Logbuch (Early Draft) von -Kiara ================================================================================ Kapitel 3: Sake aus dem Westblue -------------------------------- Es war Kiara ein Rätsel, wie eine einzige Piratenbande so viel Alkohol in sich aufnehmen konnte. Mit jeder Stunde wurde der Pegel lauter und die Stimmen lallender, die Crew torkelte über das Deck oder übergab sich über die Reling. Auch betrunken spielten die Musiker gar nicht so schlecht, sodass hin und wieder ein ordentlicher Shanty angestimmt werden konnte. Kiara saß erneut auf ihrem kleinen Fass am provisorischen Tisch und traute sich nicht aufzustehen, aus Angst aufgrund von fortgeschrittener Gleichgewichtsstörung und Wellengang nach wenigen Metern auf die Nase zu fallen. Zur Feier des Tages hatte der Kapitän den guten Sake aus dem Lager geholt. Stolz erzählte er ihr, dass es sich um Reiswein aus seiner Heimat handelte und schenkte ihr immer wieder ein. „Ich war schon überall auf der Welt und kann mit Fug und Recht behaupten, dass das der beste Sake ist, denn du jemals trinken wirst“, predigte Shanks und half dem Glas gerne den Weg zu ihrem Mund zu finden. „Dann ist ja gut, dass das mein erster ist“, nickte Kiara und schlürfte die Flüssigkeit schnell ab, bevor etwas verschüttet wurde. „Hast du noch nie getrunken?“ Der Kapitän sah sie mit großen, ungläubigen Augen an. „Doch, aber sowas haben wir nicht. Bei uns trinkt man Grog“, erklärte sie bewusst langsam, um nicht über ihre Worte zu stolpern. „Was soll das sein?“ Kiara hielt kurz Inne um zu überlegen. „Also eigentlich heißer Rum mit Zucker und Wasser. Aber die Drei Schrecklich Wichtigen Piraten in meiner Heimat meinten, dass da auch Kerosin, Schmierfett und Schwefelsäure drin sei. Ich glaub, die haben mich verarscht.“ Shanks lachte auf. „Und was machen die Drei Schrecklich Wichtigen Piraten bei euch sonst noch, außer junge Damen auf den Arm zu nehmen?“ „Die stellen die drei Prüfungen, um Pirat zu werden“, erklärte Kiara fachmännisch. „Ihr müsst Prüfungen bestehen um Piraten zu werden?“, stutzte der Rothaarige. „Du hast mir doch auch eine Prüfung gestellt“, beschwichtige Kiara. Ein wissendes Lächeln breitete sich auf den Lippen des Kapitäns aus. „Im Grunde schon.“ „Siehst du! Dann bist du auch ein schrecklich wichtiger Pirat“, verkündete Kiara laut lallend. Fünf weitere Gläser Sake-Aus-Der-Heimat-Des-Kapitäns und die junge Piratin hegte Schwierigkeiten den Kopf mehr als zwanzig Zentimeter über der Tischplatte zu halten. Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und die Sterne funkelten am Firmament. Gerne hätte sie die Aussicht bewundert, doch war sie zu beschäftigt damit ihren Kopf zu stabilisieren und die Kontrolle über ihren Magen zu behalten. „Wo willst du eigentlich schlafen?“, drang die Stimme des Rothaarigen an ihr Ohr. Mehr als ein „Hm?“ brachte sie vorsichtshalber nicht heraus. „Na ja, du kannst natürlich beim Rest der Mannschaft schlafen, aber es sind halt alles Kerle“, suggerierte er. „Hm.“ Sie war nicht sicher ob sie die Richtung mochte, in die das Gespräch einzuschlagen schien. „Mir egal, ich kann fast überall pennen.“ Ein spitzbübisches Grinsen huschte über Shanks‘ Lippen. „Wenn das so ist, in meinem Bett ist noch ein Plätzchen frei“, raunte seine Stimme nun gefährlich nah an ihrem Ohr. Kiara wandte ihren Kopf ihm zu und stellte fest, dass Shanks tatsächlich nur noch wenige Zentimeter entfernt war. Sie spürte eine Hand um ihre Taille wandern. „Hast du mich deshalb abgefüllt?“, murrte sie unbeeindruckt. „Ach was, das hätte ich dir auch nüchtern angeboten.“ Er war wirklich nah. Zu nah. Sie konnte alles an ihm riechen. Nicht nur den Alkohol-Atem, sondern auch seine Haare, seine Kleidung, seine Haut… Und Himmel strahlte er Wärme aus. Wann war er überhaupt herangerückt? „Ich hab‘ eher an eine Hängematte an ‘nem ruhigen Ort gedacht“, wich sie aus und versuchte etwas Abstand zwischen sie zu bringen, doch die Hand an ihrer Taille hielt sie fest an Ort und Stelle. „Was hat eine Hängematte was mein Bett nicht hat?“, hakte Shanks beflissen nach. „… Privatsphäre?“ „Niemand würde sich grundlos in meine Kabine trauen“, konterte er viel zu schnell. Kiara zog die Augenbrauen zusammen. „Bitte sag mir nicht, dass du mir erlaubst zu bleiben, nur damit ich deine Bettgenossin werde.“ Fast ein wenig gekränkt richtete Shanks seinen Rücken gerade. „Nein. Sowas würde mir niemals einfallen.“ Dieses Mal hoben sich Kiaras Augenbrauen prüfend. Shanks fand sein spitzbübisches Grinsen wieder und lehnte sich erneut zu ihr hin. „Es ergibt sich nur so wunderbar.“ Seine Hand löste sich von ihrer Taille, wanderte aber schnurstracks ihren Rücken hinauf und erreichte mit der federleichten Berührung seiner Fingerspitzen ihren Nacken. Kiara schauderte augenblicklich. „Und immerhin sitzt du noch hier, also…“ Ihr war nicht bewusst, dass Aufstehen eine Option war. Natürlich wollte sie ihren neuen Kapitän nicht am ersten Tag verärgern oder kränken. Ganz so unangenehm empfand sie seine Aufmerksamkeit nicht, das musste sie sich zugestehen. Außerdem klang die Aussicht auf ein vernünftiges Bett gar nicht so schlecht. Kiara ertappte sich dabei das Angebot in Erwägung zu ziehen. „Unter einer Bedingung“, hörte sie sich sagen. Shanks unterbrach das sanfte Kraulen und sah sie aufmerksam an. „Wir schlafen nicht miteinander. Nicht heute und nicht in Zukunft.“ Aus den Augenwinkeln konnte sie beobachten, wie seine Schultern enttäuscht ein wenig sanken. „Und wenn du deine Meinung änderst?“, bohrte er nach. „Das sag ich dir dann“, entschied sie. Man sollte schließlich nicht alles in Stein meißeln. Sie erkannte ein Funkeln in den Augen des Rothaarigen. Er nickte. „Einverstanden.“ Und natürlich musste auf das geschlossene Abkommen angestoßen werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)