Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 59: ------------ Einen Blick aus dem Fenster riskierend schaute sie über mehrere Meter in die Tiefe. Domino erschien ihr wie ein kleiner, unscheinbarer Fleck Erde, auf dem ein paar Holzklötze namens Häuser standen. Rin hatte keine Höhenangst, doch nach diesem Ausblick zusammen mit dem, was noch auf sie zukäme, würde sich das wohl bald ändern. Selbst das Roof-top-battle auf dem vermeintlichen Zeppelin war nicht halb so beeindruckend gewesen. Hinter den nächst größeren Gebäuden tauchte aus der Ferne das Meer auf. Direkt davor erstreckte sich die Seele Domino Citys - der Hafen. Rin war überwältigt. Man hatte den Schauplatz exakt nach ihren Vorstellungen hergerichtet: Die Container stapelten sich nicht mehr zu mehreren, geordneten Reihen, sondern waren über das ganze Gelände verteilt, dass maximal zwei, drei Container übereinander lagen. Überall schimmerte das Licht des virtuellen Systems, das jeden Moment bereit sein würde. "Okay", hörte sie Isono in sein Headset rufen, "ihr könnt es jetzt einschalten." Das blau-weiße Leuchten erlosch. Stattdessen wurden die Container in ein schummriges Licht eingehüllt, bis die Simulation die plumpen Frachten in atemberaubende LED-Spiegel verwandelte. Das Ergebnis ließ Rin staunend nach unten blicken. In ihren Vorstellungen hatte es nicht besser ausgesehen. Selbst die gestrige Session, als sie die Bilder aus ihrem Kopf in die virtuelle Simulation eingebracht hatte, kamen gegen dieses Ergebnis nicht an. Dieser Angeber- Rin grinste in sich hinein. "Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Frau Yamamori?" Isonos Stimme brachte sie zurück ins Hier und Jetzt. "Ja", hauchte die junge Frau, die sich von dem Bild nicht losreißen konnte. Ihr Herz schlug wie wild, Adrenalin schoss durch ihren Körper, dass sie glaubte, sich noch nie so gut gefühlt zu haben. Kein Wunder, dass sich Kaiba allen anderen überlegen fühlt. Wenn man so etwas schaffen kann…ich muss doch immer wieder staunen. Sie hätte die ganze Nacht hier sitzen und dem Spektakel von oben herab zusehen können, wenn sich nicht eine graue Wolkendecke direkt in ihr Sichtfeld geschoben hätte. Ausgerechnet an der Stelle, an der ihr Hubschrauber seine Kreise zog. Zufall? Daran glaubte sie schon lange nicht mehr. Nicht, seit sie mit dem Chef der Kaiba Corporation zusammenarbeitete. Er musste wohl absichtlich die Sicht auf die Flugmaschine versperrt haben. Nicht ihretwegen, sondern wegen der Meute, die sich langsam dort unten zusammen rottete. Aus hunderten wurden tausende Zuschauer, sie sich um den Duellschauplatz versammelten. Schließlich war die Sicht so stark eingeschränkt, dass ihre Augen nur noch den Nebel vor sich hatten, und irgendwie beruhigte es die junge Frau, dem Menschentrubel noch ein Weilchen entgehen zu können. Sie wandte sich von dem Fenster ab. Ihr Imagedesigner hatte sich derweil vor sie postiert. Mit sämtlichen Utensilien inklusive ihres aufgeboosterten Mantels ausgestattet ließ er Rin auf einen extra angebrachten Drehstuhl Platz nehmen. "Keine Angst", sagte Maki, als er seinen Schminkkoffer öffnete und Rin mit einem eisigen Blick darauf reagierte, "du wirst aussehen wie immer. Aber dort unten herrscht ein Chaos an künstlichem Licht - da brauchst du jede Menge Abdeckung, wenn du nicht wie die Todesfurcht in Person aussehen möchtest." Ohne ihre Antwort abzuwarten, machte er sich ans Werk. Scheinbar hatten sie doch mehr Zeit verbraucht als Rin bewusst gewesen war. "Noch fünfzehn Minuten", hörte sie Isono dem Piloten zurufen, bevor er sich Rin näherte, der man gerade die Haare neu zurecht machte. Straff kämmte Maki jede einzelne Strähne nach hinten, während Isono noch einmal die Einzelheiten mit ihr durchging. Obwohl sie wusste, was zu tun war, war es doch beängstigend, es von einem Außenstehenden noch einmal bestätigt zu bekommen. "Alles soweit in Ordnung, Frau Yamamori?", fragte Kaibas rechte Hand, als er die Instruktionen beendet hatte. Wenn Maki nicht ganze Arbeit geleistet hätte, wäre Isono sicher ihr bleiches Gesicht aufgefallen. Ihr war auf einmal übel. Wie vor ihrer allerersten Achterbahnfahrt - nur um ein hundertfaches stärker. Schließlich war ein Sprung aus dieser Höhe nichts, womit sie es jeden Tag zu tun hatte. Nur nicht die Nerven verlieren! Ich habe es gestern bis zum Erbrechen geübt. Kaiba hätte es nicht durchgewunken, wenn er es mir nicht zutrauen würde. Er hatte sogar sehr akribisch darauf geachtet, dass Rin keinen Fehler machte und erst dann die Anweisungen weitergeleitet, als er sich ganz sicher war. Denk' dran: ich kann nicht wirklich fallen. Es ist nur eine Trick, nichts weiter. Den Mantel umgelegt schloss Rin die Augen. Isono und ein weiterer Mitarbeiter machten sich daran, die Sicherheitsgurte anzubringen. Sie wollte ganz bewusst nicht hinsehen. Sobald man ihr das Signal erteilte, würde es auch für die junge Frau so aussehen als würde sie sich nur an einem Seil festhalten. Stattdessen versuchte sie in ruhigen Zügen zu atmen. Allmählich spürte sie wie es seine Wirkung entfaltete. Sie öffnete die Augen. Es war bereits so dunkel geworden, dass nur die holographischen Lichter die Nacht erhellten. Sobald sie die Duellbühne beträte, würde es für jeden Zuschauer so aussehen als befänden sich die Duellanten genau über dem Container, dem sie am nächsten standen. Dies gehörte zu Rins Einfällen - das Ganze mithilfe von optischer Täuschung und holographischer Tricks so wirken zu lassen als wären die Spieler aus jedem Winkel greifbar. Seto Kaiba würde es nie zugeben, aber etwas Besseres hätte selbst ihm nicht einfallen können. Darum war er auch nicht weiter darauf eingegangen und hatte die Idee einfach in sein Programm mit eingebaut - dessen war sich die junge Frau sicher. "Noch fünf Minuten, Frau Yamamori", Isono stand genau hinter ihr. Er drückte auf einen Knopf, dass die Tür sich öffnete. Die Luft war kalt, starker Wind flog ihr um die Ohren. Der Lärm der Motoren war betäubend. Der zweite Mitarbeiter warf die Strickleiter hinaus. Es ist alles gut. Du wirst das hinkriegen Zwischen den Geräuschen des Helikopters drang Heijis Stimme zu ihr durch. Er kündigte soeben die erste Duellantin an. Einen Blick nach unten riskierend sah sie, wie ein gläserner roter Teppich erschien, der sich bis zu einem grauen Container zog. Darauf erschien niemand geringeres als Vivian Wong, die der Kommentator als zweifache KungFu-Meisterin, Model und Schauspielerin der besonderen Art vorstellte. Der Jubel, den sie einfuhr, kam bis zu Rin durch. Hauptsächlich waren es Männer, welche die gebürtige Chinesin anfeuerten. Kurz bevor sie den besagten Container erreichte, machte sie einen Satz, sprang in die Luft, zückte ihre beiden Fächer und ließ sie in ihren Händen rotieren. Wieder mit beiden Beinen auf dem Boden nahm sie die klassische Ausgangsstellung eines Kung-Fu-Meisters ein. Rin kräuselte die Lippen. Wenn Wong ihren Auftritt hin bekam, würde sie jetzt nicht den Schwanz einziehen. "Noch sechzig Sekunden." Sie musste sich jetzt auf die unterste Stufe der Strickleiter stellen. Isono reichte ihr die Hand, die Rin dankend ablehnte. Gestern hatte ihr auch niemand geholfen, dass sie ihre eigene Technik entwickelt hatte, mit der sie sicher hinunter steigen konnte. Als beide Beine auf der untersten Stufe standen atmete sie tief aus. Die eine Hand auf der obersten Stufe, die andere umklammerte das Seil, welches sie mehrmals um ihr Handgelenk gewickelt hatte. Ihre Augen verschlangen die unzähligen, winzigen Menschen dort unten. Es waren noch mehr als sie erwartet hatte. Überall quetschen sich die Massen rein, wo sie noch Platz finden konnten. Die ersten entdeckten den Helikopter, machten ihre Nachbarn mit Handzeichen auf die Duellantin über ihnen aufmerksam. Eine ordentliche Portionen Adrenalin schob die Angst beiseite, sie konzentrierte sich auf Heijis Stimme, die Rin als nächstes ankündigte. "Für viele schon jetzt die Newcomerin des Jahres. Mit einer Siegerquote von einhundert Prozent macht ihr keiner so schnell was vor. Begrüßt mit mir Kaiba Corporations Duellantin, Rin Yamamori!" Und wie die Menge sie begrüßte. Aus der Perspektive der anderen musste es so aussehen als würde sie auf das Publikum herab sehen (was, wie sie sich eingestehen musste, praktisch gesehen auch zutraf). Es gab der jungen Frau zumindest genug Zeit, sich auf den Sprung vorzubereiten. Während die anderen glaubten, sie würde den Applaus genießen, konnte Rin ihren Countdown herunterzählen. ...eins - und los! Wie bei ihrem ersten Sprung von einem zehn Meter Turm dachte sie nicht darüber nach - sie tat es einfach. Das Seil fest in der Hand, ließ sie glauben, dass es ihre Landung irgendwie abfedern könnte. Ihr Glaube wurde belohnt. Kurz bevor die Beine den Boden berührten, fühlte es sich so an als würde sie langsamer werden, dass sie eine Landung ganz wie im Bilderbuch vollführte - dicht neben ihrer Kontrahentin, die einen Satz zur Seite machte. Rins Stiefeletten bohrten sich in den Container, verursachten einen lauten Knall, der nur von dem Jubel aufgesogen werden konnte. Die Menge tobte nach Rins geglückten Sprung. Am liebsten hätte sie ein schiefes Lächeln aufgesetzt. Der Stunt war ihr besser als in den Proben geglückt. Na, was sagst du nun Seto…Kaiba Der Chef der Kaiba Corporation kam als Letzter hinzu, nachdem er sich auf einem benachbarten Container neben Pegasus J. Crawford eingefunden hatte. Aus dem Augenwinkel konnte Rin die schmachtenden Blicke ihrer Gegnerin ausmachen. Ich glaub', ich kotz' gleich "Für's Protokoll", kam Seto Kaiba ohne Umschweife auf den Punkt, "sollte dieses Duell die Endrunde entscheiden - sprich', wenn Gleichstand zwischen zwei Duellanten besteht - entscheiden Rang und Leistungen über den Endrundensieger. In dem Fall wird ein Sieg gegen den Championlegisten Vivian Wong höher angerechnet als gegen dessen Gegner." Rin kam kaum hinterher - Wongs breites Grinsen lenkte sie viel zu sehr ab. Jetzt weiß ich, wie Lumina sich fühlen muss, wenn wir über Kaiba reden. "Im Laufe der Endrunden kann sich das natürlich noch ändern." Er sah direkt zu Rin. "Auf Anordnung des Begründers von DuelMonsters wird Rin Yamamori von der zweiten in die erste Liga aufsteigen, sollte sie dieses Duell für sich entscheiden." Kaibas Worte erreichten die Zuschauer, die völlig aus dem Häuschen waren. "Ich verstehe nicht", murmelte die junge Frau, "wann bin ich-" "Eine Sonderregelung", sprach er lediglich zu Rin, dass nur sie ihn verstehen konnte, "bei drei Siegen in Folge gegen Duellanten aus der Champions-League, kann in besonderen Fällen einen Rangaufstieg begünstigen. In deiner Situation waren die Auswahlkriterien die gesonderte Stellung deiner Gegner." Träum' ich…nein, Kaiba sieht noch genauso aus wie immer. Ohne weiter Zeit zu verlieren, entfernte sich der junge Firmenchef, dass beide Frauen einander gegenüberstanden und Rin den Versuch aufgab, weiter darüber nachzudenken. "Bild' dir bloß nichts darauf ein", keifte Wong, die ihr Deck aus der Disc zückte, um es mit dem ihrer Gegnerin zu tauschen. "Bisher hattest du nur Glück. Aber eines verspreche ich dir: diese Glückssträhne wird heute enden." Sie mischten. "Ich verlasse mich nie auf mein Glück", entgegnete Rin und nahm ihre Karten entgegen. "Angeblich sollst du ja auch Kampfsport betrieben haben, aber ich vergleiche mich sicher nicht mit einer Stöckchenspielerin wie dir." Als was hat die gerade meinen Kendounterricht bezeichnet?! Rin presste die Zähne zusammen und marschierte bis ans eine Ende des Containers. Auch Wong positionierte sich. Sie sah nach unten und fing lauthals an zu kreischen. "Oh mein Gott!", quiekte sie, "er ist tatsächlich wegen mir gekommen", sie drückte ihre Hände aneinander und strahlte, "das wird der schönste Tag meines Lebens. Er ist einfach der allergrößte. Mein Yugilein!" Yugi…lein? Auch Rin sah zu der Zuschauermenge. Den Duellanten mit der auffallenden Frisur erkannte die junge Frau trotz seiner unterdurchschnittlichen Körpergröße sofort. Der ehemalige König der Spiele sah zu den Spielerinnen hinauf. Heftig schüttelte er den Kopf und fuchtelte mit den Armen. Wong fühlte sich davon nicht angesprochen und machte weiter, in dem sie ihm zuwinkte und mehrmals seinen Namen rief. Da kann man sich doch glatt fremdschämen. "Lass' diesen armen Kerl in Ruhe und fang' endlich an deinen Job zu machen." Rin hatte Mühe, ihre Gefühle im Zaum zu halten. In Natura war ihre Gegnerin noch anstrengender als auf dem Bildschirm. Selbst die paar Minuten, die sie während der Dreharbeiten hatten zubringen müssen, hatte Rin nicht annähernd so nervtötend in Erinnerung. Sie fühlte sich heute aber auch extrem darauf angesprochen, dass sie sich selbst kaum wiedererkannte. "Jemand wie du versteht sowieso nichts davon", blaffte Wong und rümpfte die Nase. "Du hast recht", Rin warf ihren Pferdeschwanz nach hinten, "von Stalking verstehe ich wirklich nichts." Als Antwort fauchte Wong und schaltete ihre DuelDisc ein, dass Rin es ihr gleich tat. Blaues Licht schoss aus der Disc, dass Rin darin gänzlich umhüllt wurde. Was glaubt die eigentlich, wer sie ist Auf das Signal des Kommentators riefen beide Frauen >Duell< Ein für die Spieler unsichtbarer Zufallsgenerator hatte Rin für den ersten Zug erwählt. Dein überhebliches Getue kannst du dir sparen - ich mach' dich fertig, egal was es kostet und dann siehst du, was du von deinem Gehabe hast. "Ich ziehe", Rin nahm die oberste Karte vom Stapel, "hoffentlich hast du dich vorher nochmal frisch gemacht, denn ich werde dir sowas von Feuer unterm Hintern machen, dass dir nicht mal Zeit zum Denken bleibt." "Das werden wir ja sehen", erwiderte Wong und lächelte in sich hinein. Na warte "Zieh' dich warm an!" Sie zeigte eine Monsterkarte vor. "Dieses nette Kerlchen nennt sich Nebeldrache." "Na und", Wong schüttelte den Kopf, "wie ich sehe, ist das ein Achtsterne-Monster. Du kannst ihn nicht einfach beschwören, ohne dafür zwei andere Monster zu opfern. Oder willst du Drohungen aussprechen, die du nicht halten kannst?" "Irrtum!", klärte Rin auf, "Nebeldraches besondere Fähigkeit erlaubt es mir, ihn ohne Tribut zu beschwören, gleich nachdem ich ihn vorgezeigt habe " "Unmöglich!" "Und nicht nur das: wenn ich ein weiteres Monster der Stufe acht in den Händen halte, darf ich es ebenfalls beschwören. Und sieh mal einer an, was ich hier habe." Sie präsentierte die zweite Karte. Ihre Gegnerin riss die Augen auf. "Der weiße Nachtdrache - wie kannst du ihn jetzt schon aufs Feld holen?" "Weil ich es kann", Rin streckte die linke Hand nach oben aus. Unter ihren Füßen begann es zu vibrieren. Peitschender Wind schlug ihnen um die Ohren, als vier kräftige Schwingen hinauf schossen, sich formierten und zwei Drachen präsentierten, deren lautes Gekreische durch den gesamten Hafen schallte. Ein Raunen ging durch die Menge. "Yamamori hat ihr stärkstes Monster aufs Feld beschworen!" Hörte sie Stimmen unter sich rufen. "Ja, Mann, und das in der ersten Runde!" "Und der andere Drache hat auch schon zweitausend Atk! Noch so ein Zug und Vivian Wong ist erledigt." Rin stemmte die Hände in die Hüften. "Natürlich ist diese Spezialbeschwörung nicht ganz ohne. Meine Drachen bleiben in dieser Runde in Verteidigungsposition, aber das sollte soweit egal sein. Schließlich kann ich dich erst in der Nächsten angreifen." Aus dem Augenwinkel sah sie, wie der Weiße zu blinken begann. "Ein weiterer Preis, den meine Monster zahlen müssen: sie verlieren sämtliche besondere Fähigkeiten." "Wie überaus praktisch", entgegnete Wong und spielte mit einer ihrer losen Strähnen, "ich glaube, ich sollte mich bei dir bedanken, Yamamori. Du ersparst mir damit eine Menge Arbeit." "Soweit lasse ich es erst gar nicht kommen", sagte Rin ohne eine Miene zu verziehen. "Ich spiele noch zwei Karten verdeckt und beende meinen Zug." "Na endlich", stöhnte ihr Gegenüber und zog eine Karte. "Es wird Zeit, den Anfängern ihren Platz zu zeigen! Ich beschwöre Bärenblocker im Angriffsmodus." Ein etwas zu groß geratener Teddy mit 1600 Atk stellte sich vor Vivian Wong. Seine Vorderpfoten zeigten auf Rin, dass sie zwei rot leuchtende Kreise darin entdecken konnte. "Wie ich sehe, hat dein Nebeldrache keinen einzigen Verteidigungspunkt, dass er kein Gegner für meinen Bären ist: Bärenblocker", sie zeigte auf ihr Monster, "greif' ihren Nebeldrachen an!" Der Bär brüllte, rannte auf Rins Spielfeldseite zu. Die Kreise in seinen Handinnenflächen formierten sich zu Energiekugeln, die direkt auf den Drachen zuflogen. "Nicht so hastig", rief Rin, "ich decke meine Fallenkarte auf: Angriff annullieren!" Ein roter Ring wirbelte vor ihrem Nebeldrachen, sog sämtlichen Schaden des Monsters auf und beendete Wongs Battlephase. Diese zuckte lediglich mit den Schultern. "Nichts, was ich nicht schon kenne", spottete sie und legte noch drei Karten verdeckt. Dieses Monster: sie spielt es zum ersten Mal. Ich kenne ihr Deck. Diese Karte wäre mir aufgefallen. Was hat das zu bedeuten? "Was ist denn los, Yamamori", ihre Gegnerin lachte laut auf, "überfordert, weil ich nicht nach deinen Regeln spiele?" "Keineswegs", Rin war am Zug, "wäre doch langweilig…aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr." Sie zeigte auf ihre Drachen. "Dein lächerlicher Tanzbär wird deine Lebenspunkte nicht schützen können. Ich setze meine Monster in den Angriffsmodus." Die Drachen machten sich bereit. Ihren Kampfeswillen spürte Rin bis zu den Fingerspitzen. Aber vielleicht rührte es daher, dass eigentlich sie es war, die kämpfen wollte. "Als erstes greift mein Nebeldrache deinen Bärenblocker an." Grelles Licht trat aus dem Drachen, direkt auf Wongs Monster. "Ich decke meine Falle auf: Verstärkungen", die Mittlere der drei Karten leuchtete auf, "damit erhält mein Bär zusätzliche fünfhundert Angriffspunkte. Aber, was noch viel besser ist, er ist jetzt mit 2100 stärker als dein Monster. Also: bye bye, Drache Nummer eins." Sie winkte mit der linken Hand. Ich habe auch noch eine verdeckte Karte, mit der ich ihren Triumph im Keim ersticken könnte. Aber es wäre nicht so clever, sie jetzt schon einzusetzen. Die hundert Lebenspunkte werde ich schon verkraften. Wäre ja auch zu schön gewesen, diese arrogante Pute nach nur zwei Zügen fertig machen zu können. Zu tausenden von Splittern explodierte ihr Nebeldrache, dass sie sich ganz ihrem Weißen widmete. "Meinen Nebeldrachen magst du besiegt haben, aber mein Nachtdrache ist mit dreitausend Angriffspunkten um Längen stärker als dein Bär. Weißer Nachtdrache", erteilte sie ihrer geliebten Kreatur den Befehl, "puste ihren Kuschelbären vom Feld - mit Diamantenblitzattacke!" Der Weiße riss sein Maul auf. "Perfekt", grinste ihr Gegenüber schief, "es wird Zeit für meine zweite Fallenkarte: Maßregelung." "Was?!" "Scheinbar hast du schon von dieser Karte gehört." Der weiße Nachtdrache stoppte seinen Angriff. Eine unsichtbare Kraft machte ihn bewegungsunfähig. Das Werk von Wongs Fallenkarte. "Dann wirst du sicher wissen, was gleich mit deinem Drachen passiert." Ihre Gegnerin hob ihre Stimme an. "Ich werde die Kontrolle über dein Lieblingsmonster übernehmen. Weißer Nachtdrache, Beifuß!" "Das glaubst aber auch nur du", rief Rin und deckte ebenfalls eine Karte auf. "Wenn ich Kosmoszyklon spiele, kann ich deine Falle vernichten-" "Falsch!" Ein lautes Brüllen ging von ihrem Bären aus. Er stürmte auf Rins Fallenkarte zu und zerfetzte sie in mehrere Einzelteile. "Bärenblockers Spezialfähigkeit", lächelte Wong schief, "solange er auf dem Feld ist, kannst du während deines Zuges keine meiner Zauber- oder Fallenkarten vernichten. Das kann nicht wahr sein Rin knirschte mit den Zähnen. Nicht nur, dass ihre stärkste Karte von ihrem Gegner kontrolliert wurde. Obendrein stand sie jetzt ohne Fallen- und Monsterkarte auf dem Feld. Wie war es bloß dazu gekommen? Wenigstens verbietet ihr die Fallenkarte Maßregelung mich mit meinem Weißen anzugreifen, sonst wär's das für mich…Scheiße! Woher hat die Zicke diese Karten? "Was schaust du denn so blöd aus der Wäsche?", feixte Wong und lachte, "sicher würdest du jetzt am liebsten rum heulen, weil du dachtest, ich würde mit meinem Standarddeck kämpfen. Tja", sie zuckte mit den Schultern, "da muss ich dich leider enttäuschen. Im Gegensatz zu den anderen Plinsen, habe ich deinen kleinen Trick durchschaut. Yamamori", sie zeigte auf Rin , "du konntest bisher nur gewinnen, weil du die Decks deiner Gegner kanntest und durch Glück ihre Karten erraten konntest. Aber ich werde auf deine billige Showeinlage nicht hereinfallen." "Du hast extra wegen mir dein Deck verworfen?" Rin schüttelte den Kopf. "Soll ich mich jetzt etwa geschmeichelt fühlen?" "Du solltest lieber vor mir auf die Knie gehen. Nicht mehr lange und deine kurze Karriere findet ihr jähes Ende. Ich ziehe." Rin hätte nicht geglaubt, dass Wongs Lächeln noch diabolischer werden könnte. "Du bist sowas von erledigt! Endlich kann ich dich zurück in die Gosse befördern. So jemandem wie dir steht es gar nicht zu, sich mit meinesgleichen abzugeben. Und das werde ich dir hier und jetzt beweisen", sie klatschte eine Karte aufs Feld, "ich decke meine Zauberkarte auf: Rüstung aus seltenem Gold. Wenn ich sie an deinen Nachtdrachen anhänge, darfst du keine anderen Monster außer ihn angreifen." Auch das noch! "Der Spaß fängt jetzt erst an", Wong brachte sich in Kampfposition, indem sie wie zu Beginn zum Sprung ansetzte und Arme und Beine in eine typische Kung Fu-Pose brachte. "Wenn du mich schlagen willst, müsstest du wohl meinem Bärenblocker vernichten. Aber da du ihn nicht angreifen darfst, wird es dir unmöglich sein, meine Fallenkarte Maßregelung zu zerstören. Außer du greifst dein eigenes Monster an, obwohl ich schwer bezweifle, dass es ein Monster in deinem Deck gibt, das es mit dem weißen Nachtdrachen aufnehmen könnte. Habe ich nicht recht?" Diese verdammte- "Yamamori", Wong riss die Augen auf, "mach ' dich auf deine erste Niederlage gefasst!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)