Nebelpfade von Charly89 (Ein Naruto-MSP - Season 1) ================================================================================ Kapitel 11: Keine Zeit! ----------------------- Auf halber Strecke kommt mir Naruto entgegen, er ist total erschöpft. Immer noch habe ich das Gefühl etwas extrem Wichtiges vergessen zu haben. Der Kleine lächelt mich müde an. „Guten Morgen, Anja.“ „Wo warst du die ganze Nacht?“, frage ich vorwurfsvoll. Oh je, ich höre mich an wie die besorgte Übermutter. „Ich habe trainiert!“, verkündet Naruto stolz und reckt die Faust in die Luft. Ich seufze und ringe mir ein Lächeln ab. „Na komm, gehen wir erstmal frühstücken“, sage ich versöhnlich und wuschle ihm durch die Haare. Wir gehen zurück zu Tazunas Haus. Ich kann nicht verhindern, dass ich den Jungen immer wieder von der Seite mustre; er wirkt völlig fertig und trotzdem strahlt er. Unwillkürlich muss ich lächeln, doch dann spüre ich wie sich ein nervöser Knoten in meinem Magen bildet. Irgendwas wird passieren, ich erinnere mich, aber es ist so schwammig und ungenau, dass ich kein klares Bild bekomme. Als wir durch die Tür gehen, herrscht schon reges Treiben. Der Tisch ist gedeckt und Naruto macht sich direkt über das Essen her. Er ignoriert sämtlichen Protest und alle lautstarken Vorwürfe. Ehe wir uns richtig dazu setzen können, kippt der Uzumaki vornüber und schnarcht. Tazuna und ich lachen, Sakura wirkt peinlich berührt und Sasuke rollt genervt mit den Augen. Ähm. Wo ist denn Kakashi schon wieder? Ich sehe mich um. Nein, kein Kopier-Ninja zu sehen. Wir sitzen alle etwas unschlüssig da und sehen abwechselnd uns und Naruto an. „Wir sollten ihn ins Bett legen“, sage ich schließlich und sehe Tazuna an. Ja, mit „wir“, meine ich ihn. Typischer Frauensatz, würden meine Kollegen jetzt sagen, „Wenn eine Frau ‚wir‘ sagt, meint sie immer den Mann.“ Unabhängig davon, ist Naruto zu schwer für mich, von meiner schmerzenden Rippe ganz zu schweigen. Der Brückenbauer grummelt widerwillig und will gerade aufstehen, da meldet sich hinter uns eine Stimme zu Wort, „Ich mach das.“ Erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um. Wo kommt Kakashi denn so plötzlich her?! Ehrlich, mit dieser aus dem Nichts auftauchen Nummer, wird er noch einen Herzinfarkt bei mir verursachen. Behutsam nimmt der Jonin den Kleinen hoch und trägt ihn weg. Das restliche Essen verläuft unspektakulär. „Wir gehen heute alle zur Brücke“, verkündet Kakashi nachdem wir uns wieder im Wohnbereich versammelt haben. „Und Naruto?“, frage ich nach. Immerhin war er die ganze Nacht da draußen. Er ist beim Essen eingeschlafen, dass spricht schon Bände. Der Kopier-Ninja sieht mich an und scheint nachzudenken. Allgemein wirkt er unglaublich angespannt heute. Oder war das schon die ganze Zeit so und mir ist es nur nicht aufgefallen? „Ich könnte mit ihm hier bleiben“, biete ich an, als er einfach nichts sagt. Mir ist ehrlich nach ‚zu Hause‘ bleiben. Ich fühle mich fürchterlich schlapp und das nicht körperlich. Obwohl ich vermeide an meine zwei Männer zudenken merke ich deutlich, wie die Situation an mir nagt. Ein bisschen, wie wenn man bemerkt, dass man sich eine Erkältung eingefangen hat. Man spürt, wie man mehr und mehr Energie verliert und kann nichts dagegen tun; nur, dass es sich bei mir auf mentaler Ebene abspielt. „Das ist wohl im Moment das Beste.“ Irritiert blinzle ich. Was? Worum ging es? Ach ja. Ich nicke zustimmend und bemühe mich um ein Lächeln. Tazuna verlässt das Haus, gefolgt von den Kindern. Kakashi bleibt im Türrahmen stehen und dreht sich zu mir um. Er mustert mich eindringlich und scheint besorgt. Ich habe das Gefühl, das diese Sorge allerdings nicht mir, sondern eher der Situation gilt. Ich spüre, wie ich unruhig werde. Der Knoten in meinem Magen beginnt sich zu winden und zu drehen. Er sagt nichts, dreht sich und geht. Was sollte das?! Jetzt bin ich noch verunsicherter wie vorher. Es ist still im Haus, viel zu still. Ich gehe zu Naruto, weil ich eh nicht viel anderes machen kann. Leise betrete ich den Raum und setze mich, in einiger Entfernung zu dem schlafenden Jungen, auf den Boden. Ja, es ist totales Klischee, aber schlafende Kinder haben etwas Magisches. Sonst laut und immer auf dem Sprung, wirkt es beruhigend, sie so still und entspannt zu sehen. Einem Kind beim Schlafen zu zusehen, ist meditativ und der Inbegriff von Ruhe, etwas was man allerdings auch erst als Eltern richtig zu schätzen lernt; vor allem, wenn es sich um solche Energiebündel handelt, wie Naruto …  oder meinen Sohn. Nicht, ermahne ich mich selbst in Gedanken. Etwas hilflos sehe ich mich um, ich muss mich dringend ablenken. Deprimiert hole ich Luft, da kommt mir eine Idee. Um meine Gedanken davon abzuhalten, gefährliche Wege zugehen, trainiere ich ein wenig mein Chakra. Aktivieren, halten, deaktivieren. Nach einiger Zeit versuche ich es zu fokussieren. Mehr, hat Sasuke gesagt. Hmm. Statt der Kugel versuche ich, mir Wasser vorzustellen. Eine glatte, spiegelnde Fläche. Ich versuche es in Bewegung zu versetzen, kleine Wellen am Anfang, die immer größer und kräftiger werden. Ich spüre wie der Energiestrom stärker wird, beständiger und irgendwie elektrisierend. Die Härchen auf meinen Armen stellen sich auf und mein ganzer Körper scheint zu summen. „Klasse!“ Erschrocken reiße ich die Augen auf; zwei blaue Augen strahlen mit einem breiten Grinsen um die Wette. Was zum …?! Ich war so mit dem Training beschäftigt, das ich alles andere ignoriert habe. Spontan fühle ich mich an Gai erinnert; fehlt nur noch der Daumen und die Flammen in den Pupillen. „Meinst du …?“, frage ich unsicher. „Klar, es hat sich richtig angefühlt“, erklärt Naruto. Einen Moment will ich fragen, wie er fühlen kann, was in mir passiert, als die plötzliche Erkenntnis mein Hirn förmlich sprengt. „Naruto, hast du im Wald jemanden getroffen?“, frage ich, viel zu hastig und viel zu panisch. Kakashi hat ohne Krücke das Haus verlassen! Oh Gott! Der Junge stutzt und kratzt sich an der Wange. „Ja, einen Jungen. Warum?“ Weil ich selten dämlich bin! Wie konnte ich das nicht sofort begreifen?! Scheiße! Heute ist der Tag des Angriffs! Der Knoten in meinem Magen zieht sich fester und beginnt zu glühen. Zabuza und Haku werden auf der Brücke auftauchen und es wird einen fürchterlichen Kampf geben. Gänsehaut zieht sich über meinen Körper. Ich will da nicht hin, ich … Moment! Ich muss da auch nicht hin, oder? Ich meine, ich muss nicht dort sein. Normalerweise wäre ich ja nicht da und ohne mich wird alles seinen geregelten Gang gehen. Bis jetzt habe ich hier nichts verändert, zumindest von den Abläufen her. Ich sollte das auch so lassen! Wir sind immerhin noch ganz am Anfang, wer weiß, welche Auswirkungen es hätte, wenn sich etwas verändert … „Anja?“ Meine Augen weiten sich. Fuck! Naruto muss zur Brücke! Unbedingt! Ohne ihn wird Sasuke es vielleicht nicht schaffen, das kann ich nicht zulassen! Ich sehe den Jungen an. „Du musst gehen!“ „Was?!“ Der Blonde starrt mich ungläubig an. „Du musst zur Brücke! Jetzt!“, herrsche ich ihn an und bereue es gleich wieder. „Warum?“, fragt er verdattert. Sasuke könnte sonst sterben, aber das kann ich nicht sagen, ohne dass es Fragen aufwerfen wird. „Ähm, die Anderen sind alle dort, die warten bestimmt schon auf dich“, stottere ich unsicher. „Ja, aber du kommst doch auch mit, oder?“ Naruto legt den Kopf schief und blinzelt mich an. Oh, Mist. „Ich würde lieber hier …“ „Nix da“, unterbricht er mich, „Du kommst auch mit. Wir gehören doch alle zusammen, echt jetzt.“ Euphorisch springt der kleine Uzumaki auf. Ich finde es zwar süß, dass er das sagt aber; nein! Auf keinen Fall will ich mit! Verdammt! Allerdings kostet das Diskutieren Zeit, Zeit die Sasuke vielleicht nicht hat … „Mir ist heute echt nicht danach.“ „Quatsch. Du hast doch eben trainiert, also sag nicht, dass du keine Lust hast.“ Mit einem fetten, frechen Grinsen unterstreicht er seine Aussage. Innerlich ohrfeige ich mich. Ich. Bin. Doof. Punkt. Ich winde mich, gebe aber nach einigen Momenten nach. „Na gut, aber wir sollten uns beeilen.“ Sasuke hat vielleicht keine Zeit mehr. Ich stehe auf und straffe mich, geistig und körperlich. „Los geht’s!“, jubelt Naruto. Am liebsten würde ich kotzen. Scheiße, Mann! Ich werfe den Jungen einem anderen zum Fraß vor. Wenn ich es nicht tue, wird aber ein anderer womöglich sterben. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so zerrissen und elend gefühlt. Naruto wird es zwar letzten Endes packen, aber trotzdem; der Kampf wird echt übel. Eine Hand umschließt meine und holt mich aus meinem Gedankenchaos. Ich sehe zu dem kleinen Uzumaki hinunter während er mich hinter sich herzieht. Ein müdes Lächeln umspielt meine Mundwinkel und ich bemühe mich meine Sorgen zu verstecken. Wir müssen uns dringend beeilen, wir haben schon zu viel Zeit vergeudet, und mit „wir“ meine ich diesmal mich selbst. „Hey, wie wäre es mit einem Wettrennen?“, frage ich betont freundlich. „Glaubst du, das geht mit deiner Verletzung?“, hakt Naruto grübelnd nach. Es muss! „Klar, das wird schon. Ich könnte das als kleine Trainingseinheit nutzen“, erkläre ich, während wir das Haus verlassen. Der Junge sieht mich begeistert an und mein Magen dreht sich wieder um. Ich will einfach nur noch zurück nach Hause, zurück zu meinem zu Hause. Naruto erklärt mir in seiner unverwechselbaren Art und Weise, wie ich am besten Chakra in den Beinen aktiviere, fokussiere, what ever um schneller zu laufen. Bei meinem Glück zerfetze ich mir einen oder alle Muskel dabei, aber wir müssen so schnell wie möglich zur Brücke, also muss ich das Risiko eingehen! Der kleine Uzumaki beginnt runter zu zählen, „Auf die Plätze, fertig, los!“ Wir sprinten los. Und ja, die Rippen schmerzen wie die Hölle, aber ich ignoriere es verbissen. Und auch ja, Naruto prescht davon. Einen hässlichen Moment lang, bin ich verleitet stehen zu bleiben. Allerdings wird der Kleine dann zurückkommen, dessen bin ich mir sicher. Das würde unnötig Zeit kosten und wenn wir eines nicht haben, dann Zeit. Ich aktiviere mein Chakra, was mir trotz Schmerzen und Bewegung tatsächlich gelingt. Es fühlt sich allerdings nicht so stabil an, wie beim ruhigen Training, aber es muss reichen. Schneller, schneller, schneller! Es ist albern, aber es funktioniert irgendwie. Ich laufe zumindest erheblich schneller wie normalerweise, könnte aber auch am Adrenalin liegen. Im Grunde ist es mir egal; Hauptsache es läuft. Ich komme zwar nicht an Naruto heran, aber der Abstand zwischen uns vergrößert sich zumindest nicht. Einen Moment wünsche ich mir, ich könnte mich darüber freuen oder es genießen, so durch die Gegend zu flitzen; doch der plötzlich auftauchende Nebel macht jeden Gedanken daran zunichte. Wir kommen auf der Brücke an, die anderen sind noch nicht zu sehen, aber wir hören Geräusche von weiter vorn. Metall, Stimmen … Scheiße! „Was ist da los?!“ Ich höre die Erkenntnis aus Narutos Stimme. „Ich muss ihnen helfen!“ Poff und weg ist er. Ich laufe aus und stoppe. Erstaunlicherweise bin ich nicht so sehr außer Puste, wie ich es eigentlich wäre, dennoch atme ich erstmal tief durch; also so tief, wie es meine Rippen zulassen. Meine Nerven flattern und ich fühle wie sich Angst in mir breitmacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)