Nachhilfe von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Neben Connor aufzuwachen war ganz anders als bei Nicky. Ich hatte manchmal das Gefühl er würde wachliegen und nur darauf warten, dass ich die Augen aufmachte. Dieses sanfte Lächeln, dazu die zärtlichen Gesten und dieser Blick, als wäre ich das siebte Weltwunder. Connor ließ mich auch nahezu nichts machen, wie auch das letzte Mal: Mir wurde Frühstück ans Bett gebracht, meine Essenswünsche berücksichtigt, ich durfte das Fernsehprogramm aussuchen, auf der Playstation spielen was ich wollte, alles – das war schon fast zu perfekt. Etwas in mir regte sich. Es war ein seltsames Gefühl, schwer zu beschreiben; jedenfalls hing ich mittlerweile auch an Connor. Wir saßen gemeinsam am Küchentisch (heute hatte Connor was vom Inder geholt) als er sich räusperte. „Danny?“ „Ja?“ Ich sah vom Essen auf und konnte meinen besten Freund dabei beobachten wie er unruhig an seinen Fingern herumzog. „Schmeckt es dir?“ „Klar? Deswegen fragst du aber sicher nicht nach. Was ist los? Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“ „Ich, ich…“ Seufzend stand er auf und stellte sich neben mich. „Danny, darf ich etwas machen?“ „Was denn?“ Meine Augenbrauen wanderten nach oben. Er verhielt sich schon wieder so komisch. „Kannst du mal aufstehen?“ „Ehm, ja?“ Was hatte er denn vor? Ich stand also auf und Connor schob den Stuhl zurück, nur um sich darauf fallen zu lassen. Er legte beide Arme um meine Hüften und zog mich auf seinen Schoß um dann wieder an den Tisch heranzurücken. „Kannst du so essen?“ Es war zugegebenermaßen ein wenig eng und unbequem, aber ich erreichte mein Mittagessen problemlos. Um seine Frage zu beantworten häufte ich mir etwas Curryreis auf die Gabel und aß weiter. Keine zwei Sekunden später kraulten mich Finger am Bauch und ich konnte sein Kinn auf meiner rechten Schulter spüren. Das war ja fast schon besitzergreifend was er da machte. „Du weißt, dass es so anstrengend ist zu essen?“, fragte ich halbernst. „Ja, ich weiß. Wenn es stört, höre ich auf.“ Connor schob mir die Hand unters Shirt und streichelte meine nackte Haut, knapp über dem Bauchnabel, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. So zu Essen war unmöglich. Ich ließ die Gabel auf den Teller sinken und seufzte leise. „Wenn du doch mit mir schlafen willst…“, begann ich und schob mich demonstrativ ein wenig mehr auf Connors Schoß. „Nein, ich will dich einfach nur in meiner Nähe haben.“ „Und das geht nicht von Gegenüber aus?“ „Nein“, stellte er fest. „Und warum?“ „Weil…“ Connor zog seine Hand unter meinem Shirt hervor und griff in die Tasche seiner Jogginghose. „Mach die Hand auf“, flüsterte er mir ins Ohr. „Wozu?“ „Mach einfach, bitte.“ Ich verdrehte die Augen und öffnete meine linke Hand. Connor drückte mir etwas Schweres in die Hand, das klimperte und noch etwas, das sich komisch nach Plastik anfühlte. Sobald er seine Finger wegzog, konnte ich auch erkennen, was ich da hielt: Ein Schlüssel mitsamt Anhänger, in den mein Name eingraviert war und dazu eine folierte Karte. „Was ist das?“ Ich drehte mich umständlich mit dem Kopf zu Connor herum, der breit lächelte und mir einen Kuss auf die Wange verpasste. „Dein eigener Wohnungsschlüssel und eine Jahreskarte für den Bus.“ Ich brauchte einen Moment um zu kapieren was er gerade gesagt hatte. Was? Genau das fragte ich ihn auch. „Ich möchte, dass du einen zweiten Ort hast, wo du dich zurückziehen kannst. Wenn dir das mit Nicky und Caleb zu viel wird, oder du sonst Stress hast. Da du fürs Autofahren noch zu jung bist, und ich dich nicht immer abholen können werde, musst du halt auf den Bus ausweichen. Ich habe schon die Linien rausgesucht – es dauert eine Weile und du musst zweimal umsteigen, aber du kommst bis knapp vor die Wohnung. Es sind dann noch fünf Minuten Fußweg. Das Viertel ist auch sicher und die Straßen gut beleuchtet.“ „Aber Connor, dass…“ Ich war völlig perplex. Hatte er mir gerade echt einen Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt? Dazu noch eine Buskarte? Die Dinger waren sauteuer, das wusste ich, weil uns unsere Lehrerin mal einen zehnminütigen Vortrag darüber gehalten hatte, was wir uns ersparen würden, wenn wir so ein bescheuertes Formular ausfüllten, damit wir so eine Buskarte für den Schulweg bekamen. „Sch, Danny. Du bist mittlerweile der wichtigste Mensch in meinem Leben. So einen Freund wie dich hatte ich noch nie. Am liebsten würde ich jede Sekunde mit dir verbringen. Heimzukommen und zu wissen, dass du zuhause bist würde mich glücklich machen. Wenn es nach mir ginge, dann könntest du auch einziehen, mit Leo und Klein-Nicky. Hauptsache du bist um mich herum.“ Er hielt kurz inne um seine Wange gegen meine zu reiben und mich fest in die Arme zu schließen und fuhr dann fort: „Ich weiß nicht womit ich dich verdient habe, aber ich werde dich nicht im Stich lassen, Danny, niemals. Alleine dir schon beim Schlafen zuzusehen raubt mir fast den Verstand. Erinnerst du dich noch daran, als du mich gefragt hast, was mir Tai Kui zeigen würde, meine größte Angst?“ Ich nickte völlig überrumpelt. „Meine größte Angst ist, dass du mich verlässt. Weggehst, weil ich einen Fehler mache. Das würde ich nicht aushalten. Für dich stelle ich mich sogar dem Herrn der Furcht. Du bist jede Entbehrung wert, die ich auf mich nehme. Danny, wenn du nachdenkst, vielleicht dauert es noch ein wenig, dann begreifst du, was ich dir gesagt habe. Wenn es soweit ist, entscheide dich und egal wie du dich entscheidest, ich werde bei dir bleiben. O tantum te amo, ut ego moriar pro te.“ „Was heißt das letzte?“, fragte ich und schluckte hart. „Das verrate ich dir nicht“, hauchte er und küsste mich flüchtig auf die Lippen. „Wenigstens die Sprache?“, schmollte ich nach dem Kuss. „Ich gebe dir einen Hinweis, okay?“ „Nur einen?“ „Nur einen“, nickte er. „Es war mal eine weit verbreitete Sprache, die sich über Europa, Asien und Afrika erstreckte.“ Ich rollte mit den Augen und seufzte frustriert. Wegen Connor musste ich am Ende noch im Geschichtsunterricht aufpassen. „Nimmst du an?“ „Hm? Was?“ „Ob du den Schlüssel behältst und die Karte?“ „Willst du das denn wirklich?“ Ich drehte beide Gegenstände in meiner Hand und blinzelte mehrmals. Das war kein Scherz. „Natürlich will ich.“ Connor vergrub sein Gesicht in meinem Nacken und drückte mich noch ein wenig fester an sich. „Ich will dich bei mir haben, neben dir wach werden, deinen Atem auf meiner Haut spüren und mich in diesen wunderschönen, rehbraunen Augen verlieren dürfen. Ich dachte einmal, es würde sie nicht geben, Perfektion, körperlich wie auch geistig, und doch habe ich sie gefunden. Dein Ritter sein zu dürfen, dich mit meinem Umhang zu wärmen, mit einem Schild zu beschützen und mit meinem Schwert für dich zu streiten; ein Wort von dir und ich mache es.“ Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen Connor. Er spielte wieder mit seinen Lippen auf meiner nackten Haut herum und das verschaffte mir eine Gänsehaut. „Warum bist du so kompliziert?“, murrte ich leise und schmiegte mich dabei an den Mund, der mir mittlerweile an der Wange hing. „Weil ich dich sonst verlieren würde. Müsste ich im Styx baden und dabei an einen Ankerpunkt in der Welt denken, dann wärst das du. Odysseus hatte Recht: Es gibt etwas, wofür man sogar Unsterblichkeit und das Paradies verschmähen kann. Kun Lun zu betreten oder über die elysischen Felder zu wandeln ist nicht mehr notwendig, denn ich kenne dich und habe dich. Ohne dich wäre mein Leben sinnlos. Ich brauche dich, so sehr, dass es mir beinahe schon körperliche Schmerzen bereitet.“ Connor strich mit seinen Fingern an meinen Armen entlang, nahm mir den Schlüssel und die Karte ab und warf sie auf den Tisch, nur um unsere Finger dann miteinander zu verschränken. „Du kannst alles von mir haben, die Wohnung, den Porsche… Wenn ich könnte, ich würde dir sogar meine Jungfräulichkeit schenken, aber dafür ist es zu spät. Sag mir was du willst und ich erfülle dir jeden Wunsch.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und versteifte mich dabei unwillkürlich. Connor klang so verträumt, so verzweifelt, so glücklich und dabei so traurig. Das machte mich fast wahnsinnig. Er war zu perfekt. Wenn er mit seinem besten Freund so umging, was würde er mit einem festen Freund erst anstellen? Da kam mir ein Gedanke. „Connor?“, fragte ich und rückte mit dem Kopf etwas von ihm weg. „Hm?“ Er zuckte zusammen als ich mich von ihm entfernte. „Wenn du mir alles gibst, dann hast du ja nichts für deinen Freund?“ „Lass das meine Sorge sein. Was wünschst du dir also? Möchtest du mit dem Porsche eine Runde drehen? Eine Playstation für zuhause? Einen großen Fernseher? Sag es mir und ich verspreche dir, egal welchen Wunsch du hast, ich erfülle ihn dir.“ „Jeden Wunsch?“, grinste ich unheilvoll. „Jeden“, bestätigte er nickend. „Sogar wenn ich dich frage, ob du mit mir schläfst? So wie ich will?“ Zu meiner großen Überraschung nickte er. „Einfach so?“, wollte ich misstrauisch wissen. „Nein, nicht einfach so.“ Connor rückte mit seiner Wange wieder an meine heran. „Ich habe aufgegeben mich dagegen zu wehren. Ja, Danny, ich will mit dir schlafen.“ „Und warum auf einmal?“ „Das erkläre ich dir nicht. Reicht es dir, dass ich es mache?“ Ich überlegte kurz. Reichte mir das? Connor war so komisch. Ich wollte ja mit ihm schlafen, sehr sogar, denn er war mein Übungspartner und bester Freund, aber es machte mich ein wenig stutzig, dass er sich so sehr drehte. „Jetzt gleich?“, fügte ich an. „Möchtest du?“ Ich zögerte. Er tat sogar das für mich und dabei war ich mir sicher, dass er nicht wirklich wollte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wie auch schon gestern und starrte auf den Schlüssel und die Jahreskarte auf dem Tisch. Mir schlug das Herz bis zum Hals und meine Wangen glühten. Sollte ich? „Ja“, bestätigte ich. „Gut, dann gib mir einen Moment. Du kannst schon einmal ins Zimmer gehen.“ Damit entließ er mich auch aus der Umarmung. „Und was machst du inzwischen?“, fragte ich beim Aufstehen. „Aufräumen. Ich komme gleich nach.“ Sein Lächeln war ein wenig aufgesetzt. „Gut, dann bis gleich!“ Mit zitternden Fingern drückte ich die Tür auf und ließ mich aufs Bett fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)