Gegensatz und Vorurteil von Ana1993 (- Ehemals Schubladenmagnet -) ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Dieses Kapitel entstand in meinem Kopf schon recht früh und ich hatte immer einen gewissen Respekt davor, es irgendwann schreiben zu müssen, obwohl ich die Situation aus persönlicher Erfahrung gut nachvollziehen kann. Ich habe mich dazu entschieden, sie aus Joshuas Perspektive zu schreiben, um eine gewisse Distanz für mich und euch Leser:innen zu wahren. Es ist etwas länger geworden, aber ein Cut wäre zu grausam gewesen.   Dennoch: Triggerwarnung Depression von Familienangehörigen, Nervenzusammenbruch Für alle, die das aktuell nur schwer lesen können, habe ich eine Markierung eingefügt, ab der ihr Abstand nehmen und erst an der nächsten Markierung weiterlesen könnt, inklusive kurzer Zusammenfassung.   ~ 18 ~   Joshuas POV   Unser Haus liegt still da, als ich die leise hicksende Holly in den Hausflur bugsiere. Sie schwankt bedrohlich und ich bin wirklich froh, dass uns keiner begegnet. Meine Eltern sind zwar grundsätzlich entspannt, trotzdem will ich nicht austesten wie sie reagieren, wenn ich meine minderjährige kleine Schwester dermaßen knülle wiederbringe, wo sie doch unter meiner Obhut stand. Wobei... eigentlich stand sie unter Alexis' Obhut, also wäre die es Schuld. Andererseits hat die sich mit ihrem Macker verkrümelt, stünde also nicht in der Schussbahn. Holly kichert leise, als sie ungeschickt versucht, ihre Stiefel aufzuknoten. Problem dabei: Sie will sich nicht hinhocken, beugt sich stattdessen soweit nach vorne, dass sie droht, vornüber zu kippen. Ich seufze, lasse mich auf die Knie nieder und beginne an ihrer statt den Kampf mit den Schnürsenkeln. Verfluchte Docs. Hätte sie nicht eine billige Kopie mit Reißverschluss nehmen können? Aber nein, es mussten ja die originalen 20-Loch sein. „Hör auf zu giggeln”, raunze ich sie leise an. Natürlich kichert sie nur noch frenetischer und muss sich an meinen Schultern festhalten, um nicht doch noch Bekanntschaft mit dem Flurboden zu machen. „Giggeln!”, giggelt sie begeistert. Wie ging noch der lateinische Spruch? Quod erad demonstrandum? Ich verdrehe die Augen. „Sei still, oder ich nehme dich nicht mehr mit!”, drohe ich mit einem besorgten Blick den Gang entlang. Der erste Schuh ist weit genug auf. „Du bist gemein!” Schmollend schiebt sie die Unterlippe vor und macht ein Gesicht, was mich eher an eine Botoxbarbie, denn an einen Hundewelpen erinnert, hält aber endlich die Klappe. Bis auf ihr regelmäßiges Hicksen ist sie ruhig. Einige endlose Minuten später ist auch der zweite Stiefel entknotet und ich kann ihr umständlich heraushelfen. Im Nachhinein wäre es wohl klüger gewesen, dafür direkt in ihr Zimmer zu gehen, damit sie sich setzen kann. Wir schaffen es auch so, mit nur einem kleinen Beinahe-Unfall. Besoffene sind ätzend, wenn man selbst nüchtern ist. Außer angeschickerte Paulchen, die sind super. Ich grinse dämlich, das verrät mir ein unfreiwilliger Blick in den Spiegel. Demonstrativ ziehe ich die Mundwinkel runter, was noch bescheuerter aussieht. Dann lieber belämmert grinsen. Sieht ja keiner, außer theoretisch Holly, die beide Augen braucht um ihre Füße zu koordinieren. Wie viel hat das Mädel bitte gesoffen? Ich werde ein ernstes Wort mit allen Beteiligten reden müssen. Morgen. Oder heute, streng genommen. Egal, nach dem Ausschlafen halt. Madame verlangt zum Glück nicht noch nach Hilfe bei der Abendroutine. Während sie sich die Beißerchen schrubbt und sich anderweitig bettfein macht, organisiere ich noch eine Flasche Wasser und eine Schmerztablette für das bittere Erwachen in einigen Stunden. Sicherheitshalber stelle ich noch einen leeren Eimer in Reichweite zum Bett, auch wenn sie bisher keinerlei Anzeichen für Übelkeit gezeigt hat. Man weiß ja nie. Zufrieden meine brüderliche Pflicht erfüllt zu haben, begebe ich mich in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich aus, schlüpfe in meine Schlafshorts und krieche unter die kühlen Laken. Sobald ich die Augen schließe, sehe ich wieder Paul vor mir, hinten im Backstage. Sein verschleierter Blick, seine nackte Haut... oh, ich glaube, ich werde heute schöne Träume haben...   ~*~   Ein merkwürdiges Geräusch weckt mich aus meinem Schlaf. Benommen taste ich umher, bis meine Hände die vermutete Quelle der unerwarteten Störung ertasten. Ich brauche drei Anläufe, um überhaupt zu erkennen, dass es sich um mein Handy handelt. Die Ursache für den Krach verstummt. Ich blinzel in die wieder einkehrende Dunkelheit. Dann wieder Licht. Die Uhrzeit auf meinem Display. Darunter der Hinweis, ein verpasster Anruf von... Paul! Mit einem Mal bin ich hellwach und tippe hektisch auf der Panzerglasoberfläche herum, bis sich das vermaledeite Ding endlich entsperren lässt. Ich suche gar nicht erst nach meiner Kontaktliste, sondern nutze die Funktion im Hinweis zum sofortigen Rückruf. Es tutet. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, übertönt fast das Rufzeichen. Panik wallt in mir auf, mein Bauchgefühl sagt mir, dass mein Freund mich garantiert nicht fünfzig Minuten nach unserer Verabschiedung anruft, weil sein angeheiterter Verstand eine Gute Nacht-Geschichte hören will, dafür ist zu viel Zeit vergangen. Endlich höre ich das erlösende Klicken, am anderen Ende jedoch nur leise Geräusche, die ich über das Dröhnen in meinen eigenen Ohren hinweg nicht richtig zuordnen kann. „Paul?”, frage ich vorsichtig. „Josh...”, kommt es leise, das nächste Schluchzen höre ich deutlich. „Was ist passiert?”, will ich alarmiert wissen. Ich schalte das Licht an und kneife sofort wieder die Augen zu. „Ich-Ich...”, setzt er an, kommt aber nicht weit. „Ganz ruhig, was ist los?” Nahezu blind komme ich auf die Beine und taste nach irgendwelchen Klamotten. Egal was ist, ich bleibe bestimmt nicht im Bett liegen. „... kann nicht mehr... weiß nicht wohin”, sind einige der wenigen Fetzen, die ich verstehen kann, so scheinen ihn seine Schluchzer zu schütteln. „Wo bist du?” Mit einer Hand halte ich das Handy, mit der anderen zwänge ich mich umständlich in eine Jogginghose. Für Hosen mit Knöpfen bleibt weder Zeit noch Geduld. „... weiß nicht...”, haucht er leise und so herzzerreißend verzweifelt, dass etwas in mir droht zu zerbrechen. „Bist du draußen?” Wo sind meine Pullover, wenn man sie braucht? „Ja”, krächzt Paul. „Siehst du ein Straßenschild? Oder irgendetwas anderes?” Dann halt ohne Oberteil, ich will das Handy eh nicht vom Ohr nehmen. Unter Schluchzern und Hicksern, die so gar nichts Süßes an sich haben, versucht er mir einige Anhaltspunkte durchzugeben, bis er etwas findet, das mir bekannt vorkommt. Ich würde ja auf eine Onlinekarte zugreifen, allerdings geht das selbstredend aktuell nicht, denn das zugehörige Gerät hängt schräg neben meinem Gesicht. „Okay”, beginne ich bemüht ruhig. „Schau mal nach, ob da an der Ecke ein Dönerladen mit orangenen Bannern an den Fenstern ist. … Ja? Gut. Auf der anderen Straßenseite ist eine Bank. Setz dich dahin und bleib da, ich komme dich holen. … Nein, keine Widerworte! … Oh, Sweetie, nicht weinen, ich bin gleich da...”   ---- ab hier TW ----   Während ich noch weiter vor mich hinbrabbel, sinnlose Worte und Floskeln durch die Verbindung zu ihm schicke, habe ich mir Schuhe und Jacke irgendwie übergestreift, die Schlüssel geschnappt und bin zum Wagen gelaufen. Der Motor springt an, viel zu laut in der stillen Nacht, aber es ist mir egal. Ich lege mir das Handy auf den Schoß, mit aktiviertem Lautsprecher und verfluche innerlich die fehlende Freisprecheinrichtung. Blöde alte Karre. Wie auf Autopilot rase ich durch die Nacht und hoffe, dass nirgendwo die Wächter in Blau lauern. Das ist ein absoluter Notfall! Tunnelblick bekommt eine ganz neue Bedeutung, ich bin mir nicht sicher, ob ich hier und da mal ein Straßenschild übersehe. Es knallt nicht bedrohlich, also habe ich immerhin keinen nächtlichen Fußgänger als neue Kühlergrillfigur entführt und niemand im Gegenverkehr hupt panisch, meine Spur halte ich also auch. Ich rede weiter, versuche Paul zu beruhigen, der immer noch zu keinen zusammenhängenden Sätzen in der Lage ist, nur schluchzt und weint und die Nase hochzieht. Ich packe geistengegenwärtig eine Packung Taschentücher aus der Ablage ein, als ich gezwungen bin, an einer roten Ampel zu halten. Schalte schon um, du Drecksding! Endlich kommt die Stelle in Sicht, an der ich Paul vermute. Ich hau den Leerlauf rein, klatsche die Hand auf die Warnblinkanlage und springe aus dem mitten auf der Straße parkenden Auto. Wird tief in der Nacht schon keinen stören und wenn doch, leck mich. Kaum am Bürgersteig angekommen, wirft sich mir ein aufgelöstes Bündel Mensch in die Arme. Er weint wieder heftiger, sein ganzer Körper erzittert und meine offene Jacke erstickt sein Wehklagen nur mäßig. Völlig überfordert drücke ich ihn an mich und streichel beruhigend über seinen Rücken, bemüht, nicht gleich auch noch mitzuheulen. „Hey, schhh, alles gut, ich bin ja da, ich bin ja da”, murmel ich hilflos in seine blonden Strähnen. Was ist nur passiert? Vor etwas über einer Stunde war doch noch alles gut! Wie kommt er mitten in der Nacht in ein ganz anderes Stadtviertel? „Josh...”, wimmert er leise und presst sich noch enger an mich. „Alles gut, ich gehe nicht weg. Niemals”, verspreche ich leise, küsse ihn auf die Stirn. Nebenbei überlege ich, wie weit ich ihn beruhigen muss, um ihn ins Auto und dann zu mir nach Hause zu bugsieren. Und dass ich ihn mitnehme, steht ganz außer Frage. „I-Ich kann ei-einfach... hicks... nicht mehr”, stottert er fast unverständlich. „Du musst ja auch nicht”, antworte ich planlos und könnte mich im selben Moment schlagen. Was war das denn bitteschön!? „Aber... aber Papa...” Wieder wird er von einem kleinen Krampf unterbrochen. „Dein Vater?” Fieberhaft überlege ich, ob er mal etwas erzählt hat, aber nein. Dann wird mir eiskalt. „Hat er dir... etwas getan?” Oh, bitte, alles nur das nicht! „Was? Nein!”, heult Paul so laut auf, dass wir beide erschrocken zusammenzucken. „Niemals!” „Okay, gut. Ganz ruhig.” Ich atme erleichtert aus und sehe dem imaginären Felsbrocken beim Hinabpurzeln zu. „Du kannst es mir später erzählen, ja? Also, nur wenn du willst. Aber jetzt sollten wir nach Hause fahren.” Paul klammert sich noch heftiger an mich. „Zu mir nach Hause. Komm schon, Sweetie, ich fahre uns zu mir, da können wir dann ganz ungestört reden oder auch nicht reden, wenn du nicht willst. Oder einfach nur im Bett liegen und dann schlafen, hm? Was hältst du davon?” Es dauert ein bisschen, doch schließlich spüre ich ein zaghaftes Nicken an meiner Brust. Lautlos entweicht mir ein erlösendes Seufzen. Schritt eins ist geschafft, bleiben nur noch vierunddrölfzig weitere. So gefühlt. Zögerlich löst sich Paul schlussendlich von mir. Ich zaubere ein Taschentuch aus meiner Jacke und reiche es ihm. Er hält sich gar nicht groß mit den immer noch vereinzelt nachlaufenden Tränen auf, sondern schnäuzt vernehmlich. Sei's drum, er ist auch nur ein Mensch. Ein eigentlich so fröhlicher, gutgelaunter Mensch, dass es mich gleich nochmal innerlich in Stücke reißt. Behutsam, ihn wie ein rohes Ei behandelnd, schaffe ich ihn auf den Beifahrersitz. Seine Hände zittern so stark, dass ich das Angurten gleich mit übernehme. Ich ziehe eine Decke aus dem Kofferraum und wickel mein kleines, armes Engelchen darin ein. Selbst in meine Knochen kriecht so langsam die Kälte und ich bin nicht seit einiger Zeit mehrere Blocks von meinem Heim entfernt zu Fuß unterwegs. Paul rührt sich kaum, lässt mich einfach machen, nimmt lediglich die Packung Tempos entgegen, die ich ihm reiche und die er sogleich beginnt aufzubrauchen. Motor anlassen brauche ich nicht, der Wagen läuft eh noch. Nur die Lüftung justiere ich neu, ehe ich mich, deutlich langsamer diesmal, auf den Heimweg mache. Meine Hand, die wie von selbst auf seinem Bein landet, lässt er die ganze Rückfahrt über nicht los.   Zum zweiten Mal in dieser Nacht öffne ich die Haustür in den stillen Flur hinein. Paul steht reichlich neben sich und braucht ebenso Hilfe, wie Holly zuvor. Ich dachte, wir wären leise gewesen, leiser als mit meiner Schwester zumindest, doch vielleicht ist es einfach ein natürlicher Instinkt, der sie geweckt hat. Was auch immer es war, ich höre eine Tür aufgehen und Sekunden später steht meine Mutter vor uns. Paul sieht in ihr besorgtes Gesicht – und beginnt sofort wieder zu weinen. „Paulchen!”, flehe ich schon fast, mache das Einzige, was mir in meiner Hilflosigkeit einfällt und ziehe ihn wieder in meine Arme. „Schatz, was ist los?”, fragt meine Mutter vorsichtig, aber ruhig, ganz der Profi. Verzweifelt zucke ich mit den Schultern. Wenn ich das nur wüsste! „Keine Ahnung, Mama. Er hat mich angerufen und ich hab ihn geholt, da war er schon so.” Mehr will ich ohne sein Einverständnis nicht sagen. Sie nickt und lächelt aufmunternd, streicht meinem Freund beruhigend über die Schultern. „Alles gut. Kommt mit, ich mach euch erstmal einen heißen Kakao nach Omas Art, das hilft immer.” Damit dreht sie sich um und gönnt mir eine Minute mit ihm alleine. „Na komm, lass uns in die Küche gehen”, rede ich ihm gut zu. „Will nicht... hicks... reden”, krächzt er. Seine Stimme klingt übel. „Musst du ja nicht, hab ich doch versprochen. Nur Kakao trinken und dann gehen wir ins Bett.” Er blickt mich aus großen, verquollenen Augen an. Auf seine Art finde ich ihn noch immer wunderschön, auch wenn das warme Gefühl in meiner Brust mich bei seinem Anblick lediglich dazu bringen will, ihn in Watte zu packen und anschließend auf der Brust trommelnd loszuziehen und alle Übel der Welt für ihn zu vernichten. Letzteres wird schwierig werden, ersteres ist jedoch im Bereich des Möglichen. Ich lege meine Hände an seine Wangen und verwische sinnloserweise die Spuren. Sie kommen ja doch wieder. Vorsichtig küsse ich seine Stirn, seine Wange und schließlich seine rissigen Lippen. „Ni-nicht, das ist do-doch... eklig”, protestiert er halbherzig. Entschieden schüttel ich den Kopf. „Nein, nicht für mich. Niemals.” Beschämt senkt er den Blick, den Hauch eines Lächelns zuckt um seine Mundwinkel. Na also, ein kleiner Lichtblick. Kingkong-Neandertaler-Joshua trommelt sich begeistert und stolz auf seine felligen Brust. In der Küche rührt meine Mutter in einem kleinen Topf herum. Ich setze mich mit meinem persönlichen Klammeräffchen auf dem Schoß an den Tisch, die Hände unablässig in Bewegung. Es scheint ihn wieder ein wenig zu beruhigen. „Hier, ihr zwei.” Sie stellt zwei dampfende Becher vor uns hin. „Der hilft immer.” „Danke, Mama”, sage ich, so von Herzen, wie ewig nicht mehr. Diesmal gilt ihr beruhigendes Handauflegen nicht nur Paul, sondern auch mir. Anders als erwartet, beruhigt dieser sich aber ganz und gar nicht, fängt stattdessen erneut das Zittern und Schluchzen an. „Ich kann einfach nicht mehr!”, platzt es – erstaunlich flüssig – aus ihm heraus. Er verbirgt das Gesicht in den Händen, entgeht so dem ratlosen Blick zwischen uns übrigen beiden. „Was kannst du nicht mehr?”, fragt Mama ruhig und sachlich nach, sich blind einen zweiten Stuhl heranziehend. „Mit Papa...”, jammert er. „Aber ich kann doch nicht... ich muss doch...” „Schh”, unterbricht sie ihn. „Ganz ruhig. Hol bitte einmal tief Luft. Super, und gleich nochmal.” Erst jetzt wird mir der heftige Schluckauf bewusst, der sich noch mit in die ganze Misere gemogelt hat. Paul hat die ersten Züge ernsthaft Probleme ordentlich zu atmen, mir wird eiskalt und ich krame in meinem Gedächtnis bereits nach diversen Erste Hilfe Maßnahmen. Unbegründet, mit Hilfe meiner Mutter fällt es ihm bald wieder etwas leichter. Ich zwinge mich, ihn nicht zu fest zu umklammern, wäre wohl ungut. „Was kannst du nicht mehr, Paul?”, fragt sie ruhig weiter, als wäre nichts gewesen. „Ich bin ein schlechter Sohn”, jault dieser ganz erbärmlich auf. „Bist du nicht”, sagt Mama resolut und greift eine seiner Hände. „Wärst du das, würdest du nicht hier sitzen, sondern es wäre dir egal. Magst du mir aber sagen, warum du das denkst?” „I-ich muss ihm doch helfen. Er kann doch nicht ohne mich.” Die Pausen zwischen seinen Worten werden kürzer, wenn auch vom Sinn her nicht unbedingt verständlicher, für mich zumindest. „Wobei hilfst du ihm?” Immer noch bleibt Mama ruhig und verständig, als wäre das ein halbwegs normales Gespräch und ihr Gesprächspartner nicht frisch aus einem Meltdown gezogen. „Bei allem”, erklärt Paul, ebenso verständnislos, wie ich mich fühle. „Er hat doch nur noch mich.” „Dein Vater hat Probleme?”, hakt sie vorsichtig nach. Er nickt. „Körperlich?” Kopfschütteln und leises Schluchzen. „Alkohol oder andere Drogen?” Kurzes Zögern, dann wieder kopfschütteln. „Wirklich nicht? Paul, hier wird niemand verurteilt, weder du noch dein Papa. Wir wollen euch helfen.” „Keine Drogen, nur... nur manchmal Alkohol, wenn es ganz schlimm ist. Aber nicht so oft!”, verteidigt Paul seinen Vater erneut. „Okay, kein Alkoholproblem. Das ist doch gut.” Sie wechselt kurz einen Blick mit mir, doch ich weiß ja auch nichts. All das war mir gänzlich unbekannt! Woher denn auch? Das Bild der verwahrlosten Einfahrt schiebt sich vor mein inneres Auge, gleichzeitig aber Pauls Aussage bei seinem Geburtstag, sein alter Herr würde ihm den Abend spendieren. Egal ist sein Sohn ihm nicht. „Hat er vielleicht Depressionen?”, hakt Mama sachlich weiter nach. Paul nickt und zuckt zeitgleich mit den Schultern. „Möglich, es geht ihm oft nicht gut. Aber ich muss ihm doch helfen, er kann da nichts für! Er hat niemanden außer mir! Und dann hau ich einfach ab!” Wieder verschwindet sein Gesicht hinter den Händen, wieder bringt Mama ihn sanft dazu, sie anzusehen. „Paul, hör mir jetzt genau zu, okay?” Sie wartet sein Nicken ab. „Wenn dein Papa wirklich Depressionen oder etwas anderes hat, dann kann er da natürlich nichts für. Und du auch nicht. Das ist eine schlimme psychische Krankheit, die jeder und jede bekommen kann. Hat er denn noch andere Hilfe, einen Arzt oder einen Therapeuten?” Mein armes Engelchen mit dem viel zu großen Herzen schüttelt den Kopf. „Wir schaffen das schon so, haben wir immer.” „Nein, schafft ihr nicht.” Erschrocken blicken wir beide meine Mutter an, bei diesen harten Worten, die ihr Lächeln nur marginal abmildern kann. „Das siehst du doch gerade. Es hilft deinem Papa auch nicht, wenn du dich deswegen kaputt machst. Am Ende bekommst du auch noch psychische Probleme oder körperliche Beschwerden, das geht schnell Hand in Hand. Du kannst nicht immer für gleich zwei Personen stark sein, du musst auch mal schwach sein dürfen, ohne dass es euch gleich beide in den Abgrund reißt. Du hattest eben ziemlich sicher einen ordentlichen Nervenzusammenbruch, das brauchst du gar nicht abstreiten, das erkenne ich, glaub's mir.” Tiefes Durchatmen. „Aber das ist nicht schlimm, sondern ganz normal. Diese Last ist auf Dauer zu viel für einen alleine. Sich Hilfe zu suchen ist keine Schande, da guckt euch auch niemand schief an. Wenn der Arm gebrochen ist, geht man zum Arzt, oder nicht? Oder wenn man eine dicke Lungenentzündung hat. Und wenn da oben etwas durcheinander purzelt, oder es einem einfach zu viel wird, dann geht man auch zum Arzt.” Sie tippt ihm bei den letzten Worten gegen die Stirn. „Das ist nur ein anderer Spezialist, als für Knochen oder Lunge.” Mir bleibt nicht mehr, als stumm zuzuhören und ihm durch meine Berührungen Sicherheit und Liebe zu übermitteln, und davon empfinde ich mit jeder Minute mehr denn je, für diesen Kämpfer, über den ich so gut wie nichts weiß, wie mir scheint. Wie konnte mir das alles entgehen? Hätte ich doch nachfragen sollen, als ich bei ihm war und mir das trostlose Haus auffiel? Wie kann ein gerade frisch Achtzehnjähriger die Verantwortung für sich und einen deutlich älteren Erwachsenen tragen müssen? Alleine diese Aufgabe erscheint mir unmöglich, ich schaffe es ja nicht einmal mich komplett um mich selbst zu kümmern, wenn ich ehrlich bin. „Aber...”, versucht er es erneut, halbherzig. „Nichts da. Ich habe das schon oft genug gesehen, Paul. Es war gut, dass du zu Joshua bist. Und es ist auch alles in Ordnung, niemand will euch was. Nichts, außer helfen.” Sie holt Luft und ich spüre, dass sie noch einen großen Klopper auf Lager hat. „Und jetzt sei ehrlich: Hast du die Befürchtung, dass dein Papa sich etwas antun könnte?” Paul versteift sich, ich kann sein Entsetzen förmlich riechen. Dann das erlösende Kopfschütteln. „Nein. Nein, ich glaube nicht.” „Sicher?” „Ja.” „Gut. Ich habe noch ein paar Fragen, aber das kann alles bis morgen warten. Ihr trinkt jetzt euren Kakao, der dürfte inzwischen gut abgekühlt sein und dann legt ihr euch schlafen.” Damit steht sie einfach auf, wuschelt uns durch die Haare und verschwindet so lautlos, wie sie gekommen ist. Kurz herrscht absolute Stille. „Oh Gott, warum habe ich das alles gesagt?” Paul klingt regelrecht fassungslos. Ich muss leise lachen, teils aus Erleichterung, teils ob der absurden Situation. „Meine Mutter ist Psychologin und Sozialpädagogin beim Sozialamt, die kriegt alles aus dir raus. Und einen achten Sinn für dergleichen hat die eh”, meine ich entschuldigend. „Ist das nicht der siebte Sinn?” Er steht eindeutig leicht neben sich. „Ne, der ist schon von ihren Mutterinstinkten eingenommen. Na los, trink den Zauberkakao. Keine Sorge, der ist mit Hafermilch, so wie der riecht.” Widerstandslos nimmt Paul mir die Tasse ab und trinkt einfach. Vielleicht ganz gut, dass er so lange stand, sonst käme noch mindestens eine verbrühte Zunge dazu.   --- ab hier wieder ohne TW ---- (Kurzzusammenfassung: Paul hat einen Nervenzusammenbruch, warum akut wird noch nicht gesagt, es hängt jedoch mit seinem Vater zusammen, der schon längere Zeit mentale Probleme hat und sämtliche Last und Verantwortung von Paul tragen lässt. Der ruft in seiner Verzweiflung Joshua, welcher ihn abholt. Joshs Mutter quetscht mehr oder weniger vorsichtig die Eckdaten aus Paul heraus und macht klar, dass es so nicht weitergehen kann.)   Nicht lange nach der Aussprache stehen wir in meinem Zimmer. Wie, weiß ich selbst nicht so genau. Ist auch egal. Paul ist von allem so erschöpft, der schläft bald im Stehen ein. Ich überlege noch, ob ich ihm ein Shirt leihen und ausnahmsweise selbst in einem schlafen soll, da hat er sich schon bis auf die Unterhose ausgezogen und in meine Decke eingekuschelt. Okay, dann nicht. Shirt trage ich immer noch keins, nur die Jogginghose, die Sekunden später zu Boden geht. Ich kämpfe mich durch die herumfliegenden Klamotten bis zum Bett vor, lösche das Licht und krieche mit unter mein Laken. Jetzt ist es gar nicht mehr kühl, aber ein warmer Paul hat auch ganz viele Vorteile. Man kann ihn zum Beispiel wunderbar knuddeln und mit ihm kuscheln, wenn er direkt wieder meine Nähe sucht. Ich hatte mir unsere erste Nacht im selben Bett zwar ganz anders vorgestellt, aber naja. Sei's drum. Das Gefühl, wie sich der andere Körper vertrauensvoll an mich schmiegt, zu spüren, wie er ein letztes Mal tief durchatmet, ehe er in den Schlaf gleitet, das ist viel mehr wert, als es einfacher Sex je könnte.     ~*~   Schon wieder werde ich aus meinem dringend benötigten Schlaf gerissen. Diesmal nicht durch einen Anruf, sondern durch einen sich im Bett herumwälzenden Paul. Grummelnd schnappe ich ihn mir, ziehe ihn wieder an mich und will weiterschlafen. „Josh?”, haucht er ganz leise, meine schönen Pläne durchkreuzend. „Hmm?” Verschlafenes Grummeln. „Ich kann nicht mehr schlafen.” Seufzen. Ich ringe innerlich mit mir, ein Kampf zwischen meiner schier unendlichen Müdigkeit und dem Bedürfnis, meinem Freund jeden Wunsch von der süßen Nasenspitze abzulesen. Er macht mir die Entscheidung umgehend leichter, rutscht ein wenig herum, treibt mir seine einzigartige Duftnote in die Nase, was meinen inneren Oger grunzend applaudieren lässt, schließlich bedeutet das, mein kleines Engelchen befindet sich endlich in meiner Höhle. Ich bin wirklich primitiv, im halbschlafenen Zustand. Paul in Höhle – grunz. Paul in Bett – Grunz! Fast nackter Paul, der sich halb auf mich legt und sich mit seinen weichen Lippen über mein Gesicht küsst – Ugaa-ugaaaah! Grunzgrunz! Okay, zumindest bin ich jetzt wach. Mir bleibt auch keine Gelegenheit, zu fragen, was er plant, denn dafür müsste ich erst meinen Mund zurückholen. Mir und meinem primitiven Selbst gefällt es aber viel zu gut, zunehmend drängend geküsst zu werden und nur zu gerne mache ich seiner fordernden Zunge den Weg frei. Ich ergebe mich und lasse ihn nehmen, was immer ihm beliebt. Seine Zunge streicht flatternd über meine und bei allen nichtexistenten Göttern, ich habe keine Chance dagegen. Stöhnend packe ich ihn an den Hüften, rolle uns herum, bis ich flach auf dem Rücken liege. Paul hockt sich breitbeinig über mich und nutzt die Chance, jetzt ungestört seine Hände auf Wanderschaft zu schicken. Meine Brustwarzen scheinen es ihm angetan zu haben. Viel mutiger als noch Stunden – Tage, Wochen? - zuvor, spielt er an ihnen herum. Bei einem etwas beherzteren Griff bäume ich mich erschrocken auf, presse mein Becken gegen seins, das noch immer fest in meinen Händen ist. Wir stöhnen beide in unseren nicht enden wollenden Kuss, als wir die Härte des jeweils anderen spüren. Ich sehe bunte Lichter hinter meinen vor Genuss geschlossenen Augenlidern. In dieser verrückten, verkehrten Welt bin ich die passive Jungfrau und Paul der erfahrene Verführer und zur Hölle, ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Sicher sind seine Gesten rational betrachtet noch ungelenk, er probiert sich aus, aber ich bin sein williges Versuchsobjekt und habe ohnehin zu wenig Blut im Hirn, um weiter als bis zu meiner Schwanzspitze denken zu können. Schwer atmend löst Paul den Kuss und wandert an meiner Kinnlinie entlang, ergeben lege ich den Kopf in den Nacken, biete mich ihm dar. Ich will ihn auch berühren, zum Stöhnen bringen, aber meine Hände weigern sich, lange an seinem Rücken zu verweilen, sind magisch angezogen von den perfekten Halbkugeln seines Hinterns. Der Jüngere stöhnt zustimmend, windet sich unter meinen zupackenden Händen und reibt sich weiter an meinem Schritt. Eben noch hat er hingebungsvoll an meinem linken Nippel gelutscht, doch lässt er ihn hart in dem plötzlichen, kühlen Luftzug zurück. Wie eine Erscheinung hockt er auf mir, die blasse Haut in schimmerndes Mondlicht gehüllt, die Bettdecke rutscht ihm langsam von den Schultern und wellt sich um seine Hüften wie der abgestreifte Mantel einer Märchengestalt. Die fleckigen Wangen sind mitnichten ein Makel sondern nur Zeugen seiner inneren Stärke. Ich kann nur daliegen und ihn anstarren. „Schlaf mit mir”, flüstert Paul, meine persönliche Sirene. „Was?”, frage ich erschrocken, nach einem vernehmlichen Räuspern. Er beugt sich vor. „Lass mich vergessen, bitte.” Er küsst mich, drängend, flehend. „Mach dass es aufhört.” „Paul...”, setze ich an, breche ab, hin und hergerissen. 'Es ist falsch!', schreit mein Gewissen. 'Nicht auf diese Art!' Aber wenn er sich sich doch wünscht? Oder ist es doch nur Mittel zum Zweck und er bereut es, sobald der Grund für seinen Kummer behoben ist? „Nein”, antworte ich schließlich, meine Hand an seiner Wange ebenso sanft wie meine Worte. „Nicht heute. Nicht so.” Sein verletzter Blick geht mir tief unter die Haut, aber erweichen wird er mich nicht. Wäre er erfahrener, sähe die ganze Sache anders aus, das erste Mal sollte anders ablaufen. „Komm her.” Ich rutsche auf dem Bett entlang, bis ich in die Kissen gelehnt das Kopfstück erreiche. Durch meine leicht aufgestellten Beine, rutscht Paul automatisch mit, verhindert meinen Kussversuch jedoch durch eine Kopfdrehung. „Aber du hast doch gerade gesagt...”, fängt er an und klingt dabei sowohl verwirrt als auch angefressen. „Ja, habe ich. Kein richtiger Sex”, bestätige ich. Dann hebe ich mein Becken, lasse ihn meine immer noch harte Erektion deutlich spüren und erkläre schmunzelnd: „Aber das heißt nicht, das wir ganz aufhören müssen. So kann zumindest ich ohnehin nicht schlafen.” Ganz überzeugt ist er noch nicht. Sollte er tatsächlich stoppen wollen, würde ich dem sofort nachkommen. Da er den Kuss verweigert hat, finde ich eine andere Beschäftigung für meinen Mund. Durch unsere neue Position habe ich seine hübschen rosa Brustwarzen direkt vor der Nase und zögere nicht, mich für die Aufmerksamkeit zu revanchieren. Ich liebe es, wie sie sich zu harten Knötchen zusammenziehen, sobald ich sie mit der Zunge anfeuchte. Und weil ich auch ein bisschen gemein bin, puste ich die glänzenden Knospen noch einmal extra an. Paul erschauert sichtbar, ein leichtes Beben geht durch seinen gesamten Leib und endet mit einer Vorstoßen seiner Hüften. Statt mich aufzuhalten, krallt er sich förmlich in meinen Schultern fest, sein Japsen ist mir Anfeuerung genug. Auch meine Hände bleiben nicht untätig, erkunden in aller Ruhe den schlanken und doch so außerordentlich männlichen Körper. Nach wie vor hat es mir sein Po besonders angetan und testweise fahre ich mit den Fingern erst am Rand seiner Shorts entlang und schließlich darunter. Selbst hier hat er Gänsehaut. Paul verkrampft sich und sofort halte ich inne, sehe zu ihm hoch. Er kaut unsicher auf seiner herrlich wundgeküssten Unterlippe. „Darf ich?”, frage ich leise und zupfe am Gummibund. Mein Freund zögert noch kurz, scheint zu erröten, ehe er mir mit einem Nicken die Erlaubnis gibt. Ich löse seine Zähne mit meinen Lippen ab, küsse ihn neckend. Erst als er sich wieder entspannt, lasse ich meine Hände tiefer in seine Unterhose gleiten und knete seine Backen. Als Antwort nimmt er seine Hüftbewegungen gegen meinen eigenen Schritt wieder auf. Nicht lange, dann nehme ich eine Hand heraus, wandere mit ihr nach vorne und lege sie vorsichtig auf sein Glied. Selbst durch den Stoff hindurch kann ich es pulsieren spüren. Meine beidseitige Massage scheint ihm zu gefallen, zumindest muss seine Lippen von mir lösen um zwischen seinen Seufzern nach Luft schnappen zu können. Egal, dann widme ich mich eben wieder seiner Brust. Zum Glück sind die Wände hier dick. Ich schlüpfe mit den Fingern nun auch vorne unter den Bund und ertaste die samtig weiche Haut, kein Haar ist zu fühlen, nur Hitze und Glätte. Und Feuchtigkeit an der Spitze. Grinsend verreibe ich sie mit dem Daumen auf der Eichel, bis Paul die Finger seinerseits in meine Haare gräbt. Mit kommt eine Idee. Ich rutsche wieder tiefer, blicke ihm in die verschleierten Augen, während ich eine Spur über seine Brust und seinen Bauch ziehe. Ein verstehendes Funkeln blitzt in den blauen Tiefen auf, der Griff in meine Strähnen wird fester. Er zieht mich daran nicht weg, im Gegenteil. Ermutigt schiebe ich seine Shorts ein Stück tiefer, seine befreite Erektion streckt sich mir entgegen. Wie könnte ich da widerstehen? Ein letzter versichernder Augenaufschlag nach oben. Eine Hand stabilisiert seinen Schaft an der Wurzel, dann strecke ich meine Zunge aus und koste zum ersten Mal seinen herben Geschmack. Wir stöhnen synchron. Grinsend lasse ich meine Zungenspitze über seine Eichel flattern, imitiere seine verhängnisvolle Geste, die ins die ganze Misere hier erst eingebrockt hat. Paul ruckt mir entgegen und ich muss seine erhobene Hüfte fester greifen, um ihn ruhig zu halten. So sehr mir seine stürmische Art auch imponiert, hier kann sie unangenehm werden. Ich nehme ihn ganz in den Mund, verwöhne ihn mit Zunge und Lippen, auf dass ihm hoffentlich Hören und Sehen vergeht. Viel zu schnell unterbricht Paul mich, obwohl sein Becken protestierend zuckt. „Warte!”, japst er und sieht bereits jetzt herrlich zerzaust aus. „Du kannst ruhig”, biete ich ihm an. Eigentlich lebe ich nach dem Motto 'Better safe than sorry', allerdings ist die Gefahr, mir beim Oralverkehr mit seinem jungfräulichen Penis etwas zu fangen, doch verschwindend gering. Aber Paul schüttelt entschieden den Kopf. Schnaufend lässt er sich auf mich sinken, bis wir wieder auf ungefähr gleicher Höhe sind. Ich warte einfach ab, welchen Grund er wohl haben mag, sich den eigenen Höhepunkt zu versagen. Lange muss ich nicht ausharren. Er erhebt sich wieder ein Stück, beginnt nun seinerseits mich zu streicheln, erst noch harmlos, doch schnell wandert er in intimere Gefilde. Die Härchen, die ich als feinen Streifen vom Bauchnabel an habe stehenlassen, üben eine besondere Faszination auf ihn aus. Immer wieder krault er hindurch und bringt meine Bauchmuskeln zum kontrahieren. Nun bin ich es, der keucht und ihn durch subtile Hüftbewegungen zu Lenken versucht. Wie er es immer wieder schafft, mich von unten herauf so verführerisch anzusehen, obwohl er streng genommen viel weiter oben ist? Ich schlucke hart und hebe auf seine stumme Aufforderung hin den Po und meine Schlafshorts verschwindet. Ich werde beizeiten um sie trauern. Aktuell spiele ich lieber weiter meine beste Interpretation einer unerfahrenen aber willigen Jungfer. Paul ist nicht viel besser, wobei er jedes Recht dazu hat. So gierig seine Augen auch auf mir ruhen, seine Hand ist fast unerträglich schüchtern und sanft, wie sie an mir entlangfährt. Ich nehme mich wirklich zusammen, lasse ihn machen. Zumindest bemühe ich mich. „Fester”, keuche ich, den zaghaften Griff um mein bestes Stück nicht mehr aushaltend. Und gleich darauf: „Ja!” Der Rest meiner Motivationsausrufe geht in Gebrabbel und Stöhnen unter. Statt zurückzuschrecken, wie ich es befürchtet habe, erweist sich Paul als gelehriger Schüler und setzt alle meine Tipps sofort in die Tat um. Nur beim geforderten Kuss (auf den Mund!) zögert er, kann mein Grinsen dann aber nicht auf sich beruhen lassen. Irgendwie schaffen wir es, auch seine Unterhose auszuziehen. Nackt pressen wir uns aneinander, unsere Erektionen gemeinsam umschlossen und treiben uns zusammen auf den Höhepunkt zu. Paul erliegt ihm zuerst und ich koste seinen Anblick voll aus, massiere ihn gezielt über die Wellen hinweg, bis er erschöpft gegen mich sinkt. Umständlich verschaffe ich meiner Hand wieder ein wenig Platz und bringe mich selbst bis zum Orgasmus, den warmen Körper meines Freundes umschlungen. „Sorry”, nuschelt Paul, als ich nach einem Taschentuch angel. „Quatsch”, wiegle ich lächelnd ab. „Alles gut.” „Aber-” „Nichts 'Aber'. Es war toll für mich. Für dich etwa nicht?” Er blickt mich so schockiert an, wie ich gehofft hatte. Ablenkung gelungen. „Do-doch! Natürlich!” „Na also.” Ich grinse zufrieden und reiche ihm die Taschentücher, damit wir zusammen die Reste unserer Intermezzos entfernen können. Diesmal schläft Paul aus ganz anderen Gründen völlig erledigt ein. Mein innerer Oger und ich sind begeistert von uns. Primitivität kann also doch manchmal zu etwas gut sein. Mit diesen komischen Gedanken gleite auch ich schnell ins Land der Träume, diesmal ungestört, bis ich von selbst erwache.   ~*~   Zugegeben, ich hätte die ganze Depressionsnummer noch etwas dezenter beschreiben, oder auch die Aussagen von Joshuas Mutter weniger ausformulieren können. Hatte ich auch erst, also alles etwas subtiler. Am Ende fand ich es aber für euch Leser:innen wichtiger, in der Hinsicht wirklich klar und deutlich zu bleiben, auch wenn es technisch gesehen nicht der eleganteste Weg war.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)