Gegensatz und Vorurteil von Ana1993 (- Ehemals Schubladenmagnet -) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Wieder ohne Korrekturlesen, sorry dafür, aber ich hab gerade einen Flow, den will ich nutzen ehe er wieder weg ist ;) lieber 2 Kapitel ohne große Korrekturen und inhaltliche Ausschmückungen, als gar keine Kapitel, denke ich mir.   ~ 12 ~   Joshuas POV   'Holla!', denke ich noch, bevor mein Kopf sich der Achterbahnfahrt zusammen mit dem Rest meines Körpers anschließt. Ich lege meine Hände auf Pauls Seiten, unsicher, ob ich ihn jetzt näher an mich ziehen oder in seinem überraschenden Eifer bremsen soll. Ach, was denke ich da, natürlich schieb ich ihn nicht weg, so sehr mich seine Initiative auch überrumpelt hat. Aber die weichen Lippen an meinen, die gar nicht mehr so schüchterne Zungenspitze, die nach ihrem Gegenpart sucht, sind mehr als nur gute Argumente gegen den gesunden Verstand. Zumindest, bis schräg neben uns ein kurzes, aber vernehmliches Piepsen ertönt. Erschrocken zucken wir auseinander und starren – zu meinem Handy auf dem Tisch. Mit großen Augen sieht Paul zum Handy, zu mir, läuft rot an und ist plötzlich sehr beschäftigt mit den restlichen Zwiebeln. Ich gucke noch für einen Moment auf seinen Rücken und klaube meine mental überfahrenen Überreste zusammen. Eigentlich sollte es an mir sein, einfach weiterzumachen, als sei nichts gewesen und Paul müsste doof Löcher in die Luft starren und sein rasendes Herz wieder unter Kontrolle bringen wollen. Zweifelnd blicke ich zu meinem eigenen Schneidebrettchen mit der halb zerstückelten Paprika. Na hilft ja nichts. Ich seufze, ehe ich mich doch wieder an die Arbeit mache. Gar nicht so einfach, wenn mein Blick immer wieder zu dem Blonden wandert. Unbewusst schabe ich mit den Zähnen über meine Unterlippe und habe sofort wieder seinen süßen Geschmack auf der Zunge. Er macht mich wahnsinnig. Vor allem wahnsinnig unsicher und das ist ein Zustand, der mir eigentlich völlig unbekannt ist. Selbst vor unseren Auftritten mit der Band bin ich vielleicht etwas nervös, aber nie verunsichert. Diese Gefühlsregung ist bei meiner Entstehung vergessen worden! Dachte ich zumindest bislang. Von meinen Gedanken unbehelligt kommt Paul an den Tisch. „Kann ich die schon haben?”, fragt er und deutet auf den Haufen Gemüse. „Ja. Ähm... ich geh mal kurz ins Bad.” Draußen im Flur atme ich einmal tief durch. Die eine Hälfte von mir will sich einfach auf den anderen Jungen schmeißen und dem eigenen Verlangen nachgeben und die andere Hälfte möchte gerne schreiend davonrennen. Warum auch immer. Vielleicht, weil es genau die Reaktion wäre, die ich von Paul erwartet habe, die mich dazu brachte, immer nur vorsichtig um ihn herumzutänzeln, aus Sorge, er würde beim ersten forscheren Schritt Reißaus nehmen. Im kleinen Gästebad angekommen, lasse ich mir kaltes Wasser über die Hände laufen, ehe ich mir eine Ladung direkt ins Gesicht klatsche. Vielleicht bringt das meine verbliebenen grauen Zellen wieder dazu, normal zu arbeiten. Der Typ im Spiegel guckt mich genauso skeptisch an, wie ich mich fühle. Zurück im Flur gucke ich mich neugierig um. Wenn ich schon Zeit schinden will, kann ich auch direkt versuchen, noch etwas über Paul herauszufinden. Die recht kargen, grauen und weißen Wände überraschen mich, hätte ich doch vermutet, dass der kleine Sonnenschein in einem ähnlich bunten und chaotischen Haus wohnt, wie ich selbst. Abwechslung schafft nur eine kleine Anzahl unauffälliger Möbel und wenige Bilderrahmen. Diese betrachte ich näher. Ein Kindergarten-Paulchen grinst mir breit entgegen, die blonden Löckchen in alle Richtungen abstehend, während er vor einem See posiert, sofern Kleinkinder ihre Hampelei als solche betiteln können. Ich muss schmunzeln, wende mich dem nächsten Bild zu. Die bunte, vermutlich nicht selbstgemachte Schultüte ist fast größer als das Kind, was sie trägt. Auch hier strahlt er die Person hinter der Kamera an. Noch ein paar Jahre älter steht er Seite an Seite mit einem Mann mittleren Alters vor einer Bergkulisse. Sein Vater? Möglich, Ähnlichkeit ist da. Ich stutze und gehe mit gerunzelter Stirn die restlichen, wenigen, Fotos durch. Der Mann taucht erneut auf, stärker gealtert, als man es vermuten würde, wenn man Paul als Vergleich nimmt, das Lächeln erreicht die Augen nicht ganz. Weiß der Geier, warum ich es so empfinde. Was ich aber ganz sicher weiß ist, dass auf keinem der Fotos eine Mutter zu sehen ist. Mir wird das Herz schwer. Was wohl passiert sein mag? Nachdenklich lausche ich auf die Geräusche aus der Küche. Das ganze Haus strahlt eine Atmosphäre aus, die ich nicht recht zu greifen weiß. Die kargen Wände wirken trist, die Tapete alt und trostlos. Es ist nicht dreckig oder verwahrlost, mitnichten, aber wirklich heimelig auch nicht. Ob Pauls Familie arm ist? Er kam mir bislang nicht so vor, aber der Eindruck kann ja täuschen. Ich möchte nicht länger herumspionieren und schlage den Weg zurück in die Küche ein. Paulchen steht vor dem Herd, einen großen Löffel in den Händen und betrachtet den vor sich hinblubbernden Topf. War ich etwa so lange weg? Als er mich hört, blickt er jedoch auf und eine bezaubernde Röte legt sich über seine feinen Wangenknochen. So ganz in die Augen schauen mag er mir nicht, aber das Lächeln haut mich beinahe wieder um. Wie einem inneren Zwang folgend stelle ich mich zu ihm, lege meine Arme um seine Taille und ziehe ihn an mich. „Na, Herr Meisterkoch, alles geklappt?”, murmel ich grinsend in seine Haare, unweit des Ohrs. Deutlich kann ich spüren, wie sein ganzer Körper erschauert. Uuh, gefährlich! Mithilfe der ausgezogenen Handschuhe verpasst er mir einen Klaps gegen den Arm. „Als ob das eine Meisterleistung wäre...” Er schnaubt total putzig und windet sich ein wenig. „Hm, stimmt, dafür hätte es mindestens ein Drei-Gänge-Menü sein müssen.” Und ich weiß schon, was ich gerne als Dessert hätte... nein, aus, böser Josh! Paul guckt mich erschrocken aus großen blauen Kugelaugen an, bis er wohl den Witz versteht. Seine Züge verziehen sich schmollend und erneut treffen mich die Handschuhe. „Ich hab bestimmt noch Dosensuppe und Fertigpudding da, wenn der Herr unbedingt drei Gänge möchte.” Entgegen seiner Intention fange ich an zu lachen und knuddel ihn nur noch ein bisschen mehr. Was grummelt er auch so niedlich, selbst Schuld. „Nein, schon okay.” Ich vernasch' einfach dich... irgendwann. Wenn ich meine verfluchte Unsicherheit überwunden habe. Mit einiger Willensanstrengung lasse ich ihn wieder los, nicht ohne mir vorher einen Kuss zu klauen. „Soll ich den Tisch decken?” Schlussendlich decken wir den Tisch gemeinsam und spülen die bisher benutzten Sachen direkt ab.   „Vorsicht, heiß!” Paul stellt den großen Topf zügig in die Mitte des Tisches. „Hmm, sieht gut aus.” Gierig sauge ich den Duft in mich auf. „Hoffentlich schmeckt es auch”, meint er und verteilt die ersten Portionen auf unsere Teller, inklusive einer ordentlichen Menge Reibekäse, ehe er sich auf seinen Platz setzt. „Guten Appetit.” „Dir auch. Ich bin sicher es schmeckt köstlich.” Ich zwinker ihm zu, er hingegen stutzt kurz. Schweigend essen wir die ersten Bissen. „Sag ich doch”, brumme ich genüsslich und stopfe mir die nächste Gabel in den Mund. Die Soße ist wirklich ordentlich gewürzt, wodurch auch das elendige Gemüse wirklich gut ist. Paul sieht mich an und schmunzelt. „Gut, dann kann ich dir ja jetzt guten Gewissens sagen, dass das gar kein Käse ist.” Dabei deutet er auf die perfekte, braune Kruste in der Auflaufform. „Nicht?” Mit hochgezogenen Brauen folge ich seinem Fingerzeig. „Ne, das ist 'ne vegane Alternative.” Sichtlich zufrieden mit sich, nimmt er den nächsten Bissen. „Ach, guck mal an...” Verblüfft darüber, wirklich keinen Unterschied gemerkt zu haben, mustere ich meinen Teller, bevor ich mit den Schultern zucke und weiter esse. Wir verputzen beinahe das komplette Chili. Pappsatt streiche ich mir über den Bauch und frage mich gleichzeitig, wo der Zwerg seine Ration hingesteckt hat, wenn ich mich schon fühle, als würde ich jeden Moment platzen. Auf die gute Art. „Vielleicht ganz gut, wenn es keinen Nachtisch gibt, sonst müsstest du mich nachher vor die Tür rollen. Wenn ich dann noch durchpasse.” Sein Lachen ist Musik in meinen Ohren und erinnert mich wieder an das absurde Bild eines pausbäckigen Engels. „Keine Chance, ich würde dich einfach hier sitzen lassen.” „Ey, du wirst ganz schön frech.” Ich grinse. „Und rot.” Paul schnaubt nur als Antwort. So sitzen wir, in angenehmen Schweigen, eine Weile beieinander. Irgendwann erhebt der Blonde sich und ich helfe ihm die Küche in Ordnung zu bringen. „Sollen wir in mein Zimmer gehen?”, fragt er anschließend. „Da ist es gemütlicher. Glaube ich.” „Klar.” Neugierig folge ich ihm den Flur weiter entlang, an einer Treppe vorbei. Ich hätte irgendwie erwartet, dass sein Zimmer oben liegt, doch scheinbar habe ich mich getäuscht. Unser Ziel ist eine Tür, die ich eigentlich dem Wohnzimmer zugeordnet hätte, rein von der Aufteilung des Hauses her. Im Türrahmen bleibe ich kurz stehen. Die Frage, ob Pauls Familie wenig Geld hat, hat sich hiermit wohl erledigt. Also, entweder das, oder alles Geld sammelt sich in diesem einen Raum. Ich habe nicht viel Ahnung von Technik, aber es reicht um zu erkennen, dass hier ein kleines Vermögen herumsteht. Von dem uralten Sofa mal abgesehen, dessen Stoff schon durchgesessen ist, wirkt alles neu. Gleich mehrere Bildschirme stehen auf dem Schreibtisch, davor ein teuer aussehender Drehstuhl, an der Wand gegenüber dem Sofa thront ein großer Flachbildfernseher und eine der Spielkonsolen kenne ich von meinem kleinen Bruder. In einer Ecke steht ein breites Jugendbett mit dunkelblauen Bezügen. Die Wände sind ebenfalls in blau und grün gehalten, dort, wo sie nicht von Postern oder Schränken verdeckt sind. Auf einem Regalbrett, das sich über Kopfhöhe an fast der gesamten Wandlänge entlangzieht, stehen lauter Figuren, teils noch in der Verpackung, und nach Sammlerstücken aussehende „Äh... setz dich”, sagt Paul und deutet unbeholfen auf das gepolsterte Sitzmöbelstück. Er selbst verschwindet kurz und kommt mit unseren Gläsern und einer Flasche Wasser wieder, die er auf einem kleinen Tisch abstellt. „Wow. Dein Zimmer ist... anders.” Ich merke erst, dass ich laut gesprochen habe, als er mich erschrocken ansieht. „Ähm, also nicht schlecht nur-” Ich unterbreche mich lieber selbst. Der Jüngere weicht meinem Blick aus, füllt stattdessen die Gläser neu. „An Paps und mir ist leider kein Innenarchitekt verloren gegangen”, sagt er entschuldigend. Na super, das Fettnäpfchen habe ich per Arschbombe mitgenommen. Typisch. Ich greife nach dem Saum seines Shirts und ziehe ihn sanft zu mir, bis er mir wieder in die Augen sieht. „Sorry, so war das nicht gemeint. Kann ja nicht jedes Haus so chaotisch sein wie unseres”, versuche ich schief grinsend die Situation noch zu retten. „Chaotisch, ja?”, geht er auf meinen Ablenkungsversuch ein. „Und wie! Villa Kunterbunt trifft auf Wacken Open Air. Ein bisschen Hippie ist auch mit dabei.” „Klingt spannend.” Nun lächelt er auch wieder, das Funkeln kehrt in seine Augen zurück. „Nur, wenn man es nicht gewohnt ist. Du darfst es dir gerne mal angucken.” Am besten an einem Tag, wo der Rest der Familie nicht anwesend ist. Erneut zupfe ich an seinem Shirt, bis er sich neben mich sinken lässt. Im letzten Moment packe ich ihn jedoch an den Hüften und ziehe ihn seitlich auf meinen Schoß, ohne die Hände anschließend wieder wegzunehmen. „Huch!” Erschrocken greift Paul nach meinen Schultern. Unsere Gesichter sind sich mit einem Mal ganz nahe, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Keiner rührt sich. Soll ich? Ach, Scheiß drauf. Ich überbrücke die letzten Zentimeter, sehe noch, wie sich seine Lider schließen. Der Kuss beginnt zahm, beinahe schüchtern schmusen unsere Lippen gegeneinander. Pauls Hände verirren sich in meinen Nacken, der leichte Druck meines Haargummis weicht und die langen Strähnen fallen mir frei um die Schultern. Eigentlich hasse ich es, wenn mir jemand an die Frisur geht, doch als sich die schmalen Finger durch meine Haare wühlen, seufze ich nur genüsslich. Die Chance bleibt nicht ungenutzt, eine vorwitzige Zungenspitze schiebt sich zwischen meine Lippen und ein leidenschaftlicher Kampf entspinnt sich. Meine eigenen Hände machen sich selbstständig und streichen über seine Seiten, ertasten den schlanken Torso und sehnen sich nach der Berührung nackter Haut. Ich bin von unserem Kuss abgelenkt, doch irgendwann gelingt es mir, unter sein Shirt zu schlüpfen. Der Hautkontakt lässt und beide leise keuchen. Auch hier ist er warm und weich, auf seine Art. Ich erkunde seinen unteren Rücken, seine Flanken. Vorsichtig taste ich mich weiter nach oben, doch als ich an seinem Brustkorb ankomme, verspannt Paul sich und greift mit einer Hand nach meinem Handgelenk. Er weicht ein Stück zurück und blickt mich unsicher an. „Ich- Ich weiß nicht-” „Shh... Alles gut.” Langsam ziehe ich meine Hände zurück und lege sie gesittet zurück auf den Stoff, in ungefährliche Bereiche. Ich beuge mich vor und als er nicht ausweicht, küsse ich ihn kurz auf den geschlossenen Mund. „Du bestimmst das Tempo. Mehr als kuscheln wollte ich eh nicht.” Leicht zweifelnd verzieht er das Gesicht. „Wirklich!”, versichere ich, auch wenn mir bewusst ist, dass er wohl spüren kann, wie mein verräterischer Körper dazu steht. Kurzentschlossen ziehe ich ihn vollständig an mich, auch wenn ich mich kurz zurechtrücken muss. Die Arme um ihn gelegt, sodass ich ganz harmlos seinen Rücken kraulen kann, den blonden Schopf in meiner Halsbeuge abgelegt findet er sich wieder. „Oder ist dir das zuviel?” Bei dem Gedanken löse ich meinen Griff wieder, doch Paul schüttelt den Kopf, was ein bisschen kitzelt, und schmiegt sich vertrauensselig an mich. „Nein, kuscheln ist toll.” Die mühsam versteckte Sehnsucht in seiner Stimme bricht mir beinahe das Herz. Zum Glück stimmt meine Aussage tatsächlich. Mit Paulchen reicht mir züchtiges Schmusen völlig. Ihn im Arm zu halten und zärtlich den schlanken Rücken entlangzustreichen ist schon mehr, als ich mir vor kurzem noch zu hoffen gewagt hätte. „Bin ich dir nicht zu schwer?”, kommt es nach einiger Zeit leise und eine Spur widerwillig von ihm. „Nein, alles gut”, versichere ich, ebenso leise. „Hm... soll ich den Fernseher anmachen?” „Nur, wenn du willst.” „Hm... ne.” Ich grinse blöd vor mich hin, froh, dass er sich genauso wenig bewegen will, wie ich. Irgendwann fangen wir doch an, uns leise zu unterhalten und auch das TV-Gerät blubbert leise im Hintergrund. Doch mehr als ein bisschen Knutschen und Schmusen passiert nicht mehr, bis ich mich spät Abends auf den Heimweg mache. Aber traurig bin ich darüber nicht, im Gegenteil, ich fühle mich so aufgedreht und gleichzeitig so zufrieden und in mir ruhend, wie lange nicht mehr. Tja, das dumme, verliebte Grinsen ist jetzt wohl in meinem Gesicht festgemeißelt. Pech für meine Mitmenschen, ich schwebe glücklich auf Wolke Sieben.   ~*~   Das nächste Kapitel ist ebenfalls fast fertig und es sieht aus, als habe ich meine Schreibblockade zumindest vorerst überwunden. Ich liebe die beiden Jungs, umso schlimmer ist es für mich, wenn ich vor den geöffneten Texten sitze und einfach gar nichts zustande bringe :/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)