und stapft wutentbrannt auf den kleinen Sarutobi zu. Es folgt eine wilde Diskussion, Sodom und Gomorrha. Kakashi setzt sich neben mich und zückt sein Flirtparadies. „Will ich wissen, was hier los ist?“, frage ich ungläubig. „Das ist Konohamaru. Ein angehender Genin aus unserem Dorf. Er ist wohl bei Verwandten zu Besuch, die hier in der Gegend wohnen.“ „Und?“, hake ich nach. „Er hat uns in dem kleinen Dorf gesehen. Er ist uns gefolgt und wollte uns einen Streich spielen“, erklärt der Jonin ungerührt. Deswegen war Kakashi so tiefenentspannt, obwohl jemand mitten in der Nacht in unserem Lager war. „Ihr wusstet es“, stelle ich das Offensichtliche fest. Der Kopier-Ninja grinst in sein Büchlein und sagt nichts. Nach einigem Gezeter liegen die Kinder alle in ihren Schlafsäcken. Konohamaru liegt bei Naruto und schläft bereits selig. „Er wird riesen Ärger bekommen, oder?“, frage ich leise. Kakashi nickt. „Ja, das wird er. Vor allem sein Großvater dürfte nicht begeistert sein, wenn er das erfährt.“ Nach und nach erfüllt nur noch gleichmäßiges Atmen die Stille. Ich räuspre mich. „Entschuldigung.“ Der Kopier-Ninja glugst. „Für?“ „Gute Nacht, Kakashi“, lache ich leise. „Gute Nacht, Anja.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)