Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 65: ------------ Wie übergroße Blitzpfeile schossen die Lichtschwerter von Himmel, grell leuchtend kreisten sie Yamamori und ihre Karten ein, dass nicht mehr viel von der jungen Frau zu erkennen war. Nur der gleichgültige Blick, den erkannte Seto Kaiba, selbst aus zehn Metern Höhe - denn er würde wohl immer, aus jeder Entfernung zu erkennen sein. Nicht einmal ein müdes Lächeln konnte ihr der Zug noch abgewinnen. Die junge Frau hatte es kommen sehen, ihre Augen drückten so viel Gelassenheit aus, dass sie dem Spektakel ihres Gegners keine weitere Beachtung schenkten. Dabei war seine akrobatische Darbietung während der Aktivierung von verräterische Schwerter ein extremer Blickfang gewesen, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Masato Kaeji war eben ein Profi durch und durch - zumindest was seine Selbstdarstellung anbelangte; diese beherrschte er kaum wie ein zweiter seit er damals vor drei Jahren als kleiner aufgedrehter Duellant startete, der als Spezialist für Ungeheuer-Krieger die DuelMonster-Szene aufmischen wollte. Die spielerische Leistung hingegen war so, wie sie Seto Kaiba von dem Duellanten der Sponsorengruppe gewohnt war. Es war für den jungen Firmenchef eine Selbstverständlichkeit, dass Yamamori das Duell bisher angeführt hatte. Dass sie es als Heimspiel betrachtete, war deutlich zu erkennen. Wie könnte es auch anders sein: jedes Detail, jeder Spezialeffekt des heutigen Duells war von der jungen Frau erschaffen und von Seto Kaiba abgesegnet worden. Er gab es nicht gerne zu, aber er begann Gefallen an ihren Ideen zu finden; sorgten diese ständig für Überraschungen, dass er sich nicht mehr mit derartigen Banalitäten herumschlagen musste. Diese überließ er nun Rin Yamamori, die sowohl qualifiziert als auch mit voller Inbrunst bei der Sache war. Mit einer Selbstverständlichkeit handhabte sie das System, dass Kulissen und Hintergrundbilder nicht mehr nur für die eigenen Duelle genutzt werden konnten, sondern auch Spieler der jeweils anderen Gruppen das Vergnügen des verbesserten holographischen Systems erhielten. Nie hätte er gedacht, dass er sich jemals Arbeit abnehmen ließe. Sein Blick wanderte von seiner Duellantin zurück zu den Lichtschwertern. Ihr Leuchten war so hell, dass sie nicht nur die Nacht zum Tage machten - sie zeigten zudem jede kleinste Falte, jeden noch so winzigen Schweißtropfen, der sich auf der Stirn ihres Gegners gebildet hatte. Kaeji war ganz schön ins Schwitzen geraten als Rin ihren weißen Nachtdrachen in der ersten Runde beschworen hatte. Einer Kreatur wie dieser hatte man zu Beginn nur wenig entgegenzusetzen, dass die Lebenspunkte von Kaeji nur so gepurzelt waren. Zug um Zug hatte der extrovertierte Duellant ums Überleben gekämpft, hatte sich mit einer Zauberkarte nach der anderen durch die Runden gehangelt. Darin war Kaeji Meister. Ein richtiger Defensivspieler, wie sie die erste Profiliga zu Scharen ausspuckte. Solchen Typen konnte Kaiba nur wenig abgewinnen. Nervige Duellanten, die nichts als ihre Verteidigung zu bieten hatten, das Duell künstlich in die Länge zogen, weil sie Weicheier waren, nicht Manns genug, ihren Gegner frontal anzugreifen. Dem Publikum schien es zu gefallen, die Zuschauer feuerten Kaeji und Yamamori im Wechsel an, dass die Bahnhofshalle erzitterte. Der Ungeheuer-Krieger-Duellant war weltbekannt, noch bekannter seine Auftritte, mit denen er sich in Szene zu setzen wusste, dass es seine Anhänger von überall angelockt hatte. Aber nicht nur sie. Der gesamte Hauptbahnhof war voller DuelMonsters-Fans und denjenigen, die sich eine gute Show nicht entgehen lassen wollten. Jeder kam auf seine Kosten, das System arbeitete mit der höchsten Auflösung, die es zum derzeitigen Zeitpunkt hergab. Mit Yamamoris DuelDisc, deren Leistung er auf siebzig Prozent angehoben hatte, waren die Effekte mehr als überzeugend und übertrafen die der anderen Teilnehmer um Längen, dass sogar Laien der Unterschied schon aufgefallen sein musste. Zufrieden betrachtete der junge Firmenchef den weißen Nachtdrachen. Immer wieder fielen von seinen Schuppen winzige Diamantenkörner - so eine präzise Arbeit ließ sich sehen, dass Kaiba guter Dinge war, was die Zukunft anbelangte. Die Arme vor der Brust verschränkt blickte er von seinem Logenplatz wieder zu seiner Duellantin herunter. Kaiba, so wie eine kleine Gruppe von VIPs, hatte sich in dem Glasgebäude des ersten Stockwerkes eingefunden, welches üblicherweise als Wartebereich der Passagiere erster Klasse genutzt wurde. Dieser bot die beste Sicht auf die beiden Schnellzüge, auf denen sich die Spieler des heutigen Abends duellierten. Die Eröffnung, als die Duellanten auf dem Rücken des Zuges zum Bahnhof eingefahren kamen, hätte kaum eindrucksvoller sein können. Masato Kaeji in seinem blauen Latex-Jumpsuit, der sich wie eine Wildkatze an das Verdeck des Zuges gekrallt hatte, sorgte bereits für genug Aufsehen. Und Rin, die neben Kaeji beinahe schon bescheiden wirkte, strahlte durch ihren blau-rot schwingenden Mantel so viel Lässigkeit aus, dass man ihr einfach nur bewundernde Blicke zuwerfen musste. Wie sie ihren Gegner mit einer Gleichgültigkeit gegenüberstand, obwohl dieser sich alle Mühe gab, Rin aus dem Konzept zu bringen, war auf eine gewisse Weise beeindruckend. Kaiba wusste, dass Kaejis Stärke darin lag, die Gegner mit seinem teils skurrilen, teils aufgesetzten Verhalten zu verwirren - wobei er bei der jungen Frau immer noch auf Granit biss. Der blauhaarige Duellant konnte von Glück sagen, dass ihm die Lichtschwerter zur Hilfe geeilt waren. Sonst wäre er im nächsten Zug eiskalt abserviert worden. Durch seine Zauberkarte blieben ihm drei Runden, in denen er seine Monster versammeln konnte, ohne dass ihm Rins weißer Nachtdrache in die Quere käme. Die junge Frau hatte ihre Konterkarten bereits ausgespielt, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als in den drei Runden die Füße still zu halten. Diese Lichtschwerter Ein billiger Trick ihres Gegners, der seinen Zweck erfüllte. Drei seiner liebsten Monster reihten sich nacheinander vor dem blauhaarigen Profispieler. Kaiba hatte diese Art von Zauber schon immer verachtet. In seinen Augen zeugte es von Schwäche, sich derartiger Hilfsmittel bedienen zu müssen. Kaeji jedenfalls schien sich seiner Schwäche jedoch nicht bewusst. Er suhlte sich in der Aufmerksamkeit, die ihm seine Fans zukommen ließen. Viele fuhren auf seine Lunalicht-Monster ab; diese tierischen Ungeheuer-Krieger, mit denen sich Masato Kaeji zu identifizieren schien - oder warum fielen seine Haare wie spitze Katzenohren über seine Stirn? Rin hätte die Location besser in einen Zoo verwandeln sollen "Mein Zug", verkündete Rin, dass die Lautsprecher über den Bahngleisen ihre Worte zu dutzenden widerhallen ließen. Sie zog eine Karte. Die letzte Runde, in welcher ihr Drache nicht angreifen durfte, hatte begonnen. Die junge Frau zeigte ihre gezogene Karte vor: "Ich spiele Topf der Gier, damit kann ich zwei Ka-" "Nicht so voreilig, Dragongirl!" Kaeji schwenkte seinen rechten Arm als wollte er einen Scheibenwischer nachahmen. "Denn ich aktiviere meinen Schnellzauber - Krugräuber! Er annulliert den Effekt von Topf der Gier. Das war's dann mit deiner Geheimwaffe." Sein Grinsen ging ihm bis über beide Ohren. "Meiner was-?! Ist das dein ernst?! Ein Zauber, der verhindern soll, dass ich zwei Karten ziehe?" "Nicht irgendwelche Karten, Schätzchen. Ich hab nämlich deine kleine Taktik durchschaut: immer wenn du Topf der Gier spielst, sind deine Gegner im nächsten Zug im Arsch. Denkst du, ich lass' zu, dass du dieselben Spielchen mit mir abziehst?!" Er wedelte mit dem Zeigefinger. "Vergiss' den weißen Nachtdrachen - Topf der Gier ist deine Karte." "Meint er das ernst, Seto?" Mokuba starrte entgeistert zu dem Profiduellanten der ersten Liga. Der Ältere würdigte dies keiner Antwort. Dafür entgegnete Rin: "Du scheinst da was miss zu verstehen, Blaulocke. Nicht die Karte schaltet meine Gegner aus. Das liegt bloß an ihrer absoluten Dummheit, dass sie nicht erkennen, wenn sie einer Niederlage entgegenblicken." Sie schüttelte den Kopf. "Dass du wirklich Schiss wegen einer einfachen Zauberkarte hast", die junge Frau lächelte schwach. Rin schien das Ganze zu amüsieren, hielt sich jedoch mit ihren Hetzereien weitestgehend zurück. Im Gegensatz zu ihren anderen Gegnern blieb sie Kaeji gegenüber relativ ruhig. Nicht, dass man ihr den Kampfeswillen nicht ansah - diesen hatte sie seit dem Duell gegen Hanabi und Kim wie einen zweiten Mantel um sich liegen. Stattdessen blieb sie entspannt und fokussiert, ließ die Karten für sie sprechen, die weitaus mehr zu sagen hatten als Kaejis alberne Floskeln. "Was passiert dann erst, wenn ich ernst mache?", Rin legte den Kopf schief, ihre Stimme war scharf - genauso wie die Lederhose, die sie trug, "rennst du dann heulend wie ein Baby davon?" "Wir werden sehen, wessen Tränen am Ende getrocknet werden müssen", erwidere Kaeji und riss die Augen auf, "oh und damit du es weißt: meine Zauberkarte lässt nun netterweise mich eine Karte ziehen." "Die Karte bleibt trotzdem eine Luftnummer." Damit verschwand Topf der Gier auf dem Friedhof. Rin legte eine Karte verdeckt und beendete ihren Zug. Auf das Signal zerstörten sich zu tausenden von Splittern die Lichtschwerter und räumten das Feld frei für einen vernichtenden Angriff. Die plötzliche Veränderung der Lichtstärke, die mit ihrem Verschwinden einherging, ließ Mokuba die Augen zusammen kneifen. "Na endlich", stöhnte der Jüngere und rieb sich die Augen. Dasselbe schien sich Kaeji gedacht zu haben. Er begann lauthals zu lachen, dass das eingearbeitete Schwänzchen an seinem Hinterteil zu wackeln begann. "Dann wollen wir die Show doch mal beginnen lassen!" Kaeji rieb sich vergnügt die Hände. "Dank deiner netten Zauberkarte konnte ich die Karte ziehen, die mir zu meinem ultimativen Sieg noch gefehlt hatte." Er drehte die äußerste Karte, dass seine Gegnerin sie sehen konnte. "Mach' Bekanntschaft mit dem Monster deines Untergangs!" "Wenn du wüsstest, wie viele das schon gesagt haben", entgegnete Rin trocken. "Ha, du hast ja keine Ahnung, was meine Schätzchen so alles drauf haben! Nimm' dich in Acht, Dragongirl! Für drei meiner Lunalicht-Monster kann ich ein Fusionsmonster beschwören, dass dir die Socken ausziehen wird! Also, hinfort Lunalicht scharlachroter Fuchs, smaragdgrüner Vogel und grüner Marder!" Er wedelte mit den Armen als wollte er jeden Augenblick selbst abheben. Die Monster verschmolzen miteinander, eine bunte Masse entstand, die sich zu einer neuen Kreatur erhob. Halb Mensch halb Bestie schwebte vor Kaejis Gesicht. In jeder Hand ein Schwert ließ sie die Klingen aneinander reiben, dass ein ohrenbetäubender Laut freigesetzt wurde, dass der ein oder andere die Zähne zusammenbiss. Ihre Erscheinung war pompös, überragte sie Kaeji um das Doppelte, dass ihre Präsenz das gesamte Publikum in Beschlag nahm. Zufrieden blickte der Blauhaarige zu einem seiner stärksten Monster hinauf. "Meine Lunalicht Schwerttänzerin ist nicht nur eine Augenweide", grinste der Profiduellant und nickte zu seiner Gegnerin herüber, deren Mimik kein Funken Emotionen erkennen ließ. "Es wird Zeit, dass du Bekanntschaft machst mit der wahren Macht meiner Lunalicht-Monster!" "Verstehst du das, Seto?", Mokuba kratzte sich an den Kopf, "Kaejis Fusionsmonster ist doch genauso stark wie Rins weißer Nachtdrache. Was hat er denn vor?" "Sieh' mal genauer hin, Mokuba", entgegnete der Ältere lediglich und deutete mit einem Nicken zu der Schwerttänzerin. "A-aber", Mokuba riss die Augen auf. Der Blick wanderte zu der Monster-Anzeige - Lunalicht Schwerttänzerins Power hatte sich auf 3800 Atk erhöht. "Es sind seine Monster", erwiderte Kaiba und starrte auf die Spielfeldzone, "für jedes Lunalicht-Monster, das auf dem Friedhof liegt, erhält seine Schwerttänzerin 200 zusätzliche Angriffspunkte." "Waaaas?!" Dem Jüngeren der Kaiba Brüder fiel die Kinnlade herunter. "Der Kerl spielt doch nur mit Lunalicht-Monstern! Damit kann er die Power bis aufs Maximum ausschöpfen!" Er schaute auf die Duellantin ihrer Firma. "Rin muss doch noch irgendwas in der Hinterhand haben." "So dumm wird sie nicht sein, dass sie jetzt eine Fallenkarte aktiviert." "Wieso das nicht?" "Schwerttänzerins zweiter Spezialeffekt schützt sie vor sämtlichen Effektschaden." "Dann ist sie unangreifbar?" "So weit würde ich nicht gehen. Aber für Yamamoris Drachen sieht es schlecht aus." "Wenn sie ihn verliert-" "Warten wir es ab", damit konzentrierte sich Kaiba wieder auf das Geschehen unter ihnen. Kaeji, der die überragende Stärke seines Monsters genoss, zeigte auf jene Kreatur, die bereits die Säbel wetzte. "Zieh' dich warm an, Dragongirl! Die Show hat gerade erst begonnen. Wollen wir doch mal sehen, wie dir diese kleine Zugabe gefällt." Er streckte seinen linken Arm aus. "Es wird Zeit für meine Zauberkarte - Mondlichtparfüm!" Eine blaue Dunstwolke wurde freigesetzt. Der junge Firmenchef war froh, hinter dem Glas zu stehen - der Geruch dieses exotischen Parfüms konnte über Tage in der Nase hängen bleiben. Sein System war eben in allem perfekt, dass es nicht immer zum Vorteil gereichte. Langsam ließ die Dunstwolke Kaejis Monsterfeld verschwinden. "Mondlichtparfüm", erklärte dessen Besitzer währenddessen, "lässt mich eines meiner Lunalicht-Monster von meinem Friedhof beschwören. Und ich nehme", er drehte sich im Kreise, setzte dann zum raubtierartigen Sprung an und rief, "Lunalicht blaue Katze." Aus der Parfümwolke erhob sich ein weiteres Krieger-Ungeheuer. Es war nicht zu übersehen, zu welchem Monster Kaeji das männliche Gegenstück bildete. Blaue Katze pirschte von hinten heran, ging in die Hocke und ließ ihren blauen Schwanz hin und her wedeln. Das Erscheinen seines Lieblings ließ die Lunalicht-Fanrige aufkreischen. Warum tue ich mir das eigentlich an? Seine Antwort stand auf der anderen Seite des Feldes. Rin blickte ihm Wechsel zu Lunalicht Schwerttänzerin und ihrer deutlich schwächeren Nachbarin. "Sieh' genau hin!", rief Kaeji und zwinkerte seiner Gegnerin zu, "wir bewegen uns langsam auf den Höhepunkt zu. Meine kleine Mieze ist nämlich nicht ohne Grund da. Lunalicht Schwerttänzerin verliert zwar 200 Angriffspunkte, weil blaue Katze nicht mehr auf dem Friedhof liegt, aber das soll uns nicht weiter stören. Schließlich liegt die Stärke meiner blauen Katze in ihrer Spezialbeschwörung." Rin riss die Augen auf. "Deshalb hast du sie vorhin auf den Friedhof gelegt." "Du hast es erfasst, Dragongirl. Erst wenn blaue Katze als Spezialbeschwörung aufs Feld gerufen wird, aktiviert sich ihr Effekt. Und wie ich an deinem Gesicht erkennen kann, weißt du, was jetzt kommt. Blaue Katze verdoppelt für eine Runde die Grundangriffskraft eines beliebigen Lunalicht-Monsters." Wie ein Wahnwitziger blickte er zu seinem Fusionsmonster hinauf, das ganze 6600 Angriffspunkte vorzuweisen hatte. Den Zuschauern verschlug es die Sprache. "Was für eine krasse Scheiße?!",verlor Mokuba sämtliche Beherrschung und presste sich an die Fensterscheibe als könnte er sich durch sie hindurch quetschen. "Entspann' dich", erwiderte der Ältere leicht gereizt. "Schon gut", grummelte der Schwarzhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber du kannst doch auch nicht wollen, dass Rin verliert." "Sagst du denn nicht ständig, dass man etwas mehr Vertrauen haben soll?" Der Jüngere drehte sich ungläubig um. "Ähm, ja schon, aber-" "Yamamori hat noch all ihre Lebenspunkte. Selbst wenn Schwerttänzerin den weißen Nachtdrachen besiegt, hat sie noch vierhundert Atk." "Und was ist mit blaue Katze? Ein weiterer Angriff und das Duell ist gegessen." Darauf erwiderte Seto nichts. Ihm kam es ohnehin schon absurd vor, mit seinem kleineren Bruder über solche Belanglosigkeiten zu diskutieren. Alles nur, weil Mokuba sich unbedingt mit seiner Duellantin anfreunden musste und jetzt wie eine Klette an jedem ihrer Duelle dran hing. Seit wann waren dem Schwarzhaarigen ihre Spieler so wichtig geworden? Seto hatte doch bereits deutlich gemacht, wie sehr ihm Mokubas Verhalten missfiel. Aber der Jüngere ließ sich nichts mehr von seinem großen Bruder sagen. Schon gar nicht seit die junge Frau in ihr Leben getreten war. Kaiba ballte die rechte Hand zur Faust. Warum ärgerte es ihn nur so sehr, dass die beiden sich verstanden? Mokuba hatte wohl noch nicht genug Aufgaben, dass er sich neuerdings als Cheerleader versuchte. Was ist das nur mit dieser Frau?! Er musste aufhören, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Kopf und Geist zurück auf das Spielfeld gelenkt, machte sich Kaejis Fusionsmonster zum Angriff bereit. Die Schwerttänzerin flog mit ihren Klingen auf den weißen Nachtdrachen zu. Dieser schlug mit den Flügeln - vergebens. Die Schwerter bohrten sich mit voller Wucht in den Leib des Tieres, dass der Drache einen letzten Todesschrei ausstieß, um sich dann in abermillionen Diamantensplittern aufzulösen. Auch Rins Lebenspunkte verschwanden nacheinander von der Anzeige. Wie ein Kind hüpfte Kaeji vergnügt auf einem Bein. "Der Nachtdrache ist erledigt!", jubelte er und klatschte in die Hände. "Machen wir weiter mit deinen restlichen Lebenspunkten." Er gab blaue Katze den Befehl zum Angriff. Das Ungeheuer stürmte geradewegs auf Rin zu, machte einen Satz und - Ratsch, die blauen langen Krallen teilte die Luft entzwei. "Das kann nicht sein?!" Verdutzt starrte Kaeji auf seine Ungeheuer-Kriegerin. Blaue Katze war stehen geblieben. Aber nicht vor Rin. Einige Meter vor der jungen Frau hatte sich ein neues Monster eingefunden. "Wann ist das passiert?" Kaeji pfiff sein Monster zurück. "Du hast meine Fallenkarte vergessen", Rin deutete auf die aufgedeckte Karte, "als du meinen weißen Nachtdrachen zerstört hast, konnte ich meine Falle Schadenstor aktivieren. Sie erlaubte es mir ein Monster aus meinem Friedhof zu beschwören, dessen Atk kleiner oder gleich dem Schaden ist, den ich bekommen hatte." "Und da kommst du mit sowas popeligem wie deiner Eisherrin?" Er sah auf ihre schwache Verteidigung. "Sie steht doch noch, oder?" "Noch", betonte ihr Gegner spöttisch. Er legte eine Karte aufs Feld. "Dann wollen wir doch blaue Katze wieder zurück zu ihren Freundinnen schicken." Er aktivierte Trank der Zerstörung. Blaue Katze wurde vom Feld gefegt, dass zweihundert Punkte zurück auf das Konto der Schwerttänzerin gingen. Zudem ratterte Kaejis eigene Punkteanzeige um weitere 1600 Punkte nach oben - genau die Angriffskraft, welche Lunalicht blaue Katze besaß. Jetzt hatte Kaeji 2600 Lebenspunkte - ein guter Tausch für das Verschwinden eines nutzlos gewordenen Monsters. "Und zum Abschluss", Kaeji warf eine weitere Karte auf die Zauberzone, "Kartenzerstörung!" Der Ungeheuer-Krieger-Duellant warf die letzten zwei verbliebenen Karten von seiner Hand, ließ sein Fusionsmonster weitere 200Atk dazugewinnen. Mit 4000 Angriffspunkten war sie nicht nur das stärkste Monster auf dem Feld. "Warum hat Rin nicht ihren weißen Nachtdrachen zurückgeholt?" Mokuba schüttelte seine Mähne, "Schadenstor hätte sie doch locker ein Monster mit 3000Atk beschwören lassen." "Nur hätte ihr das nicht viel gebracht." Kaiba hatte genau aufgepasst. "Reese war die einzige Möglichkeit, dieses Duell nicht zu verlieren. Wie du selbst sagtest, hat ihr Drache 3000Atk - damit hat er keine Chance gegen Kaejis Monster." "Aber sollte sie nicht noch ein Paar Geheimwaffen haben?" "Du hast ihr Deck doch vor Beginn des Duells gesehen. Yamamori hat all ihre Karten, die ihren Nachtdrachen stärken könnten, bereits verbraucht. Außerdem ist keine ihrer Zauberkarten mächtig genug, um es mit Schwerttänzerins Power aufzunehmen. Nicht bei 4000Atk. Sie muss sich schon etwas anderes einfallen lassen." Du wirst doch jetzt nicht schlapp machen, oder Yamamori? Ein Gegner wie Kaeji sollte keine Herausforderung mehr für dich sein. Seine eiskalten Seelenspiegel blickten zu der letzten verdeckten Karte. Dann sah er zu der jungen Frau, die sich einzig auf ihr Deck konzentrierte. Rin war am Zug. Nachdem vierhundert Lebenspunkte übrig geblieben waren, lag es nun an ihr, Kaeji zu überholen. "Ich lege eine Karte verdeckt", die Fallen- und Zauberzone blinkte auf. "Als nächstes spiele ich die hier", eine Fallenkarte deckte sich auf, "sie nennt sich tiefes Grab." "Und was soll das sein? Etwa der Titel deines nächsten Buches, nachdem ich dich platt gemacht habe?" "Tiefes Grab lässt mich ein Monster aus dem Friedhof auswählen und auf meine Seite beschwören. Aber nicht sofort." "Ha, lächerlich", sagte Kaeji, noch bevor Rin ihre Karte zu ende erklärt hatte, "selbst wenn du deinen weißen Nachtdrachen beschwörst, wird er dir nicht viel nützen - oder welches Monster gedenkst du zurück zu holen? In deinem Deck gibt es kein einziges, dass gegen meine Schwerttänzerin ankäme." "Lass' dich überraschen", entgegnete Rin, "in meinem nächsten Zug wirst du es wissen." "Egal, was es ist, es wird dir eh nichts bringen", höhnte der Ungeheuer-Krieger-Duellant und zückte eine Karte. "Als erstes lege ich selbst eine Karte verdeckt. Dann aktiviere ich diese Zauberkarte: Opfer des linken Arms. Indem ich meine gesamte Hand aus dem Spiel entferne, kann ich eine Zauberkarte aus meinem Friedhof zurückholen." Er legte die Karte verdeckt auf seine Seite des Feldes. "In der nächsten Runde wirst du es sein, die ihr blaues Wunder erlebt." "Na, wenn mein blaues Wunder nicht so endet wie bei dir-" Rin warf ihren Pferdeschwanz nach hinten. "Na warte", grinste ihr Gegner diabolisch und brachte sich in Kampfstellung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)