Drawback 1 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 10: Bereavement ----------------------- Während Reita darauf wartete, von Kai reingelassen zu werden, bekam er von Ruki gesagt, dass er auf Position auf dem Dach gegenüber bereit war und sich sofort an den Rest seines Plans machte. Als die Klinke nach unten gedrückt wurde, drückte sich Reita erst einmal gegen die Wand und sah vorsichtig nach, ob es wirklich Kai war. Als er sich sicher war, lief er hinter ihm in das Gebäude und sah sich kurz um. „Wir sind drin!“ Sagte er leise, nachdem er seine Hand an sein Ohr gelegt hatte. Von Ruki war kurz darauf ein ‘okay‘ zu hören, ehe der Alarm auch schon los ging. Sie warteten, bis wirklich alle Securities im Aufzug verschwunden waren und nach oben fuhren. Erst dann kamen sie aus dem Schatten raus und warteten auf weitere Anweisungen von Ruki. Dieser holte ihnen den Aufzug wieder nach unten, in den sie sofort einstiegen und automatisch und ohne Umwege nach oben gefahren wurden. Während der Fahrt holte Reita seine Waffe hervor, holte das Magazin raus und biss kurz die Zähne zusammen. Nur noch vier Kugeln. Verdammt, er hatte nicht nachgesehen, ob er noch genug Munition hatte, bevor sie los sind. Egal, das wird schon reichen! Er musste später nur daran denken, sein Magazin später mit neuer Munition zu füllen. Ein ‘Pling‘ ertönte, als sie in der obersten Etage ankamen und sahen vorsichtig nach draußen. Es war wirklich niemand mehr zu sehen. Sehr gut. „Dann los.“ Sagte er zu Kai und deutete mit einer Kopfbewegung zur Türe, in der angeblich ihre Zielperson saß. „Bis später.“ Antwortete Kai und klopfte an die Türe. Er wurde hereingerufen und betrat auch sofort, ohne zu warten, den Raum, schloss direkt wieder die Türe hinter sich und ließ Reita alleine zurück. Dieser versteckte sich hinter einer ziemlich großen Blumenvase auf dem Gang, damit er nicht sofort gesehen wird, sollte jemand auf den Flur rausgehen. Während er sich hinter der Vase versteckte, entsicherte er seine Waffe und wartete nur auf den richtigen Augenblick. Als die Türe wieder aufging, sah er auf, sah zwei Männer in schwarzen Anzügen, ehe ein Mann mit einem blauen Anzug den Raum verließ. Direkt hinter ihm kam Kai, der sich kurz umsah. Reita legte die Stirn in Falten, als er den Blick des Anderen sah. Kai wirkte nicht gerade sehr erfreut. Ob seine erste Aufgabe in seiner neuen Ausbildung so schrecklich sein wird? Kurz schmunzelte Reita, doch dann sah er den Grund, den Kai zu diesem Blick veranlassen könnte: Da kam noch ein Mann in einem schwarzen Anzug aus dem Raum, der die Türe hinter sich zu zog. Vier Männer, und noch vier Schuss in der Waffe. Verdammt, also musste jeder Schuss sitzen! Aber da stimmte doch etwas nicht. Hatte er nicht angeblich immer nur einen Mann bei sich? Was machten dann die anderen Beiden noch bei ihm? „Du wartest hier.“ Hörte er die Stimme des Leiters der Filiale, der mit Kai und zwei seiner Männer in den Aufzug stieg. Erst, als dieser sich auf den Weg nach unten machte, zielte Reita und schoss dem ersten Mann in den Kopf. Sofort sprang er auf, durchsuchte den Kerl und war erfreut, eine Pistole zu finden. „Sehr gut.“ Hauchte er und legte sich wieder die Hand an sein Ohr. „Ruki! Ich brauche den Aufzug so schnell wie möglich wieder hier oben. Kai ist alleine auf den Weg nach unten!“ Informierte er den Kleineren. „Ist das dein Ernst? Warum!?“ „Können wir die Diskussion auf später verlegen? Mach einfach, was ich dir gesagt habe.“ „Ist ja gut!“ Kaum zeigte die Anzeige, dass der Aufzug unten war, kam er auch sofort wieder zu ihm nach oben. Sehr gut. Ruki war schneller, als gedacht. „Die sind unten stehen geblieben! Die haben bemerkt, dass der Aufzug wieder hochfährt. Pass bloß auf!“ Knurrte ihn Ruki auf einmal an. Im Aufzug drückte er sich flach an die Wand und kaum das unten die Türe wieder auf ging, schossen die ersten Kugeln durch die Luft und endeten in der Hinterwand des Aufzuges. Er zog die Waffe von dem Bodyguard und wartete noch einen kurzen Moment, hockte sich hin und sah unauffällig nach draußen. Er entdeckte Kai, der fernab des Geschehens in einer Ecke stand. Herr Yoshihiro war von seinen Männern umstellt, damit ihm nichts passieren konnte. Den ersten Beiden jagte er eine Kugel durch den Kopf und nutzte das Chaos, um aus dem Aufzug raus zu kommen. Es war zwar alles ein wenig anders geplant, aber so musste es nun einfach funktionieren. Ein Schuss war zu hören, doch Reita spürte keinen Schmerz und ging davon aus, dass er nicht erwischt wurde. Stattdessen schoss er noch auf die letzten Beiden und hatte nur noch den Chef vor sich stehen. Er zielte auf ihn, wollte schießen, doch die Munition war leer. Genervt warf er die Waffe weg, zog seine eigene wieder hervor, doch der Mann rannte aus dem Gebäude heraus. Reita sah ihn noch irgendwas an der Türe machen, ehe er weiterlief. Sofort rannte Reita zum Eingang, doch die Türe war verschlossen. „Wie nett von dem, dich hier zu lassen!“ Sagte er grinsend, als Kai neben ihm auftauchte. „Ruki, mach die Türe auf.“ Kurz musste er warten. „Erledigt. Und jetzt beeilt euch er ist…“ Ein lauter Knall drang in sein Ohr und er zuckte zusammen, ebenso auch Kai. Was war das? „Ruki?“ Doch es kam keine Antwort. Darum mussten sie sich später kümmern. Sie rannten nach draußen, gerade, als Herr Yoshihiro an ihnen vorbeifuhr. Keine zehn Sekunden später kam Ryo mit dem Auto zu ihnen. „Kommt schon!“ Schrie dieser sie an. Reita stieg vorne ein, Kai nahm hinten Platz und sofort fuhr Ryo hinter dem Wagen her. „Der Kerl ist nicht alleine da drin. Es saß einer am Steuer und ein weiterer Beifahrer war noch im Wagen.“ Informierte er Reita und Kai, während er die Verfolgung aufnahm. „Was ist mit Ruki?“ Keifte Kai ihnen von der Rückbank entgegen. „Ich wette, sein blöder Kopfhörer hat den Geist aufgegeben. Er wird schlau genug sein, sich unsichtbar zu machen.“ Antwortete Ryo sofort. Bis jetzt hatte es halbwegs gut funktioniert und Reita war sich sicher, dass die Bodyguards der Zielperson ihnen nicht gefährlich werden könnten, da sie ihn schon in der Eingangshalle nicht getroffen hatten. Dazu kam noch, dass die Idioten einfach drauf los geschossen hatten, kaum, das die Türe des Aufzugs auf ging. Dieses Personal war schlechter geschult als Reita. Und Reita hatte keine Schulung! „Meinst du, du triffst einen der Reifen?“ Riss der Fahrer ihn aus seinen Gedanken. Sofort sah der Maskenträger zu ihm, nickte zwar, aber er tat nichts. „Ich habe nur noch drei Kugeln. Und ich gehe davon aus, dass ich alle drei noch brauche.“ Er hörte ein Knurren, ehe Ryo stumm nickte und das Gaspedal noch kräftiger trat. Sie wurden schneller, kamen dem Fahrzeug mit Herrn Yoshihiro immer näher. Die Verfolgungsjagd zog sich durch die Hauptstadt, führte über die Autobahn und am Rande der Stadt wieder von dieser ab. „Wo will der hin?“ Drang Kais Stimme wieder zu ihnen nach vorne. Keiner von ihnen schien eine Antwort auf diese Frage zu haben. Die meisten Informationen für diesen Fall hatte dieses Mal tatsächlich Ruki und er hatte ihnen das Wichtigste mitgeteilt, um den Auftrag zu beenden. Das ihnen das jetzt zum Nachteil wurde, konnte ja keiner ahnen. „Der nervt mich!“ Fluchte Ryo auf einmal, wurde noch schneller, bis sie auf einmal auf der Gegenfahrbahn auf der gleichen Höhe waren, wie der Wagen der Zielperson. „Was wird das?“ Fragte Reita verwirrt und ein wenig ängstlich, denn er sah den Gegenverkehr auf sie zu fahren. „Ryo?“ Keifte er ihn an, bevor dieser das Lenkrad etwas zur Seite riss, den Wagen mit der Zielperson rammte und diesen somit von der Straße in den Graben drängte. Sofort setzte er das Auto quer vor das von Herrn Yoshihiro. „Viel Spaß.“ Sagte er zu Reita, der nun ausstieg und auf den Wagen zu ging. Sie waren noch immer in der Stadt, es waren noch ein paar Leute unterwegs. Jetzt musste es schnell gehen, also setzte er dazu an, zum Wagen zu rennen. Als die Securities ausstiegen, war es für ihn ein Leichtes, sie zu erschießen. Als diese beseitigt waren, rannte er zum Wagen, riss die hintere Türe auf und sah… nichts. Niemanden. Allerdings war die gegenüberliegende Türe offen. Also konnte der Kerl abhauen. „Scheiße…“ Fluchte er leise und sah sich um, konnte ihn aber in eine Seitenstraße hineinrennen sehen. „Ich renn ihm nach.“ Rief er den Jungs zu. „Haut ab!“ Fügte er noch hinzu und rannte sofort los. Er hatte nur noch einen Schuss übrig. Dieser musste sitzen. Eigentlich hatte er mit einem schnellen Auftrag gerechnet, glaubte an ein frühes Ende, wenn auch nicht ohne kleinere Komplikationen. Doch wenigstens war er fit genug, um dem Mann weiter hinterher rennen zu können. Dabei fiel ihm auf, dass Herr Yoshihiro in die gleiche Richtung rannte, in der er eben noch mit dem Auto hin wollte. Irgendwas musste also in dieser Richtung sein. Egal, was dort auf ihn warten würde, er musste verhindern, dass der Kerl es schaffte, dort anzukommen. Leider musste er zugeben, dass der Mann für sein Alter verdammt schnell unterwegs war. Hoffentlich würde ihm irgendwann die Puste ausgehen. Die Verfolgung führte ihn weiter aus den Wohngebieten raus. Die Häuser standen in immer größeren Abständen neben einander, die Grünflächen wurden immer mehr und er wusste einfach nicht, was es hier geben sollte, was dem Mann helfen könnte, außer vielleicht dessen Haus? Ein Rückzugsort? Aber hatte Ruki nicht gesagt, dass die obersten Etagen der Bankfiliale zu ihm gehörten? Für ihn stand fest, dass er dort wohnte. Vielleicht hatten sie falsch gedacht? Herr Yoshihiro rannte links weg, betrat ein leeres Grundstück, auf dem entweder mal ein Haus stand, oder bald eines gebaut wird. Ein paar Container standen auf dem Grundstück, mehr aber auch nicht. Und diese schien der Mann zum Schutz zu nutzen, versteckte sich hinter einem der Container, da Reita nicht sah, wie er das Grundstück wieder verließ. Er verlangsamte seine Schritte, lief weiter und sah sich um. „Wo bist du?“ Fragte er sich leise, lauschte der Umgebung, da er nicht sehr viel in dieser Dunkelheit sehen konnte. Als er einen Schuss hörte, duckte er sich automatisch, wurde aber nicht getroffen. Entweder war der Kerl genauso schlecht, wie seine Leute, oder er sah einfach nicht gut genug. Es war aber auch dunkel hier! Vorsichtig zog er seine Waffe, doch viel konnte er mit nur einem Schuss nicht ausrichten. Er musste den richtigen Moment abwarten. Mit langsamen Schritten ging er weiter vorwärts, zuckte bei einem weiteren Schuss erneut zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der der Schuss kam. Es war ein kleiner Container, der offen stand. Wahrscheinlich hatte sich der Mann dort drin versteckt. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, denn gerade kam es ihm irgendwie zu einfach vor. Trotzdem durfte er sich nicht zu sicher fühlen. Er wusste mittlerweile nur zu gut, wie schnell etwas schief gehen konnte. In der Dunkelheit vor ihm, sah er eine Bewegung und so bestätigte sich sein Verdacht, dass dort der Mann versuchte, sich zu verstecken. Sehr gut. Es löste sich ein erneuter Schuss, worauf der Maskenträger mit einem leisen Aufschrei nach hinten kippte und sich die rechte Schulter hielt. Keuchend drehte er sich auf die Seite, krümmte sich vor Schmerz und sah auf. Er sah die Zielperson auf sich zu kommen, mit langsamen Schritten und gesenkter Waffe. Ihm fiel auf, als der Mann näherkam, dass die Verfolgungsjagd wohl doch nicht spurlos an ihm vorbei ging. Herr Yoshihiro sah geschafft aus und dennoch froh, weil er davon ausging, gleich verschwinden zu können. „Wen haben wir denn da?“ Hörte er die Stimme seines Gegenübers, der vor ihm in die Hocke ging. „Du musst Reita sein. Der gefürchtete Mörder, der scheinbar mehr Glück als Verstand hat.“ Lachend packte er Reita am Kinn und drehte dessen Gesicht zu sich, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich hatte mehr erwartet. Schade, dass viele meiner Männer dran glauben mussten, aber nicht weiter tragisch. Es diente einem guten Zweck.“ Scheinbar hörte sich der Kerl gerne selber reden. „Tut mir leid, aber unsere Begegnung endet jetzt.“ Er sah im Augenwinkel, dass der Mann seine Waffe entsicherte. Sofort hob Reita seinen Arm und legte den Lauf seiner Waffe direkt an dessen Schläfe. „Da gebe ich ihnen Recht.“ Antwortete er und drückte den Abzug seiner Pistole. Keine zwei Sekunden später, sackte der Mann vor ihm in sich zusammen. Der Maskenträger setzte sich auf und rieb sich den Arm. Der Sturz auf den Boden war nicht gerade sanft, aber es hatte funktioniert und der Mann hatte wirklich geglaubt, ihn getroffen zu haben. Hätte er kontrolliert, ob Reita wirklich eine Wunde hatte, hätte er sich vielleicht retten können. Aber so konnte er dessen Dummheit für sich nutzen und ihn am Ende doch noch beseitigen. Er stand vom Boden auf, klopfte sich den Dreck von den Klamotten und sah sich um. Seine Orientierung war nicht die beste und somit wusste er tatsächlich nicht genau, wo er war. Er hob seine Hand ans Ohr und lief los. „Erledigt. Wo seid ihr?“ Fragte er nach und es dauerte eine Weile, bis er eine Antwort bekam: „Noch da, wo du abgehauen bist. Wir warten.“ Verblüfft war er ja schon, dass sie gewartet hatten. Hatte er ihnen nicht gesagt, dass sie abhauen sollten? Es war doch zu gefährlich, dort auf ihn zu warten. Doch anstatt sich jetzt zu viel Gedanken zu machen, beeilte er sich, um zurück zu den Anderen zu kommen. Und wieder rennen! Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er, völlig außer Atem, bei den Anderen an. „An deiner Ausdauer musst du scheinbar noch arbeiten.“ Stichelte Kai sofort grinsend, nachdem sich Reita schnaufend in den Wagen gesetzt hatte. „Du glaubst nicht, wie flott der Alte unterwegs war.“ Jetzt lehnte er sich erst einmal zurück und schnallte sich an. „Wir fahren jetzt erst einmal zu Filiale zurück und gucken, ob Ruki noch eingesammelt werden muss, oder schon nach Hause gelaufen ist.“ Gab Ryo den weiteren Verlauf an Reita weiter. Er nickte einfach nur und sah aus dem Fenster. Hätte er sein Magazin kontrolliert, hätte er wahrscheinlich gar nicht so lange hinter dem Mann herrennen müssen, sondern hätte ihn einfach von hinten erschießen können. Das wird ihm eine Lehre sein! Ab sofort würde er immer nachsehen, ob er noch genug Munition in der Waffe hatte. Zwar lud er sie immer wieder nach, doch dieses Mal hatte er es einfach vergessen. Dummheit muss eben einfach bestraft werden! „Scheinbar ist schon aufgefallen, dass etwas passiert ist.“ Durchdrang Kais Stimme irgendwann die Stille, die im Auto entstanden ist. Sofort sah Reita nach vorne. Ein einziger Streifenwagen stand vor der Filiale. Ein Polizist stand vor dem Eingang zum Gebäude, während ein weiterer Polizist gegenüber auf dem Gehweg stand. Als sie vorbeifuhren, sahen sie alle aus dem Fenster und ihnen entging nicht, was der Polizist auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt hatte. „Fahr weiter!“ Knurrte Reita, wollte sofort dort weg. Doch kaum waren sie weiter vom Tatort entfernt, fuhr er Ryo an, das Auto anzuhalten. Reita wartete nicht einmal, bis Ryo den Wagen vollständig zum Stehen gebracht hatte, sondern stieg einfach aus, während das Fahrzeug noch langsam am Straßenrand entlang rollte. „Rei…“ Hörte er Kai noch, doch dann lief er einfach in die Einfahrt zu einer Garage rein, hielt sich an der Hauswand neben sich fest und biss sich auf die Unterlippe. Er hörte Schritte hinter sich, sah sich um und erblickte seine Kollegen, die ihn traurig und auch wütend ansahen. „Beruhig dich…“ Sprach Ryo ihn mit zittriger Stimme an, doch wie sollte er sich jetzt beruhigen? Sofort packte er ihren Fahrer am Kragen und drückte ihn an die Hauswand. „Ich soll mich beruhigen?“ Fuhr er ihn an, während Kai ihn am Arm zog und versuchte, ihn von Ryo weg zu ziehen. Doch er dachte nicht im Traum daran, von ihm abzulassen. „Bitte, Rei! Beruhig dich doch!“ Versuchte der Braunhaarige weiter, auf ihn einzureden. „Beruhigen?“ Entwich es ihm und stieß Kai von sich, ließ von Ryo ab und sah seinen Mitbewohner nun wütend an. „Die haben Ruki erschossen und ich soll ruhig bleiben?“ Schrie er ihn fast schon an, vergaß völlig, dass sie noch auf offener Straße standen. „Hast du seine Leiche nicht dort liegen sehen? Wie soll ich mich da beruhigen? Soll ich so tun, als wäre nichts passiert?“ Ihm wurde klar, dass der Knall, den er gehört hatte, keine einfache Macke von Rukis In-ear Kopfhörer war, sondern ein Schuss. Sie konnten hören, wie er erschossen wurde. Und anstatt ihm zu helfen oder ihn zu rächen, haben sie sich keine Gedanken um ihn gemacht, sondern sind einfach von dort abgehauen um den Auftrag zu erledigen. Als Sirenen zu hören waren, wurde sich der Maskenträger wieder bewusst, wo sie genau waren. „Lasst uns verschwinden.“ Sagte er leise und lief mit ihnen wieder zum Auto. Sie sollten erst einmal verschwinden. Zu Hause konnte er sich auch noch aufregen. Ohne zu zögern, stiegen sie alle in das Auto und Ryo fuhr sie zu Ruki nach Hause, damit sie ihren Wagen noch holen konnten. „Und du kommst wirklich alleine klar?“ Kai machte sich sichtlich Sorgen um Ryo, doch dieser wollte lieber alleine sein und fuhr deswegen auch ziemlich schnell wieder los. Reita und Kai schwiegen sich während der Fahrt nach Hause nur an, keiner sagte einen Ton und auch zurück in ihrer Wohnung, war es nicht anders. Kai lief erst einmal in sein Zimmer, wahrscheinlich um dem Boss Bescheid zu geben. Reita ging wie immer in die Küche, holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und kam dann zu Kai ins Zimmer, reichte ihm eine Flasche und setzte sich dann auf den Boden vor dessen Bett. Stumm hob Kai die Flasche an, sah Reita kurz an, ehe er einen Schluck nahm und weiter tippte. Erst nach knapp fünf Minuten schob er das Notebook von sich und zog die Beine an sich, sah Reita in die Augen. Er erwiderte den Blick kurz, sah dann aber weg. „Wieso ist das passiert?“ Fragte er den Braunhaarigen leise und rieb sich die Augen. „Ich weiß es nicht.“ Hörte er die nicht wirklich zufriedenstellende Antwort seines Mitbewohners und trank ein paar großzügige Schlucke von seinem Bier. Sie saßen weitere Minuten einfach nur stumm einander gegenüber, bis die Flaschen leer waren und Reita direkt in dem Moment aufstand. „Bis morgen.“ Verabschiedete er sich noch von Kai und ging erst einmal ins Badezimmer, um zu duschen. Reglos stand er unter dem warmen Wasser, starrte einfach nur die Wand vor sich an und biss sich auf die Unterlippe. Sein Gehirn wollte einfach nicht wahr haben, was seine Augen gesehen hatten. Doch er war sich sicher, dass er Ruki gesehen hatte. Er konnte die Schusswunde sehen, das Blut auf dem Boden und dessen weit aufgerissenen Augen. Reita konnte die Tränen nicht zurückhalten, kniff die Augen zusammen und stützte sich an der Wand vor sich ab. Zwar rechnete er oft mit Schwierigkeiten, rechnete damit, dass er von seiner Zielperson angegriffen, verletzt oder gar getötet wurde. Aber doch nicht Ruki! Daran hatte er noch nie gedacht, wie denn auch? Er ging immer davon aus, dass Ruki und auch Ryo immer in Sicherheit waren und nur er und Kai einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind. Er schüttelte den Kopf, duschte zu Ende und stieg dann aus der Dusche, trocknete sich ab und lief mit dem Handtuch um seine Hüfte in sein Zimmer, wo er sich eine Shorts anzog und als erstes seine Pistole in die Hand nahm, der er eine neue Kerbe am Lauf hinzu fügte. Als nächstes füllte er das Magazin wieder auf und sah sich dann die Pistole stumm an, wiegte sie in seinen Händen hin und her, ehe er wieder nach seinem Messer griff und in den Griff der Pistole die erste Kerbe hinein ritzte. „Für Ruki.“ Hauchte er leise, legte das Messer und die Waffe weg, machte das Licht aus und legte sich schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)