Herz über Kopf von Maginisha ================================================================================ Kapitel 26: Vertrauenssache --------------------------- Unter beständigem Rauschen, Klappern und Knarzen glitt der Zug mit uns durch die dunkle Nacht. Immer wieder sah man in der Ferne Lichter von Dörfern oder Städten. Ab und an hielten wir im Schein dunstiger Laternen an einem nahezu menschenleeren Bahnhof. Vereinzelte Fahrgäste stiegen aus und noch viel seltener wieder ein. Einzig die hellen Vierecke der Fenster deuteten auf das Vorhandensein menschlichen Lebens hin. Lauter Fremde, die dort draußen existierten, völlig unberührt von uns und unseren Entscheidungen. Unseren Sorgen, Ängsten und Träumen. Es war eigenartig, sich das vorzustellen. Oft genug jedoch herrschte auf der andere Seite der Scheibe nur finsterste Schwärze. Sie ließ lediglich mein Spiegelbild zurück. Meines und Benedikts. Ich wandte mich vom Fenster ab und ihm zu. Er beobachtete mich. Ich hätte gerne gewusst, was ihm durch den Kopf ging, und ahnte, dass er wahrscheinlich gerade dasselbe über mich dachte. Aber wir schwiegen beide. Stattdessen hielten wir uns an den Händen und dösten an der Schulter des jeweils anderen ein wenig vor uns hin, bis die Durchsage im Zug unsere Haltestelle ankündigte. Wir erhoben uns. Gingen schweigend zum Ausgang. Draußen schlug uns kühle Nachtluft entgegen. Ich hatte bereits mein Hemd übergezogen; jetzt schlüpfte auch Benedikt in seine Jacke. Langsam gingen wir Richtung Parkplatz, der dieses Mal auf der Seite lag, auf der der Zug gehalten hatte. Die Positionslichter der Bahn verschwanden gerade wie rotglühende Augen irgendwo in der Dunkelheit. Die Geräusche des Zuges verstummten, nur das Knirschen kleiner Steine unter unseren Füßen blieb zurück.   Als wir am Auto ankamen, atmete Benedikt tief durch. „Wir sind da“, sagte er leise. Nach der Hektik der Großstadt kam mir die Stille um uns herum fast unnatürlich vor. Hier fuhren um diese Uhrzeit keine Autos mehr. Die Bürgersteige waren hochgeklappt und nirgendwo brannte noch Licht. Die Stadt war wie ausgestorben. „Ja, sind wir“, bestätigte ich. Ich wusste, was jetzt kommen würde.   „Sehen wir uns am Montag?“   Benedikts Frage stand für einiges mehr. Ich wusste es und er wusste es auch.   „Warum nicht morgen?“, fragte ich zurück. Immerhin war morgen der letzte Ferientag. Wir hatten noch Zeit.   „Weiß nicht. Meine Mutter kommt morgen aus dem Urlaub zurück. Ich soll sie mittags vom Bahnhof abholen.“ „Ach so.“   Schweigen breitete sich aus. Keiner von uns wagte ein Wort zu sagen. Irgendwann räusperte Benedikt sich. „Ich … also ich hab grad gedacht, wenn du möchtest …“ „Ja?“ „Also wenn du möchtest, könntest du ja heute Nacht mit zu mir kommen. Ich … ich könnte dich dann morgen wieder hier absetzen, wenn ich sowieso herfahre.“   Mein Herz machte einen Satz und begann augenblicklich schneller zu schlagen. Ich hatte ja schon früher daran gedacht, mit ihm … allein zu sein, aber dieses Angebot jetzt von ihm zu hören, war …   Mein Mund wurde trocken. „Und wenn wir dann wieder … Blödsinn machen?“   Ich wusste nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte. Er grinste ein bisschen.   „Weiß nicht. Also mir wäre gerade nach ein bisschen Blödsinn. Dir nicht?“   Ich nickte schnell. Natürlich wollte ich. Ich hatte nur nicht gewusst, wie er reagieren würde, wenn ich …   „Also kommst du mit?“, fragte er noch einmal nach. „Ja.“   Es gab keine andere Antwort auf diese Frage.   „Dann komm.“   Wie von selbst bewegten sich meine Beine in Richtung Beifahrertür. Ich langte nach dem Türgriff und stieg ein, nachdem ich das Klacken der Zentralverriegelung gehört hatte. Drinnen stellte ich fest, dass nicht viel Platz war. Ich stieß mir die Knie am Handschuhfach. „Ich … oh. Meine Mutter hat da gesessen. Stell den Sitz ruhig zurück. Das macht nichts.“   Benedikt sprach schnell, während er das sagte. Ich musste unwillkürlich lächeln. Es tat gut zu hören, dass er auch aufgeregt war. Im Dunklen grinste er mich ein bisschen schief an. „Bereit?“ „Ja.“ Er startete den Wagen und würgte ihn gleich beim Anfahren am Rand des Parkplatzes noch einmal ab. Als er fluchte, musste ich leise lachen.   „Passiert mir auch manchmal.“   „Ich hab zu wenig Übung“, meinte er lapidar und drehte den Zündschlüssel herum, um den Motor erneut zum Leben zu erwecken. „Ich fahre meist mit dem Bus." „Warum nicht mit dem Rad? Du bist früher oft mit dem Rad gekommen.“ Ich wusste das, weil wir uns ein paar Mal im Fahrradkeller begegnet waren. Er antwortete nicht darauf, aber ich konnte mir denken, was der Grund war. Ich schluckte. „Wirst du jetzt wieder öfter mit dem Rad kommen?“ „Vielleicht.“   Die Geräusche des Wagens ersetzten unser Gespräch, bis wir irgendwann in einem Dorf etwa zwanzig Autominuten entfernt auf eine Auffahrt fuhren. Dort drehte Benedikt den Schlüssel wieder und der Motor erstarb. Ich blickte durch die Windschutzscheibe zu einem kleinen Haus, das in einem üppigen Büschen und einigen Bäumen bewachsenen Garten stand. Hier wohnte er also. Plötzlich ergriff mich eine merkwürdige Unruhe. Das hier wurde mit jeder Sekunde größer. Benedikt stieg aus und ich folgte ihm einen mit Kies bestreuten Weg entlang. Neben der Haustür waren Butzenscheiben in die Wand eingelassen worden. Ein Türkranz hing auf dem dunkel gestrichenen Holz, aber ich konnte im Dunklen nicht erkennen, woraus er gemacht war. Benedikt öffnete und trat ins Innere. Als das Licht in einem kleinen Vorflur aufflammte, konnte ich eine Garderobe und ein Schuhregal erkennen. Es quoll über vor Damenschuhen in den unterschiedlichsten Ausführungen und Farben.   „Stell deine einfach davor“, meinte Benedikt zu mir. Ich schlüpfte ebenso wie er aus meinen Turnschuhen, bevor ich ihm durch die Windfangtür weiter nach drinnen folgte. Im angrenzenden Raum war es wie überall im Haus dunkel, doch dieses Mal machte er kein Licht. „Hast du Hunger?“ „Nein.“ „Durst?“ „Ein bisschen.“   In Wahrheit wollte ich eigentlich nur eines, aber die Höflichkeit gebot mir, ihm zumindest die Gelegenheit zu geben, seinen Pflichten als Gastgeber nachzukommen. Benedikt verschwand um eine Ecke und ich konnte Gläserklirren und das Klappen einer Kühlschranktür hören. Als er wiederkam, hielt er eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser in der Hand. „Wollen wir in mein Zimmer?“ „Gern.“   Wieder folgte ich ihm, dieses Mal durch einen Flur, an dessen Ende er eine Tür öffnete. Dahinter lag sein Zimmer. Ich erkannte ein Bett, ein Regal voller Bücher und einen Schreibtisch. Ein Kleiderschrank besetzte eine Nische in der Wand. Benedikt durchquerte den Raum und stellte die Gläser ab, bevor er die kleine Lampe anmachte, die auf dem Nachtisch stand. Sie warf einen schmalen Lichtkegel an die Decke, der Rest wurde von Büchern verdeckt. Danach stand er ein wenig verloren mit hängenden Armen da.   „Ich … willst du was trinken? Ich hab aber nur Wasser.“ „Kein Problem.“   Er öffnete die Flasche und füllte die Gläser halbvoll. Anschließend reichte er mir eines. Ich nahm einen kleinen Schluck, bevor ich es wieder sinken ließ. Benedikt stieß heftig die Luft aus. „Okay, das ist absolut schräg“, sagte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich … ich weiß, dass das hier eigentlich vollkommen verrückt ist und dass ich das vermutlich nicht tun sollte, aber ich … ich würde dich jetzt wirklich gerne küssen.“ „Und was spricht dagegen?“ „Eigentlich nichts, aber …“ „Aber?“   Benedikt sah mich an und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich … vertraue dir irgendwie. Ich weiß, dass das vollkommen bescheuert ist, aber nach all dem heute, habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich es kann.“   Ich trat die zwei Schritte auf ihn zu.   „Ich vertraue dir auch.“ „Dann … dann ist das hier okay für dich?“ „Mehr als das.“   Ich stellte mein Glas auf den Schreibtisch neben seines, das er nicht angerührt hatte, und verringerte den Abstand zwischen uns. Auf diese kurze Distanz bildete ich mir ein, ihn riechen zu können. Seinen Atem zu hören und das Geräusch seines pochenden Herzens, das ebenso wie meines gegen seinen Brustkorb hämmerte. Die Schläge brachten die Luft zwischen uns zum Erzittern.   „Küss mich“, wisperte ich. Natürlich hätte ich ihn küssen können – immerhin hatte ich jetzt die Erlaubnis dazu – aber ich wollte, dass es von ihm ausging. Langsam beugte er sich vor und legte seine Lippen auf meine. Ich überbrückte auch noch das letzte Stück zwischen uns und zog ihn an mich, während ich meine Arme um ihn legte. Gleich darauf fühlte ich auch seine Hände auf meinem Rücken. Kurze Zeit später lösten wir den Kuss wieder. Er sah mir in die Augen.   „Ich hab so lange darauf gewartet“, flüsterte er kaum hörbar. „Ich auch“, erwiderte ich ebenso leise.   Er lächelte.   „Du weißt schon, dass das vollkommen verrückt ist.“ „Das sagtest du bereits.“ „Ich kann es gar nicht oft genug sagen.“   Ganz entgegen dieser Feststellung begnügte er sich damit, mich erneut zu küssen. Dieses Mal tiefer und mit mehr Gefühl. Seine Umarmung wurde kräftiger, während er den Mund öffnete und mit seiner Zunge meine Lippen berührte. Ich ließ mich darauf ein und bald schon knutschten wir vollkommen hemmungslos, während unsere Hände über den Körper des jeweils anderen wanderten. Ich öffnete seine Jacke und streifte sie ihm ab. Er kämpfte mit den Knöpfen meines Hemdes. Ich ersparte ihm einen Teil davon, indem ich es einfach über den Kopf zog und das Shirt gleich mit. Als seine Fingerspitzen meine Haut berührten, erschauerte ich. „Frierst du?“ „Nein. Im Gegenteil.“   Noch bevor er fragen konnte, wie ich das meinte, hatte ich schon nach dem Saum seines Shirts gegriffen und ihn nach oben gehoben. Er streckte die Arme und ließ sich widerstandslos von mir ausziehen. Im Schein der Nachttischlampe wirkte seine Haut glatt und ebenmäßig. Fest und flach und nicht etwa gerundet und weich. Ich wusste, dass ich starrte, aber ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Ganz vorsichtig strich ich mit dem Finger über seine Brust. Als ich eine seiner Brustwarzen berührte, atmete er scharf ein. Ich sah ihn fragend an. „Da bin ich empfindlich.“   Er lächelte und ich erwiderte es, bevor ich die Berührung wiederholte. Augenblicklich verhärtete sich der kleine Knopf und eine feine Gänsehaut kroch über seinen gesamten Oberkörper. „Sehr empfindlich“, stellte ich fest. Wieder lächelte er. „Und du?“   Seine Fingerspitzen glitten von meinem Hals über mein Schlüsselbein bis hin zu meiner Brust. Er folgte ihnen mit den Augen und ich konnte nicht anders, als ihn die ganze Zeit ansehen. Als er es bemerkte, hob er fragend die Augenbrauen.   „Nichts?“ „Doch. Aber nicht so extrem wie bei dir.“ Da war es wieder, dieses zögernde, halbe Lächeln, das ihn so wahnsinnig schön machte. In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich malen statt singen könnte. Dass ich diesen Augenblick, diesen Ausdruck in seinen Augen auf Papier bannen und für immer erhalten könnte. Doch statt irgendetwas davon zu sagen, küsste ich ihn lieber. Unsere Oberkörper berührten sich und zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit spürte ich ihn Haut an Haut. Seine Arme auf meinem bloßen Rücken, seinen Körper unter meinen Händen, seine Lippen an meinen, seine Zunge, die mich warm und einladend streichelte. Wie von selbst musste ich daran denken, wo ich sie sonst noch gespürt hatte. Ein leises Keuchen entwich mir.   Ich begann, mich an seinem Kiefer entlang zu seinem Ohr vorzuküssen und von dort aus seinen Hals entlang immer weiter nach unten. Er stand ganz still und ließ meine Liebkosungen über sich ergehen. Als ich jedoch an einer seiner Brustwarzen ankam und sie zunächst mit der Zunge und dann mit den Lippen massierte, kam plötzlich Leben in ihn. „Theo“, seufzte er und seine Hände fuhren in meine Haare. Ich ließ ihn gewähren, denn schließlich würde mich heute niemand mehr zu Gesicht bekommen, und fuhr mit meiner Administration fort. Ich merkte, wie er unter mir bebte und erschauerte. Sein Atem wurde flacher und schneller. Er keuchte. „Oh Gott, hör auf.“   Ich grinste und biss noch einmal zärtlich in das Stück feste Haut zwischen meinen Lippen, bevor ich mitnichten von ihm abließ, sondern mich der anderen Seite zuwandte, wo ich das Spiel wiederholte. Erst, als ich das Gefühl hatte, dass ihm jeden Moment die Beine unter dem Körper wegsacken würden, richtete ich mich wieder auf. Meine Belohnung bestand aus einem stürmischen Kuss und einer unmissverständlichen Härte, die sich gegen meine drückte. „Du machst mich wahnsinnig.“ „Dito.“   Er lächelte, bevor er sich ein wenig verlegen räusperte. „Ich … ich würde gerne nochmal kurz im Bad verschwinden. Ist das okay?“   „Ja, klar“, sagte ich, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als sofort weiterzumachen. Aber ich verstand seinen Wunsch. Wir waren seit über zwölf Stunden unterwegs. Da war das vielleicht gar keine so schlechte Idee. „Bin gleich wieder da“, sagte er und hauchte mir noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich mit einem Lächeln und einem letzten Blick auf mich davonstahl. Ich blieb zurück und atmete erst einmal tief durch. Das hier war so verdammt aufregend. Wenn ich nicht wieder ein wenig runterkam, würde es vorbei sein, bevor es richtig angefangen hatte.   Mein Blick fiel auf den Nachttisch. Ob er …? Ich sah mich um, ob er schon zurück war, und setzte mich dann auf das Bett, um die Schublade zu öffnen. Ich fand, was ich erwartet hatte. Mein Herz erhöhte die Taktzahl.   Als ich hörte, wie der Schlüssel in der Badezimmertür gedreht wurde, schloss ich die Schublade schnell wieder und stand auf. Wir trafen uns an der Tür. „Du erlaubst?“, fragte ich und deutete hinter ihn. „Ich … äh … ja. Ja, natürlich. Ist gleich da drüben.“ „Danke.“   Er machte mir Platz und ich folgte der angegebenen Richtung. Hinter der Tür mit dem goldenen Türgriff erwartete mich ein Bad in beige und braun. Dunkle, runde Fliesen auf dem Boden, die Wände heller und hier und dort mit einem filigranen Pflanzenmuster versehen. Ein winziger Holzschrank, zwei Waschbecken und eine Dusche. Letztere war ein wenig feucht. Wieder machte mein Herz einen kurzen Satz, bevor ich mir selbst befahl, jetzt nicht vollkommen auszuflippen. Vermutlich hatte er genau das gemacht, was ich jetzt auch machen wollte. Kein Grund, mehr anzunehmen.   Ich entledigte mich schnell meiner restlichen Sachen, tat, weswegen ich gekommen war, und nahm mir dann eines der Handtücher, die an der Wand hingen. Zur Sicherheit legte ich es danach auf den Boden, damit keine Verwechslung auftreten konnte. Anschließend schlüpfte ich wieder in Unterwäsche und Jeans. Die Socken ließ ich gleich aus. Als ich wieder angezogen war, warf ich einen Blick in den Spiegel. Meine Haare waren zerzaust, die Lippen gerötet. Danach folgte bis unter den Nabel nur nackte Haut. Ich überlegte kurz, bevor ich die obersten zwei Knöpfe der Jeans wieder öffnete. Ein Stück dunkelgrüner Stoff kam zum Vorschein. Keine Ahnung, warum ich heute Morgen ausgerechnet nach der gegriffen hatte. Sie stand mir nicht besonders.   Das wird ihm egal sein, wenn es ihm genauso geht wie dir, schoss mir durch den Kopf und ich grinste mein Spiegel-Ich ein wenig schief an. Als Letztes griff ich nach meiner Brille und legte sie auf die Ablage. Ich konnte auch ohne genug sehen. So vorbereitet machte ich mich auf den Rückweg.   Benedikt stand mit dem Rücken zu mir im Zimmer. Als ich hereinkam, drehte er sich um. Ich konnte Erstaunen auf seinem Gesicht erkennen. „Du hast die Brille abgesetzt.“ „Ja.“ „Das … du siehst ganz anders aus ohne.“   Ich wagte ein Lächeln. „Gut anders oder schlecht anders?“   Er lächelte ebenfalls. „Anders“, war die einzige Antwort, die ich bekam. Ich spürte förmlich, wie sein Blick von meinem Gesicht aus tiefer wanderte. Für einen Moment hielt ich den Atem an. Hatte ich die Zeichen falsch gedeutet? Er schluckte. Ich hörte ihn atmen.   „Sollen wir da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben, oder …?“   Ich biss mir auf die Lippen. Womöglich hatte er es sich doch anders überlegt? Aber nein, er lächelte und kam auf mich zu. Hände wanderten über meine Seiten und feste, warme Lippen legten sich auf meine. „Weitermachen“, murmelte er in den Kuss. „Definitiv weitermachen.“   Ich grinste ein bisschen, bevor ich mich aufs Küssen konzentrierte. Auf seinen Geschmack auf meinen Lippen, das Gefühl seines Körpers an meinem. Sein Geruch, der mir in die Nase stieg, als ich wieder seinen Hals küsste, die Kehle, die er mir darbot. Die kleinen Laute, die er von sich gab, als ich erneut über seine Brustwarzen strich. Mit einem Lächeln auf den Lippen fing er meine wieder ein und begann jetzt selbst, meinen Körper auf die gleiche Weise zu erkunden. Ich ließ es mit geschlossenen Augen geschehen, bis er mich plötzlich ein Stück nach hinten zog und sich gleichzeitig auf das Bett setzte. Die Höhe, in der sich sein Mund anschließend befand, sorgte dafür, dass meine Fantasie Überstunden machte. Seine Hände, die noch auf meinem Oberkörper lagen, glitten langsam tiefer in Richtung Hosenbund und darüber hinweg. Ich unterdrückte ein Stöhnen, als seine Fingerspitzen mich streiften. Nicht ganz unabsichtlich, wie ich vermutete. „Darf ich?“, fragte er, als er die Hände an die restlichen Knöpfe gelegt hatte. Ich nickte nur und sah zu, wie er einen nach dem anderen öffnete. Die feinen, hauchzarten Berührungen, die er mir dabei angedeihen ließ, waren süße Folter. Nicht intensiv genug, um sie zu genießen, aber zu viel, um sie zu ignorieren.   Schließlich hatte er die Jeans vollständig geöffnet. Langsam schob er sie über die Hüften nach unten. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Der Anblick, wie er zu mir hochsah, war atemberaubend. „Die auch?“, wollte er wissen und strich von unten mit den Daumen durch die Beinausschnitte der engangliegenden Shorts. Ein heißes Ziehen raste durch meinen Unterleib, als seine Fingerspitzen gerade eben so die empfindlichen Hoden touchierten. Das verräterische Zucken, das ihm folgte, konnte Benedikt nicht entgangen sein. Ebenso wenig wie die gerundete Spitze, die jetzt in dem entstandenen Spalt im Stoff sichtbar geworden war. Es hätte mir peinlich sein müssen, dass ich bereits so erregt war, aber Benedikt schien das nicht zu stören. Im Gegenteil. Er lächelte, während er seine Finger in den Gummibund hakte und ihn ein Stück nach vorne zog, bevor er auch diese Schicht entfernte. Dabei sah er mich immer noch an. Erst, als die beiden Kleidungsstücke, die ich noch trug, meine Kniekehlen erreicht hatten, wandte er seinen Blick von meinem Gesicht ab und dem zu, was direkt vor ihm lag. Dass er dabei den Mund öffnete und sich mit der Zunge die Lippen befeuchtete, ließ mich beinahe erneut aufstöhnen. Mein Herzschlag raste in meiner Brust. Jetzt. Jetzt würde es gleich passieren.   Er schluckte. Noch einmal glitt sein Blick zu mir hoch. Ich lächelte. Mich immer noch ansehend beugte er sich vor und platzierte einen ersten Kuss. In diesem Moment schloss ich die Augen. Ich wusste, dass ich nicht lange durchhalten würde, wenn ich ihm dabei auch noch zusah. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das Gefühl seiner Lippen und seiner Zunge, die an mir wahre Wunderwerke verrichteten. Meine Hand glitt wie von selbst zu seinem Hinterkopf und ich strich zärtlich durch die braunen Strähnen, während er ihn immer wieder vor und zurück bewegte. Ein heiseres Keuchen, das nicht von dieser Welt zu sein schien, entkam mir und ich fühlte, dass ich bereits kurz davor war. Mit sanftem Druck hielt ich ihn zurück. Er stoppte sofort, doch ich konnte nicht verhindern, noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, als er mich wieder aus seinem Mund gleiten ließ. Seine Augen schienen nur noch aus Pupillen zu bestehen und seine Lippen glänzten feucht. Ich musste erneut schlucken. Mein Mund war wie ausgedörrt.   „Ich … ich muss mal was trinken“, redete ich mich heraus. Er lächelte und sah mir zu, wie ich zunächst meine störende Kleidung loswurde, bevor ich an den Schreibtisch trat und nach meinem Glas griff. Ich glaubte, meine Hände zittern zu fühlen, aber ich war mir nicht sicher. Mein Kopf schwamm wie in Wolken. Erst das kühle Nass, das meine Kehle hinabrann, sorgte wieder für ein wenig Klarheit. Ich trank noch einen großen Schluck, bevor ich das Glas wieder absetzte und zurück auf den Tisch stellte. Erst danach war ich in der Lage, Benedikt wieder in die Augen zu sehen. Allerdings blieb mein Blick nicht lange dort, sondern schwenkte umgehend auf seinen Schritt. Ich atmete tief durch. „Du … du solltest dich vielleicht auch ausziehen.“   Er lächelte.   „Hilfst du mir?“ „Klar.“   Ich zog ihn hoch und begann, ihn zu küssen, während ich mir an seiner Hose zu schaffen machte. Zum Glück musste ich mich nicht lange mit störenden Knöpfen herumschlagen, sondern nur einen Reißverschluss öffnen. Das bekam ich gerade noch so hin. Was ich darunter ertastete, ließ mein Blut erneut schneller zirkulieren.   Ich zog ihm die Hose nicht aus, sondern ließ lediglich meine Hand in den Zwischenraum gleiten. Wie von selbst schmiegte sich die stattliche Härte an meine Handfläche. Als würde sie dort hingehören. Und plötzlich wollte ich ihn nur noch nackt. Ich wollte ihn ansehen, ihn schmecken. Wollte wissen, wie er sich anfühlte. Wie es war, ihm ganz nahe zu sein. So nah, wie es nur eben ging. Ihm schien es ebenso zu gehen, denn schon schob er den störenden Stoff einfach selbst nach unten. Allerdings wartete er nicht ab, bis er ganz ausgezogen war, sondern zog mich gleich wieder an sich. Wir atmeten beide heftig ein, als unsere Körper sich berührten und hartes Fleisch auf hartes Fleisch traf. Wir küssten uns wieder, wurden seine Hose irgendwie los und befanden uns gleich darauf in der Waagerechten. Das Blut in meinen Adern kochte. Ich wollte nichts mehr, als mich an ihm reiben, ihn küssen und streicheln und alles von ihm erforschen, was ich nur irgendwie erreichen konnte. Es war wie eine Sucht. Ich wollte immer noch mehr und immer mehr, bis er mich plötzlich herum und auf den Rücken drehte. Mit geröteten Wangen und völlig zerküssten Lippen schwebte sein Gesicht direkt über meinem. Sein Atem ging stoßweise. „Du machst mich verrückt“, wisperte er und küsste mich noch einmal, bevor er sich wieder losriss. Ein fiebriger Glanz glomm in seinen Augen. „Ich … ich will …“, begann er und konnte den Satz nicht zu Ende führen, weil ich ihn unterbrach. „Ich auch“, flüsterte ich. Alles an mir bebte und rauschte. Es gab nur noch diesen einen Gedanken. „Im Ernst?“ „Ja.“ Wie konnte er annehmen, dass ich Scherze darüber machte? Ich hatte zwar noch keine Erfahrung, aber ich wusste, ich wollte ihn. Ganz. „Ich … ich hab was da“, sagte er und wurde dabei tatsächlich ein bisschen verlegen. „Ich weiß“, erwiderte ich fast ebenso zaghaft. „Ich hab nachgeschaut.“   Sein Lächeln, das gerade noch so scheu gewesen war, wurde plötzlich zärtlich. Noch einmal küsste er mich. Dieses Mal mit so viel Gefühl, das es mir fast noch mehr den Atem nahm als zuvor.   „Ist es okay für dich, wenn du unten liegst? Also von der Position her?“   Mein Gehirn brauchte einen Moment, bevor ich verstand, wie er das meinte. Meine Augen wurden größer. „Du willst …?“ „Ja. Ist das in Ordnung?“   Ich konnte nur noch nicken. Er grinste, bevor er sich zur Seite lehnte und nach dem Inhalt seines Nachtschranks angelte. Ich hielt ihn an den Hüften und bewunderte noch einmal, was mir da entgegenragte. Nur mit Mühe konnte ich meine Hände im Zaum halten. Ich wollte ihn wieder anfassen.   „Hab alles“, verkündete er in diesem Moment und rutschte ein Stück auf meinen Beinen nach unten. Als er sofort nach dem Kondom griff, hielt ich ihn zurück. „Müssen wir nicht erst …“   Er schob die Augenbrauen nach oben.   „Mich vorbereiten? Keine Bange, das mach ich selber. Ist zwar ne Weile her, aber …“   Er sprach nicht weiter, sondern lehnte sich nur vor und küsste mich. „Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum.“ „Okay.“   Ich sah ihm zu, wie er mir zuerst ein Kondom überstreifte und dann eine gehörige Portion Gleitgel darauf verteilte. Anschließend nahm er noch mehr davon auf seine Hand und führte sie hinter seinen Rücken. Ich beobachtete ihn genau und der Gedanke, was er da gerade tat, ließ noch einmal mehr Blut in Richtung Süden fließen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte. Geil beschrieb es nicht einmal ansatzweise.   Noch bevor mir einfiel, dass ich eigentlich auch etwas anderes hätte tun können, als ihn nur anzustarren, rutschte er bereits wieder nach oben. Er lächelte, bevor er mich ergriff und sich langsam tiefer senkte. Dabei schloss er für einen Moment die Augen. Ich hingegen konnte mich erst von seinem Anblick losreißen, als der Widerstand, gegen den er mich presste, langsam nachgab und ich in ihn hineinglitt. Ich hörte ihn ausatmen und spürte, wie seine Lippen sich auf meine legten. Kurzentschlossen verwickelte ich ihn in einen Kuss, um ihn und mich von dem wahnwitzigen Gefühl abzulenken, das sich meiner mehr und mehr bemächtigte. Das hier war so … eng. Heiß. Erregend. Phantastisch. Nicht nur das Gefühl an sich, sondern die Vorstellung von dem, was wir gerade taten, war so wundervoll, dass mein Herz viel zu klein schien, um all das zu fühlen, was mich gerade durchströmte. Als er mich jedoch ganz in sich aufgenommen hatte und sich zu bewegen begann, übernahm die Lust wieder die Vorherrschaft. Zu spüren, wie er sich über mir bewegte, sein Keuchen zu hören, ihn zu riechen, zu schmecken, zu sehen, wie er selbst Hand an sich legte, raubten mir beinahe den Verstand. „Lass mich“, bat ich und übernahm es, ihn zu massieren. Seinen Bewegungen entgegenzukommen. Aber es reichte nicht. Ich wollte mehr. Ich fasste seine Hüften und hielt ihn fest. Benedikt runzelte die Stirn und sah auf mich herab. „Was ist? Stimmt was nicht?“ „Es ist wunderbar, aber … Ich will dich nicht die ganze Arbeit allein machen lassen.“ Er lächelte. „Wenn du meinst.“ „Bitte.“   Wir tauschten die Positionen. Er legte sich ein Kissen unter die Hüfte, bevor er mich ansah und die Beine aufreizend spreizte. Sein Anblick verschlug mir den Atem. Er lächelte, als er es bemerkte. „Wolltest du nicht was tun?“ „Ja. Gleich.“   Er reichte mir das Gleitgel und ich verteilte noch etwas davon auf dem Kondom, bevor ich mich zu ihm herabbeugte. In dieser Position war es schwieriger, aber irgendwann fand ich, wonach ich suchte. Langsam schob ich mich wieder in ihn und besiegelte die Bewegung mit einem tiefen Kuss. Dann begann ich, mich langsam in ihm zu bewegen. Es war der Himmel auf Erden. Ich wollte nie wieder etwas anderes tun.   Eigentlich war ich viel zu gefangen in dem Gefühl, mit ihm vereint zu sein, aber ich zwang mich dazu, meine Gedanken klarzuhalten. Darauf zu achten, was ihm gefiel. Was er mochte und auf was er besonders intensiv reagierte. Ich griff zwischen uns und begann, ihn im Takt meiner Stöße zu pumpen. Es kostete mich meine ganze Beherrschung, aber ich merkte, dass ich damit Erfolg hatte. Schon bald kam er mir entgegen. Sein Atem wurde schneller. Das Fleisch unter meinen Fingern fester. Ich intensivierte noch einmal meine Bemühungen. Ich wollte, dass er vor mir kam. „Stopp“, sagte er plötzlich. „Es wird zu viel.“ „Sorry“, murmelte ich und ließ ihn los. Ich wollte mich aus ihm zurückziehen, aber er schlang die Beine um mich. „Nein, bleib. Mach weiter, aber langsamer.“   Ich sah ihn an. Sein Gesicht war gerötet und feiner Schweiß stand auf seiner Stirn. Einem Gefühl folgend lehnte ich mich vor und berührte meine Stirn mit seiner. „Bestimm du den Rhythmus“, bat ich ihn und er nickte leicht.   Zögernd begann er, sich unter mir zu bewegen. Ich kam ihm nur ein Stück weit entgegen und merkte, wie mich dieses sanfte Miteinander sofort wieder gefangen nahm. Mich höher und höher trug. Ich ahnte plötzlich, dass ich das nicht mehr lange durchhalten würde. Doch als ich mich aufrichten wollte, um erneut bei ihm Hand anzulegen, hielt Benedikt mich zurück. „Ist okay“, sagte er leise. „Mach einfach weiter.“   Ich gehorchte und ergab mich abermals den feinen Wellenbewegungen. Schon bald wurden meine Stöße jedoch wieder härter, der Takt ungleichmäßiger. Es gelang mir einfach nicht, mich weiter zurückzuhalten. Ich schwitzte. Küsste ihn, bis ich das Keuchen nicht mehr unterdrücken konnte. Ich wusste, dass der Punkt ohne Wiederkehr unwiederbringlich gekommen war. Alles um mich herum verschwamm wie in einem Nebel. „Vertrau mir“, flüsterte Benedikt in mein Ohr. „Lass dich einfach fallen. Ich fang dich auf.“   Ein Laut, der irgendwo zwischen einen Stöhnen und einem Schluchzen lag bahnte sich einen Weg aus meiner Brust. Ich stieß noch ein-, zweimal zu, bevor mich der Orgasmus überrollte und ich mich in heißen Schüben in ihm ergoss. Und immer noch machte ich weiter. Ich konnte einfach nicht aufhören. Ich wollte nicht aufhören. Es sollte immer so weitergehen. Erst, als ich noch ein paar Mal in ihn gedrungen war und die Wellen der Lust endgültig abflachten, war ich in der Lage wieder klarer zu denken. Sofort öffnete ich die Augen um zu sehen, ob es ihm gut ging.   Benedikt lächelte. Er lag unter mir, die Augen voller Glanz und mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. Er strich mir eine der feuchten Strähnen aus der Stirn.   „Und? War ich gut?“ „Gut?“, brachte ich mühsam hervor. „Es war der Wahnsinn. Du bist der Wahnsinn.“   Ich küsste ihn mit schweißfeuchten Lippen, bevor ich mich vorsichtig aus ihm zurückzog und mich nach etwas umsah, mit dem ich das Kondom entsorgen konnte. „Schublade“, sagte er, offenbar erahnend, was ich suchte. Ich fand eine Packung Taschentücher und wurde das Ding los, bevor ich mich neben ihn fallen ließ. Sofort rückte ich näher an ihn heran. „Jetzt du“, flüsterte ich ihm ins Ohr und griff nach seine Erektion, die immer noch um Aufmerksamkeit bettelte. Ich schmiegte mich an ihn und begann, ihn langsam zu pumpen. Klare Flüssigkeit zierte schon bald die samtige Spitze. Ich verteilte sie mit dem Daumen und ließ anschließend meine gesamte Handfläche darübergleiten, bevor ich wieder fester zupackte und ihn weiter und weiter nach oben brachte. Schon bald wand er sich in meinen Armen und es dauerte nicht lang, bis auch er mit einem erstickten Laut auf den Lippen kam. Ich versiegelte sie mit einem langen, sehr langen Kuss und spürte, wie er ihn zunächst fordernd, dann zärtlicher erwiderte. Irgendwann löste er seine Lippen von meinen und schnaufte. Ich hielt ihn weiter im Arm und fühlte seinen Herzschlag, der langsamer und langsamer wie eine riesige Buschtrommel gegen seinen Brustkorb schlug. Erst, als er sich vollständig beruhigt hatte, öffnete Benedikt die Augen. Er lächelte müde.   „Ich … das war toll. Danke.“   Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Also küsste ich ihn nur noch einmal, bevor ich meine Hand zurückzog und zuließ, dass er sich erhob, um kurz im Bad zu verschwinden. Als er zurückkam, hatte ich gerade wieder meine Shorts angezogen. „Schade“, sagte er grinsend, bevor auch er sich etwas überzog und wir zusammen wieder ins Bett schlüpften. Er breitete die Decke über uns aus und sah mich an. Seine Haare waren vollkommen verstrubbelt und seine Augen glänzten.   „Ich könnte jetzt ne Mütze voll Schlaf vertragen. Und du?“ „Ich auch.“ „Dann mach das Licht aus.“   Ich tat, wie mir geheißen worden war, und breitete anschließend die Arme aus, damit er sich zu mir legen konnte. Er ruckelte ein paar Mal, bis er sich in Position gebracht und ebenfalls den Arm um mich gelegt hatte. Danach seufzte er leise.   „Gute Nacht, Theo.“   „Gute Nacht“, sagte auch ich, bevor ich ihn noch ein letztes Mal küsste und die Augen schloss. Eigentlich wollte ich nicht einschlafen, um nicht einen Moment seiner Gegenwart zu verpassen. Es blieb bei einem Versuch. Schon nach wenigen Augenblicken sackte mein Bewusstsein ins Bodenlose ab, aber ich wehrte mich nicht. Morgen war schließlich auch noch ein Tag, um über all das hier nachzudenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)