REQUIEM - 6. Akt: Am Scheideweg von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 11: Das Ende des Dunklen Mals ------------------------------------- Tief im Bunker hatte sich Severus eine der Lagerhallen in eine Bibliothek umfunktionieren lassen. Hier hatte er alle Bücher hin verlegt, die er in Spinners End oder Hogwarts gelagert hatte. Selbst einige Exemplare aus der Verbotenen Abteilung. Die gute Madam Pince würde vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie herausfand, was er alles hatte mitgehen lassen. Auf dem Tisch vor Severus waren unzählige Bücher ausgebreitet. Ihm war klar, wenn er losschlagen wollte, dann musste er zuerst noch etwas dringendes erledigen. Das Dunkle Mal an seinem Arm war nicht bloß ein Erkennungszeichen oder dazu geeignet die anderen Todesser zusammenzurufen. Es war direkt mit Voldemort verbunden, deshalb konnten sie ihn damit rufen und er sie. Severus hatte viele Jahre lang versucht den Fluch hinter dem Mal zu ergründen. Seine Recherchen führten ihn tief in die Schwarze Magie. In Bereiche die wohl kaum ein anderer Zauberer, außer vielleicht der Dunkle Lord selbst, zu betreten bereit war. Die Tür öffnete sich und Jennifer, John und Jason Murlahey traten ein. Murlahey trug wie immer seine schwarze Bomberjacke. Sein kurzes, blondes Haar wirkte ungekämmt. Hier unten litten sie alle auf ihre Art. Die drei setzten sich an den Tisch. „Also, was ist?“, fragte Jason. Severus sah von dem Notizbuch auf, dass er vor sich liegen hatte. Darin hatte er alle relevanten Informationen zum Dunklen Mal aufgeschrieben. Nur hatte er nie einen von ihnen erzählt, was er alles so heimlich trieb. Severus zog den Ärmel seines Pullovers hoch und entblößte die Tätowierung auf seinem Arm. „Ich mache es kurz. Ich weiß nun wie ich das Dunkle Mal möglicherweise von mir lösen kann.“, sagte Severus. „Und es wird euch nicht gefallen.“ „Ich dachte, das kann man nicht entfernen?“, fragte John. „Nun, nicht auf einem herkömmlichen, magischen Weg. Es ist fest mit Voldemort verbunden. Deshalb ist es verblasst als sein Körper zerstört wurde und kam wieder als er wiederauferstanden ist.“, erklärte Severus. „Es ist ein Marker. Wie ein Brandmal bei einem Pferd, nur dass man es sich nicht einfach herausschneiden kann.“ „Wie willst du es entfernen?“, fragte Jennifer. Sie sah ihn streng an wie als wolle sie sagen: „Mach nichts dummes!“ „Ich muss die Verbindung zwischen mir und dem Dunklen Lord kappen. Blöder Weise scheint es nur einen Weg zu geben das nachhaltig zu tun. Ich muss sterben.“, sagte Severus. Es herrschte ein Augenblick Ruhe. Die drei sahen ihn an als könnten sie nicht glauben, was er da sagte. „Was?“, sagte Jennifer laut. „Ich muss sterben.“, wiederholte Severus ruhig. „Nicht für lange. Theoretisch würden ein paar Sekunden reichen.“ „Das kann nicht dein ernst sein!“, rief Jennifer aufgebracht. „Bitte reg dich nicht auf.“, sagte Severus. „Ich soll mich nicht …? Nach allem was wir gemeinsam durchgemacht haben, da lass ich dich doch nicht so was Beklopptes machen!“, sagte Jennifer. „Wenn ich das Mal nicht von mir trenne wird Voldemort weiterhin zugriff auf mich haben. Theoretisch kann er mich damit sogar töten, wenn er die Verbindung entsprechend nutzt. Nein, Jenny, es gibt keinen anderen Weg.“, sagte Severus zu ihr. „Wie willst du das machen?“, fragte Jason. „Ich meine, Sterben ist das eine, aber danach?“ „Im Bunker gibt es eine medizinische Station und dort einen Defibrillator. Ich sterbe also, bin einige Sekunden klinisch tot und dann belebt ihr mich wieder. Danach müsste die Verbindung getrennt sein.“, erklärte Severus. „Mal im ernst.“, schaltete sich John ein. „Das ist 'ne Scheißidee.“ „Ich weiß und vermutlich ist es die größte Scheißidee, die ich je in meinem Leben haben werde, aber es ist leider auch die einzige, um dieses Problem zu lösen.“ Jennifer griff nach einem der Bücher und warf es nach Severus. Er konnte sich gerade noch wegducken als es knapp an seinem Kopf vorbei segelte. „Blödmann! Elender, sturer Blödmann!“, rief sie aufgebracht. Sie sprang auf und rauschte wütend aus dem Raum. „Na toll.“, sagte John. Er erhob sich und ging seiner Mutter nach. „Wenn ich sie wäre, wäre ich auch nicht begeistert.“, sagte Jason. „Es muss aber sein.“, antwortete Severus. „Wann willst du damit starten?“, fragte Jason. „Umgehend.“ Severus schlug das Notizbuch zu und erhob sich. „Aber nicht ohne mich.“, sagte Jason. „Jemand muss ja aufpassen, dass du dich nicht doch umbringst. Jennifer würde mir den Kopf abreisen, wenn du das versaust.“ Zusammen gingen sie zur ärztlichen Station des Bunkers. Es war im Grunde ein kleines Krankenhaus mit einem OP-Saal und mehreren Krankenzimmern. Im OP befand sich auch alles, was sie für eine Wiederbelebung brauchten. „Hast du dir schon überlegt wie du sterben willst?“, fragte Jason als sie alles vorbereiteten. Severus holte eine große Stahlschüssel aus dem Schrank und füllte sie mit Wasser. Er stellte sie auf den Boden. Zusätzlich zog er einen Stuhl heran und wickelte ein Kabel von einer Steckerrolle ab. Er schnitt das Kabel durch und entfernte die Isolierung an diesem Ende. „Autsch!“, machte Jason. „Besser als sich die Pulsadern aufzuschneiden.“, meinte Severus. Er zog sich Pullover und Hemd aus und machte seinen Oberkörper frei. Dann zog er sich die Socken aus und krempelte sich die Hosenbeine hoch. „Also gut.“, sagte Severus und steckte den Stecker des Kabels in die Steckdose. Er setzte sich und tauchte die Füße in kalte Wasser. „Wünsch mir Glück.“ Severus tauchte das unter Strom stehende Ende des Kabels in das Wasser. Der Schlag katapultierte ihn nach hinten und er fiel vom Stuhl. In dem Augenblick in dem er auf die Fließen des OP-Saals auftraf wurde ihm schwarz vor Augen. Severus fühlte nichts, noch sah er etwas. Sein Körper schien ihm komplett entschwunden. War das der Tod? Diese gähnende Leere? Sein Ich schwebte durch dieses große, schwarze Nichts. Wie ein Säugling im Mutterleib, dass von der Außenwelt noch nichts ahnte und lediglich die Dunkelheit kannte. Mit einem Mal spürte er wie ein Schock ihn durchfuhr. Wie Blitz, der ihn von weither traf. Ein seltsames kleines Licht tauchte am Horizont auf. Wieder durchfuhr ihn der elektrische Schlag. Das Licht kam näher. Es war zum greifen nah. Schließlich durchfuhr ihn zum dritten Mal ein Schock. Severus schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Das Licht der OP-Lampe blendete ihn. Er rang nach Luft zum Atmen. Das laute Piepen der medizinischen Geräte bohrte sich wie ein greller Schmerz in seinen Kopf. „Er lebt!“, hörte er jemanden rufen. Mehrere Hände hievten ihn vom OP-Tisch auf eine Trage. Severus schloss die Augen. Ihm war schlecht. Was um ihn herum geschah nahm er nur schemenhaft wahr. Er spürte wie er weg dämmerte. Als er die Augen wieder öffnete lag in einem Krankenbett. Ein Tropf hing an seinem Arm. Severus rieb sich die schmerzende Stirn. „Severus!“, hörte er jemanden sagen. Verwirrt sah er zum Ende des Bettes. Jennifer, John und Jason standen dort. „Erinnert mich daran, dass ich das nie wieder mache.“, sagte Severus schmerzverzerrt. Er sah auf seinen rechten Arm. Das Dunkle Mal verblasste allmählich. Es hatte funktioniert und entgegen aller Wahrscheinlichkeit lebte er sogar noch. Leider tat ihm nur alles zu sehr weh, um in Freudenschreie auszubrechen. „Du bist so ein Idiot, Severus Snape!“, schimpfte Jennifer ihn aus. „Aber er ist unser Idiot.“, fügte John hinzu. „Wie lange war ich weg?“, fragte Severus. „Fast den ganzen Tag.“, antwortete Jason. „Sie mag ja jetzt mit dir meckern, aber unsere Jennifer ist dir die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen.“ „Natürlich, man muss ja auch ständig auf ihn aufpassen.“, sagte Jennifer. Sie setzte sich zu ihm ans Bett und nahm seine Hand. „Und ihr beiden haltet die Klappe!“, sagte Jennifer über ihre Schulter hinweg und versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)