Verzockt von Niomie ================================================================================ Kapitel 11: Neue Erkenntnisse ----------------------------- „Hey Kleiner, aufwachen.“ Müde öffnete Majid die Augen und gähnte ausgiebig. Wie eine Katze streckte er sich, bevor er den Kopf hob und bemerkte das sie nicht mehr in der Limousine waren. Stattdessen lag er auf einem Bett. Errötend bemerkte der Jüngere das er wieder vollkommen nackt war, da Alexei sein Jackett jetzt selber trug. Zumindest eine Decke gab ihm etwas Privatsphäre. Erst als sich der Größere zu seinem Koffer bückte, begriff Majid das sie in einem Hotelzimmer waren. Sofort lief ihm ein Schauder über den Rücken und es bildete sich eine Gänsehaut. Der Raum sah nicht so aus als wären sie in einer billigen Absteige. Der Kleinere kannte Luxus und war davon fast sein ganzes Leben umgeben gewesen, wenngleich ihm auch nie etwas davon gehört hatte. Noch nicht einmal sein eigenes Leben. Auch wenn das Zimmer relativ klein war, schrie doch alles geradezu nach Luxus und Geld. So leise es ging raffte Majid so viel von der Decke um sich und zog sich ans Kopfende des Bettes zurück. Ihm war nur zu klar, dass niemand ihm hier helfen würde, wenn er begann zu schreien. Trotzdem wollte er sich nicht einfach so ergeben. Obwohl der Russe bisher sehr nett auf ihn gewirkt hatte, so wusste er doch das der erste Eindruck nur zu oft täuschte. Tränen bildeten sich in seinen Augen, während seine Hände sich zu schmalen Fäusten ballten. Beinahe hätte er resigniert aufgeschluchzt als sein Blick über den muskulösen Körper des Älteren wanderte. Zwar waren die Hüften des Russen schmal, doch allein seine Oberarme hatten einen größeren Durchmesser als seine Oberschenkel. Es stand für Majid außer Frage wer den wahrscheinlich kommenden Konflikt gewinnen würde. Alexei bekam von den Gedanken des Jüngeren nichts mit, während er in seinem Koffer nach frischen Sachen suchte. Da er wusste wie schnell Eury wahrscheinlich wieder abreisen würde, hatte er sich nicht die Mühe gemacht alles auszupacken. In den Schränken hingen jetzt nur die Hemden und Anzüge, die nicht knittern durften. Endlich hatte er gefunden was er suchte und drehte sich damit zu dem Jüngeren um. Stirnrunzelnd sah der Russe auf die zitternde Gestalt in seinem Bett. Er brauchte einen Moment bis er begriff was in dem Kleinen vorging. Mit einem Seufzen setzte er sich auf die Bettkante und hielt dem Jüngeren die Jogginghose und das Shirt hin. „Du hast vor mir nichts zu befürchten. Du warst im Auto so fest eingeschlafen das ich dich nicht wecken wollte. Deshalb habe ich dich hoch getragen. Jetzt halte ich es allerdings für besser, du duscht dich kurz und ziehst dir etwas an. Mein Boss will dich nämlich sehen und er gehört nicht gerade zu den geduldigsten Menschen.“ Zwar etwas beruhigt, doch noch immer etwas misstrauisch griff Majid nach den Sachen und schob sich dann langsam rückwärts aus dem Bett ohne dabei den Älteren aus den Augen zu lassen. Dann schweifte sein Blick über die beiden Türen des Raumes, als er versuchte herauszufinden hinter welcher sich das Bad befand. Ein Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen des Russen als er den Kleinen beobachtete, wie er den Raum erkundete und schließlich hinter der Badezimmertür verschwand. Kurz darauf hörte er wie das Wasser anging. Zufrieden lehnte sich der Leibwächter zurück und wartete auf die Rückkehr des Jüngeren. Misstrauisch sah Majid in den Spiegel. Obwohl er noch ein bisschen blass war, sah er nach der Dusche schon wieder fast aus wie er selbst. Deutlich konnte er sehen das er in den letzten vier Wochen einiges an Gewicht verloren hatte. Doch selbst wenn nicht, wären die Sachen die Alexei ihm gegeben hatte, viel zu Groß gewesen. Zum Glück ließ sich die leichte Sporthose einfach umkrempeln und hatte an der Hüfte nicht nur einen Gummizug, sondern auch ein Band, womit man sie enger stellen konnte. Das Shirt lag bei dem Russen wahrscheinlich eng an, doch er versank regelrecht darin. Nach einem letzten Blick in den Spiegel drehte sich der Junge um und verließ das Badezimmer wieder. Er war sich sicher das der Ältere nur zu genau wusste wie er in diesen Sache aussehen würde. Trotzdem wurde Majid von dem lauten Lachen des Russen überrascht, als dieser ihn erblickte. Es dauerte immerhin eine volle Minute bis Alexei wieder in der Lage war zu sprechen. „Okay, damit haben wir wohl die Frage geklärt was wir morgen als erstes machen werden. Du brauchst auf jeden Fall eigene Klamotten.“ Verlegen senkte der Jüngere den Kopf und verbarg so seine roten Wangen. Dabei klimperte es leise. Erstaunt über das Geräusch stand Alexei auf und trat auf den Kleineren zu. Erst jetzt schien er das breite Halsband aus Leder am Hals von Majid zu bemerken. Mit deutlichem Abscheu im Gesicht griff der Russe nach der kleinen Marke die gerade geklimpert hatte. Deutlich konnte der Jüngere sehen wie sich die Muskulatur des Arms anspannte und er rechnete jeden Moment damit nach vorne gerissen zu werden, doch nichts geschah. Stattdessen drehte Alexei das Halsband soweit das er das Schloss sehen konnte. Ohne den passenden Schlüssel würde er es nicht öffnen können. Mit einem Seufzer griff der Russe nach seinem Messer und wollte sich gerade daran machen das Leder aufzuschneiden, als Majid mit einem erschrockenen Laut nach hinten sprang und hinter dem Bett in Deckung ging. Überrascht sah Alexei sich in dem Raum um, bis er den Haarschopf des Jüngeren entdeckte. Verblüfft über die Geschwindigkeit des Kleinen bewegte er sich vorsichtig auf das Bett zu und blieb kurz vor dem zitternden Jungen stehen. „Entschuldige wenn ich dir Angst gemacht habe, Majid. Ich wollte dir doch nur das Halsband abmachen.“ Ganz langsam erhob sich der Jüngere wieder und starrte den Russen misstrauisch an. Ewigkeiten schienen zu vergehen, während sie so voreinander da standen und sich musterten. Schließlich brach Majid den Bann und trat einen Schritt auf Alexei zu. Ganz langsam legte er den Kopf auf die Seite und gab dem Russen so Platz an das Leder zu kommen. Zwar zitterte er noch immer, doch er wich nicht zurück als Alexei das Messer ansetzte und zu schneiden begann. Es dauerte lange bis das harte Leder endlich nachgab und zu Boden fiel. Ein kühler Luftzug am Hals ließ Majid unwillkürlich schaudern. Beinahe ehrfürchtig strich er über seine jetzt leere Haut. Ungläubig sah er zu dem Russen auf, während sich langsam Tränen in seinen Augen sammelten. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern kein Halsband zu tragen. Der Russe schien ihn auch ohne Worte zu verstehen. Ohne zu zögern zog er den Kleineren zu sich heran und nahm ihn in den Arm. Nur mühsam gelang es Majid sich wieder zu fangen, während Alexei mit einem Daumen zärtlich über die weiche Haut am Hals strich. Erst als alle Tränen versiegt waren entließ ihn der Größere aus seiner Umarmung. „Wir sollten jetzt wohl zu deinem Boss gehen, du hast gesagt er sei ungeduldig.“ Zustimmend nickte der Russe und schaffte erst nach einem Räuspern etwas zu sagen. „Du hast recht, wir sollten.“ Nach einer auffordernden Handbewegung ging Majid zur Tür, doch bevor er sie öffnete fragte er leise. „Willst du mir nicht ein neues anlegen?“ Er musste nicht sagen was genau er meinte, Alexei verstand ihn auch so. Mit einer ungewöhnlich rauen Stimme antwortete der Ältere ihm. „Du wirst so etwas nie wieder tragen.“ Ohne sich weiter zu erklären schob er den Kleineren anschließend durch die Tür, nur um dann wieder sofort vor ihn zu treten. Wortlos führte er den Jüngeren durch den kleinen Flur in den großen Hauptraum. Als sie vor einer bequem aussehenden Sitzgruppe anhielten, wagte Majid es vorsichtig an Alexeis breiten Rücken vorbei zu schauen. Sofort prallte er erschrocken zurück, als er Prinz Ajahn neben einem ihm unbekannten Blonden sitzen sah. Hastig wollte der Junge sich auf die Knie fallen lassen, so wie er es in den letzten Jahren immer im Beisein des Prinzen getan hatte. Doch Alexei war schneller. Noch bevor der Jüngere wusste wie ihm geschah, hatte der Russe das Shirt, welches er trug, zu greifen bekommen und hielt ihn daran fest. Für einen Sekundenbruchteil hing der Junge erschrocken zappelnd in der Luft, bevor seine Füße wieder auf dem Boden aufkamen. Entschuldigend strich der Ältere Majid über die zerzausten Haare. „Verneige dich nie wieder vor ihm. Du gehörst ihm nicht mehr. Er war es der dich verkauft hat.“ Zwar waren die Worte nur leise gesprochen, doch in dem ruhigen Raum klangen sie als hätte er sie geschrien. Majid verkrampfte sich sofort vor Angst und suchte wieder Schutz hinter Alexeis breiten Rücken, obwohl er es doch eigentlich besser wusste. So etwas wie Sicherheit gab es für ihn nicht. Erst als er das amüsierte Lachen des Blonden hörte, wagte er es wieder zu den beiden Männern auf den Sesseln zu sehen. „Wie ich sehe fehlt es nicht nur dir an Feingefühl und Respekt, Eury.“ Unzufrieden sah Ajahn zu dem Lachenden und kniff seine Augen zusammen. Unwillkürlich spannte Majid sich an, war dies doch immer ein Zeichen das der Prinz verärgert war. Etwas was jemand wie er um jeden Preis vermeiden sollte. Doch den mit Eury angesprochenen schien es nicht zu kümmern. Mit einem Handwinken bedeutete er Majid näher zu kommen, was dieser zögerlich tat. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er schließlich direkt vor dem Blonden. Unsicher hatte er den Blick gesenkt und studierte jetzt dessen Lederschuhe. Vollkommen zusammenhangslos ging ihm durch den Kopf das diese bestimmt von Hand gefertigt worden waren. Erst als sich zwei Finger unter sein Kinn legten, wagte er es in die blauen Augen des Blonden zu sehen. Hell und kühl lagen sie auf seinem Gesicht und musterten es. Das Blau war wärmer als das Alexeis, doch der Ausdruck in ihnen um ein vielfaches strenger. „Ich möchte das du mir die Wahrheit über Akihito erzählst. Alles was in dieser Nacht oder auch in der davor geschehen ist sehr wichtig.“ Unruhig sah Majid zu Prinz Ajahn herüber. Dieser schien vom Zwiespalt zu wissen in dem der Jüngere gerade steckte. Denn natürlich wollte dieser seinem neuen Herrn gehorchen, doch niemals würde er dafür seinen alten Besitzer schlecht da stehen lassen, könnte ihm das doch nur zu schnell zum Verhängnis werden. Schließlich nickte Ajahn und gab Majid so die Erlaubnis über seinen Haushalt zu sprechen. „Es stimmt das ich öfter bei Akihito übernachtet habe. Nachdem er das erste Mal auf Prinz Ajahn getroffen war, wirkte er ziemlich verstört. Deshalb bin ich noch in derselben Nacht in sein Zimmer geschlichen. Erst habe nur ich ihm Dinge erzählt. Zum Beispiel was wir durften und was nicht oder vor wem er sich in Acht nehmen sollte.“ Stirnrunzelnd sah der Prinz auf. „Wen meinst du damit? Du weißt das niemand aus meinem privatem Harem etwas zu befürchten hat, wenn er sich an die Regeln hält.“ Traurig lächelte Majid den Älteren an. „Ich habe nichts getan, eure Hoheit und doch bin ich jetzt hier.“ Eine Hand strich über seine Wange. Erstaunt wendete Majid den Kopf und bemerkte erst als Eury die Hand wieder senkte das ihm Tränen übers Gesicht liefen. Unwillig wischte er sie mit der Hand weg und holte tief Luft. „Später bin ich zu Akihito gegangen, weil er erzählt hat, über sein Leben in Tokio, seine Arbeit. Für jemanden wie mich war das alles so faszinierend. Wir sind beide dreiundzwanzig Jahre alt, doch so ein Leben wie er werde ich niemals führen. Im Gegenteil, höchstwahrscheinlich werde ich noch nicht einmal meinen dreißigsten Geburtstag erleben.“ Wieder liefen ihm die Tränen übers Gesicht, doch diesmal wischte er sie nicht weg. Stur sah er in die blauen Augen seines Gegenübers bevor er weitersprach. „In jener Nacht wollte ich ebenfalls zu Akihito. Wir hatten den ganzen Tag am Pool verbracht und es war dementsprechend spät geworden. Ich wusste das etwas nicht stimmte, als ich bemerkte das die Tür zu meinem Zimmer abgeschlossen worden war. Erst dachte ich mir nichts dabei, doch dann wurde ich doch immer unruhiger. Schließlich bin ich dann über das Badezimmerfenster nach draußen geklettert und zu Akihito gelaufen. Schon von weitem konnte ich die Geräusche aus seinem Zimmer erkennen. Doch als ich durch das Fenster in sein Schlafzimmer sah, war ich geschockt. Sie haben ihn genommen wie die Tiere. Immer und immer wieder. Ich wollte ihm helfen, doch-“ Belegt brach Majids Stimme. „Wer war es?“ Die Stimme des Blonden war ein tiefes Grollen, während sich sein Blick regelrecht in den Jüngeren bohrte. Zitternd senkte Majid den Kopf. „Firas war der schlimmste. Akihito hat so gelitten, das habe selbst ich noch nicht gesehen. Als er fertig war, kamen fünf seiner Männer in das Schlafzimmer und haben…“ Dem Jüngeren fehlte die Kraft um weiter zu sprechen. Lautlos liefen ihm die Tränen über die Wangen und fielen zu Boden. Er bemerkte erst das er zu zittern begonnen hatte, als sich die warme Hand Alexeis auf seine Schulter legte und ihn an den großen Körper heranzog. So sah er nicht wie sich die Augen Eurys verdunkelten, als dieser zu dem Prinzen rüber sah. Seine Stimme war so kalt wie die Luft Sibiriens. „Du weißt was ich will.“ Ajahn saß vollkommen regungslos auf seinem Platz, während er über das gerade gesagte nachdachte. Abwesend nickte er als er Eurys Stimme hörte. „Natürlich.“ Beinahe wirkte der Prinz als wäre er gar nicht wirklich anwesend als er sich erhob um die Suite zu verlassen. Sofort nahmen die Leibwächter um ihn herum ihre Positionen ein. Ihr Anblick erinnerte Majid an jemanden. Bevor Ajahn den Raum verlassen konnte, fragte er hastig. „Verzeihen sie mir meine Frage, Prinz Ajahn, doch was genau ist mit Suoh passiert?“ Fragend sah der Ältere zu dem Jungen, der noch immer von Alexei in seinen Armen gehalten wurde. Er brauchte einen Moment um zu verstehen von wem Majid sprach. „Ich weiß es nicht. Nach dem Vorfall haben wir Akihito abgeschirmt und ihn nicht mehr zu ihm gelassen. Er hat sich jedoch vehement geweigert abzureisen, weshalb ich denke das er in einem Hotel abgestiegen sein muss.“ Sanft drückte der Leibwächter den zarten Leib Majids noch einmal an sich bevor er ihn wieder los ließ. Fragend sah er zu seinem Boss und lächelte als er diesen nicken sah. „Dann werden wir ihn finden,“ raunte er dem Kleineren leise ins Ohr. Ajahn hörte die Antwort schon nicht mehr. Er hatte die Suite verlassen ohne noch einmal zurückzusehen. So sah er auch nicht den besorgten Blick den Majid ihm hinterherwarf. „Ich hab Angst Kanou.“ Beruhigend strich der Yakuza über die rote Perücke und versuchte so den Jüngeren zu beruhigen. Riesengroße blaue Augen hatten sich auf ihn gerichtet und brachten ihn damit beinahe dazu unverrichteter Dinge wieder abzufahren. Stattdessen griff er jedoch nach der Brille und setzte sie Ayase auf die Nase. Es dauerte eine Weile bis er es geschafft hatte die zierliche Kette unter den langen Haaren hindurchzuziehen und sie an der Brille zu befestigen. „Es gibt keinen Grund Angst zu haben, Ayase. Wir werden dich keinen Augenblick aus den Augen lassen.“ Kanou warf einen harten Blick zu Michel, der mit ihnen im Wagen saß. „Außerdem wird Michel dich doch begleiten. Du wirst der Zielperson noch nicht einmal nahe kommen, da es vollkommen ausreicht wenn er auf dich aufmerksam wird. Sobald wir ihn erkennen, wird Michel dich sofort wegbringen.“ Unwohl rückte Ayase an seiner Perücke herum, wagte es jedoch nicht sein Gesicht zu berühren, welches von Shinobu mühsam geschminkt worden war. Nur mit Mühe hatte er die Okama davon abhalten können ihm auch noch grüne Kontaktlinsen zu verpassen. Michel der direkt neben ihm saß hatte dieses Glück nicht gehabt. Seine so ausdruckstarken blauen Augen strahlten jetzt in einem unnatürlichen Grün. Unwillig strich der Russe sich eine seiner langen grauen Strähnen aus dem Gesicht. „Und warum ist es noch einmal wichtig das ich den Knirps begleite?“ Er hatte in den letzten Stunden diese Frage gefühlte einhundert Mal gestellt, und auch jetzt wurde Kanou es nicht müde sie ihm zu beantworten. „Asami muss im verborgenen bleiben. Ich bin zu bekannt und Feilong fällt zu stark auf. Der einzige der diese Aufgabe erledigen kann ist ein relativ unbekannter Russe, den ich eigenhändig erschießen werde wenn Ayase etwas geschieht.“ „Ist ja schon gut, ich sag schon nichts mehr. Auch wenn ich diese Idee vollkommen schwachsinnig finde.“ Seufzend lehnte der sonst so kühle Yakuza sich zurück und kniff sich gereizt in den Nasenrücken. „Das hatten wir doch schon. Die einzige Spur die wir von dem Auftraggeber haben, führt uns zur Cosplay-Szene im Yoyogi-Park, wo Asami ja auch angeschossen wurde. Unser Möchtegern-Shinigami wollte sich heute dort mit ihm treffen um den Rest seines Honorars einzufordern, weshalb Ayase jetzt diesen Part übernehmen wird. Natürlich mit dem Unterschied das der Fremde ihm nicht zu Nahe kommt.“ Bei den letzten Worten nickte Ayase so heftig das seine langen roten Haare aufgeregt wippten. Mit einem Seufzen ergab sich Michel schließlich und stieg aus dem Wagen aus. Sofort folgte ihm der Jüngere. Der Russe wollte gerade losgehen als Ayase schüchtern an seiner Kleidung zupfte. Albatof-san, sie haben ihre Todessense vergessen.“ Grummelnd sah Michel zum Wagen zurück, nahm dann aber ohne jeden weiteren Kommentar die Sense entgegen. Zweifelnd sah der Russe auf die unhandliche Sense in seinen Händen. Dagegen trug Ayase eine schon fast handliche Motorsäge mit sich herum. Bevor Michel jedoch etwas sagen konnte, wurde die Wagentür zugeschlagen und Kanou fuhr davon. Unsichere blaue Augen richteten sich auf den Älteren. „Wir sollten dann wohl mal los. Asami-sama wurde da vorne auf der Brücke angeschossen, also sollten wir dort wohl auch anfangen.“ Ayases Stimme war vor Aufregung ganz hoch und piepste zum Ende hin fast. Dieses Verhalten brachte dann doch ein Lächeln auf die Lippen des Russen und er fasste die Sense fester. „Ab hier sollten wir uns nur noch mit den Namen unserer Rolle ansprechen um unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden. Weißt du wie die Zielperson aussieht?“ Zu Michels Erleichterung nickte der Jüngere. „Kanou hat gesagt das er Ciel sein wird, so dass wir ihn schnell erkennen können.“ Zweifelnd nickte der Ältere und sah sich genervt um als sie endlich die Brücke erreicht hatten. Hier konnte wirklich nicht die Rede davon sein, dass jemand schnell gefunden wurde. Im Gegenteil, immer mehr drängte sich ihm das Gefühl auf in eine Falle zu tappen. Für seinen Geschmack waren hier einfach viel zu viele Menschen in den aberwitzigsten Kostümen. „Undertaker!“ Die helle Stimme Ayases riss ihn aus seinen Gedanken. Sofort richtete der Russe seine Aufmerksamkeit auf den Kleineren. „Sehen sie dort!“ Aufgeregt zeigte Ayase auf eine Ecke wo wirklich mehrere Ciels aufhielten, die von schwarzgekleideten Butlern begleitet wurden. Bevor Michel ihn stoppen konnte machte sich Ayase auf den Weg durch die Menge. Leise vor sich hin fluchend folgte er dem Jüngeren, konnte aber nicht verhindern das sich immer mehr Menschen zwischen sie schoben, fast so als würde man sie mit Absicht trennen. Bei diesem Gedanken erstarrte der Mafioso. Ohne auf seine Deckung zu achten richtete er sich voll auf. „Ayase!“ Überrascht davon mit seinem richtigen Namen angesprochen zu werden, drehte sich der Jüngere herum. Er brauchte einen Moment bis er den Russen fand und bemerkte erst jetzt wie weit sie voneinander entfernt waren. Mit aufgerissenen Augen beobachtete er wie der Größere den Schutz von seiner Sense riss und auf ihn zu rannte. „Runter!“ Noch immer vollkommen perplex, gehorchte der Jüngere und ließ sich zu Boden fallen. Wie es aussah keinen Moment zu früh. Ayase hatte den Mann hinter sich gar nicht bemerkt, da dieser genau wie er ein Kostüm trug, auch wenn er nicht wusste aus welchem Manga dieses stammte. Was jedoch ziemlich eindeutig war, war das silbrig funkelnde Messer, welches dieser in seiner Hand hielt. Überrascht starrte der Unbekannte in die angsterfüllten blauen Augen Ayases und sah so nicht wie der Russe sich näherte. Ohne auf die ihn umgebenden Menschen zu achten, holte Michel weit aus und ließ sie Sense durch die Luft gleiten. Die Klinge gab ein sirrendes Geräusch von sich als sie knapp über den am Boden liegenden Japaner dahinglitt und sich dann tief in die Seite des Möchtegern-Attentäters grub. Ein gellender Schrei war zu hören. Sofort brach Panik aus und die Menschen strömten von der Brücke runter. Ayase saß wie erstarrt auf dem Boden und sah zu dem Unbekannten hoch, der sich gerade schmerzerfüllt von der Klinge trennte. Es gab ein schmatzendes Geräusch, und die Pfütze zu seinen Füßen wurde schnell größer. Hastig sah Michel sich um, bevor er die Sense zu Boden gleiten ließ und zu dem Verletzten ging. Auch Ayase bewegte sich jetzt wieder. Hastig presste er seine Hände auf die große Wunde und versuchte so die Blutung zu stoppen, während der Fremde langsam zu Boden sank. Tränen traten ihm in die blauen Augen, während immer mehr Blut über seine Hände floss. Auch als Michel direkt neben ihm auftauchte, konnte der Jüngere nicht aufhören zu weinen. Beinahe hätte er dadurch die leisen Worte des Unbekannten überhört. Mühsam hielt Ayase die Luft an und senkte sein Ohr soweit das er die schwachen Worte gerade noch verstehen konnte. „Das war so nicht vereinbart. Es hieß das es nur eine Zielperson ohne Schutz sein würde, nicht dass es mehrere sein würden.“ Verächtlich sah Michel auf den Sterbenden herab. „Idiot. Man geht niemals davon aus das ein Auftrag so abläuft wie er geplant ist.“ „So könnte ich dich auch gerade betiteln, Undertaker. Oder soll ich dich lieber Michel Albatof nennen?“ Ein grausamer Schmerz durchfuhr den Russen, während er das Gefühl hatte in Zeitlupe zu fallen. Er wusste nicht was genau gerade passiert war. Einen Schuss hatte er zwar nicht gehört, doch er konnte spüren wie ihm warmes Blut den Rücken hinabfloss. Kraftlos sank er auf den Sterbenden, den er gerade noch verhöhnt hatte. Während sein Blickfeld immer kleiner wurde, sah er wie der wild um sich schlagende Ayase hoch gehoben und dann in einen Wagen geworfen wurde. Doch so oft wie er es auch probierte, sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Die Dunkelheit griff nach ihm und zerrte ihn immer tiefer. Sein letzter klarer Gedanke verhallte ungehört. Kanou wird mich umbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)