Vom Fuchs und Raben (NEU!) von Momo_Author ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5: Wenn Fuchs und Rabe vertrauter werden ----------------------------------------------------------- Kapitel 5: Wenn Fuchs und Rabe vertrauter werden „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Yomo sich jemals so um eine Frau gekümmert hat. Insgesamt meine ich.“ „Tja, er ist halt ein wahrer Gentleghul.“ „Uta, das war mega unlustig. Aber ernsthaft, hattest du schon mal `ne Freundin? Ich wüsste nichts davon.“ „Ein echter Mann schweigt und genießt, wusstest du das nicht?“ „Itori, Uta! Es reicht.“ Das war Yomos Stimme, eindeutig. „Yomo?“, murmelte sie, unsicher, ob er sie überhaupt hörte oder sie diese Frage nur in ihrem Kopf gestellt hatte. Der brummte nämlich verdammt. „Sieh mal, sie wacht glaube ich auf.“ „Kisuna?“ Er rief sie. Doch mehr als Silhouetten konnte die Ghula noch nicht wahrnehmen. „Hörst du uns, Süße?“, fragte eine weibliche Stimme. Sie kam ihr nicht bekannt vor. „Alles klar bei dir?“ Das war Uta. „Yomo, wo bin ich?“ Kisuna wollte sich aufrichten, wies jedoch nicht genügend Kraft dafür auf. „In unserer Wohnung.“ Ihr Mitbewohner zog sie schließlich vorsichtig und bedacht etwas hoch, seinen Arm als Stütze um sie legend. „Unsere Wohnung“, wiederholte ihre innere Stimme und sie konnte spüren, wie sie leicht rot wurde. „Sie sieht wirklich nicht gut aus“, meinte Uta, woraufhin er einen leichten Schlag auf den Unterarm von der rothaarigen Ghula neben sich kassierte. „Ich bin übrigens Itori“, stellte sie sich ihr vor, doch Kisuna war nicht in der Laune für neue Bekanntschaften. „Kisuna, richtig?“, fragte diese Itori, worauf sie nur ein stumpfes „Mhm“, äußerte. Doch die andere Ghula ließ nicht nach, sie sprühte förmlich vor Energie und Enthusiasmus. „Schön dich kennen zu lernen. Die Umstände sind vielleicht nicht so optimal.“ Damit hatte sie definitiv recht. „Ich glaube, du gehst ihr auf die Nerven“, warf Uta ein, worauf er erneut einen Schlag verpasst bekam. „Wir sind Yomos beste Freunde, wir haben ein Recht darauf, seine Flamme kennen zu lernen.“ Flamme? Hatte Kisuna das den Rotschopf gerade wirklich sagen hören? Lächerlich. „Itori.“ Yomos bestimmender Unterton kam wieder hervor. Er fand es anscheinend ebenso nicht lustig. „Yomo hat auch schon genug von dir“, kommentierte Uta weiter, dieses Mal fing er den Schlag von Itori gekonnt ab. „Ich mache doch nur Spaß“, rechtfertigte diese sich und zuckte mit den Schultern. „Ich finde es toll, eine weitere Frau im Bunde zu haben“, fuhr sie vergnügt fort. Sie plapperte noch weiter vor sich hin, doch Kisuna hörte nicht mehr zu. Viel mehr fragte sie sich, in welcher Beziehung die rothaarige Ghula wohl zu den anderen beiden stand. Die drei ergaben zusammen wirklich ein gutes Bild von einer Freundschaft, man konnte es sehen wie sie miteinander umgingen. Unbekümmert, fröhlich, ohne darüber nachdenken zu müssen, was sie vor den anderen in den Mund nahmen. Sie ergänzten sich: Itori war lebhaft, Uta etwas schräg und Yomo, er war wie die Balance zwischen den beiden anderen. Er brachte Ruhe und Ausgeglichenheit in die Gruppe, bewahrte meistens einen klaren Kopf. Und dennoch wusste er, wann er eingreifen musste und Stärke gefragt war. Kisuna war etwas neidisch. Auch hätte sie sich mit ihrer (spontanen) Analyse auch irren können, doch schätzte sie Andere häufig sofort richtig ein. Es war eine Gabe, die sie nur allzu gut gebrauchen konnte in der düsteren Welt der Ghule. „Kisuna?“, fragte Uta mit einem leicht besorgten Blick. Sie hatte die Gruppe vollkommen ausgeblendet, sodass sie sich erst nicht angesprochen fühlte. Gerade als sie darauf reagieren wollte, versetzte es ihr jedoch einen Stich oberhalb der Schläfen und sie zuckte leicht zusammen. Yomo verstärkte daraufhin seinen Griff, mit dem er ihr noch immer eine Stütze bot. „Ich glaube, wir haben sie schon zu sehr in Anspruch genommen. Sie sollte sich vielleicht besser hinlegen.“ Damit lag Itori richtig, denn Kisuna konnte bereits spüren, dass ihre Kräfte wieder abnahmen. „Ich bringe sie ins Bett“. Yomo erhob sich aus dem kräftig orangefarbenen Sofa und hielt ihr die ausgetreckte Hand entgegen. „Kannst du aufstehen?“, fragte er, sein Blick durchfuhr sie innerlich. Er war anders als sonst. Besorgt, streng und etwas wütend. Nicht wütend auf sie, das war ihr bewusst. Doch was machte ihm dann so zu schaffen? Sie nickte als Antwort und rappelte sich mittels seiner Hilfe auf. „Sieht so aus, als wär`s das für heute.“ Uta erhob sich ebenfalls und warf die Hände in den Nacken. „Schade, aber kann leider nichts machen.“, ergänzte Itori und stieß einen enttäuschten Seufzer aus. „Ich hätte gerne noch mehr über dich erfahren.“ Sie warf Kisuna einen aufmunternden Blick zu und zwinkerte. Was wollte sie nur? Beide Ghule verabschiedeten sich von Yomo mit einer winkenden Geste und verließen das Appartement. An Yomos Hand festhaltend ließ Kisuna sich Richtung Schlafzimmer führen. Sie nahm wirklich nur ungern Hilfe von anderen an, war sie es ja auch nicht gewohnt, dass ihr jemand ernsthaft helfen wollte. Doch sie spürte zu diesem Zeitpunkt etwas, von dem sie geglaubt hatte, sie wüsste nicht einmal mehr wie es sich anfühlte. Geborgenheit. Das Gefühl, zu wissen, man ist nicht allein. Wie lange war es schon her, dass sie sich nicht einsam und ausgestoßen gefühlt hatte? Fremd war ihr jede Art menschlicher bzw. ghulischer Beziehung gewesen seit... Nein, sie wollte sich nicht zurückerinnern. Jeder Gedanke daran, auch wenn er zuerst gut sein würde, würde überschwanken zu den grausamen Bildern, die sich über die Zeit in ihrem Gedächtnis immer wieder neu eingebrannt hatten. „Was hast du?“. Yomos Stimme riss sie aus ihrer Gedankenwelt. „Nichts, schon gut.“ Sie wollte nicht darüber reden. Am liebsten niemals. „Sicher?“ Er hakte nach, doch das würde nichts daran ändern, dass sie still bleiben würde. „Ja, ich bin nur ziemlich schlapp. Das kenne ich sonst gar nicht von mir.“ Kisuna versuchte vom Thema abzulenken. Alles, was sie in diesem Moment wollte, war einfach nur Ruhe. „Man kann nicht immer stark sein“, sprach Yomo und drehte sie um sich, sodass sie auf dem Bett sitzend landete. Damit hatte er durchaus Recht, doch wie sollte man anders in ihrer beiden Welt überleben? „Schwäche führt bei uns zu Tod.“ „Nicht, wenn man Unterstützung hat.“ Er sah ihr wieder tief in die Augen, blieb vor ihr mit verschränkten Armen stehen. „Unterstützung habe ich aber nicht oft am eigenen Leib erfahren, musst du wissen.“ Sie drehte ihre Füße aufs Bett und zog die Decke über sich. Yomo nahm dann doch neben ihr Platz, saß an der Bettkante wie ihr Bewacher. „Erzählst du mir davon?“, wollte er wissen. Nein, das würde sie nicht. Dieser Beschluss war bereits vor einigen Minuten gefallen. „Ungern.“ Er nickte nur darauf. Wahrscheinlich hoffte er, dass sie ihm irgendwann von selbst davon erzählen würde, doch konnte sie nicht beantworten, ob es jemals dazu kommen würde. Mit einem tiefen Atemzug lehnte sie sich nach hinten und seufzte als sie gegen das harte, dunkle Holz des Bettes stieß. Sie sah zu Yomo, der grübelnd seine Arme wieder verschränkt hatte, die typische Pose. Seine Arme wirkten durch sein enges, weißes Shirt noch definierter. Kisuna wusste nicht, ob es vom Fieber kam oder ob sie ihn gerade einfach nur unglaublich attraktiv fand. Seine silbern glänzenden Haare fielen ihm sanft in seinen breiten Nacken, bei jeder Bewegung spannten sich seine Muskeln neu. In ihr entwickelte sich ein seltsames Kribbln, sie spürte, dass sie erregt war. Plötzlich fiel Yomos Blick auf sie, es ließ sie erzittern. Doch... Warum bewegte er sich nun auf sie zu? Bildete sie sich das etwa nur ein? Nein, es passierte wirklich. Kisuna blieb erstarrt sitzen, sie hatte sich wegen des Fiebers nicht unter Kontrolle und es störte sie enorm, dass sie dies nicht ändern konnte. Er stoppte kurz vor ihrem Gesicht, drückte dann seine Stirn gegen die Ihre. Was sollte das? Fokussiert ruhte sein Blick auf ihr, sie konnte sogar seinen Atem auf ihrer Haut wahrnehmen. Völlig konfus lag auch ihr Blick auf ihm, doch hatte die Ghula aufgrund des Schwindels kein klares Bild vor Augen. Für sie glich der Anblick Yomos wohl eher der Sicht durch ein Kaleidoskop. Zu viele von ihm bildeten sich vor ihr ab und zudem seltsam verzerrt. Sie entschied sich dafür kurz die Augen zu schließen. Sie konnte Yomos Atemzüge hören, spüren wie sein Körper mit ihnen auf und ab ging. Als sie ihre Augen wieder öffnete, wich er leicht zurück. „Dein Fieber ist wieder gestiegen.“ Seine Worte hallten in ihrem Inneren weiter wie ein endloses Echo. „Kann sein“, antwortete sie, unsicher ob sie nun wirklich mit ihm sprach oder es sich nur eingebildet hatte. Ein letzter prüfender Blick von ihm, dann übermannte der Schlaf sie letzten Endes doch. Als sie Stunden später, sie nahm es jedenfalls an, wieder aufwachte, saß Yomo noch immer am Rand des Bettes. Seine Ellbogen stütze er auf seinen Oberschenkeln ab und die Hände verschränkte er nachdenklich vor seinem Mund. War er ernsthaft die ganze Zeit über bei ihr geblieben? Sein Blick fixierte sich in Sekundenschnelle aus dem Augenwinkel wieder auf sie, als er das Rascheln der Bettdecke vernahm. Die Ghula hatte sich wieder aufgerichtet und fuhr sich noch etwas müde durchs Haar. Mit einem genüsslichen Gähnen streckte sie sich, spürte wie ihre Kräfte langsam wieder zurückkehrten. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie, während sie die Decke zurückschob und sich neben Yomo platzierte. „Zwei Stunden.“ „Und du warst die ganze Zeit hier?“ Das war ihr gerade einfach so rausgerutscht. Der männliche Ghul nickte und fasste mit der äußeren Handfläche an ihre Stirn. „Wie fühlst du dich?“, wollte er wissen. „Viel viel besser.“ „Gut.“ Er sah ihr wieder in die Augen. Der abendliche Sonnenuntergang, der durchs Fenster seine Farben warf, brachte diese zum schimmern. Sie musste zugeben, dass Yomo sie sehr beschäftigte. Kisuna kannte die Männer, aber er war ihr bis jetzt noch immer ein Rätsel. Seine Art mit ihr umzugehen, so neutral und dann doch wieder fürsorglich. Als würde es ihn nicht interessieren und dann doch wieder. Im Gegensatz zu anderen Männern ignorierte er ihr äußeres Erscheinungsbild, erlebte doch mehr von ihrer inneren Seite, als es bis dahin jemand tat. Lag es an ihm oder an der Tatsache, dass er ihr Unterschlupf gewährte? War er insgesamt nicht der Typ Mann, der eine Frau wollte? Aber er war doch auch gut bestückt, das wusste sie von ihrem kleinen Unfall mit dem Handtuch. War er desinteressierte an allem Sexuellen? War er etwa Jungfrau? Verdammt, warum kamen ihr diese Fragen gerade jetzt in den Sinn?! Lag es noch an den Folgeschäden oder etwa an dem Anblick von ihm, den sie gerade hatte? Sie konnte nicht verneinen, dass er ihr nicht gefiel, aber sie verband damit keine Emotionen. Das hatte sie bereits schon einmal erwähnt, nicht in ihrer Welt. Fürs Vergnügen vielleicht aber in der Welt der Ghule war eine ernsthafte Beziehung zu riskant. Sie wollte nicht, dass sich jemand an sie binden würde, die Verantwortung wäre zu groß. Aber sie fragte sich dennoch, ob sie einen kühlen Charakter wie Yomo ihn hatte, nicht doch verführen könnte. In diesem Moment fasste sie den Entschluss, dieses Spiel zu wagen, ab und an wollte sie schließlich auch etwas Ablenkung vom düsteren und gefährlichen Ghul-Alltag haben. Damit würde sie ihre Regel auch nicht brechen, nichts Ernsthaftes zu starten und dennoch ein wenig Spaß neben der Arbeit im Antik haben. Es stand fest und sie würde sogleich anfangen, ihren Plan umzusetzen. „Wäre es in Ordnung, wenn ich ein Bad nehmen würde?“, fragte sie charmant. Yomo nickte wieder. „Aber ich begleite dich.“ Überrascht von seiner Antwort legte sie den Kopf schief. „Falls du in der Wanne einschläfst“ „Oder mir schwindlig wird?“, ergänzte sie seinen Satz. Erneut erhielt sie ein Nicken als Antwort. Kisuna wollte noch weiter gehen und ihn testen. „Willst du mit mir baden?“ Sein Blick wurde wieder streng und binnen weniger Sekunden richtete der männliche Ghul sich auf und verschränkte die Arme wieder vor sich. Er hielt es wohl für keine gute Idee. „Ich mach doch nur Spaß“, versuchte sie sich herauszureden. Somit war ihr erster Versuch wohl missglückt. Schneller als gedacht. „Ich lasse dir das Wasser schon mal ein.“ Und schon war er ins Badezimmer verschwunden. Mist, das war wohl ein kläglicher Anfang, das musste Kisuna sich eingestehen. Grübelnd biss sie sich auf den Daumennagel. Wie sollte sie ihn nur dazu bringen, eine Regung zu zeigen, die nicht sofort neutral an ihm abklang oder ihn wütend machte? Naja, jetzt wollte sie tatsächlich erst einmal ein erfrischendes Bad nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen und etwas abschalten zu können. Sie betrat das Badezimmer mit einer heiteren Laune, denn es ging ihr Minute um Minute schlagartig wieder besser. Ihre Regenerierung hatte nie lange gedauert und darauf konnte sie sich auch dieses Mal verlassen. Yomo hatte bereits etwas Wasser eingelassen, der Schaum quellte bereits auf und ein frisches Handtuch sowie Bademantel lagen auch schon neben der Wanne. „Danke, Yomo.“ Sie warf ihm einen erleichterten Blick zu, er nickte wie gewohnt nur. Dann drehte er sich um und sie begann sich auszuziehen. Als sie es sich im Wasser gemütlich gemacht hatte, teilte sie ihm mit, dass er sich wieder zu ihr drehen durfte. Auf einem Hocker neben ihr nahm er schließlich Platz, drehte ihr aber den Rücken zu und begann ein Buch zu lesen. Er wollte wirklich nicht riskieren, etwas zu sehen. „Um was geht es in dem Buch?“, frage sie ihn, als ihr die Stille zu drückend vorkam. „Kurzgeschichten von Stephen King.“ Er schien wirklich vertieft darin zu sein, denn sein Bick wandte sich nicht von den dünnen, weißen Seiten und kleingedruckten, schwarzen Buchstaben ab. Sie ließ es dabei, denn eigentlich interessierte das Buch sie überhaupt nicht. Aber die Stille war ihr auch zu unangenehm. „Wie hast du davor gelebt?“ „Was?“ Erschrocken reagierte sie auf Yomos plötzliche Frage. Warum wollte er das wissen? „Muss ich das erzählen?“ Eigentlich mochte sie nicht über ihre Vergangenheit reden, wie bereits erwähnt, doch der Ghul schien ihr wohl keine andere Wahl zu lassen. Er würde wahrscheinlich so lange nachhaken, bis sie ihm etwas erzählte. „Na gut, ich erkläre es dir.“ Mit Schwung erhob sie eine Hand aus dem Nass, Schaum spritzte daraufhin in die Luft und landete auf Yomos Shirt. „Ups!“ Jetzt sah er sie wieder im Augenwinkel an. Er klappte sein Buch zu, wischte sich den Schaum von der Schulter und war somit bereit zuzuhören. „Wenn du dich fragst, wie ich davor ÜBERlebt habe, dann ist das eine einfache Antwort: Männer.“ „Männer?“, fragte er, sie weiterhin mit seinem Blick durchbohrend. „Ja, richtig gehört, Männer. Pass auf: Ich habe mich als hilfloses, junges Fräulein ausgegeben, die eine Bleibe für die Nacht suchte. Meine Opfer fühlten sich somit wie die Retter in der Not und ließen mich bei ihnen übernachten. Manchmal wurde ich auch abgelehnt, aber in den meisten Fällen bekam ich, was ich wollte: Einen Ort zum Schlafen.“ Yomo grübelte, man konnte es in seinen Augen erkennen, dann fragte er: „Waren es Menschen?“ Sie hatte bereits auf diese Frage gewartet. „Nicht nur. Es waren Menschen, aber auch Ghule unter ihnen. Ich habe bei ihnen meist nur übernachtet, aber wenn sie mir zu hochmütig oder lüstern wurden, habe ich sie gegessen. Egal ob Mensch oder Ghul.“ Sie sah ihm scharf in die Augen, sein Blick verfinsterte sich. „Du kannst mich nicht verurteilen, Yomo. Hätte ich eine andere Wahl gehabt, hätte ich sie ich genutzt. Mein Leben war meist nur Überleben und ich habe mich daran gewöhnen müssen, allein klarzukommen. Das war sicher kein Spaß.“ Er schien zu verstehen, auch wenn er dennoch wütend dreinschaute. „Du musst wissen“, begann sie, legte ihren Kopf dabei nach hinten gegen ein Wannenkissen. „Ein behütetes Zuhause, das hatte ich vielleicht einmal oder zweimal für kurze Zeit, wenn es hochkommt, aber selbst dann wurde es mir wieder genommen. Irgendwann härtet man ab, man nimmt, was man bekommt. Ich habe das nicht unbedingt gern getan, aber ich musste auch irgendwie am Leben bleiben.“ Kisuna löste den Blick von ihm, drehte den Kopf zur Seite „Dass so etwas wie das Antik existiert, habe ich nicht gewusst.“ In diesem Fall, musste sie sich eingestehen, dass sie so eine Möglichkeit schon gerne früher wahrgenommen hätte. Doch nicht jeder Bezirk war friedlich und einfach. Manche waren taff und mehr als gefährlich. Viel, viel mehr als das. „Ich habe dir schon gesagt, ich verurteile dich nicht.“ Erleichtert und etwas überrascht sah sie wieder zu Yomo. Er hatte seinen Blick nun gen Wand gerichtet, hatte gemerkt, dass es ihr unangenehm war, darüber einfach so zu reden. Sie fühlte sich, als ob sie ihm eine Erläuterung schuldig wäre. „Ich habe ihnen nicht immer das Leben genommen, weißt du. Nur den Aufmüpfigen.“ Kisuna blickte ins vom Badeschaum hellblau gefärbte Wasser und versank selbst als auch wie mit ihren Gedanken darin. Er wollte doch die Wahrheit wissen, die hatte sie ihm nun dargelegt. Sie mochte nicht, dass Yomo nun zornig war, aber konnte sie ihn auch nicht anlügen. Dafür hatten er und Herr Yoshimura bereits zu viel für sie getan. Ihr ein Zuhause gegeben, eine Unterkunft, Arbeit, einen Neuanfang. „Ich will dieses neue Heim nicht wieder verlieren.“ Völlig gedankenfern hatte sie diesen Satz von sich gegeben. As ihr bewusst wurde, was sie gerade ausgesprochen hatte, drehte sie sich perplex zu Yomo. Der beobachtete sie wieder aus dem Augenwinkel heraus mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht. Bildete sie sich das gerade etwa ein? Lächelte Yomo da etwa gerade etwas? Bevor sie noch etwas sagen konnte, erhob der männliche Ghul sich und breitete das Handtuch aus. Er signalisierte ihr damit, dass sie nun aus der Wanne steigen sollte. Den Kopf drehte er zur Site, während die Ghula aus der Wanne stieg und sich ankleidete. Sie hatte gerade ihre Unterwäsche angezogen, da wandte sich Yomo noch einmal zu ihr um. Es machte ihr nichts mehr aus, doch konnte sie es nicht lassen, ihn doch noch zu necken. „Gefällt dir was du siehst?“, frage sie ihn mit einem kecken Lächeln auf den Lippen. Wie erwartet drehte sich Yomo direkt wieder um, spazierte Richtung Schlafzimmer. Doch als er gerade über die Türschwelle treten wollte, blieb er noch einmal stehen. „Ich bin auch nur ein Mann.“ Dann trat er durch die Tür. Moment... Hatte er das gerade wirklich gesagt? Kisuna spürte die Hitze in ihr aufsteigen und dennoch freute sie sich, dass ihr Plan wenigstens etwas aufzugehen schien. Seine Reaktion hatte sie allerdings trotzdem verwirrt. Damit hatte sie nun mal überhaupt gar nicht gerechnet. Mit dem übergroßen Bademantel, der eindeutig Yomo gehörte, spazierte sie triumphierend ebenso ins Schlafzimmer der beiden. Der silberhaarige Ghul stand vor seiner Seite des Bettes, nur in Boxershorts gekleidet und beobachtete jeden Schritt, den sie machte, aus dem Augenwinkel heraus. Sie war von diesem Anblick mehr als nur angetan, das musste sie sich eingestehen. Ihr Blick streifte über seinen gut durchtrainierten Körper, wobei sie sich fragte, wie lange es wohl her war, dass sie wirklich befriedigt worden war. Zu lange wohl, denn sonst würde sie so ein Anblick nicht bereits so sehr antörnen. Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Yomo wäre für so etwas sowieso nicht zu haben. Doch als sie im Bett lag, konnte sie nicht einschlafen. Viel zu sehr beschäftigte sie noch der Blick, den er ihr vorhin zugeworfen hatte. Es ließ sie nicht los, viel mehr noch machte es sie noch mehr an. Nach einer Weile der Schlaflosigkeit drehte sie sich auf die Innenseite des Bettes. Yomo, er hatte sich auch zum Schlafen nach innen gewandt, hatte die Augen bereits geschlossen. Sein Gesicht sah friedlich aus, anders als sonst. Nicht so ernst. Kisuna studierte seine Gesichtszüge, sie waren markant und ebenmäßig. Einzelne silbrige Strähnen fielen ihm immer wieder ins Gesicht, glänzten noch stärker durch das einfallende Mondlicht. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass ein so attraktiver Mann, wie er es war, keine Freundin hatte. Viele Frauen würde sich wahrscheinlich wahrscheinlich alles tun, um ihn kennenzulernen und doch war sie es, die bei ihm unterkam. Auch wenn sie nicht ernsthaft etwas von ihm wollte, fühlte sie sich trotzdem genau diesen Frauen überlegen. Als er aus dem Nichts die Augen aufschlug und sich aufsaß, erschrak sie. „Yomo?“, fragte sie verwundert und richtete sich dann ebenfalls auf. Er fuhr sich durchs Haar, warf dann die Decke etwas zurück, sodass sein nackter Oberkörper wieder frei lag. „Kannst du auch noch nicht schlafen?“, wollte sie wissen, wobei sie versuchte nicht allzu sehr auf seinen durchtrainierten Körper zu starren. Er nickte wie er es für gewöhnlich tat. Das Mondlicht ließ durch den harten Schattenwurf seine Muskeln noch detaillierter erscheinen und verdammt ja, es gefiel ihr wirklich gut. Sie wollte ihn so gerne spüren. Ihr schwirrten einige schmutzige Gedanken durch den Kopf, sodass sie gar nicht bemerkte, wie sich ihre linke Hand wie hypnotisiert auf ihn zu bewegte. „Darf ich dich berühren?“ Halt... Hatte sie sich das gerade wirklich sagen hören? Irritiert von sich selbst schüttelte sie den Kopf etwas, sah dann Yomo an. Der machte jedoch nicht viel Wind darum. Er blieb ruhig, atmete kräftig ein und wieder aus. „Ja.“ Seine Antwort kam Kisuna unrealistisch vor. Die ganze Situation ist unrealistisch, wiederholte sie innerlich. Doch so oder so freute sie sich auch über seine Antwort, die doch unerwartet kam. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seiner Brust ab, als würde sie ein Kleintier streicheln. Sie war sichtlich nervös, warum auch immer. Deutlich konnte sie Yomos Herzschlag spüren, strich dann langsam seinen Körper hinab. In ihr begann es zu kribbeln, sie konnte ihre Lust fühlen. War das allerdings wirklich ein gutes Zeichen? Er selbst hatte ihr geraten, dass sie sich besser unter Kontrolle habe musste. Auch wenn er es auf ihren Hunger bezogen hatte, wusste Kisuna, dass es in diesem Moment ebenso zählte. Doch würde sie wirklich in der Lage sein, dies auch zu beachten... und einzuhalten? Darauf wusste sie keine Antwort. Sie wusste nur, dass sich ihre Hände wie von selbst ihren Weg über den trainierten Körper des männlichen Ghuls suchten. Konnte er ihre Begierde etwa auch spüren? Sein Atem wurde etwas schwerer, was Kisuna freute. Somit wusste sie, dass es doch einen Effekt auf den sonst so kühl wirkenden Kerl vor ihr hatte. Sie fuhr fort seinen Körper abzutasten, ihr Blick dabei völlig konzentriert. Bis sie zu der Stelle kam, an der ihre Kagune ihn durchbohrt hatte. Sofort packte Yomo ihre Hand und drückte sie fest gegen genau diese Stelle. Ihre Blicke trafen sich wieder durch die Dunkelheit und die Schatten ihrer Gesichter hindurch. „Denk nicht mehr daran.“ Seine Worte sollten sie beruhigen. Sie nickte, er ließ ihre Hand wieder locker. So viele Gedanken hatte sie sich noch nicht oft gemacht, wenn sie jemanden verletzt hatte. Doch bei Yomo war es anders. Er hatte sich ihr gegenüber von Anfang an ohne jegliche Vorurteile ehrlich verhalten, ihr ein Zuhause geboten, sie verteidigt, in Schutz genommen und sogar gepflegt, als sie nicht bei vollen Kräften war. Ließ sie nie aus den Augen und war wie eine Stütze für sie seit sie bei ihm war. Kisuna war froh, Teil des Antiks zu sein. So unglaublich dankbar, dass er sie aufgenommen hatte in diese kleine, aber enorm hilfreiche Welt des Cafes, das täglich Ghule sowie Menschen willkommen hieß. Wie lange war es her, dass sie sich einmal fallen lassen konnte? Genau dieses Gefühl gab er ihr. Und er machte es ihr wirklich nicht einfach, wenn er dabei zudem noch so gut aussah. Ihre Hand glitt weiter an seinen Muskeln entlang, sie ließ sich Zeit. Yomo zuckte immer wieder etwas, sie konnte nicht aufhören dies auszunutzen. Dann fiel ihr Blick auf seine Boxershorts. Ein freches Grinsen legte sich sofort auf ihr Gesicht. Es gefiel ihm also! Sie fragte sich, ob sie noch einen Schritt weiter gehen könnte. Ihr Verstand kämpfte noch gegen ihre Lust an, doch würde er sich durchsetzten können? Dieses Mal nicht. Und so wie sie begann, all ihre Finger tiefer und tiefer gleiten zu lassen, konnte sie ihr Blut vor Aufregung durch ihren Körper strömen spüren. Mit einer absoluten Sicherheit hatte sich ihre Hand verselbstständigt und folgte den klar definierten Linien seiner Muskeln. Aufgeregt malte sie sich die Sitzuation bereits aus, ging sogar soweit, dass sie sich vorstellte, wie er sie schlussendlich vor Genuss überfallen würde. Doch würde Yomo dabei wirklich mitmachen? Trickste sie ihre Begierde gerade aus? Sie wollte, nein konnte nicht mehr stoppen. Dann, kurz vor der Grenze zwischen Vernunft und Lust, dem Bund seiner Boxershorts, stoppte er sie. Er hatte sie durchschaut. Verwundert und dennoch verlegen blickte sie ihm in seine grauen Augen, die ihr nur wie üblich einen Blick, so neutral und doch mit einer ernsten Note, zurückwarfen. „Was ist?“, fragte Kisuna ihn unschuldig. „Was soll das?“ Yomo verengte seine Augen etwas, kein gutes Zeichen. Sie kicherte, wobei ihr Augenmerk wieder auf seine Shorts fiel. „Ich dachte es könnte dir gefallen.“ Er packte ihre zweite Hand, wodurch sie nun in seinem Griff gefangen war. Erst sah sie ihn wieder an, der Ausdruck in ihren Augen lüstern und herausfordernd. Doch genau dies kostete ihre Aufmerksamkeit für einen noch so kurzen Augenblick, denn schon hatte er sich aufgerichtet und sich über sie gebeugt. Seine Hände hielten die ihren robust am Handgelenk, drückten sie dabei ins Kissen. Sein Körper spannte sich über sie, erschwerte ihr den Versuch, sich wieder aufzurichten. An ihrem gierigen Ausdruck änderte sich allerdings nichts, sie verfolgte immer noch ihren Plan, Yomo zu verführen. „Willst du denn nicht auch?“, fragte sie ihn während sie ihre Beine um seine Hüfte schlang. „Wieso denkst du das?“ Sie musste auf seine Antwort lächeln. Ihr Blick fiel erneut auf seine Shorts, dann sah sie ihn wieder an. „Ich weiß auch nicht, vielleicht wegen ihm.“ Sein Blick verfinsterte sich, doch sie ließ sich davon nicht abschrecken. Er konnte nicht abstreiten, dass er nicht wenig ein bisschen interessiert an ihr war, denn sonst hätte er nicht darauf reagiert. Und trotzdem kämpft er gegen seinen inneren Trieb an. Warum nur? „Kisuna.“ Er versuchte sie runterzubringen. „Yomo...“ Sinnlich ließ sie seinen Namen über ihre Lippen gleiten. Dass sie ihn dabei nachmachte, war ihm bewusst. Ebenso wie ihm bewusst war, dass er sie nicht die ganze Zeit festhalten konnte, so einfach würde sie sowieso nicht aufgeben. Mit einem tiefen Seufzer ließ er also seine Hände von ihr gleiten, löste ihre Beine von seiner Hüfte, saß sich neben sie und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Ein strenger Blick lag wieder auf seinem Gesicht. Die Ghula freute sich allerdings über ihre Freiheit, schwang ihre Beine über ihn und nahm auf seinem Schoß Platz. „Gibst du etwa schon auf?“ „Mach was du willst.“ Sie wollte es eigentlich erneut versuchen, doch war sie sich ihrer Sache nicht mehr ganz sicher. Yomo hatte sich einfach ergeben, nicht aus Verzweiflung, nein aus Nachsicht. Er kannte sie bereits soweit, dass er wusste, sie war nicht leicht von etwas abzubringen, egal um was es sich handelte. Doch Kisuna wollte ihn nicht dazu zwingen. Sie wollte, dass er sie genauso begehrte, dass er aus freien Stücken heraus, sich erneut über sie schwang. Doch nicht um sie zu unterdrücken, sondern weil er sie ebenso wollte. Ob dieser Moment jemals Realität werden würde? Sie wusste es nicht. Wenn sie dagegen etwas wusste, war es, dass sie ihn erneut enttäuscht hatte. Seufzend warf sie die Arme in den Nacken. „Du hast gewonnen.“ Ebenso seufzend nahm er die Arme auseinander und legte seine Hände auf ihrer Hüfte ab. Perplex sah Kisuna ihn an, legte dann auch die ihren auf ihm ab. „Hör auf, es mir noch schwerer zu machen“, erklärte sie ihm bescheiden. Ihren Blick wandte die Ghula dabei beschämt von ihm ab. Nach einer Weile in Stille, beugte sie sich schließlich nach vorne und drückte sich gegen seine Brust. Yomo konnte ihren Herzschlag vernehmen, der immer noch leicht raste. Doch er wurde von Minute zu Minute ruhiger. Ihm war bewusst, dass er diese Nacht nicht viel Schlaf finden würde, schon seit sie ihn berührt hatte. Doch jetzt, da sie, ihren femininen Körper gegen ihn gedrückt, an ihn gekuschelt hatte, würde er erst recht kein Auge zubekommen. „Was hat sie sich nur dabei gedacht“, fragte der silberhaarige Ghul sich. Natürlich würde er darauf reagieren, wenn eine so schöne Frau seinen Körper begutachtete und nach Befriedigung forderte. Nur gut, dass seine Selbstbeherrschung so stark ausgeprägt war und er sich beherrschen konnte. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu bewegt hatte, sich ihr physisch so auszuliefern. Doch er wollte er vertrauen, mehr über sie erfahren. Kapitulierend schlang er schließlich seine Arme um sie, es kam ihm in diesem Moment einfach als das Richtige vor. Dann versuchte auch er, vielleicht etwas Schlaf zu bekommen. Doch war er ebenso damit bedient, sie noch ein wenig weiter zu bewachen. „Verlass mich nicht“, murmelte sie nach einer Weile in seine Brust. Ihre Finger krallte sie dabei angespannt in sein Fleisch, ließ dann wieder locker. Yomo erschrak etwas, er konnte ihre Verletzlichkeit deutlich spüren. Sanft strich er Kisuna das Haar von den Schultern, streichelte ihren Nacken behutsam und drückte sie noch etwas stärker an sich. Auch wenn er nicht wusste, was sie so bedrückte, wusste er nur allzu gut selbst, dass jeder eine Vergangenheit hatte. Er wollte ihr helfen. Denn sie beschäftigte ihn wohl genauso, wie auch er sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)