3 Step Disaster von Hielo ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Eigentlich war das Schwanken das Schlimmste. Oder das Motorengeräusch. Oder vielleicht doch die beklemmende Enge des Busses. Gerade bei der steinigen Gegend rund um die letzten Ausläufer des Nibelgebirges, hatte er wirklich Angst, dass er sein Frühstück großzügig über sich und den jungen Mann ihm gegenüber verteilte. Zwar hatte er vor der Abreise nicht viel herunter bekommen, aber seine Mutter Claudia wäre nicht sie selbst, wenn sie ihrem sturen Sohn nicht noch das ein oder andere Stück Brot mit Ei hinein-argumentiert hätte. Der Weg zu seinem neuen Leben in Midgar, welchen er gerade zusammen mit einer Busladung voller ambitionierter Jugendlicher aus den westlichen Regionen der Welt zurücklegte, wurde also mit Übelkeit und Geröll bepflasterten Straßen eingeläutet. Wenig festlich und heroisch, dachte Cloud. Aber spätestens wenn er es endlich bis SOLDAT geschafft hatte, konnte er als Held nach Nibelheim zurückkehren. So angenehm die Gänsehaut bei diesem Gedanken auch war, begleitet wurde sie von Zweifeln über die bevorstehende Herausforderung. In ein paar Wochen würden sie in Midgar ankommen und ihre Ausbildung beginnen. Cloud wusste vom Sohn des Gemischtwarenladens, welcher schon vor ein paar Jahren Nibelheim verlassen hatte, dass selbst das einfache Training der Infanteristen hart und unverzeihlich war. Schwache Elemente wurden rasch aussortiert und zurück in ihre Provinznester geschickt. Als größter Arbeitgeber der Welt, konnte ShinRa Inc. es sich bestimmt erlauben, wählerisch zu sein was ihr Militär anging. Gerade jetzt, wo der Krieg mit Wutai in den letzten Zügen lag und dank der Presse Sephiroth das Vorbild für tausende junge Menschen geworden war. Sephiroth Allein der Name flößte Respekt ein. Ein Mann, wie es ihn nur ein Mal geben konnte. Ein starker Held. Seit Cloud den Bericht über ihn in der Zeitung gelesen und die Poster bewundert hatte, sah er in dem SOLDAT Erster Klasse eine Chance, endlich sein schwächliches, versagendes Ich zurückzulassen und jemand zu werden, der in der Lage war, andere zu beschützen. Eine Chance, sich zu beweisen. Schwermütig dachte er an Nibelheim zurück, an seine Mutter und an Tifa. Er vermisste das Mädchen von Nebenan sehr, auch wenn sie sicherlich bereits keinen Gedanken mehr an ihn verschwendete. Befreundet waren sie nie, aber das unmissverständliche Herzklopfen, welches er seit seiner Kindheit in ihrer Gegenwart spürte, war ein mehr als deutliches Indiz dafür, dass er auch für sie diesen Schritt wagte. Um das Versprechen zu halten, welches er ihr vergangene Nacht gegeben hatte. Missmutig schloss er die Augen, versuchte die wieder aufkommende Übelkeit zu unterdrücken und sich zu konzentrieren. Bald würden sie in Midgar ankommen. Kapitel 1: Step One ------------------- „Strife! Licht aus! Sofort!“ „Ich muss nur auf’s Klo!“ „Das ist das vierte Mal und es ist zwei Uhr morgens, ich schwöre, du hast mein Schwert gleich im Gesicht!“ Vorsichtig schlüpfte Cloud aus seinem Bett, löschte das Licht wieder und versuchte sich im Halbdunkel durch das Zimmer zu manövrieren. Sein Mitbewohner, Wailer, hatte Recht; es war zwei Uhr morgens, in drei Stunden würde der Wecker klingeln und Cloud hatte nichts Besseres zu tun, als seine Nerven durch mannigfaltige Toilettengänge unter Kontrolle zu halten. Wenigstens waren die anderen zwei Jungs aus ihrem Zimmer auf einer mehrtägigen Mission in der Nähe des Corel-Reaktors, sodass er keine Schimpftriaden von Luke und Ramirez zu fürchten hatte. Nicht, dass es ihn sonderlich stören würde. Nachdenklich musterte Cloud die Decke seiner Koje, nachdem er sich nach ein paar Minuten zurück unter die warmen Laken geschlichen hatte. Morgen sollte es für ihn und Wailer in den Norden nach Modeoheim gehen. Unterstützungskommando für die Turks und SOLDAT. Cloud war froh, endlich wieder an einem Außeneinsatz teilnehmen zu dürfen; die letzten, größeren Missionen hatte er entweder aufgrund einer Suspension aussitzen müssen oder er war nur in Midgar und dem ShinRa-Tower stationiert. Ob der Auftrag etwas mit der Escortmission von Dr. Rayleigh von vor ein paar Monaten zu tun hatte? Cloud seufzte. In den anderthalb Jahren, die er mittlerweile für ShinRas Militär arbeitete, war er schneller erwachsener geworden, als er erwartet hatte. Rasch hatte er lernen müssen, dass es Konsequenzen nach sich zog, wenn man Befehle ignorierte, oder die falschen Worte zur falschen Zeit wählte. Und das Versagen oder Schwäche nicht gern gesehen waren. Trotzdem wünschte sich Cloud, mehr gefordert zu werden und ein ums andere Mal fühlte er sich übergangen. Wailer hingegen wurde von der Luftwaffe rekrutiert, Luke würde bald zum Kommandanten befördert werden und Ramirez sollte im nächstes Jahr nach Junon zur Marine. Nur Cloud blieb in der Infanterie und wartete auf seine Chance die Prüfung zum SOLDAT dritter Klasse anzutreten. Doch bis jetzt waren all seine Gesuche auf Teilnahme ignoriert, oder mit einem ‘Versuch es in ein paar Jahren nochmal, Junge‘ abgetan worden. Vielleicht war Modeoheim eine Chance Eindruck zu schinden, immerhin sollte ein Mitglied von SOLDAT die Mission leiten. Ein kindliches Grinsen schlich sich auf Clouds Lippen und er zog sich beschämt die Decke über das Gesicht. In seinem Inneren wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass es der große Sephiroth sein würde. Seine Aufmerksamkeit kam einem Ritterschlag gleich und möglicherweise könnte das die erste Sprosse auf der Karriereleiter Richtung SOLDAT sein. Und irgendwann würde Cloud dann Einsätze gemeinsam mit Sephiroth absolvieren, als Freunde und Gefährten. Aufgeregt wälzte er sich von Seite zu Seite, passte bei seinem Gezappel nicht auf und trat mit Schwung gegen das Bett über ihm. „STRIFE!“ Nachdem Cloud und Wailer zum Morgenappell angetreten waren und ihre Ausrüstung erhalten hatten, machten Sie sich wenig später auf den Weg zum Flugplatz von wo aus der Helikopter starten sollte. Der Junge aus Nibelheim war froh, dass Wailer das Himmelsgefährt steuern würde, auch wenn er nicht daran glaubte, sein Kamerad würde Rücksicht auf seine Reisekrankheit nehmen. Schon gar nicht bei den starken Winden des nördlichen Kontinents. Aber er fühlte sich zumindest ein wenig besser, wenn er wusste, dass ein bekanntes Gesicht am Steuer sitzen würde. „Warst du schon mal in der Nähe des Kraters?“, fragte Cloud, während er knapp hinter Wailer versuchte Schritt zu halten. Die langen Beine des anderen Mannes erlaubten große Schritte, welche Cloud nur mit zwei Kleineren erreichte. Generell war Wailer ein großgewachsener Mensch, aber außer dass er aus Midgars Sektor 3 stammte, ein strebsamer Soldat war und nur wenige Monate älter als er selbst zu sein schien, wusste Cloud nichts über seinen Zimmergenossen. Das empfand er allerdings auch nicht als schlimm. Freunde finden gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken und solange man sich im Team aufeinander verlassen konnte, reichte ihm diese Art von Beziehung. „Nein. Du etwa?“, entgegnete Wailer auf Clouds Frage und setzte sich seinen Helm auf, achtete dabei darauf sein Hubschrauberheadset nicht zu beschädigen. Angesprochener schüttelte den Kopf und bedeckte selbigen dann ebenfalls mit seinem Helm. Er war nie aus seinem Heimatort heraus gekommen. Mit einem metallischem Schleifen öffnete sich wenig später die Fahrstuhltür und ein scharfer Wind pfiff ihnen um die Ohren. Vor den beiden Soldaten stand einer der modernen ShinRa Hubschrauber und Cloud konnte aus dem Augenwinkel heraus sehen, wie Wailer grinste. „Setz dich rein, ich mache solange ein kurzes Check-up. Der Turk sollte auch gleich da sein.“, sagte er und schwang sich ins Cockpit. Ein rhythmisches Klicken erklang, ab und an unterbrochen von statischem Rauschen und Piepstönen. Anstatt seiner Übelkeit jetzt schon die Oberhand zu gewähren, stellte sich Cloud lieber neben die Türe und überprüfte seine Waffe, genoss die letzten Minuten frische Luft. Es ging also darum die Geisterstadt Modeoheim zu untersuchen. Angeblich hatten sich der ehemalige SOLDAT erster Klasse Genesis und Professor Hollander dorthin geflüchtet und gingen ihren Machenschaften nach, von welchen Cloud aber nicht viel verstand. Als einfacher Infanterist musste er das zum Glück auch nicht. Die Turks hingegen waren Cloud mehr als nur unheimlich. Offiziell waren Sie eine Spezialeinheit, ähnlich SOLDAT, die unter dem Namen ‚Abteilung für allgemeine Angelegenheiten‘ agierten und über welche Heidegger die Befehlsgewalt innehatte. Männer und Frauen in strengen, schwarzen Anzügen und mit noch strengeren Gesichtern. Kalt, emotionslos und perfekt; so schätzte Cloud sie zumindest ein. Allerdings erinnerte er sich auch an eine flüchtige Begegnung mit einem entspannten Rotschopf, der etwas geistesabwesend grinsend mit einem Glatzkopf, vermutlich ebenso ein Turk, gesprochen hatte. Doch gerade dieses Grinsen erschien Cloud damals als das Bedrohlichste, was er bis dahin in seinem jungen Leben gesehen hatte. Clouds Vorgesetzter in der Militärakademie hatte ihm und den anderen Infanteristen erklärt, die Turks kümmerten sich um die Sicherheit der Firma und hielten die Augen nach passenden Anwärtern für SODLAT auf. Unter der Hand wusste aber jeder, dass Spionage, Erpressung und oft auch Mord weitaus häufigere Aufgabengebiete der Einheit darstellten. Er hoffte, heute nicht auf den rothaarigen Turk treffen zu müssen. Weitaus interessanter war aber die Frage nach dem Mitglied von SOLDAT, welches heute Teil der Mission sein würde. Als sie am Morgen ihre Instruktionen bekommen hatten, war der Name Zack Fair gefallen und Clouds kleine Traumblase war äußerst brutal geplatzt. Also nicht der große Sephiroth, aber immerhin ein SOLDAT erster Klasse. Er war sich sicher, dass er in einer Firmennachricht von der Promotion eines Zack Fair zur ersten Klasse gehört hatte, doch ein Gesicht fehlte in seinen Erinnerungen. „Hoffentlich klappt es trotzdem“, murmelte er und steckte mit einem Klicken das Magazin zurück in seine Waffe. „Hey Strife, komm schon, es geht los. Wir sammeln den Turk und den SOLDAT in den Slums von Sektor 5 ein“, rief Wailer, nachdem ein weiteres statisches Rauschen verklungen war. Cloud kletterte in den Helikopter, drückte auf einen Knopf und die Tür schloss sich, während die Flugmaschine schwankend vom Boden abhob. Augenblicklich fühlte Cloud, wie sich sein Magen umdrehte und er setzte sich schnell auf einen der vier freien Sitze, schnallte sich an und betete, dass sein Frühstück nicht wieder das Tageslicht erblickte. „Reiher mir hier bloß nichts voll, sonst kriegen wie beide gehörig Ärger. Du verdammte Mimose“ „Ich reiß‘ mich zusammen“, kauerte Cloud und schloss konzentriert die Augen. Der Weg in die Slums war nicht sonderlich lang, allerdings musste Wailer viele Kurven fliegen, um den Verbindungspfeilern zwischen Platte und Slums auszuweichen, was der Reisekrankheit des jungen Infanteristen absolut nicht zu Gute kam. So merkte er kaum, wie sie den Boden erreichten und zwei Männer sich gegenüber von ihm niederließen und erst als sich die Tür mit einem lauten Poltern schloss, wagte er einen Blick. Einer von ihnen war im typischen Turk-Schwarz gekleidet, mit zurückgekämmten, dunklen Haaren, die zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Sein Gesicht war so ernst und streng, wie Cloud es erwartet hatte, allerdings auch weniger kaltblütig, sondern vielmehr bürokratisch distanziert. Der Andere war dann wohl Zack Fair, erste Klasse SOLDAT. Sein ganzes Auftreten schien das Gegenteil des Turks zu sein: locker, freundlich, unsortiert aber nicht weniger professionell. Neben ihm lehnte ein Schwert, welches er mit einer Hand am Griff festhielt. Irgendetwas schien ihn zu stören, denn er hatte die Unterlippe vorgeschoben und warf dem Turk neben ihm immer wieder einen strafenden Blick zu. Cloud merkte wie sein Herz vor Nervosität zu klopfen begann. Das war das erste Mal, dass er einem Ersten direkt gegenüber saß. Gern hätte er ein Gespräch begonnen, aber die Stimmung im Helikopter war mit einem Mal zu angespannt, als das Cloud sich getraut hätte. Abgesehen davon war Smalltalk während einer Mission nicht gerne gesehen und vor ihm saßen gerade quasi zwei Vorgesetzte. Er dankte ShinRa für die Helme mit den digitalen Visieren, die sein Starren gekonnt verbargen. Irgendwas an diesem Zack faszinierte ihn. Keineswegs so, wie ihn Sephiroth faszinierte, diese Ebene würde wohl niemand so einfach erreichen. Der schwarzhaarige SOLDAT war offenbar nur wenige Jahre älter als Cloud selbst, topfit und an der Spitze seiner Karriere. Einzig die Popularität schien noch zu fehlen, aber wenn er erst seit wenigen Monaten zur ersten Klasse gehörte, sollte auch das wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der Infanterist war sich sicher bald in einem der firmeninternen Magazinen und Klatschpressen von Zack zu lesen, denn dafür hatte er definitiv die passenden optischen Eigenschaften. Verloren starrte er weiter auf das Prachtexemplar von dem, was er selbst so gern wäre und fragte sich, wie lange es für ihn wohl dauern würde, bis er dieses Level erreichte. Das Graben in seinen Gedanken und Was-Wäre-Wenn-Szenarios lenkte Cloud soweit von seiner Übelkeit ab, dass er sich sicher war, Wailer würde jeden Moment fragen, warum er sich nicht wie üblich wimmernd den Magen hielt. Nach einigen Stunden Flug hatte sich Zacks Laune gebessert und er unterhielt sich energetisch mit dem Turk, dessen Name sich als Tseng herausgestellt hatte. Ab und an hörte man ein kleines Fluchen aus dem Cockpit, was aber bei Wailer nichts Ungewöhnliches war. Cloud hingegen merkte sehr deutlich, wie sich die Flugsituation verschlimmerte und er versuchte krampfhaft seine Fassung zu wahren. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass sie sich mitten in einem Schneesturm befanden. Zum Einen bedeutete das, dass sie wohl bald da sein würden, zum Anderen aber auch, dass es für Wailer schwierig sein musste, die Kontrolle über den Helikopter zu behalten. „Sir, die Steuerung reagiert kaum noch!“, schrie der Pilot angestrengt in den Laderaum, wo der Rest der Besatzung saß. Unmittelbar nach der Warnung hörte man zunächst ein lautes Knarren und anschließend einen scharfen, metallischen Knall. Ein gewaltiger Ruck ging durch das Gefährt und Cloud hielt sich verzweifelt an den Griffen neben ihm fest, während Tseng sich von seinem Sitz befreite und sich gegen die Gravitation ins Cockpit vorkämpfte. „Ruhe bewahren!“, befahl er Wailer und nahm neben ihm im Kopilotensitz Platz. Mehr bekam Cloud vom Vorgehen an der Steuerkonsole nicht mit, sein Geist war zu sehr damit beschäftigt nicht vollständig in einen Panikmodus zu verfallen. Er war sich sicher, dass sein Leben bald ein schnelles und vorzeitiges Ende finden würde, irgendwo in den eisigen Gletschern des Nordens. So gern er schreien wollte, sein Körper war derart verkrampft, dass er außer einigen schwächlichen Schluchzlauten nichts über die Lippen bekam. Doch dann war da eine kurze Berührung an seinem Bein, die ihn dazu zwang seine Augen zu öffnen. „Hey Kumpel, keine Sorge. Tseng setzt uns schon in einem Stück ab, glaub mir.“, sagte Zack und grinste angestrengt, sich ebenfalls an einem Griff oberhalb der Tür klammernd „Und dein Kollege kriegt das auch hin, da bin ich sicher!“ Cloud nickte nur. So eine Blamage. Der SOLDAT musste ihn trösten, weil er bei der jeder Kleinigkeit wie ein Kind zitterte. Diese verdammte Schwäche. Plötzlich wurde ein 'ACHTUNG!' von vorne gebrüllt, worauf ein brutaler Aufprall folgte, der dem Infanteristen das Bewusstsein aus dem Kopf schmetterte. Wie viel Zeit vergangen war, konnte Cloud nicht mit Gewissheit sagen, als er vorsichtig die Augen aufschlug und sich sein Verstand langsam, aber sicher wieder sortierte. Aus geringer Entfernung konnte er Zacks Stimme hören, welche nach ihm, Tseng und Wailer rief. Ein deutliches Zeichen, dass er noch am Leben war. Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten, dabei merkte er einen stechenden Schmerz in seiner Seite. Vermutlichen waren ein paar Rippen geprellt und blaue Flecken dürfte ihm die Notlandung ebenfalls eingebracht haben, aber Arme und Beine waren glücklicherweise noch vollständig und funktionsfähig. Ebenso wie sein Genick. „Kein Empfang...“, murrte Tseng und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. Unterdessen kümmerte sich Cloud um Wailer, welcher neben ihm hockte, aber auch unverletzt davongekommen war. Ein grummeliges 'Passt schon', bestätigte die Vermutung und die beiden jungen Männer standen schnell wieder auf beiden Beinen. „Wenigstens sind wir alle noch am Stück. Das wird schon“, sagte Zack ermutigend, woraufhin Tseng kurz den Hauch eines Schmunzelns anmerken lies. „Zum Glück für uns...“, entgegnete er „...haben wir jemanden in der Gruppe, der sich mit diesem ländlichen Terrain auskennt.“ Cloud fragte sich kurz, ob er ihn selbst meinte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein SOLDAT erster Klasse aus einem ähnlichen Nest wie Nibelheim stammen könnte, ebenso wenig wie ein hochrangiger Turk. Ihm kamen die grauen, steilen Gipfel des Nibelgebirges in den Sinn und welche Gefahren sie bargen. Als Kind hatte er sich oft an den Fuß des Berges zurückgezogen, zunächst nur wenn der Freundeskreis um Tifa ihm mal wieder zu albern vorkam und später dann, wenn er das Kämpfen trainierte, um einigermaßen für ShinRa gewappnet zu sein. „Ja ja, ich bin der Hinterwälder vom Land, schon klar.“ Das kam tatsächlich von einem schulterzuckenden Zack und Cloud war mehr als nur überrascht. Vielleicht stellte diese Gemeinsamkeit ein guter Einstiegspunkt für ein Gespräch dar. Woher Zack wohl kam? „Nun...“, begann Tseng dann wieder mit ernster Stimme „Wären wir nicht abgestürzt, hätten wir Modeoheim bereits erreicht. Wir müssen uns beeilen und die verlorene Zeit wieder einholen.“ „Fein! Dann also mir nach!“, kam es von Zack, der auch gleich Fahrt aufnahm und mutig voran stolzierte. Kontinuierlich bahnte sich die Gruppe ihren Weg durch die schneebedeckte Berglandschaft des Nordens. Hin und wieder wurden Sie von Monstern angegriffen, welche aber keinerlei Hindernis für Zack und sein treues Schwert darstellten. Cloud, der sein Bestes gab, knapp hinter dem SOLDAT zu bleiben, hielt seine Schusswaffe in Bereitschaft um Hilfestellung geben, falls sie nötig werden würde. Aufmerksam beobachtete er Zack, studierte seine Bewegungen, seine Techniken. Cloud wusste, dass er selbst nicht schlecht mit einem Schwert umgehen konnte, aber er sah sofort, dass ShinRas Elite zu sein mehr benötigte, als reines Talent oder eine leichte Begabung. Zacks Hiebe waren kraftvoll, aber geschmeidig; er war flink und wenn es sein musste risikobereit. Auch sein Umgang mit diversen Materia war nicht zu unterschätzen; so flogen hin und wieder Blitze oder Feuerbälle zwischen ihm und den Monstern umher. Mehr als nur faszinierend, denn im Gegensatz zu jemandem wie Sephiroth, erschien Zack nahbarer...menschlicher und das machte es Cloud noch schwieriger ein Gespräch zu beginnen. Nachdem sie einige Hügel überwunden hatten, bemerkte Cloud wie Wailer und Tseng immer weiter abfielen, gerade der muskulöse Pilot musste aufpassen, nicht komplett hinter einer Wand aus Schnee zu verschwinden. „Hey! Nicht zu weit zurückbleiben!“, rief Zack Wailer und vermutlich auch dem Turk zu und wandte sich dann Cloud zu, der ihn gerade um einige Schritte überholte „Wenigstens einer kann Schritt halten.“ Dem Infanteristen setzte kurz das Herz einen Schlag aus. Endlich eine Gelegenheit und er hatte gar nichts dazu tun müssen. „Na ja, ich bin auch ein Landei“, sagte er ruhig, ging aber dabei weiter um seine Nervosität zu beschäftigen. Zacks Augen wurden groß und er grinste neugierig. „Echt? Woher denn?“ „Nibelheim“, antwortete Cloud kleinlaut und fast schon ein wenig peinlich berührt. Diese Unsicherheit nahm der SOLDAT sofort auf und lachte kurz aber herzlich. „Und du?“, fragte Cloud daraufhin um Zacks Lachen zu unterbrechen. Auch wenn Nibelheim nichts besonderes war und er nur wenig positive Erinnerungen mit dem Ort verband, es war trotzdem seine Heimatstadt. Zack hingegen rieb sich das Kinn und entgegnete dann stolz: „Ich? Gongaga.“ Und dann war es um Cloud geschehen und er war derjenige, der lachen musste. Dieser Name war zu viel, als dass er seine Aufregung weiter verstecken konnte und es tat gut, nach längerer Zeit wieder einen winzigen Moment unbeschwert sein zu können. Der Grund seines Gelächters fand die Situation allerdings plötzlich gar nicht mehr lustig. „Hey, was is' daran so witzig? Kennst du Gongaga?“ „Nein, aber allein der Name klingt schon wie ganz weit ab vom Schuss.“ Das Hochgefühl trug Cloud weiter durch die Konversation, auch wenn er bei Zacks plötzlich ernsterem Ton etwas zurückhaltender wurde. Er spürte, dass sein Gegenüber ebenso protektiv gegenüber seiner Heimat war, wie er selbst. „Dito Nibelheim.“ „Als wärst du schon da gewesen!“, patzte Cloud entgegen, schien dabei völlig vergessen zu haben, dass er gerade mit einem Vorgesetzten sprach. „War ich nich', aber es gibt da nen' Reaktor, oder?“ Cloud nickte; er wusste genau was Zack als nächstes sagen würde. „Ein Mako-Reaktor außerhalb von Midgar heißt für gewöhnlich...“ „...das dort ansonsten absolut nichts los ist.“, beendeten die beiden jungen Soldaten gleichzeitig und brachen sofort in schallendes Gelächter aus. Diese Unterhaltung war so natürlich und so ungezwungen, wie Cloud es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Sogar mit seiner Mutter hatte er selten so gelacht. Selbst wenn ihm nach wie vor die Rippen weh taten und er gerade mit jemandem sprach, der all das erreicht hatte, was er vielleicht nie erreichen konnte, so genoss der Junge aus Nibelheim jede Sekunde, die er mit Zack zusammen so herrlich lachte. Und er würde die Erinnerungen, die er auf dieser Mission sammeln würde, wie wertvolle Schätze mitnehmen. „Gute Nachrichten, Tseng! Ich und...“, rief Zack dem Turk zu, welcher immer noch etwas abgeschlagen den Hügel erklomm. Der SOLDAT wandte sich dem Infanteristen neben ihm zu, welcher seinen Helm abnahm und sich von Angesicht zu Angesicht vorstellte. „Cloud.“ „Ich und Cloud sind beide Hinterwäldler-Profis. Oh ja!“ Niemand wagte zu Sprechen. Das einzige Geräusch war das regelmäßige Schneiden der Rotorblätter durch die eisige Luft. Draußen wurde es langsam Nacht und der Himmel war rot gefärbt vom Licht der untergehenden Sonne. Erschöpft schaute sich Cloud das Spektakel an, wandte seinen Blick aber dann auf die anderen Gestalten in dem Hubschrauber, welcher sie zurück nach Midgar bringen sollte. Neben ihm saß Wailer, die Augen geschlossen und mit verbundenen Händen, wobei langsam Blut durch die Bandagen drang. Hinter ihnen lag eines der Zielobjekte, Professor Hollander, gefesselt und außer Gefecht gesetzt. Ein weiterer Schandfleck in Clouds Karriere, hatte er ihn doch nicht aufhalten können. Das hatte Tseng gewissenhaft erledigt, trotz der heftigen Schläge, die er hatte einstecken müssen. Selbst jetzt saß der Turk mit dem Piloten im Cockpit und telefonierte mit diversen Chefs. Dabei fiel auch immer wieder der Name Angeal. Doch was Cloud wirklich Sorgen machte, war der junge Mann vor ihm. Zack schaute wie in Trance aus dem Hubschrauberfenster, an seiner linken Wange ein tiefer blutiger Schnitt und rechts von ihm ein riesiges Schwert, dessen Griff er krampfhaft umklammerte. Seine Augen waren rot und glänzten verräterisch im Abendrot. Cloud war sich sicher, das Angeal gestorben sein musste. Und so wie Zack jetzt aussah, hatte er eine nicht unerheblichen Anteilnahme am Ableben seines Mentors. Der Infanterist wünschte sich, etwas tun zu können, aber er wusste genau, dass jedes Wort zu viel wäre. Also schaute auch er müde aus dem Fenster und war froh, dass sein endlos schmerzender Körper und der herzzerreißende Anblick von Zack Fair seine Reisekrankheit im Zaum hielt. Auch wenn er die Übelkeit jederzeit gegen das furchtbare Stechen in seiner Brust eintauschen würde. Es vergingen einige schweigsame Stunden bis der Helikopter landete. Nicht bei den Docks am ShinRa Tower sondern bei der gleichen Kirche in den Slums von Sektor 5 bei welcher sie Zack und Tseng am vergangenen Tag abgeholt hatten. Die Tür öffnete sich und der SOLDAT sprang heraus, während Cloud ihn etwas verwirrt ansah. „Solltest du...“, begann er, doch Zack schüttelte nur kurz den Kopf. „Ist schon ok, ich komm später ins Hauptquartier. Kümmer' dich erstmal um dich, verstanden? Hast ja auch ganz schön was abbekommen“, erwiderte Zack und deutete auf die Wunden an Clouds Seite und an seiner Schulter. Müde bestätigte Angesprochener den Befehl. „Ach ja...“ Zack kramte kurz in seiner Hose herum und zog einen kleinen Zettel hervor. Diesen drückte er Cloud dann in die Hand und zwang sich zu einem erzwungenen Lächeln, der das Herz des Infanteristen beinahe in tausend Stücke riss. „Hier. Schreib mir, sobald es dir besser geht. Ich verlass mich auf dich!“ Er drehte sich um und trottete langsam in Richtung des Kirchtores davon. Die Tür schloss sich und es war wieder furchterregend still. Verwirrt und schockiert starrte Cloud auf das Stück Papier in seiner Handfläche, auf welchem in unsauberer Schrift eine Telefonnummer gekritzelt worden war. Ihm gefror das Blut in den Adern bei dem Anblick und er konnte nicht anders als den großen, hässlichen Tränen freien Lauf zu lassen, die sich über die letzten Stunden angesammelt hatten. Neben ihm seufzte Wailer erschöpft. „Du Mimose...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)