Bromance Life von YukihoYT (Ich musste gehen, um dir ein andermal zu zeigen, wer ich wirklich bin.) ================================================================================ Kapitel 10: "Zurück in die Zukunft", denn urplötzlich ist es schon morgen ------------------------------------------------------------------------- Mein gebrochenes Herz tut so gut wie gar nicht mehr weh. Das ist der vielleicht beste Donnerstag meines Lebens. Stattdessen freue ich mich einfach bloß. Es wirkt wie eine Droge, denke ich und schmunzle wie so oft in letzter Zeit. Ich drehe das Wasser ab und greife nach dem Handtuch, um mich abzutrocknen. Nachdem ich wieder komplett trocken bin, fällt mein Blick wieder auf meine Mütze. Mein Vater hat sie mir zum achtzehnten Geburtstag geschenkt. Seither gehört sie einfach immer zu mir. Ich bin die Sorte Mensch, die immer eine Mütze trägt, egal ob es regnet oder die Sonne ballert. Man gewöhnt sich irgendwann daran. Als ich mich angezogen mit einem Handtuch um den Nacken auf mein Bett fallen lasse und Hide nach mir im Bad verschwindet, klingelt fast schon exakt im selben Moment mein Handy. Das Opening von Pretty Cure Stars gibt mir in dem entspannten Zustand fast einen Herzinfarkt. Ich rapple mich auf, greife danach und kriege diesmal einen noch schlimmeren Nicht-Herzinfarkt, als das Profilbild meiner Mutter auf dem Screen erscheint. Feuchtfröhlich strahlt sie mich aus dem vergangenen Urlaubsfoto an, während mein Handy zu Tode vibriert. Widerwillig tippe ich das grüne Telefon rot und hebe auf, was für mich ist. "Hallo?", stammle ich etwas schüchtern, auch wenn es meine eigene Mutter ist. "Hallo, Taiyo. Wie geht es dir gerade?", will sie lieb wie immer wissen. "G-ganz gut, schätze ich... dir und Papa?", kommt es von meiner Seite. "Mhh... uns geht es auch gut, danke der Nachfrage. Ich hoffe, du bist nicht sauer, weil wir dich so lange nicht mehr angerufen haben. Weißt du, ich... ich habe mich etwas schwergetan, den Kontakt aufrechtzuerhalten, nachdem das mit Elvis passiert ist und du dich so distanziert hast, dass ich dachte, du... na ja... Es...", "Ist schon gut, ich... ich bin nie sauer auf euch gewesen. Ich habe mich wirklich distanziert, das hast du erkannt, aber... gibt es vielleicht einen Grund, wieso du mich angerufen hast, Mama?", in diesem Moment stockt ihr Atem, das höre ich. "Mama, alles gut? Das hört sich ja nicht so gesund an...", versuche ich, ihr eine Reaktion zu entlocken. "M-mir geht es immer noch gut! Also, Taiyo, du... vermisst du deinen Bruder sehr?", murmelt sie in den Apparat. "Es... lässt sich aushalten.", gebe ich ihr zögerlich zu verstehen. Ein bisschen verwirrend ist das alles hier ja schon. "Die Sache ist die, Elvis ist letzens entlassen worden. Kann wieder laufen und spricht sogar wieder ein bisschen. Aber ja... er hat gestern wieder einen Trigger gehabt, also, etwas einer plötzlichen Erinnerung, wogegen man nichts tun kann und in seinem Fall einfach schmerzhaft mitanzusehen ist. Ich denke, dass er noch immer darunter leidet, sich nicht erinnern zu können. Elvis hat gesagt, dass, wenn sich das alles in Windstillhausen abgespielt hat, er dorthin zurück muss, um sich zu erinnern. Und da wollte er wissen, ob es nicht möglich sei... dass er bei dir wohnen könnte.", jetzt bin ich es, dessen Atem stockt, aber so was von. Ach du heilige... Es ist eine Untertreibung, wenn ich sage, mir rutscht das Herz in die Hose. mein Herz befindet sich gerade in meiner rechten Socke und zerspringt fast. Aber warte mal, ich trage gar keine Socken... Es liegt bereits auf dem Teppich. "Taiyo, bist du noch dran?", vergewissert sich meine Mutter. "J-ja, ich... ich war nie weg. Ich... werde es mir überlegen, ehrlich. Ich... ich muss nur mal drüber nachdenken.", hauche ich ins Mikro und es herrscht Stille in der Leitung. "Verstehe, gute Nacht, Taiyo. Ich gehe schlafen, schlaf gut!", verabschiedet sie sich. "Gute Nacht, Mama.", sage auch ich, lege auf und falle waagerecht auf mein Bett. Wo bin ich da denn nur wieder hineingeraten? Ich kann Elvis nicht kommen lassen. Hide wohnt hier. Das ist seine Wohnung, nicht meine. Trotz allem, dass wir augenscheinlich gleichberechtigt hier zusammen leben... sind mir die Hände gebunden. Wieso also konnte ich nicht sofort ablehnen? Was ist nur los mit mir? Als ich nachts nicht schlafen kann, verschlägt mich wieder etwas ins Wohnzimmer. Ich lasse den Blick schweifen und sehe mir alles an, als wäre ich zum ersten Mal hier. Ich will Elvis nichts abschlagen. Ich will aber auch nicht Hide aus seiner eigenen Wohnung werfen. Mann, was ein Dilemma. Immer noch ratlos trete ich auf den Balkon, in der Hoffnung, durch die kühle Nachtluft doch noch zu einem klugen Schluss zu kommen. "Hach, warum kann nicht alles einfacher sein?", murmle ich und sehe eine Sternschnuppe. Ein leichtes Lächeln entlockt es mir, als ob dieser runterfallende Fels tatsächlich eine Hilfe wäre. Ich seufze wieder und fahre mir überfordert durch die Haare. Was will ich eigentlich hier? Plöttlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. "Aaaaahhhh! Ein Überfall! Stranger Danger, Stranger Dan-", "Kyo! Ich bin es! Warum bist du überhaupt noch wach?!", fragt mich Hide, als ich mich umdrehe. "Hide?! Ah... Mann, hast du mich erschreckt. Das Gleiche könnte ich dich fragen. Warum bist du hier?", entgegne ich ihm. "Na ja, ich hatte so ein Gefühl, du würdest nochmal aufstehen. Ist was?", will er wissen. Durch das Mondlicht kann man bestimmt sehen, wie bedrückt ich gerade bin. "Sag ich nicht.", murmle ich etwas verschüchtert und wende den Blick ab. Dann spüre ich Hides kalte Hände auf meinen Wangen und seinen bierernsten Blick direkt auf mich gerichtet. "Smash.", sagt er, als bräuchte es nicht mehr, um mir zu verstehen zu geben, dass ich so leicht nicht davonkomme. Und genau so ist es. Ich könnte Nein sagen. Aber dieselbe Stimme, die meinen kleinen Bruder vermisst, hat mich dazu gebracht, die Herausforderung anzunehmen. Nur, damit ich Hide wenigstens sagen kann, was ich auf dem Herzen habe. Völlig abhängig davon, wie idiotisch das eigentlich ist. "Willst du mich eigentlich komplett verarschen?", verstehe ich die Welt wieder einmal nicht, als Hide mich schon wieder geschlagen hat. Seit wann bin ich so scheiße und Hide so overpowert? Blöde Plotarmor, denke ich, während Hide sich ins Fäustchen lacht. "Willst du mir davon erzählen?", kontert Hide und drückt zweimal A. "Eine Wahl habe ich ja jetzt nicht mehr.", gebe ich mich geschlagen und tue es ihm gleich. Ich lege den Controller beiseite, sehe meinem Kumpel in die Augen, atme ein und sage schließlich: "Der kleine Bruder, den ich letztens erwähnt habe, ist vom Dach gefallen, hat sich alles gebrochen und sein Gedächtnis verloren, woraufhin meine Eltern umgezogen zu sein schienen, damit er sich woanders erholen kann und nicht zu sehr getriggert wird. Jetzt will er zurück in die alte Stadt, um sich zu erinnern und dreimal darfst du raten, wer als Einziger als Mitbewohner Schrägstrich Aufsichtsperson Schrägstrich mentale Unterstützung, was weiß ich, infrage kommt.", so schnell habe ich vielleicht noch nie einen Text heruntergerattert. Meine armen Lungen... Hide ist erstmal sprachlos und starrt mich an wie ein Auto. "Wow. Das... ist heftig.", flüstert er. "Allerdings.", flüstere auch ich. Dann schläft Hide die Faust auf die Handfläche, als wüsste er genau, wovon er gleich spricht. "Ich ziehe morgen aus.", entschließt er aus dem Blauen heraus und meine Kinnlade landet irgendwo in den Untiefen der Couchritze. "Du musst das nicht machen, Mann! Deinetwegen habe ich doch schließlich-", aber Hide lässt mich nicht ausreden. "Wenn der Bruder meines Kumpels, der 'nen Dachschaden hatte, herkommen will, dann soll er auch. Kyo, Junge, was glaubst du, wieso du dich letztendlich so krass angestrengt hast? Am Ende hast du es doch für ihn getan, oder? Deshalb gehe ich. Wir sehen uns noch in der Uni und ursprünglich ist es doch auch deine Wohnung, oder? Jetzt sei ein Mann und sag ihm, dass ein Platz frei ist, dann schmeißen wir eine Party für ihn und lassen uns volllaufen. Was meinst du, klingt doch supi!", der Kerl ist viel zu optimistisch. Wie kann das irgendjemand mit sich machen lassen? Das ist sein Zimmer. Seine Wohnung. Sein... Alles. "Das ist nicht der Punkt. Wie kann irgendjemand damit leben, sich aus der eigenen Wohnung werfen zu lassen? Das ist doch total blöd! Wieso solltest du dich so aufopfern für jemanden wie-", aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Hide umarmt mich. "Weil du mein Freund bist.", fällt er mir ins Wort. "Deinetwegen habe ich Spaß wie noch nie in meinem Leben. Ich habe sogar meine Freundin zurück. Deinetwegen hat Sport sogar noch ein bisschen mehr Spaß gemacht als ohnehin schon. Ich ziehe halt zu Yuki, das geht schon klar. Ich habe so oder so drüber nachgedacht, als ich wieder mit ihr zusammengekommen bin. Es wird schon alles gut werden, Kumpel.", höre ich ihn auf mich einreden und spüre den riesigen Kloß in meinem Hals. "H-hide... Du bist zu toll für diese Welt!", schluchze ich und erwidere die Umarmung mit allem, was ich habe. "Schon gut, mein Freund. Du hast deine eigene Motivation gefunden. Du kannst Frieden schließen. Ich bin stolz auf dich.", murmelt er und streichelt meine Haare. Als er sich wieder von mir löst, meint er: "Du, ich gehe dann mal pennen. Morgen wird schließlich ein anstrengender Tag.". Wenig später bin ich ebenfalls wieder in meinem Zimmer, zücke mein Handy und wähle den Chat mit meiner Mutter. Schneller als ich schreiben kann, denke ich mir bereits meine Nachricht. "Es geht. Elvis kann Samstag herkommen. Sag ihm, es ist ein Platz frei.", und dann bin ich eigentlich auch schon eingepennt vor Ruhe. Und als ich am nächsten Tag, dem Freitag vor diesem Zusammentreffen mit meinem Bruder, Hide beim Umzug zu Yuki helfe, denke ich immer wieder daran zurück, welche Hintergrundmusik ich für die Party laufenlassen sollte. Unsere Geschmäcker sind ziemlich verschieden, doch eins verbindet uns zwei selbst nach einer solchen Tragödie wie der hier: Digimon. Der Song, an den ich gerade denke, ist kein Geringerer als "I wish". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)