Colossal love von Jared ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Was für eine Feierlaune, wohin man sah waren die Leute am mitfiebern. Der kleine Pup ´Maria´ war gut besucht, kein Wunder, wie der junge Mann fand. Heute konnte ihr Dorf richtig stolz sein, einer von ihnen hatte es in die Stammelf ihrer Nationalmannschaft geschafft. Berthold erwischte sich, wie er immer wieder flüchtig auf den leeren Platz, neben sich sah. Er erinnerte sich, als sei es gestern gewesen, als sein damaliger Freund neben ihm saß und sie gemeinsam vor dem Bildschirm mitgefiebert hatten. Das war sicher schon 6 Jahre her. Jetzt saß er hier alleine mit einem Bier, welches er kaum angerührt hatte. Es war ihr großer Traum gewesen auch mal über diesen Rasen zu laufen, dabei von Millionen von Fans angefeuert zu werden und ihr Team Schlussendlich zum Sieg zu führen. Nun, eigentlich war es immer der Traum seines Freundes gewesen. Er dagegen war eigentlich schon froh, wenn er in der Nähe von Reiner sein konnte. Sozusagen lebte er den Traum des Anderen mit, wenn Reiner zufrieden war, dann war er es auch gewesen. War schon immer so gewesen und würde auch so bleiben. Das Ganze fing im Kindesalter an und zog eine gerade Linie bis hin zur heutigen Zeit. Abgesehen davon das sie sich kaum sahen, oder viel mehr - gar nicht. Das letzte mal hatte er Reiner vor gut 3 Jahren gesehen. Berthold schob nachdenklich sein Bier auf den Untersetzter zurecht und strich undefinierbare Zeichen auf das beschlagene Glas. „Du solltest ihn einfach mal anrufen.“ Augenblicklich zuckte der Größere zusammen, dabei fühlte er sich bei seinen Gedanken erwischt. „Eh...“, gab er etwas dümmlich von sich und kratzte sich an seiner rechten Wange, als er Annie so ansah. Sie hatte sich gerade mit einem Bier in der Hand auf den freien Platz neben ihn gesetzt. Sie schwieg und trank gleich ein, zwei Schlücke, bevor sie ihr Bier wieder auf den Tisch stellte. „Warum soll ich ihn anrufen? Ich meine er hat sicherlich viel zu tun, da möchte ich ihn nicht stören.“ „Ich bin mir sicher das du ihn nicht stören wirst.“ Annie sah nicht zu Berthold, viel mehr verfolgte sie das Spiel in der Live-Übertragung. Sie wirkte schon immer von außen hin ziemlich gefasst und kühl. Berthold überlegte kurz. „Ich denke nicht das es ihm passen würde. Er trainiert viel und macht dann sicherlich auch das ein oder andere mit den anderen Spielern oder eben was ganz anderes mit wem auch immer.“ „Wenn du meinst.“, sagte die Blonde mit einen Schultern zucken zurück. Berthold sah rauf zu dem kleinen Fernseher, der über der Bartheke montiert hing und betrachtete den Blonden der gerade eine Großaufnahme hatte. Reiner führte den Ball, als sei er dafür geboren diese kleine Kugel durch eine Mauer von Verteidigern zu brechen. Der Lautstärkepegel im Pub erhöhte sich augenblicklich, je näher der Fußball dem gegnerischen Tor kam. Der Ball klebte regelrecht an seinen Schuhen und so ließ er auch nichts an sich oder den Ball heran. Die Zweikämpfe entschied er für sich und da kam es dann. Der Moment des Abends, die beste Gelegenheit für ein weiteres Tor. Der Blonde schickte die kleine Kugel mit eine Wucht aufs Tor zu, das man meinen könnte, das sich der Torhüter im letzten Moment duckte, anstatt zu versuchen den Ball zu halten. ´TOOOOOOOOOOOOOOR!´, kam es laut aus dem Fernseher und auch die Menschen um sie herum feierten das geschossene Tor. ´Tor in der 87. Minute, Schütze Reiner Braun!´, kam die Durchsage und man sah eine Aufnahme wie Reiner´s Team sich auf ihn stürzte und ihn für das geschossene Tor feierten. Der Blonde selbst Grinste breit und Berthold konnte gar nicht anders als selbst zu lächeln. Damit stand das Spielergebnis 2:1 und Reiner hatte ihrem Team zum Sieg verholfen. Es war ein heißer Tag, wobei das noch untertrieben war. Reiners Trikot klebte regelrecht nassgeschwitzt an seiner Haut fest. Sein kurzes Haar war feucht und klebte. Das Thermometer zeigte 36°C an und Berthold war eigentlich froh das er selbst nicht auf diesem Feld stand, die extreme Hitze konnte er noch nie ab. Wobei, eine Ausnahme hätte es natürlich gegeben. So hätte er sich nun auch an Reiner hängen können, ohne das man etwas falschen von ihm denken konnte. Berthold wäre vielleicht nicht an Reiners Seite an der Sturmspitze gewesen, aber zumindest auf dem Feld hätten sie zusammen gestanden. Berthold schloss seine Hände fahrig um sein Glas und senkte den Blick von dem Bildschirm. Er war eben nicht gut genug im Fußballspielen gewesen. Er hätte nie in der Liga spielen können und anstatt seiner Kariere im Sport weiter nach zu gehen, hatte er sie aufgegeben aus dem ganz einfachen Grund, dass er darin keine Zukunft sah. Er hätte nie auf dem Niveau wie Reiner spielen können. Auch wenn Reiner ihm oft versucht hatte gut zu zureden, hatte Berthold gemerkt, das dieser selbst sein Training für ihn vernachlässigt hatte; noch ein Grund warum Berthold mit dem Fußballspielen aufgehört hatte. Jetzt arbeitete er in einer Firma als Journalist. Wobei, so würde er es auch noch nicht unbedingt bezeichnen. Eher war er das Mädchen für alles gewesen. Ab dem Moment an, wo die Sekretärin seines Chef in Mutterschutz ging, hatte er irgendwie diesen Job übernommen. Er war einfach zu nett, als das er etwas dagegen gesagt hätte. So sah er mit an, wie jeder große Auftrag an seine Kollegen weiter gereicht wurde und er selbst? Er konnte Kaffee kochen, Essen bestellen und in seiner Mittagspause in die Reinigung hechten um die Kleidung seines Chefs abzuholen. Achja... natürlich durfte er noch die Anrufe entgegen nehmen und weiter leiten, bis er umfiel. Alufeinmal boxte die Blonde ihn gegen die Schulter, dass er fast vom Hocker gefallen wäre. So stemmte er sich etwas an der Theke ab und sah sie fragend an, während er sich leicht die Schulter rieb. Trotz ihrer Größe hatte sie echt viel Kraft. Doch deutete sie nur auf den Bildschirm, weswegen sein Blick sich wieder nach oben richtete. Das Spiel wurde abgepfiffen und die Spieler drehten ein paar Ehrenrunden. Nun zeigte man Reiner, wie er mit Jemanden das Trikot tauschte und genau das hatte Annie wohl gemeint. Man konnte sehen das Reiner eine schlichte Kette mit einem Anhänger trug. Es war nichts besonderes, doch für Berthold und Annie bedeutete etwas, denn just in diesem Augenblick sah Berthold wie Annie mit ihren eigenen Anhänger an der Kette spielte und auch Berthold griff automatisch nach diesen Anhänger. Reiner würde nie vergessen woher er kam. „Er trägt es noch immer.“, sagte er zufrieden und lächelte sanft. „Scheint so.“, sagte sie und trank gleich noch einen Schluck von ihrem Bier. Berthold hatte Reiner nie gesagt wie es in ihm aussah, der Blonde dachte immer das er in Annie verknallt war, aber dem war nicht so. Das sah sogar die Blonde neben ihm selbst. Sie war in der Zeit, in der Reiner fort gegangen war, eine gute Freundin für ihn geworden, still aber sie brachte es jedes mal auf den Punkt. „Ruf ihn an.“ „Vielleicht.“, gab er sich geschlagen und umfasste den kleinen Anhänger in seinen Händen, bevor er ihn wieder unter sein Oberteil schob und zu Annie blickte. „Was soll ich ihm überhaupt sagen? Angenommen ich erreiche ihn.“ Annie zuckte wieder mit den Achseln. „Was man als Kerl eben sagt. Ihr werden schon ein Thema finden worüber ihr reden könnt.“ Die Blonde stellte es sich ja einfach vor, wie der dunkelhaarige fand und so seufzte er leise, ehe er sein Blick wieder auf den Bildschirm richtete. Sie hatten solange nicht miteinander gesprochen. Woran lag es überhaupt? Reiner hatte sich regelmäßig gemeldet und dann? Berthold wusste es leider ganz genau. Als das Gerücht in den Medien aufgetaucht war, dass der neue Superstar von den Titanen eine Freundin hatte, hatte Berthold immer eine Ausrede nach der anderen gefunden, dass ihre Gespräche nur kurz gingen. Er hatte nie danach gefragt ob es ein Gerücht war oder eben nicht und Reiner hatte auch nie etwas darüber gesagt, vielleicht aber auch weil Berthold es nie zugelassen hatte. Irgendwann war er gar nicht mehr ans Telefon gegangen, als Reiner angerufen hatte, oder auch auf Nachrichten hatte er kaum noch reagiert. Wie auch schon vorher wollte er Reiner nicht im Weg stehen und so war es für ihn einfach besser. Irgendwann hatte Annie ihn in der Zeit gefragt warum er Reiner nicht mehr antwortete – vermutlich hatte er sie danach gefragt und sie hatte irgendwann eingewilligt, bei Berthold nach zu bohren. Annie hatte ihn ganz schlicht gefragt warum und er hatte es ihr unter einer Bedingung gesagt, nämlich die, das sie Reiner kein einziges Wort von dieser Unterhaltung sagte. Jedenfalls nicht den wahren Grund. Sie konnte ihm gerne sagen das Berthold wenig Zeit, wegen seiner Arbeit hatte oder so etwas. Er hatte ja selbst ein schlechtes Gewissen und fraß das alles in sich hinein, dass er ja selbst schon lange nicht mehr Glücklich gewesen war. Er hatte es zuvor Niemanden erzählen können, doch es tat so gut. Es war so als wäre eine riesige Last von seinen Schultern gefallen als er endlich Jemanden sagen konnte was in ihm vorging. Er hatte sich geschämt, sich selbst gehasst für seine Gefühle für Reiner und als er es endlich aussprechen konnte, fühlte er sich befreiter. Ein winziges Stück halt. Vor seinen Eltern hatte er sich nicht geoutet. Eigentlich konnte man das wohl nicht einmal so nennen, denn war Berthold sich noch immer unschlüssig darüber ob er wirklich schwul war oder nicht. Er hatte noch nie eine Freundin gehabt, auch Interesse hatte er nicht wirklich gezeigt, aber auch genauso wenig an anderen Männern. Irgendwann hatte er sich eingeredet, das da etwas sein musste. Er hatte immer in Reiners Gegenwart Herzklopfen, feuchte Hände und brachte kaum ein Wort in manchen Situationen heraus ohne zu stottern. Jedenfalls war letztes so, wenn sie alleine gewesen waren. Je älter sie wurden, desto schlimmer wurde es. Was hatte er sich immer verabscheut damals im Jugendverein mit Reiner in der Mannschaftsdusche zu stehen. Er hatte meistens gewartet bis alle Anderen fertig waren, ehe er sich unter die Dusche gestellt hatte und einmal hatte er sogar gemeint das es ihm einfach unangenehm wäre, wenn Jemand ihn nackt sehen würde. Reiner hatte ihn dann einfach nur in den Schwitzkasten genommen und ihm die Haare ordentlich durcheinander gebracht. Prüde hatte er ihn genannt, über ihn gewitzelt und letztendlich sagte er ihm; es sei für ihn okay, das es nicht schlimm war, dass er einfach in der Umkleide auf ihn wartete, damit sie gemeinsam nach Hause gehen konnte. Darum hatte er Reiner nie gebeten, aber auch als Berthold ihm sagte, er könnte ruhig schon gehen, sagte der Blonde nur, er wüsste gerne das Berthold gut nach Hause kam. Seitdem war das eine beschlossene Sache gewesen. Reiner wartete eben bis Berthold fertig gewesen war, ganz gleich ob es dadurch später wurde. Klar, dass sein Herz dann einen Sprung machte. Berthold genoss die Gemeinsame Zeit sehr, als sie alleine nach Hause gingen. Sie wohnten nur ein paar Häuser auseinander, also war ihre Freundschaft so eine typische -Ich-geh-durch-dick-und-dünn-Freundschaft- seid klein auf. Wieder boxte Annie ihn und riss ihn somit aus seinen Gedanken. „Eh?“ „Komm, lass uns gehen. Es ist spät und das Spiel ist vorbei.“ Berthold nickte und kramte direkt Geld hervor, welches er dem Barkeeper noch gab, bevor sie sich aufmachten und den Pub verließen. Annie streckte sich direkt den Himmel entgegen und sah hinauf, worauf Berthold ihren Blick folgte. Es war bereits Dunkel geworden und die Sterne strahlten besonders hell an diesem Abend. „Ruf ihn an, ich werde dich morgen fragen.“ Das würde sie wirklich tun, weswegen Berthold verschmitzt lächelte und schließlich ergeben nickte. „Ich versuche es später okay? Wenn er nicht ran geht, dann feiert er sicher... und ja... also..-“ „Anrufen, Berthold!“, sagte sie nochmal streng und deutete nochmals an ihn leicht boxen zu wollen, weswegen Berthold schon die Hände hob, doch diesmal pikste sie ihn einfach in die Seite. „Au~a...“, brachte er gespielt dramatisch heraus und grinste etwas. „Ja mach ich. Danke für diese hartnäckige Art.“ Ja ohne sie würde er wohl wirklich nicht anrufen, aber er wusste genauso gut wie sie, das es so nicht weiter ging. Also nahm Berthold sich am späten Abend noch vor Reiner anzurufen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)