Was wäre wenn... von DonnaHayley ================================================================================ Kapitel 13: Es funkt und knistert --------------------------------- Mit mürrischem Gesicht ging Seth die Flure des Krankenhauses entlang. Beinahe jeder sprach ihn auf sein neues Auto an. Vorher war ihm nie bewusst gewesen, wie sehr seine Kollegen auf ihn achteten. Bisher fuhr er nur einen alten Kombi, der schon viele Jahre auf dem Buckel hatte und nun, wo er einmal in seinem Leben, für ein paar Tage, ein tolles Auto besitzen durfte, gönnte es ihm niemand. „Guten Morgen Dr. Kaiba, haben Sie im Lotto gewonnen?“, grinste ihn ein Kollege an. „Das Krankenhaus befindet sich im Stellenabbau, aber der Chef gönnt sich erst einmal einen Luxusschlitten, was?“ Seth war kurz davor zu explodieren, denn es war schon gefühlt das hundertste Mal, das er sich diesen dämlichen Satz anhören durfte. „Ich habe mir kein neues Auto gekauft. Ich habe es mir von einem Freund geliehen.“ Wie oft Seth sich schon erklären musste konnte er nicht mehr zählen. „Dann haben Sie nach Monaten also wieder einen neuen Freund.“, schlussfolgerte der Mann. „Dann sind Sie wieder das Gesprächsthema Nummer eins am Essenstisch.“ „Wenn Sie sonst keine Sorgen haben.“, verdrehte Seth die Augen. Mit wutverzerrtem Gesicht sah er zu, das er schnell in seinem Büro verschwand und sperrte die Tür hinter sich zu. „Die sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern.“, brummte er. Der Tag war für ihn nun endgültig gelaufen. * Bei Yasuo lief es besser und sorgloser, denn die Vorbereitungen in seiner Küche waren beinahe abgeschlossen. Der alte Herd war entsorgt und der Neue wartete darauf angeschlossen zu werden. Noch eingepackt stand er mitten in der Küche, was Yasuo’s Herz höher schlagen ließ. „Wenn Seth hier ist, kann es endlich losgehen.“ Nachdenklich sah er auf die Flyer der Restaurants. „Heute werde ich etwas zu Essen bestellen müssen. Mal sehen was Seth möchte.“ Yasuo tippte eine Nachricht in sein Handy und schickte sie ab. Gespannt wartete er auf eine Antwort. * Als der Nachrichtenton erklang, erhellte sich Seth’s Gesicht. Es gab nur einen Menschen, der ihn anschreiben würde. Neugierig las er die Kurznachricht. ~Wie geht es dir, mein lieber Seth? Hier ist alles in Ordnung. Dein Sohn schläft. Leider hat er wieder Fieber bekommen, aber ich passe gut auf ihn auf. Was möchtest du heute essen? Bis mein neuer Herd eingebaut ist, werden wir auf das Schlemmerparadies ausweichen müssen. Was soll ich dir denn bestellen? Schreib mir auch gleich, was du zum Nachtisch haben möchtest. Liebe Grüße, dein Yasuo~ Schmunzelnd las Seth sich die Nachricht ein zweites Mal durch. Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus und schob seine negativen Gedanken bei Seite. Kurz überlegte er seine Antwort und fing dann an zu tippen. * „War ja klar.“, seufzte Yasuo, als er die Nachricht von Seth las. ~Danke das du an mich denkst. Bestell mir bitte ein Gericht, das nicht so teuer ist. Liebe Grüße, Seth~ „Der Kerl ist viel zu bescheiden, das muss ich ihm dringend abgewöhnen.“ Jetzt wusste Yasuo immer noch nicht, was er für Seth bestellen sollte. Da gab es nur eine Lösung. * Atemu hatte in der Zwischenzeit mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen und er war schon total entnervt. Gemeinsam mit Yugi, Joey und Thea saß er auf dem Dach des Schulgebäudes und sie aßen gemeinsam ihr zweites Frühstück. Auch wenn Atemu sich nichts anmerken ließ, entging ihm nicht, das Bakura ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Den anderen erzählte er nichts davon, damit es nicht wieder zum Streit kam. „Krieg ich was ab?“, wollte Joey wissen und schaute hungrig auf Atemu’s Essen. „Bediene dich“, lächelte Atemu. „Mein Vater macht dir bestimmt auch ein Bento, wenn ich ihn darum Bitte.“ „Nicht nötig!“ Joey’s Augen wurden groß. Als Atemu ihm die Hälfte seines Frühstücks abgab und in seine Bentobox füllte. „Du bist echt in Ordnung, Alter.“, freute sich Joey und fing an das Essen in sich rein zu schaufeln. „Mir ist aufgefallen, das du immer sehr wenig zu Essen bei dir hast.“ Diese Sache brannte Atemu schon seit einer ganzen Weile auf der Seele. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Mein Alter spielt ganz gerne und wenn er verliert, betrinkt er sich. Deshalb bleibt dann nicht genug Geld für Essen übrig.“ Thea schaute Joey mitleidig an, die seine Familienverhältnisse kannte. „Deshalb macht Joey die verschiedensten Jobs, aber das darfst du keinem Erzählen. Wie du weißt ist es uns verboten nach der Schule zu arbeiten.“ Atemu nickte bedrückt. „Ich sag nichts.“ „Wenn es eng wird kommt er zu mir und meinem Großvater zum Essen.“, sagte Yugi zwischen zwei Bissen. „Hast du nur noch deinen Großvater?“, wollte Atemu wissen. Yugi schüttelte den Kopf. „Ich habe noch meine Mutter, aber sie ist viel im Krankenhaus.“ „Das tut mir leid und was ist mit deinem Vater?“ Yugi senkte den Kopf. „Er ist vor drei Jahren gestorben und kurz darauf wurde bei meiner Mutter Krebs diagnostiziert. Deshalb lebe ich bei meinem Großvater.“ „Was ist denn mit deiner Mutter?“, wurde nun auch Joey neugierig. „Sie hat mich kurz nach meiner Geburt verlassen. Ich bin bei meinem Vater und meinem Urgroßvater aufgewachsen. Auch mein Onkel und meine Tante kümmern sich viel um mich. Insgesamt sind wir eine große Familie, wo alle aufeinander aufpassen.“, erklärte Atemu. „Deshalb habe ich meine Mutter auch nie vermisst.“ „Wie ist das eigentlich mit deinem Vater?“, bohrte Joey genauer nach. „Weil er doch mit Dr. Kaiba ausgeht.“ Atemu zog die Augenbrauen hoch, denn mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Sie verstehen sich gut und sie scheinen jetzt auch richtig zusammen zu sein.“ „Irgendwie passen die zwei nicht zusammen.“, bemerkte Thea. „Hä, warum das denn nicht?“ Atemu verging immer mehr die Laune. Joey antwortete für Thea. „Dein Vater ist der totale Draufgänger und Dr. Kaiba...wie soll ich sagen? Er ist so von oben herab und hält sich für etwas besseres. Sieht man doch auch an Seto.“ Atemu blieb der Mund offen stehen. „Da hab ihr ein völlig falsches Bild von den Beiden.“ „Alle denken so über die Kaibas.“, mischte sich nun auch Yugi ins Gespräch ein. „Zugegeben, ich habe mich anfangs auch nicht mit Seto verstanden, aber das hat sich geändert.“ Joey stemmte sein Kinn auf seine Handfläche. „Ich mag die Beiden nicht. Sie sind mir zu arrogant. Dr. Kaiba ist ein angesehener Arzt und Seto eifert ihm nach, dabei kann der seinen Alten genauso wenig ausstehen, wie ich meinen Vater.“ Atemu konnte seinen Gegenüber nur mit offenem Mund anstarren. „Ich mochte Seth vom ersten Augenblick und Seto ist ganz anders, als ihr denkt. Mein Vater würde sich auf niemanden einlassen der so wäre, wie ihr ihn beschreibt.“ „Wir meinen es nicht böse.“, beschwichtige Thea. „Seth und mein Vater passen gut zusammen, egal was andere sagen.“ „Bis die Leute anfangen zu reden.“, seufzte Yugi. Fragend legte Atemu den Kopf schief. „Wie meinst du das?“ „Ist es dir denn nicht aufgefallen?“, wunderte sich Thea. „Über Dr. Kaiba zerreißen sich die Lehrer und auch die Schüler das Maul.“, begann Joey. „Dein Vater und besonders Dr. Kaiba sind das Gesprächsthema Nummer Eins.“ „Oh nein.“ Atemu ahnte fürchterliches, wenn dies tatsächlich der Wahrheit entsprach. „Die Leute lästern also?“ „Ja und nicht zu knapp.“ Joey fing wieder an sich das Essen in den Mund zu schieben. „Bei deinem Vater kann ich mir vorstellen, das er sich nichts bieten lässt. Er hat etwas furchteinflößendes an sich.“, gestand Yugi. „Wie kommst du darauf?“ Atemu klatschte sich innerlich die Hand auf die Stirn. Das lag bestimmt an der Ansage, die sein Vater an Bakura gerichtet hatte. Tief atmete Yugi durch. „Vor ein paar Tagen war ich im Supermarkt zum Einkaufen gewesen...“ Yugi zögerte. „...ich bin versehentlich in ihn hineingelaufen und dabei hat er alles, was er in den Händen hielt, fallen gelassen. Einiges ist zu Bruch gegangen und es gab eine ziemliche Sauerei.“ Es gruselte Yugi, als er daran zurück dachte. „Dein Vater kann wirklich böse gucken und vor lauter Panik bin ich auf und davon.“ Atemu fing an zu lachen. „Vor meinem Vater brauchst du keine Angst zu haben. Er würde dir niemals etwas tun.“ „Bist du sicher?“ „Ich habe auch Respekt vor deinem Vater, so wie die meisten hier.“, gestand auch Joey. So wollte Atemu es nicht stehen lassen. „Am besten lade ich euch morgen zu mir ein. Dann seht ihr, wie nett mein Vater in Wirklichkeit ist.“ Nur zögerlich nickten die drei. * Nachdenklich schaute Yasuo aufs Fieberthermometer. „Dein Fieber ist hartnäckig. Hast du noch Halsschmerzen?“ Seto, der sich die müden Augen rieb, nickte. „Möchtest du ein Schmerzmittel?“ „So schlimm ist es nicht.“ Seto verfluchte seine raue Stimme. „Ich wollte später etwas zu essen bestellen, was möchtest du haben?“ Seto überlegte. „Was nicht so teuer ist.“ Das gab es doch nicht. „Du bist deinem Vater viel ähnlicher, als es auf den ersten Blick den Anschein macht.“, grummelte Yasuo und holte die Speisekarte aus der Küche. Auffordernd hielt er sie Seto vor die Nase. „Such dir aus, was du magst!“ „O-okay.“ Seto richtete sich auf und schaute sich die verschiedenen Gerichte an. Er wurde leicht nervös, weil keines der Gerichte günstig war. „Ähm...ich nehme...Sukiyaki.“ „Beim letzten Mal hast du auch schon Sukiyaki gegessen.“, erinnerte sich Yasuo. „Was mag dein Vater denn?“ Gespannt wie ein Luchs wartete er auf eine Antwort. „Also...“ So fordernd war Yasuo sonst nicht. „Er mag...Fisch sehr gerne, oder scharfe Gerichte.“ Überrascht legte Yasuo den Kopf schief. „Er mag scharfes Essen?“ „Ja, aber weil ich es nicht mag kocht er es nicht.“ „Danke für die Info, das hilft mir auf jeden Fall weiter.“, freute sich Yasuo wie ein kleines Kind. „Dann geh ich mal bestellen. Am besten bekommt er gleich zwei Gerichte, dann kann er sich eines aussuchen.“ Erfüllt von Glück schwebte Yasuo aus dem Zimmer. „Den hat’s ganz schön erwischt.“ Seto konnte sich nicht daran erinnern einen Erwachsenen je so erlebt zu haben. * Eiligen Schrittes sah Seth zu, aus dem Gebäude zu kommen, damit er schnell bei Yasuo sein konnte. Die Arbeitstage zogen sich in letzter Zeit und besonders heute war es schlimm. Lange würde sein Glück mit Yasuo bestimmt nicht mehr anhalten und deshalb wollte er noch so viel Zeit, wie nur möglich mit ihm verbringen. „So in Eile?“ Seth blieb stehen und schaute in das Gesicht von Dr. Hisagi, der direkt vor ihm stand. Dieses höhnische Grinsen hätte er ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt. „Ich habe jetzt keine Zeit.“ „Über Sie wird hier viel geredet.“, begann Dr. Hisagi. Es war ihm vollkommen egal, wie eilig es Seth hatte. „Na und, die Leute reden doch immer über irgendjemanden.“ Seth war total genervt, ausgerechnet dieser arrogante Mistkerl. „Es sind viele Gerüchte über Sie im Umlauf. Unter anderem sollen Sie sich wieder in festen Händen befinden.“ Seth zuckte mit den Schultern. „Was geht Sie, oder jemand Anderen, das ganze an?“ Konnten die Leute nicht vor ihrer eigenen Tür kehren? „Sehr viel, denn Sie bringen den Ruf unseres Krankenhauses mit Ihren komischen Beziehungen in Verruf.“ „Mein Privatleben geht niemanden etwas an, deswegen heißt es ja auch Privatleben.“ „Warum suchen Sie sich keine Frau und bekommen noch ein oder zwei Kinder? Für ihren Sohn wären sie dann auch keine Enttäuschung mehr. Ein Arzt wie Sie einer sind sollte sich nicht mit Männern herumtreiben.“ „Wir sind glücklich so wie es ist.“ „Deshalb treibt sich Ihr Sohn auch in den Gegenden herum, wo Drogen verkauft werden. Sie verschließen die Augen vor der Realität.“ „Mein Junge nimmt keine Drogen und hat damit auch nichts zu tun.“ Dr. Hisagi zuckte mit den Schultern. „Der Junge, mit dem er ständig zusammen ist aber schon.“ Dies war Seth neu. „Woher wollen Sie das wissen?“ „Man hört halt so einiges!“ „Verschonen Sie mich mit Ihren haltlosen Verdächtigungen.“ Nun war Seth an seinem absoluten Tiefpunkt angekommen und lief wütend an Hisagi vorbei. Wie konnte dieser Wichtigtuer es wagen sich in sein Privatleben einzumischen? So oft schon musste Seth sich rechtfertigen, nur weil er kein Geheimnis aus seiner Homosexualität machte. Niemals durfte Yasuo mit seinen Kollegen zusammen treffen, denn dann, da war Seth sich absolut sicher, würde er seinen Yasuo nie wieder sehen. * Langsam ging es Atemu gehörig gegen den Strich, denn die ganze Zeit verfolgte Bakura ihn. Dann auch noch auf so stümperhafte Art und Weise. Es grenzte schon an ein Wunder, dass die anderen diese Nervensäge nicht bemerkten. „Dann sehen wir uns morgen.“, verabschiedeten sich die anderen. „Bis morgen.“ Atemu beeilte sich nach Hause zu kommen. Er durfte nicht vergessen, was er seinem Vater versprechen musste, deshalb stellte er Bakura auch nicht zur Rede. * Nachdenklich schaute Yasuo von Atemu zu Seth und wieder zurück. Die Beiden waren heute auffallend still und aßen geknickt und niedergeschlagenen ihr Mittagessen. Auch auf die Nachfrage ob etwas vorgefallen war, erhielt er keine zufriedenstellende Antwort. Seto ging es auch nicht besonders gut und er gähnte viel mehr, als das er aß. So hatte Yasuo sich den Nachmittag mit seinen Liebsten nicht vorgestellt. Nach dem Essen ging Seto geradewegs zurück ins Bett, während Atemu sich über den Nachtisch hermachte. Yasuo sah deutlich, wie die Augen seines Sohnes wieder leuchteten. Wenn es bei Seth doch auch nur so einfach wäre. So wollte er es jedenfalls nicht stehen lassen und bat ihn ins Wohnzimmer. „Du machst heute einen niedergeschlagenen Eindruck und auch wenn du vorhin gesagt hast, das alles in Ordnung ist, scheint dem nicht so zu sein.“ Seth setzte sich auf die Couch und schaute auf den dunklen Teppich. „Ich hatte vorhin eine kleine Auseinandersetzung mit einem Kollegen. Halb so wild.“ Yasuo setzte sich ebenfalls. „Worum ging es bei dieser Auseinandersetzung?“ Es fiel Seth nicht leicht darüber zu sprechen. „Wie gehst du damit um, wenn dich jemand wegen deiner Homosexualität diskriminiert?“ Jetzt wusste Yasuo den Grund und er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich bin nur ein einziges Mal damit in Berührung gekommen.“ Er überlegte wo er anfangen sollte. „Das ist noch gar nicht so lange her. Ich bin abends ausgegangen, in einen dieser Nachtclubs. Ich hatte mich mit jemandem unterhalten, der Interesse an mir hatte und nach kurzer Zeit haben wir wild herumgeknutscht.“ Seth hörte aufmerksam zu und merkte, das Yasuo viel offener damit umging, als er selbst es je könnte. Nie würde er in einer Disco mit jemanden rum machen. Schon allein die Blicke reichten ihm. „Wir wurden dann von zwei Männern angepöbelt und sie fingen an uns zu beschimpfen. Leider blieb es nicht bei Worten und sie fingen an meinen Partner herumzuschubsen. Er war kleiner und zierlicher als ich und somit das leichtere Opfer.“ Yasuo bekam rote Wangen. „Ich bin nicht besonders zimperlich und fackelte nicht lange. Wie soll ich sagen?“ Yasuo suchte nach den richtigen Worten und musste zu seinem Bedauern feststellen, das er es unmöglich ausschmücken konnte. „Ich habe die Zwei vermöbelt und sie mussten sogar für einen Tag ins Krankenhaus.“ Seth bekam große Augen. „Ganz allein?“ Yasuo nickte verlegen. „Ehrlich gesagt kann ich es mir bei dir nicht vorstellen.“ „Ich fürchte, du kannst dir bei mir so einiges nicht vorstellen.“ Die Worte seines Bruders fielen ihm wieder ein, aber dafür fand er den Zeitpunkt nicht passend. „Hat es Spaß gemacht sie zu verprügeln?“, wollte Seth wissen, denn er hatte oft das Bedürfnis, das selbe zu tun. „Offengestanden hat es das.“ Seth lehnte sich zurück. „So hätte ich heute auch gerne gehandelt.“ „Du solltest diesen Mann in seine Schranken weisen, sonst wird er es immer wieder tun.“ „Wenn ich das tue...“ Seth schwieg sich lieber aus. Es wunderte ihn überhaupt so offen über eine Probleme geredet zu haben. Yasuo ergriff Seth’s Hand und gab ihm einen Kuss darauf. Dabei rückte er näher an seinen Liebsten ran. „Für so schüchtern hätte ich dich nicht gehalten.“ „Ich bin nicht schüchtern... Ich versuche nur meinen Ruf so gut es geht aufrecht zu erhalten.“ „Ist er dir so wichtig?“, wollte Yasuo wissen, der sich um seinen Ruf nicht scherte. „Ja...nein...eigentlich... Ich weiß es nicht.“, gestand Seth. „Ich bin Arzt und kann nicht plötzlich die Fäuste auspacken, oder verbal auf andere losgehen.“ Yasuo sah ihn grübelnd an. „Du solltest mal den Kopf freibekommen. Lass uns heute Abend ausgehen.“ „Mitten in der Woche?“ „Klar, dann wirst du dich besser fühlen.“ Seth lächelte zögerlich. „Von mir aus.“ So furchtbar wie dieser Tag auch war, bei Yasuo fühlte er sich sofort wieder besser. Dieser Mann hatte eine kraftvolle Ausstrahlung, die Seth in sich aufsaugte und sich immer mehr nach ihm sehnte. Mit jeder Minute, die er mit ihm verbrachte verliebte Seth sich ein Stück mehr in ihn. Genau das machte ihm solche Angst. Bisher wusste Seth relativ schnell, wenn es mit einer angehenden Beziehung nichts wurde, aber bei Yasuo war es anders. Er machte sich immer mehr Hoffnung, gleichzeitig versuchte er auf Distanz zu gehen. Sobald er jedoch in Yasuo’s Nähe war, wollte er nicht mehr fort. Er fühlte sich einfach wohl und willkommen. Auch Seto wurde akzeptiert, trotz seiner anfänglichen Feindseligkeit. „Du grübelst schon wieder.“, sorgte sich Yasuo. „Denk nicht so viel nach.“ Seth’s Herz machte einen Hüpfer, als Yasuo anfing ihn zu küssen. Wie gut sich das anfühlte und wie sanft und zugleich bestimmend dieser Mann war. Sein ganzer Körper kribbelte angenehm, besonders als Yasuo’s Hand unter seinem Pullover verschwand und seine rosige Knospe verwöhnte. Seine Gedanken wanderten zum Hotel, wo er die Initiative ergriffen hatte und mit Yasuo schlief, obwohl er sich noch nicht bereit dazu gefühlt hatte. Doch was sollte er tun? Er wollte diesen Mann nicht verlieren, auch wenn er aus den falschen Ambitionen mit ihm schlief. Leider war es seitdem nicht wieder zum Sex gekommen. Gelegenheiten gab es zwar genug, doch Yasuo beschränkte sich aufs Reden und Küssen. Sie machten nur rum und dies verwirrte Seth nur noch mehr. Bisher wollten alle mit ihm schlafen und zeigten dies auch deutlich. Yasuo löste den Kuss und schaute Seth lange in die Augen. Liebevoll strich er mit dem Daumen über seine Wange. „Ich meine es wirklich ernst mit dir, wenn es das ist, was dich quält.“ Seth’s blaue Augen weiteten sich erschrocken. „Wie kommst du darauf?“ Traurig lächelte Yasuo. „Ich habe nur geraten.“ Mit laut schlagendem Herzen senkte Seth den Kopf. „Entschuldige bitte, ich benehme mich wie ein Idiot.“ „Mich könntest du in dieser Kategorie nicht übertreffen.“, zwinkerte Yasuo. „Mein Bruder kann dir da Geschichten erzählen, da kommst du aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.“ Seth Gesicht erhellte sich ein wenig. „Dir scheint immer alles zu gelingen, sogar mit Seto kommst du ohne Probleme klar.“ „Ich habe nur mehr Übung. Als ich damals plötzlich mit einem Baby da stand, habe ich eine falsche Entscheidung nach der anderen getroffen. Mein Leben lief zum zweiten Mal aus dem Ruder und wenn meine Familie mich nicht aufgefangen hätte, würde ich heute nicht da stehen, wo ich jetzt bin. Wenn es dir so vorkommt, das mir alles so leicht fällt, dann nur, weil ich schon viel erlebt habe. Sowohl Gutes als auch sehr viel Schlimmes.“ Seth mochte nicht fragen, was Yasuo meinte. Jedoch beruhigten ihn diese Worte und sein Herzschlag verlangsamte sich wieder. „Gut. Da das jetzt geklärt wäre, lass uns meinen Herd anschließen.“ Yasuo zog Seth auf die Beine und mit sich in die Küche, wo Atemu fast den ganzen Kuchen aufgefuttert hatte. „Wie kann man nur so verfressen sein?“, stemmte Yasuo die Hände in die Hüften. „Ich konnte nicht anders.“, mampfte Atemu. „Dafür helfe ich dir auch mit dem Herd.“ „Wie großzügig, aber du wirst bei dieser Menge an Kuchen eher, wie auch schon bei den letzten Malen, mit Bauchschmerzen zu kämpfen haben.“ „Gar nicht wahr.“, schmollte Atemu, obwohl er es besser wusste. Kurze Zeit später fummelte Yasuo an den Kabeln vom Herd herum und fing immer wieder an Flüche auszusprechen. Nebenbei wurde Seth’s Wortschatz um einige Schimpfworte erweitert. Scheinbar fiel Yasuo doch nicht alles so leicht, wie Seth nun feststellte. Skeptisch beobachtete er das Ganze und versuchte sich nicht einzumischen. „Hast du so etwas schon einmal gemacht?“ „Nein, für gewöhnlich beauftrage ich Jemanden, aber so kurzfristig hatte keiner Zeit.“ „Wenn du so weiter machst bekommst...“ Aber da war es schon zu spät. Ein kleiner Funken, ein zischen und ein entsetzter Yasuo, der einen Stromschlag bekommen hatte. „Alles okay?“ „Das war wohl nicht richtig.“, brummte Yasuo und fummelte weiter an den Kabeln herum, die aus der Wand ragten. „Ganz eindeutig. Vielleicht solltest du den Strom abstellen, sonst...“ Da bekam Yasuo zum zweiten Mal eine gewischt. „Warum ist das nur so schwer? Ich halte mich doch an die Gebrauchsanweisung.“, wurde Yasuo quengelig. Seth versuchte nicht zu lachen, denn Yasuo’s Haare sahen noch wilder aus als sonst. „Hier steht...“ Die blauen Augen schauten auf den Kabelsalat. „...also?“ „So weit war ich auch schon.“, zeterte Yasuo. „Lass mich mal.“ Seth drängte sich zwischen den Herd und die Wand und versuchte es besser zu machen. Doch dieser Herd schien sich nicht anschließen lassen zu wollen. „Wo hast du das Ding gekauft? Scheint direkt aus der Hölle zu kommen.“, fing Seth an zu fluchen. „Versuch das mit dem da zu verbinden!“ Seth kam dem nach und bekam prompt einen Stromschlag. „War wohl auch nicht richtig.“, überlegte Yasuo. „Ach wirklich? Da wäre ich nicht drauf gekommen.“, grummelte Seth und spürte immer noch das kribbeln in seinen Händen. Atemu wurde es beim zusehen zu langweilig und setze sich lieber vor seine Spielkonsole im Wohnzimmer. „Fackelt bitte die Küche nicht ab.“ „Mal sehen.“, brummte Yasuo und auch Seth war kurz vor dem Verzweifeln. Bis zum Abend hin versuchten sie sich durch den Kabelsalat zu kämpfen und hatten es schlussendlich geschafft. Stolz betrachteten sie ihr Werk. „Bereit?“ „Bereit!“, antwortete Yasuo und stellte eine Herdplatte an. Das Ceranfeld leuchtete rot auf. Sie wollten schon jubeln, als ein Knall durch die Küche hallte und alles um sie herum dunkel wurde. Überlegend verschränkte Yasuo die Arme vor der Brust. „Irgendwas war wohl falsch.“ „Vermutlich alles“, seufzte Seth. Empört stürmte Atemu in die Küche. „Was habt ihr denn jetzt wieder gemacht? Ich hab mein Spiel nicht gespeichert und jetzt darf ich von vorne anfangen. Dabei war ich schon so weit.“ Seth schaltete das Licht seines Smartphones an. „Vielleicht sollten wir einen Techniker anrufen.“ „Ich werde zuerst in den Keller gehen und die Sicherung wieder rein drehen.“ „Soll ich mitkommen?“, wollte Seth wissen. „Nicht nötig.“ „Ignoriert mich nur!“, ranzte Atemu und holte sich einen Pudding aus dem Kühlschrank. Seth wuschelte durch die roten Haare von Atemu. „Dein Papa und ich sind nicht gerade geschickt in solchen Dingen.“ „Normalerweise bekommt mein Vater so etwas ohne Probleme hin.“, zwinkerte Atemu. „Du machst ihn einfach viel zu nervös. Selbst Seto meinte vorhin zu mir, das er richtig in dich verliebt ist.“ Seth spürte zum zweiten Mal heute ein warmes Gefühl in sich, welches sich auf angenehme Weise in seinem Körper ausbreitete. „Bist du dir sicher?“ Atemu nickte. „Er macht zwar einen gelassenen Eindruck, aber wie du gesehen hast, hat er es nicht hinbekommen. Wenn du meinen Papa besser kennst, wirst du es auch bemerken.“ Langsam glaubte Seth daran, dieses Mal den richtigen kennengelernt zu haben. Seth versuchte daran zu glauben und die Vergangenheit zu vergessen. Tief in Gedanken ging er in Atemu’s Zimmer, um nach Seto zu sehen. Dieser schlief immer noch fest. „Dein Fieber ist endlich zurückgegangen.“ Sorgsam zog er die Bettdecke ein Stück höher. „Ich bin so froh, das du tagsüber nicht alleine bist. Wir beide scheinen endlich Glück im Leben zu haben. Yasuo ist der Erste, den du an dich heran lässt. Du hast die Hürde geschafft, jetzt liegt es nur noch an mir es nicht zu versauen.“ Seth lächelte, als die Lampen wieder angingen und ging ins Wohnzimmer, wo Yasuo kurze Zeit später zu Tür herein kam. „Ich habe keine Lust mehr.“, stöhnte er. „Lass uns ausgehen, damit wir noch etwas vom Tag, oder eher von der Nacht haben.“ „Ihr geht aus?“ Atemu’s Augen leuchteten vor Freude. Yasuo grinste seinen Sohn an. „Wenn du glaubst, dir den Bauch weiter vollstopfen zu können, muss ich dir den Zahn ziehen. Masao wird gleich hier sein und ein Auge auf euch haben.“ Atemu verzog das Gesicht. „Du hast ihn wieder als Babysitter eingespannt?“ „Was denkst du denn? Seto ist noch nicht gesund, da kann ich ihn dir doch nicht aufbürden. Außerdem wird es für dich Zeit ins Bett zu gehen.“ „Das ist nicht fair.“ Yasuo sah zu Seth rüber, der um 22 Uhr nicht mehr damit gerechnet hatte noch aus zu gehen. „Willst du dich noch umziehen?“ „Was? Äh...ja...“ „Gut, dann treffen wir uns in einer Halben Stunde bei dir.“ * Wie lange Seth nicht mehr in einem Club gewesen war, konnte er nicht sagen, denn für gewöhnlich ging er bei Verabredungen in ein Restaurant. „Du bist viel zu steif.“, schmunzelte Yasuo und nahm Seth die Krawatte vom Hals, als dieser sich von seinem Mantel befreite. „Findest du?“ „Eine Krawatte ist überflüssig.“ Yasuo fand seinen Arzt in bestimmten Situationen einfach nur süß. Manchmal wirkte er so unbeholfen und so wie jetzt etwas fehl am Platz. Mit leichter Belustigung beobachtete er Seth, der mit großen Augen auf die Getränkekarte starrte. „Musste es ausgerechnet so ein teurer Club sein?“ „Du machst dir zu viele Gedanken.“, lächelte Yasuo. „Heute amüsieren wir uns und du bist mein Gast.“ Die laute Musik und die ausgelassene Stimmung ließen Seth seine Sorgen vergessen, der Alkohol tat sein Übriges. Dieser Club hatte auch ruhige Ecken, wo man sich ungestört unterhalten konnte und die Drinks schmeckten hervorragend. „Hey Yasuo, auch mal wieder hier.“, lächelte Rishid, als er seinen alten Kumpel sah. „Wie geht es deinem Lausbuben?“ „Der ist ganz brav.“, zwinkerte Yasuo. Rishid sah zu Seth und deutete eine leichte Verbeugung an. „Wie unhöflich von mir. Ich bin Rishid und schon lange mit Yasuo befreundet.“ Er streckte die Hand aus, die Seth ergriff. „Ich bin Seth Kaiba, freut mich. „Setzt euch doch zu uns an den Tisch.“ „War ja klar, das du gleich mit der ganzen Mannschaft hier bist.“ Yasuo schaute Seth fragend an. „Ist dir das denn recht?“ „Kein Problem.“ Seth hatte wirklich nichts dagegen. So konnte er die Freunde von Yasuo kennenlernen und vielleicht noch ein wenig mehr über ihn erfahren. Sie setzten sich an einen großen runden Tisch, an dem noch acht weitere Männer saßen. Nacheinander stellten sie sich vor und Seth stellte fest, das die meisten seinen Yasuo schon seit Jahren kannten und einige sogar mit ihm aufgewachsen waren. „Und was machst du so beruflich?“, wollte Rishid wissen. Noch etwas was Seth auffiel, sie duzten ihn alle. „Ich bin Arzt im städtischen Krankenhaus und habe mich auf...“ Seth schaute verdutzt in die Runde, weil ihn alle mit großen Augen anstarrten. „Du bist ein richtiger Arzt?“, sagte Toyo voller Unglauben. „Mit operieren und Spritzen geben?“ Seth nickte. Zuerst kam ihm dieser Mann, mit seiner großen Narbe im Gesicht, seltsam vor, aber er schien wirklich nett zu sein. „Ja, ich habe mich auf Kardiologie spezialisiert, aber ich schule mich nebenbei noch auf Neurologie und Pneumologie.“ „Gleich zwei weitere Fachgebiete?“ Rishid schaute zu Yasuo. „Wie hast du es geschafft dir so einen klugen Mann zu angeln?“ „Er hat mich geangelt.“, brummte Yasuo etwas pikiert. „Das erklärt einiges.“, überlegte Toyo und schaute wieder zu Seth. „Unser Yasuo ergreift vor Ärzten schreiend die Flucht, wenn er sie nur von weitem wittert. Wie hast du es geschafft ihn dir zu schnappen?“ Überlegend wiegte Seth den Kopf hin und her. „Also...Atemu hat etwas nachgeholfen und der Rest hat sich an einem Wochenende ergeben, als wir uns in einem Wald verirrten.“ Seth dachte gerne daran zurück und fing unbeabsichtigt an zu schwärmen. Den letzten Shot hätte er besser nicht trinken sollen. „Vor uns knisterte das Lagerfeuer und über uns prangte der leuchtende Sternenhimmel. Es war eine schöne Nacht, in der er sich mir angenähert hat.“ Alle Augen waren auf Yasuo gerichtet, während keiner auch nur einen Laut von sich gab. Seth erzählte unbeirrt weiter und war mit seinen Gedanken ganz in dieser Nacht gefangen. „Vorher liefen wir Stundenlang durch den Wald, ohne zu wissen in welche Richtung wir laufen müssen und waren dementsprechend erschöpft. Als es dunkel wurde, haben wir ein provisorisches Lager aufgeschlagen. Yasuo ist ein richtiger Romantiker.“ Yasuo hatte in der Zwischenzeit tief rote Wangen bekommen. Nie im Leben hätte er Seth so eingeschätzt so mir nichts dir nichts aus dem Nähkästchen zu plaudern. Da hatte Jemand wohl zu viel Alkohol intus. Toyo wagte es etwas zu fragen. „Seit wann bist du so ein Romantiker? Du bist doch sonst eher der Holzhammer, der ungeschickt durch jede Beziehung trampelt.“ „Das bin ich schon immer gewesen.“, wurde Yasuo nur noch röter im Gesicht. „Es war halt eine schöne Nacht.“, murmelte er vor sich hin. „Passt gar nicht zu dir.“, überlegte Toyo. „Ganz und gar nicht.“ „Nie im Leben.“ „Bist das wirklich du?“ Seth wiegte den Kopf hin und her. „Am nächsten Morgen ist er allerdings vom Baum gefallen und ich musste den schweren Klops zurück zum Hotel schleppen.“ „Das klingt schon eher nach Yasuo.“, kam es von allen gleichzeitig. Yasuo sank tief in seinen Stuhl zusammen und nippte an seinem Getränk. „Das kling schon eher nach Yasuo.“, äffte er seine Kumpels nach, was die Anderen in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Auch Seth konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Auch wenn Yasuo beleidigt war, war er sehr froh drüber, wie gut Seth sich in die Runde einfügte und auch seinen Spaß zu haben schien. Seine Bedenken, die er seit einiger Zeit hatte zerschlugen sich nach und nach. Im Hotel hatte Seth die Initiative ergriffen und sie wurden dadurch schnell intim. Doch hatte es für Yasuo mehr etwas erzwungenes, als ob Seth sich dazu verpflichtet fühlen würde. Von da an trat sein Arzt auf die Bremse und ruderte sogar zurück. Es war deutlich zu sehen, das Seth sich vor etwas fürchtete und Yasuo konnte sich denken was es war. Nur mehr als ihm zu zeigen, das er keine Spielchen mit ihm spielte und ihn näher kennenlernen wollte, konnte er im Moment nicht tun. Deshalb beschloss Yasuo so weiter zu machen, bis sein Arzt so weit war und anfing ihm zu vertrauen. Leider musste er dabei auch ehrlich sein und genau davor fürchtete sich Yasuo. Immer wieder versuchte er sich Seth’s Reaktion vorzustellen und immer wieder lief es auf das gleich hinaus. Mit einer Lüge oder einem Geheimnis, welches so eine wichtige Tragweite inne hatte, sollte man keine Beziehung führen. Noch befanden sie sich am Anfang und deshalb beschloss Yasuo in den folgenden Tagen reinen Tisch zu machen. Zuerst jedoch sollte Seto wieder gesund werden und danach würde Yasuo Seth alles erzählen. „Worüber grübelst du nach?“, wollte Rishid wissen, der rechts neben seinem Freund saß. Yasuo’s Blick fiel auf Seth, der sich angeregt mit Toyo und Haru unterhielt. „Ich habe überlegt, wie ich es ihm sagen soll.“ Darauf wusste Rishid auch keinen Rat. „Dein Arzt scheint ein netter Mensch zu sein...“ Tief seufzte Rishid. „Darf ich ehrlich zu dir sein?“ Yasuo nickte zögerlich, obwohl er es nicht hören wollte. „Er wird es nicht verstehen. Er lebt in einer ganz anderen Welt als wir. Ein Arzt, der vermutlich aus einer Familie von Ärzten kommt, der Tag ein Tag aus versucht Menschen zu retten und sie von ihren Krankheiten befreit, gibt sich nicht mit unseresgleichen ab.“ „Ich möchte ihn aber nicht belügen.“ „Das sollst du auch nicht, aber je länger du wartest, umso tiefer wird der Fall für dich und auch für ihn werden. Sogar ein blinder sieht, wie verliebt er in dich ist und deshalb zögere es nicht zu weit hinaus.“ Yasuo war nicht überzeugt. Wenn er dies glauben würde, hätte er sich nicht auf Seth eingelassen. Er hatte eine gute Menschenkenntnis und Seth zeigte längst nicht sein wahres selbst. Deutlich konnte Yasuo erkennen, wie Seth krampfhaft versuchte sich vor der Welt zu verschließen, damit er in sie hineinpasste ohne zu sehr aufzufallen. Yasuo wollte seine Seele ergründen und den wahren Seth an die Oberfläche locken, damit er ihn richtig kennenlernen konnte. Als sie sich die ersten Male gesehen und gesprochen hatten, war Seth vom Verhalten her anders und deshalb konnte sich Yasuo relativ sicher sein, das er mit seiner Vermutung nicht falsch lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)