Werwölfe und Kürbislaternen von Charly89 (Halloween-Shuffel) ================================================================================ Kapitel 2: Jack O’Lantern ------------------------- Am Morgen haben wir alles zusammen gepackt und steuern die nächste kleine Siedlung an. Laut Kakashis Aussage ein Dorf mit kaum mehr wie 30 Einwohnern. Ich musste lachen; Dorf ist wirklich ein dehnbarer Begriff hier. Angekommen steuern wir einen Platz neben den Häusern an, dort stehen einige kleine Stände. „Fahrende Händler?“, frage ich nach. Kakashi nickt. „Ja, da das Dorf recht klein ist, kommen einmal im Monat Händler vorbei und bieten Waren von außerhalb an. Es wird mitunter auch getauscht.“ Fasziniert betrachte ich die kleinen provisorischen Stände. Das Ganze wirkt weniger wie ein Wochenmarkt, eher wie ein Flohmarkt. Jeder der Stände bietet gleichzeitig ein buntes Potpourri an Dingen an. Gemüse und Obst liegen direkt neben Kurzwaren und Werkzeug. Während Kakashi unsere Vorräte auffüllt, schlendere ich umher, gefolgt von einem blonden Schatten. An einem Stand bleibe ich unvermittelt stehen. Neben dem überladenen Tisch stehen einige Kürbisse auf dem Boden und ich muss Grinsen. Unser gestriges Gespräch über Werwölfe und Vampire fällt mir wieder und ich muss unweigerlich … „Was ist an den Kürbissen so lustig?“, unterbricht Naruto meine Gedanken. Ich sehe den kleinen Uzumaki an und sortiere meine Gedanken. „Wir haben doch gestern über Werwölfe und Vampire gesprochen; bei uns gibt es ein Fest, bei dem verkleidet man sich als etwas Gruseliges. Die Kinder ziehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten.“ Die Augen des Jungen beginnen zu leuchten. „Das klingt großartig!“ Ich kichere kurz. „Auf jeden Fall dekoriert man auch sein Haus oder Wohnung. Also gruselig, versteht sich. Geister, Skelette, Fledermäuse; so was halt. Außerdem machen viele gern Kürbislaternen.“ „Kürbislaternen?“ Sakura hat sich zu uns gesellt und scheint neugierig. „Ja. Man schneidet den Kürbis oben auf und höhlt ihn aus, dann schnitzt man ein Gesicht rein oder etwas Anderes. Es sollte halt eher etwas sein, das einen erschreckt; zumindest ist das der eigentliche Sinn der Sache. Wenn man fertig ist stellt man eine Kerze rein, damit es richtig unheimlich aussieht.“ Die Kinder denken nach. Sakuras Gesicht erhellt sich einige Augenblicke später; sie scheint eine grobe Vorstellung zu haben. Naruto allerdings … auch nach einigen Minuten überlegt er immer noch angestrengt. „Wie eine Papierlaterne auf der etwas gezeichnet ist“, füge ich schließlich noch hinzu, um ihn die Vorstellung zu erleichtern. Plötzlich erhellt sich auch seine Miene. „Ahh.“ Er ist wirklich nicht der Hellste. Ich tätschle ihm den Kopf, was Sakura zum Lachen bringt, weil sie meine Geste natürlich versteht. Naruto dreht sich zu dem Verkäufer, der uns argwöhnisch ansieht. Natürlich hat er unser Gespräch gehört und wird mehr als verwundert über meine Erzählung sein. „Was kosten die Kürbisse?“, fragt der kleine Uzumaki aufgeregt. Noch bevor ich dazwischen gehen kann sind die sechs Kürbisse gekauft und werden für den Abtransport aufgeteilt. Während wir zu Kakashi und Sasuke gehen, muss ich mich zusammen reißen nicht albern zu lachen. Von wegen, zwei Melonen getragen; ich habe zwei Kürbisse getragen! Ha, nimm das Baby! Sasuke zieht die Augenbraue hoch. „Was soll das?“, fragt er skeptisch. Naruto erklärt im Eilverfahren, was ich vorhin erzählt habe. Nun mustert Kakashi mich skeptisch und leicht vorwurfsvoll. „Hey! Ich habe nicht gesagt, dass er die kaufen soll!“, verteidige ich mich sofort. Der Kopier-Ninja seufzt. Ein Seufzen, das heißt, dass er weiß, wie Naruto ist und er weiß, dass er mir keinen Vorwurf machen kann, aber es eigentlich trotzdem gerne würde. Trotz der Einsicht, lässt er einen Seitenhieb nicht aus. „Ihr hättet Euch besser einen Schlafsack schenken lassen sollen.“ „Ich dachte Euch stört es nicht, mit Anja den Schlafsack zu teilen“ Sichtlich verwundert sieht Naruto seinen Sensei an. Beinahe hätte ich gelacht, weil mir etwas Unanständiges dazu eingefallen ist. Auf Arbeit hätte ich den Spruch sofort losgelassen. Wenn man immer mit Männerüberschuss arbeitet, gewöhnt man sich an gewissen Humor, außerdem mag ich diesen auch sehr gern, aber in Gegenwart der Kinder sollte ich das lieber lassen. Noch dazu, bin ich mir unsicher wie Kakashi das finden würde. Wir sind zwar keine ‚Feinde‘ mehr, aber so richtig grün sind wir uns auch noch nicht. Ich sehe Kakashi spitzfindig an. „Außerdem, sind das nicht meine Kürbisse.“ Das anzügliche Grinsen kann ich mir nicht verkneifen. Ja, ich bin manchmal ziemlich albern; aber ich stehe dazu. Unter fröhlichem Geplapper verlassen wir schließlich den Markt und setzen unseren Weg fort. Kakashi ist irgendwann so freundlich und nimmt mir und Sakura je einen Kürbis ab; Sasuke weigert sich vehement. Das Gezeter der Jungs verfolgt uns den ganzen Tag. Naruto fordert immer wieder dass der Uchiha ihm einen Kürbis abnehmen soll; Sasuke meint immer wieder, das ihn das nichts angeht und der Blonde sich das selbst eingebrockt hat. Am späten Nachmittag haben wir einen passenden Platz für unser Nachtlager gefunden, es wird Feuer und Essen gemacht. Nachdem Abendessen und viel Gelächter, weil ich immer noch Probleme mit den Stäbchen habe, hibbelt Naruto neben mir. Fragend sehe ich ihn an. „Was?“ „Können wir die Kürbisse jetzt machen?“, platzt er viel zu laut heraus. „Wir, nicht“, meldet sich Sasuke. „Ich werde bei dem Quatsch nicht mitmachen!“ „Aber …“, interniert Naruto. Ich klopfe dem kleinen Uzumaki auf die Schulter. „Lass nur. Dafür braucht man Geschick und Kreativität …“ Mein Satz bleibt gewollt unvollendet. „Was soll das heißen?!“, wütend funkelt Sasuke mich an. Ich grinse selbstgefällig. Treffer versenkt, würde ich mal sagen. Die spontan entgleitende Miene des Uchihas verrät mir, dass er begriffen hat, dass ich ihn gewollt aufgezogen habe. Und da ich weiß, dass er zu stolz ist, um einen Rückzieher zu machen, ist seine Mitarbeit beschlossene Sache. Kurz darauf sitzen die Kinder und ich mit je einem Kürbis da. Kakashi hockt abseits und tut so, als würde er im Flirtparadies lesen. „Als erstes muss der Kürbis oben aufgeschnitten werden. Das muss aber ordentlich sein, weil das als Deckel wieder draufkommt“, erkläre ich und beginne um den Stiel herum schräg in den Kürbis zu schneiden. Ein Fünfeck, weil ich keinen Kreis hinbekommen, egal wie oft ich das schon gemacht habe. „Leicht schräg, damit der Deckel später aufliegt und nicht rein fällt. Außerdem muss die Öffnung groß genug sein, dass ihr hinein greifen könnt.“ Zufrieden grinsend ziehe ich am Stiel und präsentieren mein Werk. Bei Sasuke und Sakura klappt das ganz gut, bei Naruto muss ich korrigieren. „Schräg, Naruto. Sonst hat der Deckel keine Auflagefläche.“ Als alle soweit sind sehen sie mich an. Ich räuspre mich. „Jetzt kommen wir zum lustigen Teil …“ „Das Gesicht?“, fragt der kleine Uzumaki aufgeregt. „Nein. Das Innenleben muss erst raus.“ Die Blicke der drei sind herrlich! Alle sehen angewidert in ihren Kürbis und verziehen zusehends das Gesicht. Ich kann mich nicht beherrschen und lache los. „Ihr erinnert mich gerade an meinen Sohn!“ Der hat genauso geschaut, als ich das dass erste Mal gemacht habe. Mit viel Gemurre und noch mehr „Ihh“ und „Bäh“ werden die Kürbisse ausgehöhlt. Danach gehen wir am nahegelegenen Bach ausgiebig Hände waschen. „So, jetzt müsst ihr euch etwas überlege. Aber denkt daran, dass die Stellen, die übrig bleiben sollen, mit dem restlichen Kürbis verbunden bleiben müssen.“ „Warum?“, fragt Sakura. „Naja, wenn es nicht verbunden ist, habt ihr am Ende einfach nur ein großes Loch“, erkläre ich geduldig. „Ohh“, tönt es. Die Kinder sitzen eine Zeitlang da und überlegen. Ich überlege ebenfalls. Klar möchte ihn den dreien einen klassischen Halloween-Kürbis zeigen, aber irgendwie würde ich auch gern etwas Anderes machen. Ich entschließe mich, erstmal die anderen beiden vorzubereiten. Während die Kinder anfangen zu schnitzen, höhle ich die zwei übrigen Kürbisse aus. Kakashi hockt immer noch da und tut desinteressiert. Ich nehme mir den ersten Kürbis vor und schnitze eine typische Fratze hinein. Dreieckige Augen, ein fieses Grinsen und, natürlich, zwei lange spitze Vampirzähne. Zufrieden betrachte ich mein Werk und lege ihn bei Seite. Kurz sehe ich zu den Kids; alle noch hochkonzentriert am Werkeln. Ich nehme mir den zweiten. Hm … Etwas ausgefallenes … aber was? „Anja?“ Verwirrt sehe ich auf. „Ja, Sakura?“ „Warum Kürbislaternen?“ Ich blinzle irritiert. „Wie meinst du das?“ Die kleine Haruno legt den Kopf schief. „Naja. Warum ausgerechnet Kürbisse? Warum etwas Gruseliges?“ „Oh. Naja, das geht auf eine alte Legende zurück“, erkläre ich. Ich werde neugierig angesehen. Moah, muss ich das jetzt wirklich …? Naruto und Sakura legen synchron die Köpfe schief. Naaa gut. „In der Legende geht es um einen Mann, sein Name war Jack. Er war ein Tunichtgut und Trinker. Jedenfalls hat er zweimal den Teufel ausgetrickst …“ „Oh, er war also schlau“, mutmaßt der Blonde. Ich wiege den Kopf hin und her. „Jein. Er war … sagen wir ‚Moment-Schlau‘. In den beiden Situationen war er irgendwie schlau, aber er hat nicht richtig über die langfristigen Konsequenzen nachgedacht. Jedenfalls hat er dem Teufel das Versprechen abgenommen, das dieser seine Seele für alle Zeit in Ruhe lässt.“ „Also doch schlau“, unterbricht mich Naruto erneut. Genervt seufze ich. „Kann ich vielleicht mal zu Ende erzählen?“ Ich höre Kakashi leise kichern und werfe ihm einen finsteren Seitenblick zu. „Der Mann ist natürlich irgendwann gestorben und ging zur Himmelspforte. Wie anfangs erwähnt, war Jack kein Guter, also wurde er abgelehnt, dementsprechend führte ihn sein Weg zur Hölle. Tja, und nun rächte sich das Versprechen. Der Teufel lehnt Jack ebenfalls ab, weil er ja versprochen hatte, seine Seele in Ruhe zu lassen.“ „Ohh“, tönt Naruto. Sakura sieht mich gebannt an. „Und dann?“ „Naja, seine Seele konnte nirgendwo hin, also irrte sie zwischen den Welten. Der Teufel hatte aber Erbarmen und schenkte ihm ein Stück Kohle, das ewig glühen sollte. Jack nahm sie und steckte sie in eine ausgehöhlte Rübe. So streift der gute Jack mit einer Laterne ruhelos umher und wird seid dem Jack O'Lantern genannt. Die Rübe wurde irgendwann durch den Kürbis ersetzt und es wurde allerhand neuer Kram dazu erfunden, dass er den Leuten streiche spielt, oder den Kürbis anstatt eines Kopfes trägt; lauter so Zeug halt. Jetzt ist aber Schluss mit der Märchenstunde.“ Die Kinder werkeln weiter und ich sehe den Kürbis in meinem Schoß an. Unschlüssig blicke ich auf und mich um. Da kommt mir eine Idee.   Das Feuer brennt langsam nieder und wir liegen alle mehr oder weniger zufrieden in den Schlafsäcken; außer Kakashi natürlich. Fein säuberlich aufgereiht stehen sechs Kürbisse da, jeder mit einer Kerze bestückt. Der erste zeigt eine unheimliche Vampirfratze. Der zweite freut sich ein Loch in den Bauch, zumindest ist ein ziemlich euphorisch glückliches Gesicht darauf. Beim Blick auf den dritten muss ich schmunzeln. Ein riesiger Stern, der eigentlich ein Shuriken sein sollte. Da Sasuke aber nicht auf die Verbindung geachtet hat, ist eben nur die äußere Silhouette übrig geblieben. Uh, da war jemand vorhin aber sauer. Ich habe ihn dann einen der übrigen gegeben. Der steht jetzt an vierter Stelle und ihn ziert das Uchiha-Wappen. Ich hatte extra ein Auge darauf, damit nicht wieder etwas schiefgeht. Der fünfte ist feminin. Eine wirklich schöne Blume ziert den Kürbis. Ich war platt, als ich gesehen habe, was Sakura da gezaubert hat. Und der letzte … na ja. Ich schiele zu dem Kopier-Ninja, der seine Nase wieder im Flirtparadies hat. „Kakashi?“ „Hm?“ „Entschuldigung.“ Der Jonin lacht und senkt das Buch. Einen Augenblick lang sieht er mich an. „Wofür?“, fragt er scheinheilig. Nun lache ich. „Weil ich euren Schlafsack belege.“ „Nur dafür?“, hakt er amüsiert nach. Wir blicken beide den letzten Kürbis an. „Na ja, er ist etwas schief“, kichere ich. Aber es ist zu erkennen, was, bzw wer darauf zu sehen ist. Die Sturmfrisur, das Stirnband, die Maske. „Hm.“ Kakashi legt den Kopf schief und betrachtet sein stilisiertes Ebenbild. „Ich nehme die Entschuldigung an.“ „Gute Nacht.“ „Schlaft gut.“ … „Anja?“ „Hm?“ „Bitte nicht noch mehr solche Entschuldigungen.“ Ich lache leise. „Na gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)