Logbuch (Early Draft) von -Kiara ================================================================================ Kapitel 5: Morgenstund ---------------------- Trübes Tageslicht brach durch die schmuddeligen Fensterscheiben und tauchten die hölzerne Kajüte in warmes Morgenrot. Leise murrte Kiara im Halbschlaf und streckte sich ein wenig. So entspannt und erholsam hatte sie seit Tagen nicht mehr geschlafen. Der Versuch sich rumzudrehen scheiterte allerdings, da immer noch etwas Schweres über ihrem Oberkörper lag und sie fest im Griff hielt. Langsam blinzelte Kiara die Augen auf. Sie erkannte die Kabine des Kapitäns und obwohl ihr Schädel brummte wie ein Wespennest erinnerte sie sich an den gestrigen Abend. Bei dem schweren Etwas handelte es sich um den Arm des Kapitäns, welcher sich eng um sie geschlungen hatte. Sie spürte seine warme Haut an ihrer. Seine Hand drückte ihren Rücken fester an seine Brust. Kiara nahm einen tiefen Atemzug und biss sich kontrolliert auf die Wange. „Shanks“, murmelte sie argwöhnisch. „Hmm?“, ertönte ein zufriedenes Brummen hinter ihr. „Nimm die Hand aus meinem Hemd.“ „Oh. Vzzun.“ Kam die beinahe unverständliche Antwort. In Windeseile schlängelte der Arm aus ihrer Kleidung hervor. Die Hand wollte er aber trotzdem nicht bei sich behalten und tastete stattdessen nach ihrer. Kiara seufzte billigend und verhakte ihre Finger. Seine Hand war ganz schön groß im Vergleich zu ihrer eigenen. „Gu’n Mor’n“, vernahm sie erneut ein Brummen hinter sich. Etwas Warmes legte sich auf ihren Nacken. Aber sie hielt doch seine einzige Hand? Heißer Atem strömte über ihre Haut. Augenblicklich spannte sich Kiara an. „Bist du wach?“, fragte Kiara etwas lauter, nur um sicher zu gehen. Sie spürte wie seine Lippen weiter zu ihrer Halsbeuge wanderten. Das Gefühl auf ihrer Haut, kitzelte und irritierte sie so sehr, dass sie zusammenzuckte und ihren Ellbogen dabei in die Brust ihres Bettgenossen stieß. Ein gedämpftes Stöhnen erklang. „Jetzt ja.“ „Lass das. Das kitzelt“, bat sie direkt. Die Gewichtsverteilung änderte sich und ließ die Matratze wanken. Im nächsten Moment fand sich Kiara auf dem Rücken wieder und ein roter Haarschopf tauchte in ihrem Blickfeld auf, das verschlafene, schelmische Grinsen ihres Kapitäns gleich hinterher. „Es kitzelt? Aber es ist nicht schlecht?“, fragte er raunend. „Lass uns doch erstmal besser kennenlernen“, schlug Kiara zaghaft vor. Der Rotschopf neigte sein Gesicht behutsam runter zu ihrem Kiefer. „Das tun wir doch gerade.“ Entschieden fasste die junge Piratin ihren Kapitän mit einer Hand ins Gesicht, die andere an sein Schlüsselbein und schob ihn von sich. Er verzog verwirrt die Miene, das war nicht die Berührung die er sich erhofft hatte. Ihr Herz pochte viel zu heftig und die erröteten Wangen konnte sie wohl ebenfalls nicht leugnen. „Betrunken warst du verständnisvoller.“ Shanks betrachtete sie für eine Weile eingehend. Dann nickte er langsam. „Ich wusste nicht, dass du das auch ausschließt. Aber du hast recht. Immerhin habe ich dir versprochen nichts zu tun, was du nicht möchtest.“ Eine leichte Schmolllippe zeichnete sich ab. „Aber du solltest auch deutlicher machen, wenn du etwas nicht möchtest. Ich mein, du bist doch noch Jungfrau, oder? Die muss man immer so ein bisschen in die gewisse Richtung anstupsen.“ Perplex öffnete sich Kiaras Mund um etwas zu erwidern. Aber ihr Gehirn konnte nicht schnell genug verarbeiten, worauf sie zuerst auf welche Weise reagieren sollte. Stattdessen schnaufte sie nur halb lachend, halb gereizt. Eine Augenbraue zuckte gefährlich in die Höhe. „Hast du gut erkannt.“ Vorsichtig erhob sich der Kapitän und räusperte sich. „Ich glaub, das ist der Zeitpunkt, wo ich mal nach dem Rest der Crew sehen sollte?“ „Wir können weiterreden, nachdem ich einen Kaffee hatte“, zeigte sich Kiara ein bisschen versöhnlicher. Insgeheim fand sie das Bett zu bequem um es aufzugeben. Shanks zog sein Hemd von dem Holzstuhl und machte sich an die Arbeit es sich anzuziehen. „Tut mir leid, wenn ich dir zu sehr auf die Pelle gerückt bin“, gab er ruhig von sich. „Entschuldigung ist akzeptiert, Käpt’n.“ „Das tut fast ein bisschen mehr weh als der Ellbogen.“ Ihre Mundwinkel kräuselten sich leicht. „Gut.“ Wenige Zeit später stand Kiara mit einer Tasse Schwarzen Tee an die Reling gelehnt und ließ den Blick über die morgendliche See schweifen. Sie war ruhig und schimmerte beinahe romantisch. Das bunte Treiben der Crew spielte sich auch leicht verkatert genauso wie die letzten Tage ab. „Seit langem mal wieder eine Frau an Bord und sie zeigt einem die Kalte Schulter.“ Kiara wurde hellhörig. Aus den Augenwinkeln sah sie ein paar Männer Seile sortieren und aufrollen. Die Arbeit war ihnen zu eintönig, sodass sie sich dabei rege unterhielten ohne Sorge um die Lautstärke ihrer Worte. „Dem Boss geht wohl das Feuer aus.“ Stolz auf das Wortspiel zu der kalten Schulter stieß er seinen Kollegen mit dem Ellbogen an, sodass diesem davon prompt ein paar Schlingen vom Seil aus der Hand fielen. Er nahm es ihm nicht so übel, wie man meinen sollte. Die Zeit für ihr Gerede war ihm zu gut für schlechte Laune und so setzte er bloß nach. „Sein Charme wirkt bei den jungen Dingern anscheinend nicht mehr. Der hat wohl Flaute.“ „Oder es hat noch nie gewirkt. Wer weiß, was der Boss für Seemannsgarn erzählt“, wagte der dritte zu spekulieren und presste die Lippen zusammen, um ein halbwegs ernstes Gesicht zu machen und nicht gleich loszuprusten. Interessiert wandte sich das Gesprächsthema zu den Herrschaften um, stützte den Kopf ab und lauschte sehr offensichtlich dem neusten Kaffeeklatsch. Angestachelt von der Annahme seiner Kumpane, überlegte der nächste was eine mögliche Erklärung sein konnte. „Vielleicht ist er in Wahrheit ein Softie. Neuerdings ganz zahm nur mit Kuscheln ohne Anfassen.“ Alle drei hoben die Augenbrauen, als seien sie einem Geheimnis dicht auf der Spur. Dann jedoch zog einer von ihnen die Brauen tief zusammen, sodass sich Falten auf seiner Stirn bildeten. „Bei so einem Brett ist aber nicht viel mit soft.“ Lautes Gackern schallte über das Deck. „Ey ihr Tratschtüten, ich kann euch hören!“, ließ Kiara verlauten, der das nun doch etwas zu bunt wurde. Das Gelächter verstummte und die drei Männer wandten sich zu ihr um. Einen Moment starrten sie ohne die Miene zu verziehen, dann zeigte sich erneut der Schalk in ihren Augen und breit grinsend traten sie ein Stück auseinander, um sie in ihre Gesprächsrunde einzuladen. „Hast du etwas dagegen einzuwenden?“, kam es von einem zurück. Herausfordernd trat die Angesprochene ein paar Schritte auf sie zu und wollte gerade ganz tief in ihren Beleidigungstrickkistensack greifen um einen geeigneten Konter hervorzukramen, als sich eine bekannte Stimme hinter ihr meldete. „Mit dem Alter lernt man einfach sich Zeit zu lassen und genügsamer zu werden. Wenn ihr euch erstmal genug die Hörner abgestoßen habt, kommt ihr vielleicht ebenfalls zu dieser Erkenntnis“, verkündete der Kapitän bedachtsam. „Siehst du, kein Softie. Er ist einfach nur alt“, erklärte der eine fachkündig seinem Nebenmann und tippte ihm mit den Ellbogen in die Seite. Das Glucksen in seiner Stimme verriet sein Amüsement. „Demnächst hängt er die Piraterie an den Nagel um sich eine Altersresidenz zuzulegen“, setzte der andere hinzu und wieder begannen sie bei der Vorstellung laut zu Gackern. Kiara schmunzelte den Rothaarigen belustigt an. „Du hast deine Bande voll im Griff, wie ich sehe.“ Verlegen rieb sich Shanks den Nasenrücken. „Nun, es war einen Versuch wert.“ Nach einem kurzen Kopfschütteln wandte sich Kiara wieder ihrem Tee zu, um ein paar Schlücke zu trinken. Er hatte gerade die perfekte Temperatur um sich nicht mehr die Zunge zu verbrühen. „Ich wollte mich noch einmal entschuldigen wegen vorhin.“ Shanks lehnte sich ebenfalls an die Reling, den Blick auf das Meer gerichtet. „In meiner Traumvorstellung waren wir doch ein bisschen weiter gekommen und ich war nicht ganz imstande es im restalkoholisierten Halbschlaf von der Realität zu unterscheiden. Es war nicht richtig, wie ich mich verhalten habe und es tut mir leid.“ Sie nickte langsam. Die Geschehnisse schienen die letzten paar Stunden tatsächlich an ihm genagt zu haben. „Das bedeutet mir viel und ich nehme die Entschuldigung gerne an. Danke, Shanks.“ „Tja, nie wieder Sex“, tönte der ungefragte Seitenkommentar. „Klappe zu, sonst gibt‘s zwei Wochen Toilettendienst“, warnte der Kapitän streng. Kleinlaut gingen die drei ihrer Arbeit woanders nach. „Ich denke wir haben noch genug Zeit uns gegenseitig kennenzulernen“, wiederholte Kiara noch einmal bedächtig. Sie hatte ehrliches Interesse daran. Und nicht nur wegen dem bequemen Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)