The Song Remains the Same von Morwen (Steve x Tony) ================================================================================ The Song Remains the Same ------------------------- Es war ein ruhiger Samstagabend im Avengers Tower. Den ganzen Tag über hatte es keine Notfälle gegeben: keine Terroranschläge, keine Morddrohungen, keine außerirdische Invasion, keine selbsternannte Nemesis mit einer Armee fliegender Roboter und keine alten Rivalen mit einem lange gehegten Groll. Selbst die Anzahl der üblichen Beschwerdebriefe und Klagen hatte sich auf eine sehr überschaubare Menge beschränkt. An diesem Abend war die Welt ausnahmsweise mal in Ordnung fand Steve, der in einem Sessel im Wohnzimmer des Penthouses saß und aus dem Fenster auf das nächtliche New York hinaussah, in der Hand eine Flasche mit alkoholfreiem Bier, an der er hin und wieder nippte. Die restlichen Teammitglieder hatten sich bereits in ihre Zimmer zurückgezogen oder waren noch in der Stadt unterwegs, unter anderem Tony, der an einem Fundraising-Event teilnahm, dessen Ziel es war, das marode Schulsystem der Stadt zu erneuern und zu verbessern. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Steve ihn auf solche Events begleitet hatte, aber anders als Tony fühlte er sich unter all den edel gekleideten Menschen der High Society von Manhattan nicht wohl. Nicht nur, weil er sie oft als falsch und herablassend empfand, sondern weil er nie wusste, worüber er mit ihnen reden sollte, ohne Themen anzusprechen, die ihnen unangenehm waren. „Du kannst diese Leute nicht einfach fragen, wie sie nachts schlafen können, während es Zehntausende Obdachlose auf den Straßen gibt, die keinen Schlafplatz haben, und denen sie mit ihren Millionen helfen könnten“, hatte Tony damals nach einem dieser Events zu ihm gesagt. „Warum nicht?“, entgegnete Steve. „Ich sehe niemanden sonst, der es tut.“ „Weil sie erst recht nicht helfen werden, wenn man ihnen permanent ein schlechtes Gewissen macht“, sagte Tony. „Solche Leute von seinen Visionen zu überzeugen, erfordert Fingerspitzengefühl, glaub mir. Sie müssen das Gefühl haben, von selbst auf die Idee gekommen zu sein, sich für andere einzusetzen. Nur dann sind sie auch bereit, ihren Reichtum zu teilen.“ Steve schüttelte den Kopf. „Wie schaffst du es, so einen Abend zu überstehen, ohne dabei das Bedürfnis zu bekommen, vor Verzweiflung zu schreien?“ „Jahrelange Übung und ein milliardenschweres Erbe“, hatte Tony gemeint und ihm lächelnd auf die Schulter geklopft. „Komm schon, lass uns nach Hause fahren. Ich hätte da ein paar Ideen, wie ich dich für deine Geduld heute Abend entlohnen könnte...“ Die Erinnerung an jenen Tag ließ Steve schmunzeln. Es war ein guter Abend gewesen, gefolgt von einer aufregenden (und schlaflosen) Nacht. Und am nächsten Morgen hatte Tony ihm das Versprechen abgerungen, ihn in Zukunft allein zu solchen Events fahren zu lassen, damit „ich nicht mehr mit ansehen muss, wie du wie ein verschrecktes Reh in der Ecke stehst und still vor dich hin leidest“, wie er es so treffend ausgedrückt hatte. Nichts war Steve je leichter gefallen. Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht und Steve war schon mehrmals fast weggenickt, als plötzlich sein StarkPhone klingelte. Seine Müdigkeit war augenblicklich verflogen, als er sah, dass es sich bei dem Anrufer um Tony handelte. „Hey“, sagte er, nachdem er die Verbindung hergestellt hatte. „Bist du schon auf dem Weg?“ „Ich befürchte, Tony Stark wird heute Nacht nirgendwohin gehen, Captain“, erwiderte eine ihm unbekannte männliche Stimme. „Huh“, machte Steve und stellte vorsichtig seine Flasche auf den Boden. „HYDRA?“ „A.I.M.“, korrigierte ihn der Fremde. „Na fast“, meinte Steve und lehnte sich im Sessel zurück. „Wir haben lange nichts mehr von euch gehört. Wie geht es eurer Organisation?“ „Ich rufe nicht an, um mit Ihnen zu plaudern, Captain“, entgegnete der Mann brüsk. „Dies ist eine Geiselnahme!“ „Ich verstehe“, sagte Steve und seufzte. „Okay, dann also das übliche Spiel: wie geht es Tony und wie viel wollt ihr für ihn haben?“ „Oh, wir wollen nichts für ihn, jedenfalls nicht im Moment“, erwiderte der Agent von A.I.M. „Wir wollten Sie lediglich wissen lassen, dass wir ihn haben und es ihm den Umständen entsprechend gut geht. Wir werden uns demnächst wieder melden und konkrete Forderungen stellen.“ „Das klingt fair“, sagte Steve. „Einen schönen Abend noch.“ Dann legte er auf und griff wieder nach seiner Bierflasche. Er hatte kaum zwei Schlucke getrunken, als sein StarkPhone erneut klingelte. Es war dieselbe Nummer. Steve drückte auf das Hörersymbol. „Ja?“, fragte er. „Gibt es noch etwas? Ich dachte, wir hätten bereits alles geklärt.“ Seine Reaktion ließ den Fremden für einen Augenblick zögern. „Wir haben Ihren Liebhaber entführt, Captain“, sagte er betont langsam. „Macht Sie das etwa nicht nervös?“ „Warum?“, erwiderte Steve. „Tony ist ein großer Junge und dies ist nicht seine erste Geiselnahme. Ich bin mir sicher, dass er zurechtkommen wird. – Auf Wiederhören.“ Und damit legte er erneut auf. Im Penthouse kehrte wieder Stille ein. Steve blickte aus dem Fenster über das Lichtermeer von Manhattan hinweg und zählte innerlich bis dreihundert. Dann sah er im Norden der Stadt eine Rauchsäule aufsteigen. Wieso A.I.M. immer noch glaubte, die Avengers wüssten nichts von ihrem Hauptquartier in der Bronx, war Steve ein Rätsel. Dieses Mal war er schließlich derjenige, der Tonys Nummer wählte. „Hey Babe“, sagte Tony, kaum dass er abgenommen hatte. Er klang etwas außer Atem. „Hi Tony“, entgegnete Steve und konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln auf seine Lippen trat. Gott, er liebte diesen Mann. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ „Mittlerweile schon.“ Im Hintergrund konnte man Schreie und das Heulen von Polizeisirenen hören. „Sie haben versucht, die Nanopartikel meiner Rüstung zu extrahieren, was ganz schön gekitzelt hat, und zwar nicht auf die sexy Art und Weise. Außerdem haben sie dieses Mal ein spezielles Kraftfeld entwickelt, um mich einzufangen. Smart, wenn du mich fragst. Ich habe sogar mal länger als drei Minuten gebraucht, um mich zu befreien.“ Steve runzelte besorgt die Stirn. „Hast du Beschwerden? Soll ich dich abholen kommen?“ „Nah“, machte Tony. „Das wird nicht nötig sein. Ich gebe der Polizei noch ein kurzes Statement und mache mich dann auf den Rückflug.“ „Okay“, erwiderte Steve. „Aber melde dich, wenn du etwas brauchst.“ „Yessir!“ Damit beendete Tony den Anruf. Steve schüttelte lächelnd den Kopf. Dann schickte er seinen restlichen Teamkollegen eine Entwarnung. Tony wurde mit einer solchen Regelmäßigkeit entführt, dass er irgendwann die Nase voll hatte und ein System entwickelt hatte, durch das jeder der Avengers automatisch alarmiert wurde, wann immer die Worte „Entführung“ oder „Geisel“ in einem Telefongespräch oder einer Textnachricht von Tonys Handy aus auftauchten. Nicht, dass sie ihn ständig befreien mussten, das schaffte Tony in der Regel selbst. Aber sicher war sicher. Steve trank seine Bierflasche aus und stellte sie auf den Tisch. Keine zehn Minuten später hörte er schließlich das vertraute Summen von Tonys Rüstung und trat auf den Balkon hinaus. „Hi“, sagte Tony, nachdem er gelandet war, und lächelte. „Alles okay?“ Sein Gesicht war schmutzig und er roch nach Rauch und Schweiß und Adrenalin. Steve erwiderte das Lächeln, dann zog er Tony in seine Arme und presste einen Kuss auf seine Haare. „Jetzt ja“, entgegnete er. Und das war es. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)