Vom Fuchs und Raben (NEU!) von Momo_Author ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9: Fuchs und Rabe auf der Flucht --------------------------------------------------- Kapitel 9: Fuchs und Rabe auf der Flucht „Nein, Ghulfleisch." Als sie diese Worte aussprach, konnte sie deutlich beobachten, wie Yomos Blick sich verfinsterte. Was hatte er aber auch erwartet? Natürlich hatte sie sich durch das Beitreten des Antiks auf eine Veränderung eingelassen, aber so schnell würde das doch nicht von Statten gehen. Wieso war er deshalb so sauer? Jedenfalls ahnte Kisuna, dass er nicht wirklich begeistert darüber sein konnte. „Hast du es schon gegessen?" Yomo hatte sich zu ihr gedreht, der Blick ging starr in ihre Augen. „Ja, habe ich", entgegnete sie ihm, wissend, dass es nun unangenehm für sie werden könnte. Würde er es dem Chef sagen? Würde sie sie dann verlassen müssen? Sie wollte nicht gehen, aber was sie wollte, war Yomo gegenüber ehrlich zu sein. Auch, wenn sie es noch nicht bei Allem sein konnte, aber hier war es definitiv nötig. Es brachte und würde nichts bringen, ihn hierbei anzulügen. Nach einer Weile des Anschweigens und Anstarrens stieß Yomo schließlich einen angestrengten Seufzer aus. Er legte die Finger zwischen seine Augen auf seinen Nasenrücken, überlegte. Dann fuhr er sich zügig durchs Haar und seufzte erneut. Kisuna beobachtete ihn gespannt. War das seine Reaktion? Wollte er nicht wütend sein? Nahm er es einfach so hin? Verblüffend. Sie sah zu Boden, überlegte einen Moment und blickte dann wieder in seine Richtung. „Willst du es sehen?" Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll, kurz hielt sie ihren Atem an. War würde er sagen? Wie würde er reagieren? War sie damit zu weit gegangen? Aber sie wollte es ihm zeigen... unbedingt. Wie es aussah, wenn sie ernst machen würde. Sie wollte doch alle, die ein Teil des Antiks waren, ebenso sehr beschützen, wie Yomo es wollte. Dem wurde sie sich erst jetzt so richtig bewusst. Denn sie hatten ihr eine Heimat und Vertrauen gegeben, ohne sie zu hinterfragen. Das mindeste, was sie ihnen entgegenbringen konnte, war diese Leute nicht zu enttäuschen und ihre Sicherheit zu erhalten. Wusste er, dass es ihr damit ernst war? Sollte sie es ihm erklären? „Was?" Yomo sah sie fragwürdig an. „Willst du es sehen, meine Kakuja?" Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. So, wie er es gewöhnlich bei ihr tat. Yomo hingegen wirkte gerade etwas betreten, nickte dann aber zu ihrer Überraschung. Es war ein langsames, zögerliches Nicken, doch er hatte zugestimmt. Und es freute sie seltsamerweise. „Sicher?", hakte die Ghula vorsichtshalber nochmals nach. „Ja." Den Platz, zu dem sie ihn geführt hatte, um ihm ihre Kakuja zu präsentieren, kannte Yomo mittlerweile. Dort, wo sie das erst Mal aufeinander getroffen waren wollte sie ihm also das Ergebnis ihres Kannibalismus vorführen. Es war bereits Abend, die Sonne war weitestgehend untergegangen, wobei sich deren Untergang heute in einem intensiven, satten Rot präsentierte. Besser hätte es wohl nicht passen können. „Bist du gespannt?" Kisuna lächelte ihn aufgeregt an, sie schien die Sache eher positiv zu betrachten. Yomo hingegen wusste nicht genau, was er davon halten sollte, doch ihr plötzlicher Enthusiasmus hatte ihn überrascht. Insgesamt hatte sie sich verändert, ihre Ausstrahlung war nicht mehr so düster, schien... fröhlicher? Ab und an ließ sich noch eine melancholische Note erahnen, hauptsächlich, wenn es um ihre Vergangenheit ging. Doch das akzeptiere der Ghul. Er fragte sich gelegentlich nur, was es war, das sie mit sich schleppte? Was war der Ballast, der es ihr so schwer machte, komplett loszulassen? Yomo bemerkte, wie sie Teile ihrer Kleidung ablegte. „Das geht sonst nur kaputt", meinte sie und reichte ihm die Uniform des Antiks entgegen. Dann atmete sie kontrolliert tief ein und wieder aus. Er konnte nicht leugnen, dass er nicht auch daran interessiert war. Allein die Tatsache, dass sie sich so darauf freute, ließ ihn neugierig werden. Ihre Kakuja, darauf schien sie stolz zu sein, es brachte sie zum Lächeln... Brachte Yomo sie auch zum Lächeln? Irgendwie... wollte der Ghul, dass sie glücklich war, dass sie Freude empfand, wenn sie bei ihm war, sich in seiner Nähe wohl fühlte. Dieses Lächeln, er wollte es öfter sehen. Wollte, dass sie es ihm nicht nur so selten zuwarf. Warum beschäftigte ihn das so sehr? Warum beschäftigte Kisuna ihn insgesamt so sehr? Räuspernd versuchte er sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Ghula streckte sich indessen ausgiebig, sah dann zu ihm. „Bereit?", erkundigte sie sich voller Tatendrang. Er nickte nur wie für gewohnt und wartete darauf, dass das Spektakel vor seinen Augen begann. Noch einmal nahm sie einen tiefen Atemzug, wollte gerade loslegen, da zuckte sie vor Erschrecken auf. „Dort vorn, ich sehe jemanden!", rief eine Stimme gefolgt vom Klimpern harter Koffer. Die beiden Ghule sahen sich direkt in die Augen. „Tauben...", flüsterte Kisuna, versuchte dabei zu horchen, aus welcher Richtung genau die Geräusche kamen. „Keine Zeit!" Yomo kam zu ihr gelaufen, nahm ihre Hand und rannte mit ihr in die Finsternis davon. Seine grauen Haare wehten ihr entgegen, sie konnte die Eile in seinem Griff spüren. „Sie sind weggelaufen, schnell hinterher!", schrie die Stimme den beiden nach. Sie waren wohl bereits gesichtet worden, ohne Masken und mit der Uniform des Antiks in den Händen. Das könnte fatale Folgen mit sich ziehen. Folgen, die sie unter keinen Umständen riskieren durften. Kisuna verstand den Ernst der Lage, holte Yomo auf, sodass sie gleich schnell liefen. Sie wollte nicht, dass ihnen etwas zustoß. Und genauso wollte sie nicht das Antik, ihr Zuhause, gefährden. Als sie nun ein Stück gelaufen und etliche Male zur Sicherheit abgebogen waren, hielt Yomo zum ersten Mal kurz inne. Seine Augen suchten nach einer Lösung, einem Zufluchtsort. Dabei ließ er ihre Hand nicht los, drückte sogar, wahrscheinlich unbewusst, fester zu. Ein Eingang zu einem Gebäude, in dem noch Licht brannte, schien ihm dann als passender Unterschlupf. Wieder zog er Kisuna mit sich. Diese konnte beim Eintreten noch einen flüchtigen Blick auf den leuchtenden Schriftzug über der Unterkunft werfen und fuhr etwas zusammen. „Warte Yomo, das ist ein-„ „Willkommen in unserem Love Hotel. Was kann ich für euch beide tun?" Freundlich lächelte der Mann an der Rezeption ihnen zu. Yomo, er schien gerade erst zu begreifen, wo sie gelandet waren, musste sich leicht räuspern. Darauf konnte sich Kisuna ein leises Kichern nicht verkneifen. Seine unterschwellige Verlegenheit war durchaus amüsant. Doch dieser Ort erwies sich als geeigneter als gedacht. Ihnen würde nicht einfach jemand folgen können, sie mussten nur schnell auf ein Zimmer gelangen. „Eine Nacht für zwei, bitte", übernahm sie und hakte sich munter in Yomo ein. Der hielt immer noch die Uniform des Antiks unter seinem anderen Arm, was dem Rezeptionist nicht unbemerkt blieb. Er schmunzelte und zwinkerte den beiden zu. „Ich glaube", begann er und schob Kisuna bereits geheimnisvoll einen Schlüssel zu „wir haben ein perfektes Zimmer für Sie beide. Entsprechend dem Anlass, meine ich." „Anlass?" Yomo schien nicht ganz zu verstehen. „Wunderbar, nehmen wir!", warf sich Kisuna dazwischen, schnappte den Zimmerschlüssel und schliff Yomo zum Aufzug. Sie sollten nicht auffliegen und ebenso schnell wie möglich aus dem Eingangsbereich verschwinden, um auch wirklich sicher zu sein. Keine Zeit für Fragen oder Ähnliches. Sie würde es Yomo schon zur Not erklären. Das Zimmer, in dem sie diese Nacht unterkamen war riesig, die Möbel hatten einen romantisch-kitschigen Touch und waren in dunklen Tönen gehalten. Das Bett war extra rund angelegt und hatte etliche Kissen darauf platziert. „Wofür braucht man so viele Kissen, wenn man doch nur für eine Sache hierher kommt?", fragte Kisuna sich innerlich, wobei sie Yomo wieder wahrnahm. Der hatte sich auf der Bettkante...oder besser gesagt Bettrundung Platz genommen und zog seine Schuhe aus. Sein Blick war wie immer konzentriert und ruhig, seine Anspannung und Sorge jedoch waren abgeklungen. Er legte die Uniform auf der Kommode ab, die auch zu dem Rest der Ausstattung passte. Erleichtert atmete auch die Ghula endlich aus und saß sich ebenso nieder. „Das war knapp." Sie sah zu ihm, erwartete, dass er Fragen stellen würde oder etwas sagen würde, doch das tat er nicht. Natürlich nicht. Er stand einfach auf, streifte sein Shirt von sich und warf es hinter sich auf die schwarze Matratze. Dann marschierte er Richtung Badezimmer, hielt im Türrahmen noch einmal inne, sah über seine Schulter zu ihr zurück. „Ich gehe baden." Ein Schritt und schon war er ins Bad verschwunden. „Manchmal werde ich nicht aus dir schlau, Yomo", flüstere die Ghula vor sich hin und ließ sich nach hinten in die zahllosen Kissen fallen. Sie schloss ihre Augen. Seltsamerweise war das Erste, das sich vor ihrem Innersten abbildete der silberhaarige junge Mann, mit dem sie nun bereits ein paar Wochen zusammenlebte. Sie dachte wie immer an seine Küsse, warum hatte sich das so in ihrem Gedächtnis eingebrannt? Ihr fiel wieder ihre erste Nacht in seiner... ihrer Wohnung ein, als sie ihm versehentlich das Handtuch von der Lende gerissen hatte. Sie musste kichern, doch dann erinnerte sie sich an das, was sie dabei gesehen hatte. Kisuna rollte sich zur Seite. Verdammt, warum steckte er nur in ihrem Kopf fest? Reichte es nicht, dass sie beinahe jeden Tag mit ihm verbrachte? Reichte es ihr nicht? Ihrer inneren Begierde schien es nämlich nicht zu genügen, sie verspürte ein kribbelndes Gefühl in ihrer Magengegend und ihrer Intimzone. Hastig saß sie sich auf, fuhr sich durchs Haar und biss sich auf ihren Daumennagel. Warum musste Yomo auch so unverschämt attraktiv sein? Kisuna dachte an seinen durchtrainierten Körper, seine silbernen Haare, die ihm leicht in den Nacken fielen, wenn er vor ihr ging und seine grauen Augen, die sie immer im Blick behielten. Seine meistens ernste und grummelige Stimmung und die wenigen Momente, wo sie ihn lächelnd gesehen hatte. Oder jedenfalls etwas, das man als Lächeln durchgehen lassen konnte. Sie musste schmunzeln. Wie konnte er in nur so weniger Zeit ihre Gedanken so eingenommen haben? Wollte sie ihn nicht verführen? Es kam ihr beinahe so vor, als hätte er sie verführt. Erneut seufzte sie, wandte den Kopf zur Seite. Dabei erblickte sie sein Shirt, das er eben ausgezogen hatte. Zögernd legte sie eine Hand darauf, überlegte kurz. Es schien ihr wie in Trance, denn sie konnte nicht leugnen, dass sie gerade unglaublich angetörnt war. „Argh, von was überhaupt?!", schimpfte sie mit sich leise und stütze den Kopf auf ihre Handflächen. Natürlich war ihr bewusst von was, besser gesagt von wem. „Das ist doch kein Zustand", ärgerte sie sich innerlich. Sie musste etwas dagegen unternehmen. Flink sprang die dunkelhaarige Schönheit vom Bett auf, betrachtete dabei nochmals das Shirt. Dann, die rauschenden Töne aus dem Badezimmer klangen aus, Yomo hatte das Bad fertig eingelassen. Und da kam der Ghula eine Idee. Eine Idee, die vielleicht nicht die beste war, aber ihren Plan, Yomo zu verführen unterstützten und zu ihrer eigenen Erlösung beitragen würden. Auf mehr musste sie nicht Rücksicht nehmen, richtig? Vorsichtig näherte sie sich der Badezimmertür. „Yomo, gehst du jetzt in die Wanne?" „Ja." Das bot sich doch geradezu ideal an. Kisuna schlich sich zurück zum Bett, entledigte sich ihrer Kleidung bis auf ihre Unterwäsche und tapste fröhlichen Gemüts gen Bad. Mit einem Schwung öffnete sie die Tür, wartete auf eine Reaktion seinerseits. Yomo, er saß bereits in der übergroßen Wanne, die höchstwahrscheinlich für zwei Personen erdacht war, und entgegnete ihr einen perplexen Blick. Durch den vielen Schaum konnte sie nichts erkennen, allerdings wusste sie ja bereits, was sich darunter verbarg. Sein Blick wurde strenger, er war wohl nicht allzu sehr begeistert. „Ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft" Ehe er darauf antworten konnte, begann sie auch schon sich auszuziehen. Es störte sie nicht, ihren nackten Körper vor ihm zu präsentieren, im Gegenteil. Sie wollte, dass Yomo sie als schön betrachtete, wollte sich ihm voll und ganz in ihrer Natur zeigen. Doch dieser sah erst einmal etwas verlegen und gleichzeitig erbost zur Seite. Sachte streifte sie ihr letztes Stück Stoff ab und stieg zu ihm in die Wanne. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Nun, da sie auch voll und ganz in Schaum bedeckt war, wandte er seinen Blick wieder zu ihr, deutlich angestrengt. „Stört es dich sehr?", erkundigte sie sich, als Antwort bekam sie den üblichen Seufzer. Yomo wusste jedoch nicht, das das längst noch nicht alles war, das sie zu bieten hatte. Mit einem Satz rutschte sie zu ihm vor, presste ihren nackten Körper gegen den seinen. Ihre Hände legte sie auf seiner Brust ab und begann seinen Hals zu küssen. Yomo, sichtlich überrascht, platzierte sogleich seine vom Schaum bedeckten Hände auf ihren Schultern und schob sie etwas von sich. „Kisuna, was wird das?" Leicht betreten sah sie ihm entgegen. Dann realisierte sie erst, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war. So würde sie ihn nicht erreichen. So würde er sie nur von sich stoßen, wie gerade eben. Sie hatte etwas Entscheidendes bei der ganzen Aktion vergessen: Yomo! Es war ihr nur um sich selbst, um ihre Befriedigung wichtig gewesen. Dabei hatte sie jedoch seine Gefühle, nein ihn vollständig außer Acht gelassen. Sie kam sich dumm vor. Aufgewühlt fuhr sie sich übers Gesicht und strich ihre Haare nach hinten. Wasser rann von ihrem Scheitel über ihre Augen, Nase und Lippen bis zu ihrem Kinn und schließlich ihren Hals hinab bis es wieder in der Wanne landete. Dann sprang sie abrupt auf, warf sich ein Handtuch um und verließ das Badezimmer. Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Sie stoppte vor dem Bett und stöhnte erbittert. „Das kommt davon, wenn man seiner Lust nachgibt", dachte sie sich und seufzte erneut. Es dauerte jedoch keine Minute, da baute sich Yomo hinter ihr auf. Erschrocken und beschämt klammerte Kisuna sich an ihrem Handtuch fest, wandte den Blick von ihm. Es war ihr unangenehm, sie wusste, dass er wütend war. Oder noch schlimmer, enttäuscht. Yomo, nur bedeckt von einem Handtuch um seine Hüfte, sah sie gebannt an. Der Anblick war dem vor ein paar Wochen gleich. Auch wie damals tropfte Wasser in einer betörenden Langsamkeit seinen athletischen Körper hinab, seine Haare waren noch nass und ungebändigt. Nervös strich sie sich eine Strähne hinters Ohr, verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was sollte das?" Sein strenger Blick ließ sie erzittern. Das hätte sie zuvor vielleicht besser durchdenken sollen. „Ich... das war dumm von mir." Kisuna wandte sich um, doch Yomo wusste dies zu verhindern. An ihren Schultern drehte er sie wieder zu sich, sie war gezwungen ihn anzusehen. „Du musst mich nicht verführen um bei mir zu bleiben." Moment... was? Kisuna starrte ihn ungläubig an, fühlte sich wie versteinert. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Schwere breitete sich in ihr aus, es war als würde eine unbekannte Macht sie nach unten ziehen, ihr jegliche Kraft entrauben. Dachte er das wirklich? Empört und aufgelöst riss sie sich von ihm, überkreuzte schützend die Hände vor sich, sodass ihre Finger auf ihrem Schlüsselbein lagen. Sie schämte sich, doch gleichzeitig war sie frustriert, dass er auf diese Idee kam. „Ist es das, was du denkst? Dass ich deshalb so handle?" Ihre Stimme zitterte etwas, doch sie musste es aussprechen. „Ich kann es mir nicht erklären." Yomo wollte einen Schritt auf sie zugehen, doch sie wich zurück. Was hatte er getan? Was hatte er nur gesagt, sodass sie sich von ihm abwandte? Yomo verstand die Welt nicht mehr, verstand nicht, was gerade vor sich ging. „Kisuna, sei ehrlich. Warum hast du das getan?" „Ehrlich?", schnappte sie zurück und warf ihre Arme nach hinten. Ihre Augen funkelten in ihrem Grün wie ein polierter Smaragd. „Na gut, ich bin ehrlich", begann sie und trat ihm unruhig entgegen. Auch Yomos Augen verengten sich, was hatte sie denn nur? „Warum ich das mache?", wiederholte Kisuna, tippte dabei mit dem Zeigefinger auf die Brust ihres Gegenübers. „Weil ich dich attraktiv finde und mit dir schlafen will. Zufrieden?" Aufgebracht drehte sie sich um, senkte dabei den Kopf und klammerte sich wieder an ihr Handtuch. Yomo, erstaunt über ihre Antwort, fuhr sich durchs wirre Haar. Was machte diese Frau nur mit ihm? Er seufzte, dann legte er behutsam eine Hand auf ihre rechte Schulter. Kisuna reagierte darauf und wandte sich ihm wieder zu. Erneut fuhr sie sich übers Gesicht, stöhnte geschlagen und lächelte schließlich trübe. „Ich dachte", sie blickte wieder zu ihm auf. „Ich dachte, du würdest es vielleicht auch wollen, nachdem wir uns schon öfter geküsst haben. Lächerlich, ich weiß." „Sag das nicht." Der Schwermut in ihrem Ausdruck ließ Yomo innerlich erbeben. Wieso? Wieso ertrug er es nicht, wenn sie ihn so ansah? Er wollte nicht, dass sie traurig war, er konnte es nicht mit ansehen, wie sie sich selbst fertig machte. Es schmerzte ihn selbst. Sie nahm seine Hand, führte sie von ihrer Schulter hinab und ließ sie schlussendlich los. „Das war egoistisch von mir. Sorry, Yomo." Wieder dieses traurige Lächeln, es war schrecklich. Dann, ein kleiner Schimmer, unsicher, aber dennoch vorhanden, war in ihren Augen zu erkennen. „Sag, haben dir die Küsse sonst überhaupt gefallen?" Wieso fragte sie so etwas? War ihr das nicht bewusst? Hätte er es denn sonst zugelassen? Doch Worte würden nicht denselben Effekt haben, zu viel hatte Yomo dabei bereits falsch gemacht. Er konnte sowieso nicht gut mit Worten, aber das wusste sie bereits. Damit sie es auch wirklich verstehen würde, musste er es ihr auf anderem Wege vermitteln. Der Ghul sah gebannt zu ihr. Diese Frau, so wunderschön und natürlich wie sie vor ihm stand, löste Etwas in ihm aus, das er zuvor noch nie gekannt oder gefühlt hatte. Und es gefiel ihm auf eine seltsame Art und Weise, auch wenn er nicht wusste, was das bedeutete. Und es raubte ihn den letzten Nerv, aber das konnte er akzeptieren. Er wusste auch, was ihm sein Gefühl in diesem Moment sagte und er handelte nach genau diesem. Damit überschritt er wahrscheinlich all seine eigenen Grenzen. Geschwind zog er sie an sich, küsste sie vorsichtig und dennoch intensiv. Kisuna konnte nicht glauben, was gerade geschah. Küsste Yomo etwa gerade sie? Von selbst? Bevor sie realisieren konnte, was vor sich ging, löste er den Kuss bereits wieder. Seine Augen bohrten sich durch sie hindurch, es war, als würden tausend Blitze durch ihren Körper fahren. „Reicht das als Antwort?", erkundigte er sich, wobei er sie noch an der Hüfte festhielt. Bildete sie sich das ein oder schien er ein wenig verlegen? Kisuna, immer noch perplex, musste schließlich anfangen zu kichern. Sie konnte nicht anders, er hatte es wieder einmal geschafft. „Du überrascht mich immer wieder aufs Neue, Yomo!", entgegnete sie ihm und dieses Mal war ihr Lächeln echt. Sie strahlte wieder, das war es, was er sich erhofft hatte. Und das war es auch, dem er geradezu nicht widerstehen konnte. Verdammt, wo war nur seine Selbstbeherrschung? Er küsste sie nochmals. Dieses Mal konnte sie darauf eingehen, schlang die Arme um ihn und presste ihren Körper näher an den Seinen. Dieser Kuss war leidenschaftlich, wild, aufbrausend und vieles, vieles mehr. Selbstsicher brachte Kisuna ihre Zunge mit ins Spiel, er ging darauf ein. Es war wie ein Sturm, der die beiden vereinte. So stürmisch, dass sie schließlich das Gleichgewicht verlor und samt Yomo in die Matratze hinter sich fiel. Erschrocken unterbrachen sie den Kuss, dann musste Kisuna wieder lächeln. Mit einem lauten Stöhnen warf sie die Arme nach hinten, legte ihren Kopf darauf ab. Ihr Begleiter warf sich neben sie. „So stürmisch heute", schmunzelte sie und rundete das Ganze mit einem Zwinkern ab. Yomo, er hatte den Kopf zur Seite gewandt, griff nach der Decke und zog sie über sich und Kisuna. „Was hast du denn?", hakte sie nach. Neugierig beugte sie sich zu ihm hinüber. „Was, du wirst doch nicht etwa verlegen sein!" „Unsinn." „Schon gut, ich kenn dich ja mittlerweile. Du schweigst lieber." Die Stimmung der Ghula hatte sich gebessert und ebenso war sie sicher, dass Yomo nicht mehr schlecht gelaunt war. Er schaffte es wirklich von Zeit zu Zeit sie komplett zu überraschen. Schwungvoll drehte sie sich auf ihre Lieblingsseite, konnte sich aber einen letzten Kommentar nicht verkneifen. „Übrigens", sie warf ihm noch einen Blick über die Schulter zu. Auf ihrem Gesicht lag ein freches Grinsen. „Dein Freund hier scheint ja doch noch zu funktionieren." Einen Moment lang musste Yomo überlegen, dann wurde ihm bewusst, von was sie eben sprach. Reflexartig schützte er sein bestes Stück mit seinen Händen, auch wenn es bereits von einem Handtuch bedeckt wurde. Von der anderen Seite des Bettes war nur noch Kisunas vergnügtes Kichern zu hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)