Auf der Jagd nach dem PLOT von Charly89 (Monday Muse goes Krime) ================================================================================ Kapitel 7: Tag 3 - Overload 2 ----------------------------- Irgendwo Das Knacken und Rascheln ist unnatürlich laut zwischen den Bäumen. Ängstlich tastet Sakura sich Schritt für Schritt vor, von Baum zu Baum. Die Rinde fühlt sich fremdartig unter ihren Fingern an. Kurz bleibt sie stehen. Ängstlich sieht sich um und wieder kommen ihr Tränen. Nichts. Hier ist einfach nichts. Kein Vogel, kein Insekt. Die Stille ist drückend und vermittelt den Eindruck, dass die Zeit stillsteht. Der Wald ist nicht real. Verzweiflung flutet sie und lässt sie zusammensinken. Traum? Koma? Oder doch ... Tod? Unerwartet schneidet eine Stimme durch die Stille, zerfetzt sie regelrecht. „Nein! Der Geist! Der Geist!“ Sakura hebt ruckartig den Kopf. Die Stimme klingt weit entfernt und dennoch hört sie die Panik heraus. Sie runzelt die Stirn. Ihr kommen Stimme und Worte bekannt vor. Woher? Woher nur?! „Der Geist! Der rote Geist!“, schallt es erneut. Die Stimme kommt näher. Will sie das? Sakura springt auf und sieht sich um. Erneut kommen Erinnerungen zurück. Der blonde Mann mit der Schusswunde im Bauch. Er schrie ständig etwas von einem 'roten Geist'. Ein kalter Schauer schüttelt ihren Körper. Der USB-Stick, die Daten... „NEIN! Lasst mich!“, schneidet die Stimme zwischen den Bäumen hindurch. Der Blonde ... was ist aus ihm geworden? Ist er ... tot? Sind sie beide tot?!   Bei Yamato zu Hause Yamato steht im Badezimmer. Der alte Mann hat einen ziemlichen Schlag drauf, das hat er nicht erwartet. Er hat die Platzwunde gereinigt und getaped. Zwei müde schwarze Augen sehen ihn aus dem Spiegel an. Müde und ... traurig. „Braves Hündchen.“ Wütend schlägt Yamato auf den Rand des Waschbeckens. Er bebt und zittert.   Im 'Hidden' „Du siehst scheiße aus.“ Die unverblümten Worte von Jiraiya treffen Kakashi nicht - nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei; seit drei Jahren schon. „Wie immer“, antwortet er auf die nicht gestellte Frage. Seine Worte klingen hohl und kraftlos. Der große Barkeeper sieht seinen Gast betrübt an. Ohne einen weiteren Kommentar stellt er ihm ein Glas vor die Nase, gefüllt mit einer braunen Flüssigkeit und Eiswürfeln. Kakashi setzt an und trinkt alles in einem Zug leer. Das Glas füllt sich wieder. Vater ... Aus dem ... dem ... dem Weg geräumt ... Tränen bilden sich in den dunklen Augen. Der Detektiv versucht sie zurück zu halten - der Inhalt des Glases verschwindet. Wieder füllt sich das Glas.   Im Schlafzimmer von Yamato Der Raum ist dunkel, das Bett verwaist. In der hintersten Ecke liegt eine zusammen gekrümmte Gestalt, vor ihr liegt eine Flasche. Der hochprozentige Inhalt ist verschwunden. „Wie ein braves Hündchen. Tust was man dir sagt.“ Gedämpftes Schluchzen ist in dem dunklen Raum zuhören. Die Erinnerungen sind schmerzhaft. „Versprich mir, dass du ihn zur Strecke bringst. Er darf nicht ... nicht weitermachen. Ich habe das Leid gesehen und gespürt, was es ... er verursacht.“ Ein unterdrückter Schrei, die leere Flasche fliegt schwungvoll an die Wand und zerbricht. Er hat so oft mit Sakumo zusammengearbeitet. Sie hatten ein freundschaftliches Verhältnis. Und dennoch … „Braves Hündchen. Wie ein braves Hündchen.“   Obere Etage im 'Hidden' „Oh ...“ Extatisch stöhnt Karin. Ihr roter Schopf liegt auf dem Kissen, wippt mit den heftigen Stößen. Sasuke hat die Augen geschlossen, versucht zu verdrängen. Versucht, das Gefühl seiner Lenden in seinen Kopf zu lassen. Es funktioniert nicht. Sonst hat ein Besuch bei Karin immer seinen Zweck erfüllt, heute nicht. Itachi. Karin schreit kurz, als ihr Gast das Tempo erhöht und ruppiger wird.   Kakashi hebt kurz den Kopf. Er ist sich nicht sicher, aber er glaubt den Schrei einer Frau gehört zu haben. Sein glasiger Blick wandert zur Treppe. Wer auch immer der Glückliche ist, er beneidet ihn. Er selbst erträgt die Berührungen von Frauen nicht mehr. Weiche zierliche Hände auf seinem Körper rufen traurige Erinnerungen hervor. Schnell leert sich das Glas wieder. Hauptsache nicht denken, nicht erinnern ... Die Welt des Detektivs wird zunehmend unschärfer und gerät immer mehr ins Wanken. Das Glas füllt sich und wird schleunigst wieder geleert. Besorgt mustert Jiraiya seinen Gast.   Irgendwo Sakura stolpert über Äste und Büsche. Eilig rennt sie durch den Wald, der eigentlich nicht existiert. Tränen laufen über ihre Wangen, Zweige kratzen blutige Striemen in ihre Arme. Die Stimme hinter ihr wird lauter, obwohl sie so schnell sie kann vorwärts eilt. „Der Geist! Der Geist wird kommen! Er wird kommen und uns alle auffressen!“ Die Stimme klingt nicht mehr nach dem blonden Mann, sie klingt wie die eines Wahnsinnigen, wie die einer Kreatur aus Alpträumen. Immer weiter rennt die junge Frau zwischen den Bäumen hindurch und versucht zu entkommen – obwohl es kein Entkommen gibt.   Im Schlafzimmer von Yamato Der junge Mann schluchzt und zittert am ganzen Körper. Wieder und wieder fluten ihn die immergleichen Erinnerungsfetzen. „Wie ein braves Hündchen.“ Sakumos Worte hallen durch seinen Kopf. Ihr letztes Gespräch in einer dunklen Gasse. Ihr letzter gemeinsamer Job … „Wie ein braves Hündchen. Tust immer, was man dir sagt.“ Die dunklen Augen huschen über den Fußboden, suchen verzweifelt nach halt. So lange hatte er Ruhe vor der Stimme, die ihm seit jener Nacht verfolgt hat – der elende Penner musste sie natürlich wieder zum Leben erwecken mit seinen dämlichen Fragen. „Versprich es mir, Tenzou. Versprich mir, das du ihn erledigst … so wie mich.“ Im Licht der hereinscheinenden Straßenlaterne funkelt es, glitzert und schimmert. Nur kurz, nur ganz kurz. Damals hat es ihm auch geholfen, die Stimme zum Schweigen zu bringen. Sehnsüchtig streckt Yamato die Finger danach aus und umschließt es. „Wie ein braves Hündchen.“   Obere Etage im 'Hidden' Karin keucht und schreit. Doch bei allem Höhenflug und Glücksgefühl das ihr Sasuke beschert, spürt sie genau, dass er nicht hier ist. Sein Kopf ist woanders. Der junge Uchiha brüllt unterdrückt und ergibt sich, doch das Glück bleibt weiter auf Abstand. Erschöpft lässt er sich neben Karin fallen und starrt an die Decke. Anstatt, dass sein Kopf leer wird, wie er sonst immer tut, füllt er sich mehr und mehr.   Da brüllt doch wer? Eigentlich nicht ungewöhnlich, doch das eben klang anders, wie die üblichen Freudenschreie die man hier sonst so hört. Kakashi stöhnt. Er bekommt den Kopf nicht mehr vom Tresen. Wann hat er sich das letzte Mal derart abgeschossen? Er erinnert sich nicht, er will es auch nicht. Der Detektiv lässt sich endgültig gehen, lässt los und plötzlich überfällt ihn ein Gedanke; große schwarze Augen und kurzes braunes Haar. Ihm kommt eine Erinnerung in den Sinn; ein Name, den sein Vater oft erwähnte - Tenzou.   „Sasuke?“, fragt Karin schüchtern. Der junge Uchiha rollt sich zusammen und schluchzt. Auch wenn er sich gerade noch so sehr selbst dafür hasst, er kann nicht anders. Verzweiflung und Trauer übermannen ihn. Die Frau lehnt sich über ihn, streicht ihm über den Rücken und flüstert beruhigende Worte. Doch auch das hilft nicht. Nichts hilft – vielleicht nie wieder.   Irgendwo Sakura steht an einen Baum gelehnt. Ihr Atem geht schwer und ihr Rachen brennt. Ihre grünen Augen sehen sich ängstlich um. Es ist still, das Schreien hat vor einiger Zeit aufgehört, doch so ganz traut sie dem Frieden nicht; der neuerlichen unnatürlichen Stille erst recht nicht. Plötzlich beginnt es zwischen den Bäumen rot zu schimmern, überall um sie herum rotes Flackern. Das Schreien beginnt von neuem, genau wie das Schimmern scheint es überall zu sein. „Der Geist! Der rote Geist!“ Sakura dreht sich immer wieder um die eigene Achse. Verzweifelt versucht sie einen Fluchtweg zuerkennen. „Der Geist!“ Aus dem roten Schimmer wird plötzlich Feuer. Zischende und fauchende Flammen schlängeln sich die Bäume empor. Es knistern und knackt. Unerträgliche Hitze breitet sich aus und hüllt Sakura ein. Heiße Luft füllt ihre Lungen und scheint sie von innen her verbrennen zu wollen. Die junge Frau schreit, schreit so laut sie kann und sackt schließlich zusammen.   Im 'Hidden' Kakashi liegt halb auf dem Tresen, die Augen geschlossen, der Mund halb geöffnet. Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Jiraiya mustert den Detektiv. Er stupst ihn an der Schulter; einmal … zweimal … nichts, keine Regung. Die Bar ist inzwischen leer, auch die obere Etage beherbergt niemanden mehr. Der Barkeeper kramt aus dem Hinterzimmer eine Decke hervor und legt sie über Kakashi. Karin kommt langsam die Treppe runter und sieht sich um. „Niemand mehr da?“, fragt sie leise. Jiraiya schüttelt den Kopf. „Sasuke ist eben weg, er war der Letzte.“ Mistrausch beäugt die Frau den Detektiv und rümpft die Nase. „Vor morgen Mittag, wird der nicht mehr ansprechbar sein“, winkt der Barbesitzer ab. „Vertrau mir.“ Die beiden gehen durch die Tür hinter dem Tresen, das Licht im Schankraum wird gelöscht. In dem kleinen Zimmer, der mehr einem Flur entspricht, steht eine Couch. Sie ist hinter Kartons und Kisten verborgen, um vor neugierigen Blicken vom Tresen aus zu schützen. Auf dem Sofa liegt ein junger Mann mit strubbeligen blonden Haar. Er schläft unruhig und wirkt krank. Karin geht neben der Couch auf die Knie und streicht dem Blonden liebevoll über die Wange. „Gott, Naruto, worauf hast du dich nur eingelassen?“   Im Schlafzimmer von Yamato (SSV) Am Anfang war das Glitzer-Ding noch kalt und durchsichtig. Jetzt nicht mehr, jetzt ist es ganz warm und rot. Yamato keucht leicht, doch der Schmerz ist im erträglichen Rahmen. Der Schmerz bringt Stille in seinen Kopf, er erstickt die Stimmen der Vergangenheit. Ganz langsam, beinahe liebevoll lässt er die Spitze der Glasscherbe in die weiche Haut eindringen. Die weiche empfindliche Haut auf der Innenseite des Oberarms. Da, wo es niemand sieht, niemand erahnt. Die alten Narben sind schon fast verschwunden. Lange hat er das schon nicht mehr gemacht. Lange hat Sakumo geschwiegen, doch Kakashi musste ihn ja wieder aus der hintersten Ecke seines Verstandes zurück ans Tageslicht zerren. Mühelos gleitet das Glas durch die Haut, zieht einen roten Striemen, der aufquillt, sich verbreitet und über die Haut davonläuft, bis er im Teppich versickert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)