Im Schatten des Vaters von Lupus-in-Fabula (Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm) ================================================================================ Epilog: -------- Der Mond schien hell. Die Sterne glänzten wie Glühwürmchen am Himmelszelt. Als hätten die Götter für Vater und Tochter eine besondere Atmosphäre schaffen wollen. Sayoko genoss den Wind und Geruch des Waldes. Die Klänge des Waldes beruhigten sie. Dies war ihre Heimat. Ihr Leben. Oder nicht? Sayoko setzte sich hin. Sah zum Himmel und liess ein trauriges Heulen erklingen. Die Zeit bei ihrer Tante war die Hölle. Dennoch war nicht alles beklagenswert. Sie gab sich solche Mühe und opferte ein Teil ihres Lebens für sie. Die erste Zeit war neu und aufregend. Sie fühlte sich irgendwie zu Hause. Ebenso die Zeit bei ihrer Grossmutter war herrlich. Als Mensch buken sie Leckereien. Pflanzten Gemüse und Blumen. Wanderten in der Natur. Sassen still auf der Treppe. Schwiegen. So zu leben würde ihr gefallen. Nicht in der Stadt. Was würde ihr Vater zu ihrem Wunsch sagen? Ihr Vater näherte sich seiner Tochter. Sanft begrüsste er sie. Eine Weile sassen sie nebeneinander. Heulten den Mond zusammen an. Ame sprach leise mit menschlicher Stimme: „Komm mit. Ich möchte dir was zeigen.“ Der Apfelbaum schien nicht hier herzuhören. Umrundet von Sträuchern und geschützt von einem Ahron. Staunend sah Sayoko in an. Weshalb zeigte ihr Vater ihr diesen Ort nicht? Dies fragte sie ihn. Zuerst schwieg er. Dieser Baum wuchs aus den Kernen eines Apfels, der seiner Schwester und Mutter pflanzte. Er wusste nicht, weshalb er dies tat. Ab und zu ging er zu diesem Baum. Es half ihm Baum nachdenken. Nach der Erzählung ging Ame. Sayoko blieb beim Baum und bestaunte seine besänftige Schönheit. Sie dachte über ihre Tante und Grossmutter nach. Und ihrem Vater. Yuki sprach viel über ihren Bruder. Laut und stumm. Sie spürte Yukis Hoffnungen und Sorgen. Wollte ihr gerne das geben, was sie sich wünschte. Den Ersatz ihres geliebten Bruders zu werden. Oft wünschte sie sich in Wolfsform nicht wie ihr Bruder auszusehen. Sie spürte die Blicke ihrer Tante. Als Sayoko daran dachte, konnte sie ein Zittern nicht verhindern. Ob sie ihre Tante verraten hatte? Ihren Vater? Sie fühlte wieder Schuld in sich aufkeimen. Ihr Vater gab ihr Halt und Stärke. Sanft beschützte er sie und lenkte ihr Leben, ohne sie zu bevormunden. Das bemerkte sie erst, als sie wieder in ihre Heimat kam. Er lernte sie das Jagen und Überleben in der Wildnis. Gerne hätte Sayoko in noch mehr über das Verhältnis zu seiner Schwester gefragt. Sayoko spürte, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Leben wie ein Mensch oder Wolf? Was wäre das Richtige? Wen würde sie enttäuschen müssen? Ob ihr Vater sich damals genauso fühlte? Diese und andere Fragen wirbelten in ihrem Kopf herum, während das Wolfsmädchen den weiterhin Baum betrachtete. Ein Wunsch, stärker als der den sie einst in Stadt führte, formte sich in ihrer Brust. Mut fassend heulte sie den Himmel an. Dieses Mal würde sie nicht von ihren Gefühlen davon rennen. Wie ihr Vater würde sie zu ihren Gefühlen stehen. Sie war das, was sie war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)