Nebelpfade von Charly89 (Ein Naruto-MSP - Season 1) ================================================================================ Kapitel 12: Retten oder Gerettet werden --------------------------------------- Aufmerksam sehe ich mich um, um mich zeitlich zu orientieren. Der Nebel hat noch nicht die volle Stärke, das wird erst noch kommen. In einiger Distanz sehe ich Tazuna, vor ihm ist Sakura. Vor ihnen … Die Szene, die ich sehe, lässt mich nach Luft schnappen. Hakus Spiegelkabinett. Naruto ist eben aufgetaucht und redet mit dem Jungen, das bedeutet das Sasuke bereits im Inneren gefangen ist. Unbewusst reibe ich mir über meinen protestierenden Bauch. Mein Blick schweift weiter. Ich sehe Zabuza und Kakashi schemenhaft in der Ferne. Plötzlich habe ich eine glorreiche Idee. Ich könnte … gehen! Noch hat mich niemand bemerkt. Wenn ich mich jetzt umdrehe und … „Anja!“ Ach verdammt! Wieso zum Kuckuck hat Sakura mich bemerkt?! Da will man einmal ungesehen bleiben und dann das! Langsam und unwillig gehe ich zu ihr und Tazuna. Angekommen werde ich auf den aktuellen Stand gebracht, obwohl ich a) das nicht brauche, weil ich es weiß und b) es wirklich nicht hören will. Haku wehrt Zabuzas Shuriken ab, die für Naruto bestimmt waren. Es folgen Gespräche, die ich nicht höre, weil ich nicht aufnahmefähig bin. Das Ganze ist so unwirklich und gleichzeitig unfassbar beängstigend. Es ist real. Dieser Gedanke ist so befremdlich und schockierend, dass er meinen gesamten Verstand einnimmt. Naruto verschwindet zwischen den Spiegeln und unwillkürlich keuche ich. Ich weiß, was da drinnen jetzt passieren wird. Auch, wenn alles in mir schreit, dazwischen zu gehen, mir etwas auszudenken um den beiden zu helfen, sträube ich mich gleichzeitig. Ich gehöre nicht hier her! Es steht mir nicht zu, mich da einzumischen! Ich höre Naruto und Sasuke, und irgendwo entfernt Kakashi. Die Geräusche von Schmerz und Blut dringen aus der Spiegelkuppel. „Scheiße“, flüstre ich. Tränen bilden sich und meine Sicht verschwimmt. Während ich drohe, immer mehr und mehr den mentalen Halt zu verlieren, reißt mich Sakura abrupt heraus. „Der Nebel“, flüstert sie zittrig. Du meine Güte! Sie hat recht! Inzwischen sehen wir kaum noch das Spiegelkabinett. Langsam kommen die Erinnerungen wieder, aber sie sind immer noch nicht ganz komplett. Zabuza wird hinter uns auftauchen, ich erinnere mich. Kakashi wird dazwischen gehen und verletzt werden. Es ist wichtig, dass das passiert; ich rede es mir immer wieder ein. Es muss passieren, weil der Geruch des Kopier-Ninja an der Waffe sein muss. Und trotzdem rebelliert mein Magen und auch mein Herz. Kann ich das hier wirklich zulassen? Werde ich mir noch in die Augen sehen können? Hinter uns ertönt ein Geräusch und meine Nackenhaare stellen sich auf. Wir drehen uns schlagartig um. Zabuza! Alter, die Ausstrahlung des Kerls könnte schon dafür sorgen, dass ich tot umfalle! Alleine diese Erkenntnis macht mir deutlich, dass ich wirklich nicht in diese Welt gehöre. Kakashi taucht im richtigen Moment auf und steckt den Treffer ein. Ich will nicht mehr! Am liebsten würde ich mich zusammenrollen und weinen, oder weg laufen … Hauptsache nicht mehr diese ganze Gewalt und Brutalität ertragen. Das als Anime im Fernseher zu sehen, hat nichts mit dem zu tun, was ich hier real erlebe. Kakashi und Zabuza sind wieder im Nebel verschwunden. Meine Knie geben nach und ich gehe in die Hocke, mein Körper zittert und bebt. Sakura reibt mir über den Rücken und versucht mich zu beruhigen. Wie absurd! Das kleine Mädchen sieht sich genötigt, mich zu trösten; das geht doch nicht! Dieser Gedanke lässt mich hochschrecken. Reiß dich zusammen, Anja! Plötzlich erfüllt eine eigenartige Energie die Luft. Mein Blick sucht den Nebel ab. Da! Man sieht einen roten Schimmer durch den weisen Dunst. Naruto hat das Chakra des Neunschwänzigen aktiviert, jetzt geht es ans Eingemachte! Und wieder drängt sich die Frage auf; soll ich die Dinge wirklich laufen lassen? Oder besser; will ich die Dinge laufen lassen? Ich weiß was passieren wird, ich könnte es ändern … vielleicht. Vielleicht werde ich bei dem Versuch sterben und meine Familie wird nie erfahren, was mit mir passiert ist. So viele Möglichkeiten, so viele Eventualitäten, so viele Unklarheiten. Ich höre das Klirren der Spiegel. Naruto hat es geschafft, jetzt muss Kakashi noch … Mein Herz verkrampf sich. Oh, Gott; darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Haku, Kakashi, Zabuza … Ich rapple mich auf. „Anja?!“, erschreckt sich Sakura hörbar über meinen unerwarteten Energieschub. Meine Gedanken rasen. Kakashi wird gleich seine Ninken rufen, Naruto soll Haku besiegen, weil dieser es so will, doch im letzten Moment wehrt er die Attacke ab und wirft sich vor Zabuza. Nein! Nicht mit mir! Ich werde nie wieder schlafen können; nie wieder mir selbst, geschweigeden meinem Sohn in die Augen sehen können, wenn ich das zulasse. Ich muss zumindest versuchen, den Jungen zu retten. Wenn ich Haku rechtzeitig aufhalte, wird Kakashi Zabuza töten. Und dann? Was wird aus Haku? Der fiese Kerl ist seine einzige Bezugsperson. Noch dazu, werden wir später noch Besuch bekommen. Fuck! Was kann ich sonst … „Was ist das für ein Krach?“, fragt Tazuna. Knurren und Bellen ist zu hören. Die Ninken! Ich muss mich beeilen, wenn ich etwas ändern will, dann jetzt! „Bleibt hier“, sage ich kurz angebunden. Ich aktiviere mein Chakra und sprinte los. Zwar bin ich mir immer noch nicht sicher, was und wie, aber es muss jetzt sein, sonst ist es zu spät! Naruto und Haku kommen in Sichtweite. Der kleine Uzumaki geht gerade erst zum Angriff über. Ich habe noch Zeit, genügend um vielleicht beide zu retten. Doch ist es das Risiko wert? Haku jetzt festzusetzen sollte, mit Hilfe von Naruto, kein Problem sein. Zabuza auch zu retten, steht auf wackeligen Beinen. Prinzipiell wäre er mir egal, aber der Junge hängt an dem Scheißkerl. Was muss ich tun damit beide am Leben bleiben? Ich müsste … Kakashi aufhalten. Kann ich das? Sollte ich das? Würde ich das überleben, jetzt und langfristig? Meine Optionen reduzieren sich schlagartig. Ich habe das Gefühl mein Verstand und mein Herzschlag setzen einen Moment aus, als ich sehe wie Haku Narutos Angriff blockt. Scheiße! Jetzt habe ich nur noch die Möglichkeit den finalen Schlag von Kakashi aufzuhalten, aber wie?! Ich kann mich schlecht vor Haku werfen, dass würde nur uns beide töten. Kakashi kann das Raikiri nicht stoppen, ich erinnere mich das Minato das damals angemeckert hat, als der junge Hatake es das erste Mal eingesetzt hat … oder? War das so? Ich bin gerade wieder verunsichert. Er ist nicht in der Lage es abzubrechen oder zu stoppen, glaube ich mich zu erinnern, ein Umstand den Rin ausgenutzt hat um sich selbst … Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Im Nachhinein fand ich es merkwürdig, das Kakashi den Schlag gegen Haku, scheinbar, so unberührt hingenommen hat, obwohl ihm wahrscheinlich böse Erinnerungen hochgekommen sein dürften. Beim ersten sehen wusste man das ja noch nicht, aber so rückwirkend … Verdammt! Konzentrier dich, Anja! Naruto geht zu Boden und Haku wendet sich um. Jetzt muss ich mich beeilen! Ich versuche das Chakra mehr in meine Beine zu leiten und sprinte los. Kakashi kommt in Sichtweite, seine Hand in blaue Energie gehüllt. Zabuza steht von den Ninken festgesetzt vor ihm. Haku ist drei, vier Meter vor mir und setzt zum Sprung an. Nein! Der Gedanke rast so kraftvoll durch meinen Kopf, dass er sich in Energie umzuwandeln scheint. Ich spüre Hitze in meinem Körper und plötzlich bin ich bei Haku. Wie ich das geschafft habe ist mir ein Rätsel und, um ehrlich zu sein, für den Moment auch herzlich egal. Ich bekomme den Jungen am Ärmel zufassen und werde mitgerissen, dann passiert irgendwie alles gleichzeitig. Haku wendet den Kopf und sieht mich verwirrt an, im selben Moment remple ich gegen Kakashis Ellenbogen, was mir einen regelrechten Stromschlag versetzt. Es fühlt sich wirklich an, als würde ein Blitz durch meine Schulter den Arm hinunter in meine Hand zucken. Haku schreit auf und zerrt sich aus meiner Umklammerung. Kakashi stolpert zur Seite und sein Angriff trifft die Brücke. Es gibt eine ohrenbetäubende Explosion. Die Druckwelle reist uns alle von den Füßen und sorgt dafür, dass sich die Ninken in Wohlgefallen auflösen. Steine, Dreck, Staub und feine Wassertropfen rieseln auf uns nieder, und bilden einen zusätzlichen Nebel der alles verschluckt. Ich sehe und höre zunächst nichts, dann setzt ein grässliches Fiepen und Klingeln ein. Es ist so laut und schrill, dass es mir Schmerztränen in die Augen treibt und ich reflexartig die Hände auf die Ohren lege, gleichzeitig schließe ich die Augen. Natürlich bekomme ich die Geräusche damit nicht gedämpft, weil sie nicht von außen kommen. Ich atme viel zu schnell und viel zu flach, huste schmerzerfüllt immer wieder, weil das Dreckgemisch in der Luft meinen Rachen reizt. Das war die dümmste Entscheidung in meinem ganzen Leben! Ich höre dumpf meinen Namen. Es klingt besorgt und gleichzeitig aufgebracht. Plötzlich werde ich an den Unterarmen gepackt und die Hände von meinen Ohren weggezogen. Erschrocken öffne ich die Augen und sehe Kakashi über mir. „Was habt Ihr euch nur dabei gedacht?“, knurrt er offensichtlich verärgert. Ich wollte verhindern, dass du Haku die Hand in den Brustkorb rammst!, denke ich sauer, bekomme aber ich kein Wort heraus. Der Kopier-Ninja lässt meinen rechten Arm los und zieht am linken um mir auf die Beine zu helfen. Ich schreie auf, weil es schmerzt wie die Hölle. Der Jonin ignoriert es und zerrt mich hoch. Zitternd stehe ich da und halte den Arm. Verdammt! Es fühlt sich an, als hätte ich von der Schulter abwärts ein Nadelkissen; es pikst, kribbelt und tut weh. Es fühlt sich genauso an, als würde man seine kalten Finger unter lauwarmes Wasser halten. Reflexartig halte ich die Luft an und spüre wie mein ganzer Brustkorb bebt, weil mein Herz viel zu schnell und kräftig schlägt. Ganz langsam und bewusst atme ich aus und wieder ein, dann noch einmal und nochmal. Mein Puls geht ein wenig runter und das Fiepen in meinen Ohren wird leiser. Der Nebel der Explosion hat sich gelichtet und auch Zabuzas Nebel löst sich allmählich auf. Ich sehe Haku, der zu mir herübersieht. „Was sollte das?!“, faucht der Junge kühl. „Ich habe deinen Selbstmord verhindert“, antworte ich etwas atemlos. Haku stutzt einen Moment, dann glüht Zorn in seinen Augen. „Es war meine Aufgabe ... “, spricht er erschreckend abgeklärt. „Du bist ein Kind“, unterbreche ich ihn und bin mir bewusst, dass es nicht bei ihm ankommen wird. Zabuza hat ihm eingebläut was er zu sein hat und er lebt dafür, und nur dafür. „Bin ich nicht“, kommt die erwartete Reaktion von ihm. Er wird nicht von seinem Standpunkt abrücken und ich nicht von meinem. Die Diskussion würde zu nichts führen und daher schweige ich einfach. Ich schüttle den Kopf und senke den Blick. Obwohl ich weiß, dass es sinnlos ist, schmerzt es mich. Zabuza brummt oder knurrt und lenkt meine Aufmerksamkeit damit auf ihn. Oh oh … ganz vergessen. Ich sehe zu Kakashi hinüber der nicht mehr wirklich fit wirkt. Das wird jetzt uncool werden. „Es war meine Aufgabe!“, faucht es erneut und ich drehe den Kopf. Da kommen Nadeln auf mich zu geflogen! In den Moment, als ich sie registriere schießen auch schon Kunai dazwischen und alles geht klirrend zu Boden. Kakashi springt an mir vorbei und wehrt den nächsten, direkten Angriff von Haku ab. Ich muss hier weg! Sofort! Ich drehe mich um und meine Nackenhaare stellen sich auf. Zabuza! Fuck! Er holt aus und die Klinge seiner überdimensionierten Waffe funkelt kurz. In dem Moment kommt mir zugute, dass er schon verletzt ist und dadurch etwas an Kraft und Schnelligkeit eingebüßt hat, oder irgendwo sitzt jemand der ein Auge auf mich hat; jedenfalls schaffe ich es mich unter dem Angriff weg zu ducken und zur Seite zu rollen. Ich hechte nach vorn, roll mich erneut ab und bemühe mich wieder auf die Füße zu kommen. Tja, wer hätte gedacht, dass die paar Jahre Judo während meiner Kindheit sich mal als nützlich erweisen werden. Kaum auf den Füßen drehe ich mich um und sehe Zabuza erneut das Schwert schwingen. Und jetzt?! Etwas trifft zwischen ihm und mir auf den Boden und eine Rauchwolke hüllt uns ein. Ich spüre wie mich jemand um den Oberkörper packt. Es schmerzt, aber ich beiße mir auf die Lippen, weil ich das Gefühl habe, ich sollte lieber leise sein. Ein Feind hätte mich direkt getötet und würde mich nicht mitnehmen – hoffe ich zumindest. Wir landen außerhalb der Rauchwolke und der Druck um meinen Brustkorb verschwindet. „Das war eine sehr dumme Idee“, brummt es sauer neben mir. Ich drehe den Kopf und sehe Kakashi an. „Ja, schon möglich.“ Wäre ich nur schneller gewesen, hätte uns das so einiges erspart, aber so … Das Stimmenwirrwarr einer großen Gruppe verhindert, dass ich mich weiter mit meinen Gedanken beschäftige. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)