Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 43: ------------ "Endlich Wochenende", Mokuba streckte die Beine aus, dass sie das Hinterteil des Fahrersitzes berührten. Mit geschlossenen Augen und einem überbreiten Grinsen ließ er den Kopf in den Nacken fallen. Er wirkte wie ein Athlet am Ende eines erfolgreichen Wettkampfes - ausgepowert und zufrieden. Es fehlten lediglich die Schweißperlen und die keuchenden Atemstöße. Der jüngere der Kaiba-Brüder war die Versinnbildlichung eines zufriedenen Angestellten an einem Freitagnachmittag. "Du scheinst zu vergessen", entgegnete der Ältere und hatte sich mit übereinander geschlagen Beinen neben seinen jüngeren Bruder gesetzt, "dass wir noch nicht fertig sind." Im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen war Seto Kaibas Gesichtsausdruck gleichbleibend. "Ach", lachte der schwarzhaarige Wuschel auf, "die Besprechung mit der Kommission ist doch nichts. Derselbe Larifari wir jedes Jahr und am Ende wird beschlossen, dass wie es so wie immer machen. Das strengt mich nur halb so sehr an als mir Hentos ständiges Gequake anzuhören", er verzog genervt das Gesicht, dass das Kindliche in seinen Zügen die Oberhand gewann, "als ob ich dein lebendes Sprachrohr wäre und nichts besseres zu tun hätte." Er stieß einen leisen Pfiff aus. Als Bruder des mächtigen Firmenchefs bekam er oft den Großteil der Schleimereien ab. Der Jüngere war trotz seiner Erfahrungen noch viel zu nett mit dem Personal, auch wenn er in den Jahren viel dazu gelernt hatte und die meisten Anliegen einfach ignorierte. Langsam ließ Mokuba den Kopf in Richtung Fensterscheibe sinken. Seine braunen, klaren Augen sahen verträumt in das Sommergewitter, das vor wenigen Minuten schlagartig begonnen hatte. Klarer Himmel war gewichen, dass eine graue Wolkendecke die Stadt überzog und mit plätschernden Gesängen seinen allmonatlichen Ritus beschwor. Mokuba lächelte in sich hinein: "Zumindest haben wir dich schon mal aus der Firma bekommen. Das heißt", ohne seinen großen Bruder anzusehen, begann er schelmisch zu grinsen, "nach der Besprechung ist Schluss für heute." Dies sagte er wie eine Mutter, die ihrem Kind eine letzte Geschichte vor dem Zubettgehen erlaubte, bevor sie anschließend das Licht ausschalten würde. Was für Mokuba die Chance war, seinen älteren Älteren einmal ganz für sich zu haben, passte dem jungen Firmenchef so sehr wie dem kleinen Jungen, der noch nicht ins Bett gehen wollte. Ausgerechnet heute fanden die Besprechungen statt. Er hatte nicht die Nerven, sich mit Kleinkram zu befassen. Wie Mokuba bereits sagte, einigten sie sich letztendlich immer auf dasselbe, dass seine Präsenz eigentlich nicht von Nöten wäre. Aber er gehörte nun mal der Kommission an, wofür seine Firma im Gegenzug einen Sonderstatus während sämtlicher Turniere erhielt. Die Privilegien, die damit einhergingen, waren wichtig für den weiter steigenden Umsatz und der hohen Präsenz seiner Technologien - das sah selbst der mächtige CEO ein. Es änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er lieber in den geheimen Anlagen weiter gearbeitet hätte. Gestern Abend hatte er es nicht mehr nach Hause geschafft. Zu sehr war er in das System und seine weiter steigenden Rätsel vertieft. Drei Uhr morgens war ihm schließlich aufgefallen, dass er noch immer nicht weitergekommen war. Die Notwendigkeit des Schlafens war für ihn etwas Unumgängliches und nichts, wodurch er sich eine Auszeit gönnte. Ein paar Stunden Schlaf genügten ihm - er war es gewohnt, früh aus dem Haus zu sein und erst kurz vor der Grenze des Unerträglichen sein Bett aufzusuchen. Selbst an vermeintlich freien Tagen konnte er nicht länger liegen bleiben. Er sah es als Bürde Seitens der Natur, dass er gezwungen war, aufzuhören. Schlaf hinderte ihn nur daran, weiter zu arbeiten. Gerade, wenn er an einem Punkt war, an dem er nicht weiterkam, war es für ihn zermürbend, zunächst damit aufzuhören. Wie kann sich dieser Raum den mathematischen Gesetzen widersetzen? Er hatte im virtuellen Raum gestanden. Jener Raum, dem er Rin aufgetragen hatte, nach seinen Regeln zu kreieren. Er konnte sich nicht erklären, wie sie es geschafft hatte, sein System auszutricksen. Es ist ihr Gehirn. Irgendwie hat sie es geschafft, die gesprochenen Informationen entgegen ihrer Gedanken zu steuern. Unmöglich, dass sie das bewusst getan hat! Das erklärt nur nicht die Frage, wie sie in meinem eigenen System einen Ort erstellen konnte, in dem ich keinen Zugriff habe- Kaiba ballte die Hände zur Faust Es machte ihn fuchsig. Nicht nur, dass es möglich war, ihn in seinem eigenen Programm auszusperren. Schon allein diese Tatsache war ihm unbegreiflich. Niemals würde er an der Perfektion seines Programmes zweifeln, erst recht nicht an dessen Fähigkeiten, mit denen es kein Hindernis gab, an dem er nicht vorbei könnte. Dieser Dungeon - den Kaiba nur so benannt hatte, weil er in diesem ein verschachteltes System ausarbeiten wollte - war wortwörtlich zu einem Rätsel geworden. Er musste sein System durchlaufen lassen, um sämtliche Knackpunkte entschlüsssln zu können. Heute morgen hatte er die Arbeiten nicht fortsetzen können. Das System war noch am Arbeiten gewesen, die einzelnen Dateien standen noch zur Überprüfung. Die Warterei machte ihn rasend. Die Bilder der virtuellen Umgebung tauchten ständig auf: Die Wiese, in ihrem perfekt ausgeleuchtenden Zustand; die schwingenden Sommerblumen, aus denen kleine Insekten krabbelten, Bienen und Hummel sich sammelten; der Wald, der sich verdichtete, dunkler wurde, je weiter er hinein gelockt wurde bis er schließlich zu dem Haus kam... Dieses Haus Wieso kam er nicht in dieses Haus rein? Er wollte so schnell wie möglich Antworten, und wenn er Rin persönlich in den Raum zerrte. Sein Blick wurde eisig. Kaum den Gedanken beendet, erschien das Gesicht der jungen Frau hinter den Glasscheiben seiner Firma. Das Bild war keine Illusion, für die er es kurz gehalten hatte. Die Braunhaarige ging durch die Drehtür, hinaus in das Sommergewitter. Als eine der letzten, die an einem Freitagnachmittag das Gelände verließ, war sie die einzige, die aus der Tür trat, dass der gesamte Fokus auf ihrer Erscheinung lag. Trotz des Regens, der als dicke Tropfen hinabstieg, bewegte sie sich ruhig, fast als könnte ihr der Regen nichts anhaben. Ihre Kleidung, die binnen Sekunden durchweicht wurde, sagte etwas anderes. Zu seiner Verwunderung blieb sie mitten auf dem Fußweg stehen und sah hinauf, als wäre sie nicht sicher, ob der Regen tatsächlich von den Wolken kam. "Ich kann das einfach nicht", murmelte neben ihm sein Bruder und biss sich auf die Unterlippe. Noch bevor der junge Firmenchef verstand, ließ Mokuba das Fenster runterfahren und steckte den Kopf hinaus. "Mokuba, was hast du vor?", langsam begann es in Kaibas Kopf zu arbeiten. "Ich lass' sie nicht im Regen stehen", entgegnete der Wuschelkopf trocken. Der Ältere sah ihn perplex an: "Ich habe dir doch erst gestern gesagt-" "Rin", rief Mokuba, seinen Bruder ignorierend und wischte sich die Tropfen von den Strähnen seines Ponys.. "Mokuba!", zischte der junge Firmenchef, "nein!" "Rin", nun winkte er auch noch, dass schließlich' Angesprochene zur Limousine herüber sah. Ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen war sie genauso überrascht angesprochen zu werden. Den Blick zunächst auf das Gefährt werfend, sah sie nun zu dem jüngeren Kaiba herüber, der sie regelrecht anstrahlte. Vorsichtig näherte sie sich der Luxuskarosse, während dem Älteren der Kaiba Brüder nichts anderes übrig blieb, als starr geradeaus zu sehen. Rin stand nun direkt vor dem Fenster und beugte sich leicht hinunter. Ihr Blick war genauso irritiert, wenn sie sich auch bemühte, freundlich zu bleiben. "Steig' ein", sagte der junge Kaiba, dass Rin die Augen aufriss. "Ähm-", aber auch ihr ließ er keinen Raum zum Protestieren. "Du willst doch nicht ernsthaft hier draußen stehen bleiben!?", grinste er, "komm' schon. Ich werde nicht aufhören zu fragen, bis du eingestiegen bist." Aus dem Augenwinkel sah er ihr Zögern. Scheinbar flüchtig sah sie an Mokuba vorbei, dass ihre tiefen Seelenpiegel auf seinem eiskalten Blick ruhten - für einen Augenblick, aber lange genug, dass beide die Blicke des anderen wahrnahmen. Sie fasste sich an den Nacken. "Okay. Wenn du mir keine Wahl lässt", flüchtig lächelte sie, wenn auch nicht gerade überzeugend." Darauf riss Mokuba die Beifahrertür auf und rutschte zu seinem großen Bruder heran, der daraufhin einen giftigen Blick an den Jüngeren richtete, bevor er sich gänzlich der Fensterscheibe neben sich zuwandte. ~ Mokuba! Wieso-? Dieser Tag entpuppte sich als der schlimmste ihres Lebens! Rin schloss die Tür und versuchte so klein wie möglich in diesem Sitz zu wirken. Das riesige Innere des Wagens erleichterte ihr das Vorhaben. Noch nie hatte sie das Innere einer Limousine gesehen - nur aus dem Fernsehen, da war der Wagen jedoch eher zur Minibar umfunktioniert worden. Dieses Innere war geradezu bescheiden - wenn der Begriff für ein derartiges Gefährt überhaupt benutzt werden durfte. "Das ist wirklich nicht nötig", sagte Rin, in der Hoffnung, irgendwie doch noch hier heraus zu kommen. "Ach Quatsch", winkte der Schwarzhaarige ab, "kein Problem. Sollen wir dich nach Hause bringen?" Wir Am anderen Ende blickte der junge Firmenchef wie eine Eissäule aus dem Fenster, dass Rin die Kälte bis zu sich spüren konnte. Die Ablehnung, die mit ihr einher ging, war in jeder Sekunde greifbar, dass die junge Frau den Beutel mit Wechselkleidern auf ihren Schoß platzierte und diesen fest in ihre Arme schloss, dass ihr Oberkörper fast gänzlich bedeckt wurde. Obwohl sie nichts Durchschimmerndes trug, hatte Rin das Gefühl, die Feuchtigkeit legte die Sicht unter ihrer Bluse frei. Sie dachte an das Vorstellungsgespräch, dass automatisch die Erinnerung an die gestrige virtuelle Simulation zurückkehrte. Diese wäre ihr gerade lieber - genauso Seto Kaibas digitale Version, die im Vergleich geradezu menschlich wirkte, im Gegensatz zu dem Mann auf der linken Beifahrerseite. Dass die Feuchtigkeit auch noch ihren Körper erschaudern ließ, machte es nicht besser für sie. "Danke, aber es reicht vollkommen, wenn ihr mich vor dem Domino-Mall-Parkplatz rausschmeißt", sie wollte noch ein paar Einkäufe erledigen. Sie kannte ein paar Seitengassen, in denen kleine Stände frische Lebensmittel verkauften - ein Geheimtipp, dass die junge Frau bezweifelte, dort jemanden zu treffen, der sie erkennen könnte. Als Mokuba daraufhin skeptisch die Augenbraue hob, ergänzte sie, "ich bin da später noch...verabredet." "Oh", Mokuba sah sie mit seinen großen runden Augen an, bevor kleine Fältchen entstanden und ein schiefes Grinsen seine Gesichtsmuskeln zucken ließen, "eine Verabredung. Etwa mit deinem Freund?", die Frage kam so unerwartet, dass sie ihn unwissend anblinzelte. "Meinem Freund?" "Na der Kerl, den du zu deinem Duell mitgebracht hast." "Yamato?", Rin schüttelte den Kopf - Mokuba, wieso tust du mir das an?! - "nein, wir sind nicht zusammen. Er ist ein Freund." Wow, das kam jetzt einfacher über die Lippen als ich dachte Rin war stolz auf sich, sie hatte keine dumme Ausrede gestammelt, welche in dieser Gesellschaft nicht verwunderlich gewesen wäre. "Lass mich raten", Mokuba grinste nicht mehr so schief, dafür hellte sich sein Gesicht wie ein kleines, glückliches Kind auf, "du hast momentan nicht die Zeit für was Festes." Will er mich ärgern? "So in der Art", entgegnete sie knapp und packte noch fester die Tüte. Sie war froh als Mokuba sich zu dem Fahrer vorbeugte und die Adresse weitergab. Endlich startete der Wagen und der junge Kaiba lenkte in ein angenehmeres Thema ein. Zum Glück "DuelMonsters scheint bei dir auch sowas wie der Sinn deines Lebens zu sein." Sie wusste, dass er auf seine vorherige Frage einging, dass Rin kurz überlegte, um nicht noch einmal in diese peinliche Lage zu geraten: "Komme ich so rüber?", stellte sie stattdessen eine Gegenfrage. "Du gehst aufs Ganze", Mokuba legte einen Finger aufs Kinn, "ich habe immer den Eindruck, dass du ohne Limit spielst. So als wäre eine Niederlage gleichzusetzen mit dem Tod." Er machte eine kurze Pause. Es schien, als dachte er über das Gesagte nach. Sein Blick wurde durchscheinender. "Lumina hat das auch immer zu mir gesagt, wenn wir uns duelliert haben", das Gesicht ihrer Freundin tauchte auf. Wie sie eine Augenbraue hochzog und den Kopf schief legte - eine Geste, die ihre Freundin unbewusst tat, wenn sie bluffte. "Ich hab gesehen, dass sie auch eine DuelDisc bei sich trug. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, welcher Typ von Duellant sie ist", der Schwarzhaarige schien ernsthaft zu überlegen. Rin musste schmunzeln. "Ein Magier-Typ." "Echt", Mokuba schien verdutzt, "so richtig? Mit schwarzem Magier und allem?" "Jede Karte von DuelMonsters, die mich an den Rande des Wahnsinns bringen sollte. Angefangen vom schwarzen Magier über den Paladin bis zu Kuriboh." "Ein richtiges Yugi-Deck." "Eher ein Deck, dass mir den letzten Nerv rauben sollte. Ich muss zugeben, ich hab sie dazu getrieben, mir so auf den Zahn zu fühlen." "Das klingt nicht gerade nach spaßigen Duellen." Rins scheues Lächeln wurde zu einem finsteren Grinsen. "Ich duelliere mich nicht aus Spaß." "Nicht mal mit deinen Freunden?" "Wenn ich mich mit Lumina duelliere, bin ich noch viel schlimmer. Darum spielen wir auch nur noch selten miteinander. Sie hat es nur getan, um mich zu ärgern. Aber ich hatte es auch nicht anders verdient", ihr Grinsen wurde breiter, "schließlich hatte ich etwas, dass sie wollte. Das habe ich ihr in jedem Duell vor Augen gehalten." "Ich frage mich, was es war", Mokuba Augen blitzten aufgeregt. "Du bist ganz schön neugierig, weißt du das?", sie sah ihn von der Seite an - ein wenig tadelnd, wenn ihr Blick auch leicht neckend war. "Naja", Mokuba zeigte seine Zähne, dass die braunen Seelenspiegel zu leuchten begannen. Sein leicht kindliche Auftreten verdrängte das Ungemütliche, das diesen Wagen umgab. Kurz war der stumme Firmenchef und seine alles gefrierende Aura vergessen. "Sieh' es als kleine Gefälligkeit an", seine Augen kniffen sich durch sein fortwährendes Lächeln immer weiter zusammen, "dafür, dass wir dich mitnehmen." "So ist das also.. Na dann leg' mal los. Du willst doch sicher etwas Bestimmtes wissen", sie sah ihn herausfordernd an, dass er kurz innehielt, bevor er noch breiter lächelte. "Ach, ich find' es einfach nur spannend. Deine Art dich zu Duellieren - irgendwie berechnend und gleichzeitig unerwartet. Da hab ich mich gefragt, ob du schon immer so spielst." "Es hat sich vorher nie die Gelegenheit ergeben, das herauszufinden", entgegnete sie und versuchte sich im Geiste die unzähligen Duelle mit Lumina vorzustellen, die manchmal dazu geführt hatten, dass sie danach stundenlang kein Wort miteinander gewechselt hatten. "Mit meiner besten Freundin", Rin versuchte die richtigen Worte zu finden, "habe ich mich schon immer auf diese Weise duelliert." Der Wagen lenkte in die nächste Kreuzung, dass Rin ein Plakat des Worldcups entdeckte. Schnell sah sie weg. "Dadurch, dass sie ihr Deck so aufgebaut hat, um meine Drachen zu vernichten, haben wir eher wie Feinde miteinander gespielt." Wenn man das Spielen nennen kann. "Lumina hasst nämlich Drachen und alles, was damit zu tun hat." "Tatsächlich?", blinzelte Mokuba, "dann habe ich mir es nicht eingebildet, dass sie etwas gegen unsere Firma hat", die letzten Worte murmelte er, während er den Feierabendstau vor sich beobachtete. "Ja, aber das hat einen anderen Hintergrund." "Ich kann mir nicht vorstellen, was das sein soll", er verschränkte die Arme als hätte man ihn persönlich beleidigt. "Es gab damals ein Spiel, worauf sie völlig abfuhr. Das mit den kleinen Kapselfiguren auf einer Spielfeldmatte. Muss, glaube, sieben Jahre her sein als die Kaiba Corporation die Marke aufkaufte und schließlich einstampfte." "Ich erinnere mich an das Spiel. Wir haben es kurz nach der Eröffnung des Themenparks abgesetzt", Mokubas Blick ging flüchtig zu seinem Bruder, ohne diesen direkt anzusehen: "Stimmt. Es war zu der Zeit ziemlich beliebt." "Sie trauert dem Spiel noch heute hinterher und nachtragend sein gehört zu ihren Stärken", sie hatte das Gefühl, den Jüngeren aufbauen zu müssen. Auch wenn er es gut zu vertuschen wusste, sah sie in seinem Gesicht, dass ihn etwas beschäftigte, wollte aber nicht zu sehr persönlich werden. Noch immer saß Seto Kaiba wie eine Statue am anderen Ende. Auch wenn er kein Wort sagte und womöglich nicht einmal zuhörte, würde sie nichts fragen, worin er sich in seiner Privatsphäre angegriffen fühlen könnte. Zwar sprach der schwarzhaarige Wuschel sehr oft und gerne über das Leben außerhalb der Kaiba Corporation, aber in Gegenwart seines Bruders musste sie es nicht unbedingt provozieren. "Sag' mal", Mokubas Worte wurden schwächer, aber sie konnte ihn noch deutlich verstehen, "wieso spielst du DuelMonsters?" Seine Frage war ernst, als müsste sie die richtige Antwort geben. Ich frage mich, was er wirklich wissen will. "Als das Spiel neu rauskam", Rin hatte noch deutlich das Bild des anfänglichen Logos vor Augen, "gab es ein Geschäft am Rande der Innenstadt, dass sein Schaufenster mit einem gewaltigen Plakat versehen hatte", ihre Augen bekamen etwas Verträumtes, Rin dachte gerne daran zurück - für sie hatte es damals etwas Magisches gehabt, "darauf war der weiße Drache mit eiskaltem Blick abgebildet - groß, gewaltig, einfach atemberaubend. Ich hatte schon immer eine Schwäche für diese Kreaturen." Die Spiegelung des linken Beifahrerfensters ließ die junge Frau jenen eiskalten Blick spüren. Ein kurzes Zucken glaubte Rin bei Seto Kaiba gesehen zu haben, nur ganz flüchtig, dass es auch Einbildung gewesen sein könnte. "Krass", erhob Mokuba die Stimme, und sein Gesicht wurde wieder heller, "war es das Plakat in der 42. Straße, neben dem Möbelmarkt" "Was für eine genaue Beschreibung... aber ja." Die Limousine verlor immer mehr an Tempo - sie waren kurz vor der Domino-Mall - man brauchte nur noch über eine Ampel, dann tauchte auch schon der Parkplatz auf. "Ich hab gesehen, dass du selbst ein paar der Weißen in deiner Sammlung besitzt. War bestimmt ein ganzes Stück Arbeit, sie zu bekommen." Fast hätte Rin aufgelacht. "Man kann es schon als Glück bezeichnen, dass ich sie überhaupt in die Finger bekommen habe. Wäre der Ladenbesitzer nicht so freundlich gewesen und hätte sie für mich reserviert, würde ich heute noch ohne dastehen." "Ich kenne nur einen Ladenbesitzer, der so freundlich ist." "Ich auch", lächelte sie und fasste sich über ihre DuelDisc, in der sie ihr Sonderdeck hinein gesteckt hatte, "ich komme aber auch ganz gut ohne sie zurecht." "Was war dein erstes Monster?" Rin brauchte nicht lange überlegen. Sie zückte die zweite Karte ihres Decks und hielt sie dem jüngeren Kaiba hin. "Sieht ja nicht so stark aus." "Pah", jetzt konnte sich Rin ein Lachen nicht verkneifen, "sie hat gut zu mir gepasst - ein harmloses Monster mit nur einem Stern und mikrigen Lebenspunkten", sie sah zu dem Drachen, "umso überraschender kommt sein Effekt." Sie merkte, dass die Limousine angehalten hatte: "Ich hoffe, ich hab meine Gefälligkeit getan." Sie sah zur Beifahrertür, wenn auch die Sicht durch den Regen etwas verblasste. "Danke fürs Mitnehmen", sie neigte leicht den Kopf. "Isono", wandte sich der Jüngere an den Fahrer, "gib' Frau Yamamori einen Regenschirm für unterwegs. "Sofort, junger Kaiba", damit stieg Isono aus, lief einmal um den Wagen und war nach einer Minute vor der hinteren Beifahrertür, die er Rin aufhielt. Mit der anderen Hand hielt er den Regenschirm - geöffnet und bereit ihn Rin zu überreichen. Sie wandte sich an Mokuba. Bevor sie erneut zum Dank ansetzen konnte, winkte er ab und sagte: "Viel Spaß und genieß' dein Wochenende." Klingt ja so als wüsste er nicht, dass ich morgen mit seinem Bruder arbeite "Du auch", sie richtete sich auf, dankbar nicht erneut vom Regenschauer erfasst zu werden, "bis Sonntag." "Bis dann", Mokuba rückte von seinem Bruder ab und machte es sich im Inneren der Limousine bequem. Ohne den Älteren anzusehen, schloss sie die Beifahrertür, bedankte sich bei Isono für den Regenschirm und überquerte den Fußgängerüberweg, der sie weg von der Mall und in Richtung der weniger überfüllten Straßenecken brachte. Trotz der Peinlichkeit, die diese Fahrt mit sich gebracht hatte, war sie dem Schwarzhaarigen dankbar, dass er sie abgelenkt hatte. Der Groll war bis nach ganz hinten gerückt, stattdessen dachte sie an den Grund, wieso sie sich duellierte und daran, dass der schwarzhaarige Wuschelkopf es immer wieder schaffte, ihr vor Augen zu führen, was wirklich zählte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)