Nachhilfe von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Der morgige Tag, wie auch die folgenden, und auch die dazugehörigen Nächte, waren von Schlaflosigkeit und Weinen geprägt. Caleb hatte sich nicht entschuldigt, genauso wenig wie Nicky und ich wollte mir nicht die Blöße geben, einzugestehen überreagiert zu haben. Das hatte ich in meinen Augen auch gar nicht. Calebs Verhalten war scheiße, genauso wie das meines besten Freundes. Sie suchten ja nicht einmal nach einer Lösung für das Problem, sondern schwiegen es tot! Ich fühlte mich nutzlos und im Weg. Einzig Leo und Klein Nicky waren meine treuen Begleiter zuhause, die sich um mich scharten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ich habe mal wo gelesen, dass Tiere spüren können, wenn es einem schlecht geht, und das stimmte wohl, so wie die Beiden sich um mich kümmerten. Caleb war auch nett zu mir, er kochte meist die Sachen die ich mochte und bemühte sich nicht mit mir zu schimpfen, aber das war auch ein schwaches Trostpflaster. Nicky mied mich mehr noch als zuvor und das nagte zusätzlich an mir. Connor und seine Schwester hatten sich auch nicht gemeldet. Von daher war mein Leben wieder eintönig und düster. Meine Augenringe waren gut zu erkennen und zu irgendetwas außer der Stallarbeit und meinen Hausaufgaben konnte ich mich gar nicht aufraffen. Achilles war übrigens weit weniger brav als Olivia behauptet hatte. Nicht, dass man ihn als unzähmbar beschreiben hätte müssen, wie Abyss, aber er verlangte mehr Geduld und Pflege als eigentlich eingeplant. Zu meiner großen Verwunderung maulte Caleb über die zusätzliche Arbeit nicht – das bedeutete, der Unterstellplatz wurde sehr gut bezahlt. So weit so gut, oder schlecht. Es war ein wolkenloser Mittwochnachmittag, als Leo laut bellend anschlug und ich ein Auto hören konnte. Ich schob meine übrigen Pfannkuchen von Mittag beiseite (mein Hunger hielt sich derzeit auch in Grenzen) und stand auf. Leo tänzelte um den gelben Porsche herum und wedelte freudig mit dem Schwanz als sich die Fahrertür öffnete und Connor ausstieg, der ihn sogleich mit einer kleinen Streicheleinheit belohnte. Unweigerlich musste ich lächeln. Leo schien ihn wirklich zu mögen, und er auch, denn auf seinen Trainingsshorts (die er nahezu immer trug, wie mir gerade auffiel) zeichneten sich bereits die ersten Pfotenabdrücke ab, was ihn aber nicht im Geringsten zu stören schien. Im Gegenteil: Schmunzelnd kraulte er Leo mit beiden Händen, der sich auf den Rücken drehte und ausgiebig hechelte. Jetzt fühlte ich mich fast schuldig auf ihn wütend gewesen zu sein. Keine Ahnung warum. Er wirkte genauso wie vor der Party, vor dem Kuss. Sein Blick fiel auf das Fenster, an dem ich stand und hinausstarte und ich wich zurück. Er konnte mich nicht gesehen haben, das war unmöglich und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass er mich erkannt hatte. Zum Abschluss klopfte Connor Leo auf den Bauch, beugte sich ins Auto hinein und zog einen schwer aussehenden Camping-Rucksack hervor. Den schulterte er und kam aufs Haus zu. Ich schickte mich an zur Eingangstür zu gehen, wurde aber bereits kurz davor von einem äußerst schuldbewusst dreinschauenden Connor abgepasst. „Hey, Danny“, murmelte er leise und senkte den Blick ein wenig. „Was willst du?“ Ich wusste gar nicht warum ich so unfreundlich war, aber irgendwie tat mir seine Reaktion noch immer weh. Dieses Bedauern in seinen Augen ließ mich nicht mehr los. Es hatte so falsch ausgesehen und der Kuss sich dafür so richtig angefühlt. „Ich wollte vorschlagen, ob wir nicht irgendetwas machen? Olivia meinte, Caleb hätte ihr bei der Feier etwas von einem See in der Nähe erzählt. Ihr würdet da öfter hinreiten oder gehen. Oder möchtest du ins Kino? Ich lade dich auch ein.“ Meine Augen verengten sich. Wollte er mich bestechen? Fühlte er sich schuldig? Ja wofür eigentlich? Warum fragte ich mich das überhaupt? Wieso war ich sauer? Es war ja nur ein doofes Spiel gewesen. Ach, ich kam nicht mehr mit mir selbst klar. „Der See hört sich ganz cool an. Ich packe noch ein paar Sachen zusammen und dann…“ „Nicht nötig, ich habe alles dabei.“ Er klopfte auf den Campingrucksack. „Ähm, okay? Und reiten? Ich meine, kannst du das überhaupt?“ „Natürlich? Was denkst du denn?“ „Es ist Olivias Pferd?“ „Lass dich überraschen. Zieh dich an, los!“ Nachdem wir Kalypso und Achilles, der erstaunlich zahm auf Connor reagierte, gesattelt hatten, rechnete ich fast damit, dass er es nicht auf das Pferd schaffen würde. Zu meiner großen Überraschung saß er bereits vor mir im Sattel und hatte die Zügel in der Hand. „Was? Hast du echt geglaubt ich würde nicht reiten können?“ Das breite Grinsen in seinem Gesicht war ansteckend. „Schon ein wenig, ja. Du wirkst nicht wie der Typ dafür.“ „Ach ja?“ „Ja.“ Ich musste ein wenig lachen als ich mich in den Sattel schwang und Kalypso in Richtung See lenkte. Connor folgte mir mit Achilles brav. Wir schwiegen die meiste Zeit. Mein Begleiter wirkte zusehends nervös, was aber nicht daran zu liegen schien, dass er auf einem Pferderücken saß. Er hatte irgendetwas, aber nachzubohren interessierte mich auch nicht. Viel neugieriger war ich, was er denn vorhatte. Der See lag heute ganz ruhig da, beschienen vom Licht der Sonne, die sich auf der Wasseroberfläche spiegelte. Die Baumwipfel rundherum wiegten sich im Wind und ihre Nadeln raschelten leise. Eine sanfte Brise zerzauste mir das Haar und gestaltete die leicht aufkommende Hitze als ganz angenehm. „Da wären wir.“ Ich rutschte aus dem Sattel und befreite Kalypso vom Halfter. Gleich darauf trottete sie bis zu den Knöcheln ins Wasser und senkte den Kopf um zu trinken. Connor tat es mir gleich und sah zu wie meine Stute Gesellschaft bekam. „Ein malerisches Bild, wirklich.“ „Was?“, fragte ich. „Na, der See und die Pferde. Ein schönes Plätzchen. So ganz frei von Hektik.“ „Ach, das. Ja, wir sind hier öfter, wie Caleb schon gesagt hat. Campen geht auch ganz gut, wenn es das Wetter erlaubt.“ „Das dachte ich mir fast“, nickte er. „Schließt du mal bitte deine Augen?“ „Was?“, blinzelte ich verwirrt. „Machs einfach, okay? Tu mir den Gefallen, bitte.“ Ich seufzte leise und rollte mit den Augen, tat dann aber wie gewünscht. „Nicht schummeln!“ „Mach ich schon nicht.“ Das Geräusch von Reisverschlüssen war zu hören, wie auch das Rascheln von Plastik. „Was machst du da?“, wollte ich neugierig wissen. „Sei nicht so ungeduldig. Du darfst ja gleich.“ Gleich stellte sich als mindestens fünf Minuten dastehen heraus. „Wenn du nicht gleich fertig bist gehe ich nach Hause“, moserte ich. „So, fertig. Mach die Augen auf!“ Connor stand hinter einer rot-schwarz karierten Picknickdecke. Eine große Flasche Cola, dazu eine Thermoskanne mit Pappbechern, eine Packung Schokoladenkekse, Muffins, mehrere Gemüsespieße auf einem Pappteller, aufgeschnittene Brotscheiben, Croissants und etwas das verdächtig nach Nutella sowie Erdbeermarmelade in zwei kleinen Tupperdöschen aussah, waren auf der Decke platziert worden. „Hast du das ganze Zeug mitgeschleppt?“, fragte ich und riss die Augen auf. „Natürlich. Setz dich. Was magst du? In der Thermoskanne ist kalter Kakao. Ich habe einen Schuss Karamellsirup hineingetan, aber nicht zu viel, falls du Süßes nicht so gern magst. Auf Butter habe ich verzichtet, weil die mir sonst im Rucksack zerlaufen wäre.“ „Und wofür ist das?“ „Eine kleine Wiedergutmachung. Komm, ich wollte schon sagen, sonst wird es kalt, aber…“ Connor lachte nervös und klopfte auf den Platz neben sich. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überfordert. Damit hatte ich nicht gerechnet. Schulterzuckend ließ ich mich neben Connor auf den freien Zipfel der Decke in den Schneidersitz sinken und schnappte mir einen der Muffins, der köstlich nach Blaubeeren und Schokolade schmeckte. „Und? Wie ist er?“ „Hervorragend. Fast so gut wie die von Caleb“, lächelte ich und angelte mir die Thermoskanne. „Na dann ist ja gut. Habe mir mindestens dreimal die Finger verbrannt.“ „Die Finger verbrannt?“ „Sehe ich aus als ob ich backen könnte?“ „Du siehst auch nicht aus als ob du reiten könntest“, gab ich frech zurück. „Punkt für dich.“ Ich goss mir etwas Kakao in einen Becher und nippte daran. Auch der war gut, wenn auch mit etwas zu wenig Karamellsirup für meinen Geschmack. Dafür konnte ich Zimt herausschmecken. „Danny, ich…“, fing Connor an, der noch nichts angerührt hatte. „Hm?“ Ich stopfte mir den letzten Rest Muffin in den Mund und kaute angestrengt. „Mir tut leid was auf der Feier passiert ist. Das war dumm von mir.“ „Dir hat der Kuss nicht gefallen, stimmts?“ Meine Laune wanderte von erträglich gleich wieder gen Null. „Doch! Natürlich. Du…“ Er nagte auf seiner Unterlippe herum und stützte sich mit den Händen auf der Decke ab. „Es ist nur. Wie soll ich dir das erklären?“ Ich konnte ihm ansehen wie er mit sich selbst rang. „Spucks doch einfach aus?“, schlug ich vor und schnappte mir den nächsten Muffin. „Ich will aber nicht, dass du das falsch verstehst.“ „Das kann ich doch gar nicht, wenn du es mir nicht erklärst?“ Connor ließ sich seufzend auf den Rücken plumpsen und starrte in die Sonne. Dabei zupfte er ein wenig an seinem schwarzen Shirt herum. „Dann frage ich eben einfach. Warum hast du so komisch traurig gewirkt?“ Der druckste ja herum, das war ja schlimm! „Weil ich dich nicht hätte küssen dürfen.“ Er klang dabei bedauernd. „Du hast mich doch gar nicht geküsst, sondern ich dich?“ „Ja natürlich, aber… argh.“ Connor raufte sich die Haare. „Hast du dich geschämt, weil ich 15 bin? Oder war der Kuss so schlecht?“ Ich nippte an meinem Becher um meine aufkeimende Enttäuschung zu verbergen. „Das ist es nicht, Danny. Also schon, aber nicht so wie du denkst.“ „Wie denn dann?“ „Es war ein schöner Kuss. Du küsst erstaunlich gut, dafür dass du erst 15 bist. Es – weißt du, Danny“, begann er und rollte sich auf den Bauch, stützte sich auf die Ellenbogen und legte sein Kinn in die Hände um zu mir hinaufzuschauen, „es ist als würde ich einen Blick nach Kun Lun werfen dürfen, das Land der Götter, wenn ich dich so ansehe. Dort wo der Himmlische Kaiser regiert, wo der Baum der ewigen Jugend steht. Du bist wie dieser eine Pfirsich, der so unscheinbar an seiner Krone hängt, nicht zu unterscheiden von den anderen und doch einzigartig. Pflückt man dich verwelkt der Baum, doch man hat den ultimativen Preis in den Händen.“ Sein Blick veränderte sich ein wenig, wurde traurig: „Ich weiß, du kannst damit nicht viel anfangen, aber es ist ein Kompliment. Ein sehr großes sogar.“ Ich brauchte einen Moment um zu verarbeiten, was er mir gerade gesagt hatte. Olivia hatte Recht: Connor war ein Träumer, und zwar ein verdammt großer, aber ich entnahm seiner Tonlage und den Worten, die ich nur ansatzweise verstand, aber immerhin, dass er mir wirklich ein Kompliment gemacht hatte. „Und warum sagst du mir das?“ „Es liegt nicht an dir, Danny. Ich war traurig, weil ich nur einen Blick nach Kun Lun werfen darf, das ist alles. Ich stehe vor dem Tor, auf Chi Tu sitzend, in voller Rüstung. Sobald ich aber meine Hand nach dem Paradies ausstrecke, verändere ich es damit, lasse es verwelken und verdorren. Das kann ich nicht machen.“ „Connor, ich verstehe nur Bahnhof“, seufzte ich leicht genervt. „Hat dir der Kuss also gefallen?“ Stumm nickte der Blondschopf und ließ sich wieder zurück auf den Rücken sinken. Er starrte gedankenverloren in die Sonne und ich glaubte fast eine Träne in seinen Augenwinkeln glänzen zu sehen. Etwas an diesem Anblick erregte mein Mitleid. Er wirkte so traurig. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Getan? „Möchtest du, dass ich dich noch einmal küsse?“, fragte ich leise. „Was?“ Connor schreckte hoch. „Du hast mich schon verstanden.“ „Aber du bist verliebt, Danny. Das hast du mir selbst gesagt. Ich sollte dir helfen deine Liebe zu erobern, nicht dich zum Fremdgehen verleiten!“ „Das…“ Ich biss mir auf die Lippen. „Das ist sowieso kompliziert. Ich brauche außerdem Übung. Du könntest mir ja beibringen ganz gut zu küssen!“ Der skeptische Blick von Connor hielt nur einen kurzen Moment an. Er wirkte wie auf der Feier, traurig und irgendwie auch ablehnend. Dann brach sein Widerstand und er nickte. „Darf ich?“, fragte er zögerlich und rückte auf mein Nicken hin näher heran. „Versuche dich einfach fallen zu lassen und deine Gefühle für dich arbeiten zu lassen, okay? Schließ die Augen und vertrau mir.“ Das war das zweite Mal heute, dass ich meine Augen zudrückte. Dieses Mal schlug mir aber das Herz bis zum Hals. Ich war nervös und angespannt und in meinem Kopf geisterte der Gedanke herum, dass ich nicht Nicky küssen würde, oder mich von ihm küssen lassen, sondern von einem anderen Mann, aber meine Einwände wurden just in dem Moment beiseitegefegt, als ich Connors Lippen auf meinen spüren konnte. Seine Hand wanderte in meinen Nacken und kraulte diesen zärtlich während er mich mit der anderen nach vorne kippte. Ich öffnete entgegen seines Wunsches die Augen und konnte sehen, wie er mich langsam auf seinen Schoß zog. Meine Knie lagen links und rechts von seinen Beinen im Gras während er mich mit der freien Hand stützte. Dieser Kuss war vollkommen anders als die mit Sophia und Nicky. Er fühlte sich ganz unschuldig an. Connor hatte bisher nicht mehr gemacht als unsere Lippen aufeinanderzudrücken. Er war geduldig und sanft und schmeckte auch heute wieder nach Blaubeeren, nur dieses Mal mit Schokolade und ohne Alkohol. Wahrscheinlich hatte er auf dem Herweg doch einen Muffin genascht. Ich mochte diesen Geschmack jedenfalls. Seine Lippen lösten sich ganz langsam von meinen, nur wenige Millimeter und ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, als er sprach: „Gefällt es dir?“ Ich nickte stumm. „Gut, denn ich glaube, ich weiß wie der göttliche Pfirsich schmeckt – nach dir.“ Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, überbrückte er die Distanz zwischen uns und küsste mich erneut. Seine Hände strichen mir sanft über Rücken und Nacken und ich platzierte meine eigenen auf seinem Hinterkopf. Nach einer kleinen Ewigkeit stupste er sanft mit seiner Zunge gegen meine Lippenspitzen und strich daran entlang. Es war himmlisch. Ich öffnete meinen Mund und wir trafen uns in der Mitte. Ganz behutsam vermischten sich unsere Zungen miteinander und ein wohliges Brennen ging von meinen Lippen und meinem Mund aus, das in den gesamten Körper ausstrahlte. Meine Wangen glühten und ich kostete jeden Moment aus, in dem wir beieinander klebten. Als er den Kuss beendete vermisste ich das Gefühl seiner Lippen bereits. Connor strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, was mich zu einem Kichern verleitete. „Sag deiner Liebsten, dich zu küssen ist wie vom göttlichen Pfirsich selbst zu kosten, von der verbotenen Frucht. Dem Baum seinen wertvollsten Schatz zu entreißen ist die größte Sünde und doch, wie sehr man sich auch wehrt, man kann nicht anders. Ich glaube, sogar ein Gott würde dir erliegen. Sie kann sich glücklich schätzen, dass du sie liebst. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis du sie in Händen halten kannst.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und doch gut hörbar. „Halt einfach die Klappe, und küss mich, ja?“, kicherte ich erneut und meiner Bitte wurde Folge geleistet. Langsam sank ich mit Connor auf die Decke zurück. Als die Sonne unterging und wir hatten die meiste Zeit mit Küssen verbracht, stellte mir Connor, der noch immer seltsam traurig, aber glücklich wirkte, ein äußerst positives Zeugnis aus. „Du küsst wirklich gut, Danny. Man könnte fast dahinschmelzen.“ „Dann liegt es nicht daran, dass e…sie sich so ziert, weil ich unerfahren bin?“ Fast hätte ich mich verraten. „Nein, definitiv nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, sie hat einfach Angst, das ist alles.“ „Das macht Hoffnung, danke.“ Connor packte zusammen und ich holte Kalypso und Achilles vom Seeufer ab, wo sie genüsslich ein wenig Gras gerupft hatten. Wir sattelten die Pferde und ritten schweigend auf den Hof zurück. Mir war irgendwie warm ums Herz und die Trübsal der letzten Tage war wie weggeblasen. „Meinst du das eigentlich ernst mit diesem Kun Lun Dings?“, fragte ich in die Stille hinein. „Was machst du, wenn ich ja sage?“ „Mich freuen, denn es ist ein schönes Kompliment, denke ich. Das hat noch nie jemand zu mir gesagt.“ „Wird aber bald jemand, ganz sicher.“ Er war wirklich ein Träumer, aber dabei wirkte er so nett, so freundlich, so unbeschreiblich. Wäre ich nicht in Nicky verliebt gewesen, und daran war nicht zu rütteln, ich hätte mich glatt in ihn vergucken können. Zurück auf dem Hof half mir Connor dabei Kalypso und Achilles abzusatteln, in die Boxen zu bringen und sie zu füttern. Die restlichen Tiere waren bereits versorgt – Calebs Werk. Leo umsprang uns dabei hechelnd und schmiegte seinen Kopf abwechselnd an Connors und meine Hand. „Leo mag dich echt“, meinte ich fröhlich. „Ich ihn auch.“ Mir kam der Gedanke Connor nach getaner Arbeit noch nach drinnen einzuladen. Es war ein so schöner Nachmittag gewesen und ich war ihm ehrlich gesagt dankbar, dass er mich zum Lächeln gebracht hatte. „Ich muss los, Danny. Ich habe noch was zu erledigen und bin spät dran. Ähm…“ Er fummelte in seiner rechten Hosentasche herum und hielt mir ein gefaltetes Zettelchen entgegen. „Falls du mal was brauchen solltest. Eine Extra-Nachhilfestunde oder ein Taxi oder so.“ Verlegen kratzte er sich im Nacken. „Olivia kommt übermorgen, denke ich. Vielleicht sehen wir uns dann wieder?“ „Klar! Würde mich freuen!“, strahlte ich. „Und Leo auch!“ „Dann, ähm… man sieht sich!“ Er hob die Hand zum Abschied, stieg ein und ließ den Motor aufheulen. Im Licht der Scheinwerfer konnte ich erkennen, dass er mir noch einmal zulächelte, bevor er sich auf den Weg machte und ich ihm verträumt nachstarrte. Ich hatte mich getäuscht: Connor war wirklich cool und ein verdammt guter Küsser. Mein grummelnder Magen riss mich aus meiner Starre: Hoffentlich hatte Caleb die Pfannkuchen nicht weggeräumt! Heute würde ich gut schlafen! Mir fiel erst jetzt ein, dass Connor nichts wegen meiner Augenringe gesagt hatte. Die würden jetzt wohl hoffentlich verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)