Verzockt von Niomie ================================================================================ Kapitel 15: Allein ------------------ Akihitos Augenlider fühlten sich ungewohnt schwer an, als er das nächste Mal erwachte. Er war nicht überrascht Pauls roten Haarschopf direkt neben sich zu erblicken, als er sich vorsichtig herumdrehte um zu sehen wer mit ihm in dem großen Bett lag. Der Andere musste eingeschlafen sein, nachdem er dem Fotografen das Beruhigungsmittel verabreicht hatte. Erst jetzt fiel dem Fotografen auf das er den Rothaarigen nie zuvor so entspannt und verletzlich gesehen hatte. Schlaf hatte seine ganz eigene Magie, wie der Japaner fand. So beherrscht man auch wirkte, wenn man seine Züge kontrollierte, so weich wurden sie wenn man schlief. Auch Asami war ein anderer wenn er sich dem Schlaf hingab. Es hatte Akihito immer wieder berührt zu wissen das der Yakuza nur ihm dieses Gesicht zeigte. Ein bitteres Gefühl durchzog den eben noch entspannten Körper des Fotografen. Es hatte nur ihm gehört, doch das war vorbei. Nie wieder würde er den Yakuza beim schlafen beobachten. Wenn er sich nicht all zu sehr in der Zeit vertat, und das war durchaus möglich, Eury hatte ihm erklärt das er sich etwa zwei Monate vergangen waren seitdem Firas ihn verraten hatte, doch genauso hätte der Japaner ihm auch geglaubt wenn ihm gesagt worden wäre das mittlerweile schon ein ganzes Jahr vergangen wäre, war Asami bereits beerdigt. Irgendjemand hatte seinen Yakuza zu Grabe getragen und seine Knochen der Erde übergeben. Nachdenklich starrte Akihito auf seine Hände die wieder zu zittern begonnen hatten. Er erinnerte sich daran wie er vor Wut gezittert hatte, als er das Penthouse verlassen hatte um nach Abu Dhabi zu reisen. Damals hatte er sich nicht von Asami verabschiedet. Ein trockenes Schluchzen kämpfte sich durch die verkrampfte Kehle des Fotografen und nahm ihm die Möglichkeit zum Atmen. Hilflos schlang der Japaner seine Arme um sich, versuchte sich so den Halt zu geben den er gerade brauchte. Doch es reichte nicht. Das Zittern seines Körpers wurde immer stärker, während seine Lungen mittlerweile spürbar protestierten. Verzweifelt japste Akihito nach Luft, welche es jedoch nicht durch seinen Hals schaffte. Sein Blick begann erneut zu verschwimmen, als sich mit einem Mal starke Arme um ihn schlangen und ihn an einen größeren Körper drückten. Erschrocken starrte Akihito auf den weißen Stoff der ihn umgab. Er wusste sofort wer ihn hielt. Es gab nur einen der dieses Schlafzimmer einfach so betreten würde. Anscheinend hatte er es doch geschafft einen Laut von sich zu geben, denn auch Paul begann sich jetzt zu regen. Im Gegensatz zu Akihito sah er allerdings nicht besonders erschrocken aus. Ohne zu zögern näherte sich der Rotschopf dem Älteren, blieb jedoch im letzten Moment respektvoll eine Hand breit vor ihm sitzen. Wie von selbst senkte sich der Blick aus den grünen Augen. Endlich löste sich der Kloß in Akihitos Hals und er rang gierig nach Luft. Nur am Rande nahm er wahr wie die Hand des Prinzen über seinen Rücken strich. Erst als er sich sicher war wieder ausreichend Luft zu bekommen, rutschte er vorsichtig von Ajahns Schoß. Noch immer gefangen in seinen eigenen Gefühlen, griff Akihito nach Paul, der sich auch jetzt noch nicht traute den Prinzen zu berühren und schob diesen in die warme Umarmung, in der er sich gerade noch befunden hatte. Ein gequältes Lächeln schlich sich auf die Züge des Japaners, als er sah wie Paul auf den Schoß gezogen wurde. „Du bist wirklich erstaunlich, Akihito.“ Fragend sah der Japaner in die beinahe schwarzen Augen Ajahns. „Eigentlich habe ich dich hier her bringen lassen um dir etwas Gutes zu tun. Stattdessen bist du derjenige der mir etwas gibt.“ Müde strich sich Akihito durchs Gesicht und versuchte sich eine besonders hartnäckige Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen. Vollkommen zusammenhangslos dachte er darüber nach wann er wohl das letzte Mal beim Friseur gewesen war. Dann begriff er was der Ältere gerade gesagt hatte. „Was gutes?“ Erschrocken über seine eigene Stimme die vielmehr ein Krächzen war, zuckte der Japaner erneut zusammen. „Ja, ich habe mich lange mit Jefim und auch Eury unterhalten. Dich werde ich wohl nie so ganz verstehen, besonders nicht wie du es geschafft hast ein eiskaltes Herz wie das Eurys zu erwärmen, doch ich habe in den letzten Tagen begriffen dass es so wie es gerade ist, nicht weiter gehen kann. Das meine ich übrigens nicht nur weil Eury mir angedroht hat alle geschäftlichen Verbindungen nach Russland zu kappen, wenn ich nicht sofort deinen Vertrag rausrücke.“ Ein leises Lachen kam über die Lippen des Fotografen. Er kannte den Russen nur zu gut um zu wissen wie kompromisslos dieses werden konnte, wenn er irgendetwas wirklich wollte. Doch das Jefim in dieser Sache so hinter seinem Sohn gestanden hatte, das überraschte ihn dann doch etwas. Immerhin schien das Albatof-Kartell ja nicht schlecht in Abu Dhabi zu verdienen. „Und was haben sie jetzt mit mir vor?“ „Den ersten Schritt scheint ihr beiden ja schon gemacht zu haben. Eigentlich hatte ich ja gedacht das du länger schläfst, deshalb hatte ich ja auch Paul zu dir geschickt, damit er auf dich aufpasst. Eure Aussprache sollte eigentlich an einem sehr viel gemütlicheren Ort stattfinden. Deshalb war ich so frei den Hammam Bereich des Anantara zu buchen.“ Irritiert versuchte Akihito den Worten zu folgen, doch er hatte das Gefühl das nicht nur die Medikamente gerade dafür sorgten das er auf dem Schlauch stand. Im Gegensatz zu ihm schien Paul jedoch sofort zu verstehen wovon der Prinz sprach. Mit einem aufgeregten Quietscher rutschte er von Ajahns Schoß. „Der komplette Hammam?“ Lächelnd nickte der Ältere. Deutlich konnte man sehen wie er einen Moment lang mit sich kämpfte, doch dann hob seine Hand und versenkte sie in den leuchtend roten Haaren. „Die anderen Jungen warten schon im Bus auf euch. Der Hammam ist für den gesamten Nachmittag gebucht, da Eury darauf bestanden hat, das Akihito nicht zu spät zu ihm zurückkehrt und ich davon ausgegangen bin das ihr heute Abend noch zusammen Essen wollt.“ Die giftgrünen Augen Pauls leuchteten bei diesen Worten auf. Hastig griff er nach der Hand des Japaners und zog ihn aus dem Bett. Akihito hatte noch nicht ganz sein Gleichgewicht gefunden, als sich der Rothaarige noch einmal zum Prinzen herumdrehte. „Kommt ihr mit?“ Erwartungsvoll sah der Rothaarige zum Älteren auf, während er seine Finger nervös in der Haut des Japaners versenkte. Sanft schüttelte Ajahn den Kopf. „Ich habe leider noch weitere Termine, werde aber heute Nachmittag auf euch treffen und auch beim Essen dabei sein.“ Nur kurz schluckte Paul, doch dann fing er sich wieder. „Dann freue ich mich auf heute Nachmittag.“ Ein Lächeln schlich sich auf die ernsten Züge des Prinzen, während Paul den Japaner hinter sich her aus dem Zimmer zog. Zögernd folgte Akihito den anderen fünf durch die opulente Lobby. Er war noch immer, oder wohl eher schon wieder, benommen, nachdem ihm Paul eine weitere seiner Tabletten gegeben hatte. Diesmal hatte dieser jedoch darauf bestanden das der Fotograf nur eine halbe bekam, trotzdem hatte Akihito das Gefühl alles nur noch durch eine dicke Watteschicht wahr zu nehmen. Dennoch bekam er mit wie sich ein Mann vom Empfang löste und ihnen den Weg zu den Aufzügen zeigte. Anscheinend hatte Ajahn sie ankündigen lassen, denn niemand fragte sie wo sie hin wollten. Die Türen vor ihnen schienen sich beinahe von selbst zu öffnen, und während die anderen Fünf immer aufgeregter wurden, bemerkte der Fotograf wie auch er immer unruhiger wurde. Allerdings war es bei ihm keine Vorfreude. Im Wagen hatte Andrej sich endlich erbarmt und dem Japaner erklärt was genau ein Hammam war. Allein der Gedanke sich einem anderen Mann nackt zu präsentieren ließ Akihito vor Angst beinahe erstarren und trotzdem folgte er den Anderen. Erst als eine Hand sachte an seinem Shirt zog, bemerkte der Fotograf dass sie in einer Ankleide angekommen waren. Fragend wanderte sein Blick durch den Raum, bis er begriff was gerade von ihm erwartet wurde. Grüne Augen hatten sich auf das alles andere, als entspannte Gesicht Akihitos gerichtet. Aufmerksam beobachtete Paul jede Reaktion des Japaners, als dieser mechanisch begann sich auszuziehen. Rote Striemen auf seinem Rücken, sowie Bissabdrücke auf seinem gesamten Körper kamen zum Vorschein. Je mehr nackte Haut zum Vorschein kam umso ruhiger wurden die Jungen. Es dauerte eine ganze Weile bis der Rothaarige sich schließlich überwand „Akihito, sind die Striemen von…“ Obwohl Paul es wissen wollte, traute er sich dennoch nicht seinen Satz zu Ende zu bringen. Der einzige der nicht auf die Male auf dem Körper des Fotografen achtete war Leo. Er hatte nur einen kurzen Blick auf Akihito geworfen und sich dann selber weiter ausgezogen. Erst als keine Antwort von dem Japaner kam, drehte er sich wieder zu ihm herum. Sanft griff er nach der Hand des Anderen und strich zärtlich über die malträtierte Haut auf dem Rücken. „Die hier sind neu, Paul. Sie können nichts mit dir zu tun haben. Bei dem Ruf der dem Russen vorauseilt würde ich vermuten das Eury dafür verantwortlich ist.“ Fragend sah der Rothaarige in die leicht abwesenden blauen Augen Akihitos, der es jetzt tatsächlich schaffte zu nicken. Jetzt endlich wagte es auch Paul sachte über den Rücken des Japaners zu streichen. „Aber warum? Ich dachte das es Akihito bei ihm gut haben wird.“ Ein kaltes Lachen kam von den Lippen des Jüngeren, der gerade dem Japaner aus seinen Klamotten half. „Was man so über dich hört, sollte eigentlich dafür sprechen das du dich mit so etwas auskennst. Immerhin hat man dich ja auch erzogen um mit Männern zu ficken. Doch vielleicht erwarte ich ja zu viel und so ein verhätscheltes Vögelchen wie du ist nie mit so etwas konfrontiert worden-“ „Leo.“ Akihitos Stimme war nur leise, trotzdem verstummte der Andere sofort. Fragend sah er den Japaner an, der noch immer ziemlich abwesend wirkte. „Lass es. Paul kann dich nicht verstehen, genauso wenig wie du ihn verstehst. Es geht hier auch nicht darum zu klären wer es schlechter hatte in den letzten Jahren.“ Betreten senkte der Jüngere den Kopf und starrte auf den Boden zu seinen Füßen. Entschuldigend strich der Japaner über die weichen Haare Leos. „Du musst dir um mich keine Gedanken machen, Paul. Eury würde mir niemals Schaden zufügen. Alles was du auf meiner Haut siehst, geschah mit meinem Einverständnis.“ Der Rothaarige schluckte, während er ein weiteres Mal seinen Blick über den Japaner schweifen ließ. Mühsam zwang sich Akihito ein Lächeln auf die Lippen, und hoffte das es nicht ganz so unecht aussah wie es sich gerade anfühlte. „Doch jetzt bin ich neugierig auf dieses Hammam. Lasst uns reingehen.“ Paul zögerte kurz, er konnte spüren das die Fröhlichkeit Akihitos nur aufgesetzt war, doch wusste er nicht warum der Japaner ihm etwas vorspielen sollte. So gab er sich schließlich geschlagen und führte ihre kleine Gruppe in einen großen Raum. Da er dem Fotografen dabei den Rücken zukehrte, bekam er nicht mit wie Akihito langsam zurückfiel. Er sah auch nicht wie Leo den Japaner mit einem besorgten Blick musterte. Wie schon zuvor wurden sie bereits erwartet. Auf einem Podium aus Marmor standen bereits kleine Karaffen und sonstige Utensilien zur Reinigung bereit. Doch Akihito nahm nichts einladendes an diesem Raum wahr. Er sah nur die sechs Männer die vor ihnen standen. Zwar lächelten sie, doch in seinem Kopf nahmen ihre Züge andere Formen an. Sie veränderten sich so weit das sie aussahen wie seine Peiniger. Nur mühsam gelang es ihm das trockene Schluchzen in seinem Hals herunterzuwürgen. Niemand sonst schien zu bemerken wie der Japaner anfing zu zittern, während einer nach dem anderen seinen Bademantel ablegte und unter der Dusche verschwand. Deutlich sah der Fotograf wie die Jungen die gründliche Reinigung genossen und versuchte schon beinahe verzweifelt sich zu entspannen. Doch immer wieder kamen die Bilder in seinem Kopf zurück, fühlte er den alles zerreißenden Schmerz in sich. Erschrocken zuckte er zusammen, als eine warme Hand ihn an seiner Schulter berührte. Warme braune Augen sahen ihn fragend an. Er musste auch was gesagt haben, doch Akihito konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Doch es lag auf der Hand was der Mann von ihm wollte und so ließ sich schließlich auch der Japaner unter die Dusche führen. Es half ein wenig das der Tellak ihn schnell und professionell abspülte, ohne ihn unnötig zu berühren. Da Akihito wusste wie sehr die anderen sich darauf gefreut hatten hier zu sein, biss er die Zähne zusammen und schaffte es sogar ein gequältes Lächeln auf seine Züge zu zwingen als er endlich die Dusche verlassen konnte. Er schaffte es sogar sich etwas zu entspannen als sie sich alle gemeinsam in ein Dampfbad setzten. Doch das änderte sich sofort wieder als ein wahrer Riese den Raum betrat um ihnen ihr Peeling zu reichen. Während sich die anderen Gegenseitig einrieben, zog sich der Japaner vorsichtig in die Ecke zurück und machte es bei sich selber. Deutlich konnte er dabei die Blicke Leos und Pauls auf sich spüren, doch er wusste das er es nicht ertragen hätte die Hände eines Anderen auf sich zu spüren, egal wie gut sie es mit ihm meinten. Das schlimme war, es war Akihito bewusst wie irrational er sich gerade verhielt. Sein Verstand wusste das ihm hier keine Gefahr drohte, dass ihm Ajahn mit dieser Aktion hier eine Freude hatte machen wollen. Gleichzeitig hatte er ihm die Möglichkeit gegeben noch etwas Zeit mit den Jungen zu verbringen. Immer wieder führte sich der Fotograf vor Augen das der ganze Nachmittag eigentlich ein großes Geschenk war. Eigentlich. Denn auch wenn er es liebte sich richtig verwöhnen zu lassen, konnte er es diesmal nicht wirklich genießen. Nur mühsam schaffte Akihito es ein Zittern zu unterdrücken als er den anderen zurück zu dem Raum mit dem Marmorpodest folgte. Wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank versuchte er seinen keuchenden Atem unter Kontrolle zu behalten, während er zusah wie sich einer nach dem andern auf den warmen Marmor ausstreckte. Schon bald waren sie alle von einer riesigen Wolke aus Schaum bedeckt und rutschten über den glatten Stein hin und her. Kundige Hände bewegten sich fachmännisch über Akihitos Haut und befreiten sie so von Hautschuppen. Es war angenehm und doch war es auch die Hölle. Zu seinem Glück sagte der Tellak jedoch nichts, als er den Japaner von den Schaummassen befreite und dann seine Gänsehaut sah. Wortlos spülte er den vollkommen verkrampften Körper mit angenehm warmen Wasser ab und führte den erschöpften Fotografen anschließend in einen kleinen Raum mit einer Liege. Mit einer Handbewegung gab er dem Japaner zu verstehen das dieser sich schon mal hinlegen sollte, was dieser auch ergeben tat. Akihito hatte keine Kraft mehr um Angst zu haben. Die vorrangegangene Behandlung hatte ihn alles gekostet was er an Energie und Selbstbeherrschung hatte aufbringen können. Auch wenn seine Haut sich jetzt wie Seide anfühlte und er die Mischung aus hochwertigen ätherischen Ölen riechen konnte, mit denen man ihn eingerieben hatte, so konnte er doch nicht aus dem zerstörerischen Kreislauf ausbrechen der sich in seinem Kopf festgesetzt hatte. Immer wieder wartete er darauf das die angenehmen Momente endeten und der Schmerz wieder begann. Denn eines hatte er nur zu gut gelernt. Es gab keine Sicherheit mehr für ihn. Nicht mehr. Asami war tot. Gestorben als er nicht da war. Er hatte noch nicht einmal Abschied nehmen können. Bei diesem Gedanken bäumte sich alles in seinem Inneren auf. Er hätte sich verabschieden können, doch sein verletzter Stolz hatte es nicht zugelassen. Voller Wut hatte er das Penthouse verlassen und die Tür hinter sich ins Schloss geschmissen. Nicht ahnend das er nie wieder würde dorthin zurückkehren können. Jemand der mächtig genug war den heimlichen Herrscher Tokios zu töten würde auch ihn einfach vernichten können. Wobei das wahrscheinlich noch nicht einmal das schlimmste wäre, was man ihm antun könnte. Auch wenn Asami nie damit hausieren gegangen war, was ihn mit Akihito verband, wusste mittlerweile doch jeder das er unter dem Schutz des goldäugigen Yakuzas gestanden hatte. Das war jetzt nach seinem Tod so gut wie eine Einladung für jeden der sich profilieren wollte. Er war so in seinen Gedanken gefangen, dass er gar nicht bemerkte wie ein vorgewärmtes Handtuch über ihn gelegt wurde und der Tellak den Raum verließ. Auch das kurz vor seinem Zimmer gesprochen wurde, bemerkte er nicht. Und selbst wenn, es war keine Sprache die er verstand. Umso überraschter war der Fotograf als kleine zierliche Hände über seinen vollkommen verspannten Rücken glitten um die Muskulatur zu lösen. Er brauchte einen Moment um zu bemerken das eine Frau zu ihm gekommen war. Fragend richtete Akihito seinen Blick auf die Masseurin, die jetzt neben seiner Liege stand. Sie hatte Räucherstäbchen entzündet und das Licht gedämpft, so das jetzt eine leicht schummrige Atmosphäre im Raum herrschte. Doch Akihito verstand nicht wirklich was sie hier gerade tat, wusste er doch das in einem streng muslimischen Staat wie Abu Dhabi Männer und Frauen normalerweise streng voneinander getrennt wurden. Besonders bei so etwas intimen wie Wellness. Die Frau lächelte ihn jedoch nur leicht an und fuhr dann mit ihrem tun fort. Warme Steine wurden auf Akihitos Körper verteilt. Jeder von ihnen hatte ein anderes Gewicht. Waren die Steine zwischen seinen Zehen noch winzig, konnte er jeden einzelnen von ihnen auf seinem Rücken spüren. Sie zogen eine angenehm warme Spur über seine Wirbelsäule und schienen ihn unter sich zu begraben. Für einen kurzen Moment hatte der Fotograf das Gefühl als würde Eury sich über ihn schieben und ihn mit seinem tröstlich vertrauten Gewicht völlig bedecken. Ein leises wimmern entkam seiner Kehle als sich die kundigen Hände der Masseurin in seine völlig verkrampfte Muskulatur vergruben. Die anschließende Behandlung war so schmerzhaft wie entspannend sie war. Dabei konnte der Japaner sich nicht wirklich entscheiden ob sie trotz der Schmerzen oder gerade deshalb so gut war. Auf jeden Fall fühlte er sich ein wenig besser, als das Licht schließlich wieder heller wurde. Sofort verschwand die Frau aus dem Raum und der Tellak tauchte wieder auf. Vorsichtig half er dem Fotografen von der Liege herunter und hüllte ihn danach in einen weichen Bademantel und geleitete ihn zu den anderen zurück. Vollkommen erschöpft ließ sich der Japaner auf eine Liege neben Leo gleiten und nahm dankend ein Glas süßen Tee entgegen. So müde wie gerade hatte er sich noch nie zuvor gefühlt. Gefangen in dem Zwiespalt zwischen Trauer und Wohlbefinden gab er es schließlich auf und trank das süße Gebräu in seinen Händen. Er wusste das er sich eigentlich Gedanken über seine Zukunft machen sollte. Konnte es jedoch nicht. Wenn er daran dachte wie er ohne Asami weiter leben würde, wurde der Schmerz in seinem Inneren so atemberaubend das er das Gefühl hatte daran zu ersticken. Doch auch die Flucht in die Vergangenheit war ihm verwehrt. Das einzige was er sah war sein Widerstand gegen den Yakuza. Wie er an ihrem letzten gemeinsamen Morgen die Kaffeetasse an die Wand schmetterte, wie er ihn anschrie und schließlich ohne ein Wort gegangen war. Was hatte er einst diesem mächtigen Mann angedroht? Er wolle ein wirklich belastendes Foto von ihm machen und ihn an die Presse verkaufen. Worte die er im Zorn gesprochen hatte und die ihm jetzt vollkommen hohl vorkamen. Lächerlich. Wie hatte er sich damals noch so unbesiegbar gefühlt. Ein bitteres Lachen kämpfte sich seine Kehle hoch. Wenn er eines nach all dieser Zeit gelernt hatte, dann das niemand unbesiegbar war. Noch nicht einmal Asami. Doch vielleicht würde sich ja Eury mit der Hülle die von ihm übrig geblieben war, zufrieden geben. Er wusste das der Russe besseres verdient hatte als das, doch mehr hatte er nicht mehr zu geben. Nach all dem was er durchgestanden hatte, war einfach nicht mehr von ihm übrig. Fast hatte der Fotograf das Gefühl sich aufzulösen, obwohl er doch hier auf der Liege lag und den leisen Gesprächen der Anderen folgte. Doch irgendwie schien das alles nicht ihn zu betreffen. Trotz der Wärme die ihn umgab wurde sein Körper kalt und taub. Ohne es zu bemerken lösten sich seine Finger von dem Glas, welches sie hielten. Jemand musste es neu aufgefüllt haben, denn während er beobachtete wie es fiel, sah er wie sich rote Tropfen aus der Flüssigkeit lösten und durch die Luft schwebten. Wie Rubine hoben sie sich von dem weißen Stoff ab, bevor sie zusammen mit dem Glas und dem Rest der heißen Flüssigkeit auf ihm landeten. Er gab keinen Laut von sich als die Hitze ihn traf. Akihito spürte sie gar nicht, nur kurz schien ihm wärmer zu werden. Doch gleich darauf verging die Wärme und machte wieder der Kälte Platz. Vollkommen apathisch beobachtete er wie die Anderen in Panik ausbrachen und Leo hektisch die heiße Flüssigkeit von ihm herunter wischte. Im Hintergrund konnte Akihito hören wie das Glas zu Boden fiel und dort zerbrach. Er wollte ihnen etwas beruhigendes sagen, doch es kam kein Laut über seine Lippen. So sah er nur zu wie Paul mit Eis zu ihm kam um die gerötete Haut zu kühlen, während Bedienstete auftauchten um den Raum rund um Akihito wieder zu säubern. Er erwachte nur kurz aus seiner Starre als ein vertrauter blonder Bürstenhaarschnitt mit einem schwarzen Anzug in seinem Blickfeld auftauchte. Hände die ihm nur zu bekannt waren griffen nach ihm und schüttelten ihn durch, während akzentfreies japanisch über ihn hinwegfloss. Noch bevor er selber begriff was er tat, warf der Fotograf seine Arme um den breiten Nacken und presste seine Nase in den so bekannten schwarzen Stoff. Wie oft hatte er sich schon in diesen Anzug gekrallt, die Muskeln darunter gespürt, wenn der Yakuza wieder einmal seinen Leibwächter hinter ihm hergeschickt hatte. Gefühlte tausend Male hatte er Suoh schon fluchen gehört, wenn er wieder einmal in einer zu engen Nische verschwunden war und ihn so abgehängt hatte. Was würde er nicht dafür geben dieses Spiel nur noch einmal mit ihm spielen zu können. Immer fester wurde sein Griff, während sich die Fingernägel schmerzhaft in die helle Haut gruben. Deutlich konnte der Leibwächter spüren wie Akihito begann zu hyperventilieren und auch wenn er auf viele so gefühlvoll wie ein Stein wirkte, konnte er in diesem Moment durchaus nachvollziehen was in dem kleineren Japaner vor sich ging. Erstaunlich zärtlich umfasste er die zarte Gestalt in seinen Armen und presste sie an sich um ihr den Halt zu geben den sie so dringen brauchte. Er ließ Akihito keine Sekunde los, auch nicht als jede Spannung aus dem Jüngeren wich und er bewusstlos zusammensackte. Ohne ein Wort zu sagen, erhob er sich mit Akihito auf dem Arm und trug ihn aus dem Hammam. Nur kurz blieb er vor dem Prinzen, der mit ihm hier her gekommen war, stehen und verneigte sich leicht. Sanft verlagerte er das Gewicht auf seinen Armen und machte sich dann mit Akihito auf den Weg das Land zu verlassen das sie nie hatten bereisen wollen. Und doch waren sie hier her gekommen, auf den Wunsch und Befehl eines Mannes dem sie beide wohl bis ans Ende der Welt gefolgt wären. 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