Nachhilfe von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Verschlafen wälzte ich mich herum und griff auf die andere Bettseite, in der Hoffnung etwas von Connors Wärme ergattern zu können. Meine Hand glitt ins Leere und ich schlug widerwillig die Augen auf. Wo war er denn schon wieder? Ein Blick auf den digitalen Wecker neben mir zeigte, dass es kurz nach 7:30 war. Seufzend ließ ich mich ins Kissen zurücksinken und starrte an die Decke. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich wieder Sachen von Connor trug: Eine zu große Trainingshose und ein rotes T-Shirt. Hatte er mich angezogen auch noch? Ich fuhr mir durch die Haare und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Connor war gestern ganz anders gewesen. Er hatte so glücklich gewirkt. Ich wagte zu bezweifeln, dass es alleine an meinen Fähigkeiten lag, denn, nach zweimal vögeln Weltmeister zu sein, dass – Nicky hatte mehr Erfahrung, und ich wäre zwar gerne ein Naturtalent gewesen, aber das schien außerhalb des Möglichen zu sein. Es musste also einen anderen Grund geben. Gedanklich ließ ich den gestrigen Abend Revue passieren. Er war es gewesen, der Sex wollte, nicht ich, also er hatte den Vorstoß gewagt. Das war ungewöhnlich, denn Connor sperrte sich normalerweise grundsätzlich, wenn es darum ging, mit mir zu schlafen. Ich bekam ihn zwar immer herum, aber es war ein kleiner Kampf. Mir geisterte auch die Frage im Kopf herum, warum Connor nicht schon längst wieder einen Freund oder eine Freundin hatte. Ich kratzte mich an der Nase und schloss die Augen. Träumer hin oder her, er war gutaussehend und sehr liebenswert. War er vielleicht längst mit jemandem zusammen und belog mich, weil er mir nicht weh tun wollte? Vielleicht mit diesem David aus dem Club? Auch wenn er mir versichert hatte, sie seien nur gute Freunde. Oder war seine heimliche Liebe jemand, den ich kannte, den ich eventuell sogar mochte? Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich daran dachte, dass er eventuell auch auf Nicky stehen könnte. Das klang aber auch absurd: Warum sollte er mir dann helfen wollen, dass ich mit Nicky zusammenkomme? Da musste etwas anders dahinterstecken. Er wich meinen wenigen Fragen, die sich um seine unglückliche Liebe drehten, gekonnt aus. Warum? Die Tür wurde aufgemacht und ich schreckte hoch. Connor stand im Türrahmen, mit einem Tablett bewaffnet, wie beim letzten Mal. Heute gab es, soweit ich das erkennen konnte, getoasteten Toast mit Salami belegt, sowie Kakao, eine dampfende grüne Flüssigkeit (ich vermutete Tee) und Butterkekse in einer Glasschüssel. „Habe ich dich geweckt?“, fragte mein Gegenüber und zupfte schuldbewusst an seinem blauen Shirt. „Nein, hast du nicht“, schüttelte ich den Kopf und setzte mich vollends auf. Ich musterte Connor, wie er so dastand: Ob er wohl seinem Freund auch Frühstück bringen würde? „Hast du was?“ Das Tablett wurde in meinem Schoß abgeladen und Connor setzte sich neben mich. „Wie kommst du darauf?“ „Du schaust mich so komisch an. Möchtest du lieber was anderes zum Frühstück?“ „Nein“, schüttelte ich den Kopf und schnappte mir den ersten Toast, ohne meinen besten Freund dabei aus den Augen zu lassen. Der zupfte erneut an seinem Shirt herum und griff nach der Tasse mit dem vermeintlichen Tee, um hineinzupusten. Wie konnte so jemand wie Connor Single sein, oder ihn jemand nicht wollen? „Du hast etwas.“ Das war dieses Mal keine Frage, sondern eine Feststellung. „Habe ich nicht, ich frage mich nur etwas“, gab ich zu und schnappte mir meinen Kakao, in dem zwei kleine Marshmallows umhertrieben. „Was denn?“ Connor nippte an seinem Tee und schaute mich neugierig an. „Ich verstehe nicht, warum du noch keinen Freund hast, oder eine Freundin.“ „Das habe ich dir doch schon erklärt, oder? Der, den ich will, der will mich nicht.“ „Und warum?“, wollte ich wissen. Connor stellte seine Tasse auf dem Nachttisch ab und seufzte gequält. „Danny, das ist so kompliziert zu erklären.“ „Dann versuch es doch mal?“ „Ich habe aber Angst, dass ich dann ein Problem bekomme.“ „Warum?“ Connor nestelte an seinen Fingerspitzen herum und wich meinem Blick aus. Dieses Mal würde ich nicht lockerlassen! Ich wollte es jetzt wissen. „Danny…“, begann er und machte den Mund daraufhin gleich wieder zu. „Connor, komm schon. Wir sind beste Freunde. Du kannst mir alles erzählen!“ Ich biss inzwischen wieder von meinem Toast ab und grabbelte dann nach seinen Händen. Das zauberte ihm ein Lächeln aufs Gesicht, auch wenn es ziemlich traurig wirkte. „Danny, es ist wirklich kompliziert. Ich bin eben unglücklich verliebt, wie du. Unsere Situationen sind sehr ähnlich.“ „Ist denn deiner auch in wen anderen verliebt?“ „Ja“, nickte Connor und öffnete seine rechte Handfläche, um meine daraufzulegen und mit dem Zeigefinger der anderen Hand über meinen Handrücken zu streichen. „Er ist sehr verliebt, ähnlich stark wie ich. Er redet pausenlos nur von dem anderen, was mich beinahe in den Wahnsinn treibt. Es… es tut so weh, weil ich nichts dagegen machen kann, dabei versuche ich alles.“ Der letzte Satz kam mir schrecklich bekannt vor. So etwas Ähnliches hatte ich zu Nicky auch einmal gesagt. „Was versuchst du denn alles?“ Connor drehte meine Hand ein wenig und verschränkte unsere Finger miteinander, was mich zwar beim Essen behinderte, da ich nur mehr mit der linken frühstücken konnte, aber das war in dem Moment egal. Ich war nahe dran das Mysterium aufzulösen, davon war ich überzeugt. „Ich versuche es mit Worten, mit Taten, versuche mich sogar körperlich anzunähern, aber es ändert nichts: Mein Dasein scheint darauf beschränkt zu sein, die zweite Wahl zu sein, das fünfte Rad am Wagen.“ Connors Stimme bekam einen verzweifelten Unterton und er schlug die Augen nieder. „Mit so schönen Komplimenten wie du sie mir gemacht hast?“ „Ja, genau mit solchen. Ich öffne mein Herz, aber es passiert nichts. Alles was ich tue scheint sinnlos zu sein. Ich versuche wirklich perfekt zu sein, da zu sein, wenn er mich braucht, ihm unter die Arme zu greifen; es ist sinnlos.“ Er biss sich auf die Unterlippe und ließ den Kopf hängen. So geknickt hatte ich ihn noch nie gesehen. „Weißt du, Danny, ich versuche wirklich so zu sein wie die Helden in den Legenden. So zu sein wie etwa Guan Yu, der für Mut und Treue stand, aber ich schaffe es nicht, ich packe es nicht. Die Situation macht mich fertig. Diesen Edelmut, dieses ‚Halte dich zurück, sei gnädig, sei aufrichtig, gönne ihm sein Glück‘, das raubt mir fast den Verstand.“ „Was soll das heißen?“ Ich legte den Kopf ein wenig schief. Das Gerede von Connors Traumwelt blendete ich einfach mal aus, das kapierte ich sowieso nicht. „Ich bin eifersüchtig, rasend eifersüchtig.“ „Auf den Jungen, den dein Kerl liebt?“ „Eifersüchtig ist kein Ausdruck. Wenn ich den Namen nur höre, dann keimt Hass in mir auf. Er hat ihn nicht verdient, das kann er auch gar nicht.“ „Das weißt du doch gar nicht, Connor“, entgegnete ich sanft, wobei er meine Hand fest drückte und aufschaute. Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar, eine Mischung aus Kälte und Jähzorn. Ich hielt die Luft an, weil ich glaubte, er würde mich gleich anfahren, aber ich wurde enttäuscht. „Doch, das weiß ich, Danny. Ich weiß es, weil er sich einen Dreck um ihn schert. Er macht nichts, lässt ihn im Stich, vernachlässigt ihn und zieht ihn, soweit ich das mitbekommen habe, pausenlos in neuerliche Scheiße. Egal wie sehr ich meine Hand über meinen Liebsten halte, wie ich darauf warte, dass ich ihm helfen kann, am Ende höre ich immer wieder nur diesen einen verdammten Namen. Dazu das Leuchten in den Augen, wenn er von ihm erzählt. Begreifst du eigentlich, wie schwierig das ist? Wie weh es mir tut? Dass es mich innerlich fast zerreißt?“ „Ich…“ Connors Augen waren bereits glasig geworden und ich wollte mich aus seinem Griff lösen, aber er hielt mich fest. „Verdammt nochmal, Danny. Ich halte sogar meinen Kopf hin und es ändert nichts. Ich schaffe es nicht in sein Herz zu kommen.“ Was sollte ich jetzt machen? Ich fühlte mich schuldig, weil ich zu sehr nachgebohrt hatte und obendrein mochte ich es nicht, wenn Connor weinte. Er ließ mich los und vergrub sein Gesicht in den Händen. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, nur um mich vorsichtig nach vorne zu beugen (ich wollte ja das Tablett nicht umschmeißen) und ihn zu umarmen. „Ich bin aber doch da, oder? Dann versuche ich dich einfach abzulenken, so wie du es bei mir und Nicky machst.“ Connor versteifte sich kurz, nur um sich dann gegen mich zu lehnen und sein Gesicht an meinen Hals zu legen. „Ich lebe jeden Tag mit einer Lüge und bin zu feige es ihm zu sagen, weil ich Angst habe ihn dann völlig zu verlieren.“ Ich mochte den Typen jetzt schon nicht, der so mit Connor umging; das war ja noch viel grausamer als mit Nicky und mir. Außerdem war ich total überfordert. Er schien sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust, nämlich die Schuld, wurde immer stärker. „Beruhige dich doch. Alles okay. Ich erwähne es auch nicht mehr, versprochen“, nuschelte ich und strich ihm über den Rücken. Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit hatte sich Connor soweit beruhigt, dass er sich seinem Tee widmete und ich zu Ende frühstücken konnte. Er rieb sich mit den Handballen über die Augen und zwang sich zu einem schiefen Lächeln, das ich auch erwiderte. Mir lagen zwar noch so einige Fragen auf der Zunge, aber ich wollte jetzt nicht riskieren, dass er erneut durchdrehte. „Tut mir leid, dass ich so überreagiert habe, ist nur alles ein wenig schwer gerade.“ „Schon okay, dafür sind Freunde doch da.“ „Danny? Versprichst du mir etwas?“ „Was denn?“ Er stellte seine leere Teetasse auf das Tablett und schob es auf den Nachttisch, nur um mich dann in eine Umarmung zu ziehen und unser beider Stirn aneinanderzulegen. Seine Lippen waren den meinen so nahe, dass sein warmer Atem ein Prickeln darauf hinterließ. „Geh nie wieder weg. Bleibe immer bei mir, mein bester Freund. Ich verspreche dir auch dein Guan Yu zu sein, im Schatten zu warten, über dich zu wachen, das schwöre ich dir. Wenn du mich brauchst, musst du mich nur rufen. Ich kann alles sein was du willst, ich versuche es, nur bitte, bleib bei mir.“ Bevor ich antworten konnte presste er seine Lippen auf meine und drückte mich dabei sanft ins Kissen zurück. Hilflos erwiderte ich den Kuss und verschränkte meine Arme in Connors Nacken. Dass jemand so an mir hing, das war absolut neu. Er hielt mich fest, klammerte sich fast schon an mich, als würde er Angst habe, dass ich mich auflösen könnte, wenn er es nicht täte und war dabei doch so behutsam, dass ich am liebsten geschmolzen wäre. „Ich weiß gar nicht, womit ich diese Momente verdient habe“, hauchte Connor mir entgegen, nachdem er den Kuss beendet hatte. Er löste eine Hand von meinem Rücken und strich mir mit dem Zeigefinger die Wange entlang. „Wir sind beste Freunde? Natürlich hast du sie verdient? Ich habe dich ja auch lieb, Connor.“ „Ich dich auch, so sehr, dass ich mich manchmal frage, wie das möglich sein kann.“ Um 10:00, nach einigen äußerst niedlichen Nettigkeiten, ließ mich Connor endlich aufstehen und ich ging ins Bad, wo ich mich in die Wanne sinken ließ. Das Schuldgefühl war geblieben und es schien auch nicht mehr weg zu gehen. Ich fühlte mich verantwortlich an seiner Situation, warum auch immer. Wäre Nicky nur halb so drauf mir gegenüber wie Connor, ich hätte wahrscheinlich schon längst einen Freund. Bei meinem besten Freund musste ich nichts machen, nur da sein. Er hatte mir sogar frische Handtücher ins Bad gebracht, mich nach meinen Shampoo-Wünschen fürs nächste Mal gefragt und war losgezogen, um uns etwas vom Chinesen zu holen. Warum checkte der Typ, auf den er stand, eigentlich nicht, was er da verpasste? Ich konnte mir zwar kaum vorstellen, dass er sich noch mehr aufopfern konnte, als für mich, denn das hätte bedeutet, er würde nur für den Kerl existieren, aber wenn er sich ähnlich bemühte, dann… Ja was dann eigentlich? Es würde bedeuten, dass er weniger Zeit für mich hatte. Das versetzte mir einen kleinen Stich. Kaum war ich aus der Wanne gestiegen und angezogen, schlug mir auch schon der Duft von Essen entgegen. Im Wohnzimmer erwarteten mich mehrere Suppen, dazu Teller mit Reis, Ente, Rindfleisch und anderem Krams. „Setz dich inzwischen, ich hole noch eben was zu trinken. Was magst du denn? „Hast du Cola da?“ „Natürlich.“ Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen und häufte mir verschiedenste Sachen auf meinen Teller auf während Connor mir ein großes Glas mit Cola zuschob. Er setzte sich neben mich und schnappte sich ein wenig Ente mit Reis. Nachdem wir uns guten Appetit gewünscht hatten, haute ich rein und es schmeckte köstlich. An das Essen konnte ich mich glatt gewöhnen. „Darf ich dir noch eine Frage stellen, Connor?“ „Hm?“ Er hob die rechte Braue in die Höhe und nippte an seinem eigenen Glas. „Kenne ich ihn? Also den Typen, auf den du stehst?“ „Ich denke ja“, nickte er und stocherte in seinem Essen herum. „Ist es dieser David?“ „Nein. David und ich sind nur gute Freunde. Er ist nett und alles, nur in manchen Dingen noch melodramatischer als ich und das will etwas heißen.“ Dabei stahl sich ein Grinsen auf Connors Lippen. „Und…“ Mir klopfte das Herz bis zum Hals, bei der Frage. „Nicky ist es auch nicht?“ „Der am allerwenigsten.“ Das Grinsen wurde dünner. „Okay, und… Caleb?“ „Nahe dran, Danny.“ Connor spießte etwas Ente auf seiner Gabel auf und versteckte sein Gesicht gleich darauf hinter seinem Cola-Glas. „Magnus?“ Mein Gegenüber verschluckte sich und klopfte sich auf die Brust. Volltreffer, oder? Der Hustenanfall trieb Connor die Tränen in die Augen und er brauchte geschlagene zwei Minuten um sich zu beruhigen, nur um dann heiser lachend den Kopf zu schütteln. „Also nicht?“ „Gott bewahre, vorher erschieße ich mich.“ „Ich dachte ihr seid Freunde?“ „Das wäre übertrieben. Magnus und ich kennen uns einfach über David.“ „Und warum willst du ihn nicht? Er wird ja sowieso frei, wenn das mit Nicky und Caleb wirklich auffliegt?“ „Weil er absolut konträr zu dem steht, was ich möchte. Mein Freund soll süß sein, niedlich, ein wenig naiv vielleicht, noch unschuldig und nicht… jedenfalls nicht so wie Magnus.“ „Das heißt?“, bohrte ich nach. „Vertrau mir einfach, wenn ich sage, er passt nicht zu mir.“ Damit war dieses Thema auch abgeschlossen, so wie Connor diesen letzten Satz betont hatte. Ich seufzte innerlich und widmete mich wieder dem Essen. Aus diesem sturen Esel etwas herauszubekommen war ja wirklich schwieriger als gedacht. Vielleicht heute Abend nochmal. „Ich räume mal eben auf, du kannst ja inzwischen Playstation spielen. Später könnten wir dann noch einmal ins Kino gehen, oder ein Eis essen oder keine Ahnung. Außer du möchtest schon nach Hause.“ „Wie lange hat Caleb denn gesagt, darf ich bleiben?“ „Das restliche Wochenende.“ „Und Schule und die Tiere?“ „Er kümmert sich darum und wegen der Schule, wir können später noch Sachen abholen, sofern du deine Hausaufgaben noch nicht gemacht hast. Ich helfe dir auch dabei.“ „Hurra!“ Ich sprang auf und fiel Connor um den Hals, der mich kurz drückte und dann auf die Couch bugsierte. Noch ein tolles Wochenende! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)