Know Your Darkness von stone0902 (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber dafür nun umso deutlicher spüren. Sasukes Chakra war ganz in der Nähe. Sakura lief und lief, bis sie vor einer unscheinbaren Tür stehen blieb. Für einen Moment verharrte sie davor, versuchte ihre beschleunigte Atmung zu kontrollieren, die nicht vom Laufen herrührte, und ihren raschen Herzschlag zu beruhigen. Dann griff sie nach der Klinke und öffnete die Tür. Ohne zu zögern trat sie ein und schloss sie hinter sich. Sasuke saß auf der Bettkante, mit dem Rücken zu ihr. Auf seinem weißen Oberteil blickte ihr das aufgestickte Uchiha-Emblem entgegen.   „Was willst du noch?“, kam es kühl aus seiner Richtung. Seine unfreundliche Art hatte sich seit früher nicht verändert und auch wenn man meinen könnte, dass sie es mittlerweile gewöhnt sein müsste, dass er so mit ihr sprach, kränkte es sie. Sie waren immerhin einmal ein Team gewesen, verdammt nochmal! Team Sieben! Sie war nicht irgendjemand. Wann begann er endlich sie zu respektieren? Sakura wusste, dass er eigentlich nicht sie haben wollte, sondern Tsunade. Noch ein Auslöser, der dafür sorgte, dass sie sich so schrecklich nutzlos fühlte.   Früher mochte es vielleicht so gewesen sein, doch nicht nur er hatte sich in den letzten drei Jahren verändert: Aus Sakura Haruno war eine mutige und starke Kunoichi geworden, eine begabte Medic-Nin, die Schülerin der Hokage und Sannin. Sie war nun alles andere als nutzlos. Inzwischen konnte sie helfen. Deswegen war sie schließlich hier.   Sakura durchquerte den Raum, ging um das Bett herum und blieb direkt vor ihm stehen. Es kam nicht oft vor, dass sie auf Sasuke Uchiha herabblickte; er saß am Rand des Bettes, leicht vorne über gebeugt, den rechten Ellenbogen auf seinem Oberschenkel abgestützt und hielt sich nach wie vor das rechte Auge. Das linke starrte stur geradeaus, direkt an ihr vorbei. Wieder einmal fragte sie sich, wie viel er wohl noch sehen konnte … Die sonst so emotionslose Maske wirkte angespannt, beinahe schon verkrampft. Sie konnte deutlich sehen, wie sein Kiefer sich anspannte und er die Zähne fest aufeinander biss. Sein gequälter Anblick versetzte ihr einen Stich in ihrem Herzen.   Langsam kniete Sakura sich vor ihm hin, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. „Du hast Schmerzen“, stellte sie unnötigerweise fest. Doch Sasuke sah sie weder an, noch antwortete er, beinahe, als würde er ihre Anwesenheit gar nicht bemerken, was das beklemmende Gefühl in ihrer Brust nur noch verstärkte.   „Wieso redest du nicht mit mir?“, fragte Sakura traurig. Beinahe tat er so, als würden sie sich nicht kennen, als wären sie nie Teamgefährten gewesen. Als hätte es nie ein Band zwischen ihnen gegeben. „Warum lässt du mich dir nicht helfen?“ Sie war eine Medic-Nin. Wieso suchte er sie dann nicht auf? Auch wenn sie bisher ratlos war, wie sie die Erblindung aufhalten sollte, Schmerzen zu lindern war für sie ein Kinderspiel. Dieses schon fast kindische Verhalten schrieb sie seinem unkaputtbaren Stolz zu. Womöglich wollte er ihr gegenüber keine Schwäche zeigen. Vielleicht konnte er sie auch einfach sich selbst gegenüber nicht eingestehen.   Jetzt sah er sie endlich an. Sein linkes Auge erwiderte ihren Blick, während das rechte weiterhin unter seiner Handfläche begraben lag. „Du sagtest bereits, dass du mir nicht helfen kannst.“   Sakura zog leicht verärgert die Augenbrauen zusammen. „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.“ Sture Patienten und trotzige Kinder, die sich nicht helfen lassen wollten, kannte sie von ihrer Arbeit im Krankenhaus zur Genüge, weshalb sie sich nicht so einfach abwimmeln ließ. In ihr schlummerte der Wunsch anderen Menschen zu helfen, sie so gut es möglich war zu heilen, und ihnen ihren Schmerz zu nehmen. Doch als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, fing er sie kurz vor seinem Gesicht am Handgelenk ab und hielt sie fest. In seinem finsteren Blick zeigte sich Abneigung, doch ihre grünen Augen strahlten voller Entschlossenheit.   „Jetzt reicht es mir langsam!“, knurrte sie schon fast. Sie lehnte sich weiter vor, zeigte ihm somit, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Sein bockiges Verhalten würde sie nicht weiter tolerieren. „Wieso vertraust du mir nicht? Ich will dir nur helfen!“ Ihre innere Stimme würde jetzt wohl zustimmend nicken. Er ließ ihr Handgelenk immer noch nicht los, aber sie war stärker als er. Von daher legte sie ihre Handfläche mit sanfter Gewalt an seine Schläfe, ließ ihr grünes Chakra aufleuchten und behutsam in seinen Körper fließen. Ihre andere Hand folgte kurz darauf und tat es ihr gleich.   Sich zu konzentrieren fiel ihr gar nicht so leicht, wenn man bedachte, dass ihr die Liebe ihres Lebens im Augenblick so nah war.   Nachdem Sasuke seine rechte Hand von seinem schmerzenden Auge genommen hatte beobachte er sie ganz genau, mit einem leisen Anflug von Misstrauen. Seine linken Finger umklammerten immer noch ihr rechtes Handgelenk. Verdammt, Sakura war ein Profi! Sie würde sich doch nicht von Sasuke Uchiha aus dem Konzept bringen lassen! Um seinem bohrenden Blick zu entfliehen, der sie nur ablenkte und verwirrte, schloss sie einfach die Augen. Hochkonzentriert blendete sie alles andere aus, fokussierte sich nur auf den Patienten vor sich und sorgte mithilfe ihres Chakras dafür, dass sie ihm seine Schmerzen nahm. Diese Behandlung bekämpfte zwar nicht die Ursache, aber sie überdeckte die Symptome. Beinahe so, als würde man sich eine einfache Kopfschmerztablette einwerfen.   Am Rande bemerkte sie, wie seine Finger sich um ihr Handgelenk langsam lösten und sie schließlich ganz losließen. Ein Stück seines inneren Widerstandes schien endlich aufzugeben. Na bitte, geht doch … Ihre Hände mochten zwar zart sein, aber sie waren zu enormer Stärke fähig. Das wusste Sasuke spätestens, nachdem sie ihn im Büro der Hokage geschlagen und ins nächste Regal befördert hatte. Von daher war es nur allzu verständlich, dass er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Sakura war dazu in der Lage alles und jeden zu zertrümmern. Eigentlich hätte sie ihn auch gar nicht berühren müssen. Es hätte gereicht, ihre Handflächen nur neben seinem Kopf zu halten, so wie sie es sonst immer bei ihren Patienten tat, aber diese simple Berührung gab ihr das Gefühl, dass er sich nicht so schnell wieder von ihr entreißen konnte. Als wäre sie ihm ein Stückchen näher gekommen, nicht nur körperlich, sondern auch emotional.   Nach einer Minute öffnete sie ihre Augen und ließ beide Hände sinken. „Geht es dir jetzt besser?“ Zur Antwort erhielt sie ein schwaches Nicken. Sie seufzte. Ein einfaches „Danke“ würde sie vom Uchiha wohl nicht erhalten.   Nicht noch einmal …   Vielleicht war dies ja die Möglichkeit, ihn danach zu fragen, denn schließlich wusste sie bis heute nicht, wofür genau Sasuke sich damals bei ihr bedankt hatte. Immer wieder hatte sie sich darüber den Kopf zerbrochen. Womöglich hatte sie es sich ja auch nur eingebildet. Immerhin konnte sie sich nur noch bruchstückhaft daran erinnern, da er sie kurz danach ausgeknockt hatte. In der Nacht, in der Sakura ihm ihre Liebe gestanden und er ihr das Herz gebrochen hatte.   Sie musterte sein Gesicht, während er an die gegenüberliegende Wand starrte. Jetzt wirkte er schon viel entspannter und ruhiger, woraufhin sie sich erleichtert fühlte. Ihn leiden zu sehen konnte sie kaum ertragen, so sehr liebte sie ihn. Doch wie erging es ihm und wie dachte er über sie? Wie gern würde sie jetzt seine Gedanken lesen. Die Ungewissheit und die Befürchtung, er würde ihre Gefühle nicht erwidern, taten so unendlich weh …   Keiner von beiden sprach und so legte sich eine erdrückende Stille über das Zimmer. Sakura sah sich vorsichtig im Raum um … Sasukes Zimmer … Sie schluckte nervös. Da ihr langsam die Beine weh taten setzte sie sich in den Schneidesitz und verknotete unruhig die Finger in ihrem Schoß. Ihr von der Dusche immer noch nasses Haar tropfte ihr in den Nacken.   Tatsächlich war es Sasuke, der die Stille durchbrach. „Wieso bist du noch hier?“   Sakura sah kurz zu ihm, doch er blickte sie immer noch nicht an. Ihr war klar, dass sich seine Frage nicht auf das Hier und Jetzt, sondern auf diesen Ort allgemein bezog. Immerhin hatte er ihr gesagt, dass sie gehen konnte, sobald er sie nicht mehr brauchte. Traurig senkte sie den Blick.   Aber er brauchte sie doch noch ...   Oder?   „Du bist so einfach davon gestürmt, ohne dass …“, begann sie leicht verzweifelt bei der Erinnerung an ihr letztes Aufeinandertreffen. Ihre Finger in ihrem Schoß wirkten auf einmal so wahnsinnig interessant. „Ich wäre nie gegangen, ohne mich zu verabschieden.“   Sasuke wandte den Kopf und sah sie direkt an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Sakura fuhr ihm sofort dazwischen. Das war jetzt nicht der Moment um sich zu verabschieden!   „Ich werde einen Weg finden, um dir zu helfen! Gib mir nur etwas Zeit.“ Ihre grünen Augen sahen ihn flehend an. Am liebsten hätte sie nach seiner Hand gegriffen, doch sie unterdrückte diesen Impuls. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“   „Hoffnung?“ Er schenkte ihr einen abfälligen Blick. „Tz, du bist immer noch so naiv wie früher.“   Sakura schmunzelte bitter. „Und du bist immer noch so stur wie früher.“   Leicht legte er den Kopf schief, wobei er fragend eine Augenbraue hoch zog. Ihr Schmunzeln verwandelte sich bei diesem Anblick in ein verlegenes Lächeln. Spürte er diese Anziehungskraft denn nicht auch? Sie fühlte sich so sehr von ihm angezogen, dass es ihr schwerfiel, ihn nicht hier und jetzt auf der Stelle zu küssen. Einen Moment lang erlaubte sie sich, in seinen atemberaubenden dunklen Augen zu versinken.   Dann räusperte sie sich. „Ich habe nachgedacht.“ Jetzt war der Zeitpunkt gekommen ihm ihre Überlegungen mitzuteilen. „Dass ich dir nicht helfen kann bedeutet nicht, dass es niemand kann. Tsunades Können überschreitet meines bei Weitem. Wenn du mit nach Konoha–“   „Nein!“   „Aber …“ Fassungslos sah sie ihn an. Sie hatte doch noch nicht einmal ausgesprochen.   „Ich werde mit Sicherheit nicht nach Konoha zurückkehren, falls es das ist, was du gerade vorschlagen wolltest.“ Seine Augen wurden wieder kalt und sie spürte, wie er sich erneut von ihr entfernte. „Ich will mit Konoha nichts mehr zu tun haben.“   „Ach ja?“ Sakura versuchte den Schmerz in ihrem Herzen zu ignorieren und ließ die Wut überhand nehmen. „Dann warst du also nur zufällig im Büro der Hokage ja? Gib es zu, Sasuke-kun, du brauchst uns!“   Sasuke schnaubte bloß. Sein Blick sagte eindeutig: Ich brauche niemanden. Aber sie beide wussten, dass es nicht stimmte, denn sonst wäre sie schließlich nicht hier, ansonsten gäbe es nicht sein Team. Erneut brach Schweigen aus. Die Stille war diesmal unerträglich. In dieser Zeit versuchte Sakura ihre Gedanken zu sortieren.   „Dann werde ich nach Konoha zurückkehren.“ Allein, dachte sie bitter. Ein Teil in ihr wünschte sich, dass er sie nicht gehen ließe. Sie wollte alles andere, als ihn hier zurückzulassen und womöglich nie wieder zu sehen. Hier gerade bei ihm zu sein fühlte sich so gut an, so richtig. Seine Nähe war alles, was sie sich wünschte, was sie schon immer gewollt hatte. Wieso war nur alles so kompliziert? „Aber ich verspreche dir“, fuhr sie entschlossen fort, während sie sich diesmal nicht zurückhalten konnte und ihre Hand auf seine legte, um sie liebevoll und aufmunternd zu drücken. „Ich werde nicht aufgeben. Ich finde einen Weg, dir zu helfen. Es muss eine Lösung geben“, sagte sie verzweifelt. „Ein Jutsu oder … Irgendetwas …“   „Sakura.“ Seine Stimme klang bitter. Erneut wich er ihrem Blick aus, indem er an die gegenüberliegende Wand starrte. „Spar dir die Mühe. Das wird nichts bringen.“   „Wieso nicht?“   Sasuke seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Dann stand er auf, wodurch sie gezwungen war seine Hand wieder loszulassen. Er ging ein paar Schritte durch den Raum, wandte ihr den Rücken zu. „Es liegt am Sharingan“, erklärte er emotionslos, dabei steckte er die Hände in die Hosentasche. Die vorgespielte Lässigkeit konnte seine Angespanntheit jedoch kaum verdecken. „Es ist ein Fluch. Ich dachte es gäbe eine Möglichkeit ihn aufzuhalten, aber … Offensichtlich habe ich mich getäuscht.“   In Sakura überschlugen sich die Gedanken. Sharingan? Fluch? Wovon redete er da? Von Anfang an hatte sie gespürt, dass er ihr eine wichtige Information vorenthielt. Dieser Sturkopf! Sofort war sie auf den Beinen und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. „Wieso hast du mir das nicht schon früher erzählt?“, schmetterte sie ihm wütend an den Kopf.   Unbeeindruckt drehte sich Sasuke zu ihr um. „Weil es dich nichts anging.“   „Aber das sind wichtige Informationen! Wie soll ich denn–“ Argh! Innerlich raufte sie sich die Haare. Dieser Kerl machte sie wahnsinnig! In ihrem Gedächtnis suchte sie danach, ob sie irgendwann mal etwas über einen Fluch gehört hatte, der mit dem Sharingan zusammenhing. Aber ihr wollte nichts einfallen. Alles, was sie über dieses Kekkei Genkai wusste, hatte sie von Sasuke und Kakashi. Damals, als Sasuke es während ihrer ersten gemeinsamen Mission erweckt hatte, war sie schließlich dabei gewesen. Verzweifelt fuhr sie sich über das Gesicht. „Es muss eine Lösung geben“, murmelte sie mehr zu sich als zu ihm. Fieberhaft suchte sie bereits danach.   „Die gibt es.“   Irritiert blickte sie zu dem Uchiha. „Und die wäre?“ Sein Blick war ernst geworden. Es war ihm deutlich anzusehen, wie er mit sich haderte, es ihr zu sagen. Sie drängte ihn, ihr zu antworten: „Sasuke-kun …“   Nach einigen Sekunden holte er tief Luft und wandte den Kopf zur Seite. Diese Geste glich schon fast einer Kapitulation. „Die Augen eines Blutsverwandten.“   Sakura erstarrte, als sie begriff. Das Sharingan konnte nur gegen ein anderes Sharingan ausgetauscht werden. In der Theorie klang das ziemlich einfach, doch praktisch gesehen besaß Sasuke keine Familie mehr. Seine Eltern und sein gesamter Clan waren vor vielen Jahren ausgelöscht wurden. Und seinen Bruder, der für dieses Massaker verantwortlich war, hatte er erst vor kurzem umgebracht. Sasuke war der letzte, der über das legendäre Sharingan verfügte. Deshalb hatte er auch nach einer anderen Lösung suchen müssen.   Sie dachte nach. Was wäre wenn … Nein, das würde sicher nicht funktionieren. Oder etwa doch? Nach wie vor kannte sie noch nicht alle Einzelheiten, denn sie bezweifelte, dass Sasuke ihr alles erzählt hatte. Dass er ihr solch private Einblicke gewährte bedeutete noch lange nicht, dass er ihr die komplette Geschichte anvertraute. Dafür kannte sie ihn zu gut. Wenn er ihr etwas erzählte, dann nur, weil er es für notwendig hielt. Wenn Sasuke wirklich denken würde, dass er keine Chance auf Heilung besaß, hätte er sie einfach gehen lassen, ohne ihr ein Wort vom dem Fluch des Sharingans zu verraten.   Das konnte nur bedeuten, dass …   „Itachi.“   Sasuke nickte. Sein Bruder war zwar tot, aber noch nicht allzu lange. Es war erst wenige Wochen her, dass sie ihn gefunden hatten.   „Seine Augen wären die einzige Möglichkeit. Ich weiß aber nicht, wo sich seine Leiche befindet“, gestand Sasuke schließlich.   Beinahe hätte sie aufgelacht. Sakura ging einige Schritte auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. Ihre Augen glühten geradezu. „Aber ich weiß es“, entgegnete sie aufgeregt. „Ich weiß, wo seine Augen sind.“   Sasukes Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen und ein irritierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Was? Wo?“   „Na wo wohl.“ Sakura lächelte leicht bei ihrer Antwort. „Sie sind in Konoha.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)