Drawback 1 von ManaRu ================================================================================ Prolog: -------- Mit schnellen Schritten rannte er durch die dunklen Gassen der Hauptstadt. Immer wieder sah er sich um, suchte nach den Männern, die in verfolgten. Es schien, als hätte er sie abgehängt, als hätten sie ihn verloren. Doch daran glaubte er nicht. Nicht mehr. Mittlerweile kannte er die Männer und ihre Kollegen zu gut, um darauf vertrauen zu können, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren hatten. Sie wiegten ihn lediglich in Sicherheit, wollten, dass er glaubte, nun sicher zu sein, nur, um durch eine kleine und dumme Unachtsamkeit in ihre Arme zu rennen. Er wollte nicht wissen, was dann passieren könnte. Das Ende sah zwar immer gleich aus, doch wer wusste schon, was sie machen würden, bevor sie ihm das Licht ausknipsen werden?! Keuchend und nach Luft ringend, ging er neben einem Müllcontainer in die Hocke, zog seine Waffe und nahm das dazu gehörige Magazin raus. Noch eine Kugel. Nur noch ein Schuss, mehr nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass er nicht nur von einem Mann verfolgt wurde, war diese Feststellung mehr als ärgerlich. „So ein Mist…“ Fluchte der Schwarzhaarige leise, ehe er ihre Schritte hörte, die sich schneller näherten, als ihm lieb war. Er sah sich um, suchte nach Möglichkeiten, unbemerkt verschwinden zu können. Doch die dunkle Gasse, in der er sich befand, verlief einfach weiter geradeaus, bot keinen Schutz und leider auch keinen Ausweg. Kurz schloss er die Augen, lehnte den Kopf an die Hauswand hinter sich und sah dann auf in den Himmel. Die Nacht zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Er konnte trotz der Stadt ein paar Sterne am klaren Himmel erkennen. Keine Wolke trübte den Horizont. „Wo seid ihr, wenn man euch braucht?“ Fragte er leise gen Himmel. Wie konnte es nur so weit kommen? Wo hatten sie einen Fehler gemacht? Noch immer fiel ihm keine Antwort auf diese Frage ein, wusste aber, dass es eine geben musste. „Heute nicht!“ Hauchte er leise und entsicherte seine Waffe. So einfach wird er es ihnen nicht machen! „Er muss hier irgendwo sein!“ Hörte er einen der Männer rufen. Einer von zwei schwarz gekleideten Männern. Die Stimme klang nah, zu nah, doch er konnte es nicht riskieren, nach zu gucken, wie weit weg sie genau waren. Sie könnten ihn entdecken, ihn ausgerechnet dann sehen, wenn er am Container vorbeisehen würde. Das war zu riskant, also keine gute Idee. Doch was dann? „Was würdet ihr jetzt machen?“ Fragte er wieder leise und biss die Zähne zusammen. Bisher hatten sie immer irgendwie einen Ausweg gefunden, konnten immer irgendwie verschwinden. Konzentriert sah er sich um. Es musste doch einen Ausweg aus dieser Situation geben, egal welchen! Wie konnte es nur so weit kommen? Kapitel 1: Team --------------- „Jetzt beeil dich doch mal.“ Meckerte er seinen Partner an, der vor ihm hockte und gerade einen Fernseher von seinen Kabeln befreite. Genervt sah er auf die Uhr. „Noch eine Minute… Lass das Ding doch einfach hier.“ Er packte seinen Kollegen am Arm und zog ihn nach oben, erntete dafür einen genervten Blick und ein ebenso genervtes Schnauben. „Wenn du meinst.“ War lediglich die Antwort, ehe sich sein Kollege umdrehte und losgehen wollte. Doch er stoppte, als er die ersten Sirenen hörte und nun selber auf die Uhr sah. „Sie werden schneller.“ Stellte er amüsiert fest, ehe er den kleinen Elektroladen durch die zerstörte Eingangstüre verließ. Das zerbrochene Glas knirschte und knackte unter ihren Schuhen und sie stiegen zu zweit in den schwarzen Vito, wo der dritte Mann ihrer vierköpfigen Bande schon ungeduldig auf sie hinter dem Lenkrad wartete. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, wurden alle Türen des Wagens geschlossen, ehe sie mit quietschenden Reifen den Ort des Geschehens hinter sich ließen. Sie hatten nicht einmal Zeit bekommen, um sich anzuschnallen. „Gott, Ryo, bleib cool.“ Meckerte der Blondhaarige hinter ihm, während der Angesprochene stur geradeaus sah, sich nicht von ihm ablenken ließ, sondern immer die Straße vor sich im Auge hatte. „Ich bin cool.“ Kam die fast schon trotzige Antwort vom Fahrer, der gerade mit zu hohem Tempo und quietschenden Reifen, um eine Ecke fuhr, um auf die belebte Hauptstraße zu gelangen. Kurz darauf drosselte er etwas die Geschwindigkeit des Fahrzeuges und sah durch den Rückspiegel zum Blondhaarigen, der sich nun endlich mal anschnallen konnte. Kurz musste er grinsen, wusste er doch, dass sein Kollege mit seinem Fahrstil schon immer Probleme hatte, allerdings wurde sein Blick ernster, als er das Blaulicht hinter ihnen entdeckte und sich wieder auf das, was vor ihm passierte, konzentrierte. „Die sind heute aber flott.“ Erstaunt sah der Beifahrer über den Seitenspiegel nach hinten und erblickte ebenfalls den Streifenwagen. Grinsend verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich dann im Sitz zurück und sah ebenfalls nach vorne. Ein kleines Piepen ertönte und sofort erhob sich die Hand des Fahrers zu seinem Ohr. „Was ist?“ Gab er genervt von sich, sah kurz zu seinem Sitznachbarn, der ihn wissend zu nickte, ehe er sich wieder aufrecht hinsetzte. „Wie weit seid ihr?“ Ertönte eine Stimme in ihren Ohren. Jeder von ihnen hatte in-ear-Kopfhörer, war das doch immer noch die beste Methode, den Kontakt innerhalb der Gruppe aufrecht zu halten, egal, wo man gerade war. Ryo legte wieder beide Hände an das Lenkrad, während nun der Beifahrer seine Hand an sein Ohr hielt. „Hauptstraße. Ein Streifenwagen. Wir melden uns, wenn wir hier fertig sind!“ Gab er als Antwort und ließ die Hand wieder sinken und sah erneut durch den Seitenspiegel nach hinten. Der Verkehr war dicht genug, dass es die Polizei nicht so leicht hatte, zu ihnen durch zu kommen. „Gut. Ich ziehe mich erst einmal zurück und komme später rum.“ Ein erneutes Piepen ertönte, wodurch jeder wusste, dass der letzte ihrer Gruppe die Verbindung vorerst getrennt hatte. Amüsiert schmunzelte der Blondhaarige auf der Rückbank des Vitos und lehnte sich nach vorne zu den Anderen. „Wenn du so weiterfährst, werden wir noch in drei Tagen durch die Stadt fahren… mit den Cops hinter uns.“ Ein genervtes Brummen verließ die Kehle des Fahrers, ehe er kurz zu ihm sah, ihm einen wütenden Blick zu warf, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Ich kann dich auch gerne rausschmeißen. Dann kannst du zu Fuß nach Hause.“ Knurrte er ihn nun an und trat plötzlich auf das Gaspedal, um die Ampel noch bei gelb zu überfahren, wodurch der Blondhaarige zurück nach hinten in seinen Sitz flog. Ryo sah durch den Rückspiegel und stellte erfreut fest, dass der Streifenwagen an der Ampel stehen bleiben musste. „Das wäre erledigt.“ Sagte er und fuhr weiter, bog mal links ab, mal rechts, ohne genaues Ziel. „Scheint keiner mehr hinter uns her zu sein.“ Es schien ihnen niemand mehr zu folgen, zumindest nahm er das an, denn kein Auto, das hinter ihnen war, blieb länger hinter ihnen, sondern bog irgendwann ab, oder fuhr gerade aus, wenn sie selber nach links oder rechts abbogen. Somit konnte er nun beruhigt weiterfahren, blieb nach zehn Minuten vor einem Haus stehen und machte den Motor aus, ehe er die anderen Beiden ansah. „Willkommen zu Hause.“ Sagte er lächelnd und drehte sich dann wieder um. „Denkt dran: Eine Sache für jeden, mehr nicht.“ Erklärte er und sah ernst durch den Rückspiegel zum Blondhaarigen nach hinten. „Das gilt besonders für dich, Reita!“ Der Angesprochene hob abwehrend seine Hände und grinste dümmlich. „Ach komm schon. Du weißt genau, dass das ein Versehen war!“ Grinsend schnallte er sich ab und öffnete die Türe. Ryo knurrte nur vor sich hin, ehe er zur Seite sah. „Pass auf, dass er nicht wieder was mitgehen lässt.“ Lächelnd nickte sein Kollege, ehe auch er ausstieg und zusammen mit Reita nach hinten zum Wagen ging. „Der Blue-Ray Player gehört mir!“ Stellte Reita direkt mal klar und schnappte sich besagtes Gerät -noch in der Originalverpackung- und trat vom Wagen weg, ehe sich der Andere eine X-Box schnappte und dann den Wagen zu machte, ehe er zwei Mal gegen die Karosserie klopfte, wodurch Ryo den Vito wieder startete und davon fuhr. „Du hast schon eine X-Box, Kai. Wozu noch eine?“ Fragte er den Anderen etwas verwundert und lief mit ihm zum Eingang des Hauses, vor dem sie standen. Es hatte drei Stockwerke, wovon sie im untersten Stock wohnten, um die anliegende Garage nutzen zu können, die durch eine Türe direkt mit ihrem Wohnzimmer verbunden war. Ganz oben im Haus wohnt eine junge Studentin, zu der Kai hin und wieder mal ging, wobei er sich ziemlich sicher war, was sie dort zu zweit trieben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Direkt über ihnen wohnte ein Rentner, den sie vielleicht einmal im Monat sahen, wodurch sie sich sicher sein konnten, dass er noch lebt, denn sonst war von dem Mann nicht wirklich etwas zu hören. Er fischte den Schlüssel aus einer Seitentasche an seiner Hose und sah abwartend zu seinem Mitbewohner. „Zum Verkaufen, was sonst?“ Antwortete er nur, begleitet von einem Schulterzucken. Der Blondhaarige rollte nur mit den Augen, ehe er die Türe öffnete und sogleich zu ihrer Wohnungstüre ging, diese aufschloss und mit Kai hinein ging. Sofort schloss er die Türe wieder, zog sich Jacke und Schuhe aus und brachte sein Paket in sein Zimmer. Er selber würde den Player behalten, denn so etwas hatte er wirklich noch nicht. Das letzte Mal hatte er ein paar Filme und einen neuen Fernseher mitgehen lassen, nur um festzustellen, dass er die Filme nicht abspielen konnte. Doch dieses Problem hatte sich nun endlich erledigt und so ging er bester Laune in die Küche, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, nahm gleich für Kai eins mit und schlenderte zu ihm ins Zimmer. Dieser saß schon wieder mit seinem Notebook auf dem Bett. Eine Szene, die man immer nach solchen Aufträgen bei ihm beobachten konnte. Er reichte ihm die Flasche und setzte sich vor ihm auf den Boden. „Können diese Berichte nicht warten? Lass uns doch wenigstens mal anstoßen.“ Entwich es ihm ein wenig genervt, ehe er mit einem Flaschenöffner die Flasche aufmachte, das Gleiche bei der von Kai machte und ihn nun ansah. Erfreut stellte er fest, dass der Andere seiner Bitte dieses Mal sofort nachkam, die Flasche anhob, ihm in die Augen sah und dann schon einen Schluck nahm, ehe er wieder auf den Bildschirm seines Gerätes starrte und darauf herum tippte. „Du weißt genau, dass der Boss keine Geduld hat.“ Gab er von sich, nahm wieder einen Schluck, drückte die Entertaste und klappte dann sein Notebook wieder zu. „Und von Ryo kann man nicht erwarten, dass er einen Bericht abschickt. Ganz zu schweigen von Ruki, der eh nicht weiß, ob und wann wir lebend hier ankommen.“ Fügte er noch hinzu und leerte nun die Flasche in einem Zug. Blinzelnd sah Reita sein Gegenüber an, der auch nach all den Jahren noch immer erstaunt war, wie schnell und einfach Kai den Alkohol in sich kippen konnte. Das konnte er nicht nur mit Bier, sondern auch mit anderen Getränken. Er selber war dann doch eher der Genießer, trank sein Bier langsamer als der Andere. Der Braunhaarige stand von seinem Bett auf, zog sich ungeniert das Oberteil aus und warf es auf den Boden. „Ich bin duschen. Sag Bescheid, wenn was ist.“ Sagte er, ehe er auch schon im Badezimmer verschwand. Grinsend sah er dem Anderen nach, nahm wieder einen Schluck von seinem alkoholischen Getränk und stand kopfschüttelnd auf. Zwar wusste Kai, das Reita nicht auf Frauen stand, doch er störte sich nicht daran, machte sich keine Sorgen, von ihm besprungen zu werden, wie viele andere Leute das wohl tuen würden, doch genau deswegen mochte der Blondhaarige ihn. Außerdem hatte Reita eh kein Interesse an ihm, da er wusste, dass Kai nur auf Frauen stand. Vorzugsweise auf die Studentin im dritten Stock. Schmunzelnd ging er in sein Zimmer, suchte sein Handy, welches er auf dem Bett ausmachte und begann, eines der Spiele zu spielen, dass er sich letztens aus dem Appstore runtergeladen hatte. Als Kai im Bad fertig war, lief er in dieses Zimmer, um ebenfalls zu duschen, zog sich komplett aus und warf seine Klamotten auf einander auf den Boden, wo sein Nasenband ebenfalls landete und stieg unter die Dusche, nur, um sich wenige Sekunden später vom warmen Wasser berieseln zu lassen. Das tat jedes Mal aufs Neue unglaublich gut. Ein Seufzen entwich seinen Lippen, ehe er nach ein paar Minuten anfing, sich einzuseifen. Zehn Minuten später stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab und lief mit dem Handtuch um die Hüfte in sein Zimmer, um sich neue Klamotten aus dem Schrank zu holen und diese anzuziehen. In der Wohnung war es still, als er angezogen sein Zimmer wieder verließ. Kurz sah er in jedem Raum nach, nur um festzustellen, dass sein Mitbewohner weg war. Er ahnte, wo sich dieser schon wieder rumtrieb, ging schmunzelnd zurück in sein Zimmer und warf sich auf das Bett. Zwei Tage später saßen sie zu viert in ihrer Küche am Tisch, ein Notebook in der Mitte des Tisches und vier Gläser mit Cola. „Und du bist dir sicher, dass es dieser Laden sein soll?“ Fragte Kai doch eher etwas misstrauisch und hob dazu eine Augenbraue. „Wie oft denn noch? Ja!“ Brummte Ryo, der mittlerweile mehr als nur genervt auf dem Stuhl saß, die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sie alle nach einander ansah. „Zwei Kameras außen, vier innen. Sicherheitsglas an den Schaufenstern und Gitter an der Türe.“ Murmelte Ruki, der am Notebook hing und die Augen darauf fixierte, wie ein Löwe eine Antilope, bevor er zuschnappt. „Stellt das ein Problem für dich dar?“ Fragte Reita den Kleineren, der zwar abwesend schien, auf die Frage hin aber den Kopf schüttelte und das Notebook zu klappte, sich seufzend zurücklehnte und sich etwas streckte. „Das sieht zwar alles ganz nett aus, aber ich denke, dass ich das Sicherheitssystem lahmlegen kann. Die Kameras sind ganz einfach auszuschalten, das Gitter für der Türe ist eigentlich nichts anderes, als ein Rollo, wie das an euren Fenstern… nur eben automatisiert und damit angreifbar.“ Erklärte er seine Gedankengänge, ehe er grinsen musste und sich seiner Cola widmete. Die Anderen am Tisch nickten und sahen sich kurz an, ehe Kai aufstand. „Also los. Wir haben nicht mehr lange.“ Er klatschte in die Hände, trieb die Anderen nun dazu, sich ebenfalls zu erheben, um endlich los zu fahren. Keine halbe Stunde später standen sie mit dem Vito in der Nähe des Ladens und beobachteten erst einmal die Lage. Der Laden war schon geschlossen. Wie erhofft! Ryo saß am Steuer, während Ruki mit einem Notebook auf dem Schoß neben ihm saß. Der Kleinere war ein wahres Genie, wenn es ums Hacken ging. Er kam in jedes System rein, konnte alles anstellen, machen, was er wollte, ohne auch nur eine kleine Spur zu hinterlassen. Kurz sah Kai auf die Uhr, nickte Reita zu und stieg mit ihm aus. Der Nasenbandträger lief los, wartete darauf, das Ruki sein ‚okay‘ durch die Kopfhörer gab und schon konnte es los gehen. Nachdem Ruki das System außer Gefecht gesetzt hatte, konnten sie das Gitter tatsächlich nach oben drücken, wie bei einem normalen Rollo an den Fenstern. Das Schloss der Türe hatte Kai schnell geknackt, wodurch sie nicht einmal fünf Minuten brauchten, um den Laden betreten zu können. „Wow… was für ein riesiger Fernseher.“ Entwich es dem Blondhaarigen und besah sich besagtes Objekt mal genauer. „Das Ding ist größer als meine Wand im Schlafzimmer.“ Lachte er, ehe ihm Kai grinsend gegen die Schulter boxte und mit einer Kopfbewegung andeutete, loszulegen. In dem Laden, der nicht gerade klein war, waren echt viele Fernseher, von denen einer größer war, als der vorherige. Und mehr gab es auch nicht. Nur Fernseher. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich einen gefüllten Karton nach dem anderen zu schnappen und in den Wagen zu legen, der mittlerweile direkt vor dem Laden stand. Nach dem dritten Flachbildfernseher betraten sie erneut den Laden, nur um festzustellen, dass die Türe hinter der Kasse auf einmal offen stand. Normalerweise würde jetzt wohl jeder kurz an sich selber zweifeln und sich fragen, ob das vorher auch schon so war. Doch im angrenzenden Raum brannte Licht. Und DAS wäre ihnen definitiv aufgefallen. Keine drei Sekunden später hörten sie die gut bekannten Sirenen, gefolgt von Rukis panischer Stimme in ihren Ohren und ein Klicken. Erschrocken sahen Kai und Reita zur Türe hinter der Kasse, um festzustellen, dass dort der Besitzer mit einer Pistole stand, sie gerade entsichert hatte und nun auf sie zielte. So etwas hatten sie bisher noch nicht erlebt. Wie konnten sie nur so dumm sein und diesen Raum dort nicht bemerkt haben? Allerdings hatten sie nicht viel Zeit von ihrem Boss bekommen, um sich das Geschäft genauer anzusehen. Eigentlich hatten sie dieses Mal gar keine Zeit bekommen. Ohne nachzudenken rannten sie aus dem Laden. Ein Schuss löste sich aus der Waffe und verfehlte die Beiden. Reita schubste Kai in den Wagen zu den Fernsehern, schloss die Türe, klopfte zwei Mal auf die Karosserie und Ryo fuhr los. Er sah dem Wagen nach und drehte sich um und sah, wie der Ladenbesitzer nach draußen trat. Ihn los zu werden könnte schwierig werden, solange der Kerl eine Waffe in den Händen hatte. Mit knirschenden Zähnen sprang er einfach auf den Mann zu, riss ihn zu Boden und versuchte nun hauptsächlich, dessen Hand in der die Waffe war, von sich fern zu halten, während im Hintergrund die Sirenen immer lauter wurden. Der Kerl schien die Polizei informiert zu haben. Äußerst ärgerlich! Reita bekam dessen Hände kaum zu packen und verlor gerade seine letzten Nerven. Gerade, als er an dessen Hand drankam, wurde er von ihm gestoßen, lag auf dem Rücken und sah, wie der Mann nun auf ihn los ging, eine seiner Hände seinen Hals umklammerte, ehe sich ein Schuss löste und der Mann kurz darauf reglos auf ihn sackte. Er schob den Ladenbesitzer von sich und sah auf die Waffe, die er in der Hand hielt. Er hatte ihn erschossen. Das musste ein Reflex gewesen sein, denn zwar hatte er natürlich bemerkt, dass er ihm die Waffe abgenommen hatte, doch bewusst geschossen hatte er nicht. Doch darüber konnte er sich später Gedanken machen. Er sah den ersten Streifenwagen bereits und sprang vom Boden auf. Die Pistole hielt er fest in der Hand, ehe er sich umdrehte und losrannte. Nach Hause konnte er erst, wenn sie ihn nicht mehr verfolgen. Doch wie stellte er das nun an? Während er weiter durch die Stadt rannte, überlegte er, wo er sie am besten loswerden konnte. Doch es war echt nicht so einfach. Egal, wohin er rannte, wie lange er sich in einer kleinen Straße versteckte und dann wieder wo anders lang rannte, sie fanden ihn und nahmen die Verfolgung wieder auf. Mit dem Auto waren sie schneller als er und diesen Störfaktor musste er ganz dringen los werden. „Der Park!“ Keuchte er und rannte nun noch schneller, um zehn Minuten später sein Ziel zu erreichen und erschöpft an einem Baum stehen zu bleiben. Seine Lunge schien zu brennen, seine Beine schmerzten ganz schön und zu allem Übel kam noch, dass die Polizei ihn noch immer jagte. Er konnte sehen, dass der Streifenwagen an der Straße am Rande des Parks stand und wusste, dass jetzt mindestens ein Mann in Uniform durch den Park lief. Er atmete tief durch, ehe er wieder losrannte. Gerade, als er auf ein kleines Häuschen in der Mitte des Parks zu lief, das von allen vier Seiten von Treppen erreichbar war, da es etwas tiefer lag, als der Rest des Parks, wurde sein Handgelenk gepackt und er hatte damit zu kämpfen, durch den plötzlichen Ruck nicht nach hinten zu fallen. Er blieb stehen, kurz bevor er die Treppe runter rennen wollte und drehte sich um, sah in das Gesicht des Polizisten. Kurz sah er sich um. Es war sonst niemand da. „Hab ich dich.“ Hörte er den Mann schnaufend sagen, der wohl genauso außer Atem war, wie er selber. Er sah, wie sein gegenüber mit der freien Hand nach seinen Handschellen griff. In diesem Moment realisierte Reita, in was für einer Lage er war und handelte, ohne nach zu denken. Mit einem Ruck zog er den Polizisten in seine Richtung, machte ein paar Schritte zurück, ehe er mit dem Mann auch schon die Treppe runter fiel. Als er wieder zu sich kam, lag er am Boden, direkt vor der Treppe, neben sich der Polizist, der sich nicht bewegte. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und um zu prüfen, ob er noch alles bewegen konnte. Erfreut seufzte er, ehe er sich vom Boden hoch drückte und langsam wieder auf die Beine kam. Sein linker Arm tat etwas weh, sein Schädel brummte und er sah, dass er sich das Knie aufgeschürft hatte, denn die Hose war hin und er erkannte Blut. Aber er konnte sich noch bewegen. Als er ein Keuchen hörte, sah er sich um, sah, wie der Polizist wohl auch wieder zu sich kam und suchte nun sofort das Weite. Er fasste sich ans Ohr, hatte noch den Kopfhörer drin und lächelte erfreut. „Holt mich am Park ab.“ Gab er den Funkspruch ab und lief zum Ausgang des Parks. Er wollte jetzt nur noch hier weg, einfach nach Hause, duschen und schlafen. Kapitel 2: Beginning -------------------- Reita stieg gerade aus der Dusche, als er ein ‚bin wieder da‘ von Kai hörte. Er trocknete sich ab, zog sich zumindest eine Shorts und Jogginghose an und kam so in die Küche gelaufen, wo er auf Kai traf, der die Einkäufe in den Kühlschrank verstaute. „Der Boss hat heute morgen angerufen.“ Ohne sich umzudrehen, hatte der Braunhaarige bemerkt, das Reita in der Türe stand. „Kriegen wir endlich wieder was zu tun?“ Wollte dieser wissen. Nach dem letzten Auftrag, bei dem er fast geschnappt wurde, hatten sie keine Nachricht mehr erhalten. Und nach zwei Wochen wurde es wirklich langweilig, wusste er nichts mit seiner Zeit anzufangen. „Weiß ich nicht.“ Antwortete Kai wahrheitsgemäß und drehte sich seufzend zu ihm um. „Wir sollen zu ihm.“ Das war eine Information, die entweder perfekt, oder richtig schlecht war, denn eigentlich tat ihr Boss so etwas sehr selten. „Scheiße.“ Entwich es dem Blondhaarigen und er drehte sich um, ging ins Zimmer und zog sich wieder etwas anderes an. Er zog sich eine schwarze Hose mit mehreren Taschen, ein weißes Shirt und eine schwarze Lederjacke an, machte seine Haare, bis sie so lagen, wie bei jedem Auftrag, setzte seine blauen Kontaktlinsen ein und natürlich durfte das Band über der Nase nicht fehlen. Er hatte von Anfang an alles versucht, um anders auszusehen, als er es eigentlich tat. Irgendwann kam er auf die Idee mit einem Band im Gesicht, den Kontaktlinsen und mühevoll gestylte Haare. Kein Vergleich zu seinem privaten Erscheinungsbild. Und genau darauf kam es ihm an. Diese Mühe machte sich Kai nie. Ihm war es schlichtweg zu viel Aufwand und dafür hatte er keine Geduld. „Komm endlich.“ Meckerte der Braunhaarige dementsprechend genervt, weil der Blondhaarige seit einer gefühlten Ewigkeit in seinem Zimmer zugange war. „Ja ja.“ Antwortete Reita nur und lief mit ihm los in die Garage. Vor dem Hochhaus des Bosses angekommen, warteten Ryo und Ruki bereits auf sie. „Verdammt, was haben wir angestellt?“ Fragte Kai nervös und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Scheinbar wusste er nicht, dass auch die anderen Beiden eingeladen wurden. „Das werden wir sicher gleich erfahren.“ Reita versuchte ruhig zu bleiben, wollte nicht an das Schlimmste denken, was ihnen passieren könnte, sondern versuchte positiv zu bleiben. Wie es aussah, schien es zu wirken, denn Kai sah ihn kurz still an, musterte ihn fast schon überrascht, ehe sie ausstiegen. Innerlich jedoch war der Nasenbandträger genau so nervös, wie Kai und auch Ruki und Ryo schienen ziemlich angespannt zu sein, wusste schließlich keiner von ihnen, was sie hier erwartet. Sie gingen in das Haus, wurden schon am Eingang von zwei großgewachsenen Männern in Empfang genommen und mit zum Aufzug begleitet. Die beiden Männer, gekleidet in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrillen im Gesicht, blieben bis zum Büro des Bosses bei ihnen, klopften dort an die Türe und deuteten ihnen an, das Zimmer zu betreten. Sie alle atmeten einmal tief durch, ehe Reita den ersten Schritt machte und die Türe öffnete, ehe er, gefolgt von den Anderen, den Raum betrat. Der Raum war klein, abgedunkelt und viel befand sich nicht in den vier Wänden. Ein etwas größeres Regal mit ein paar Büchern war links an der Wand zu sehen. Rechts ein ziemlich großes Fenster, das fast so groß war, wie die Wand selber, die Rollos heruntergelassen, damit die Sonne nicht direkt in den Raum schien. Direkt gegenüber der Türe stand ein großer Tisch aus dunklem, massivem Holz, auf dem sich ein Notebook und ein Stapel aus Papier jeweils links und rechts vom Gerät türmte. Vor dem Tisch waren zwei Stühle, hinter dem Tisch an der Wand ein Regal, vollgestopft mit Ordnern, deren Aufschrift zu klein war, um sie lesen zu können. Und zwischen dem Regal und dem Tisch saß ein Mann, der zu ihnen aufsah, als sie in den Raum kamen. Seine Augen huschten von einem von ihnen zum nächsten. Der Mann, der geschätzt zwischen 40 und 50 Jahre alt sein müsste, hob die Hand, winkte sie zu sich, ehe die Türe hinter ihnen wieder zugezogen wurde und sie nun zu viert vor ihrem Boss standen. Keiner von ihnen sagte ein Wort, trauten sich nicht einmal, den Mann direkt in die Augen zu sehen, wodurch dieser amüsiert die Mundwinkel hob und von seinem Stuhl aufstand. „Warum so still?“ Fragte dieser sie nun und trat von dem Tisch weg, um sich direkt vor die Gruppe zu stellen. „Der Bericht von vor zwei Wochen hat mich doch etwas erschrocken.“ Begann er, als er vor Ruki stand und ihn kurz ansah. Der Kleinere verbeugte sich lediglich leicht vor dem Älteren, denn von Anfang an gab er sich die Schuld dafür, dass es so weit kam, denn es hatte sich herausgestellt, das nicht der Ladenbesitzer die Polizei gerufen hatte, sondern das sie einen stillen Alarm ausgelöst hatten, als sie die Türe geknackt hatten. Der Mann vor ihnen lief weiter, stand nun vor Kai, der die Zähne fest auf einander presste. „Ich muss schon sagen, dass ihr ein gutes Team seid. Ihr arbeitet ja nicht erst seit gestern für mich…“ Er lief nun kurz an Ryo vorbei. „Ich hatte also genug Zeit, euch etwas unter die Lupe zu nehmen.“ Fuhr er fort und stand nun vor Reita. „Bisher habt ihr jeden Auftrag zu meiner Zufriedenheit ausgeführt. Auch der Letzte.“ Er wandte sich von ihnen ab, lief wieder hinter seinen Schreibtisch und fischte eine Flasche Wasser vom Boden, füllte sich ein Glas, das vor dem Notebook stand und nahm einen Schluck, ehe er wieder zu den Vieren sah. „Durch… gewisse Umstände, musste ich mich von einem meiner Untergebenen trennen. Ich brauche nun jemanden, der seine Arbeit erledigt und nach zwei Wochen Bedenkzeit bin ich mir sicher, dass ihr als Team dieser Aufgabe gewachsen sein müsstet.“ Er zog sein Mobiltelefon aus der Innentasche seiner Jacke und hielt es sich ans Ohr. Nach kurzer Wartezeit, in der er abwechselnd alle Anwesenden musterte, sah er auf sein Notebook und lehnte sich zurück. „Ja, bring sie bitte rein.“ Mehr sagte er nicht, ehe er auflegte, das Telefon auf den Tisch legte und die Türe aufging. Ein junger Mann betrat den Raum, sah kurz zu ihnen, ehe er neben dem Schreibtisch ihres Bosses stehen blieb und ihm eine Schachtel reichte. Still nahm er sie entgegen und winkte den Mann wieder raus, der die Türe hinter sich wieder ins Schloss zog. „Mir ist bekannt, was alles an jenem Abend passiert ist.“ Er blickte auf, fixierte den Nasenbandträger mit seinem Blick und winkte ihn zu sich. Reita schluckte, ehe er mit steigender Nervosität zum Schreibtisch ging, vor diesem stehen blieb und auf die Schachtel sah, die er zugeschoben bekam. Fragend runzelte er die Stirn und sah sein Gegenüber an. „Mach sie auf. Das, was da drin ist, gehört ab sofort dir.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ergriff sein Glas, um einen Schluck vom Wasser zu nehmen. „Geht. Ich werde euch weitere Einzelheiten zukommen lassen.“ Der Blondhaarige hatte kurz nachgesehen, was er bekommen hatte, ehe er die Schachtel an sich nahm und mit den Anderen das Büro verließ. Sofort traten sie den Weg zur Straße an, wobei sie wieder von den beiden Männern begleitet wurden, die sie bis zum Eingang des Hauses begleiteten. Erst, als die Vier wieder an die frische Luft kamen, waren sie die Kerle los. „Nun sag schon, was ist da drin?“ Fragte Ruki neugierig. „Zeig ich dir später.“ Antwortete Reita nur und reichte Kai die Autoschlüssel. „Du fährst.“ Er nickte den anderen Beiden nur kurz zu, ehe er zum Auto lief. Kai verabschiedete sich noch von den Anderen, ehe er ihm folgte und hinter dem Lenkrad Platz nahm und mit ihm nach Hause fuhr. Natürlich wollte er auch wissen, was Reita da bekommen hat, doch er wird es noch früh genug herausfinden. Allerdings sagte der Blondhaarige während der Fahrt kein Wort und auch zu Hause zog er sich erst einmal in sein Zimmer zurück, zog sich um, nahm die Kontaktlinsen raus, legte das Nasenband auf die Seite, ehe er mit der Schachtel in Kais Zimmer kam. Verwundert sah der Braunhaarige von seinem Notebook zu ihm auf und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Was denkst du, hat das zu bedeuten?“ Fragte der Blondhaarige und reichte seinem Mitbewohner die Schachtel. Mit fragendem Blick sah er erst Reita, dann die Schachtel an, ehe er diese entgegennahm und öffnete. „Ehm.“ Mehr kam nicht über seine Lippen und stellte die Schachtel neben sich auf das Bett und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Reita kam zu ihm, musterte die Schachtel, ehe er die schwarz-silberne Pistole in die Hand nahm und genaustens musterte. „Vielleicht, damit du beim nächsten Mal, wenn etwas schief geht, besser reagieren kannst?“ Was Besseres fiel ihm nicht ein, doch Reita schüttelte nur den Kopf. „Glaube ich nicht. Was hat das denn damit zu tun, dass er sich von diesem Typen trennen musste?“ Er verstand es nicht und Kai genau so wenig. „Warten wir erst einmal ab.“ War sein Vorschlag, dem Reita nickend zustimmte, nun die Schachtel noch an sich nahm und dann wieder in sein eigenes Zimmer verschwand. Es dauerte noch zwei Tage, bis von ihrem Boss eine Nachricht kam. Kai hatte sofort Ryo und Ruki Bescheid gegeben und nun saßen sie, wie so oft, zu viert am Küchentisch. Die Zwei hatten erst vor wenigen Minuten erfahren, was Reita bekommen hatte und was ihr Boss in die Mail geschrieben hat. „Also haben wir jetzt unseren Aufgabenbereich gewechselt?“ Wollte Ryo wissen und Kai nickte bestätigend. „So sieht es für mich aus.“ Er zog sein Notebook zu sich und öffnete die Mail, die er bekommen hatte. „Herr Namura. Besitzer einer Anwaltskanzlei.“ Las er vor und fuhr sich durch die Haare. „Zeitlimit: 96 Stunden ab Erhalt der Mail.“ Die Zeit lief also schon seit zwei Stunden und bisher hatten sie noch nicht viel geschafft. Bisher saßen sie zusammen und konnten wohl nicht ganz glauben, was sie nun machen sollten. Ruki war es, der als erster von seinem Stuhl aufstand und nickte. „Gut. Wenn es sein muss.“ Kam es seufzend von seinen Lippen, ehe er den Stuhl an den Tisch schob. „Ryo und ich sammeln Informationen.“ Mit den Worten zog er den Anderen vom Stuhl hoch. „Wir melden uns.“ Sagte eben dieser und verließ mit dem Kleineren den Raum, ehe sie aus der Wohnung verschwanden und nun Reita und Kai alleine am Tisch saßen. „Ausgerechnet ich? Weiß der eigentlich, dass es eher ein Versehen war, das ich den Ladenbesitzer erschossen habe?“ Fragte der Blondhaarige, stand nun ebenfalls auf und holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, die er öffnete und eine an Kai weitergab. Dieser nahm die Flasche dankend entgegen und gönnte sich erst einmal einen kräftigen Schluck. „Vielleicht sieht er Potential in dir?“ Eine von Reitas Augenbrauen wanderte in die Höhe und er sah ihn ungläubig an. „Kann doch sein!“ Sagte Kai und lehnte sich im Stuhl zurück. „Ständig irgendwelche Läden leer zu räumen, wurde zwar langsam langweilig, aber Leute ausschalten wollte ich dann auch nicht unbedingt.“ Gab der Braunhaarige von sich, was Reita tatsächlich kurz zum Lachen brachte. „Falls es dir entfallen ist: ICH habe die Waffe bekommen! Also bin ich es auch, der die Leute erschießen muss.“ Kopfschüttelnd ging er in sein Zimmer. Ob sich ihr Boss das gut überlegt hatte? Der tote Ladenbesitzer war reiner Zufall, mehr nicht. Es war gut möglich, dass sich Reita noch selbst erschießt, oder einen der anderen Drei erwischt. Zumindest glaubte der Blondhaarige das, denn er hatte keine Erfahrung im Umgang mit Waffen. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu machen. Zwei Tage später saßen sie zusammen am Tisch in der Küche und gingen die letzten Feinheiten noch einmal durch. „Um 19 Uhr endet sein Arbeitstag. Es scheint, als würde er dort alleine arbeiten. Sein Wagen, ein dunkel blauer Passat, steht vor dem Laden. Wir sollten also versuchen, ihn noch im Büro zu erwischen.“ Erklärte Ryo, der seine Informationen von einem Zettel las, den er vollgeschrieben hatte. „Er hat eine Alarmanlage, die um punkt 19 Uhr angeht und die Türe sichert. Das bedeutet, niemand kommt rein, aber man kommt noch raus. Sie abzuschalten ist kein Problem. Ich lege sein ganzes System lahm, wodurch nur noch das Licht geht. Er kann dann nicht einmal mehr telefonieren.“ Nach Rukis Erklärung nickte Ryo und sah zu Kai, der ebenfalls verstehend nickte. „Dann geht Reita rein, sobald das System ausgestellt ist, sucht den Kerl und erschießt ihn.“ Schlussfolgerte er und sah zum Blondhaarigen. „Kameras?“ Fragte dieser nur und Ruki schüttelte den Kopf. „Alles aus.“ „Okay.“ Antwortete Reita, sah auf die Uhr -18:37 Uhr- und stand auf. „Dann los.“ Hörte man ihn noch sagen, ehe er in sein Zimmer ging. Er war nervös, verdammt nervös, weil er nicht wusste, ob es wirklich funktionierte, was sie geplant hatten. Es war schließlich etwas völlig anderes, was sie nun machen mussten, als irgendwelche Läden leer zu räumen. Seine alte Arbeit hatte ihn auch all die Jahre nie gestört, durften sie sich vom Diebesgut etwas aussuchen und entweder behalten, oder verkaufen. Und das Geld, was sie für ihre bisherige Arbeit bekommen hatten, hatte auch immer gereicht. Er sah noch einmal in den Spiegel, musterte seine Frisur, die wie immer saß, betrachtete seine nun blauen Augen, zupfte das Nasenband zurecht, ehe er seine Pistole an seinem Gürtel befestigte, das weiße Shirt darüber zog und sich seine Lederjacke anzog. Vor der Wohnungstüre zogen sie sich alle wieder ihre Schuhe an und verließen das Gebäude, um in Ryos Auto zu steigen. Den schwarzen Vito hatte Ryo, durch den Wechsel ihres Aufgabenbereiches, gegen einen schwarzen 3er BMW getauscht. Er musste zugeben, dass der Kerl einen interessanten Geschmack hat, was Autos angeht, aber sie passten immer, waren für den jeweiligen Zweck gut ausgewählt. Zwar hatte sich ihre Art der Arbeit nun geändert, doch ihre Gewohnheiten haben sich nicht geändert, wodurch noch immer jeder von ihnen die In-ear-Kopfhörer hatte, um ständig untereinander in Kontakt bleiben zu können. Ruki war noch immer für das Lahmlegen von Systemen verantwortlich, Ryo war für den Wagen verantwortlich und Reita führte den Auftrag aus. Lediglich Kai musste sich noch damit abfinden, erst einmal nichts machen zu müssen, wobei sie schon überlegten, ob sich dieser nicht mit Ruki in einem anderen Fahrzeug in der Nähe aufhalten sollte. Es wäre wahrscheinlich besser, damit im Fall der Fälle, nicht die ganze Gruppe erwischt wird, sondern zumindest Ruki und Kai etwas sicherer waren. Jedoch stand das für sie noch nicht fest, weswegen sie die Entscheidung erst einmal auf die Seite schoben. Um 18:56 Uhr standen sie in der Nähe des Kanzleibüros. Nervös wippte Reita mit einem Bein und beobachtete den Eingang des Gebäudes. 18:57 Uhr. Seufzend klappte Ruki sein Notebook auf, das er auf dem Schoß hatte und startete das Gerät, öffnete sein Hackerprogramm und sah immer mal wieder zum Büro rüber. Kai saß neben Reita, sah über Rukis Schulter auf den Bildschirm seines Notebooks und verstand einfach überhaupt nichts von dem, was er da sah, während Ryo den Autoschlüssel in seinen Händen hielt, ihn drehte und aus jedem erdenklichen Winkel genauestens zu studieren schien. „Das Licht ist aus!“ Keifte Reita, wodurch wirklich alle erschrocken zusammenzuckten und zum Büro sahen, das völlig dunkel war. „Was zum…?“ Entwich es Ruki, der erst einmal kontrollierte, ob er selber dafür verantwortlich war, was nicht der Fall war. „Er kommt raus.“ Sagte Ryo eher beiläufig und nun mussten sie alle mit ansehen, wie Herr Namura, Besitzer der Kanzlei, zu seinem Wagen ging und wenig später davonfuhr. 18:59 Uhr. „Wer von euch Knallköpfen hat die Informationen zusammengetragen?“ Knurrte Reita, während Ryo den Wagen startete und sofort die Verfolgung aufnahm. Mit einem genervten Seufzer ließ Ruki seinen PC wieder herunterfahren, ehe er ihn zusammenklappte und im Handschuhfach verstaute. Der Satz ‚einmal mit Profis arbeiten‘ lag dem Kleineren auf der Zunge, doch er entschied sich dafür, einfach mal lieber den Mund zu halten, konnte man sich schließlich auf Reita und Kai verlassen. Nicht, dass ausgerechnet die Beiden seine Worte in den falschen Hals bekamen. Es war zwar unglaublich ärgerlich, wie sich das Ganze nun entwickelte, allerdings hatten sie noch ein paar Stunden Zeit, um den Mann aus dem Weg zu räumen. „Wenn er nach Hause fährt, müssen wir uns beeilen, denn er wohnt nicht gerade weit weg.“ Erklang Rukis Stimme vom Beifahrersitz. Sie wussten, wo der Mann wohnte, wussten, dass die Entfernung ein gefühlter Katzensprung war. Das machte es für sie nun nicht einfacher. „Drei Straßen vor seinem Haus wird ein altes Gebäude nächste Woche abgerissen. Es steht leer und umliegende Häuser sind nur Bürogebäude.“ Platzte es auf einmal aus Kai heraus, der sich nach vorne beugte. „Wenn er da lang fährt, müssen wir ihn ausbremsen, damit Reita ihn in seinem Auto erschießt.“ Perplex sah jeder zum Braunhaarigen, der mit ernstem Gesichtsausdruck zu Ryo sah, damit dieser hoffentlich wusste, was er nun machen sollte. „Du Fuchs.“ Antwortete der Fahrer und nickte verstehend, ehe er auf das Gaspedal trat, um an Geschwindigkeit zu gewinnen, um sich wenige Minuten später und kurz vor besagtem Ort, vor den blauen Passat zu setzen. Nach und nach nahm er wieder etwas Gas weg, ehe Ryo auf die Bremse trat. Ein Ruck ging durch ihren Wagen, ehe sie stehen blieben. Der Wagen hinter ihnen kam ebenfalls zum Stehen und Herr Namura stieg sofort aus. „So eine Scheiße.“ Murrte Ryo und verließ ebenfalls sein Auto. Scheinbar hatte er das anders geplant. Die restlichen Drei sahen sich nach hinten um, sahen, wie Ryo mit der Zielperson diskutierte und wild gestikulierte. Seufzend schnallte sich Reita ab, nahm sich seine Pistole, entsicherte sie und musterte Kai und Ruki kurz. Dann mal los! Er stieg aus und hörte sofort das lautstarke Gespräch der Beiden. „Sie sollten vielleicht mal den Sicherheitsabstand einhalten!“ Fuhr Ryo den Mann an, was diesen wütend schnaufen ließ. „Warum treten sie auch auf die Bremse?“ Noch hatte Herr Namura Reita nicht gesehen. Dieser kam nun auf die Beiden zu und musterte den Anwalt. Dieser verstummte sofort, als er den Blondhaarigen sah, ehe er etwas zurückwich. „Das werden Sie bereuen, glauben Sie mir!“ Nun klang Herr Namura nicht mehr so sicher, drohte ihnen aber immer noch, was Reita zum Grinsen brachte. „Das denke ich nicht.“ Antwortete dieser nur und hob seine Waffe, nur, um wenige Millisekunden später, ihrer Zielperson eine Kugel in den Kopf zu jagen. Leblos sackte der Körper zusammen und lag nun neben seinem Auto. Er steckte die Waffe zurück und sah zu Ryo, welcher sich sein Auto noch einmal ansah. „Toll… eine schöne Delle…“ Schmunzelnd schüttelte der Nasenbandträger den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Komm jetzt. Du kannst auch im Auto weiter meckern.“ Er wollte lieber schnell verschwinden. Nicht, dass es doch jemand mitbekommen hatte, was hier passiert ist. Nickend lief Ryo wieder nach vorne und die Beiden stiegen wieder in das Auto, um kurz darauf den Tatort zu verlassen. Kapitel 3: Encounter -------------------- Nachdem sie den Auftrag erledigt hatten, setzte sie Ryo wieder zu Hause ab. Wie immer, ging Reita zum Kühlschrank und holte zwei Flaschen Bier raus, öffnete sie und lief zu Kai ins Zimmer, der den Bericht tippte. Er sah lächelnd zu Reita auf, als dieser ihm die Flasche reichte, nahm sie entgegen und prostete ihm zu. Nachdem sie schweigend ein paarmal von ihrem Bier getrunken hatten, tippte der Braunhaarige wieder auf dem Notebook herum, ehe er mit Betätigen der Entertaste, den Bericht an ihren Boss abschickte und erfreut seufzend das Notebook zuklappte. „Wie geht es dir?“ Fragte er ihn nun und zog seine Beine an sich ran, ehe er den Anderen musterte, der wie immer im Schneidersitz vor seinem Bett auf dem Boden saß und immer mal wieder an der Flasche nippte. „Eigentlich ganz gut.“ Kam es über seine Lippen, war erstaunlich ruhig und hatte keinerlei Anzeichen eines schlechten Gewissens. „Sicher?“ HakteKai noch einmal nach, doch der Blondhaarige nickte nur und trank weiter seelenruhig sein Bier. Sollte es sich bestätigen, was Kai ihm mal gesagt hatte? Das der Boss vielleicht ein gewisses Potential in ihm sah? Das es seine Gründe hatte, warum ausgerechnet Reita diesen Job übernehmen sollte? Er schüttelte etwas seinen Kopf, um sich irgendwie von diesen Gedanken zu befreien. Solange man sich noch selber im Spiegel ansehen konnte, sie nicht umgebracht werden und das Geld stimmte, sollte doch alles in Ordnung sein, oder etwa nicht?! Sie tranken das Bier noch zusammen aus, ehe sich Reita erhob, duschen ging und sich sofort ins Bett legte. Er dachte die ganze Zeit an den Auftrag, dass sie ziemlich schnell an Informationen gekommen sind, dass sie als Team gut funktioniert haben und wie immer gut aus der Sache rauskamen. Doch so konnte er einfach nicht einschlafen. Ständig hatte er das Gesicht von Herrn Namura vor Augen, sah dessen blutverschmiertes Gesicht vor sich. Seufzend machte er seine kleine Lampe neben dem Bett auf dem kleinen Beistelltisch an und stand auf. Er lief zu seinem Schreibtisch, in dessen Schublade er die Waffe abgelegt hatte. Er holte die Waffe raus und sah sie sich etwas an. Zwar hatte er sie noch nicht so lange, aber mittlerweile wusste er zumindest, dass es eine ‚HK USP‘ war. Hergestellt in Deutschland, mit 9mm Munition und selbstladend. Lediglich entsichern musste er die Waffe, mehr nicht. Idiotensicher, aber schön anzusehen. In Gedanken versunken, setzte er sich mit der Pistole auf das Bett. Sie lag gut in der Hand, das war ihm von Anfang an aufgefallen. Als wäre sie für ihn geschaffen. Grinsend fuhr er mit dem Finger über den Lauf. Das war seine Waffe, sein Mordinstrument und ein Objekt, mit dem er sich sicher fühlte. Er sah auf, sah sich um, ehe er sein Taschenmesser aus den Untiefen seines Schrankes fischte und eine kleine, saubere Kerbe in den oberen Teil des Laufs der Waffe ritzte. Ein erledigter Auftrag, eine Kerbe. Ein wenig bereute er es, als er sich das Ergebnis ansah und doch gefiel es ihm irgendwie. Er legte die Waffe zurück in die Schublade, legte das Messer daneben und verschwand wieder ins Bett, zog sich die Decke bis zur Nase hoch, machte das Licht aus, schloss die Augen und schlief sofort ein.   Brummend kniff er am nächsten Tag die Augen zusammen, als er durch eine zuknallende Türe aus seinem Schlaf gerissen wurde und hörte noch die Schritte seines Mitbewohners im Treppenhaus. Er schien wieder nach oben zu gehen, zu Sayuki, der gutaussehenden Studentin im dritten Stock. Schmunzelnd warf er die Decke von sich und stand auf, streckte sich und gähnte, ehe er ins Badezimmer lief, um sich frisch zu machen. Keine fünfzehn Minuten später saß er mit einem Kaffee in der Küche und überlegte, was er machen könnte. Er entschied sich, ein wenig durch die Stadt zu laufen. Das Wetter war gut, nicht zu warm, nicht zu kalt und trocken. Ein guter Tag, um etwas draußen rumzulaufen. Nachdem er den Kaffee getrunken hatte, lief er in sein Zimmer, zog sich einen Mundschutz an, steckte sich Portemonnaie und Handy in die Hosentaschen und lief zur Wohnungstüre, wo er noch seine Schuhe anzog, den Schlüssel einsteckte und sich aus dem Staub machte. Ohne ein wirkliches Ziel zu haben, lief er durch die Stadt, in der wie immer reges Treiben herrschte. Jeder war mit sich selber beschäftigt, niemand achtete auf den jeweils anderen. Er selber sah sich immer mal wieder etwas um, musterte manch einen Passanten, der an ihm vorbeilief, bis ihm die Menschenmasse zu viel wurde und er seinen Weg änderte, um nach einer ruhigeren Umgebung zu suchen. Schon an der ersten Ecke, kam jemand von rechts, in den er reinlief. Er vernahm ein leises Fluchen, sah sich irritiert zu der Person um, die er umgerannt hatte, um festzustellen, dass der Mann vor ihm seinen Kaffee nun nicht mehr im Becher, sondern auf dem T-Shirt hatte. Kurz schmunzelte er, was durch den Mundschutz nicht zu sehen war. „Das tut mir leid.“ Sagte er und musterte sein Gegenüber, der von seinem Shirt hochsah und nur lächelnd den Kopf schüttelte. „Ist schon okay.“ Sagte er nur. Als sich ihre Blicke trafen, glaubte er kurz, ihn zu kennen. Doch ihm fiel nicht ein, woher. Ob er ihn schonmal bestohlen hatte? „Nein…“ Begann Reita leise und nahm seinem Gegenüber den nun leeren Becher ab. „Darf ich das wieder gut machen? Ich würde gerne den neuen Kaffee bezahlen.“ Bot er dem Anderen an. Er sah ja schon irgendwie gut aus. Ihm gefiel sein Lächeln, diese Lippen. Und dessen Augen schienen ihn in seinen Bann zu ziehen. Mit Erstaunen durfte er feststellen, dass der ihm Fremde nichts dagegen hatte, sich auf einen Kaffee einladen zu lassen, weswegen sie schon wenige Minuten später in einem Café saßen. Da Reita gerade erst seinen Kaffee zu Hause getrunken hatte, hatte er sich nichts bestellt und lediglich für den Anderen einen Macchiato geholt, ehe sie sich an einen freien Tisch gesetzt hatten. „Ich bin übrigens Yuu.“ Begann der Schwarzhaarige, die Stille zwischen ihnen zu beenden und sah abwartend zu seinem Gegenüber. „Ich heiße Akira.“ Entgegnete Reita ihm. Lächelnd nickte Yuu und nahm einen Schluck von seinem Getränk. „Ein schöner Name.“ Überrascht sah er den Anderen an. Er hatte zwar lange kein Date mehr, geschweige denn eine Beziehung, aber diese Worte klangen doch schon stark nach einem Flirtversuch. Oder irrte er sich? Er wusste nicht, ob er darauf eingehen sollte, oder es einfach dabei belassen sollte. Die Entscheidung nahm ihn der Andere ab, der ihn noch immer lächelnd ansah. „Darf ich fragen, was du so machst? Die meisten Leute sind schließlich arbeiten oder auf dem Weg zur Arbeit, statt in einem Café zu sitzen.“ Die Neugier des Schwarzhaarigen irritierte ihn genau so sehr, wie seine offene Art und dieses Kompliment von eben. „Du sitzt auch hier.“ Konterte er, was Yuu zum Schmunzeln brachte. „Zur Zeit bin ich arbeitslos, weil ich gekündigt habe.“ Ihm fiel auf die Schnelle kein guter Beruf ein, also versuchte er lieber, seiner Frage aus zu weichen. „Und du? Arbeitslos, wie ich?“ Fügte er noch schnell hinten dran, in der Hoffnung, dass er selber nicht sagen musste, was er für einen Beruf er gelernt hatte. Lachend schüttelte Yuu den Kopf und nahm wieder einen Schluck von seinem Macchiato, ehe er dem Blondhaarigen direkt in die Augen sah. „Ich habe Nachtschicht.“ Begann er, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Ich bin Polizist.“ Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Gegenüber war keines seiner Opfer, das er mal bestohlen hatte, sondern ihm gegenüber saß der Polizist, den er im Park die Treppe runtergezogen hatte. Ihm wurde auf einmal ganz anders. Hatte er ihn erkannt? Wusste er, wer er war und hat deswegen die Einladung angenommen, um ihn gleich ganz nebenbei einfach zu verhaften? Er presste die Zähne aufeinander und wusste gerade nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er vernahm ein Lachen von seinem Gegenüber und war ein wenig irritiert. „Keine Sorge.“ Kam es amüsiert von Yuu, der ihn lächelnd ansah. „Du kannst mir gegenüber ganz locker sein.“ Erklärte er und leerte nun seine Tasse, ehe er diese von sich schob. Trotz seiner Worte, war Reita noch immer etwas angespannt. Zwar konnte der Schwarzhaarige sagen, was er wollte, doch das änderte nichts daran, dass er ihn erkannt haben und festnehmen könnte. Erst, als dieser ihm einen Zettel vor nie Nase schob und vom Stuhl aufstand, sah er zu ihm auf und entspannte sich etwas. „Du darfst dich gerne bei mir melden, Akira.“ Mit diesen Worten ließ er ihn alleine am Tisch sitzen und verließ das Café. Erst jetzt sah er auf den Zettel, auf dem eine Nummer stand. Wahrscheinlich seine Handynummer. Kurz sah er sich um, doch Yuu war schon weg, er konnte ihn nicht mehr sehen. Hatte er vielleicht doch keine Ahnung, wer er war? Seufzend nahm er den Zettel, schob ihn sich in die Hosentasche und ging nun ebenfalls nach draußen. Erneut sah er sich um, aber den Schwarzhaarigen nun zu finden, war unmöglich, da zu viele Menschen unterwegs waren. Kurz überlegte er, ob er noch ein wenig weiter durch die Stadt gehen sollte, aber er entschied sich dann doch dazu, wieder nach Hause zu gehen. Ein wenig Zeit war mittlerweile vergangen, seitdem er die Wohnung verlassen hatte. Und für seinen Geschmack reichte es auch schon an Aufregung für einen Tag. Er lief nicht sofort nach Hause, sondern nahm lieber doch einen kleinen Umweg und sah sich immer mal wieder um. Ihn beschlich noch immer das ungute Gefühl, dass Yuu wusste, wer er war und dass er ihn nun vielleicht sogar verfolgte, um seinen Wohnort ausfindig zu machen. Doch er konnte den Polizisten nirgendwo sehen, sah niemanden, der ihm folgte und betrat daher erleichtert seufzend seine Wohnung. Als die Türe hinter ihm ins Schloss fiel, lehnte er sich mit dem Rücken an diese und schloss die Augen. „Reita?“ Hörte er Kai, der aus seinem Zimmer kam und ihn besorgt musterte. „Was ist los?“ Sie kannten sich zu lange, um etwas voreinander verheimlichen zu können. Er stieß sich von der Türe ab, legte den Schlüssel und sein Portemonnaie auf den Schuhschrank, zog sich die Schuhe aus und warf seine Jacke auf den Boden. „Reita!“ Entwich es dem Braunhaarigen. Erst jetzt sah Reita ihn an, sah in dessen fragendes Gesicht, in dem auch Besorgnis lag. „Kannst du dich noch an den Abend am Park erinnern?“ Fragte er und lief in sein Zimmer, in das Kai ihm folgte, um dort sein Handy und den Zettel aus seiner Hosentasche zu holen und beides auf den Schreibtisch zu legen. „Nur zu gut. Du Spinner musstest dich ja mit einem Polizisten die Treppe runter stürzen.“ Zwar hatten sie sich Sorgen um Reita gemacht, als sie ihn in den Wagen gezogen hatten, doch mittlerweile fanden sie diesen Rückblick doch sehr amüsant. Der Blondhaarige dachte darüber nicht anders und bei dieser Erinnerung musste er noch immer schmunzeln, doch gerade nicht mehr. „Ich bin eben in der Stadt gewesen und habe einen Kerl angerempelt und ihm seinen Kaffee über das Shirt gekippt.“ Er konnte es Kai nicht verübeln, dass dieser nun lachte. Er selber würde bei sowas doch auch sofort lachen, klang das doch eher nach einem schlechten Liebesfilm, in dem sich das Traumpaar auf diese Art kennen lernte. „Als Entschuldigung habe ich ihn auf einen Kaffee eingeladen.“ Er drehte sich zu ihm um und sah ihn nun doch etwas besorgt an. „Er war der Polizist.“ Noch immer wusste er nicht so ganz, ob Yuu ihn wirklich nicht erkannt hatte. „Wer war der Polizist?“ Kai konnte ihm nicht wirklich folgen und sah ihn nun dementsprechend verwirrt an. „Der Typ von eben… er heißt Yuu. Mir kam er sofort bekannt vor. Und im Café hat er dann gesagt, dass er Polizist ist. Und zwar genau der Polizist, den ich die Treppe runtergezogen hab.“ So genau wusste der Blondhaarige nicht, welche Reaktion er sich von seinem Gegenüber erhofft hatte, aber ein lautes Lachen war es definitiv nicht. Und doch stand sein Mitbewohner nun vor ihm, hielt sich vor Lachen den Bauch, ehe er zu ihm kam und die Hand auf seine Schulter legte. „Bleib locker. Wenn er dich erkannt hätte, hätte er dich doch sofort abgeführt.“ Noch immer konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen, schüttelte lediglich den Kopf und sah auf einmal auf den Zettel mit Yuus Nummer auf dem Schreibtisch. „Aha?“ Entwich es seinem Mitbewohner, ehe dieser nach dem Zettel griff und die Zahlen vorlas. „Er hat dir seine Nummer gegeben!“ Erschrocken drehte Reita sich um und nahm ihm den Zettel weg. „Das geht dich nichts an.“ Schon schlimm genug, dass Kai ihn nicht ernst nahm, aber jetzt schien er ihn auch noch damit aufzuziehen, dass er die Nummer des Schwarzhaarigen bekommen hatte. „Was denn?“ Breit grinsend schob Kai seine Hände in die Hosentaschen und lief an ihm vorbei. „Nicht, dass er dich doch noch in Handschellen legen will.“ Witzelte er und drehte sich zu Reita um, als er an der Zimmertüre ankam. „Das ist geiler, als es klingt.“ Wissend wippte er mit seinen Augenbrauen und duckte sich zur Seite weg, als Reita ein Buch nach ihm warf. „Ist ja schon gut!“ Sagte der Braunhaarige und zog sich lachend zurück, während der Nasenbandträger einfach nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Er wusste ja, dass Kai kein Blatt vor den Mund nahm. Da war er genauso wie Ruki. Doch das ging ihm dann doch ein wenig zu weit. Was dachte er sich eigentlich? Er hatte gerade den Mundschutz ausgezogen und sich auf sein Bett geworfen, als der Andere schon wieder in seinem Zimmer stand. „Mir ist da was eingefallen.“ Ohne auch nur ansatzweise auf eine Antwort des Blondhaarigen zu warten, setzte er sich verkehrt herum auf dessen Schreibtischstuhl und legte die Arme auf die Rückenlehne, ehe er seinen Kopf auf den Armen ablegte. „Was?“ Murrte der Blondhaarige und hob den Kopf an, um Kai anzusehen. Dieser grinste schon wieder, doch dieses Mal war es ein anderes Grinsen. In dessen Kopf schien sich eine Idee zusammen zu setzen, weswegen er sich nun aufsetzte und ihn interessiert ansah. „Ich höre?“ Nun hatte er seine volle Aufmerksamkeit und war gespannt, was Kai für eine Idee hatte. „Schnapp ihn dir doch einfach.“ Nun grinste Kai ihn so an, wie gerade eben, als er von den Handschellen sprach, was Reita dazu brachte, mit den Augen zu rollen und sich wieder lang zu machen. Er deutete mit dem Zeigefinger auf seine Türe und meckerte ihm ein ‚raus‘ entgegen. Er hörte seinen Mitbewohner nur lachen, doch sonst schien er sich nicht zu bewegen. „Denk doch mal nach, Rei… wir sind Kriminelle.“ Und schon hatte er wieder die Aufmerksamkeit des Nasenbandträgers, der wieder kerzengerade auf dem Bett saß. „Erzähl mir mehr.“ Jetzt schien das Gespräch doch noch interessant zu werden. „Es wäre gar nicht so schlecht, wenn du dich mit ihm gutstellst. Einen Polizisten als Freund zu haben, könnte sich als äußerst praktisch erweisen, denkst du nicht?“ Kurz überlegte der Nasenbandträger, was er von der Idee halten sollte. „Du denkst, dass es uns von Nutzen sein könnte, wenn ich ihn um den Finger wickle?“ Eine seine Augenbraue wanderte nach oben und er sah ihn ungläubig an, doch sein Gegenüber nickte nur zustimmend. „Genau das meinte ich. Gewinne sein Vertrauen und versuche herauszufinden, was die Polizei so weiß. Vielleicht springen ja interessante Informationen dabei raus.“ „Ich soll ihn ausnutzen?“ Er sah, wie Kai stumm nickte und noch immer grinste. Ob das wirklich eine gute Idee war? Noch war er von dem Nutzen nicht ganz so überzeugt. „Lass es dir durch den Kopf gehen.“ Er stand vom Stuhl auf und schob diesen wieder an den Schreibtisch ran. „Außerdem hättest du dann mal wieder gewisse körperliche Bewegung.“ Wieder zwinkerte er ihn an und grinste breit. „Könnte dir nicht schaden.“ Dieses Mal musste er dem Kissen des Blondhaarigen ausweichen, ehe er das Zimmer endgültig verließ und in sein eigenes ging. „Idiot.“ Murrte Reita nur und ließ sich wieder auf sein Bett fallen, wo er die Arme von sich streckte und an die Decke sah. Konnte er das wirklich machen? Einfach jemanden so hintergehen? Seinen inneren Konflikt nicht verstehend, stand er auf, ging in die Küche und nahm sich gerade etwas Schokolade aus dem Schrank, als er Kai kurz meckern hörte, ehe dessen Türe aufging. „Reita?“ Rief dieser durch die Wohnung, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern rief direkt noch den Rest seines Anliegens in den Flur. „Arbeit!“ Der Blondhaarige schob sich gerade ein Stück seines Schokoriegels in den Mund, als er sich umdrehte und sich in Bewegung setzte. Wahrscheinlich hatte der Andere bereits Ruki und Ryo informiert, weswegen er sich jetzt erst einmal was anderes zum Anziehen aus dem Schrank holte. Sein Kopf war viel zu voll, um sich jetzt auf einen Auftrag konzentrieren zu können. Das gefiel ihm nicht und trotzdem musste er nun versuchen, den Kopf frei zu kriegen, um seine Arbeit vernünftig erledigen zu können. Er zog sich seine schwarze Hose mit ein paar Taschen mehr und ein weißes Shirt an, ehe er sich um seine Haare kümmerte, das Band anzog, die Kontaktlinsen einsetzte und sich noch einmal im Spiegel musterte. Da ihr letzter Auftrag auch ohne Vorbereitung hätte klappen können, ging er davon aus, dass es bei diesem Fall genau so laufen wird. Er warf sich seine Lederjacke über und griff nach seinen schwarzen Lederhandschuhen. Die hatte er mal vor ein paar Jahren mit der Jacke geholt. Irgendwie passten sie jetzt doch ganz gut, oder nicht? Seine Waffe befestigte er an seinem Gürtel, nachdem er das Magazin kontrolliert hatte, ehe es auch schon an der Tür klingelte. Zu viert saßen sie wenig später wieder in der Küche. „Dann mal los.“ Sagte Ruki und war schon gespannt, was sie dieses Mal machen durften. Kapitel 4: Target (Yuu) ----------------------- In Gedanken versunken lief er durch die Straßen der Stadt. Es war einiges los. Fast schon zu viel für seinen Geschmack. Eigentlich wollte er sich nur schnell einen Macchiato holen und schon mal zu seinem Schichtpartner gehen, denn sie waren nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch beste Freunde. Eigentlich hatte er damit gerechnet, in den nächsten zehn Minuten an der Haustüre zu stehen und die Klingel zu betätigen, um noch ein wenig mit seinem Kollegen zu quatschen, ehe sie zur Arbeit müssten. Jedoch spürte er einen plötzlichen Schlag, nichts Schmerzliches, aber es kam so unerwartet, dass er kurz erschrocken war, ehe er realisierte, dass er von jemanden angerempelt wurde, was zur Folge hatte, dass sich sein Macchiato nun auf seinem Shirt befand und den Stoff nach und nach dadurch tränkte. „Mist…“ Grummelte er leise und sah an sich runter. Warum musste er auch ein weißes Shirt nehmen? Warum hatte er nicht einfach das blaue von gestern angezogen? Wobei selbst dann aufgefallen wäre, dass er Macchiato auf dem Shirt hätte, statt im Becher. „Das tut mir leid.“ Hörte er auf einmal eine Stimme und sah nun von seinem Shirt auf. Vor ihm stand ein blondhaariger Mann, von dessen Gesicht er nicht viel erkennen konnte, da er einen Mundschutz trug. Lächelnd schüttelte er nur den Kopf. „Ist schon okay.“ Was konnte der Andere denn auch schon dafür? Es war so viel los, dass so etwas nun einmal passieren konnte. Er selber hätte auch in jemanden reinlaufen können. Doch nun konnte man es nicht mehr ändern und eigentlich war es nicht so schlimm, würde er in wenigen Stunden sowieso seine Uniform anziehen. „Nein…“ Vernahm er auf einmal von dem Fremden, der ihn noch immer ansah und ihm dann den nun leeren Becher abnahm. „Darf ich das wieder gut machen? Ich würde gerne den neuen Kaffee bezahlen.“ Überrascht sah er sein Gegenüber an. Hatte er das nun richtig verstanden? So gute Manieren hatten heutzutage leider die wenigsten Menschen, weswegen er, noch immer lächelnd, nickte und mit dem Fremden zurück zu dem Café ging, wo er sich vor wenigen Minuten schon seinen ersten Macchiato geholt hatte. Da er eh noch etwas Zeit hatte und den Anderen irgendwie interessant fand, nutzten sie die Gelegenheit aus, als ein Tisch frei wurde und setzten sich kurzer Hand einfach an diesen. Mit beiden Händen griff er nach der Tasse, die gefüllt mit heißem Macchiato vor ihm stand und nippte kurz an dem Getränk. Der Blondhaarige hatte sich nichts geholt. Schade, denn er hätte gerne dessen Gesicht gesehen, doch damit musste er sich nun leider abfinden. „Ich bin übrigens Yuu.“ Diese Stille, die zwischen ihnen herrschte, gefiel ihm nicht und wenn sie schon mal hier saßen, konnten sie sich auch mal einander vorstellen. Als sich der Andere als Akira vorstellte, lächelte er wieder und nickte verstehend. Er ließ sich dessen Name durch den Kopf gehen. Er klang schön und irgendwie passte er zu ihm. „Ein schöner Name.“ Kam es daher etwas abwesend von ihm, hatte dieses Kompliment eigentlich unbewusst ausgesprochen, doch nun den Anderen so irritiert zu sehen, fand er amüsant. Scheinbar bekam er solche Worte nicht oft gesagt. Und erst recht nicht von einem anderen Mann! „Darf ich fragen, was du so machst? Die meisten Leute sind schließlich arbeiten oder auf dem Weg zur Arbeit, statt in einem Café zu sitzen.“ Wollte er nun, neugierig wie er gerade war, wissen und sah den Anderen abwartend an. Was dieser wohl beruflich macht? Oder war er ein Student? Jemand, der einfach mit seinem Studium nie fertig wird? Vielleicht hatte er heute auch einfach einen freien Tag. „Du sitzt auch hier.“ Schmunzelnd sah er ihm bei diesen Worten in die Augen, wartete aber noch immer auf eine Antwort. Er erfuhr, dass sein Gegenüber zur Zeit keiner Tätigkeit nachging. Gekündigt? Was er wohl gelernt hatte? Als ihn der Andere nach seinem Job fragte, trank er erst einmal einen Schluck, ehe er ihm direkt in die Augen sah, ihm erklärte, dass er Nachtschicht hatte. Es war immer interessant zu sehen, wie Leute reagierten, wenn sie von seinem Beruf erfahren. „Ich bin Polizist.“ Offenbarte er ihm dann und wusste nun nicht so recht, wie er dessen Reaktion deuten sollte. Es kam kein Ton über dessen Lippen, er sah ihn einfach nur an. Hatte der Blondhaarige jetzt Angst, etwas Falsches zu sagen? Lachend lehnte er sich etwas zurück. „Keine Sorge… Du kannst mir gegenüber ganz locker sein.“ Erklärte er ihm und leerte nun seine Tasse, ehe er diese von sich schob. Das schien ihn zwar nicht ganz zu beruhigen, aber darum konnte er sich nun nicht kümmern. Kurzerhand nahm er sich einen Zettel und einen Stift zur Hand, kritzelte schnell seine Nummer auf das Papier und schob es dem Anderen hin, ehe er vom Stuhl aufstand und ihn anlächelte. „Du darfst dich gerne bei mir melden, Akira.“ Mit diesen Worten ließ er ihn alleine am Tisch sitzen und verließ das Café. Draußen atmete er erst einmal tief durch, ehe er sich auf den Weg zu seinem Arbeitskollegen machte. Er wusste nicht, warum er das getan hatte und was er sich davon erhoffte. Fest stand, dass er den Mann auf irgendeine ihm unbekannte Art und Weise faszinierend fand. Er schien wirklich nett zu sein, wirkte nicht auf den Kopf gefallen und hatte eine unglaubliche Ausstrahlung. Doch er glaubte, dass es eine dumme Idee war, ihm diesen Zettel zu geben. Es war mehr als offensichtlich, was das zu bedeuten hatte. Yuu würde ihn gerne wiedersehen, hatte ihm das einfach so offenbart und wahrscheinlich stand dieser Kerl nicht einmal auf Männer. Verdammt, das war eine dumme Idee, die er sich noch immer nicht erklären konnte. Er versuchte, jetzt nicht mehr daran zu denken und lief zu seinem Arbeitskollegen nach Hause, wo er sofort die Klingel betätigte und auch schon rein gelassen wurde. „Da bist du ja endlich.“ Wurde er erfreut begrüßt und freundschaftlich in die Arme gezogen, ehe er sich an seinem besten Freund vorbei in die Wohnung drückte. „Du hast aber lang für den kurzen Weg gebraucht.“ Stichelte sein bester Freund grinsend und schloss die Türe hinter Yuu, der sich nun erst einmal seine Schuhe auszog. „Wie siehst du denn aus?“ Stellte sein Kollege nun fest und deutete auf dessen Shirt. „Mich hat jemand umgerannt und mein Macchiato ist auf dem Oberteil gelandet.“ Murrte der Schwarzhaarige und sah sein Gegenüber an, der lächelnd durch seine Haare fuhr und ihn in sein Schlafzimmer mitnahm. „Dann nimm ein Shirt von mir.“ Er kramte auch gleich eins aus seinem Kleiderschrank raus und warf es seinem Freund zu. „Das ist doch nicht nötig, Sato. Ich muss mich bei der Arbeit eh umziehen.“ Murmelte er, nahm dennoch das Shirt dankend entgegen und zog sich direkt um. Okay, das fühlte sich gleich viel besser an! „Und deswegen bist du so spät hier?“ Wollte Sato natürlich wissen. Sie verließen das Schlafzimmer und machten es sich auf der Couch in dessen Wohnzimmer bequem -wie vor jeder Schicht-, ließen den Fernseher im Hintergrund laufen und quatschten. Doch dieses Mal waren es keine normalen Themen, über die sie sprachen, oder die letzte Schicht, sondern es ging um das, was Yuu eben passiert ist. Er erzählte ihm alles, was eben vorgefallen ist, erzählte ihm von Akira, der in ihn reingelaufen war, ihm den neuen Macchiato bezahlen wollte und sie somit zusammen im Café saßen und ein wenig was von sich erzählten. Sato grinste ihn während der ganzen Zeit wissend an, hörte ihm zu und als Yuu mit der Erzählung fertig war, kam erst einmal nichts von seinem besten Freund. Es dauerte einen kurzen Augenblick, ehe dieser lachte und ihm auf die Schulter klopfte. „Du Charmeur! Er gefällt dir, oder?“ Sie kannten sich schon so lange und er wusste natürlich auch, das Yuu auf Männer stand. Doch das er solch eine Initiative ergreifen würde, hätte er scheinbar nie für möglich gehalten. Der Schwarzhaarige nickte nur stumm und ging noch einmal dieses kurze Treffen in seinen Gedanken durch. Vielleicht war es keine gute Idee, aber vielleicht auch doch! Allerdings konnte er nun an der Situation nichts mehr ändern und würde warten. Warten und insgeheim hoffen, dass sich Akira bei ihm meldet. Sie sprachen auch nicht weiter über dieses Thema, sondern über andere Dinge, die ihnen in den Sinn kamen, ehe sie sich schon zur Arbeit begeben mussten. Sie standen gerade vor ihrem jeweiligen Spint, zogen sich ihre Uniform an, checkten ihre Waffe und sammelten sich alle Sachen zusammen, die sie brauchten. Als auch die Handschellen sicher am Gürtel hingen und die Uniform richtig saß, gingen sie erst einmal zurück ins Teambüro. Dort trafen sich immer die Kollegen zum Schichtwechsel und sprachen über das, was bisher an dem Tag und an welchem Ort passiert ist. Meistens war die Frühschicht sehr ruhig, lediglich ein paar Temposünder oder Falschparker waren ausfindig zu machen. Die Spätschicht allerdings, ließ alles offen. Es konnte jeden Tag etwas anderes passieren, oder einfach vollkommen ruhig bleiben. Daher war es immer wie beim Lotto: entweder man hat Glück und es wird eine ruhige und angenehme Schicht, oder das Pech prasselt auf einen nieder und macht einem die Schicht zur Hölle. Die Teams wurden auf verschiedene Viertel und Straßen eingeteilt, ehe sie den Raum verlassen durften, jedes Team einen Schüssel bekam und nun jeder von ihnen in die Tiefgarage ging, um sich den ihnen zugewiesenen Wagen zu holen. Die Autos waren alle gleich, sahen gleich aus, hatten gleich viel Leistung und waren rein theoretisch nichts Besonderes. Als Sato und Yuu ihren Toyota gefunden hatten, stieg Yuu auf der Beifahrerseite ein. Er überließ seinem Partner immer das Fahren, da dieser besser im Umgang mit Autos war, als er selber. Das hatten sie schon oft festgestellt, weswegen schon seit Jahren Sato hinter dem Lenkrad Platz nahm. Seit Beginn der Schicht fuhren sie durch die Straßen, mussten bisher zwei Personen anhalten, weil sie zu schnell unterwegs waren, hatten einen Falschparker erwischt und hatten einen Drogendealer ins Gefängnis gebracht. Doch alles in allem, war es eher ruhig. „Hast du schon Pläne für deinen nächsten Urlaub?“ Fragte Sato und sah seinen Kollegen kurz an, ehe er sich wieder auf das Geschehen vor sich konzentrierte. Kurz überlegte der Angesprochene, schüttelte dann aber den Kopf. „Nicht wirklich… vielleicht ans Meer.“ Er wusste nie, wohin er genau wollte, entschied eigentlich immer relativ spontan. Dazu kam, dass es alleine nicht ganz so viel Spaß machte, in den Urlaub zu fahren, oder zu fliegen. „Ans Meer? Eine gute Idee. Ich hatte auch schon überlegt, das demnächst zu machen.“ Kam die Antwort vom Fahrer. „Sollen wir…“ Begann der Schwarzhaarige, ehe ein Funkspruch in ihrem Wagen ihre völlige Aufmerksamkeit bekam. „An alle Einheiten.“ Erklang die Frauenstimme aus der Zentrale. „Eine besorgte Anruferin meldet ein verdächtiges Fahrzeug vor dem Toranomon Hospital. Ein schwarzer BMW steht seit mehreren Minuten vor dem Haupteingang, aber niemand schien ausgestiegen zu sein.“ Sofort ergriff Yuu die Initiative, um der Zentrale zu antworten. „12-19 in der Nähe. Wir sehen uns das mal an.“ Erklärte er und musterte seinen Partner. Dieser nickte und fuhr sofort links weg. Sie waren nur drei Minuten von dort entfernt, glaubten aber nicht, dass das irgendwas Spektakuläres war, sondern lediglich ein normaler Bewohner, der jemanden besuchen wollte, oder jemanden zur Entlassung abholen möchte. Was sollte sonst dahinter stecken? „Manchmal frage ich mich, wie viel Zeit Leute haben, um ein Auto zu beobachten, aus dem scheinbar niemand aussteigt.“ Fragte Sato grinsend. Sie fuhren mit normaler Geschwindigkeit und ohne Blaulicht oder Sirene weiter, da sie einfach nicht daran glaubten, dass dort irgendwas passiert ist, oder noch passieren könnte. „Sensationsgeile Menschen, die nichts zu tun haben.“ Lachte Yuu und sah aus dem Fenster. Mittlerweile war es weit nach 21 Uhr an einem Freitag, die Sonne war schon lange untergegangen. In den Straßen in der Nähe des Krankenhauses war eher weniger los, kaum eine Menschenseele schien noch draußen zu sein, was ihn nicht wunderte, da es schon seit zwei Stunden so aussah, als würde es jeden Augenblick anfangen zu regnen. Kurz, bevor sie um die letzte Ecke fuhren, hörten sie einen Knall, der laut genug war, dass man ihn selbst mit geschlossenen Fenstern in ihrem Auto hören konnte. Kurz tauschten sie alarmierte Blicke aus, ehe Sato das Gaspedal durchdrückte, um die nächste Ecke fuhr und schon von Weitem einen Mann ausmachte, der vor dem Krankenhaus zusammengebrochen war und ein schwarzer BMW das Weite suchte. „Scheiße.“ Knurrte der Fahrer und fuhr nun mit Blaulicht und Sirene hinter dem Fahrzeug her, während Yuu den Funkspruch abgab, dass sie Verstärkung brauchten, weil scheinbar jemand in dem BMW saß, der einen Mann vor dem Krankenhaus erschossen hatte. Dabei hatten sie sich auf eine ruhige Schicht gefreut gehabt. Doch nun sah es anders aus und sie durften jetzt nicht den Wagen vor ihnen aus den Augen verlieren. Während sie hinter dem Wagen herfuhren, gab Yuu immer mal wieder einen neuen Statusbericht über Funk ab, forderte Verstärkung, um das Fahrzeug von allen Seiten einkreisen zu können. Sie hatten zu tun, an ihnen dran zu bleiben, denn das schwarze Auto hatte eindeutig mehr PS, als ihr Streifenwagen. Mit einem Mal blieb das Auto vor ihnen stehen und es stieg jemand aus, trat mitten auf die Straße. „Wer ist das?“ Fragte Sato und kniff etwas die Augen zusammen, um den Mann dort erkennen zu können. Man sah schwarz-weiße Anziehsachen und blonde Haare, doch mehr auch nicht. Und es gab alleine in Tokyo genug Leute mit blonden Haaren. „Weich aus!“ Schrie Yuu ihn auf einmal an, wodurch Sato sofort auf die Bremse trat und das Lenkrad herumriss, kurz, bevor eine Kugel in einem ihrer Reifen einschlug und somit die Luft rausließ. Mit quietschenden Reifen kam ihr Wagen auf der Straße zum Stehen und als sie wieder hochsahen, fuhr der BMW schon wieder los, nachdem der Unbekannte wieder eingestiegen war. „Der hat auf uns geschossen!“ Fuhr der Fahrer seinen Kollegen an, ehe er ausstieg um nachzusehen, wo sie getroffen wurden, während Yuu per Funk der Zentrale ihre neuen Informationen durchgab: „Mann mit blonden Haaren, ca. 1.70 bis 1.80 groß, schwarze Jacke, schwarze Hose und weißes Shirt. Bewaffnet und flüchtig in Richtung Westen.“ Als er das durchgegeben hatte, stieg auch er aus und sah auf den Platten, den sie nun vorne rechts am Fahrzeug hatten. „Na toll…“ Seufzend fuhr er sich durch die Haare und ging zum Kofferraum, nur um kurz darauf festzustellen, dass sie weder Wagenheber noch ein Ersatzrad hatten. „Wir sitzen erst einmal hier fest.“ Grummelte der Schwarzhaarige und sah in die Richtung, wo eben noch der Unbekannte stand und auf sie geschossen hatte, während er den Kofferraum wieder schloss und zurück nach vorne zu seinem Kollegen ging, der mittlerweile halb auf der Motorhaube saß und zu ihm sah. „Konntest du ihn erkennen?“ Wollte dieser nun wissen, doch sein Gegenüber schüttelte den Kopf. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich überraschen zu lassen, ob sie den Mann, der definitiv nicht alleine war, erwischt hatten und bald darauf sagen konnten, wer er war. Es hatte 1 ½ Stunden gedauert, bis man sie endlich abgeholt hatte. Ihr Fahrzeug befand sich vor der Zentrale und würde erst am nächsten Tag einen neuen Reifen aufgezogen bekommen. Da sie nicht mehr lange bis zum Ende ihrer Schicht hatten, zogen sie sich in ihr Büro zurück, um nun den Schreibkram zu erledigen. Sie tippten alles ab, was an diesem Tag passiert ist, vom Falschparker bis zum Mord des ihn noch unbekannten Mannes. Da sie immer mit gutem Gewissen alles feinsäuberlich notierten und auch gerne mal fotografierten, waren solche Berichte immer schnell erledigt. Wenige Zeit später brachten sie ihre Unterlagen zum Fach im großen Gemeinschaftsbüro, wobei sie die Mappe mit dem Mordfall einzeln abgeben sollten. Verwundert liefen sie in ein anderes Büro, wo noch ein paar andere Polizisten von ihrer Schicht saßen. Alle, die in dem letzten Fall verwickelt waren, saßen an einem Tisch und trugen nach und nach alle Informationen vor. Da Yuu und Sato den Mann als einziges beschreiben konnten, war es wichtig, dass auch sie sich dazu setzten, erzählten, was geschehen war, was sie gesehen hatten und wie es dazu kam, dass sie die Verfolgung aufgeben mussten. Yuu beschrieb den Mann, den er auf der Straße gesehen hatte, versuchte jedes Detail wiederzugeben, an das er sich erinnerte, während jemand einige Informationen in einen Computer tippte, ehe durch einen Beamer ein Bild an die große Wand des Besprechungsraumes geworden wurde. „Durch alle Informationen die wir haben, gehen wir davon aus, dass es sich um folgende Person handelt.“ Sagte der großgewachsene Mann vor Kopf des Tisches, stand auf und deutete auf die Wand hinter sich, ehe er sich seine Brille zurechtrückte, seinen Anzug richtete und alle Anwesenden abwechselnd ansah. „Scheinbar hat er die Nase voll, Geschäfte leer zu räumen.“ Die tiefe und ernste Stimme des Chefs drang durch den Raum, während alle auf das Bild sahen, das keine gute Qualität aufwies. Gerade gut genug, dass man das Wichtigste erkennen konnte. „Ich hatte ihn immer für einen störenden Kleinkriminellen gehalten, doch er entwickelt sich weiter und wird langsam zu einer Gefahr für die Allgemeinheit. Wir müssen ihn festnehmen, egal wie!“ Er legte die Hände auf den Tisch, stützte sich ab und sah die Gruppe nun eindringlich an. „Sie alle haben heute ihr Bestes getan und ich hoffe, das sieht auch in Zukunft so aus, denn ab sofort lautet ihre Hauptaufgabe, den Kerl zu schnappen.“ Der Chef richtete sich wieder auf, schob alle seine Unterlagen zusammen, räusperte sich und nickte. „Denken Sie an ihre Sicherheit und die, ihrer Mitbürger und nehmen Sie den Mann fest.“ Damit verließ der Mann den Raum, gefolgt von seinem Sekretär, der kurz vorher den Computer heruntergefahren hatte und zu tun hatte, mit dem Chef schritthalten zu können. Yuu starrte noch immer auf die Wand, an der eben das Foto der Zielperson zu sehen war. Scheinbar waren sich alle sicher, dass er es war und doch konnte er selber es erst nicht fassen. „Reita.“ Hauchte er leise und biss die Zähne zusammen. Kapitel 5: Expedient -------------------- Der Blondhaarige hatte sich, nach einer ausgiebigen Dusche, gerade wieder etwas angezogen, als Kai ihn rief. Ein wenig irritiert war es deswegen schon, weil er dachte, dass Kai mal wieder ein paar Stockwerke höher gehen und dort den Vormittag verbleiben wollte. Doch der Braunhaarige schien noch immer da zu sein. Er zog sich gerade ein Shirt an, während er zu seinem Mitbewohner ins Zimmer kam und ihn fragend ansah. „Guck mal.“ Sein Gegenüber saß, wie so oft, auf seinem Bett und drehte sein Notebook zu ihm um, wo er die neueste Schlagzeile geöffnet hatte. Reita überflog den Text und blieb bei dem Bild darunter hängen. „Das ging aber schnell.“ Entwich es ihm doch ein wenig verblüfft, was dem Anderen ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. „Du bist einfach zu auffällig.“ Entgegnete er ihm und nahm das Notebook wieder an sich und sah zu ihm auf. „Wo sind denn blonde Haare auffällig?“ Wollte er nun wissen und setzte sich nun einfach auf den Boden und sah zu Kai hoch, der auf seine Frage nur mit den Augen rollte. „Deine Haare, dein Band, deine Klamotten… du bist wie ein bunter Hund. Und jammerst auch noch rum, dass du einem Polizisten einen Kaffee ausgegeben hast, obwohl du Angst hattest, dass er dich erkannt hat.“ „Dann färbe ich mir halt die Haare.“ Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und sah ihn mit einer angehobenen Augenbraue an. „Ein guter Anfang.“ Sagte Kai nickend und klappte nun seinen Rechner zu, schob ihn von sich und stand vom Bett auf. „Dann kann ich ja nun gehen.“ Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, lief er auch schon aus dem Zimmer, zog sich seine Schuhe an, nahm den Schlüssel in die Hand und verließ mit einem ‚bis später‘ auch schon die Wohnung. Seufzend sah Reita ihm einfach nur nach und stand dann auf, um sich umzuziehen und einen kurzen Abstecher zum nahegelegenen kleinen Laden zu machen, wo er sich Haarfarbe holte. Dabei mochte er seine blonden Haare doch so sehr, schließlich waren sie auffällig und passten einfach gut zu ihm. Aber Kai hatte Recht. Irgendwann läuft er jemandem über den Weg, der sofort erkannte, wer er in Wirklichkeit ist. Er brauchte keine 30 Minuten, ehe er auch schon wieder zu Hause war, sich sein Oberteil über den Kopf zog und oben ohne im Badezimmer vor dem Spiegel stand und das Gesicht verzog. „Vielleicht irgendwann nochmal.“ Sagte er zu seinem Spiegelbild, so als würde er sich bei seinen Haaren entschuldigen und ihnen sagen wollen, dass sie vielleicht bald wieder blond sein dürften. Sorgfältig verteile er die Farbe auf dem Kopf, versuchte, jede Strähne zu erwischen und versaute dabei gefühlt das gesamte Waschbecken, sowie den halben Boden um sich herum und auch sich selber. Überall im Gesicht, auf den Schultern und an seinem Hals waren kleine oder große Tropfen der Farbe zu sehen, die er sofort wieder mit einem Lappen entfernte, während die Farbe auf seinem Kopf schon einwirkte. Als er selber nur noch an den Haaren das Zeug hatte, begann er damit, das halbe Badezimmer zu putzen, bevor Kai noch eine mittelschwere Krise bekommt. Denn auch, wenn man es ihm nicht anmerkte, konnte er solch groben Sauereien nicht ausstehen. Und er hatte auch nicht vor, sein Leben zu lassen, wenn Kai ihn in einem Anfall von Wut in der Toilette ertränkt, nachdem er ihn das Bad hätte putzen lassen. Als der Braunhaarige wieder in die Wohnung kam, hing Reita mit dem Kopf im Waschbecken und spülte sich gerade die Farbe aus den Haaren, was für seinen Geschmack zu lange dauerte. Ohne zu klopfen, betrat sein Mitbewohner das Bad, sah zu ihm und schmunzelte. „Oh je. Hast du dir das auch gut überlegt?“ Natürlich sah er, was der Nasenbandträger da tat, war es auch nur unschwer zu erkennen. Während er den Anderen so beobachtete, zog er sich selber aus, um unter die Dusche zu steigen. Zeitgleich, als Reita das Wasser abstellte, machte Kai das Wasser in der Dusche an und seufzte wohlig. Kurz rubbelte sich Reita die Haare mit dem Handtuch ab, ehe er sich den Föhn schnappte. Ja, sie hatten auch einen Föhn, denn gerade zur kalten Jahreszeit, wollte von ihnen keiner mit nassen Haaren durch die Gegend laufen. Der Braunhaarige stieg aus der Dusche und trocknete sich ab, als sich Reita gerade die Haare durchkämmte und sich im Spiegel musterte. „Blau-Schwarz?“ Kam es von seinem Mitbewohner, der begeistert durch dessen Haare fuhr und grinste. „Steht dir.“ Somit ging er aus dem Badezimmer, während der Nasenbandträger ihm nachsah und noch nicht so ganz von der Farbe begeistert war. Er mochte seine alte Haarfarbe einfach mehr, hatte sich an das Blond gewöhnt gehabt und war damit bisher immer zufrieden gewesen. Doch ein Nachteil hatte es, der ja nun wegfiel: Der Ansatz! Damit wird er nun erst einmal keine Probleme mehr haben, weswegen er es nun einfach versuchte, positiv zu sehen und sich wieder in sein Zimmer zurückzog. Mit seinem Handy legte er sich auf sein Bett und spielte kurz ein wenig Candy Crush, ehe sein Blick wieder zum Zettel ging, den Yuu ihm im Café zugeschoben hatte. Es waren vielleicht 24 Stunden vergangen, seitdem sie sich getroffen hatten, doch bisher hatte er sich noch nicht bei ihm melden können, wusste auch nicht so recht, ob er es überhaupt wollte. Sollte er es wirklich versuchen, eine Freundschaft zu ihm aufzubauen, nur, um an Informationen zu kommen? Doch was sollte ihm der Kontakt zum Schwarzhaarigen bringen? So, wie es klang, war er ein einfacher Streifenpolizist, fuhr nur durch die Straßen, um irgendwelche Temposünder zu jagen. Welche Informationen könnte er also schon haben, die ihn interessieren könnten? „Ach egal…“ Brummte er leise und schnappte sich den Zettel, speicherte die Nummer in seinem Handy und tippte auch sogleich eine Nachricht an den Polizisten: »Hey Yuu. Ich hoffe, der Macchiato-Fleck ging wieder raus.« Er kaute etwas auf seiner Unterlippe rum und zog die Augenbrauen zusammen, ehe er die Nachricht wieder löschte. Was war denn jetzt so schwer? »Hey Yuu. Ich bin’s, Akira. Wie war die Arbeit gestern?« „Reita!“ Schrie Kai auf einmal lachend durch die Wohnung. Angesprochener zuckte zusammen und musste feststellen, dass sein Zucken tatsächlich dazu geführt hatte, dass er diese saudumme Nachricht abgeschickt hatte. „Danke…“ Murrte er, warf das Handy neben sich auf das Bett und stand auf. „Was?“ Keifte er missgelaunt durch die Wohnung, während der Braunhaarige grinsend angelaufen kam. „Guck mal!“ Er hielt ihm sein Handy vor das Gesicht und konnte sich einfach das Lachen nicht verkneifen. Irritiert sah Reita auf den kleinen Bildschirm, auf dem Ryo zu sehen war, der ein blaues Auge hatte und ein Verband quer durch sein Gesicht über der Nase verlief. „Er ist die Treppe zu Hause runtergefallen, als er gestern Abend nach Hause kam.“ Prustete der Braunhaarige ihm entgegen und drehte das Handy wieder zu sich und tippte gleich eine Nachricht ein. „Ich schick ihm ein ‚Möchtegern-Reita?‘ zurück.“ Breit grinsend lief er wieder davon und ließ seinen Mitbewohner genervt in seinem Zimmer stehen. Wegen der Aktion hatte er eine Nachricht an Yuu abgeschickt, die blöder nicht sein könnte? „Spinner.“ Knurrend machte er sich wieder auf dem Bett lang, ehe sein Handy vibrierte und ankündigte, dass er eine SMS bekommen hatte. Ungläubig hob er eine Augenbraue und sah auf das blinkende Mobiltelefon, schnappte sich das Gerät und öffnete sofort die ungelesene Nachricht. »Etwas stressig. Ich hoffe, dass dein restlicher Tag besser war.« Grinsend las er sich Yuus Antwort immer wieder durch, überlegte, was er zurückschreiben sollte. »Äußerst unspektakulär. Ich war zu Hause und habe ein paar Filme geguckt.« Er konnte ihm schlecht schreiben, dass er einen Job erledigt hatte, da der Andere glaubte, dass er arbeitslos ist. Und es wäre besser, wenn es auch so bleiben würde. Das Handy landete wieder auf dem Bett, von dem Reita nun aufstand und seine HK wieder aus der Schublade holte, die mittlerweile eine weitere Kerbe im Lauf vorzuweisen hatte. Zwei Aufträge, zwei Kerben. Wieder strich er die dünnen und feinen Kerben mit dem Finger nach, sah die Waffe an und dachte an den letzten Abend zurück. ~~~*~~~*~~~ „Halt an!“ Entwich es den Lippen des Blondhaarigen, wodurch ihn wirklich alle im Wagen irritiert ansahen. „Spinnst du?“ Fuhr Kai ihn nur an und zeigte ihm den Vogel. „Willst du im Knast landen?“ Fragte er ihn gleich noch hinterher, wodurch er nur den Kopf schüttelte. „Ich mein es ernst. Halt an und stell den Wagen quer, Ryo!“ Versuchte er es erneut bei ihm, doch es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe der Angesprochene nickte, auf die Bremse trat und den Wagen quer zum Stehen brachte. Ohne zu zögern stieg Reita aus, stand mitten auf der Straße und sah den Streifenwagen, der ihnen seit dem Krankenhaus hinterherjagte. Weit waren sie nicht gekommen und solange sie dieses Fahrzeug hinter sich hatten, konnten sie nicht nach Hause fahren, also musste er sich etwas einfallen lassen. Er zog seine Pistole, entsicherte sie und zielte direkt auf den Wagen. Zuerst wollte er durch die Frontscheibe schießen, doch scheinbar hatte der Polizist bemerkt, dass er seine Waffe gezogen hatte, denn er hörte die Reifen des Streifenwagens quietschen, sah, wie sich der Wagen quer stellte, ehe er mit einem gezielten Schuss einen der Vorderreifen traf. Ohne noch Zeit zu verlieren, stieg er wieder zu den Anderen in den Wagen und sofort fuhr Ryo weiter. „Du hast sie nicht mehr alle!“ Meckerte Ruki ihm vom Vordersitz aus an, sah aber nicht zu ihm nach hinten, denn ihnen allen war klar, dass sie nun ihre Verfolger los waren und in Ruhe nach Hause fahren konnten. „Mach das nie wieder!“ Kai war kurz vor einem Nervenzusammenbruch, denn diese Aktion hätte auch schief gehen können, was dem Blondhaarigen herzlich egal war, denn er hatte sein Ziel erreicht. Ohne auch nur einen Streifenwagen hinter ihnen, konnte Ryo sie zehn Minuten später zu Hause absetzten. ~~~*~~~*~~~ Wahrscheinlich war es genau diese Situation, durch der die Polizei nun darauf kam, dass er es war, der den Geschäftsführer des Krankenhauses erschossen hatte. Deswegen war er wahrscheinlich nun in der Datenbank der Polizei als ‚Mörder‘ statt nur noch als ‚Einbrecher‘ oder ‚Dieb‘ zu finden. Und genau deswegen musste er sich auch die Haare färben, um nicht mehr ganz so sehr aufzufallen. „Hätte schlimmer kommen können.“ Sagte er nur leise zu sich, ehe er die Pistole wieder in die Schublade legte, diese schloss und noch einmal auf sein Handy sah, wo das blaue Blinken anzeigte, das eine erneut ungelesene Nachricht auf seinem Mobiltelefon war. »So einen Abend hätte ich auch gerne.« Hatte Yuu ihm geantwortet. Kurz überlegte er, tippte sich nachdenklich auf die Lippen, ehe er die Antwort in sein Handy eingab: »Hast du etwa immer Nachtschicht?« Stellte er ihm nun die Frage und wartete sogar schon gespannt auf dessen nächste Antwort. Ob er wirklich längere Zeit nachts arbeiten musste? Oder wechselte es hin und wieder mal in regelmäßigen Abständen? Kaum, dass sein Handy vibrierte, öffnete er auch schon die nächste Nachricht und grinste zufrieden, als er sie sich ansah. »Ab Montag habe ich Frühschicht.« Das spielte ihm doch in die Karten. Wenn Kai es für eine gute Idee hielt, den Kerl um den Finger zu wickeln, konnte es ja nicht verkehrt sein, also musste er sein Glück nun versuchen, in der Hoffnung, dass ihr Boss ihm keinen Strich durch die Rechnung machen wird! »Was hältst du dann davon, wenn ich dich am Montagabend in ein Kino entführe?« Ob der Andere darauf überhaupt eingeht? Schließlich kannten sie sich kaum, wussten nur den Namen des jeweils Anderen und was sie beruflich ausübten -oder auch nicht-. Er selber wüsste nicht einmal, ob er in dieser Situation auf das Angebot eingehen würde, oder nicht, doch schnell war klar, was Yuu davon zu halten scheint: »Wird das ein Date?« Mit knirschenden Zähnen legte er das Handy auf die Seite, ohne eine Antwort geschickt zu haben. Das war nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte. Was sollte er denn darauf antworten? Ja? Nein? Vielleicht stand der Polizist ja auf ihn, erhoffte sich ein Date und würde enttäuscht ablehnen, sollte Reita ihm nun ein ‚nein‘ zurückschicken. Doch was wäre, wenn der Kerl auf Frauen abfährt und ihn ein ‚ja‘ am Ende noch abschreckt? Da er sich nicht sicher war, welches der beiden Wörter das Beste für diese Situation war, schickte er dem Schwarzhaarigen einfach ein ‚vielleicht‘ zurück. Sollte Yuu selber entscheiden, was das werden soll. Ohne auf ein weiteres Zeichen des Polizisten zu warten, verließ Reita sein Zimmer und schnappte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Ich will auch eins!“ Erklang es auf einmal in der Wohnung und mit großen Augen sah er zur Küchentüre. Doch Kai war nicht zu sehen. Hatte er etwa aus seinem Zimmer herausgehört, wie er zum Kühlschrank gegangen ist und sich eine Flasche genommen hatte? Unglaublich! Er nahm eine weitere Flasche aus dem Kühlschrank und lief zu Kai ins Zimmer, ließ ihn die Flaschen öffnen und setzte sich vor dessen Bett auf den Boden. „Was machst du?“ Fragte er den Braunhaarigen, der schon wieder an seinem Notebook hing, das Gerät nun drehte, damit Reita ebenfalls auf den Bildschirm gucken konnte. „Dragonball?“ Fragte er etwas ungläubig, doch Kai nickte nur grinsend. „Die beste Serie überhaupt!“ Antwortete dieser und drückte auf Pause. „Willst du mit gucken?“ Wurde Reita nun gefragt, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Serien waren nicht so sein Ding. Das nahm ihm zu viel Zeit in Anspruch, da sah er sich lieber einen Film an. „Hast du eine Ahnung, was zur Zeit im Kino läuft?“ Von der Frage kurz überrascht, hob Kai eine Augenbraue, schüttelte dann allerdings den Kopf und zog sein Notebook wieder zu sich, um gleich mal im Internet zu gucken, was das Kino in der Nähe für Filme aktuell zu bieten hatte. „Ist dein neuer Blue-Ray Player schon kaputt, oder hast du alle Filme durch?“ Wollte er wissen, während er auch schon das Kinoprogramm gefunden hatte. „Ich hab Yuu gefragt, ob er Montag ins Kino will.“ Sofort stoppte sein Gegenüber in seinen Bewegungen und sah ihn sprachlos an. Kurz schien es, als wäre er tot, da er scheinbar aufgehört hatte, zu atmen, ihn starr ansah und kein Ton seine Lippen verließ. Doch dann regte er sich wieder, seine Mundwinkel wanderten nach oben und er grinste den Nasenbandträger breit an. „Geht doch!“ Sagte er nur und widmete sich direkt wieder seinem Notebook. „Dein letztes Date ist wie lange her?“ Wollte Kai nun wissen und sah kurz zu ihm, sah, dass nun Reita sprachlos da saß und nicht so wirklich wusste, was er nun darauf antworten sollte. „Jahre.“ Antwortete er nur leise und nahm dann lieber von seinem Bier ein paar Züge. „Um wieviel Uhr wollt ihr denn ins Kino?“ Schließlich brauchte Kai diese Information, um einen Film zu finden. „Ich weiß gar nicht, ob er will.“ Jetzt war der Braunhaarige doch etwas verwirrt. „Kannst du dich mal entscheiden, ob ihr nun ins Kino geht, oder nicht?“ Genervt schnaufend trank nun auch Kai sein Bier und schob seinen PC nun erst einmal von sich, bis er klare und eindeutige Daten von seinem Mitbewohner bekommen würde. „Er hat nicht zugesagt, aber auch nicht abgelehnt, sondern lediglich gefragt, ob es ein Date ist.“ Es stand noch offen, ob sie sich wirklich am Montag treffen würden, doch es wäre doch schon mal ganz praktisch, zu wissen, ob überhaupt etwas Vernünftiges im Kino läuft. Denn wenn nicht, könnte er direkt nach einer anderen Idee suchen. „Ich habe mit einem ‚vielleicht‘ geantwortet.“ Jetzt rollte sein Mitbewohner mit den Augen und schlug sich die flache Hand ins Gesicht. „Verdammt, dein letztes Date scheint in deinem vorherigen Leben gewesen zu sein.“ Brummte er und schüttelte den Kopf. Den fragenden Blick des Anderen ignorierend, fuhr er sich durch die Haare und schien kurz zu überlegen, ehe er Reita in die Augen sah. „Wenn er schon fragt, ob das ein Date wird, dann wird er insgeheim bestimmt hoffen, dass es eins wird, denkst du nicht? Er scheint tatsächlich ein gewisses Interesse zu haben, also vermassele es nicht, sondern geh mal in die Offensive!“ Er streckte ihm die Hand entgegen, was ihm wieder einen fragenden Blick einbrachte. „Dein Handy!“ Keifte ihn Kai schon genervt an. Reita wich etwas vor ihm zurück und stand genervt auf, holte sein Handy aus dem Zimmer und warf es dem Anderen zu, als er wieder ins Zimmer kam. „Er hat geschrieben.“ Verkündete der Braunhaarige und öffnete sogleich die Nachricht des Polizisten. »Ja, oder nein? ;-)« Las Kai die Nachricht vor und grinste. Er zeigte dem Handybesitzer die Nachricht auf seinem Telefon und begann auch sofort damit, dem ihm Unbekannten zu antworten. »Für mich wäre es ein Date.« Während des Tippens, las er dem Nasenbandträger vor, was er da schrieb und schickte die Nachricht auch sofort ab, bevor ihm Reita noch dazwischen funkte, ehe er ihm das Handy in den Schoß warf, da Reita schon wieder auf dem Boden vor seinem Bett saß und zu ihm auf sah. „Den Rest kriegst du hoffentlich alleine hin!“ Damit nahm sich Kai wieder sein Notebook und ging alle Filme durch. „Am besten suchst du dir schon mal drei Filme aus, die du gerne sehen würdest und zeigst sie dann deinem neuen Herzblatt, damit dieser für euch entscheiden kann.“ Verstehend nickte der Angesprochene und ließ sich das Notebook geben, um sich für drei Filme zu entscheiden. Ein Horrorfilm, ein Actionfilm und eine Komödie. Den Rest sollte Yuu dann festlegen. Vibrierend meldete sich sein Handy und sofort sah er nach, was der Andere ihm geantwortet hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen stellte er fest, dass er ihm zugesagt hatte und um 20 Uhr vor dem Kino auf ihn warten würde. „War das jetzt so schwer?“ Fragte Kai und nahm sein Notebook wieder an sich, klappte es zu und musterte seinen Mitbewohner noch einmal ernst. „Versau es nur nicht! Ich werde dem Boss auch später noch eine Mail schicken, das wir am Montag keinen neuen Auftrag ausführen können. Er wird bestimmt nichts dagegen haben, uns mal zwei Tage frei zu geben.“ Damit war ihr Gespräch beendet und Reita verschwand wieder in seinem Zimmer, antwortete Yuu noch einmal, dass er mit Ort und Uhrzeit einverstanden war und schon drei Filme rausgesucht hatte, zwischen denen er sich nicht entscheiden konnte. Das wird sein erstes Date nach so vielen Jahren und er musste sich selber eingestehen, tatsächlich ein wenig nervös zu sein, was ihn zum Schmunzeln brachte. Hoffentlich verlief das Ganze dann auch in die Richtung, die sie sich erhofften. Kapitel 6: Date --------------- Montag, 19:38 Uhr. Reita musste sich tatsächlich von seinem Mitbewohner helfen lassen. Alleine schon deswegen, weil sein Kleiderschrank nicht wirklich etwas Vernünftiges hergeben wollte. Wie denn auch, wenn er hauptsächlich schwarze und weiße Anziehsachen beinhaltet? Das war nicht nur für Kai zu auffällig, sondern auch für ihn selber. Der Braunhaarige konnte ihm zum Glück eine dunkelgraue Jeans leihen, die bei ihm nicht ganz so weit saß, wie all seine anderen Hosen. Dazu ein rotes Shirt und eine schwarze dünne Jacke. „Sollte gehen.“ Meinte sein Mitbewohner und nickte ihm zu. Zwar machte er sich noch die Haare ein bisschen, verzichtete aber auf Nasenband oder Mundschutz. „Geht das wirklich?“ Fragte er seinen Mitbewohner doch etwas unsicher, denn einmal nicht aufgepasst und er hätte am Ende des Films ein riesiges Problem. „Der wird dich schon nicht erkennen.“ Versuchte sein bester Freund ihn zu beruhigen, was tatsächlich eine gewisse Wirkung zeigte, doch wie lange würde das anhalten? Seufzend zog er sich an der Wohnungstüre seine Schuhe an, ließ Portemonnaie, Handy und Schlüssel in den Hosentaschen verschwinden und sah noch einmal zu Kai, der vor ihm stand und ihn anlächelte. Mit einem ‘bis später‘ verließ er nervös, aber auch gut gelaunt, ihre Wohnung und machte sich auf den Weg zum Kino, dass zum Glück nicht so weit weg war. Am Kino angekommen, sah er, dass Yuu bereits dort stand und auf sein Handy sah. Er selber tat es ihm gleich. „19:53 Uhr.“ Las er leise von dem kleinen Bildschirm die Uhrzeit ab und lächelte. Da war jemand noch früher dran, als er selber. Er steckte sein Mobiltelefon wieder weg und lief nun zum Polizisten. „Du bist früh dran.“ Begrüßte Reita ihn mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein Gegenüber drehte sich lächelnd um, schien dann aber doch etwas irritiert zu sein, da zuerst kein Wort über seine Lippen kam. „Hey, du… siehst gut aus.“ Entwich es dem Polizisten leise. Da sich Reita nun ziemlich sicher war, wie sein Gegenüber gepolt war, bedankte er sich für das Kompliment und musterte ihn von oben bis unten. „Du auch.“ Antwortete er ihm und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sie reingehen konnten. „Warum hast du dir deine Haare gefärbt?“ Fragte Yuu ihn, klang dabei tatsächlich ein wenig traurig. „Das ständige Nachfärben durch den Ansatz wird auf Dauer wirklich nervig und das ständige Blondieren tut den Haaren auf langer Sicht gesehen nicht gut.“ Diese Antwort hatte er sich schon am Vortag ausgedacht, da es sonst keine plausible Erklärung dafür gab, konnte er ihm schließlich schlecht sagen, dass er nicht so auffällig sein wollte, um nicht sofort als ‚Reita‘ von ihm identifiziert zu werden. „Steht dir.“ Kam darauf das nächste Kompliment von seiner Begleitung, der ihn lächelnd ansah und mit ihm nun durch die Eingangstüre des Kinos ging, ehe sie sich auch schon am Ende einer Schlange anstellen mussten. Viel war nicht los, aber leider hatten sie nur eine Kasse offen, wodurch sich alle Besucher vor dieser aufreihen mussten, was die Wartezeit nur unnötig erhöhte. „Hast du schon einen Film ausgesucht?“ Fragte Reita den Anderen nun und sah auf die Monitore über den einzelnen Kassen, auf denen jeder Film aufgezeigt wurde, den man heute noch sehen konnte. Kurz sah Yuu nachdenklich nach oben, ehe er nickte. „Lass dich überraschen.“ War einzig seine Antwort, was den Nasenbandträger zum Grinsen brachte. Welchen Film sich der Andere wohl ausgesucht hatte? Schließlich hatte er ihm per Nachricht schon am Samstag gesagt, welche Filme ihm persönlich zusagten. Kurz vor 23 Uhr verließen sie das Kino wieder und Reita sah sich kurz etwas um. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Film so endet.“ Unterbrach Yuu die Stille, die zwischen ihnen entstanden war, kurz nachdem sie den Kinosaal verlassen hatten. Es war allerdings keine unangenehmen Stille, zumindest für Reita. „Eigentlich dachte ich, dass die Frau mit ihrem Kind stirbt.“ Antwortete er ihm und sofort nickte der Andere bestätigend. „Richtig. Und der Mann rächt sich dann an dem Mörder.“ Lächelnd stimmte Reita ihm zu. Doch wer konnte schon ahnen, dass die Frau in Wahrheit der gesuchte Serienmörder war und ihren Mann, der Geheimagent war, eine Kugel in den Kopf jagte?! Er sah gewisse Parallelen zu seinem eigenen Leben und dem Film. Zwar war Yuu kein Geheimagent, aber immerhin ein Polizist, der sich mit einem Mörder traf. „Möchtest du noch etwas trinken gehen?“ Er selber hatte mehr als genug Zeit, hatte er schließlich nichts mehr zu erledigen. Doch Yuu schüttelte entschuldigend den Kopf. „Ich muss morgen früh arbeiten, da kann ich nicht am Abend vorher trinken.“ Ärgerlich. „Schade…“ Entgegnete er ihm, aber akzeptierte es. „Darf ich dich dann nach Hause bringen?“ Zwar lief der Abend bis jetzt wirklich gut, doch wenn er ihn nun noch sicher zu Hause absetzen könnte, würde er wahrscheinlich noch mehr an Vertrauen gewinnen und herausfinden, wo der Polizist wohnt. Und tatsächlich, Yuu war damit einverstanden. Ein wenig naiv schien er zu sein, doch das kam dem Nasenbandträger nun zu Gute. Während sie durch die Stadt liefen, sah er immer mal wieder zu Yuu, wie dieser in Gedanken versunken schien. „Ist alles okay?“ Fragte er ihn daher. Sofort sah der Angesprochene zu ihm auf, lächelte ihn aber direkt an. „Ja, alles gut.“ Versicherte er ihm und sah sich um, ehe er nach Reitas Handgelenk griff und ihn über die Straße zog. Erschrocken sah Reita nach links und rechts, sah kein Auto und auch sonst war niemand zu sehen. Es war eine wirklich ruhige Gegend, in der der Andere wohnte, der nach wenigen weiteren Schritten vor einem Haus stehen blieb und erst dann sein Handgelenk losließ. „Tja… hier wohne ich.“ Er wich seinem Blick aus, fischte schon nach dem Schlüssel in seiner Tasche und sah erst dann in Reitas Augen, als er den Schlüssel in der Hand hielt. „Danke.“ Hauchte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Für den Abend und das du mich nach Hause gebracht hast.“ Die Worte ließen Reita ebenfalls lächeln. „Das habe ich gerne gemacht. Und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war.“ Kurz schien Yuu zu überlegen, ehe er ihm versicherte, dass er nichts gegen ein weiteres Date hätte. Scheinbar hatte dem Polizisten dieser Abend gefallen. Das spielte ihm natürlich in die Karte und er war sich sicher, dem Ziel ein Stück näher zu sein. Kai wird erfreut sein, zu hören, dass der Plan, den sich sein Hirn ausgedacht hatte, klappen könnte. „Dann… schlaf gut.“ Riss ihn die Stimme des Anderen aus seinen Gedanken und er sah ihn kurz etwas überrascht an, ehe ihm klar wurde, dass sie noch immer vor dessen Haustüre standen. Kurz zögerte er, ehe er sein Gegenüber sanft mit der Hand in seinem Nacken zu sich zog und ihm einen kleinen, kurzen Kuss auf die Lippen hauchte. „Du auch.“ Flüsterte er gegen dessen Lippen und sah ihm in die Augen. Er kam sich dabei gerade tierisch blöd vor, doch sein lieber Mitbewohner meinte, dass das ein super Abschied wäre und dass ihm die Reaktion des Anderen dann schon zeigen wird, ob ihr Plan funktionieren wird, oder nicht. Als er sich vom Schwarzhaarigen löste, sah er ihm an, dass er damit nicht gerechnet hatte. Der Polizist schien sprachlos zu sein, klatschte ihm aber keine und meckerte ihn auch nicht an, sondern begann kurze Zeit später zu lächeln. „Ich melde mich.“ Sagte Reita noch, wodurch Yuu ihm zunickte und dann auch schon stumm lächelnd in dem Haus verschwand. Er konnte es kaum fassen, dass Kais Ideen wirklich funktionierten. Kurz sah er hoch, sah sich das Gebäude, in dem Yuu wohnte, an, ehe er sich auf den Weg nach Hause machte. Wahrscheinlich wartete der Braunhaarige schon gespannt auf ihn und würde ihn ausfragen, kaum, dass er einen Fuß in ihre Wohnung setzt. Dem war tatsächlich so. Seit seiner Ankunft zu Hause vor fünf Minuten, wurde er seinen Mitbewohner nicht mehr los, wurde mit Fragen bombardiert, die er alle, mittlerweile schon genervt, beantwortete. Erst unter der Dusche hatte er seine Ruhe vor dem neugierigen Kerl, der ihn zum Glück auch den Rest der Nacht in Ruhe ließ. Wahrscheinlich wird er am nächsten Morgen wieder versuchen, ihn auszuquetschen. Das war allerdings nicht der Fall. Es war am nächsten Tag ruhig in ihrer Wohnung. Fast schon zu ruhig! Vorsichtig und so leise wie möglich, kam er aus seinem Zimmer geschlichen, hörte aber nichts von seinem Mitbewohner. Und auch die Stunden danach war von Kai weit und breit nichts zu sehen. Gerade, als er sich eine Instant-Nudelsuppe machen wollte, flog die Türe zu ihrer Wohnung auf. Vor Schreck riss er die Packung auf, wodurch der Inhalt auf dem Boden der Küche landete und sich sofort verteilte, wie Laub im Wind. „Shit…“ Fluchte der Nasenbandträger und suchte schon nach einem Handfeger, ehe sein liebster Mitbewohner in die Küche kam und sofort grinsend stehen blieb. „Ich mach das nicht weg.“ Stellte er sofort klar und legte eine Tüte auf dem Tisch ab. Erst jetzt sah Reita auf, sah dessen Grinsen und musterte ihn nur genervt. „Das war mir schon klar!“ Konterte er nur und machte sich sofort daran, den Boden von seinem ehemaligen Essen zu befreien. „Guck nicht so böse. Ich hab‘ dir auch was mitgebracht!“ Verkündete der Braunhaarige und griff sofort in die Tüte. Natürlich hatte er nun die Aufmerksamkeit des Nasenbandträgers, der mittlerweile auf dem Boden kniete, um mit dem Handfeger auch überall dran zu kommen. Irritiert von seiner Aussage, hielt er in seinem Tun inne und schaute mit großen Augen zu Kai auf. „Für mich?“ Fragte er und beobachtete den Anderen dabei, wie er in der Tüte wühlte. „Ich war kurz in der Stadt unterwegs, hab da eine Kleinigkeit gegessen und dachte mir, dass ich doch nicht ohne etwas für dich zurück kommen kann…“ Erklärte er und zog auch schon das Gesuchte aus der Tüte hervor. So schnell konnte Kai nicht gucken, da stand Reita schon neben ihm und hatte es ihm aus der Hand genommen. „Geil!“ Entwich es dem Nasenbandträger und bedankte sich sofort mit einer Umarmung bei seinem Mitbewohner. Dieser grinste nur zufrieden, weil die Überraschung wohl geglückt ist. „Lass dir deine Mochis schmecken.“ Ohne noch länger zu warten, ließ er den Dreck auf den Boden einfach mal Dreck sein, setzte sich an den Tisch und begann damit, nach und nach die Packung zu leeren. Doch nach kurzer Zeit hielt er inne und sah misstrauisch seinen Mitbewohner an, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. „Was?“ Begann er, doch bekam keine Antwort, wodurch er kurz überlegte, sein angebissenes Reisbällchen weglegte und nun Kai genau musterte. Ob er ihn gerade vergiftet hatte? Nein, das würde Kai nicht machen! „Oh shit… was willst du von mir?“ Entwich es ihm und lehnte sich mit hochgezogener Augenbraue zurück. „Was sollte ich wollen?“ Kam nur die Gegenfrage, wodurch der Nasenbandträger sich nicht mehr so sicher war, was hier nun abging. Doch Gift? „Als ob du mir einfach so etwas holst!“ Kai schüttelte jedoch nur den Kopf und begann dann, denn Rest vom Boden aufzufegen, da Reita eh mit Essen beschäftigt war. „Ich dachte, du machst das nicht weg?“ Stichelte er natürlich grinsend und beobachtete seinen Mitbewohner. „Iss du deine Reisbällchen, ich mach sauber. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Ruki und Ryo kommen gleich vorbei, um den nächsten Auftrag durchzugehen.“ Erklärte Kai, während er auch schon den Rest im Mülleimer verschwinden ließ. „Auftrag? Warum bin ich eigentlich immer der Letzte, dem du Bescheid gibst?“ Wollte er wissen, doch sein Mitbewohner schüttelte nur grinsend den Kopf. Viel Zeit verging nicht, da saßen sie auch schon wieder zu viert am Küchentisch, mit dem Notebook in der Mitte. „Herr Takeda.“ Las Kai vor. Ruki, der mit seinem eigenen Notebook auf dem Schoß am Tisch saß, fing sofort an, auf dem Gerät rum zu tippen, als er den Namen hatte. „Leiter der Tokyo Universität am Oji Campus?“ Ein wenig fragend sah er die Anderen an. „Was ist?“ Fragte Ryo ihn, doch anstatt sofort eine Antwort zu bekommen, tippte sich der Kleinere nachdenklich auf die Unterlippe, seufzte dann aber. „Ich versteh nicht, nach welchem Schema unser Boss die Männer aussucht.“ Begann er zu erklären und versuchte sich zu erinnern. „Erst ein Anwalt, dann der Geschäftsführer eines Krankenhauses und jetzt ein Leiter einer Uni? Jetzt mal im Ernst: der würfelt doch seine Opfer.“ Natürlich würde er niemals ihrem Boss Fragen stellen, aber er wollte nun auch mal gerne wissen, warum er diese Leute aussuchte. Er war manchmal einfach neugierig. „Ruki, das geht uns nichts an. Akzeptier es einfach!“ Versuchte Ryo, ihm dumme Ideen direkt wieder aus dem Kopf zu treiben und nickend gab der Kleinere einfach auf, darüber zu reden. Stattdessen tippte er weiter auf seinem Notebook rum, während die Anderen schon ein paar Pläne schmiedeten. Noch war keine brauchbare Idee dabei, doch das war nun ihr geringstes Problem. „Ich finde nichts.“ Gab Ruki genervt von sich und versuchte es im selben Atemzug weiter. Ohne Erfolg. „Es scheint den Mann nicht zu geben. Das einzige, was ich finde, ist die Seite der Uni.“ Er stellte sein Notebook gut sichtbar für die Anderen auf den Tisch und deutete auf die offene Seite. „Kosuke Takeda, Leitung des Oji Campus.“ Las es Ryo vom Rechner ab und lehnte sich zurück. „Wie viel Zeit hat uns der Boss gegeben?“ Fragte Reita erst einmal, denn das schien eine Weile zu dauern, bis sie mit dieser Aufgabe fertig wären. „Warte…“ Kai begann sofort auf seinem Notebook die Mail zu öffnen. „Ehm…“ Er blinzelte etwas, runzelte die Stirn, gab jedoch keine weitere Antwort, was Ruki dazu veranlasste, einen Blick auf den Bildschirm des Notebooks des Anderen zu werfen. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. „Scheinbar weiß der Boss, dass es nicht einfach wird.“ Gab der Kleinere von sich und Kai nickte bestätigend. „Zwei Wochen.“ Fügte er dann noch hinzu und sah die Anderen an. Zwei ganze Wochen. Das sollte eigentlich genug Zeit sein, um diesen Kerl aus dem Weg zu räumen. „Ich schlage vor, dass ich mich in das System der Uni hacke und mich dann mal dort drin umsehe.“ Schlug der Kleinste der Runde nun vor. Sie alle nickten und auch Ryo wollte nicht tatenlos zusehen und würde sich an den Mann dranhängen. Ein Bild gab es von ihm zum Glück auch auf der Internetseite der Universität. Damit war es ein Leichtes, den Mann zumindest zu finden und zu verfolgen. „Ich lass mir etwas einfallen, wie wir weiter vorgehen könnten.“ So konnte Kai zumindest ein wenig helfen. Doch vorerst müsste er auf Informationen von den Anderen warten, bevor er sich auch nur ansatzweise etwas überlegen könnte. Damit verschwanden Ruki und Ryo auch schon wieder, um sich sofort an die Arbeit zu machen, während Reita und Kai noch ein wenig Zeit hatten, bevor auch sie sich daran machen mussten. „Wollt ihr euch noch mal treffen?“ Fragte der Braunhaarige in die entstandene Stille hinein. Sie saßen noch immer am Tisch in der Küche, hatten jetzt aber jeder eine Flasche Bier in der Hand. „Ja. Ich hab ihm gesagt, dass ich mich melde.“ Erklärte der Nasenbandträger seinem Mitbewohner, der nur grinsend nickte. „Was grinst du so?“ „Och nichts.“ Sein Grinsen wurde nun nur noch breiter, was den Schwarzhaarigen veranlasste, eine Augenbraue zu heben und ihn verwirrt anzusehen. „Wann hast du geplant, ihn wiederzusehen? Je nachdem wie der Auftrag läuft, wirst du wenig Zeit für ihn haben. Nicht, dass er sich vernachlässigt fühlt.“ Natürlich konnte sich der Braunhaarige noch immer nicht das Grinsen verkneifen, zwinkerte nun ihm nun zu, wodurch Reita mit den Augen rollte und einen Schluck von seinem Bier nahm. „Ich krieg das schon geregelt.“ Versicherte er seinem Mitbewohner und ließ ihn dann einfach in der Küche zurück. Mag sein, dass das Treffen mit Yuu wirklich schön war und dass es scheinbar ziemlich einfach war, an ihn ran zu kommen, doch er war sich noch nicht so sicher, ob es auch wirklich so einfach bleiben wird. Irgendwann, da war er sich sicher, wird der Moment kommen, in dem Yuu ihn erkennt. Und was dann? Seufzend schüttelte er den Kopf und ging in sein Zimmer, wo er sich auf dem Bett lang machte, an die Decke sah und kurz die Augen schloss, nur, um kurz darauf wieder aufzustehen, noch einmal an der Flasche nippte und sich dann sein Handy schnappte. »Erlaubt dir die Arbeit, dich morgen Abend mit mir zu treffen?« Ohne zu zögern, schickte er die Nachricht ab und legte sich wieder hin, das Handy dabei noch immer in der Hand, um eine Antwort des Polizisten nicht zu verpassen. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten: »Meine Arbeit wird nichts dagegen haben, solange wir nichts Verbotenes anstellen ;)» Schmunzelnd musste er sich diese Nachricht immer wieder durchlesen. Nichts Verbotenes anstellen? Dafür brauchte er Yuu nicht! »Ich hol dich um 18 Uhr ab.« Damit legte er sein Handy auf den Tisch zurück und ging ins Badezimmer um sich fertig zu machen. Viel hatte er an diesem Tag nicht geschafft. Er hatte ziemlich lange geschlafen, nur in der Wohnung herum gelümmelt, mit Kai und den Anderen gequatscht und das wars auch schon. Gut, dass er am nächsten Tag etwas unternehmen konnte! Obwohl er sich noch ein wenig überlegen wollte, was er so alles mit Yuu am nächsten Tag machen könnte, war er schnell eingeschlafen. Gedanken konnte er sich auch noch am nächsten Tag machen. Kapitel 7: Task --------------- Eigentlich verlief alles nach Plan. Doch leider hatten sie schnell bemerkt, dass der Plan einfach nur scheiße war! Schon seit dreißig Minuten hatte er die Anderen nicht mehr gesehen, rannte wie ein Irrer durch die Stadt. Direkt hinter ihm mehrere Streifenwagen und ein Polizist zu Fuß, den er einfach nicht abhängen konnte. Zu allem Überfluss landete er auch noch in einer Sackgasse, drehte sich sofort um, doch da tauchte der Polizist auch schon vor ihm auf, der seinen Schritt verlangsamte und mit gehobener Waffe auf ihn zu kam. „Hände hoch.“ Hörte er die ihm vertraute Stimme. Sofort rutschte ihm sein Herz sonst wo hin. Yuu! Ob er ihn austricksen könnte, um hier weg zu kommen? Wahrscheinlich nicht, aber es war ein Versuch wert. Der Mann ihm gegenüber kam immer näher, Reita wich immer mehr zurück, bis die kalte Steinwand an seinem Rücken war. Die Kälte schien durch seine Jacke und sein Shirt zu kriechen, obwohl es nicht kalt draußen war, trotz der späten Uhrzeit. Der uniformierte Gesetzeshüter kam immer näher, ehe er vor ihm stehen blieb und ihn wütend ansah, ihn nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. „Bitte…“ Begann Reita leise, was Yuu nur dazu brachte, seine Waffe zu entsichern. „Hände hoch.“ Seine Stimme schien zu zittern und als Reita genauer hinsah, lag nicht nur Wut in dessen Blick. Da war noch etwas anderes. „Ich habe dir vertraut.“ Hörte er sein Gegenüber auf einmal sagen, wodurch Reita die Augen geschockt aufriss. Was hatte er da gerade gesagt? „Eigentlich dachte ich, dass ich mich nur vertan hatte.“ Kam es weiter von Yuu, der sich mittlerweile auf die Unterlippe biss und leicht zitterte. Er war schien hin und her gerissen zu sein und wusste wohl nicht, was er nun machen sollte. „Aber du bist es wirklich. Du bist Reita… nicht Akira.“ Er war sprachlos. Dabei lief es doch ganz gut zwischen ihnen und es schien, als würde mehr daraus werden, als nur ein flüchtiger Abschiedskuss. „Yuu, lass…“ Begann er, machte einen Schritt auf ihn zu, doch sofort zeigte der Lauf seiner Pistole in das Gesicht des Nasenbandträgers. „Keinen Schritt weiter!“ Zischte der Schwarzhaarige, doch Reita machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Dann noch einen. Und noch einen. Bis ein lauter Knall die stille der Nacht zerschnitt, als sich der Schuss gelöst hatte. Vor Schreck saß er senkrecht im Bett und sah sich um. Sein Puls musste mindestens 180 betragen, doch das war ihm gerade egal, denn viel wichtiger war die Tatsache, dass er in seinem Bett war. Er war zu Hause, in seinem Bett! Das war nur ein Traum. Seufzend vor Erleichterung ließ er sich wieder auf den Rücken fallen und starrte an die Decke, auch, wenn es zu dunkel war, um etwas zu erkennen. Es war nur ein Traum. Yuu hatte ihn nicht erkannt und auch nicht auf ihn geschossen. Das war nur ein blöder Traum, mehr nicht. Seufzend rieb er sich die Augen und stand auf. Er fischte im Dunklen nach seinem Handy auf dem Schreibtisch, nicht, ohne vorher mit dem Fuß gegen seinen Stuhl zu treten und leise zu fluchen. „Blödes Teil.“ Knurrte er und setzte sich mit dem Handy wieder auf sein Bett. 03:37 Uhr. Viel zu früh, um schon wach zu bleiben, aber so richtig schlafen konnte er auch nicht mehr. Ein weiteres Mal machte er das Display seines Mobiltelefons an. 03:38 Uhr. Doch da stand noch mehr: Yuu hatte geschrieben. Stimmt, nachdem er ihm gesagt hatte, dass er ihn um 18 Uhr abholen würde, hatte er nicht noch einmal nachgesehen, ob er geantwortet hatte. »Sehr gerne. Ich freu mich.« Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er war tatsächlich sogar froh, den Anderen gerade zu haben. Schließlich kam er so auch mal etwas raus und war unter anderen Menschen. Nichts gegen Kai, aber mal etwas mit anderen zu machen, konnte doch nie schaden, oder? Und so lange Yuu nicht herausfindet, wer er wirklich war, konnte nichts schief gehen. Er legte das Handy einfach auf den Boden und legte sich wieder hin, um zumindest noch etwas Schlaf zu bekommen, in der Hoffnung, die Bilder aus seinem Traum los zu werden und dieses Mal etwas Angenehmes zu träumen. Um kurz nach 10 Uhr wurde er erst wieder wach, machte nur langsam die Augen auf und rieb sich das Gesicht. Ohne nach zu sehen, wie spät es war, stand er einfach auf, denn er ging nicht davon aus, noch einmal einschlafen zu können. Da Kai scheinbar noch nicht wach war, lief er so leise wie möglich durch die Wohnung, ging erst einmal ins Badezimmer, bevor er sich in der Küche einen Kaffee machte und mit seiner Tasse am Tisch saß. Was könnte er denn alles machen, bis er los muss? Kaum, dass er sich diese Frage gestellt hatte, kam ein verschlafener Mitbewohner in die Küche getappst. Nur in Shorts, mit wirren Haaren und mit nicht ganz geöffneten Augen, kam er gähnend in das Zimmer, grüßte den Anderen nicht, sondern lief erst einmal zu ihrer Kaffeemaschine, um sich davon eine Tasse voll zu machen. Schlapp ließ er sich am Tisch nieder und nahm einen Schluck von dem koffeinhaltigen Heißgetränk, sah dann auf und musterte ihn. „Morgen.“ Brummte Kai verschlafen, was Reita zum Schmunzeln brachte. „Guten Morgen.“ Wenn man Kai morgens so sah, konnte man sich nicht wirklich vorstellen, dass der Andere auch mal wach wird. Doch das ließ meist nicht lange auf sich warten. Kaum hatte der Braunhaarige seinen Kaffee zur Hälfte getrunken, war er fitter als noch vor fünf Minuten. „Was steht heute an?“ Fragte er nun weitaus wacher. Reita sagte erst einmal nichts, sah Kai nur an, zuckte mit den Schultern und seufzte dann. „Um 18 Uhr bin ich verabredet.“ Nuschelte er gegen seine Tasse, ehe er an dem Kaffee nippte und vorsichtig zu Kai sah, der schon wieder ein breites Grinsen im Gesicht hatte. „Aha? Verabredet? Oder meintest du, dass du ein Date hast?“ Ja, vor ihm konnte er nichts geheim halten. „Dann habe ich eben ein Date. Was ändert das?“ Fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Das ändert ALLES!“ Mit einem einzigen Zug leerte er den Kaffee und sprang sofort auf, um im Badezimmer zu verschwinden. Wow, was war das denn jetzt auf einmal? Perplex sah er ihm nach, wusste nicht so wirklich, was jetzt Fase war, doch nach fünfzehn Minuten, in denen er seinen Kaffee geleert und sich im Zimmer wieder auf das Bett geworfen hatte, wusste er mehr: „Wir gehen shoppen!“ Oh Gott, bitte nicht! Warum denn shoppen? Keine Stunde später wurde er auch schon von Kai durch die Stadt gezogen. Der Braunhaarige war der Meinung, dass er für Yuu mal andere Klamotten kaufen sollte, wenn er nicht gerade ‚ich bin Reita‘ mit seinen Anziehsachen ausdrücken wollte. Und ständig das Gleiche konnte er auch nicht tragen. Also musste diese Tour wohl sein. Bisher hatten sie einen Laden hinter sich. Zu wenig, um schon jetzt genervt sein zu dürfen. „Guck mal hier!“ Und schon wurde er vom Braunhaarigen in den nächsten Laden gezogen. Eben dieser lief sofort durch die Gänge, zog dort ein Shirt raus, dann eine Hose, ein Gang weiter noch ein Oberteil. Irgendwann kam er zu Reita und drückte ihm alles, was er gefunden hatte, in die Hand und zeigte auf die Umkleide. „Los!“ Forderte er und schob ihn gleich in diese Richtung. „Sicher, dass du keine Frau bist?“ Stichelte er grinsend, musste aber trotzdem mit den Augen rollen. In der Kabine angekommen, zog er sich zu aller erst eine der Hosen an, die Kai ihm rausgesucht hatte. Natürlich die schwarze! Danach zog er ein blaues Oberteil an, doch irgendwie war ihm das zu langweilig. Und als hätte Kai das mitbekommen, stecke er den Kopf zu ihm rein. „Das Oberteil ist doof… aber die Hose sieht doch ganz gut aus, oder?“ Sie sah wirklich gut aus, aber sie war so ähnlich wie alles, was er zu Hause hatte: schwarz, saß locker, hatte nicht nur jeweils vorne und hinten zwei Taschen und sah eben… gut aus. Ohne zu warten, dass der Kopf des Anderen wieder verschwinden würde, zog er sich das Oberteil aus und danach ein rotes Shirt mit schwarzer Schrift wieder an. „Besser!“ Kam sofort der Kommentar vom Braunhaarigen und Reita nickte bestätigend. „Finde ich auch.“ So ging es weiter, bis er mit dem roten Shirt, der schwarzen Hose und noch einem grau-blauen Shirt in einer Tüte den Laden wieder hinter sich ließ. Doch schon drei Läden weiter blieb Reita stehen. „Kai guck mal. Die Jacke.“ Sie war dunkel grün, innen scheinbar schwarz und gefiel ihm sofort. Sein Mitbewohner nickte die Jacke ab, weswegen der Nasenbandträger diese sofort holte. Nachdem sie sich sicher waren, dass die neuen Anziehsachen erst einmal ausreichten, gingen sie noch etwas essen und schlenderten wieder nach Hause. Es war noch immer ein wenig Zeit, bis er los müsste, also warf er erst einmal seine neuen Klamotten auf das Bett und ging noch einmal Duschen. Noch während er unter der Dusche stand, hörte er ihre Klingel und war etwas verwundert. Wer kam schon bei ihnen vorbei, außer… Ruki und Ryo! So schnell er konnte, duschte er fertig, zog sich schnell eine frische Shorts an, die er aus dem Zimmer mitgenommen hatte und lief dann in die Küche. Und siehe da, es waren wirklich ihre zwei Kollegen, die eben ihre Wohnung betreten hatten. Anerkennend pfiff Ruki, als er den halb nackten Nasenbandträger sah und wippte grinsend mit den Augenbrauen. „Können wir es nicht etwas langsamer angehen lassen?“ Fragte der Kleinere lachend und drehte sich kopfschüttelnd wieder von ihm weg. Reita rollte nur grinsend mit den Augen, ging in sein Zimmer, um sich seine neue Hose und das neue rote Shirt an zu ziehen, ehe er wieder in die Küche ging. „Ich dachte, dass es so vielleicht etwas einfacher werden könnte.“ Hörte er Ryo nur sagen, setzte sich sofort mit einem fragenden Blick mit an den Tisch. Wahrscheinlich konnten sich die Anderen schon denken, was in seinem Kopf vor sich ging. „Ruki konnte nichts über Herrn Takeda finden. Nichts… außer der Tatsache, dass der Kerl der Direktor UND Dozent ist.“ Natürlich hatte sich Ryo bei diesen Neuigkeiten sofort drangesetzt, einen Plan aus zu tüfteln und kam auch auf eine Idee: „Mit Hilfe von Ruki können wir jemanden in der Datenbank als neuen Studenten anmelden.“ Verkündete Ryo weiterhin stolz und hatte die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden, denn bisher hatte er niemandem von seiner Idee erzählt. „Machbar.“ Pflichtete der Kleinste der Runde ihm bei und war gespannt, was er sich da Feines ausgedacht hatte. „Wir schleusen Kai als Studenten in die Uni, schicken ihn zu den Vorlesungen des Dozenten und setzen ihn so auf den Kerl an.“ Verblüfft sah der Braunhaarige zu seinem Sitznachbarn und war sprachlos. Er sollte sich als Student ausgeben? Er war zwar nicht auf den Kopf gefallen, doch jedem würde doch sofort auffallen, dass er von dem ganzen Zeug dort gar keine Ahnung hat. „Keine Sorge, Herr Takeda unterrichtet Mathematik. Sollte dir nicht schwer fallen. Aber vielleicht gibt er dir ja Nachhilfe. Dann kommst du besser an Informationen.“ „Schlau.“ Bemerkte der Nasenbandträger, nickte bestätigend und sah auf die Uhr, die über ihrer Türe hing. Er hatte noch knapp eine Stunde. Ein wenig Zeit hatte er also noch. „Wann soll es los gehen?“ Wollte der zukünftige Student nun wissen, sah zu Ruki und Ryo. Der Kleinere zuckte mit den Schultern, sah zum Schwarzhaarigen, der ebenfalls mit den Schultern zuckte. „Sobald Ruki dich eingetragen hat.“ „Das dauert fünf Minuten, wenn überhaupt.“ „Dann ab morgen!“ „Morgen?“ Das war wirklich ziemlich spontan. Wie soll sich der arme Kerl denn in der Nacht noch darauf vorbereiten? „Zeig mal mehr Einsatz!“ Stichelte Reita und grinste ihn an. Kai als Student… das könnte witzig werden. „Ist ja gut… also morgen.“ Seufzend ließ er etwas den Kopf hängen, denn, auch wenn er gerne bereit war, zu helfen, war das doch eine Art der Hilfe, auf die er keine Lust hatte. Doch er konnte sich auch schlecht da raushalten. Zufrieden stand Ryo auf, Ruki tat es ihm gleich und klemmte sich sein Notebook unter den Arm. „Ich schicke dir dann alle Einzelheiten, sobald du in der Datenbank bist.“ „Und geh früh ins Bett.“ Riet ihm Ryo noch, ehe sie den Weg selber aus der Wohnung fanden. „Ich mach mich fertig!“ Am besten wäre es, Kai jetzt erst einmal aus dem Weg zu gehen, weswegen er sich noch ein wenig die Haare machte, ehe er auch schon mit Handy und Portemonnaie zur Türe ging, wo er sich die neue Jacke und seine Schuhe anzog, ehe er sich den Schlüssel einsteckte. „Ich bin weg!“ Rief er gegen 17:30 Uhr durch die Wohnung und verschwand auch sogleich, wodurch er etwas zu früh bei Yuu vor der Türe stand. Ihm fiel auf, dass er nicht einmal seinen Nachnamen kannte, doch er hatte Glück, fand den Vornamen des Polizisten auf der Klingel. „Shiroyama.“ Lächelnd drückte er den kleinen runden Knopf und nur wenige Sekunden später hörte er das leise Summen, stämmte sich gegen die Türe und stand im Hausflur. Von den unteren Türen ging keine auf, also nahm er die Treppe nach oben, wo er schon im ersten Stock das Gesicht des Anderen ausmachte. „Tut mir leid, dass ich zu früh bin.“ Begrüßte er den Anderen mit einem Lächeln auf den Lippen. „Macht nichts.“ Erwiderte der Schwarzhaarige, lächelte ebenfalls und ging zur Seite, damit Reita rein gehen konnte. Er zog sich die Schuhe aus und sah sich schon jetzt ein wenig um. Auf den ersten Blick schien der Andere sehr ordentlich zu sein. „Ich muss nur noch mein Portemonnaie holen, dann können wir los.“ Ließ Yuu ihn wissen und ging auch gleich in ein anderes Zimmer. Reita sah ihm nach, blieb aber an Ort und Stelle, hoffte einfach mal, dass er bald schon eine Chance kriegt, um sich die Wohnung mal genauer an zu sehen. Wenige Augenblicke später liefen sie auch schon wieder nach draußen. „Was hast du denn geplant?“ Fragte Yuu den Anderen nun doch neugierig. „Willst du dich nicht überraschen lassen?“ Stellte er die Gegenfrage, lächelte ihn an und lief mit ihm die Straße entlang. „Da ich noch nicht so viel von dir kenne, dachte ich, dass wir zusammen etwas essen gehen.“ Beim Essen konnte man sich doch wunderbar unterhalten und etwas über den Anderen erfahren, oder nicht? „Eine gute Idee.“ Erleichtert über diese Antwort seufzte der Nasenbandträger und sah den Anderen an. Weit war es nicht bis zum Restaurant, das er ausgesucht hatte. So voll wie es dort war, war er froh, dass sie noch einen Tisch frei hatten. Sie setzten sich hin, bestellten schonmal etwas zu trinken, wenig später das Essen und mussten nun erst einmal warten. „Erzähl doch mal…“ Begann Reita und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. „Wieso arbeitest du bei der Polizei?“ Er sah, wie der Andere begann, zu überlegen, nach Worten zu suchen, ehe er den Blick erwiderte. „Es war ein Freund, der mich auf diese Idee gebracht hat und mir gezeigt hat, was es bedeutet, für andere Menschen da zu sein. Einen gewissen Sinn für Gerechtigkeit hatte ich schon immer, aber erst durch ihn habe ich herausgefunden, was ich daraus machen kann.“ Das war nicht ganz die Antwort, die er erwartet hatte, denn es zeigte ihm auch, dass er seinen Job auf eine gewisse Art zu lieben und zu leben scheint. Aber vielleicht irrte er sich auch. „Und was hast du gelernt?“ So richtig hatte er sich auf diese Frage noch immer nicht vorbereiten können, doch der heutige Tag hatte ihm eine gewisse Idee geliefert. „Ich habe Informatik studiert. Zumindest hatte ich es versucht.“ Begann er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Leider hat das nicht so gut funktioniert und ich habe angefangen, in einer Firma ohne Vorstudium oder Ausbildung in der IT zu arbeiten. Aber wie du schon weißt, habe ich zur Zeit keinen Job mehr.“ Hoffentlich kommen keine Fragen zu diesem Thema, denn er hatte auch eine Schwachstelle in seiner Lüge gefunden: er hatte keine Ahnung von IT. Gar keine Ahnung! „Ich habe von IT echt keine Ahnung. Mir hat mal ein Kollege bei der Arbeit versucht, etwas zu erklären und ich habe nicht ein Wort verstanden.“ Gestand der Polizist lachend und Reita war sich nun ziemlich sicher, dass der Andere ihm keine Fragen stellen wird. Zum Glück! Kurz darauf kam ihr Essen, dem sie sich erst einmal widmeten. Während dessen sprachen sie noch ein wenig miteinander, wobei Reita herausfand, das Yuu mit seinem eben erwähnten Freund zusammenarbeitet. Doch jegliche weitere Information war nicht so interessant. Kaum waren die Teller leer, nahm Yuu einen Schluck von seiner Cola und sah dann zufrieden zum Anderen. „Das war wirklich lecker. Da hattest du eine super Idee.“ Auch Reita lächelte zufrieden, war er sich bewusst, seinem Ziel näher zu kommen. „Freut mich.“ Erwiderte er und trank nun erst einmal sein Bier. Sie ließen sich nicht mehr viel Zeit nach dem Essen und verließen bald darauf auch schon das Restaurant, da der Andrang an Gästen einfach nicht nachlassen wollte. Es war ein schöner Abend, sternenklar und nicht zu kalt. „Wie kommst du denn über die Runden, wenn du keinen Job hast?“ Wollte der Polizist auf einmal wissen und das war eine Frage, an die Reita noch gar nicht gedacht hatte. Tja, wie kam er an sein Geld? „Ich habe einen Mitbewohner. Wir sind gut befreundet und er meinte, solange er selber singel ist, darf ich bleiben.“ Etwas Besseres ist ihm auf die Schnelle einfach nicht eingefallen, doch Yuu schien mit der Antwort klar zu kommen und es zu akzeptieren. Bei ihm vor dem Haus angekommen, standen sie sich wie beim letzten Mal gegenüber. „Wenn du… mal für eine Nacht dort weg musst, dann sag mir ruhig Bescheid.“ So ein Angebot hatte er wirklich nicht erwartet und war auch dementsprechend verblüfft. Es wird wohl noch viel einfacher werden, ihn um den Finger zu wickeln, als gedacht, doch darüber wollte er sich nun wirklich nicht beschweren. „Danke.“ Vielleicht sollte er sich dieses Angebot wirklich durch den Kopf gehen lassen. Doch erst einmal brauchte er einen klaren Kopf für seinen neuen Auftrag. Da musste Yuu warten. „Gute Nacht.“ Hauchte er ihm gegen die Lippen, kurz bevor er ihm wieder einen kleinen Abschiedskuss gab, ehe er ihm wieder versicherte, dass er sich melden wird und wartete dann, bis der Andere wieder in dem Haus verschwand. Er machte sich auf den Weg nach Hause und war ein wenig gespannt, ob Kai auch schon brav im Bett war, um an seinem ersten Tag an der Uni auch wirklich fit zu sein. Bei dem Gedanken schmunzelte er, denn er konnte sich Kai beim besten Willen nicht als Studenten vorstellen. Doch er war sich sicher, dass der Braunhaarige das schaffen wird. Kapitel 8: Student (Kai) ------------------------ Ruki hatte sich tatsächlich noch bei ihm gemeldet, um ihm zu versichern, dass er nun in der Datenbank der Uni zu finden war, unter dem Namen Masaru Watanabe. Einen dämlicheren Namen hätte er sich nicht aussuchen können, aber besser so, als seinen richtigen Namen! Um 6 Uhr hatte sein Wecker geklingelt, da schon um 8 Uhr die erste Vorlesung bei Herrn Takeda stattfindet. Müde und dementsprechend genervt stand er mit einem to go Kaffee vor dem Gebäude und sah sich etwas um. Er rückte seine Brille auf der Nase zurecht, konnte sich nicht an das Ding gewöhnen, da er Kontaktlinsen bevorzugt, doch er wollte kein Risiko eingehen und lieber ein wenig sein Aussehen verändern. Entweder, schien ihn wirklich keiner zu bemerken, oder alle Studenten waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie jemand Anderen überhaupt wahrnehmen können. Als sein Kaffee leer war, warf er den Becher in den ersten Mülleimer, den er finden konnte und lief langsam los. Da ihr kleiner Hacker so freundlich war, ihm noch einen genauen Plan des Gebäudes zu schicken, wusste er, wo er hin musste, wodurch er keine zehn Minuten später den Hörsaal betrat. Es war ganz schön voll, weswegen er sich einfach in der hintersten Reihe hinsetzte und sich umsah. Keinem schien aufzufallen, dass ein Neuling mit im Raum saß. Umso besser für ihn. So konnte er sich voll und ganz auf den Mann konzentrieren, der auf einmal vorne auftauchte. Herr Takeda war ein Mann über 40, mit leicht gräulichen Haaren und einem ernsten Blick. Er schien ein eher unangenehmer Zeitgenosse zu sein. Natürlich konnte Kai ihm nicht folgen, verstand kein Wort von dem, was der Mann der Gruppe von Studenten erklärte. Er lief vorne rum, kritzelte etwas ans Whiteboard vorne an der Wand, erklärte immer wieder die Vorgehensweise der Integralrechnung, wovon Kai wirklich kein einziges Wort kapierte. Einzig den Namen dieser Rechenart konnte er sich merken. Da schien er der Einzige zu sein, der wirklich auf dem Schlauch stand. Diese schleppende Vorlesung ging 90 Minuten und er hatte damit zu kämpfen, die Augen offen zu halten. Wie soll er denn die nächsten Tage überstehen, wenn schon der Erste so schrecklich langweilig war, dass er auf der Stelle mit dem Kopf auf den Tisch einschlafen könnte? Doch kaum, dass sich der Dozent von den Studenten verabschiedet hatte, war der Braunhaarige wieder hell wach und beobachtete, wie die Wissbegierigen ihre Sachen zusammenpackten und nach und nach den Hörsaal verließen, um zur nächsten Vorlesung zu gehen. Kai blieb an seinem Platz, sah nach vorne, wo Herr Takeda seine Sachen zusammensuchte, sie in seiner Tasche verschwinden ließ, ehe sein Blick über die Stuhlreihen glitt und an Kai hängen blieb. Dieser hatte das Gefühl, dass der Blick des Dozenten ihn durchbohrte wie ein Pfeil. Erst, als kein weiterer Student mehr da war, stand Kai von seinem Platz auf und lief langsam nach vorne. Er hatte das Gefühl, als wüsste Herr Takeda, dass Kai zum ersten Mal hier war, also musste er nun offensiv arbeiten, schließlich kommt ein Jäger immer zu seiner Beute. „Entschuldigen Sie, Herr Takeda?“ Fragte er vorsichtig und hatte sofort die Aufmerksamkeit seines Gegenübers, der ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte. „Sie sind neu hier, richtig?“ Sofort versteifte sich der Braunhaarige ein wenig, ehe er versuchte, sich wieder zu entspannen. Was soll denn schon passieren? „Richtig, mein Name ist Masaru Watanabe.“ Begann er mit einer Verbeugung, sah seinem Gegenüber danach direkt in die Augen. „Ich muss gestehen, dass ich ein wenig überfordert bin und wollte wissen, ob Sie ein paar Unterlagen für mich von den vorherigen Vorlesungen haben.“ Mit fragendem Blick sah ihn der Dozent an, zögerte etwas, bevor er bestätigend nickte. „Kommen sie übermorgen nach der Vorlesung noch einmal zu mir.“ Damit ließ er Kai einfach stehen, nahm sich seine Tasche und verschwand durch die Seitentüre aus dem Hörsaal. Kurz blieb Kai noch stehen, sah dem Mann nach, ehe auch er aus dem Raum verschwand. Da Herr Takeda ihr Ziel war, hielt ihn nichts mehr an der Uni, weswegen er kurz durch die Stadt schlenderte und auf den Zettel sah, den Ruki ihm zugeschickt hatte. Sein Stundenplan. Er würde sich auf die Vorlesungen ihrer Zielperson beschränken, also müsste er am nächsten Tag nicht zur Uni, sondern erst übermorgen gegen Nachmittag. Dann kann er wenigstens die nächsten Tage ausschlafen. Als er am besagten Tag aus der Dusche kam, hatte er tierisch schlechte Laune, denn er müsste gleich zur Uni, während seine drei liebsten Kollegen sich einen schönen restlichen Tag in der Stadt machen wollten. Sie waren so nett, ihn immer wieder zu fragen, wo er denn gleich noch hin müsste, während sie in der Stadt wären. Am liebsten hätte er den Dreien eine geknallt. Mit der Faust. Ins Gesicht. Doch die Rache wird kommen, wenn keiner von ihnen damit rechnen wird! Natürlich verlief die Vorlesung wie die Letzte. Er schlief beinahe ein, verstand kein einziges Wort und war dadurch nicht besser gelaunt als vor drei Stunden. Erst, als Herr Takeda die Vorlesung beendete, wurde er wieder richtig fit im Kopf und wartete wieder, bis alle Studenten weg waren. Während er wartete, sah er, wie der Dozent kurz den Hörsaal verließ. Doch keine zwei Minuten später, war er wieder da und packte seine Sachen in die Tasche. Der Braunhaarige stand auf und lief nach vorne, wo er sofort einen Stapel in die Hand gedrückt bekam. „Das sind alle Unterlagen meiner Vorlesungen aus diesem Semester.“ Erklärte der Mann ihm und sah ihm erneut in die Augen. Kai fühlte sich immer wieder unwohl, wenn er ihn so ansah. Als wüsste der Mann, was Kai vor hatte, warum er hier war und was ihn dadurch erwartet. „Danke.“ Sagte er und verbeugte sich respektvoll vor dem älteren Mann. „Prägen Sie sich die Unterlagen gut ein. Nächste Woche schreiben wir einen unangekündigten Test.“ Begann der Mann und lächelte auf einmal. „Wäre doch schade, wenn sie nach einer einzigen Woche schon wieder mit dem Studium aufhören müssten, nicht wahr?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er Kai, wie beim letzten Mal, einfach stehen. Kam es ihm nur so vor, oder schien der Kerl mehr zu wissen, als er durfte? Völlig verwirrt lief er aus dem Hörsaal und sah sich um. Es dämmerte bereits und es war kein Student mehr auf dem Gelände zu sehen. Wahrscheinlich war das die letzte Vorlesung für diesen Tag. Also konnte er auch versuchen, dem Mann zu folgen. Nachdem er den Papierstapel, den er von Herrn Takeda bekommen hatte, im nächstbesten Mülleimer geworfen hatte, hatte er sich hinter einer Treppe im obersten Stock versteckt und sah, wie der Dozent vor ihm in einen Raum rein ging, auf dem in großen Buchstaben ‘Hr. Takeda, Direktor‘ stand. Dann war das also sein Büro? Auf leisen Sohlen schlich er sich zu der Türe, sah sich immer mal wieder um, um sicher zu sein, dass ihn niemand sah und legte das Ohr an die Türe. „…nie gesehen.“ Hörte er die Wortfetzen des Mannes in dem Raum auf der anderen Seite der Türe und runzelte die Stirn. War noch jemand bei ihm? Doch es kam keine Antwort, er hörte lediglich den Direktor reden. „Ich bitte darum.“ Wovon sprach der Kerl da und mit wem? „Meldet euch, ich muss jetzt los.“ Sofort sprang Kai auf und lief in sein kleines Versteck zurück. Gerade rechtzeitig, denn der Dozent kam aus dem Raum, machte das Licht aus, schloss die Türe ab und lief dann nach unten zum Haupteingang. Fünf Minuten vergingen, in denen sich Kai nicht von der Stelle bewegte, ehe er sich auf den Weg machte. Nicht aus der Uni raus, sondern wieder zum Büro des Direktors. Die Türe war abgeschlossen, doch das war sein kleinstes Problem. Er war oft genug mit Reita in irgendwelchen Läden eingebrochen, um sich jetzt nicht von einer Holztüre aufhalten zu lassen. Und da die Schlösser nicht gerade die besten waren, dauerte es nicht lange, bis er im Büro stand und sich kurz etwas umsah. Sehr ordentlich, alles sortiert und sauber zusammengelegt. Er musste sich alles genau merken, damit nicht sofort auffiel, dass jemand in diesem Raum war. Leise ging er zum Schreibtisch, sah sich an, was dort lag, nahm sich den ersten Zettel, den er finden konnte. „Masaru Watanabe.“ Las er vor und er bekam auf einmal ein ganz komisches Gefühl. Er las weiter, was Herr Takeda von Hand auf den Zettel geschrieben hatte: >Erste Woche an einer Uni. Keine Mathematikkenntnisse. Sucht den Kontakt zum Dozenten. Fehlt in anderen Vorlesungen.< Scheinbar machte sich der Direktor über ihn Gedanken. Aber warum? Mit zuckenden Schultern legte er den Zettel zurück und sah sich wieder um. Er machte sich über diese stichwortartigen Informationen auf dem Zettel keine Sorgen. Wahrscheinlich war das ein Dozent, der sich wirklich um seine Studenten kümmern wollte, sie kennen wollte, um somit besser helfen zu können. Schließlich hatte er ihm auch mitgeteilt, dass sie nächste Woche einen Test schreiben würden, den er selber vor den Studenten nicht angekündigt hatte. Da er nach zehn Minuten keine brauchbare Information gefunden hatte, außer eine Visitenkarte mit dessen Adresse, zog er sich wieder zurück. Im Flur war das Licht bereits aus und er hatte schon ein wenig Panik, die Nacht nun in dem Gebäude verbringen zu müssen. Doch der Haupteingang war noch offen, durch den er das Haus verlassen und sich auf den Weg machen konnte. Ob die Anderen noch in der Stadt waren? Könnte er sich mit ihnen noch treffen und noch etwas trinken gehen? Er müsste erst nächste Woche wieder zur Uni, um den Mann weiter zu beobachten, denn bisher hatte er einfach nichts herausgefunden. Am besten wäre es, Ryo die Adresse zu verraten, damit dieser sich mal dort umsehen konnte. Die Uni war kein guter Ort, um den Mann zu beseitigen. Vielleicht wäre es in dessen privatem Umfeld besser. Es war schon dunkel, als er das Gelände hinter sich ließ und sich umsah. Er entschied sich dazu, erst einmal nach Hause zu gehen. Wenn er dann noch Lust hätte, durch die Stadt zu schlendern, könnte er sich ja immer noch bei einem der Anderen melden, sollten die noch unterwegs sein. Kurz sah er sich noch einmal zur Uni um, runzelte die Stirn, weil er dachte, etwas gesehen zu haben, aber es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Das war wahrscheinlich nur der leichte Wind, der irgendetwas in Bewegung versetzt hatte. Er hörte Sirenen in der Ferne, die Geräusche von fahrenden Autos in der Nähe und Musik die aus einer Wohnung nebenan schallte. Es war ein stink normaler Abend in der Hauptstadt. Kai entschied sich nach ein paar Metern dazu, doch lieber in die Stadt zu gehen. Er brauchte einfach etwas Action, nachdem die letzten Tage ätzend und langweilig waren. Als er wieder umdrehte, sah er, wie jemand zur Seite wich und aus seinem Blickfeld verschwand. Also hatte er sich das eben doch nicht eingebildet? Mit gerunzelter Stirn sah er in die Richtung, tastete seine Hose nach seinem Handy ab und drehte wieder um. Mal sehen, wer ihn da verfolgte. Da spielte er doch gerne mal mit. Also lief er doch wieder in Richtung ihrer Wohnung, sah unauffällig nach hinten, immer, wenn er um eine Ecke lief und war sich nun ziemlich sicher, dass er verfolgt wurde. „Hmm…“ Machte er leise. Er würde jetzt garantiert nicht nach Hause gehen. Also lief er an der Wohnung vorbei, um dann in Richtung Stadt zu laufen. Wenn er die Anderen findet, wäre er nicht mehr alleine und dann würde die Person hinter ihm wahrscheinlich aufgeben und einfach abhauen. So der Plan. Seltsamerweise musste er an Herrn Takeda denken, als er in seinem Büro alleine war und scheinbar mit jemanden telefoniert hatte. Die Worte hallten in seinem Kopf wider und nachdenklich legte er die Stirn in Falten. ‘Nie gesehen‘ hatte er gesagt und ‘meldet euch‘. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, doch diese Wortfetzen waren für ihn noch immer ziemlich belanglos, ohne Sinn, wenn er nicht wusste, wie dieses Gespräch anfing. Murrend schüttelte er leicht den Kopf. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken, beließ es einfach dabei und wollte gerade zurück auf die Hauptstraße gehen, als ein Ruck durch seinen Körper ging und er von einer Hand am Arm zurückgezogen und auf den Boden geworfen wurde. Verdammt, er war so in Gedanken, dass er nicht mitbekommen hatte, dass dieser Typ hinter ihm immer nähergekommen war. Als er nach oben sah, saß der Kerl schon auf ihm, kniete auf seinen Armen und hatte eine Hand an dessen Mund gedrückt. Er konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, sah nur dessen Augen, da der Rest von einem Bandana bedeckt war. „Was hast du vor, Junge?“ Knurrte ihn die tiefe, männliche Stimme entgegen, die ihm ein Schauer über den Rücken jagte. Doch er sah den Kerl nur böse an, konnte er durch die Hand an seinem Mund eh nicht viel sagen. Das brachte ihn zu der Schlussfolgerung, dass entweder jede seiner Fragen unbeantwortet bleiben soll, oder der Kerl einfach nur sau blöd war. Fürs erste tippte er auf Letzteres. Er schluckte, als er im Augenwinkel sah, dass noch jemand zu ihnen kam und hatte erst die Hoffnung, Hilfe zu bekommen, doch diese Hoffnung starb sofort, als er erkannte, dass auch die zweite Person ihr Gesicht hinter einem Bandana versteckte. Also waren zwei Männer hinter ihm her gewesen und er hatte nur einen mitbekommen? ‘Meldet euch, ich muss jetzt los‘ hallten die letzten Worte von Herrn Takeda durch seinen Kopf und mit weit aufgerissenen Augen sah er den Mann an, der jetzt noch dazu kam. „Nun guck doch nicht so, Junge.“ Hörte er den Kerl, der auf ihm saß, konnte heraushören, das er grinste. Der Andere reichte dem Unbekannten etwas und ohne reagieren zu können, fand Kai heraus, dass das Klebeband war, das ihm auf den Mund geklebt wurde, damit der Mann beide Hände frei hatte. Der Braunhaarige fragte sich gerade, warum ausgerechnet jetzt, in dieser sonst so belebten Stadt, niemand in dieser dämlichen Seitenstraße unterwegs war und sah, was hier los war. War das Glück ihm heute so fern? Hasste ihn sein Leben vielleicht? Doch so einfach wird er es ihnen nicht machen. Wütend funkelte er den Mann an, ehe er anfing, sich zu bewegen, zu versuchen, seine Arme zu befreien. Er musste nur einen kleinen Vorsprung kriegen, die Kerle kurz los werden, um Reita anzurufen, oder Ruki oder Ryo. Er war sich ziemlich sicher, dass die Kerle wegen Herrn Takeda nun hinter ihm her waren und er konnte sich gut vorstellen, wo das hinführen könnte. Er musste ganz schnell aus dieser Situation rauskommen. Er konnte den Kerl von sich werfen, rollte sich auf den Bauch und wollte gerade aufspringen um los zu rennen, als der Zweite ihn an der Hüfte festhielt und er unsanft auf dem Boden landete und mit dem Gesicht über den Boden schrappte. Seine Hände wurden auf seinem Rücken gekreuzt festgehalten und er spürte plötzlich das Gewicht des Anderen, der sich auf dessen Rücken kniete. „Du bist mutig, Junge. Oder dämlich.“ Knurrte es hinter ihm und er sah über die Schulter zu dem Mann auf. Er hörte ein Klicken, ein ihm bekanntes Geräusch. Doch dieses Mal war es nicht Reitas Waffe, die neben ihm entsichert wurde, sondern die des Unbekannten, der den Lauf der Waffe gegen seine Schläfe legte. „Unser Boss ist nicht so einfach auszutricksen. Doch leider wird dir diese Information da, wo du gleich hingehst, nichts bringen.“ Hörte er noch, ehe ein lauter Knall durch die Stadt hallte, Kai die Augen zusammenkniff und warme Tropfen auf seinem Gesicht spürte. Vorsichtig sah er auf, sah noch die vor Schock aufgerissenen Augen des Unbekannten, der ein neues Loch im Gesicht bekommen hatte, ehe er leblos von ihm fiel, gefolgt von einem weiteren Schuss und einem dumpfen Aufprall neben ihm. Das war dann wohl der Zweite. Schnelle Schritte kamen auf ihn zu, doch er war unfähig, sich zu bewegen, starrte auf den Toten neben sich, dessen Blut auf die Straße lief und alles rot färbte. Mit einem Ruck, der wesentlich sanfter war, als der, der ihn auf den Boden befördert hatte, wurde er von eben diesem hochgezogen und saß kurz darauf auf dem Boden, die Beine gerade von sich gestreckt und sah verwirrt in das Gesicht des Anderen, der vor ihm in die Hocke ging, ihn angrinste und durch seine Haare wuschelte. „Dich kann man echt nicht alleine lassen.“ Hörte er die Worte seines Mitbewohners, ehe er sah, dass auch die anderen Beiden da waren. Wo kamen die denn her? Die Antwort auf diese Frage war ihm vollkommen egal, wichtig war, dass sie da waren und sie ihm geholfen hatten. Scheinbar hasste ihn sein Leben heute doch nicht. „Wer waren diese Typen?“ Fragte der Kleinste der Runde, der mit seinem Fuß etwas gegen eine der Leichen trat, um die Person auf den Rücken zu drehen und das Bandana von dem Gesicht zu entfernen. Kai beobachtete, was Ruki da tat, zuckte aber nur mit den Schultern, zog sich das Klebeband vom Mund ab und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis über das Gesicht, da er das Blut des Fremden nur sehr ungern noch länger im Gesicht haben wollte. Unweigerlich zuckte er zusammen, da sein erneuter Bodenkontakt wohl eine Wunde nach sich gezogen hatte. „Die kamen von Herrn Takeda… der Kerl ist schlauer, als gedacht.“ Informierte er seine Kollegen und stand vom Boden auf. Sie sollten sich langsam aus dem Staub machen, bevor noch jemand sieht, was hier passiert ist. „Gut, das Ryo bei uns weiter trinken wollte.“ Drangen Reitas Worte in sein Ohr und sofort sah der Braunhaarige zu ihrem Partner, der bestätigend nickte. Zum Glück wollte Ryo weg! „Du hast mehr Glück, als Verstand!“ Entwich es Ruki grinsend, der Kai freundschaftlich gegen den Arm boxte. „Am besten sollte Reita immer seine Waffe mitnehmen.“ Sagte Ryo und sah zum Nasenbandträger, der mit den Augen rollte. „Das war Gewohnheit…“ Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn er sie nicht aus Gewohnheit einfach mitgenommen hätte! Doch nun war es umso besser, dass er die Waffe dabei hatte, denn sonst hätte er Kai wohl nicht mehr retten können. „Egal, ob Glück, Zufallen, oder was auch immer… Lasst uns abhauen!“ Murrte Kai und lief auch sofort los, wollte einfach nur nach Hause und am liebsten diesen Herrn Takeda eigenhändig erwürgen. Als er an den Kerl dachte, reichte er Ryo sofort die Karte, auf der dessen Adresse stand. „Ich wollte eigentlich, dass du den Kerl observierst, aber lieber wäre es mir, wenn wir ihn auf der Stelle erschießen.“ Am Morgen hatte er schon schlechte Laune, doch jetzt war es noch viel schlimmer. Er war unbeschreiblich sauer auf diesen Kerl! „Beruhig dich, Kai! Wir gehen nach Hause, du duscht dich erst einmal und trinkst dir ein Bier. Heute können wir eh nichts mehr machen.“ Erklärte sein Mitbewohner, legte einen Arm um seine Schulter und zog den Braunhaarigen an sich. „Wir haben alle getrunken. Das ist zu gefährlich, jetzt noch was zu starten.“ Bestätigte Ryo die Idee des Anderen. Nickend murrte der Braunhaarige und fügte sich der Tatsache, dass der Direktor wohl noch eine Nacht in diesem Leben hätte. Die gönnte er ihm einfach mal. Zu Hause ging er sofort duschen und saß noch eine Weile mit den Jungs in der Küche, trank Bier mit ihnen und sprachen über belanglose Dinge, denn wenn sie über den Auftrag reden würden, würde er wahrscheinlich vor Wut noch explodieren. Doch lange saßen sie nicht mehr zusammen, beendeten gegen 23 Uhr den Tag und als die Beiden weg waren, gingen Reita und Kai sofort ins Bett, denn feststand, dass sie fit sein mussten, wenn sie am nächsten Tag ihren Auftrag erledigen wollen. Kapitel 9: Masked ----------------- Am nächsten Abend saßen sie in der Küche am Tisch, gingen noch einmal die letzten Details durch, ehe sie in Ryos Wagen stiegen und sich auf den Weg zu Herrn Takeda machten. Reita hatte sich wie immer fertig gemacht, um nicht so auszusehen, wie im alltäglichen Leben, während Kai die Brille auf der Nase hatte. Hoffentlich funktioniert der Plan auch wirklich! Gegen 22 Uhr standen sie ein paar Meter entfernt vor dem Haus des Direktors. Wobei das Wort ‘Haus‘ ziemlich untertrieben war. Es war wohl mehr eine Villa, umgeben von einer Mauer, nur passierbar durch ein Stahltor. Da sie keine Kameras sehen konnten, stiegen Kai und Reita aus und liefen los. Am Tor angekommen, drückte Kai die Klingel, wartete auf ein Zeichen, dass nicht lange auf sich warten ließ. „Wer ist da?“ Kam die Stimme des Direktors durch die Anlage. Kai räusperte sich und versuchte, eine tiefere Stimme hinzukriegen. „Wir sinds Boss.“ Ein leises Lachen war zu hören, ehe das Tor aufging. Es hatte tatsächlich geklappt, der Kerl schien wirklich zu denken, dass diese zwei Typen, die sich um Kai kümmern sollten, gerade vor dem Tor standen. Sofort betraten sie das Grundstück, ehe das Tor hinter ihnen wieder ins Schloss fiel. Eingesperrt. Mit einer Kopfbewegung deutete Reita an, dass Kai weiter gehen sollte, während er sich erst einmal unsichtbar machen würde. Er sah dem Braunhaarigen nach, lief durch den Vorgarten auf das Haus zu und sah durch das erste Fenster hinein. Sofort konnte er den Mann entdecken, der durch den Raum lief, irgendwas in sein Telefon sprach, ehe er dieses weglegte und zur Türe ging, durch die er Kai rein ließ. Reita beobachtete die Szene in aller Ruhe, war verwundert, dass der Mann keine Miene verzog und den Braunhaarigen eher erfreut als überrascht ansah und ihn wirklich in sein Haus ließ. Da er nichts hören konnte, musste er sich auf das konzentrieren, was er sah. Doch es passierte nicht viel. Kai sprach lediglich mit dem Mann. Beide sahen ruhig und gelassen aus, dabei müsste Kai doch vor Wut in die Luft gehen und der Direktor mehr als unsicher sein. Kai hatte sich als einer der Männer ausgegeben, was bedeutet, dass Herr Takeda doch wissen musste, wie die Sache ungefähr ausgegangen sein musste, wenn der Braunhaarige nun lebendig vor ihm stand. Sein Mitbewohner schien auf einmal doch ein wenig aus der Haut zu fahren, meckerte den Mann scheinbar an, was diesen zum Lachen brachte, ehe Herr Takeda ausholte und dem Braunhaarigen eine verpasste. Sofort lief Reita zur Türe, die natürlich geschlossen war. So ein Mist! Er legte sich eine Hand ans Ohr und biss die Zähne zusammen. „Check die Eingangstüre, Ruki.“ Sagte er so leise wie möglich. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Kleinere endlich bei ihm meldete. „Gut gesichert, aber trotzdem offen! Kannst rein.“ Er zog seine Waffe, entsicherte sie und ging vorsichtig rein. Am besten wäre es, den Hausbesitzer in dem Glauben zu lassen, das er mit Kai alleine war. Somit hätte Reita bessere Chancen, den Kerl zu überraschen und einfach zu erschießen. Ein wenig merkwürdig fand er es schon, dass der Mann hier alleine wohnte. Wenn er schon zwei Typen auf Kai angesetzt hatte, warum hatte er dann kein Schutzpersonal zu Hause? Unwichtig! Das erleichterte ihm seine Arbeit. „REITA!“ Hörte er seinen Mitbewohner auf einmal schreien. Sofort zuckte er zusammen und ihm wurde übel. Er hätte mit Kai sofort in das Haus gehen und ihn das nicht alleine machen lassen sollen! Als er den Raum betrat, wo er die Zwei das letzte Mal gesehen hatte, war niemand da. Sie mussten wo anders sein. Jeder Raum in der untersten Etage war leer und er hörte ein Poltern aus einem der oberen Zimmer. Sofort stieg er die Treppe nach oben, leise und hellhörig. Oben angekommen, hörte er wieder ein Geräusch. Da nur bei einem Raum die Türe geschlossen war, lief er darauf zu, legte sein Ohr an die Türe und war sich sicher, dass Kai dort drin sein musste. Er hörte ein Husten, ein Lachen und etwas, das scheinbar gerade in diesem Moment kaputt ging. Mit der Waffe in der Hand, öffnete er die Türe. Zuerst sah er die offene Türe, direkt gegenüber von ihm. Ein Balkon! Wahrscheinlich wollte Kai so aus dem Haus verschwinden. Doch der Kerl war wohl schneller, als sein Mitbewohner und hatte ihn aufhalten können. Sein Blick glitt durch den Raum. Scherben lagen auf dem Boden. Wahrscheinlich war das mal eine Vase. Kai kniete neben einem Beistelltisch, auf dem sich bestimmt die Vase befunden hatte, hatte einen Arm um seinen Bauch gelegt und sah zu ihm zur Türe. Blut lief über sein Gesicht. Das musste durch den Schlag sein, den Herr Takeda ihm verpasst hatte, bevor er losgerannt war. Ihre Zielperson stand Kai gegenüber, hatte ein Messer in der Hand und sah wütend zur Türe. „Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Knurrte dieser und setzte schon an, auf Kai los zu gehen, doch ohne zu zögern, jagte Reita ihm eine Kugel in den Kopf. Herr Takeda ging zu Boden und lag nun direkt vor Kai. „An deinem Timing müssen wir noch arbeiten.“ Sagte Kai und stand vom Boden auf. Der Nasenbandträger ging sofort zu ihm, drehte dessen Gesicht zu sich und biss die Zähne zusammen. Sein Gegenüber zog den Kopf weg und grinste nur. „Das geht schon. Mach dir keinen Kopf.“ Bevor der Braunhaarige auch nur einen Schritt machen konnte, zog Reita seinen Arm weg und sah ihn an. Also hatte er richtig gedacht. „Sicher, dass das geht?“ Fragte er und deutete auf dessen Bauch. Scheinbar hatte Herr Takeda das Messer nicht nur in der Hand gehalten, sondern es auch genutzt. Das war nicht gut! „Komm!“ Er zog den Anderen sofort mit sich, raus aus dem Haus. Unterwegs gab er Ruki Bescheid, dass er das Tor öffnen muss, was schneller erledigt war, als er überhaupt „öffnen“ sagen konnte. Mit schnellen Schritten lief er mit Kai zum Auto, stieg mit ihm ein und Ryo fuhr sofort los. „Scheiße!“ Fluchte Kai, da es scheinbar weh tat. Ein Blick zu seinem Sitznachbarn verriet ihm, dass es auch ziemlich stark zu bluten schien. Ruki hatte sich zu ihnen umgedreht und starrte mit geschocktem Blick zu Kai. „Verdammt, was ist passiert?“ Natürlich bekam auch Ryo nun mit, was los war und biss sich auf die Lippe. „Ihr kommt mit zu mir.“ Und das war definitiv keine normale Aussage, sondern schon eher ein Befehl. Nach 30 Minuten lag Kai auf der Couch ihres Fahrers, hatte sich obenrum schon ausgezogen und keuchte leise vor Schmerz. Während Ruki und Reita mit einem Bier in der Hand in der Türe standen und zur Couch sahen, saß Ryo neben dem Verletzten und versuchte so gut es ging, die Wunde zu reinigen und zu verbinden. Kai hatte Glück im Unglück gehabt. Die Wunde war an seiner Seite und hatte keine Organe getroffen. Das müsste also ohne Komplikationen verheilen. Als Ryo von ihm abließ, setzten sich die anderen Beiden direkt auf die Couch. „Das nächste Mal, beeilst du dich!“ Knurrte Kai seinen Mitbewohner an. Reita grinste und trank einen Schluck von seinem Bier. „Das nächste Mal, wenn du schreist wie eine Frau, komme ich sofort angerannt!“ Antwortete er nur und ohne reagieren zu können, schlug ihm Kai die Faust gegen den Arm, was tatsächlich etwas weh tat, weswegen Reita sich den Arm rieb und etwas zurückwich. „Idiot!“ Knurrte der Braunhaarige nur und setzte sich vorsichtig auf. Ein leises Zischen war zu hören, doch kaum saß Kai, schnappte er sich sein Bier und gönnte sich einen großen Schluck. Solange das Bier noch passte, schien es dem Anderen den Umständen entsprechend gut zu gehen, also mussten sie sich wohl wirklich keine Sorgen machen. Ryo kam wieder zu ihnen zurück und wischte Kai mit einem Lappen erst einmal das Blut vom Gesicht, ehe er den Lappen einfach auf den Tisch warf und sich in seiner Couch nach hinten lehnte. „Am besten hältst du erstmal die Füße still.“ Schlug Ruki dem Braunhaarigen vor. Dieser nickte stumm und trank weiter sein Bier. „Dann machen wir zur Not eben zu dritt den nächsten Auftrag.“ Schlug Ryo direkt vor. Es sollte nicht so schwer sein, auch mal zu dritt etwas zu erledigen. Doch dafür mussten sie erst einmal warten, ob in der Zeit überhaupt eine neue Aufgabe reinkommt. „Ich werde dich morgen auch wieder aus der Datenbank der Uni werfen. Das brauchst du ja jetzt nicht mehr.“ Informierte Ruki den Verletzten mit einem Lächeln auf den Lippen. Wieder nickte der Andere und leerte mit einem Zug sein Bier und sah dann zu Reita. „Fahren wir?“ Wurde er gefragt und nickte sofort. „Ich fahre euch alle nach Hause.“ Als jeder sein Bier leer getrunken hatte, brachte Ryo sie nach Hause, wo Kai sofort in sein Zimmer ging und erst einmal dem Boss den Bericht schickte. Reita verschwand erst einmal im Badezimmer, ging duschen und zog sich etwas Bequemeres an, ehe er sich in sein Bett legte. Er war echt froh, dass das alles so gut ausgegangen ist. Es hätte auch richtig schief gehen können und ihm war klar, dass sie mehr Glück, als Verstand hatten. Nach einem kurzen Augenblick der Ruhe, holte er seine Waffe aus seiner Schublade und fügte eine neue Kerbe im Lauf hinzu. Danach legte er sie wieder weg und machte das Licht aus, da er von Kai nichts mehr hörte und legte sich schlafen. Seit vier Wochen musste Kai mittlerweile alleine zu Hause ausharren, während sie zu dritt einen Auftrag nach dem Anderen erledigen mussten. Es kamen einige mit dazu, wodurch tatsächlich schon elf Kerben den Lauf seiner Waffe zeichneten. Es waren mehrere Aufträge ohne Kai, aber auch nicht so komplizierte, wodurch das Ganze doch etwas einfacher und angenehmer war. In diesen vier Wochen ist neben der Arbeit nicht so viel passiert. Reita hatte sich noch dreimal mit Yuu getroffen, war mit ihm Billard spielen, noch ein weiteres Mal im Kino und am gestrigen Tag war er bei ihm zu Hause, wo sie zusammen ein paar Filme geguckt hatten. Es war weit nach 0 Uhr, als Reita erst nach Hause gegangen ist, wodurch er ziemlich müde am Küchentisch saß, nachdem Kai ihn schon ganz schön unsanft geweckt hatte. Der Boss hatte sich gemeldet und wollte, dass der Auftrag so schnell wie möglich erledigt wird. Dabei handelte es sich dieses Mal um den Vorstandvorsitzenden einer Bankfiliale. Er wollte sie alle bei dem Fall mit dabei haben, da der Boss davon ausging, das jeder von ihnen nötig war, um den Mann zu erledigen. „Ich habe übrigens noch was für dich. Also mach dich schon mal fertig und komm dann zu mir, wenn du fertig bist.“ Der Braunhaarige wollte wohl keine Zeit verlieren, also stand er grummelnd auf und ging ins Badezimmer, zog sich seine üblichen Klamotten an, die er bei den Aufträgen eben an hatte, machte sich die Haare, setzte die Kontaktlinsen ein, band sich sein Nasenband um und ging dann zu seinem Mitbewohner. „Fang.“ Hörte er, schnappte auch sofort nach dem kleinen Paket, das ihm der Andere zugeworfen hatte und öffnete es direkt mal. „Was soll denn das sein?“ Verwirrt holte er das… Teil aus dem Paket, sah es mit hochgezogener Augenbraue an, ehe er zu Kai sah, der nur grinste. „Da ich so viel Zeit hatte, die letzten Wochen, war ich oft am Notebook und habe das da entdeckt. Ich finde, das passt besser zu dir, als dieses Band.“ Mit diesen Worten stand sein Gegenüber auf und nahm ihm die Maske ab, zog ihm einfach das Band von der Nase und dafür die Maske auf. Kurz wurde er vom Braunhaarigen kritisch gemustert, ehe er zufrieden nickte. „Guck es dir an.“ Reita ging zum Spiegel am Schrank des Anderen und war verblüfft. Das war eindeutig besser, als das Band. Man sah weniger von seinem Gesicht und er fand es irgendwie cool. „Hat was.“ Gestand er und lächelte ihn an. „Super.“ Kai schnappte sich seine Sachen und klatschte in die Hände. „Dann los jetzt. Wir müssen zu Ruki. Der weiß schon Bescheid, wollte sich schon mal umsehen im System und uns alles zeigen.“ „Nicht so schnell!“ Jammerte Reita rum, da er kaum so flott war, wie Kai. Der Kerl war ihm zu energiegeladen, aber wer konnte es ihm verübeln? Schließlich musste der arme Kerl einen Monat lang die Füße still halten und musste mehr alleine zu Hause bleiben, als sonst immer. „Nichts da, komm jetzt.“ Sein Mitbewohner zog ihn einfach am Handgelenk hinter sich her. Er schien voller Elan zu sein und freute sich scheinbar regelrecht auf diesen Auftrag. „Die Zwei können wohl noch zwei Minuten warten.“ Murrte er nur und zog sich im Flur erst einmal die Schuhe an, dazu noch die Lederjacke und warf Kai dann den Autoschlüssel zu. „Du fährst.“ Er selber wollte gerade nicht fahren, sich lieber neben ihm hinsetzen und einfach aus dem Fenster gucken. Schnell holte er sich in seinem Zimmer noch seine Waffe, befestigte sie unter dem Shirt am Gürtel und schon konnte es los gehen. Ryo brauchten sie nicht einmal abholen, der wollte immer mit seinem eigenen Auto unterwegs sein. Also trafen sie sich alle zusammen bei Ruki zu Hause. Schnell wurde im Wohnzimmer ein kleines Lager aufgeschlagen mit zwei Notebooks, ein paar Energy Drinks und viel Papier. Da ihr Boss den Auftrag schnell erledigt haben wollte, musste jetzt alles genau geplant werden. Sie würden sich erst in Bewegung setzen, wenn alles geklärt ist! Ruki und Kai saßen auf der Couch, tippten auf den Notebooks rum, während Ryo und Reita auf der anderen Seite des Couchtisches auf dem Boden hockten und sich durch den Urwald von Unterlagen kämpften. „Ey Jim Carry…“ Der Angesprochene sah auf und musterte den Kleineren mit ernstem Blick. Er verstand, warum er so von Ruki angesprochen wurde, spielte besagter Schauspieler die Hauptrolle in dem Film ‘Die Maske‘. Dieser Wortwitz war doch mal mehr als nur unterirdisch! „Was willst du? Wissen, wo die anderen sechs Zwerge sind?“ Konterte er einfach genervt, doch leider war Ruki nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. „Danke, aber wo die sind weiß ich. Begraben im Garten.“ Der Kleinste der Runde war einfach immer so schlagfertig und wahrscheinlich wird er immer derjenige sein, der bei solchen Wortgefechten das letzte Wort hatte. „Gib mir mal bitte den Plan des Hauses und der Umgebung. Rechts neben dir!“ Reita fischte nach besagten Unterlagen und reichte dem Anderen diese und sah ihn dabei fragend an. Es verging immer mehr Zeit, sie verging schneller, als ihm lieb war und langsam wollte er zu einem Plan kommen! „Ich hab herausgefunden, dass die Filiale nur die untersten zwei Etagen einnimmt. Die oberen vier gehören dem Kerl selber. Herr Yoshihiro. 57 Jahre alt, stink reich und gut bewacht.“ Erklärte Ruki erst einmal und sah zu Ryo rüber. „Vor dir!“ Sagte er nur und streckte ihm die Hand entgegen, was Ryo sofort dazu brachte, die Unterlagen vor sich an den Anderen weiter zu reichen. „Sein System ist nicht so gut bewacht.“ Fuhr der Kleinere dann fort und sah die Anderen nach einander an. „Wenn ich mich nicht verzählt habe, stehen zwei Securities am Eingang unten, zwei oben am Aufzug, da es keine Treppe nach oben oder unten gibt und einer weicht nicht von der Seite des Mannes, außer er ist im Badezimmer oder im Schlafzimmer. Er hat weder Frau noch Kinder, also keine Schwachstellen auf den ersten Blick. Außer eben sein System…“ Ruki grinste wieder mal, denn er war sich sicher, dass das Ganze ohne Probleme funktionieren könnte. „Wie sieht dein Plan aus?“ Fragte Reita ihn, denn wenn er schon so grinste, musste sein Gehirn schon weiter sein, als das, was er erzählt hatte. „Ich habe Kai als einen Azubi eingeschleust.“ Begann er, wodurch der Braunhaarige direkt wieder mit den Augen rollte. „Willst du mich verarschen? Reicht dir ein Messer in meinem Bauch nicht?“ Fragte er verständlicher Weise etwas sauer. „Bleib ruhig. Herr Yoshihiro hat öfter Azubis bei sich. Meistens bleiben die nur eine Woche, um den Securities über die Schulter zu schauen. Als ich dich eingetragen habe, ging eine Mail raus und auch die Antwort kam prompt.“ Der Kleinere grinste noch immer, freute sich sogar merklich. „Er hat angefragt, ob du nachher schon vorbeikommen kannst. Er muss noch auf eine Privatparty und würde dir gerne die Arbeit seiner Männer bei solchen Veranstaltungen nahebringen.“ Deswegen grinste der Zwerg also die ganze Zeit. „Das ist wirklich einfach gewesen.“ Bestätigend nickte Ruki und sah dabei zu Reita. „Sobald Kai in der Filiale ist, ist er für einen kurzen Moment unbeobachtet. Er kann den Notausgang öffnen und du kannst zu ihm rein.“ Schöne Idee, aber: „Hattest du nicht gesagt, dass seine Bodyguards am Aufzug stehen? Wie soll Reita unbemerkt mit Kai nach oben gelangen, oder lebend da rauskommen? Sobald er entdeckt wird, ha…“ Ruki legte dem Anderen einfach die Hand auf den Mund, nachdem er sich zu ihm gebeugt hatte und grinste noch immer, dieses Mal aber diabolischer. „Ich löse einfach den Alarm aus. An jedem Fenster ist eine Sicherung eingebaut. Wird es auf unnormale Art und Weise geöffnet, geht man von einem Einbruch aus und schon geht der Alarm an.“ „Ach so.“ Entwich es Kai und nun grinste auch Reita, verschränkte die Arme vor der Brust. „Du willst die Typen weglocken!“ Entwich es dem Maskenträger erstaunt, ehe Ruki nickend die Bestätigung gab. „Die Außenfassade besteht eigentlich nur aus Glas. Ich werde gegenüber auf dem Dach des Hauses alles beobachten und mit euch Kontakt halten. Sobald alle Typen euch den Weg frei gemacht haben, schicke ich euch den Aufzug runter und fahre euch ungestört nach oben.“ Ein interessanter Plan, der wirklich funktionieren kann. Es durfte nur nichts schief gehen. „Und der Typ, der immer bei dem Filialleiter bleibt?“ Fragte Ryo noch immer ein wenig skeptisch. „Reita wird ihn schon erschießen können, mach dir da mal keinen Kopf.“ Antwortete Ruki und sah nun alle nach einander eindringlich an. „Noch Einwände?“ Wollte er wissen, bekam aber keine Antwort. „Dann los!“ War es nun Reita, der die Jungs dazu brachte, sich in Bewegung zu setzen. Bevor sie los fuhren, warf Ruki allen Papierkram in einen Mülleimer, ehe er ein Streichholz anzündete und dieses mit in die Tonne warf. Kurz warteten sie noch, um sicher zu sein, dass von dem Papier nichts übrig bleibt und die Wohnung nicht anbrennt, dann schnappten sie sich die Notebooks und stiegen bei Ryo in den Wagen ein. Ihr eigenes Auto ließen sie erst einmal stehen, würden es nach dem Auftrag abholen. Es dauerte etwas mehr als 30 Minuten, bis sie am Ort des Geschehens ankamen. Das ganze Gebäude war dunkel, kaum ein Licht im Inneren war zu sehen, außer in der obersten Etage. Ryo hielt einige Meter entfernt an. Zuerst stieg Ruki aus und lief zum Haus direkt gegenüber der Filiale und stieg über die Feuerleiter auf das Dach. Danach stieg Reita mit Kai aus. Der Braunhaarige machte sich auf den Weg zum Haupteingang, während sich Reita weiter hinten am Notausgang hinstellte, sich immer mal wieder umsah und nun nur noch darauf wartete, von Kai reingelassen zu werden. Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen. Sein Herz schlug ihm komischerweise kräftig gegen den Brustkorb und er bekam ein seltsames Gefühl. Doch davon wollte er sich nicht beirren lassen, atmete noch einmal tief durch, schloss erneut kurz die Augen und sah dann gebannt auf die Türe. Er wird keinen Fehler zulassen, Kai nicht noch einmal einer Gefahr aussetzen und alles daran setzen, diesen Auftrag so schnell und sauber zu erledigen, wie nur möglich! Dies sollte nicht die Nacht werden, in der wieder etwas schief geht! Kapitel 10: Bereavement ----------------------- Während Reita darauf wartete, von Kai reingelassen zu werden, bekam er von Ruki gesagt, dass er auf Position auf dem Dach gegenüber bereit war und sich sofort an den Rest seines Plans machte. Als die Klinke nach unten gedrückt wurde, drückte sich Reita erst einmal gegen die Wand und sah vorsichtig nach, ob es wirklich Kai war. Als er sich sicher war, lief er hinter ihm in das Gebäude und sah sich kurz um. „Wir sind drin!“ Sagte er leise, nachdem er seine Hand an sein Ohr gelegt hatte. Von Ruki war kurz darauf ein ‘okay‘ zu hören, ehe der Alarm auch schon los ging. Sie warteten, bis wirklich alle Securities im Aufzug verschwunden waren und nach oben fuhren. Erst dann kamen sie aus dem Schatten raus und warteten auf weitere Anweisungen von Ruki. Dieser holte ihnen den Aufzug wieder nach unten, in den sie sofort einstiegen und automatisch und ohne Umwege nach oben gefahren wurden. Während der Fahrt holte Reita seine Waffe hervor, holte das Magazin raus und biss kurz die Zähne zusammen. Nur noch vier Kugeln. Verdammt, er hatte nicht nachgesehen, ob er noch genug Munition hatte, bevor sie los sind. Egal, das wird schon reichen! Er musste später nur daran denken, sein Magazin später mit neuer Munition zu füllen. Ein ‘Pling‘ ertönte, als sie in der obersten Etage ankamen und sahen vorsichtig nach draußen. Es war wirklich niemand mehr zu sehen. Sehr gut. „Dann los.“ Sagte er zu Kai und deutete mit einer Kopfbewegung zur Türe, in der angeblich ihre Zielperson saß. „Bis später.“ Antwortete Kai und klopfte an die Türe. Er wurde hereingerufen und betrat auch sofort, ohne zu warten, den Raum, schloss direkt wieder die Türe hinter sich und ließ Reita alleine zurück. Dieser versteckte sich hinter einer ziemlich großen Blumenvase auf dem Gang, damit er nicht sofort gesehen wird, sollte jemand auf den Flur rausgehen. Während er sich hinter der Vase versteckte, entsicherte er seine Waffe und wartete nur auf den richtigen Augenblick. Als die Türe wieder aufging, sah er auf, sah zwei Männer in schwarzen Anzügen, ehe ein Mann mit einem blauen Anzug den Raum verließ. Direkt hinter ihm kam Kai, der sich kurz umsah. Reita legte die Stirn in Falten, als er den Blick des Anderen sah. Kai wirkte nicht gerade sehr erfreut. Ob seine erste Aufgabe in seiner neuen Ausbildung so schrecklich sein wird? Kurz schmunzelte Reita, doch dann sah er den Grund, den Kai zu diesem Blick veranlassen könnte: Da kam noch ein Mann in einem schwarzen Anzug aus dem Raum, der die Türe hinter sich zu zog. Vier Männer, und noch vier Schuss in der Waffe. Verdammt, also musste jeder Schuss sitzen! Aber da stimmte doch etwas nicht. Hatte er nicht angeblich immer nur einen Mann bei sich? Was machten dann die anderen Beiden noch bei ihm? „Du wartest hier.“ Hörte er die Stimme des Leiters der Filiale, der mit Kai und zwei seiner Männer in den Aufzug stieg. Erst, als dieser sich auf den Weg nach unten machte, zielte Reita und schoss dem ersten Mann in den Kopf. Sofort sprang er auf, durchsuchte den Kerl und war erfreut, eine Pistole zu finden. „Sehr gut.“ Hauchte er und legte sich wieder die Hand an sein Ohr. „Ruki! Ich brauche den Aufzug so schnell wie möglich wieder hier oben. Kai ist alleine auf den Weg nach unten!“ Informierte er den Kleineren. „Ist das dein Ernst? Warum!?“ „Können wir die Diskussion auf später verlegen? Mach einfach, was ich dir gesagt habe.“ „Ist ja gut!“ Kaum zeigte die Anzeige, dass der Aufzug unten war, kam er auch sofort wieder zu ihm nach oben. Sehr gut. Ruki war schneller, als gedacht. „Die sind unten stehen geblieben! Die haben bemerkt, dass der Aufzug wieder hochfährt. Pass bloß auf!“ Knurrte ihn Ruki auf einmal an. Im Aufzug drückte er sich flach an die Wand und kaum das unten die Türe wieder auf ging, schossen die ersten Kugeln durch die Luft und endeten in der Hinterwand des Aufzuges. Er zog die Waffe von dem Bodyguard und wartete noch einen kurzen Moment, hockte sich hin und sah unauffällig nach draußen. Er entdeckte Kai, der fernab des Geschehens in einer Ecke stand. Herr Yoshihiro war von seinen Männern umstellt, damit ihm nichts passieren konnte. Den ersten Beiden jagte er eine Kugel durch den Kopf und nutzte das Chaos, um aus dem Aufzug raus zu kommen. Es war zwar alles ein wenig anders geplant, aber so musste es nun einfach funktionieren. Ein Schuss war zu hören, doch Reita spürte keinen Schmerz und ging davon aus, dass er nicht erwischt wurde. Stattdessen schoss er noch auf die letzten Beiden und hatte nur noch den Chef vor sich stehen. Er zielte auf ihn, wollte schießen, doch die Munition war leer. Genervt warf er die Waffe weg, zog seine eigene wieder hervor, doch der Mann rannte aus dem Gebäude heraus. Reita sah ihn noch irgendwas an der Türe machen, ehe er weiterlief. Sofort rannte Reita zum Eingang, doch die Türe war verschlossen. „Wie nett von dem, dich hier zu lassen!“ Sagte er grinsend, als Kai neben ihm auftauchte. „Ruki, mach die Türe auf.“ Kurz musste er warten. „Erledigt. Und jetzt beeilt euch er ist…“ Ein lauter Knall drang in sein Ohr und er zuckte zusammen, ebenso auch Kai. Was war das? „Ruki?“ Doch es kam keine Antwort. Darum mussten sie sich später kümmern. Sie rannten nach draußen, gerade, als Herr Yoshihiro an ihnen vorbeifuhr. Keine zehn Sekunden später kam Ryo mit dem Auto zu ihnen. „Kommt schon!“ Schrie dieser sie an. Reita stieg vorne ein, Kai nahm hinten Platz und sofort fuhr Ryo hinter dem Wagen her. „Der Kerl ist nicht alleine da drin. Es saß einer am Steuer und ein weiterer Beifahrer war noch im Wagen.“ Informierte er Reita und Kai, während er die Verfolgung aufnahm. „Was ist mit Ruki?“ Keifte Kai ihnen von der Rückbank entgegen. „Ich wette, sein blöder Kopfhörer hat den Geist aufgegeben. Er wird schlau genug sein, sich unsichtbar zu machen.“ Antwortete Ryo sofort. Bis jetzt hatte es halbwegs gut funktioniert und Reita war sich sicher, dass die Bodyguards der Zielperson ihnen nicht gefährlich werden könnten, da sie ihn schon in der Eingangshalle nicht getroffen hatten. Dazu kam noch, dass die Idioten einfach drauf los geschossen hatten, kaum, das die Türe des Aufzugs auf ging. Dieses Personal war schlechter geschult als Reita. Und Reita hatte keine Schulung! „Meinst du, du triffst einen der Reifen?“ Riss der Fahrer ihn aus seinen Gedanken. Sofort sah der Maskenträger zu ihm, nickte zwar, aber er tat nichts. „Ich habe nur noch drei Kugeln. Und ich gehe davon aus, dass ich alle drei noch brauche.“ Er hörte ein Knurren, ehe Ryo stumm nickte und das Gaspedal noch kräftiger trat. Sie wurden schneller, kamen dem Fahrzeug mit Herrn Yoshihiro immer näher. Die Verfolgungsjagd zog sich durch die Hauptstadt, führte über die Autobahn und am Rande der Stadt wieder von dieser ab. „Wo will der hin?“ Drang Kais Stimme wieder zu ihnen nach vorne. Keiner von ihnen schien eine Antwort auf diese Frage zu haben. Die meisten Informationen für diesen Fall hatte dieses Mal tatsächlich Ruki und er hatte ihnen das Wichtigste mitgeteilt, um den Auftrag zu beenden. Das ihnen das jetzt zum Nachteil wurde, konnte ja keiner ahnen. „Der nervt mich!“ Fluchte Ryo auf einmal, wurde noch schneller, bis sie auf einmal auf der Gegenfahrbahn auf der gleichen Höhe waren, wie der Wagen der Zielperson. „Was wird das?“ Fragte Reita verwirrt und ein wenig ängstlich, denn er sah den Gegenverkehr auf sie zu fahren. „Ryo?“ Keifte er ihn an, bevor dieser das Lenkrad etwas zur Seite riss, den Wagen mit der Zielperson rammte und diesen somit von der Straße in den Graben drängte. Sofort setzte er das Auto quer vor das von Herrn Yoshihiro. „Viel Spaß.“ Sagte er zu Reita, der nun ausstieg und auf den Wagen zu ging. Sie waren noch immer in der Stadt, es waren noch ein paar Leute unterwegs. Jetzt musste es schnell gehen, also setzte er dazu an, zum Wagen zu rennen. Als die Securities ausstiegen, war es für ihn ein Leichtes, sie zu erschießen. Als diese beseitigt waren, rannte er zum Wagen, riss die hintere Türe auf und sah… nichts. Niemanden. Allerdings war die gegenüberliegende Türe offen. Also konnte der Kerl abhauen. „Scheiße…“ Fluchte er leise und sah sich um, konnte ihn aber in eine Seitenstraße hineinrennen sehen. „Ich renn ihm nach.“ Rief er den Jungs zu. „Haut ab!“ Fügte er noch hinzu und rannte sofort los. Er hatte nur noch einen Schuss übrig. Dieser musste sitzen. Eigentlich hatte er mit einem schnellen Auftrag gerechnet, glaubte an ein frühes Ende, wenn auch nicht ohne kleinere Komplikationen. Doch wenigstens war er fit genug, um dem Mann weiter hinterher rennen zu können. Dabei fiel ihm auf, dass Herr Yoshihiro in die gleiche Richtung rannte, in der er eben noch mit dem Auto hin wollte. Irgendwas musste also in dieser Richtung sein. Egal, was dort auf ihn warten würde, er musste verhindern, dass der Kerl es schaffte, dort anzukommen. Leider musste er zugeben, dass der Mann für sein Alter verdammt schnell unterwegs war. Hoffentlich würde ihm irgendwann die Puste ausgehen. Die Verfolgung führte ihn weiter aus den Wohngebieten raus. Die Häuser standen in immer größeren Abständen neben einander, die Grünflächen wurden immer mehr und er wusste einfach nicht, was es hier geben sollte, was dem Mann helfen könnte, außer vielleicht dessen Haus? Ein Rückzugsort? Aber hatte Ruki nicht gesagt, dass die obersten Etagen der Bankfiliale zu ihm gehörten? Für ihn stand fest, dass er dort wohnte. Vielleicht hatten sie falsch gedacht? Herr Yoshihiro rannte links weg, betrat ein leeres Grundstück, auf dem entweder mal ein Haus stand, oder bald eines gebaut wird. Ein paar Container standen auf dem Grundstück, mehr aber auch nicht. Und diese schien der Mann zum Schutz zu nutzen, versteckte sich hinter einem der Container, da Reita nicht sah, wie er das Grundstück wieder verließ. Er verlangsamte seine Schritte, lief weiter und sah sich um. „Wo bist du?“ Fragte er sich leise, lauschte der Umgebung, da er nicht sehr viel in dieser Dunkelheit sehen konnte. Als er einen Schuss hörte, duckte er sich automatisch, wurde aber nicht getroffen. Entweder war der Kerl genauso schlecht, wie seine Leute, oder er sah einfach nicht gut genug. Es war aber auch dunkel hier! Vorsichtig zog er seine Waffe, doch viel konnte er mit nur einem Schuss nicht ausrichten. Er musste den richtigen Moment abwarten. Mit langsamen Schritten ging er weiter vorwärts, zuckte bei einem weiteren Schuss erneut zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der der Schuss kam. Es war ein kleiner Container, der offen stand. Wahrscheinlich hatte sich der Mann dort drin versteckt. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, denn gerade kam es ihm irgendwie zu einfach vor. Trotzdem durfte er sich nicht zu sicher fühlen. Er wusste mittlerweile nur zu gut, wie schnell etwas schief gehen konnte. In der Dunkelheit vor ihm, sah er eine Bewegung und so bestätigte sich sein Verdacht, dass dort der Mann versuchte, sich zu verstecken. Sehr gut. Es löste sich ein erneuter Schuss, worauf der Maskenträger mit einem leisen Aufschrei nach hinten kippte und sich die rechte Schulter hielt. Keuchend drehte er sich auf die Seite, krümmte sich vor Schmerz und sah auf. Er sah die Zielperson auf sich zu kommen, mit langsamen Schritten und gesenkter Waffe. Ihm fiel auf, als der Mann näherkam, dass die Verfolgungsjagd wohl doch nicht spurlos an ihm vorbei ging. Herr Yoshihiro sah geschafft aus und dennoch froh, weil er davon ausging, gleich verschwinden zu können. „Wen haben wir denn da?“ Hörte er die Stimme seines Gegenübers, der vor ihm in die Hocke ging. „Du musst Reita sein. Der gefürchtete Mörder, der scheinbar mehr Glück als Verstand hat.“ Lachend packte er Reita am Kinn und drehte dessen Gesicht zu sich, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich hatte mehr erwartet. Schade, dass viele meiner Männer dran glauben mussten, aber nicht weiter tragisch. Es diente einem guten Zweck.“ Scheinbar hörte sich der Kerl gerne selber reden. „Tut mir leid, aber unsere Begegnung endet jetzt.“ Er sah im Augenwinkel, dass der Mann seine Waffe entsicherte. Sofort hob Reita seinen Arm und legte den Lauf seiner Waffe direkt an dessen Schläfe. „Da gebe ich ihnen Recht.“ Antwortete er und drückte den Abzug seiner Pistole. Keine zwei Sekunden später, sackte der Mann vor ihm in sich zusammen. Der Maskenträger setzte sich auf und rieb sich den Arm. Der Sturz auf den Boden war nicht gerade sanft, aber es hatte funktioniert und der Mann hatte wirklich geglaubt, ihn getroffen zu haben. Hätte er kontrolliert, ob Reita wirklich eine Wunde hatte, hätte er sich vielleicht retten können. Aber so konnte er dessen Dummheit für sich nutzen und ihn am Ende doch noch beseitigen. Er stand vom Boden auf, klopfte sich den Dreck von den Klamotten und sah sich um. Seine Orientierung war nicht die beste und somit wusste er tatsächlich nicht genau, wo er war. Er hob seine Hand ans Ohr und lief los. „Erledigt. Wo seid ihr?“ Fragte er nach und es dauerte eine Weile, bis er eine Antwort bekam: „Noch da, wo du abgehauen bist. Wir warten.“ Verblüfft war er ja schon, dass sie gewartet hatten. Hatte er ihnen nicht gesagt, dass sie abhauen sollten? Es war doch zu gefährlich, dort auf ihn zu warten. Doch anstatt sich jetzt zu viel Gedanken zu machen, beeilte er sich, um zurück zu den Anderen zu kommen. Und wieder rennen! Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er, völlig außer Atem, bei den Anderen an. „An deiner Ausdauer musst du scheinbar noch arbeiten.“ Stichelte Kai sofort grinsend, nachdem sich Reita schnaufend in den Wagen gesetzt hatte. „Du glaubst nicht, wie flott der Alte unterwegs war.“ Jetzt lehnte er sich erst einmal zurück und schnallte sich an. „Wir fahren jetzt erst einmal zu Filiale zurück und gucken, ob Ruki noch eingesammelt werden muss, oder schon nach Hause gelaufen ist.“ Gab Ryo den weiteren Verlauf an Reita weiter. Er nickte einfach nur und sah aus dem Fenster. Hätte er sein Magazin kontrolliert, hätte er wahrscheinlich gar nicht so lange hinter dem Mann herrennen müssen, sondern hätte ihn einfach von hinten erschießen können. Das wird ihm eine Lehre sein! Ab sofort würde er immer nachsehen, ob er noch genug Munition in der Waffe hatte. Zwar lud er sie immer wieder nach, doch dieses Mal hatte er es einfach vergessen. Dummheit muss eben einfach bestraft werden! „Scheinbar ist schon aufgefallen, dass etwas passiert ist.“ Durchdrang Kais Stimme irgendwann die Stille, die im Auto entstanden ist. Sofort sah Reita nach vorne. Ein einziger Streifenwagen stand vor der Filiale. Ein Polizist stand vor dem Eingang zum Gebäude, während ein weiterer Polizist gegenüber auf dem Gehweg stand. Als sie vorbeifuhren, sahen sie alle aus dem Fenster und ihnen entging nicht, was der Polizist auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt hatte. „Fahr weiter!“ Knurrte Reita, wollte sofort dort weg. Doch kaum waren sie weiter vom Tatort entfernt, fuhr er Ryo an, das Auto anzuhalten. Reita wartete nicht einmal, bis Ryo den Wagen vollständig zum Stehen gebracht hatte, sondern stieg einfach aus, während das Fahrzeug noch langsam am Straßenrand entlang rollte. „Rei…“ Hörte er Kai noch, doch dann lief er einfach in die Einfahrt zu einer Garage rein, hielt sich an der Hauswand neben sich fest und biss sich auf die Unterlippe. Er hörte Schritte hinter sich, sah sich um und erblickte seine Kollegen, die ihn traurig und auch wütend ansahen. „Beruhig dich…“ Sprach Ryo ihn mit zittriger Stimme an, doch wie sollte er sich jetzt beruhigen? Sofort packte er ihren Fahrer am Kragen und drückte ihn an die Hauswand. „Ich soll mich beruhigen?“ Fuhr er ihn an, während Kai ihn am Arm zog und versuchte, ihn von Ryo weg zu ziehen. Doch er dachte nicht im Traum daran, von ihm abzulassen. „Bitte, Rei! Beruhig dich doch!“ Versuchte der Braunhaarige weiter, auf ihn einzureden. „Beruhigen?“ Entwich es ihm und stieß Kai von sich, ließ von Ryo ab und sah seinen Mitbewohner nun wütend an. „Die haben Ruki erschossen und ich soll ruhig bleiben?“ Schrie er ihn fast schon an, vergaß völlig, dass sie noch auf offener Straße standen. „Hast du seine Leiche nicht dort liegen sehen? Wie soll ich mich da beruhigen? Soll ich so tun, als wäre nichts passiert?“ Ihm wurde klar, dass der Knall, den er gehört hatte, keine einfache Macke von Rukis In-ear Kopfhörer war, sondern ein Schuss. Sie konnten hören, wie er erschossen wurde. Und anstatt ihm zu helfen oder ihn zu rächen, haben sie sich keine Gedanken um ihn gemacht, sondern sind einfach von dort abgehauen um den Auftrag zu erledigen. Als Sirenen zu hören waren, wurde sich der Maskenträger wieder bewusst, wo sie genau waren. „Lasst uns verschwinden.“ Sagte er leise und lief mit ihnen wieder zum Auto. Sie sollten erst einmal verschwinden. Zu Hause konnte er sich auch noch aufregen. Ohne zu zögern, stiegen sie alle in das Auto und Ryo fuhr sie zu Ruki nach Hause, damit sie ihren Wagen noch holen konnten. „Und du kommst wirklich alleine klar?“ Kai machte sich sichtlich Sorgen um Ryo, doch dieser wollte lieber alleine sein und fuhr deswegen auch ziemlich schnell wieder los. Reita und Kai schwiegen sich während der Fahrt nach Hause nur an, keiner sagte einen Ton und auch zurück in ihrer Wohnung, war es nicht anders. Kai lief erst einmal in sein Zimmer, wahrscheinlich um dem Boss Bescheid zu geben. Reita ging wie immer in die Küche, holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und kam dann zu Kai ins Zimmer, reichte ihm eine Flasche und setzte sich dann auf den Boden vor dessen Bett. Stumm hob Kai die Flasche an, sah Reita kurz an, ehe er einen Schluck nahm und weiter tippte. Erst nach knapp fünf Minuten schob er das Notebook von sich und zog die Beine an sich, sah Reita in die Augen. Er erwiderte den Blick kurz, sah dann aber weg. „Wieso ist das passiert?“ Fragte er den Braunhaarigen leise und rieb sich die Augen. „Ich weiß es nicht.“ Hörte er die nicht wirklich zufriedenstellende Antwort seines Mitbewohners und trank ein paar großzügige Schlucke von seinem Bier. Sie saßen weitere Minuten einfach nur stumm einander gegenüber, bis die Flaschen leer waren und Reita direkt in dem Moment aufstand. „Bis morgen.“ Verabschiedete er sich noch von Kai und ging erst einmal ins Badezimmer, um zu duschen. Reglos stand er unter dem warmen Wasser, starrte einfach nur die Wand vor sich an und biss sich auf die Unterlippe. Sein Gehirn wollte einfach nicht wahr haben, was seine Augen gesehen hatten. Doch er war sich sicher, dass er Ruki gesehen hatte. Er konnte die Schusswunde sehen, das Blut auf dem Boden und dessen weit aufgerissenen Augen. Reita konnte die Tränen nicht zurückhalten, kniff die Augen zusammen und stützte sich an der Wand vor sich ab. Zwar rechnete er oft mit Schwierigkeiten, rechnete damit, dass er von seiner Zielperson angegriffen, verletzt oder gar getötet wurde. Aber doch nicht Ruki! Daran hatte er noch nie gedacht, wie denn auch? Er ging immer davon aus, dass Ruki und auch Ryo immer in Sicherheit waren und nur er und Kai einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind. Er schüttelte den Kopf, duschte zu Ende und stieg dann aus der Dusche, trocknete sich ab und lief mit dem Handtuch um seine Hüfte in sein Zimmer, wo er sich eine Shorts anzog und als erstes seine Pistole in die Hand nahm, der er eine neue Kerbe am Lauf hinzu fügte. Als nächstes füllte er das Magazin wieder auf und sah sich dann die Pistole stumm an, wiegte sie in seinen Händen hin und her, ehe er wieder nach seinem Messer griff und in den Griff der Pistole die erste Kerbe hinein ritzte. „Für Ruki.“ Hauchte er leise, legte das Messer und die Waffe weg, machte das Licht aus und legte sich schlafen. Kapitel 11: Revenge ------------------- Seit Rukis Tod sind drei Tage vergangen. Tage, an denen sie keinen weiteren Auftrag bekommen hatten. Ryo hatte sich bei ihnen gemeldet, um ihnen Bescheid zu geben, dass es ihm soweit gut ging und sie sich keine Sorgen machen mussten und, um sich zu versichern, dass es auch ihm und Kai gut ging. Er selber konnte es nur schwer verarbeiten, aber er konnte es nicht mehr rückgängig machen und versuchte, damit zu leben. Um Ablenkung zu bekommen, hatte er sich für den Abend mit Yuu verabredet. Es wird ihm bestimmt gut tun, bei ihm zu sein. Gerade, als er im Badezimmer fertig war und wieder rauskam, tauchte Kai vor ihm auf. „Kannst du mich zu Ryo fahren?“ Lächelnd nickte er, denn er konnte ihn verstehen. Wahrscheinlich wollte er einfach nicht alleine sein. Er wollte ihm gerade mit der Hand durch die Haare wuscheln, als sich der Braunhaarige auf einmal an ihn drückte. Davon ziemlich überrumpelt, musste er echt aufpassen, nicht nach hinten zu kippen. Egal, warum sein Mitbewohner das gerade tat, es tat gut und so legte er die Arme um ihn und zog ihn noch etwas an sich. „Ihr kommt ohne mich zurecht?“ Wollte er dann wissen, was Kai dazu brachte, von ihm abzulassen und mit einem leichten Lächeln zu ihm aufzusehen. „Ich denke schon.“ Nun wuschelte er ihm durch die Haare und löste sich von ihm, um sich eine Jacke und seine Schuhe anzuziehen. Kai tat es ihm gleich und zusammen verließen sie ihre Wohnung. Er setzte seinen Mitbewohner bei ihrem Kollegen ab und fuhr dann weiter zu Yuu. Sie hatten sich seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Umso erfreute war er, als er in die Augen des Anderen blickte, sein Lächeln sah und es ihm für diesen Moment wirklich besser ging. „Komm rein.“ Hörte er den Schwarzhaarigen und lief an ihm vorbei in die Wohnung. Sofort zog er sich die Schuhe und seine Jacke aus und sah wieder zum Polizisten. „Wie geht es dir?“ Fragte er Yuu, welcher die Türe gerade ins Schloss fallen ließ und sich zu ihm umdrehte. „Ganz gut, nur etwas müde.“ Ihn wunderte es nicht, dass Yuu müde war. Dessen Job war vielleicht nicht ganz so anstrengend wie seiner, oder so gefährlich, aber dadurch, dass Yuu jeden Tag arbeiten musste, war es bestimmt kräftezehrender als seine eigenen Aufträge. „Ich habe ein paar Knabbersachen da, Bier und einen Film.“ Begann sein Gegenüber auf einmal und zog ihn an der Hand mit sich ins Wohnzimmer, wo er sich mit ihm auf die Couch setzte. Mit ihm Filme zu gucken, war das Entspannendste, was er jemals gemacht hatte. Dabei konnte er einfach alles vergessen, was passiert ist, konnte abschalten und für diesen Abend ein stink normales Leben führen und einfach ein guter Freund eines Polizisten sein. Kaum das sie saßen, drückte Yuu ihm schon ein Bier in die Hand, dem er sich nur zu gerne widmete, während der Andere den Film startete. Schon jetzt ging es ihm besser, als noch vor zehn Minuten. Nach einer knappen halben Stunde lehnte sich der Schwarzhaarige an ihn. Das war neu! Kurz sah er zu ihm, doch Yuu starrte einfach auf den Fernseher. Stumm akzeptierte er, was gerade passierte, legte einen Arm um ihn und zog ihn noch näher an sich. Zwar fing das, was zwischen ihnen bisher war, damit an, dass Kai es ausnutzen wollte, einen Polizisten um den Finger zu wickeln, doch für Reita war es mittlerweile was anderes. Er war ihm wirklich ein Freund, ein guter Freund und er glaubte nicht daran, Yuu irgendwelche Informationen entlocken zu können. Da sich der Schwarzhaarige nicht mehr wirklich bewegte, außer durch seine ruhige Atmung, dachte er schon, dass der Polizist eingeschlafen ist. „Yuu?“ Fragte er leise. Sofort sah der Angesprochene zu ihm auf und musterte ihn mit fragendem Blick. Sofort musste er schmunzeln, da der Andere echt müde aussah. Bestimmt hatte er eben noch die Augen geschlossen gehabt. Reita beugte sich zu ihm nach unten und legte seine Lippen auf die des Anderen. Bisher hatten sie sich nur zum Abschied einen kurzen Kuss gegeben. Eigentlich hatte er bisher auch nie das Bedürfnis gehabt, ihn zu küssen, doch das war nun anders. Gerade wollte er es mehr als alles andere, wollte ihn küssen, statt diesen Film zu gucken. Und scheinbar wollte es der Schwarzhaarige ebenfalls, denn er erwiderte den Kuss und lehnte sich mehr an ihn. Der Film war vergessen, spielte sich nur noch im Hintergrund ab. Mit sanfter Gewalt drückte er Yuu nach unten auf die Couch, ohne den Kuss zu lösen, kniete sich zwischen dessen Beine und stützte sich mit den Händen neben dessen Kopf ab. Die Hände des Anderen hatten sich in sein Oberteil gekrallt. Er löste eine Hand des Anderen von seinem Oberteil, ehe er mit seiner eigenen unter dessen Shirt fuhr und über die Haut seines Oberkörpers strich. Seine Haut war unglaublich weich, das hatte er nicht erwartet. Als er über dessen Brust strich, vernahm er ein Keuchen und grinste leicht gegen die Lippen seines Gegenübers. Durch Luftmangel löste er sich von dessen Lippen und richtete sich etwas auf, sah den Anderen schweigend an. Ihre Blicke trafen sich, doch sie sagten kein Wort, sahen sich für einen kurzen Augenblick einfach nur an, bis Reita das Shirt von Yuu Stück für Stück nach oben schob, ehe er es ihm einfach auszog, es achtlos auf den Boden warf, bevor sein eigenes Oberteil folgte. „Akira, ich…“ Weiter kam der Schwarzhaarige nicht, da der Angesprochene seine Lippen wieder auf die des Anderen legte und ihn dieses Mal fordernder küsste als zuvor. Mit einer Hand strich er ihm wieder über den Oberkörper, seine Seite entlang nach unten, fuhr am Bund seiner Hose nach hinten zu seinem Rücken und zog dessen Unterleib zu seinem nach oben. Sein Keuchen vermischte sich mit dem des Polizisten und ein leichtes Zittern ging durch den Körper des Anderen. Als er dessen Hände an seinem Oberkörper spürte, wie sie versuchten, ihn sanft von sich zu drücken, löste er sich wieder von ihm und sah ihm fragend in die Augen. „Ich…“ Flüsterte sein Gegenüber, was Reita sofort zum Schmunzeln brachte. „Wenn du nicht willst, musst du es nur sagen.“ Trotz allem konnte er es nicht lassen, mit seiner Hand wieder über seinen Bauch zu streichen, langsam nach oben zu seiner Brust hinauf, während er ihm weiterhin tief in die Augen sah. Seufzend schloss sein Gegenüber die Augen. Wahrscheinlich wollte Yuu, traute sich nur einfach nicht. Am besten ließ er erst einmal von ihm ab. Wenn der Andere es wollte, könnte auch Yuu gerne den ersten Schritt machen. Gerade, als er sich wieder hinsetzen wollte, um auf den Fernseher zu gucken, hielt Yuu ihn am Handgelenk fest und sah ihn entschuldigend an. „Guck nicht so. Es ist alles okay.“ Versicherte er ihm, löste dessen Hand von seinem Handgelenk und hielt diese fest, verschränkte ihre Finger miteinander und sah ihm in die Augen. „Bleib hier.“ Verwirrt sah er den Schwarzhaarigen an, wusste nicht, was er meinte. „Ich hatte nicht vor, jetzt zu gehen.“ Antwortete er also, doch Yuu schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Nein. So meinte ich das nicht.“ Yuu setzte sich auf, saß ihm gegenüber und sah auf ihre Hände. „Bleib über Nacht.“ Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Bisher war er noch nie über Nacht dageblieben, ist immer nach Hause gefahren und jetzt sollte er zum ersten Mal bleiben? Kai würde ihm wahrscheinlich eine klatschen, weil er nicht sofort reagierte. „Gerne.“ Antwortete er also nach einem kurzen Moment und stand dann von der Couch auf. „Ich ruf nur eben meinen Mitbewohner an.“ Er könnte den Braunhaarigen jetzt nicht mehr bei Ryo abholen und mit ihm nach Hause fahren. Und bevor es noch Ärger gibt, wollte er ihm dann doch lieber Bescheid geben. Er lief zur Garderobe und holte sein Handy aus der Jackentasche, um Kai sofort anzurufen. Doch anstatt das dieser dran ging, meldete sich Ryo an der anderen Seite des Mobiltelefons. „Er schläft.“ Informierte er ihn und Reita konnte das Schmunzeln des Anderen sogar hören. „Ist gut. Ich bin die Nacht über woanders. Ich komm dann morgen vorbei und hol ihn ab.“ Nachdem das geklärt war, legte er auf, steckte sein Handy wieder ein und drehte sich um, wo er Yuu im Türrahmen stehen sah. Noch immer hatten sie beide ihre Oberteile nicht angezogen und er musste gestehen, dass der Polizist wirklich scharf aussah. Wie soll man da auch die Finger stillhalten können? „Ist es in Ordnung, wenn du hier bleibst?“ „Ist es.“ Reita ging auf ihn zu, zog ihn an sich und verschloss ihre Lippen wieder mit einander. Dieses Mal spürte er die Finger des Anderen auf seinem Oberkörper, wie sie sanft zu seinen Seiten und dann nach hinten an seinen Rücken fuhren. Er bekam eine leichte Gänsehaut, doch genau dann stoppte der Schwarzhaarige auch schon wieder. „Lass uns schlafen gehen.“ Reita nickte und wusste, dass das eine kleine Abfuhr war, denn er rechnete nicht damit, dass sein Gegenüber noch weiter gehen wollte. Am nächsten Tag war Reita schon früh zu Hause, da Yuu zur Arbeit musste. Er war mit ihm aufgestanden, sie hatten zusammen noch eine Kleinigkeit gefrühstückt, ehe er nach Hause gefahren ist, während der Andere zur Arbeit fuhr. Zwischen ihnen war am Abend nichts mehr passiert. Es war schwer für den Maskenträger, die Finger von Yuu zu lassen, doch er wollte sich nicht zu viel wagen, schließlich war Yuu noch immer ein Polizist und auch, wenn er ihm gegenüber eher wie ein zahmes Kätzchen wirkte, war er sich sicher, dass der Schwarzhaarige auch ganz anders sein konnte. Zu Hause ging er duschen, zog sich bequemere Sachen an und schrieb Ryo eine SMS, dass er ihm Bescheid geben sollte, wenn er Kai abholen könnte. Sie hatten alle Zeit der Welt, es eilte natürlich nicht. Sollte Kai mal schön bei Ryo bleiben und etwas auf andere Gedanken kommen. Dank Yuu konnte er selber auch mal einen Abend lang vergessen, was vor Tagen passiert ist. Und trotz der Tatsache, dass er alleine zu Hause war, machte ihn die Erinnerung daran nicht so fertig, wie noch vor 24 Stunden. Selbst, als er vor dem Fernseher saß und in den Nachrichten über den mysteriösen Tod eines Menschen berichtet wurde, fühlte er keine Trauer. Mittlerweile war es Wut. Er war wütend auf sich selber, dass er Ruki zurückgelassen hatte und ihm nicht helfen konnte, wütend auf die ihm unbekannte Person, die ihn erschossen hatte und wütend auf Ruki, weil er scheinbar nicht mitbekommen hatte, dass jemand auf diesem Dach aufgetaucht war. Dank der Nachrichten, wusste er mittlerweile auch, dass ihr Kollege auf dem Dach eine Kugel in den Kopf gejagt bekommen hatte, ehe er vom Dach fiel. Sie konnten nur hoffen, dass er von dem Sturz schon nichts mehr mitbekommen hatte. Als sein Telefon klingelte, musste er es erst einmal suchen. In seiner Jacke war es nicht mehr, also lief er durch die Wohnung, immer dem Geräusch nach, doch als er es in der Hand hatte, stoppte das Klingeln und grummelnd musste er erst einmal nachsehen, wer angerufen hatte. Es war sein Mitbewohner. Der war aber früh wieder wach. Ohne Zeit zu verschwenden, rief er ihn direkt zurück. „Na, Casanova?“ Hörte er die Stimme seines Mitbewohners und konnte ein leises Lachen im Hintergrund von Ryo hören. „Ja ja… was gibt’s?“ Mit einem Augenrollen lief er ins Wohnzimmer und machte den Fernseher aus. „Holst du mich ab?“ „Mach ich.“ „Gut, bis gleich.“ Kai hatte sofort aufgelegt, was ihn dazu veranlasste, sich umzuziehen und mit dem Wagen zu ihrem Kollegen zu fahren, um seinen Mitbewohner abzuholen. Man könnte denken, dass Kai ihren Kollegen schnell los werden wollte, denn kaum war er wach, wollte er abgeholt werden. Nach ein paar Minuten war er auch schon bei Ryo, um seinen Mitbewohner abzuholen. Die Beiden hatten es sich im Wohnzimmer bequem gemacht und hatten irgendeinen ihm unbekannten Film laufen, als er reinkam. „Wir wollten in die Stadt. Bis du dabei?“ Fragte ihn der Braunhaarige, kaum, das er da war. Hätte er ihm das nicht schon am Telefon sagen können? Dann wäre er zu Hause geblieben. „Wenn ich schon mal da bin…“ Da blieb ihm jetzt wohl nichts anderes übrig, als mitzugehen. Es verging nicht viel Zeit, ehe sie im Auto saßen und auf dem Weg in die Stadt waren. „Was wollt ihr denn in der Stadt?“ Reita brauchte eh nichts, war er doch vor gar nicht so langer Zeit mit Kai shoppen. „Einfach nur abschalten.“ Antwortete Ryo und tippte etwas auf seinem Handy herum, während Kai still auf dem Beifahrersitz saß und aus dem Fenster sah. Er wirkte ziemlich ruhig und der Schwarzhaarige sah ihm an, dass etwas nicht in Ordnung sein musste. „Wir könnten Eis essen gehen.“ Schlug Reita vor, denn ein Eis hebt doch bekanntlich die Laune, oder? „Das klingt gut!“ Ging Ryo sofort darauf ein, war von der Idee sichtlich begeistert und auch Kai sah nun zu ihm rüber und nickte lächelnd. „Bin dafür.“ Bestätigte er und Reita war erfreut, dass seine Idee funktionierte! Ohne Umwege fuhr er in die Stadt, stellte das Auto ab und ging mit ihnen gleich zur Eisdiele. Es war die Beste der Stadt, immer gut besucht und es gab dort einfach das beste Eis, dass er jemals gegessen hat. Während sich Ryo und Kai schon mal an einen Tisch setzten, ging er los, um ihr Eis zu bestellen. Es war noch relativ früh, wodurch es noch nicht ganz so voll war und er schnell das Eis bestellen konnte. Er setzte sich danach sofort bei den Anderen mit an den Tisch. „Das Eis kommt gleich.“ Informierte er die Beiden. Die Stimmung seiner Kollegen gefiel ihm nicht. Sie waren zu ruhig, ruhiger als sonst und gerade fiel es ihm richtig auf. „Okay…“ Begann er seufzend und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Was ist los?“ Irgendwas musste doch sein. Am Telefon wirkte Kai noch normal und auch gestern Abend klang Ryo so wie immer, doch kaum, dass er bei ihnen war, merkte er, dass etwas nicht stimmen konnte. Und als die Beiden ihn kurz ertappt ansahen, ehe sie seinem Blick auswichen, wusste er Bescheid, dass er Recht hatte. Es stimmte etwas ganz und gar nicht. „Es ist wegen Ruki.“ Murmelte Ryo in seinen imaginären Bart, während sich Kai auf die Lippe biss. Zwar hatte er es geahnt, dennoch war er etwas überrascht, dass es die Beiden so sehr mitnahm. Sie durften sich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen, sonst könnte man sie am Ende zu nichts mehr gebrauchen. „Ohne Ruki sind wir aufgeschmissen.“ Der Braunhaarige sah auf und schien auf einmal ziemlich ernst zu sein. „Zwar hatten wir bisher mehr Glück, als Verstand und Ruki konnte uns überall einschleusen, wo er wollte, doch wie sieht es ohne ihn aus?“ Stellte er ihm die Frage, an die er bisher noch nicht gedacht hatte. „Außerdem sind die Umstände sehr merkwürdig.“ Führte Ryo ihre Bedenken weiter fort. Scheinbar hatten sie sich am Abend ziemlich die Köpfe zerbrochen. „Ist dir eigentlich mal aufgefallen, unter welchen Umständen das passiert ist? Wie die Gegebenheiten vor Ort waren?“ Reita runzelte die Stirn, schüttelte stumm den Kopf, da er nicht wusste, worauf sie hinaus wollten. „Er hatte sich gegenüber auf dem Dach verschanzt, um einen besseren Blick für uns zu haben.“ Langsam begann sein Hirn zu arbeiten, doch es fehlten ein paar Puzzleteile, um das Rätsel aufzulösen, das sie ihm gerade gegeben hatten. „Die Männer von diesem Yoshihiro konnten es nicht gewesen sein. Erstens: Würden sie wirklich ihren Boss zurücklassen? Und Zweitens: Woher sollten sie wissen, dass einer von uns gegenüber auf dem Dach ist?“ Stumm und mit ernstem Blick sah Reita den Braunhaarigen an, ehe es ihm langsam dämmerte. „Es waren nicht seine Männer…“ Hauchte er leise und senkte nachdenklich den Blick. Deswegen waren sie so komisch drauf. Sie hatten sich wahrscheinlich die ganze Zeit die Köpfe darüber zerbrochen, wie es dazu kommen konnte. Er selber hatte nicht daran gedacht, dass da etwas faul sein könnte. „Wer?“ Wollte er wissen und sah beide nach einander an. Doch sie zuckten nur mit den Schultern. Kai wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als ihnen ihr Eis gebracht wurde. Mit einem gespielten Lächeln bedankten sie sich bei der jungen Dame, warteten, bis sie wieder weg war, ehe Kai weiter sprach: „Wir wissen es nicht. Wir können auch nicht davon ausgehen, dass wir richtig liegen. Vielleicht ist es auch nur ein dummer Zufall.“ Er nahm den Löffel in die Hand und begann langsam sein Eis in sich zu schieben. Reita tat es ihm still gleich, nur Ryo rührte die kalte Süßigkeit noch nicht an. „Es könnten irgendwelche Typen sein, deren Chef du umgebracht hast.“ Flüsterte er ihm leise zu, damit auch wirklich kein Anderer hörte, was er sagte. „Du meinst, dass da irgendwo jemand rumläuft, der sich an uns rächen will?“ „Gut möglich.“ Das wäre das Schlimmste, was ihnen gerade passieren konnte. Sie hatten schon Ruki verloren, ihre Gruppe war schon geschwächt. Nun mussten sie auch noch darauf achten, während eines Auftrages nicht selber ins Visier genommen zu werden. Sie kannten sich gut damit aus, wussten selber, wie einfach es ist, sich an jemanden ranzuschleichen, um ihn auszuschalten. „Wir sollten versuchen, an Informationen zu kommen. Alle übrig gebliebenen Mitarbeiter unserer Zielpersonen ausfindig machen, observieren und gegebenenfalls ausschalten. Dann können wir sicher sein, ob wir richtig liegen, oder nicht.“ „Puh… Rei, das ist verdammt viel Arbeit!“ Beschwerte sich Kai leise und sah ihn mit großen Augen an. „Ich weiß.“ Begann er und schob sich etwas von seinem Eis in den Mund, sah zu Ryo, der ihm stumm zunickte, ehe er zu Kai sah. „Wir haben viel Zeit, Kai. Mehr als genug.“ Solange sie nicht bei den nächsten Aufträgen nach und nach den Löffel abgeben, sollten sie eine reelle Chance haben, herauszufinden, wer Ruki auf dem Gewissen hat. Kai sah ihm in die Augen, wirkte ernst und nickte. „Dann lasst uns den Typen ausfindig machen und erledigen!“ Kapitel 12: Partner (Yuu) ------------------------- Seine heutige Schicht verlief wirklich ruhig. Er und sein Partner hatten von dem Mord erfahren. Ein junger Mann wurde tot vor einem Haus gefunden. Die Obduktion hatte mehrere gebrochene Knochen ergeben, doch die Todesuhrsache war ein Schuss in den Kopf. Ein glatter Durchschuss, was bedeutete, dass der Täter dem Opfer sehr nah gekommen war. Dieses Bild passte in das Schema, dass sie alle mit Reita in Verbindung setzten, weswegen auch der Mord an Ruki mit in seiner Akte landete. Doch bisher war keiner seiner Kollegen einen Schritt weiter gekommen. Niemand kam auch nur im Ansatz näher an den Mörder ran. Er war froh, dass ihre Fälle heute weitaus entspannter waren. Ein kleiner Ladendiebstahl, bei dem sie erfolgreich den Dieb geschnappt hatten, ehe sie sich auf die Lauer nach Temposündern gelegt hatten. Da gingen ihnen auch einige ins Netz. Doch viel mehr passierte in ihrer Schicht nicht. Auf der Dienststelle zog er sich gerade mit Sato um, welcher ihn musterte. Genau konnte er dessen Blick nicht definieren, weswegen er ihn irgendwann seufzend ansah, gerade nur seine Shorts an hatte und stoppte, sich weiter anzuziehen. „Du wirkst etwas abwesend heute. Ist alles in Ordnung?“ Fragte ihn sein bester Freund, der sich gerade in seine Jeans kämpfte. „Ich weiß nicht.“ Antwortete der Schwarzhaarige nur und zog sich nun auch weiter an. „Also ist tatsächlich etwas?“ Stumm nickte Yuu und strich sich sein Shirt glatt, setzte sich auf die Bank, um sich die Schuhe anzuziehen und zu zumachen. Akira hat die Nacht bei mir verbracht.“ Kam es leise von ihm, doch Sato verstand ihn genau, setzte sich neben ihn und sah ihn fragend und auch gespannt an. „Na erzähl schon!“ Er stieß ihm leicht mit dem Ellbogen in die Seite, was Yuu zum Lächeln brachte. „Wenn du jetzt denkst, interessante Informationen zu erhalten, muss ich dich enttäuschen. Es ist nichts passiert.“ Verblüfft stoppte Sato damit, sich seine Schuhe anzuziehen und hörte ihm nun mit voller Aufmerksamkeit zu. Yuu fragte sich gerade, warum er eigentlich angefangen hatte, ihm davon zu erzählen. Sein bester Freund wird jetzt garantiert nicht aufgeben, Informationen aus ihm heraus zu kriegen. „Wir haben uns geküsst.“ Begann er dann weiter von dem Abend zu berichten. „Und vielleicht auch ein kleines Bisschen mehr. Aber wie gesagt, lief da eigentlich nichts.“ „Warum? Wenn ihr euch schon küsst, warum nicht auch gleich mehr? Ich meine, ihr trefft euch ja mittlerweile schon etwas länger.“ Und genau da lag sein Problem. „Ich weiß. Aber ich konnte einfach nicht… Ich versteh das ja auch nicht. Er sieht gut aus, ist so unglaublich nett und ich…“ Er lehnte seinen Kopf seufzend nach hinten gegen den Spint und sah an die Decke. „Ich benehme mich in seiner Gegenwart wie ein verliebtes, kleines Schulmädchen. Das nervt sogar mich selber. Ich will nicht wissen, was er von mir denkt!“ Beschwerte er sich dann und stand wieder auf, zog sich nun seine Jacke an und schloss dann seinen Spint ab und sah zu seinem Partner, der immer noch nicht weiter war, als eben. Stattdessen grinste dieser ihn nur an, bevor er sich nun endlich mal fertig anzog. „Denk dran, dass deine letzte Beziehung länger her ist. Du bist nur etwas aus der Übung. Das kommt schon noch.“ Da war sich der Schwarzhaarige nicht so sicher, nickte aber einfach nur. „Welche Gefühle hast du für ihn? Willst du wirklich mehr?“ Der Angesprochene kaute sich etwas auf der Unterlippe rum und überlegte. „Ich weiß es nicht… irgendwie schon, aber…“ „Was aber? Wenn ja, dann los! Was stehst du noch hier rum?“ Scheinbar war es für Sato echt einfach. Für Yuu allerdings nicht. Was wäre, wenn Akira keine Beziehung will? Er würde sich doch vollkommen zum Deppen machen. „Jetzt grübel nicht so rum! Du bist Polizist, gehst jeden Tag zur Arbeit, in dem Wissen, dass es brenzlich werden kann, also wovor hast du Angst?“ Mittlerweile stand sein Kollege fertig angezogen vor ihm und hatte seine Tasche bereits geschultert und sah ihn abwartend an. Er atmete tief durch und nickte. „Du hast Recht!“ Er musste sich einfach mal etwas wagen, statt sich Gedanken zu machen, was passieren könnte. So war es bei der Arbeit doch auch. Zusammen verließen sie das Gebäude und verabschiedeten sich vor diesem von einander. Er brauchte etwas Zeit für sich, um über dessen Worte nachzudenken. Doch er ging nach der Arbeit nicht sofort nach Hause, sondern in die Stadt, lief einfach nur etwas umher, ohne ein genaues Ziel zu haben. Er kam an dem Café vorbei, wo er mit Akira saß, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er sah kurz hinein zu dem Tisch, an dem sie gesessen hatten. Jedes Mal, wenn er an den Anderen dachte, war es ein unbeschreibliches Gefühl. Es war angenehm, in ihm kribbelte es und er wusste genau, was das bedeutet. Doch war er wirklich bereit, Akira von seinen Gefühlen zu erzählen? Leicht schüttelte er den Kopf und lief weiter, lief nach Hause, wo er sich zu allererst unter die Dusche stellte. Seufzend ließ er das Wasser über seinen Körper laufen und starrte die Wand vor sich an. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte, wusste nicht, WIE er es machen sollte. „Werd erwachsen, Yuu!“ Ermahnte er sich selber und duschte schnell zu Ende. Als er wieder trocken war und saubere Klamotten an hatte, schickte er eine SMS an Akira. »Hättest du heute noch Zeit?« Wenn er sich das nicht langsam traut, wird er es nie machen, also Augen zu und durch! Während er auf eine Antwort wartete, setzte er sich auf die Couch und sah noch etwas fern. Der Abend mit Akira hatte ihm wirklich gefallen, es war schön, ihm näher zu sein und warum sollte der Andere nicht ähnlich denken? Schließlich hatte er damit angefangen. Es war nicht so einfach, positiv zu denken, wenn einfach keine Antwort kam. Mittlerweile lag er dösend auf der Couch, bekam nur am Rand mit, was im Fernseher lief, ehe sein Handy klingelte und zu leuchten begann. Sofort war er wieder hell wach und nahm das elektronische Gerät in die Hand, um nachzusehen, ob es wirklich Akira war, der ihm geschrieben hatte. »Na klar. Ist alles in Ordnung?« Sofort lächelte er wieder und freute sich über diese Antwort. Das lief doch bis jetzt ganz gut. Hoffentlich würde es später genau so gut laufen! »Alles gut. Magst du nachher vorbeikommen?« Natürlich war er nun auch ein wenig nervös, aber was sollte schief gehen? Er versuchte einfach, an Satos Worte zu denken, es positiv zu sehen und nicht zu vergessen, dass er ein Polizist war. Er hatte schon viele Situationen überstanden, warum sollte ihn die Sache mit Akira dann fertig machen, sollte es nicht so enden, wie er sich das erhoffte? Kurz sah er zum Fernseher, doch etwas Interessantes lief da nicht, also suchte er nach einem besseren Programm, was jedoch durch sein Handy kurze Zeit später wieder unterbrochen wurde. »Gib mir zwei Stunden« Mehr stand da nicht. Zwei Stunden! Und genau pünktlich klingelte Akira an seiner Türe. Sofort sprang er von der Couch auf und ließ ihn rein. Mittlerweile war es draußen fast komplett dunkel. Kaum trat der Andere in sein Blickfeld, musste er wieder lächeln. Sofort ging er zur Seite, ließ ihn rein, ehe er die Türe hinter ihm zu machte und sich sofort zu ihm umdrehte. „Hey, mein Hübscher.“ Hörte er den Anderen auf einmal. Dieser stand nah bei ihm, hatte die Arme um seine Taille gelegt und zog ihn an sich. „Hast du mich vermisst?“ Zwar mochte er ihn, mochte es, dass er immer offen zu ihm sprach, doch gerade gefiel es ihm gar nicht, denn Akira war einfach locker drauf, sprach aus, was er dachte, während er selber das nicht schaffte. „Ja, hab ich.“ Antwortete er und versuchte einfach mal, er selbst zu sein. Mit einem Lächeln auf den Lippen, drückte Akira sich an ihn, ehe er dessen Lippen auf seinen spürte. Sofort kribbelte wieder alles in ihm und er schloss genießend die Augen. Genau das war es, was er wollte und nun war er sich ganz sicher! Sanft schob er ihn von sich und sah ihm in die Augen. Jetzt, oder nie! Seine Hände ruhten an dessen Brust, während er ihm weiterhin in die Augen sah. „Akira…“ Begann er dann leise, lächelte ihn an und strich zart mit den Händen über seinen Oberkörper. Er sah die Verwirrung in seinem Blick. Natürlich konnte er nicht ahnen, was Yuu ihm sagen wollte. „Ich… mag dich wirklich sehr. Die Zeit mit dir ist schön und morgens neben dir aufzuwachen ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Jetzt wurde er doch wieder nervös. So ein Mist! Kurz schloss er die Augen, atmete tief ein und aus, um noch einmal Mut zu fassen. „Ich liebe dich.“ Es war mehr ein Hauchen, als wirklich deutliche Worte, doch er wusste, dass Akira ihn verstanden hatte, denn er sah sein sich verändernden Blick. Doch er wusste nicht, wie er seinen Blick deuten sollte. Für ihn dauerte es eine Ewigkeit, bis sich sein Gegenüber auch mal wieder regte, sich kurz räusperte, ihn jedoch noch immer so ansah, wie zuvor. Er hatte sich also doch zum Deppen gemacht. Das war alles Satos Schuld! Seufzend senkte er den Blick und wollte sich von Akira entfernen, als eben dieser ihn wieder an sich zog und erneut ihre Lippen mit einander vereinte. Hatte er sich vielleicht doch zu viele Gedanken gemacht? Das war doch eine gute Reaktion, oder etwa nicht? Genau so hatte er sich das vorgestellt. „Ich dich auch.“ Hörte er auf einmal leise die Stimme des Anderen, der sich zu ihm gebeugt hatte und ihm ins Ohr flüsterte. Zwar hatte er auf diese Antwort gehofft, doch so richtig glauben konnte er es gerade nicht. Sofort schob er ihn etwas von sich und sah ihn mit großen Augen an. „Nun guck doch nicht so. Freu dich lieber.“ Wieder lächelte der Andere, doch dieses Mal, brachte es auch Yuu zum Lächeln und er legte die Arme um seinen Nacken, beugte sich zu ihm vor und küsste ihn wieder. Genau das wollte er. So hatte er sich das vorgestellt! Umso mehr freute er sich nun auf den Abend mit ihm. Erst nach drei Tagen musste er wieder zur Arbeit. Ihre Schicht wurde wieder getauscht und nun war es schon Mittag, als er sich auf den Weg zu seinem Partner machte. Bisher hatte er sich nicht bei ihm gemeldet, wollte ihm persönlich sagen, dass er nun mit Akira zusammen war, auch, wenn noch nichts zwischen ihnen passiert ist. Noch nicht. Aber was nicht ist, kann noch werden. Als er bei seinem besten Freund ankam, dauerte es nicht lange, ehe er reingelassen wurde und freudig begrüßt wurde. „Fit für die Schicht?“ Wollte Sato sofort wissen und lief mit ihm ins Wohnzimmer. Ein paar Minuten hatten sie noch, bevor sie los müssten. „Ich bin fit. Aber wie sieht es bei dir aus?“ Lächelnd sah er seinen Kollegen an, der grinste und natürlich nickte. Er war einfach immer vor der Schicht fit, selbst morgens. „Du hättest dich ruhig mal melden können. Du glaubst nicht, wie langweilig mir die letzten Tage war.“ Scheinbar schmollte da nun jemand, doch das brachte Yuu nur zum Grinsen. „Du hättest dich ja melden können.“ Den Schuh konnte sich Sato schön selber anziehen! „Wenn du dich nicht meldest, hattest du bestimmt aller Hand zu tun, nicht wahr?“ Grinsend wippte sein Gegenüber mit den Augenbrauen und er glaubte gerade, sich verhört zu haben. „Sehr witzig.“ Das Grinsen von Sato wurde noch breiter, steckte sogar etwas an, wodurch auch Yuu nun etwas lächeln musste. „Wie lief es?“ Er konnte ihm einfach nichts verheimlichen. „Sehr gut.“ Sein Lächeln wurde breiter und er sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. Dieser sah ihn voller Erwartung an, wollte scheinbar noch mehr Details hören, was er ihm nicht verübeln konnte. Außerdem kannte er ihn zu gut und wusste eben, wie neugierig er war. „Wir sind zusammen.“ Verkündete er ihm dann und wurde auch schon in die Arme des Anderen gezogen. „Na also!“ Er wurde von ihm fest geknuddelt, dass er sogar kurz dachte, keine Luft mehr zu bekommen. „Freut mich für dich!“ Sato löste die Umarmung und sah auf die Uhr. „Schluss mit Lustig. Jetzt wird gearbeitet!“ Er klopfte ihm grinsend auf die Schulter und ging mit ihm wieder los. Leider mussten sie zur Arbeit. Yuu hätte gerne noch weiter mit ihm darüber gesprochen, wie es dazu kam, dass er und Akira nun tatsächlich zusammen kamen. Doch das musste nun erst einmal warten, denn sie mussten sich auf die Arbeit konzentrieren! Pünktlich standen sie fertig umgezogen im großen Büro, wo sich noch einmal alle trafen, bevor sich jeder einen Autoschlüssel schnappte und sich die Zweierteams nach und nach auf den Weg machten. „Was machen wir als erstes?“ Fragte Yuu seinen Kollegen voller Tatendrang. Sie entschieden sich, erst einmal auf Streife zu fahren. Ein wenig kontrollieren, wie es in der Stadt so aussieht, konnte nicht schaden. Kaum hatten sie die Tiefgarage verlassen und fuhren auf die Straße, fing Sato wieder mit seinen Fragen an: „Du und Akira also… so so. Hast du dich getraut, ihn zu fragen, oder hat er es übernommen?“ Natürlich grinste ihn sein Kollege an, doch das ignorierte er gekonnt und sah einfach aus dem Fenster. „Ich war es. Seine Antwort hat zwar etwas auf sich warten lassen, aber er hat geantwortet.“ Was sollte er schon dazu sagen? Sato musste nun auch nicht jedes kleine Detail erfahren. „Und was lief danach?“ Wieder grinste sein Kollege, wippte mit den Augenbrauen und sah ihn abwartend an. „Nichts.“ Antwortete der Schwarzhaarige einfach. Es war die Wahrheit, aber selbst wenn da noch mehr laufen würde, würde er es ihm erst einmal nicht sagen. Zwar merkte er, dass Sato doch verblüfft war, aber man konnte es doch auch mal ruhig angehen, oder etwa nicht? Zum Glück beließ sein bester Freund es nun dabei und ließ ihn mit dem Thema in Ruhe, damit sie sich auf die Schicht konzentrieren konnten. Solange es noch hell war, war es wirklich ruhig an diesem Tag. Es passierte kaum etwas, weswegen sie sich mal wieder in einer Nische versteckt hatten, um nach Temposündern Ausschau zu halten. Dieses Mal standen sie an einer Autobahn, doch selbst da, war es ziemlich ruhig. Diese Schicht war frustrierend, ziemlich langweilig und zog sich dadurch wie Kaugummi. „Da kommt was.“ Informierte Yuu seinen Kollegen, der gerade nicht wirklich bei der Sache war, sondern lieber an seinem Handy spielte. Doch kaum hatte er die Worte von ihm vernommen, warf er das Handy auf die Seite, startete den Motor und fuhr los, als Yuu ihm das Zeichen gab. 30 km/h zu schnell. Das sah doch gar nicht mal so schlecht für sie aus! „Den kriege ich!“ Sofort hing sich Sato an ihn dran, während Yuu alles soweit verstaute, was sie nun erst einmal nicht mehr brauchten. Es war nur leider nicht so einfach, an dem Fahrzeug dran zu bleiben. Der Wagen vor ihnen war wirklich schnell unterwegs. Außerdem konnte man nur zu gut erkennen, dass dieses Fahrzeug zur Rennszene gehörte. Ein Honda Civic, blau-grauer Lack, mit einigen folierten Schriftzügen an den Seiten und Unterbodenbeleuchtung. Das Aussehen war vom Vorteil, denn so konnten sie das Auto nicht aus den Augen verlieren. Die Verfolgung zog sich ein Stück über die Autobahn, ging irgendwann von dieser ab und führte durch die Stadt. Der Fahrer vor ihnen hatte eindeutig Erfahrung mit Straßenrennen, denn jedem anderen Auto wich er gekonnt aus, konnte seinen eigenen Wagen hervorragend um jede Ecke lenken, bis ihm irgendwann das Pech entgegenkam. „Vorsicht!“ Entwich es Yuu noch erschrocken, ehe das Auto vor ihnen auf der Gegenfahrbahn einen weiteren Verkehrsteilnehmer traf. Er schrappte an dem Wagen entlang, kam ins Schleudern und schien aufzugeben, denn das Auto blieb stehen. Sofort trat Sato auf die Bremse, machte den Streifenwagen aus und stieg sofort aus. So schnell, das Yuu nicht einmal reagieren konnte und eine gewisse Zeit brauchte, ehe er auch auf der Straße stand und hinter Sato herlief. Zwar schien es, als hätte ihr kleiner Temposünder aufgegeben, doch dem war nicht so. Er verließ sein Fahrzeug und drehte sich zu den Polizisten um. Sofort zog sein bester Freund seine Waffe, schrie dem Mann zu, die Hände zu heben, doch noch bevor er ihm zu nahe kommen und die Waffe heben konnte, fiel ein Schuss. Der unbekannte Raser hatte seine Waffe gezogen und sofort geschossen, als er seinen Kollegen sah. „Sato!“ Schrie Yuu nur, sah den Unbekannten davonrennen, sah zu seinem Partner, der auf der Straße lag und biss sich auf die Lippe. Verdammt, was sollte er jetzt machen? Dem Kerl hinterher? Das ging nicht! Wahrscheinlich würden viele Polizisten hoffen, dass es ihrem Kollegen gut ging und jetzt hinter dem Mann herrennen, doch nicht Yuu! Er rannte sofort zu seinem besten Freund, warf sich regelrecht neben ihm auf die Knie und starrte fassungslos auf ihn hinab. Sato hielt sich die linke Brust, er sah das Blut, dass seine Uniform immer mehr färbte und sah sein Gegenüber grinsen. Grinsen? „Das… hab ich nicht… erwartet.“ Hörte er ihn leise sagen. Unfassbar! „Sei still!“ Knurrte Yuu und zog dessen Hand weg. Der Kerl hatte genau die Brust getroffen. Er biss sich auf die Unterlippe, um bei klarem Verstand zu bleiben und jetzt nicht los zu heulen. Das könnte seinem besten Freund auch nicht helfen. Er nahm sich sein Funkgerät, berichtete der Zentrale sofort, was passiert ist, forderte einen Krankenwagen an, ehe er sich wieder um den Anderen kümmern konnte. Ohne noch lange zu überlegen, zog er sich sein Hemd der Uniform aus, war unglaublich froh, noch ein schwarzes Shirt drunter zu haben, ehe er das Hemd zusammenknüllte und seinem Partner auf die Brust drückte, um irgendwie die Blutung zu stoppen. Zwar spürte er die Hand seines besten Freundes an seinem Handgelenk, spürte ihn zudrücken, da er ihm wohl weh tat, doch es musste sein. Nur das fiel ihm gerade ein. „Du schaffst das!“ Sagte er ihm und sah ihm in die Augen. „Fühlt sich… nicht so an…“ Keuchte ihm sein Partner leise entgegen. Er konnte nur erahnen, wie es sich anfühlt, dennoch wollte er jetzt nicht aufgeben. Er drückte den Stoff weiter auf die Wunde, ließ nicht los und beobachtete den Anderen. „Hey! Bleib wach.“ Fuhr er ihn an, da er genau sehen konnte, dass der Andere langsam weg zu driften drohte. Mittlerweile hatten sich einige Passanten versammelt, sahen stumm und fassungslos zu, was Yuu tat, wie er mit Sato sprach und versuchte, ihm so gut es ging zu helfen. „Du wolltest den Kerl doch kriegen. Also mach jetzt keinen Mist, sonst wird das nichts!“ Ihm fiel einfach nichts mehr ein, wusste nicht, was er machen, oder sagen sollte. Doch das war ihm fast schon egal. Selbst, wenn er ihm nur Müll erzählen würde, könnte es dabei helfen, ihn wach zu halten. Er hörte schon die Sirenen, die näher kamen, sah im Augenwinkel, dass einige Leute sogar schon etwas Platz machten. „Du hast es gleich geschafft.“ Versicherte er ihm, sah Sato sogar lächeln, ehe er seine Augen schloss. Sofort sah er ihn geschockt an, nahm die Hände von dem Hemd weg und legte die Hände an dessen Gesicht, tätschelte mit einer Hand leicht seine Wange. „Du sollst wach bleiben, Sato!“ Doch von ihm kam keine Reaktion mehr, nichts. „Das ist nicht lustig!“ Versuchte er es weiter, klatschte ihm immer wieder die Hand gegen die Wange, doch alles brachte nichts. Als die Sanitäter ihn wegzogen, waren bereits ein paar Minuten vergangen. Stumm saß er auf der Straße, sah zu, wie sein Partner in den Krankenwagen gebracht wurde und bald darauf auch schon ins Krankenhaus gefahren wurde. Ein Sanitäter blieb bei Yuu zurück, hatten für ihn einen weiteren Krankenwagen gerufen, doch das bekam er nicht wirklich mit, nahm nicht viel von seiner Umgebung wahr. „Sato…“ Hauchte er leise und starrte auf seine Hände, an denen das Blut seines besten Freundes klebte. Kapitel 13: Increment --------------------- Die Nachrichten hatten von dem Vorfall berichtet, bei dem Yuus bester Freund angeschossen wurde, doch da Reita dessen Namen nicht kannte und von Yuu nicht die Rede war, nahmen sie diesen Vorfall zwar wahr, aber wirklich interessieren tat es sie nicht. Das seit diesem Abend bereits ein paar Tage vergangen sind und er von Yuu seitdem auch nichts mehr gehört hatte, brachte er nicht miteinander in Verbindung. Er sah da nichts Schlimmes dran und verbrachte die Zeit mit Kai und Ryo. Beide wussten, dass er mit dem Polizisten zusammen war. Kai hatte ihm einen schönen Klatscher in den Nacken gegeben, als er erfahren hatte, wie er bei Yuus Geständnis reagiert hatte. Ja, er hatte gezögert, wusste nicht mit der Situation umzugehen. Doch am Ende lief es doch gut. Er war mit dem Schwarzhaarigen zusammen, hatte ihn nun endlich komplett an der Angel und einen positiven Nebeneffekt hatte es auch. Dafür musste im Bett einfach nur mal mehr laufen, als nur schlafen! Gerade kamen sie aus einer Bar, in der sie nicht viel getrunken hatten, zumindest nicht genug, um vollkommen betrunken zu sein. Einfach nur gemütlich ein wenig etwas getrunken und gequatscht. Als er am Abend mit Kai nach Hause kam, ging er sich im Badezimmer sofort fertig machen, um danach müde ins Bett zu fallen. Gestern hatte Kai eine Nachricht von ihrem Boss erhalten, dass es bald für sie weitergehen würde, weswegen sie natürlich noch jeden weiteren Tag ausnutzten, die freie Zeit versuchten, zu genießen und alles zu machen, was sonst einfach nicht ging. Dazu gehörte auch, früher ins Bett zu gehen und länger zu schlafen. Doch bevor er die Augen zu machte, fischte er nach seinem Handy. 23:27 Uhr. Eigentlich noch gar nicht so spät, wenn man bedenkt, dass sie um diese Uhrzeit normalerweise ihren Aufträgen nachgingen. Doch merkwürdig war, dass Yuu ihn versucht hatte, sechs Mal anzurufen. Gut, dass er sein Handy vergessen hatte, sonst hätte er in der Bar keine Ruhe gehabt. Auch eine Nachricht hatte er ihm geschickt: »Akira, ich brauche dich.« Mehr nicht. Er war sich gerade nicht so wirklich sicher, was er jetzt machen sollte. Zwar verfolgte er einen gewissen, kleinen Plan, seitdem er Yuu getroffen hatte, aber er war ihm nicht vollkommen abgeneigt und machte sich deswegen schon einige Gedanken. Erst hörte er länger nichts von ihm und dann so etwas? Irgendwas stimmte nicht. Sofort stand er wieder von seinem Bett auf und zog sich etwas an. Mag sein, dass die Liebe nur einseitig war, aber irgendwie mochte er den Polizisten auch und er musste herausfinden, was los war. „Ich bin noch mal weg.“ Informierte er seinem Mitbewohner, der ihn nur anbrummte, da er schon mit geschlossenen Augen im Bett lag und versuchte, zu schlafen. Ohne sich viel Zeit zu lassen, verließ er das Haus und rannte sofort los zu Yuu. Als er vor dessen Haus angekommen war, zog er sein Handy aus der Jackentasche und sah nach, ob er noch eine Nachricht bekommen hatte. Jedoch war keine Neue vorhanden. Nur die alte Nachricht, die er vor knapp 45 Minuten erhalten hatte. Er steckte das Handy wieder in seine Hosentasche und klingelte bald darauf schon bei dem Anderen an. Es tat sich nichts. Die Türe blieb ihm verschlossen. Seine Stirn legte sich in Falten, wieder betätigte er die Klingeln, immer wieder, gab nicht klein bei, bis endlich die Türe aufging. Erleichtert atmete er aus und stieg sofort die Treppen nach oben, wo er Yuu in der Türe stehen sah. Sofort sah er, dass etwas nicht stimmte. Hatte er geweint? Ohne ein einziges Wort der Begrüßung, schob er ihn in seine Wohnung, stieß die Türe mit dem Fuß zu und legte die Hände an sein Gesicht und sah ihm in die Augen. „Was ist los?“ Fragte er ihn mit ruhiger, sanfter Stimme und sah, wie sich die Augen des Anderen mit Tränen füllten. Scheiße, was war nur mit ihm los? Das hatte er noch nie bei ihm gesehen, nicht einmal ein bisschen Trauer. Der Schwarzhaarige war doch sonst immer so aufgeweckt. Statt eine Antwort zu bekommen, drückte sich Yuu in seine Arme und krallte seine Hände in seine Jacke. Wahrscheinlich würde er jetzt eh kein Wort aus ihm rauskriegen, weswegen er einfach seine Arme um ihn legte und ihn an sich zog. Einige Minuten vergingen, bis sich Yuu endlich von ihm löste, sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und ihn ansah. Sein Gegenüber fuhr sich durch die Haare und seufzte. „Was ist passiert, Yuu?“ Versuchte er es nun erneut. Wenn er ihm schon das Shirt und die Jacke voll heulte, sollte er auch wissen, warum. „Mein bester Freund… also mein Schichtpartner bei der Arbeit…“ Begann er leise und man sah ihm an, dass er nun versuchte, nicht wieder in Tränen auszubrechen. „Es kam auch in den Nachrichten…“ Ob er von dem Vorfall sprach, den er mit Kai und Ryo in den Nachrichten gesehen hatte? „Wir haben einen Raser verfolgt und als Sato ihn festnehmen wollte, hat der Mann auf ihn geschossen.“ Ja, das hatte er mitbekommen. Also war der Polizist sein bester Freund? Das wusste er noch gar nicht. „Die OP hat Stunden gedauert und seitdem wacht er einfach nicht auf.“ Nun verstand er, was los war. Er selber würde genauso reagieren, sollten Ryo oder Kai in diese Situation geraten. Als Ruki umgebracht wurde, hatte es ihn ebenso runtergezogen. Sanft zog er ihn wieder an sich, drückte ihn und strich ihm über den Rücken. „Das wird schon wieder.“ Versuchte er, ihm gut zuzureden. Er wusste aber auch, dass das einfach gesagt war, doch wirklich positiv zu denken, war nicht so einfach. „Die Kugel hat sein Herz knapp verfehlt… warum wird er dann nicht wach?“ Warum fragte er ihn sowas? Als ob er davon Ahnung hatte! „Ich weiß es nicht.“ Er kraulte ihm im Nacken, hauchte ihm einen Kuss auf den Haarschopf und drückte ihn etwas von sich, um ihm in die Augen sehen zu können. „Soll ich bleiben?“ Fragte er ihn und bekam ein stummes Nicken als Antwort. „Dann komm.“ Er zog ihn mit sich, versuchte nun, ihn dazu zu überreden, schlafen zu gehen. Schon zu Hause wollte er nur schlafen, vielleicht würde Yuu ja mitziehen und sich nun mit ihm ins Bett legen. Wahrscheinlich hatte der Andere die letzten Tage gar nicht viel Schlaf bekommen. Da wäre es gar nicht mal so blöd, ihn jetzt ins Bett zu kriegen. Zum Schlafen! Und tatsächlich ließ sich Yuu dazu ziemlich einfach überreden und wenig später lag er mit ihm im Bett, hatte ihn an sich gezogen und strich ihm über den Arm. Scheinbar war der Polizist so fertig, dass er ziemlich schnell einschlief. Diese Situation gefiel ihm nicht. Wenn er bald wieder Aufträge bekommt, würde er nicht viel Zeit für Yuu haben. Doch der Andere brauchte ihn. Wie sollte er das denn bitte unter einen Hut bekommen? Er zerbrach sich noch ein wenig länger darüber den Kopf, bis auch er endlich mal einschlief. Als er am nächsten Tag wach wurde, lag Yuu immer noch bei ihm im Bett. Besser gesagt: Er lag halb AUF ihm! Das störte ihn überhaupt nicht. Wer weiß schon, wann Yuu das letzte Mal wirklich gut durchgeschlafen hatte. Da gönnte er ihm das. Doch er selber konnte nicht mehr liegen und da er nicht zum ersten Mal bei ihm geschlafen hatte, kannte er sich ja auch gut in der Wohnung aus, weswegen er ihn nun vorsichtig von sich schob und schon mal aufstand. Nachdem er sich im Bad etwas frisch gemacht hatte, machte er noch Kaffee und saß mit seinem Handy nun in der Küche, trank sein koffeinhaltiges Heißgetränk und spielte mal wieder Candy Crush. Er hatte zwei Tassen Kaffee intus und einige Level durchgespielt, ehe er den Polizisten ins Badezimmer gehen hörte. Endlich! Langsam wurde ihm langweilig. Weitere 10 Minuten später kam Yuu auch schon in die Küche, murmelte ein verschlafenes ‘morgen‘ und nahm sich einen Kaffee, mit dem er sich zu Reita an den Tisch setzte. „Gut geschlafen?“ Fragte er den Polizisten, der gerade einen Schluck nahm und stumm nickte. So richtig wach schien er noch nicht zu sein. „Ich habe das Gefühl, immer noch müde zu sein.“ Kam nach einem kleinen Augenblick auch mal die Antwort, wodurch Reita schmunzeln musste. „Dann leg dich doch wieder hin.“ Schlug er ihm vor, doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Ich wollte gleich wieder zu Sato. Heute Abend kann ich wieder schlafen.“ Kurz war er stutzig. Er wollte den Tag über bei seinem Kollegen im Krankenhaus verbringen und danach schlafen? „Was ist mit deiner Arbeit?“ Fragte er also ein wenig verwirrt. Ob er Urlaub genommen hatte? „Zur Zeit bin ich von der Arbeit freigestellt. Mein Chef glaubt, ich könnte mich nicht auf die Arbeit konzentrieren.“ Das sah Reita genauso. Wenn Yuu im Privatem schon so abwesend und fertig war, würde er bei der Arbeit auch nicht besser drauf sein. „Nimm dir die Zeit.“ Sein Boss hatte sie nach Rukis Tod auch erst einmal in Ruhe gelassen, bevor es für sie weiterging. Er konnte sich also wirklich gut in ihn reindenken, ihn verstehen und war sich sicher, dass diese Auszeit notwendig war, damit Yuu es verarbeiten kann. Sie tranken noch zusammen ihren Kaffee aus, bevor Reita den Anderen zum Krankenhaus brachte. „Wenn etwas ist, ruf mich an.“ Mit einem kleinen Kuss verabschiedete er sich noch von ihm, ehe er wieder nach Hause lief. Mal sehen, wie es seinem Mitbewohner ging. Dieser saß in seinem Zimmer auf dem Bett und sah Reita irritiert an, als dieser in sein Zimmer kam. „Wo kommst du denn her?“ Fragte Kai ihn und schob sein Notebook von sich, drehte sich zu ihm und wartete auf eine Antwort. „Ich war bei Yuu.“ Nun sah Kai ihn doch etwas verblüfft an. „Warum denn das?“ „Er hat mich gestern ziemlich oft angerufen und mir eine Nachricht geschickt, ob ich rumkommen kann. Also bin ich hin.“ „Und was war los?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich seitlich an den Türrahmen und sah ihn nun etwas ernster an. „Erinnerst du dich an den Vorfall, bei dem ein Polizist angeschossen wurde?“ Die Augen seines Gegenübers wurden größer, ehe er von seinem Bett aufsprang und zu ihm kam. „Sag nicht, dass das Yuu war?“ Wow! Machte sich der Braunhaarige gerade wirklich Sorgen um den Polizisten? Oder hatte er eher Angst, dass sein Plan nun in die Brüche ging? „Es war sein Partner, der gleichzeitig sein bester Freund ist.“ Erklärte er ihm schnell, damit Kai sich nicht weiterhin darüber den Kopf zerbrechen musste, wie es Yuu nun ging. „Aber du kannst dir sicher vorstellen, wie fertig er gerade mit seinen Nerven ist.“ Stumm nickte sein Mitbewohner und fuhr sich seufzend durch die Haare. „Das wird schon.“ Waren seine abschließenden Worte, ehe er sich auf sein Bett zurück verzog und sich wieder seinem Notebook widmete. „Steht nichts an?“ Wollte Reita nun wissen, denn er wusste nicht, was er nun mit dem angebrochenen Tag anfangen sollte. „Ryo wollte nachher vorbeikommen. So gegen 13 Uhr.“ Sofort holte Reita sein Handy aus der Hosentasche, checkte die Uhrzeit, ehe er den Anderen mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte. „Nachher? Es ist 12:47 Uhr.“ Kai schien jegliches Gefühl für die Zeit verloren zu haben, doch das war ihm dann doch eher egal, schließlich war er selber vorzeigbar, da er bereits Kaffee intus hatte und auch angezogen war. Nicht wie Kai, der nur in Shorts und mit völlig zerzausten Haaren auf dem Bett saß und wahrscheinlich direkt nach dem Aufstehen schon an seinem Notebook hing. „Echt?“ Fragte er ihn nur, ehe er von seinem Bett wieder aufstand und an ihm vorbei ins Badezimmer ging. Leicht grinsend ging Reita in sein Zimmer, wo er sich erst einmal bequemere Sachen anzog, sein Handy auf den Schreibtisch warf und in die Küche ging, um zu inspizieren, was sie noch an Essen und Trinken da hatten. „Neues Bier steht in der Garage.“ Rief ihm Kai zu, als er aus dem Bad kam. Der Kerl bekam einfach immer mit, wenn er in der Küche war. Unfassbar. Kurz darauf klingelte es auch schon und Ryo kam zu ihnen in die Wohnung gelaufen. Ohne ein einziges Wort der Begrüßung, kam er zu ihm in die Küche und stellte für jeden einen Becher mit Kaffee auf den Tisch. „Ihr seid doch bestimmt erst seit zwei Minuten wach.“ Sagte er grinsend, streckte sich und nahm am Tisch Platz. „Super, Kaffee!“ Entwich es Kai, der sich dazusetzte und sich sofort seinen Becher nahm, den Ryo ihm zugeschoben hatte. „Also, was steht an?“ Versuchte Reita es nun noch einmal bei den Beiden, denn er konnte sich nicht vorstellen, nun den ganzen Tag hier am Küchentisch zu sitzen und zu quatschen, oder Kaffee zu trinken. „Wir haben Bier in der Garage.“ Begann Kai und sah zu Ryo. „Und ihr habt Poker.“ Fügte dieser noch hinzu. Skeptisch musterte der Maskenträger seine Kollegen, hatte schon eine ungefähre Ahnung, wo das hinführen könnte und setzte sich nun mit an den Tisch, während Kai schon aus dem Zimmer rannte. „Ich hoffe, du kennst noch die Regeln.“ Stichelte Ryo, sah ihn grinsend an. „Keine Sorge, das vergesse ich nicht so schnell.“ „Sehr gut. Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass du noch immer so schlecht bist, wie sonst auch immer.“ Die Herausforderung hatte er herausgehört und natürlich nahm er sie auch an! Nach fünf Minuten war das Spielfeld aufgebaut, die Chips waren verteilt, der Einsatz stand und auch die Karten waren gemischt. Und ganz wichtig: Das Bier war kalt! „Die gleichen Regeln!“ Begann Ryo und verteilte nun die Karten. „Wer nur noch eine Shorts anhat, hat verloren. Danach heißt es: Eins gegen eins.“ Erklärte er die Spielregeln, die sich bei ihnen eigentlich nie verändert hatten. Von Anfang an spielten sie so. Auf die Idee kam damals Ruki. Er hatte es angeleiert, um Reita endlich mal halbnackt zu sehen. Ja, das hatte er tatsächlich zugegeben. Seitdem spielten sie Poker auf diese Art und Weise. Andere Chancen hatte Ruki nie gehabt, um ihn mal halbnackt zu sehen, so sehr er es bei ihm auch versucht hatte. Und zum Glück hatte sich der Kleinere auch damit abgefunden, das Reita ihm immer wieder einen Korb gegeben hatte. Ihre Freundschaft sollte so bleiben, wie sie war. „Euer Einsatz!“ Riss ihn Kai aus den Gedanken und sofort schob jeder einige seiner Chips in die Mitte des Tisches und das Spiel konnte beginnen. Schon nach der ersten Runde musste Reita seinen Pulli ausziehen, unter dem er zum Glück noch ein Shirt hatte. Sein Problem war einfach, dass er bei solchen Spielen kein Glück hatte. Das hatte er nie! Zwar verlor er nicht jede Runde, sondern konnte hin und wieder auch mal einen der Anderen dabei beobachten, wie sie sich ein Stück Stoff vom Körper streiften, aber es lief immer auf das Gleiche aus: „Rei ist draußen!“ Kai freute sich natürlich wieder tierisch, als er sah, wie sich Reita nur noch in Shorts, wieder an den Tisch setzte, nachdem er sich die Jogginghose ausgezogen hatte. Auch, wenn Kai sowas von hetero war, freute er sich immer über Reitas Pech, denn so musste er selber nicht weiter blankziehen. Zumindest für’s erste. Bei Ryo sah die Sache etwas anders aus. Sie wussten, dass er auf niemanden steht. Auf nichts und niemanden! Sie konnten es ihm nicht verübeln, wussten sie schließlich, was ihm passiert ist. Doch dafür hatte er sich wirklich gut hochgerappelt und sah zumindest grinsend dabei zu, wie der erste Verlierer, nun vor ihm saß. Oben ohne und nur noch in Shorts „Du kannst noch ein bisschen Bier holen, wenn du schon nicht mehr mitmachen kannst.“ Schlug Ryo nun vor, während er mit Kai weiter machte. Genervt stand Reita vom Tisch auf und lief in die Garage. Wenn er so schon nichts zu tun hatte, konnte er auch den Laufburschen spielen. Mit vier neuen Flaschen -so viel, wie er tragen konnte- kam er zurück in die Küche, öffnete für jeden eine Flasche und gerade, als er sich hingesetzt hatte, klingelte es an der Türe. „Erwartest du noch jemanden?“ Fragte er seinen Mitbewohner, doch dieser schüttelte nur den Kopf und sah zu ihm. Na toll. Wer störte sie denn jetzt bitte bei ihrem Pokerspiel? Seufzend stand er vom Tisch auf, lief zur Türe und zog sie auf. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass die niedliche Studentin aus dem dritten Stock vor der Türe stehen und nach Kai fragen würde, doch er sah niemanden, weswegen er den Knopf drückte, um die Haustüre aufzumachen. Das er noch immer nur eine Shorts an hatte, rückte erst einmal in den Hintergrund. Solange, bis vor ihm ein Kerl auftauchte, ihn von oben bis unten musterte, grinste und ihm dann direkt in die Augen sah. „Nette Begrüßung. Gefällt mir.“ Sagte sein Gegenüber und blieb vor ihm stehen. „Der Boss schickt mich.“ Daher kannte er ihn! Damals, als er seine Pistole bekommen hatte, war dieser Kerl derjenige, der die Schachtel in das Büro gebracht hatte. Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, quetschte sich der Unbekannte an ihm vorbei und lief in die Wohnung. Erst dann kam sein Verstand zurück und er lief ihm nach, ehe er ihn mit in die Küche nahm. „Jungs, dass hier ist…“ „Ich bin Kazuki. Der Boss will, dass ich euer Team verstärke.“ Stellte sich der Kerl nun auch einmal vor und lehnte am Türrahmen, während sich Reita wieder auf seinen Platz setzte und genauso verblüfft zu dem Neuen sah, wie Ryo und Kai. „Ein neuer Partner?“ Fragte sein Mitbewohner, wodurch der Neue nickte und sich einfach eine Flasche Bier schnappte, sie mit einem Feuerzeug öffnete und sich dann dreist eine Zigarette anmachte, ehe er das Fenster öffnete. „Nachdem euer alter Hacker von uns gegangen ist, dachte sich der Boss, dass ihr einen Neuen gut gebrauchen könnt.“ „Und du bist jetzt der neue Hacker, oder was?“ Ryo hob skeptisch eine Augenbraue und sah dem Anderen dabei zu, wie er an seiner Zigarette zog und in Richtung des Fensters den Rauch wieder aus der Lunge pustete. „Korrekt.“ Antwortete dieser nur und sah sie dann grinsend an. „Was dagegen, wenn ich mitspiele?“ Er deutete auf den Tisch, auf dem noch immer alle Pokersachen lagen, da sie noch lange nicht fertig waren. Schnell rauchte der Kerl auf, machte die Zigarette in der Spüle aus und setzte sich mit dem Bier zu ihnen. „So ein Spiel stärkt doch den Teamgeist, nicht wahr? Also zeigt mir mal, was ihr draufhabt.“ Damit begannen alle mit dem Spiel von vorne. Auch Reita stieg wieder mit ein. Tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)