Logbuch (Early Draft) von -Kiara ================================================================================ Epilog: Kennenlernen -------------------- Es war bereits der vierte Abend in Folge, an dem die Crew eine Party veranstaltete. Was überhaupt gefeiert wurde war schwierig nachzuvollziehen, jedoch schien jeder noch so kleine Grund gut genug zu sein um darauf anzustoßen. Kiara erinnerte das Verhalten an die Fasching-feiernden Piraten auf Booty Island. Sie selbst hingegen entschuldigte sich und zog sich bereits früh von der ausgelassenen Gesellschaft zurück. Nach einem Tag voller Schwertkampftraining hatte sie einfach keine Energie mehr übrig um ansatzweise mit der Meute mitzuhalten. Stattdessen entzündete sie die Kerzen in der Kapitänskabine um für ausreichend Beleuchtung zu sorgen. Anschließend durchstöberte sie das großzügige Bücherregal, welches in der Schiffswand eingelassen war, nach etwas entspannender Lektüre. Etwas verstohlen nahm sie mit dem auserkorenen Buch am massiven Schreibtisch Platz und fühlte sich selbst ein bisschen wie ein Käpt’n. Ihr war es für ein paar ruhigere Stunden vergönnt in die Geschichte einer Revolution einzutauchen. Kurz bevor die Erzählung einen ihrer Höhepunkte erreichte, wurde die Kabinentür aufgestoßen und laute, schwungvolle Musik drang in die Gemächer ein. „Hier steckst du“, kam es überrascht vom Kapitän. Der musste ihre Ankündigung im Trubel völlig überhört haben. „Hab ich doch gesagt“, erwiderte Kiara etwas hilflos. „Mensch, ich hab dich schon vermisst. Da draußen geht die Post ab und du hast dich hier verschanzt.“ Sein Gang verriet ihr, dass er sich bereits ein paar Krüge Bier hinter die Binde gekippt hatte. Kaum hatte er den Schreibtisch erreicht, stützte er sich mit der Hand darauf ab. Es wirkte relativ lässig, aber vermutlich wollte er einfach nur seinem Gleichgewicht zu etwas Stabilität verhelfen. Das frivole Grinsen fror kurzzeitig ein, nachdem er sie kurz gemustert hatte. „Oder geht’s dir nicht gut?“ Unbekümmert schüttelte Kiara den Kopf. „Alles gut. Ich brauchte nur mal eine Auszeit.“ Es war ganz angenehm gewesen, einfach eine Weile für sich zu sein. Keine Mannschaft um einen herum, die ständig wuselten, quatschten oder sich zum Spaß rauften und kein Kapitän der sie mit seiner bloßen Anwesenheit von jeglichen klaren Gedankengängen ablenkte. Der Kapitän schien erleichtert zu sein. Dann fiel ihm das Buch unter ihren Fingern auf. „Liest du gerne?“ Kiara lächelte. „Kommt drauf an. Manchmal kann ich ein Bücherwurm sein.“ Der Rothaarige nickte anerkennend. „Schmöcker so viel du möchtest. Meine Bibliothek steht dir offen.“ Draußen an Deck wurde ein neues Lied angestimmt. Wer auch immer die Trompete spielte, er legte besonders viel Gefühl in seine Melodie. Sie verlieh Kiara ein angenehmes Kribbeln welches über ihren Rücken wanderte. Auch die anderen Crewmitgliedern schienen davon angetan zu sein. Pfiffe und Applaus mischten sich unter das Lied. Die restlichen Musiker ließen nicht lange auf sich warten und stiegen beschwingt mit ein. Kiara konnte nicht anders, als den Fuß im Takt zu wippen. Kurzerhand nahm sie das nächstgelegenste Stück Papier welches sie auf dem Schreibtisch finden konnte und legte es als Lesezeichen zwischen die Seiten des Buches. Voller Tatendrang stand sie auf. „Hast du Lust zu tanzen?“ Shanks‘ Augen leuchteten bei ihrer Aufforderung. Zu gerne nahm er ihre Hand und führte sie in die Mitte des Raumes, damit sie genügend Platz hatten. Ein Arm weniger sollte kein Hindernis für sie darstellen. Kiara hielt seine Hand mal mit ihrer linken, mal mit ihrer rechten, mal mit beiden Händen während sie ausgelassen durch die Gegend tanzten. Er drehte sie spaßeshalber ein paar Mal um ihre eigene Achse und dann noch einmal anders herum, damit ihr nicht schwindelig wurde. Sie schüttelten Schultern und Beine, ließen die Hüften kreisen und übertönten vor lauter Lachen beinahe die wunderbare Musik. Als großen Abschluss ließ Shanks es sich nicht nehmen seinen Arm um ihre Taille zu schlingen und sie nach hinten zu dippen. Aus Reflex umschlang sie seinen Hals, um Halt zu finden, während ihr Fuß vom Boden abhob und beinahe waagerecht in der Luft hing, um ihre Körperspannung zu bewahren. Der kleine Schock brachte Kiara dazu noch lauter und erleichterter zu lachen. Es war ein wunderbar befreiendes Gefühl und sie grinste noch immer über beide Ohren, als Shanks sie zurück in die Senkreche zog. Dieser nutzte die Gelegenheit und ihre Position aus, um die Umarmung für einen kurzen Moment zu vertiefen. Ehe sie sich vollkommen voneinander lösen konnten, strich der Rothaarige ihren Arm entlang um ihre Hand wieder in seine zu nehmen. Mit einer fließenden Bewegung hob er ihre Knöchel zu seinem Mund und platzierte einen feinen Kuss auf ihnen. „Vielen Dank für den Tanz“, hauchte er gegen ihre Finger und hielt dabei unbeirrt den Blickkontakt aufrecht. Und da ging der letzte klare Gedanke dann auch wieder flöten. Die Konsistenz ihrer Knie verwandelte sich in Pudding und Kiara fürchtete, dass sie jeden Augenblick nachgeben könnten. „Ich sollte mich setzen“, haspelte sie und stolperte beinahe als sie sich auch nur umdrehen wollte. Glücklicherweise hatte Shanks sie schnell im Griff gehabt. „Hoppala, nicht so stürmisch. Komm, ich helfe dir.“ Bedacht ließ er sie auf den breiten Bettrahmen niedersinken und nahm den Platz neben ihr ein. „Du bist mit deiner Zuwendung wirklich extrovertiert“, kommentierte Kiara noch leicht außer Atem. „Wenn ich meine Zuneigung zeigen kann, möchte ich das auch tun“, stimmte Shanks zu. Es entging Kiara nicht, dass er extra nah genug an ihr saß, dass sich ihre Schultern berührten konnten. Etwas unbeholfen lehnte sie sich in seine Seite und spürte prompt wie Shanks seine Hand an ihre Schulter legte. „Ist das eigentlich ein Dauerzustand oder flaut das nach ein paar Wochen ab, wenn das Interesse schwindet?“, fragte sie neugierig. Der Rothaarige neigte den Kopf um sie eingehender betrachten zu können. „Bevor wir unseren derzeitigen Kurs gesetzt haben, lagen wir ein Jahr lang am Hafen des Windmühlendorfs. Dort ist eine äußerst liebenswürdige Kneipenbesitzerin. Ich habe mich bis zur Abreise bemüht ihr jeden Tag zu zeigen, dass sie ein wundervoller Mensch ist und ich sie sehr schätze und mag“, erzählte er ruhig. Kiara musste schmunzeln und die Vorstellung allein trieb ihr eine leichte Röte in die Wange. „Das ist sehr süß.“ Überrascht hoben sich die Brauen des Kapitäns, doch dann atmete er amüsiert auf. „Manch andere Frau würde sich jetzt eifersüchtig zeigen“, bemerkte er. Sie winkte ab. „Es wäre utopisch zu glauben, die absolut einzige Frau im Leben eines Piraten zu sein. Vor allem bei deiner“, sie pausierte und beäugte ihn, während sie nach einem passenden Wort suchte, „Überzeugungsarbeit“, schloss sie schließlich. „Wenn ihr eine gute Zeit hattet und alles einvernehmlich geschah, warum sollte ich es jemandem vergönnen?“ Shanks malte mit seinen Fingerspitzen kleine kreisförmige Muster auf Kiaras Schulter. „Ich falle wohl etwas mit der Tür ins Haus?“, schätzte er. Kiara legte den Kopf schief. „Warum eigentlich? Lädst du direkt jede Frau ein mit dir das Bett zu teilen?“, fragte sie neugierig. „Nicht jede. Aber… Viele. Ja.“ „Einfach nur zu deiner Bespaßung?“, hakte sie weiter nach. Dieses Mal ließ sich der Kapitän mehr Zeit um seine Antwort zu formulieren. „Ich würde sagen, eine Hand wäscht die andere. Ich biete ein Bett, Privatsphäre, Ruhe und Gesellschaft. Und ich profitiere ebenfalls davon, natürlich.“ „Also quasi das Privileg des Kapitäns. Du hast etwas zu bieten, du hast das Sagen und du nimmst die Frau in deine Obhut, bevor ein anderer kommen kann.“ Der Rothaarige nickte anerkennend. „Und wenn sie sich ziert, versuchst du sie von ihrem Glück zu überzeugen“, vollendete Kiara ihre These. Das Kraulen pausierte kurzweilen, als Shanks die Hand für eine abwehrende Geste hob. „Was nicht heißt, dass ich mich aufdrängen möchte, keineswegs. Wärst du zum Beispiel komplett abgeneigt gewesen, hätte ich dir meine Kabine trotzdem angeboten aber ich hätte bei der Crew geschlafen. Oder wenn du wirklich Vierzehn gewesen wärst“, wandte er ein. Seine Hand suchte erneut den Kontakt zu ihrer Schulter. „Und solange zwei erwachsene Menschen damit einverstanden sind, wieso nicht? Zu zweit ist es doch schöner als allein. Oder wie siehst du das?“ Kiara konnte eigentlich nur zustimmen. Sie hätte auch nichts dagegen einzuwenden gehabt, die Nächte für sich zu verbringen, aber seine Nähe war beruhigend – in den meisten Fällen jedenfalls – und das Kuscheln war auch ganz angenehm. „Ich bin beruhigt, dass es wohl ein bisschen tiefgründiger zu sein scheint, als einfach nur die nächstbeste abzuschleppen“, sagte sie schließlich. „Andersherum gefragt: Was bewegt dich dazu meine Annäherungsversuche zu gewähren?“, fragte Shanks nun offen. Die Angesprochene schürzte nachdenklich die Lippen. „Ich hab nichts dagegen“, antwortete sie wahrheitsgetreu. „Und wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich inzwischen Fischfutter. Also ist es wohl auch ein bisschen eine Art meine Dankbarkeit auszudrücken? Mir ist es recht und es macht dich offenbar glücklich, also ein Gewinn für beide Seiten.“ Shanks ließ bedröppelt seine Schultern sinken. „Das klingt als würdest du es einfach aushalten.“ Sie wandte den Kopf hinauf um in sein Gesicht zu sehen und schmunzelte warmherzig. „Nein, ich mag es wirklich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)