Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Sie hatten sich an derselben Stelle verabredet, an der sie einander begegnet waren. Diesmal schien die Sonne, keine Wolke benetzte den Himmel und ließ nur eine sanfte Brise durch ihre Jacke wehen, die den baldigen Sommer ankündigte. Eigentlich wollten sie sich schon für Samstag verabreden, Hayato hatte letztendlich dann doch den Sonntag vorgeschlagen, da er noch letzte Erledigungen seines neuesten Umzuges zu tätigen hatte. Rin war es Recht gewesen, so hatte sie genug Zeit, sich auf die kommende Woche vorzubereiten. Ihr Herz schlug bei dem Gedanken schneller, sie grinste über beide Ohren - diese Woche würde sie mit einem gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt ausklingen lassen, dass etwas Ruhe in ihren hektischen Gemütszustand einkehren konnte. Der schwarzhaarige junge Mann stand bereits am vereinbarten Ort. Die Hände in die Hosentaschen gesteckt, mit einer schwarzen Lederjacke, die perfekt in seine Naturhaarfarbe überging, lächelte er Rin an, als diese über die Straßenkreuzung lief. Sie lächelte zurück, dabei ließ sie die Hände vor ihrem Schoß und begrüße den großgewachsenen Mann, der sich leicht zu ihr herunterbeugte. "Entschuldige die Verspätung", entgegnete Rin und sah leicht zur Seite, dass sie seinen Blicken nicht direkt begegnete, "der Verkehr im Zentrum ist wieder mal wie lahmgelegt." "Das habe ich auch schon bemerkt", Hayato sah dabei zu den aufgestellten Bannern und Fahnen, die an den Laternenmasten angebracht waren, "ich habe völlig verdrängt, dass ich hier in der Gründungsstädte von DuelMonsters bin." Schon bei dem Wort bekam die junge Frau einen wohligen Schauer, der sie noch breiter strahlen ließ. "Am besten", sie tippte sich ans Kinn, "wir fangen mit dem Hafen an. Der ist nur zehn Minuten von hier entfernt und ist jetzt zur Mittagszeit noch relativ entspannt." Hayato nickte, dass sie sich in Bewegungen setzten und gemütlich durch die Innenstadt spaziertenbis der Hafen mitsamt Promenade vor ihnen erschien. Wie erwartet war hier bereits alles für den kommenden Worldcup vorbereitet. Jeder Stand war entsprechend in den Farben von DuelMonsters Karten eingekleidet, der Fischmarkt wurde gänzlich geräumt und durch verschiedene Attraktionen und Souvenirläden ausgetauscht. Kurz huschten Rins Augen zu einer Bronzestatur eines weißen Drachen mit eiskaltem Blick herüber, die gut in ihre Sammelvitrine gepasst hätte. Zum Glück waren die Stände nur aufbereitet worden und würden erst Morgen ihre Pforten öffnen, dass Rins Geldbeutel verschont blieb. "Wahnsinn", die braunen Augen des Schwarzhaarigen sahen sich gespannt um, "ich wusste, dass DuelMonsters beliebt ist, aber so einen Trubel hab ich echt nicht erwartet." "Dann warte ab, was erst am Mittwoch los ist", erwiderte Rin und hielt vor einer Brüstung inne. Sie ließ den Blick über die offene See schweifen und genoss für einen Augenblick die feuchte Brise: "Ab zwölf Uhr werden sämtliche Straßen zur Innenstadt für die Eröffnungsparade abgesperrt. Bus und Bahn werden stillgelegt. Über hunderttausend Menschen stopfen sich auf den Fußgängerwegen. Man kommt dann nirgendswo mehr hin, die Leute ziehen einen quasi in ihren Strudel. So was ist nichts für Klaustrophoben." "Und das startet Mitten in der Woche, am hellichten Tag?" Hayato schüttelte ungläubig den Kopf und lehnte sich an die Brüstung. "An dem Tag haben die Schüler einen beweglichen Ferientag - damit sie auch bei dem Event dabei sein können. Im ersten Jahr hatte es so viele Schulschwänzer gegeben, dass die Behörden keine andere Wahl hatten. Am Mittag findet auch nur die Parade statt, mit ein paar Musikeinlagen und Gratis-Boosterpacks. Das ist ein bisschen wie zum Karneval nur mit verrückteren Figuren. Am Abend geht es dann erst richtig los." Sie zeigte nach draußen, auf eine Insel, die von einem hohen spitzen Turm dominiert wurde. "Auf Kaibaland findet zwanzig Uhr das große Eröffnungsduell statt. Letztes Jahr war es Yugi Muto gegen Allister *. Ich bin gespannt, wer dieses Jahr gegeneinander antritt." Sie wusste, dass der ehemalige König der Spiele mit diesem Eröffnungsschlag seinen Abschied aus der Duell-Monsters-Liga angekündigt hatte, damit er sich ganz auf den Spieleladen seines Großvaters und der Erfindung von eigenen Spielen konzentrieren konnte. Tatsächlich tauchte ein Jahr nach Bekanntgabe ein Brettspiel auf, dass sich am ersten Tag über eine Millionen Mal verkauft hatte, obwohl es überhaupt nichts mit DuelMonsters zu tun hatte. "Ab Mitternacht beginnen dann die richtigen Duelle." "Du kennst dich ziemlich gut in diesen Dingen aus", sagte Hayato, dass sich Rin verlegen an die Stirn kratzte. "Nun ja, das muss ich auch. Ich nehme nämlich dieses Jahr auch am Worldcup teil." Der Schwarzhaarige machte große Augen. "Das hätte ich nicht erwartet. Also ich meine", er suchte sichtlich nach den richtigen Worten, dass Rin ihn nicht weiter hilflos straucheln ließ. "Schon in Ordnung. Ich bin auch erst ab morgen eine offizielle Berufsspielerin. Ich starte also ganz neu in der Branche." "Hatte der Anruf neulich etwas damit zu tun?" "Genau", nickte Rin und bekam wieder dieses Kribbeln im Bauch, "ich habe eine Festeinstellung bei der Kaiba Corporation erhalten. Erstmal nur in der Amateur-Liga, aber bei meinem niedrigen Erfahrungsstand ist das auch vollkommen logisch." "Bei der Kaiba Corp", Hayato sah noch einmal flüchtig zu dem Spitzturm herüber, "dann werden wir uns vielleicht öfter über den Weg laufen. Ich arbeite gegenüber, bei den Stadtwerken." Rin hörte interessiert zu, während der Schwarzhaarige über seine bisherige Laufbahn berichtete. Ursprünglich kam er aus Tokyo, hatte einen Abstecher in Kyoto gemacht und bekam schließlich ein gutes Angebot aus Domino-City als Finanzplaner. Rin hätte ihn nie für einen Büromenschen gehalten, seine lockere und lässige Art machten es ihr schwer, sich Hayato vor einem Schreibtisch vorzustellen. Lediglich das Bild von Hayato in einem Anzug ließ sie innerlich schmunzeln. Seine sportliche Figur musste in Hemd und Anzughose wirklich heiß aussehen. Sie erwischte sich dabei, wie die Vorstellung in ihrem Kopf immer mehr an Form gewann. Ihr wurde augenblicklich heiß im Gesicht, dass sie zum Weiterlaufen ansetzte. Hayato lief dicht neben ihr und fragte sie zu ihrem Leben aus. Während Rin über ihre letzten Jahre resümierte und ein paar ihrer liebsten Beschäftigungen aufzählte, fiel ihnen auf, dass sie beide dieselben Filme bevorzugten und ein paar derselben Bücher in den Schränken besaßen. Sogar in puncto Musik waren sie auf derselben Wellenlänge, dass sie ganz aufgeregt von ihren neuen musikalischen Errungenschaften erzählte, während sie ihn derweil in eine weniger belebte Straße, am Rande der Innenstadt, führte und eine Pause im nächstgelegen Cafe´vorschlug, von dem sie wusste, dass dort die besten Eiscafés serviert wurden. "Wie stelle ich mir so einen Job als Duellant vor?", fragte Hayato als die Bestellungen an ihren Tisch gekommen waren. Rin betrachtete ihr hohes Glas, aus dem die Sahne herausquoll und zückte nach dem Löffel. "In erster Linie", begann sie und versuchte ihr angesammeltes Wissen darüber zusammenzutragen, "also, wenn man in einen der Firmen eingestellt ist, dann geht es hauptsächlich um deren Vermarktung. Duel Monsters bringt richtig gutes Geld ein. Die Unternehmen verdienen Millionen mit ihren Duellanten allein für Werbung und Marketing. Als Berufsduellant geht es meist darum, an verschiedenen Meisterschaften teilzunehmen oder diversen Events beizuwohnen. Man ist viel unterwegs. Wenn man richtig erfolgreich ist, reist man um die ganze Welt. Es läuft ein wenig wie bei Models, bloß dass statt Agenturen die verschiedenen Unternehmen die Spieler von einem Duell ins nächste schicken. Aber das ist weit entfernt von dem, was ich tue. So richtig kenne ich meine Aufgaben noch nicht, aber da der Worldcup ansteht und die erste Runde die Duel-Monster-City-Turniere sind, denke ich, dass ich den ganzen Tag in der Stadt herumirre und mir meine Gegner aussuche." Hastig nahm sie einen Schluck der kühlen Flüssigkeit, bevor sie sich wieder ganz der Sahne widmete. Hayato beobachtete sie dabei, während seine Finger über den Rand seiner Kaffeetasse wanderten. "Das klingt nach viel Arbeit und wenig Freizeit", fasste er zusammen, "aber wenn es genau das ist, was du willst-" Und wie es das ist! Sie nickte und kam nicht umhin, zu dem morgigen Meeting abzuschweifen, bei dem sie die ersten Instruktionen erhalten sollte. Tage vorher hatte sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie sich am besten darauf vorbereiten sollte. Außer an ihrem neuen Deck zu pfeilen und ein paar Online-Duelle zu bestreiten, war sie noch nicht sehr weit gekommen. Sie konnte es kaum abwarten, endlich loslegen zu können. Verträumt sah sie durch den Schwarzhaarigen hindurch, bevor sie sich ihrer Schwärmereien bewusst wurde, die ihr Gegenüber vielleicht misverstehen könnte. Sie biss sich auf die Lippen und begann weiter zu erzählen. Es war einmal eine entspannte Abwechslung mit jemandem über Duel Monsters zu reden, der noch wenig Erfahrung darin hatte. In der Schule hatte sie viel Sympathie bei den Jungs gewinnen können. Ein Mädchen, dass DuelMonsters spielte, war auf der Oberstufe immer noch eine Seltenheit. Bis auf Lumina gab es keine weitere Schülerin in ihrer Klasse, die sich fürs Duellieren interessierte. Die Kerle fanden es zunächst cool, dass Rin ebenso begeistert spielte wie sie. Dass Rin jedoch um Längen besser war als die meisten von ihnen, war weniger cool. Sie dachten, der süßen Braunhaarigen ein paar Regeln und Strategien beibringen zu können. Da hatten sie sich getäuscht, denn Rin musste nicht erklärt werden, wie Duel Monsters gespielt wurde, schon gar nicht von so Halbstarken wie ihre Schulkameraden. Mit Hayato ließ es sich da schon leichter darüber reden. Er war nicht davon abgeschreckt, dass ihr Talent so weit ausreichte, dass sie eine Chance in der größten Spielefirma der Welt bekommen hatte. "Ich blicke bei diesem Spiel einfach nicht durch", lachte der Schwarzhaarige und zahlte die Rechnung, "ich weiß, es ist ab sechs Jahren geeignet, aber - meine Güte! - welcher Sechsjährige versteht denn diese Regeln. Einmal hab ich eine Karte zu Gesicht bekommen, da stand ein halber Roman drauf und ich hatte nur Fragezeichen im Kopf." "Mein erstes Duell hat drei Stunden gedauert, weil meine Freundin und ich ständig die Regeln nachlesen mussten." Auch Rin begann zu lachen. Ganz beiläufig ergriff er ihre Hand und lief mit ihr die Straße herüber. Rin wusste nicht, ob die Aufregung in ihrem Inneren von dem Schwarzhaarigen herrührte oder doch der sehnsüchtigen Erwartung geschuldet war, die ihre neue Arbeit für sie bereit legte. Warum auch immer, sie erwiderte seine Berührung und setzte den Stadtrundgang händchenhaltend fort. Sie vergasen völlig die Stunden, die an ihnen vorbeizogen, dass bereits die Abenddämmerung einkehrte. Es war Zeit zurückzukehren. Rin musste morgen früh raus, sie musste fit sein - sowohl körperlich als auch geistig. Hayato bestand darauf, sie nach Hause zu begleiten und Rin hatte zugestimmt. Die Gegenwart des Schwarzhaarigen fühlte sich weniger aufgezwungen an als sie zu Beginn ihrer Verabredung befürchtet hatte. "Danke, dass du mir die Stadt gezeigt hast", seine Stimme war weich, er blieb ein paar Meter vor ihrem Wohnblock stehen, dass auch Rin innehielt. "Jetzt weiß ich, wo ich das nächste Mal mit dir essen gehen kann", seine Augen sahen sie eindringlich an, dass sie nicht anders konnte als seinen Blick zu erwidern. Er hatte wirklich schöne Augen, die von dunklen Wimpern umrahmt wurden. Plötzlich spürte sie einen Kloß im Hals stecken, sie ließ die Lider sinken. "Solange du mir nicht übel nimmst, wenn unser nächste Treffen nicht ganz so bald ist. Die kommenden Wochen werden bestimmt viel Freizeit einbüßen." "Das macht nichts", aus dem Augenwinkel sah sie sein Lächeln, "sobald du Zeit hast, führe ich dich aus. Du kannst mir auch gerne spontan schreiben, wenn es für dich passt. Ich werde mir schon irgendwie die Zeit nehmen." Sie nickte, etwas zu heftig, bevor sie sich mit einer leichten Verbeugung verabschiedete. Rin wollte dem Moment entgehen, in dem sie sich entscheiden müsste, ob sie ihm die Hand reichen oder umarmen sollte. Zum anderen war sie sich nicht sicher, ob er sie womöglich geküsst hätte, wenn sie nicht seinen Blicken ausgewichen wäre. Zu viele Möglichkeiten schwirrten in ihrem Kopf, dass sie sich für die schnellste Methode entschieden hatte. Hayato blickte etwas verdutzt drein, spielte jedoch mit und verabschiedete sich, in dem er ebenfalls den Oberkörper nach vorne beugte. Danach beeilte sich Rin, dass sie schnellstmöglich in ihre Wohnung kam und weiteren Peinlichkeiten entging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)