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Ich, er und die Liebe

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute mal was längeres, weil ich nicht ständig neue Kapitel machen wollte. ^_~ Komplett anzeigen

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Von bröckelnden Fassaden und neu gewonnenen Sicherheiten

„Benedikt? Denkst du bitte dran, die Wäsche aufzuhängen? Die liegt schon seit gestern in der Maschine.“

 

Oh Mist. Das hatte ich vollkommen vergessen.
 

„Kannst du das nicht machen? Ich bin schon spät dran.“

„Dann machst du es nach der Schule.“

„Aber ich muss heute arbeiten.“

„Schon wieder? Und was ist mit Hausaufgaben?“

„Die mache ich danach.“

 

Meine Mutter seufzte. Natürlich war sie nicht begeistert, denn die Abmachung lautete ja eigentlich, das sich mich um meinen Kram selber kümmerte. Aber ich hatte es nach dem Tag gestern einfach vergessen.

 

„Ich mach’s … wieder gut?“

 

Am Wochenende, hatte ich eigentlich sagen wollen, aber dann war mir eingefallen, dass ich das auch schon wieder verplant hatte. Am Samstag musste ich tatsächlich arbeiten und am Sonntag hatte ich vor, mich mit Julius zu verabreden, weil ich Samstagnachmittag zusammen mit Anton lernen wollte. Montag stand eine Physikarbeit an, Dienstag ein Test in Bio, Mittwoch Philosophie und am Donnerstag war Englisch dran. Geschichte, Deutsch und Chemie waren bereits für die Woche darauf angekündigt und vermutlich kam auch nochmal ne Abfrage in Erdkunde dazu, für die ich ziemlich büffeln müssen würde, da ich bei den Referaten manchmal nicht soo ganz aufmerksam gewesen war. Wenigstens in Kunst würden wir von dem Mist verschont werden, aber ich sah auch schon einen Musiktest am Horizont vorbeireiten und in Französisch würde sich Frau Bertram bestimmt auch noch was einfallen lassen. Kurz: Unsere Lehrer hatten anscheinend beschlossen, dass wir nach der Klassenfahrt ohnehin zu nichts mehr zu gebrauchen waren und sie deswegen noch mal eben schnell die Noten für dieses Schuljahr festnageln mussten. Wirklich ganz toll. Dabei waren nach der Klassenfahrt doch noch drei Wochen Zeit bis zu den Ferien.Was sollten wir denn in der Zeit machen? Theater spielen und uns die Eier schaukeln?

 

Wieder seufzte meine Mutter. „Na schön, ich kümmere mich drum, sonst müssen wir die Sachen ja gleich noch mal waschen. Aber denk in Zukunft bitte dran. Ich hab grad auch viel um die Ohren.“

„Klar, Mama. Weiß ich doch.“

 

Ich hatte mitgekriegt, dass es wohl eine Doppelbuchung beim Caterer gegeben hatte und meine Mutter jetzt auf die Schnelle noch jemand neuen suchen musste, der nicht „Schinkenröllchen mit Dosenspargel“ für den Gipfel kulinarischen Genusses hielt. Jemanden, der bezahlbar war.

 

„Ich muss los. Bis heute Abend.“

„Bis dann. Und überarbeite dich nicht.“

„Nein, mach ich nicht. Tschüß.“

 

Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich ja, aber der eine Nachmittag würde schon keinen Unterschied machen. Zumal ich bei dieser Hochzeitssache eh nicht helfen konnte. Vielleicht würde ich Freitag einfach mal ein bisschen ranklotzen, dann würde das schon gehen.

 

 

Als ich gerade meinen Rad an einem der Ständer des gerammelt vollen Fahrradkellers anschloss, hörte ich hinter mir das charakteristische Leerlaufgeräusch eines weiteren Drahtesels. Ich drehte den Kopf und erblickte Theo, der die breite Rampe hinunter gefahren kam. Er war wohl heute auch ein bisschen spät dran. Auf dem Rücken trug er seine Gitarre.

 

„Hey!“, grüßte ich und er nickte mir zu, während er sich in den Reihen nach einem freien Platz umsah.
 

„Hast du heute wieder Unterricht?“, fragte ich und wies mit dem Kinn auf sein Instrument.

 

„Jupp, muss ja noch üben, damit du dir nicht die Ohren zuhalten musst.“

„Ach, dafür reicht bestimmt dein Gesang“

 

Für einen Moment guckte er komisch, aber nachdem er sich versichert hatte, dass uns niemand belauschte, schenkte er mir ein kleines Lächeln.
 

„Du willst das wirklich hören, oder?“

„Unbedingt.“

 

Zuerst schien er noch etwas sagen zu wollen, aber dann erklang plötzlich das Klingeln zur ersten Stunde und er machte sich lieber daran, sein Rad noch zwischen zwei andere zu klemmen. Es klappte so semi-gut, weil er ständig mit der Gitarre irgendwo hängenblieb.

 

„Soll ich das Ding mal halten?“

„Ja gerne.“

 

Er gab mir die Gitarre und ich wartete, bis er endlich das schwere Schloss befestigt hatte. Danach händigte ich ihm seinen Besitz wieder aus und wir machten, dass wir zur Sporthalle kamen, denn in der ersten Stunde stand mal wieder Leibesertüchtigung auf dem Stundenplan. Leider waren wir wohl wirklich ziemlich spät dran, denn als wir unten ankamen, herrschte im Vorraum gähnende Leere. Auch im Gang vor den Umkleiden war niemand mehr zu entdecken und natürlich reagierten lediglich ein paar Sextaner auf unser Klopfen, nur um uns dann gleich wieder die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Ein Hoch auf denjenigen, der sich ausgedacht hatte, die Kabinen an den Außenseiten lediglich mit Türknäufen auszustatten. Wirklich ganz tolle Idee.
 

„Mist“, machte Theo. „Und jetzt?“

„Ich guck mal, ob vorne schon jemand ist.“

 

Tatsächlich lief ich im Vorraum sogar in eine große Gruppe von Leuten hinein. Unsere Klasse samt Sportlehrer, die offenbar auf dem Weg nach draußen waren. Herr Jansen war nicht begeistert.

 

„Benedikt! Wo bleibst du denn? Ich hab doch gesagt, ihr sollt heute ein bisschen früher kommen, weil wir auf den Sportplatz wollen. Na los, umziehen. Zack-zack jetzt.“

 

Ups, ja, da war was gewesen. Mein Kopf war momentan echt ein Sieb.

 

„Ich … ja, Moment. Ich hol noch eben Theo.“

„Ich bitte darum.“

„Ich kann auch gehen.“

 

Der Einwurf kam von Jo, der mich unverhohlen böse anstarrte. Als wenn ich was dafür konnte, dass Theo heute verschlafen hatte. Also echt mal.
 

„Nein, das macht Benedikt. Du gehst mit den anderen nach draußen. Hier, nimm den Schlüssel, falls hinten zu ist und kommt nach. Wir sind dann unten.“

„Okay.“

 

Ich nahm Herrn Jansen den Schlüssel zu den Umkleiden ab und trottete wieder in Richtung Gang, in dem Theo auf mich wartete. Irgendwer – vermutlich Oliver – blubberte noch was hinter mir her, das ich nicht verstand, brach aber gleich darauf in lautes Gemecker aus.

 

„Hey, spinnst du?“, schnauzte er und rieb sich den Arm.

 

Das richtete sich offenbar an Jo, denn der motzte gleich darauf zurück: „Halt die Klappe, Blödmann. T ist nicht so einer, klar?“

 

„Boah, könnt ihr beide jetzt mal mit der Scheiße aufhören und Benedikt in Ruhe lassen?“ Mia-Marie sah wütend von einem zum anderen.

 

Oliver verzog abschätzig das Gesicht. „Was geht dich denn das an, du fette Kuh?“

 

„Oliver!“Herr Jansen hatte wohl endlich mal die Trillerpfeife aus den Ohren gezogen und mitbekommen, was hier gerade abging. „Solche Ausdrücke will ich aber nicht hören. Das nächste Mal gibt es einen Eintrag ins Klassenbuch.“

 

Ich schnaubte leise. Als wenn Oliver das interessieren würde. Der Schwachmat beließ es allerdings bei einem Knurren und machte sich auf, um dem Rest der Klasse zu folgen, die sich bereits größtenteils nach draußen getrollt hatte. Eigentlich schade. Ich glaube, Sandra und einige andere hätten durchaus eine Meinung dazu gehabt, wie er sich hier benahm.

 

Theo, der bereits wieder von selbst an die Tür gekommen war, besah sich stirnrunzelnd die Szenerie.
 

„Was ist los?“

„Wir sind heute auf dem Sportplatz.“

„Ach ja, scheiße. Voll vergessen.“

„Mhm, ich auch. Na los, beeilen wir uns.“

 

In der Tat zogen wir uns in Windeseile um und joggten dann locker nebeneinander her den Sandweg runter zum großen Sportplatz, wo die anderen bereits Runden liefen.

 

Kurz bevor wir da waren, fragte Theo plötzlich: „Was war da vorhin eigentlich los? Also mit Oliver. Hat sich angehört, als hätte er wieder Stress gemacht.“

„Ach, der übliche Mist. Kennst ihn doch.“

„Was hat er gesagt?“

 

Ich verdrehte die Augen. „Na, was wohl? Jo und Mia-Marie haben ihm aber Paroli geboten.“

„Jo auch?“

„Ja. Oliver hat … er hat wohl auch was gegen dich gesagt, das Jo nicht gepasst hat.“

„Und was?“

„Weiß ich nicht. Ich hab’s nicht gehört. Wenn du es wissen willst, musst du Jo fragen.“

 

Theo brummte noch etwas und setzte sich dann von mir ab, um zu Jo aufzuschließen, der gerade alleine vorbeikam. Als er weg war, kam ich mir wie ein Feigling vor. Natürlich ahnte ich, was Oliver gesagt hatte. Aber irgendwie …

 

Ich atmete tief durch und fing ebenfalls an, im Kreis um den Platz zu rennen. Als ich zu Mia-Marie kam, die ziemlich langsam unterwegs war, drosselte ich mein Tempo.

 

„Hey“, sagte ich. „Nochmal danke für vorhin.“

„Ach, kein Problem“, gab sie zurück und schnaufte ein wenig. „Oliver soll lieber seinen Mund halten. Immerhin kann ich abnehmen und er ist morgen immer noch dumm.“

 

Ich lachte und versuchte, den Rest des Aufwärmens mit ihr Schritt zu halten, aber das war gar nicht so einfach, weil sie echt nur im Schneckentempo lief. Danach wurden wir in verschiedene Gruppen aufgeteilt und übten entweder Kugelstoßen oder Weitsprung. Nicht so meine Lieblingsdisziplinen, aber da ich in beidem ganz passable Ergebnisse ablieferte, war die Stunde soweit entspannt. Auf jeden Fall weitaus entspannter als das Gespräch, das ich belauschte, als ich vor Jo und Theo wieder zurück zur Schule ging.
 

„Der Typ hat einen Schaden“, meckerte Theo gerade und es war ziemlich offensichtlich, wen er damit meinte. „Man, Jo, mach doch mal die Augen auf.“

„Du hängst doch auch mit Benedikt rum.“

„Na und? Benedikt macht aber keine Leute fertig.“

„Aber er ist …“

„Was?“ Theos Ton war unvermittelt schärfer geworden? „Was wolltest du sagen? Na los, spuck’s aus. Was ist Benedikt?“

 

Ich war automatisch stehengeblieben und hatte mich umgedreht. Theo schien echt wütend zu sein, während Jo den Kopf eingezogen hatte. Sein Blick irrte zu mir und als er sah, dass ich sie beobachtete, verfinsterte sich seine Miene.
 

„Ne scheißschwule Schwuchtel. Das ist er.“
 

Damit drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte in Richtung Schule. Ich wäre ihm eigentlich ganz gerne nachgerannt und hätte ihn zur Rede gestellt, wenn ich nicht Theos Gesicht gesehen hätte. Der war weiß wie die Wand und sah aus, als würde er gleich umkippen. Erst als Leon hinter ihm auftauchte und ihm in die Seite stieß, erwachte er wieder aus seiner Starre und schloss sich dem an, um seinen Weg fortzusetzen.

 

Als er an mir vorbeikam, sah er kurz auf und in seinem Blick lag etwas, das ich nicht recht zu deuten wusste. Es ließ mich schlucken und versetzte mir gleichzeitig einen Stich. War es das jetzt? War das das Aus für unsere Freundschaft? Würde Jos Anschuldigung zusammen mit dem Treffen mit Julius von gestern dafür sorgen, dass er sich von mir fernhielt? Hielt er mich jetzt auch für eine „Schwuchtel“?

 

 

Der Gedanke ließ mich auch noch in der darauffolgenden Geschichtsstunde nicht los, in der Corinna und Jonas ein Referat über Anne Frank hielten. Also eigentlich hielt Jonas das Referat und Corinna saß nickend daneben, aber ich sah an den Schautafeln, dass sie anscheinend die Schreibarbeit übernommen hatte. Ihre große, runde Schrift war unmöglich mit Jonas’ Sauklaue zu verwechseln. Tatsächlich schien Herr Vogel sehr zufrieden – sicherlich auch, weil das Referat „nur“ dreißig Minuten gedauert hatte und damit gerade mal doppelt so lang gewesen war, wie ausgemacht. Er begann, Fragen zur Judenverfolgung und die damit zusammenhängenden Maßnahmen zu stellen.

 

Ich hätte mich ja eigentlich gerne an dem Thema beteiligt, aber als ich bemerkte, dass Oliver neben mir lediglich in seinem Heft herummalte, packte es mich auf einmal. Kurzentschlossen stieß ich ihn an.

 

„Vielleicht solltest du da mal aufpassen.“

 

Er funkelte mich wütend an. „Lass deine Finger von mir, du …“

„Schwuchtel, ja ja, schon klar. Deine Platte hat einen Sprung, ist dir das aufgefallen?“

„Mir doch egal.“

„Ja, mir auch. Aber das da ist wichtig. Also sperr gefälligst die Lauscher auf.“

„Warum? Ist doch eh alles nur Fake.“

 

Ich traute meinen Ohren nicht. War ich hier im falschen Film oder hatte Oliver gerade echt so einen neonazistischen Scheiß von sich gegeben?

 

„Das ist doch nicht erfunden“, zischte ich ihn an. „Das ist echt passiert.“

„Glaub ich nicht. Mein Vater …“

 

Mich hätte ja echt interessiert, was sein Vater wohl dazu zu sagen hatte, aber ein Räuspern direkt vor unserem Tisch unterbrach uns.
 

Herr Vogel musterte mich und Oliver abwechselnd. „Habt ihr beide vielleicht irgendwas Sinnvolles zum Unterricht beizutragen?“

 

Ich wurde ein bisschen rot. Dieser Blick war echt nicht zum Aushalten. „Wir … äh … haben uns gerade über die Auschwitzlüge unterhalten. Weil es ja einige Leute gibt, die behaupten, dass das alles gar nicht passiert ist.“

 

Herr Vogel nickte langsam. „In der Tat ist die Holocaustleugnung, wie du es besser nennen solltest, denn der Begriff 'Auschwitzlüge' wird von den Leugnern selbst verwendet, ein großes Problem. Die historischen Ereignisse geraten in Vergessenheit. Gerade in der heutigen Zeit, wo man sich das Ausmaß dieser Gräueltaten gar nicht mehr so vorstellen kann oder es aufgrund der zunehmenden Verrohung und Abstumpfung als nicht mehr so schlimm wahrgenommen wird und wo moderne Medien vorgaukeln, dass man nahezu alles fälschen kann und deswegen eigentlich nichts mehr echt ist, können sich niedere Subjekte die Uninformiertheit einzelner oder sogar Gruppen für ihre eigenen Zwecke zunutze machen. Diese Leute behaupten, dass durch bewusste Fehlinformation die eigenen Rechte beschnitten würden. Es werden mit Hetze und Hass neue Feindbilder geschaffen, denen leider viele nur zu gerne folgen. Weil sie sich mächtiger fühlen, wenn sie sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenrotten können. Ein Mechanismus, den schon Hitler damals auszunutzen wusste. Dem kann man im Grunde nur mit Information begegnen und darauf hoffen, dass die Leute verstehen, wohin der Weg führt, den sie zu beschreiten gedenken. In eine Welt voller Angst, in denen sich jeder selbst der Nächste ist. Eine furchtbare Vorstellung, wie ich finde. Und eine sehr beklemmende.“

 

In diesem Moment klingelte es und Herr Vogel beendete die Stunde. Ein reges Zusammenpacken setzte ein und einer nach dem anderen – allen voran Oliver – stürmten der großen Pause entgegen. Als ich auch gerade mit Anton nach draußen gehen wollte, hielt Herr Vogel mich auf.
 

„Benedikt, hast du mal einen Moment für mich? Vielleicht unter vier Augen?“
 

Anton nickte nur und meinte, dass er vorgehen würde.

 

Als wir allein waren, seufzte Herr Vogel schwer. „Ich wollte nochmal kurz mit dir reden. Wegen Oliver. Dir ist bekannt, dass sein Vater sich politisch engagiert?“

„Nein, das wusste ich nicht.“

„Nun ja, es war nicht zu erwarten, dass ihr die besten Freunde seid. Deswegen möchte ich dir sagen, dass mir Herr Neubauer nicht unbekannt ist. Er gilt als eher … extrem in seinen Ansichten und ist deswegen durchaus schon aufgefallen. Du solltest ein wenig vorsichtig sein, wenn du mit Oliver über solche Themen sprichst.“

 

Herr Vogel sah mich noch einen Moment lang an, bevor sich ein kleines Lächeln in sein Gesicht stahl. „Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht verunsichert. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du dich gerne an mich oder einen der anderen Kollegen wenden kannst, wenn Probleme auftreten sollten.“

 

Ich bemühte mich, das Lächeln zu erwidern. „Alles klar, Herr Vogel. Kann ich dann gehen?“

„Natürlich.“

 

Anton, der draußen auf mich wartete, schob seine Brille nach oben. Er sah ernst aus wie auch schon, als ich ihm von der Sache beim Sport erzählt hatte.

 

„Ist was passiert?“

„Nein, er hat nur … also durch die Blume hat er mir gesteckt, dass Olivers Vater ein Neonazi ist und ich aufpassen und mir im Fall der Fälle Hilfe holen soll. Meinst er hat was gemerkt?“

„Wovon?“

„Na davon, dass ich … du weißt schon.“

 

Anton schob erneut seine Brille nach oben. „Auszuschließen ist es nicht, aber ich glaube auch nicht, dass das eine Rolle spielt.“

„Wie meinst du das?“

„Na wenn Oliver dich angeht oder sogar mobbt, ist der Grund dafür doch egal. Der liegt ohnehin in den wenigsten Fällen beim Opfer selbst. Wichtiger ist, dass er damit nicht durchkommt. Und dass du dir den Schuh nicht anziehst, dass irgendwas mit dir nicht stimmen könnte.“

 

Ich sah Anton einen Augenblick lang verblüfft an, bevor ich anfing zu lächeln.
 

„Ich würde dich gerade gern umarmen. Wäre das okay?“

„Solange du auf meine Brille aufpasst.“

 

Ich grinste noch breiter und dann zog ich Anton tatsächlich in meine Arme. Einfach so, weil er ein echt guter Freund war. Er hielt das einen Augenblick lang aus, bevor er sich wieder von mir losmachte.
 

„Wir sollten in der Pausenhalle noch ein wenig Präsenz zeigen, meinst du nicht? Sonst wird uns noch eine Affäre angedichtet.“

Ich lachte laut los. „Uns beiden? Entschuldige bitte, aber du bist leider nicht mein Typ.“

„Ich weiß“, antwortete Anton und lächelte hinter seiner viel zu großen Brille viel zu wissend.

 

 

In der Pausenhalle herrschte das übliche Gedrängel, wobei viele Leute auch draußen auf dem Hof waren. Immerhin war schon fast Sommer und die Temperaturen zu dieser Zeit wirklich angenehm. Wir passierten das Hoheitsgebiet der Jahrgangsschüler und als ich im Vorbeigehen Theos Bruder erspähte, sah ich mich automatisch auch nach Theo um. Ich konnte ihn jedoch weder bei den älteren Schülern noch bei dem Haufen unserer Klassenkameraden ausmachen, der sich draußen um die große Säule versammelt hatte, die wohl so ziemlich alles von Kunstobjekt bis Schornstein sein konnte. Nirgends auf der Bank, die sich um das flaschengrüne Ding drumherum wand, war auch nur eine Haarsträhne von ihm zu entdecken. Das ließ mich stutzig werden, denn normalerweise war er eigentlich immer irgendwo mittendrin.

 

„Suchst du jemanden?“, fragte Anton neben mir.

„Ich … ja, ich hab nach Theo geschaut. Wollte wissen, ob er sich wieder mit Jo vertragen hat.“

„Das erscheint mir unwahrscheinlich. Immerhin steht Jo dort und unterhält sich angeregt mit Oliver.“

 

Ich schaute in die Richtung, die Anton mir gewiesen hatte, und sah die beiden tatsächlich ein bisschen abseits von den anderen miteinander tuscheln. Etwas daran störte mich. Ich meine, ich konnte Jo zwar nicht besonders gut leiden, aber im Grunde genommen hatte ich nicht wirklich was gegen ihn. Auch nicht gegen Oliver. Dass die beiden jetzt allerdings darüber zusammenwuchsen, dass sie sich gegen mich verbündeten, passte mir zunehmend weniger. Aber was sollte ich dagegen tun? Mehr, als mich nicht unterkriegen lassen, blieb mir ja wohl nicht übrig. Ich seufzte. Und wo war nun Theo?

 

„Ich geh mal eben was nachsehen“, sagte ich zu Anton und ließ ihn bei den anderen, wo er sich überraschend gut einfügte. Er rückte seine Brille zurecht und stellte sich einfach dazu. War schon ne coole Socke, der Anton. Ich jedoch machte mir gerade Sorgen um jemanden, den ich bis jetzt eigentlich für den Coolsten von allen gehalten hatte. Natürlich war es möglich, dass Theo einfach nur auf dem Klo war, aber mein Gefühl sagte mir, dass das nicht stimmte.

 

Ich wollte zunächst bei den Fahrrädern nachsehen, doch der Keller war leer und eine freundliche Aufsicht wies mich darauf hin, dass der Aufenthalt hier unten nicht gestattet war. Also machte ich mich weiter auf die Suche und wollte schon gerade in die Raucherecke gehen, als ich ihn plötzlich entdeckte. Er saß am oberen Ende der großen Seitentreppe und starrte ins Leere.

 

Langsam machte ich mich an den Aufstieg. Als ich schon fast bei ihm war, sah er auf.
 

„Hey“, meinte ich. „Ich hab dich gesucht.“

„Warum?“

„Weil du nicht da warst.“

„Tja, hier bin ich.“

 

Ich ließ mich neben ihn auf die Treppenstufe gleiten. Erst wartete ich noch, ob er von sich aus was sagen würde, aber als er nicht anfing, musste ich wohl oder übel fragen.
 

„Warum bist du hier?“

„Was glaubst du, warum?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn ich es wüsste, würde ich nicht fragen.“

 

Theo antwortete nicht. Stattdessen begann er, an einem imaginären Fleck auf seiner Hose herumzukratzen. Ich hätte am liebsten seine Hand genommen, damit er damit aufhörte. Oder ihm was Aufmunterndes gesagt. Ihn so zu sehen machte mich ganz krank. Ich wollte den alten Theo wiederhaben. Den, der gut drauf war, auf Kosten anderer Witze machte und in die perfekte Mia verknallt war.

 

Als er immer noch nichts sagte, stieß ich ihn an. „Alles klar bei dir?“

„Ja klar. Alles klar.“ Es klingelte. „Komm, gehen wir rein.“

 

Er wollte sich erheben, aber ich hielt ihn fest. Fasste einfach seinen Arm und zog ihn wieder runter auf die roten Stufen.
 

„Du kannst mit mir reden, okay? Über alles. Ich … bin da.“

 

Er sah auf meine Hand runter, die immer noch auf seinem bloßen Arm lag. Ich war versucht sie zurückzuziehen, um mich nicht zu verraten, aber da das noch viel verdächtiger gewesen wäre, ließ ich sie liegen. Stattdessen sah ich ihm in die Augen.
 

„Über alles, okay?“

„Okay.“

 

Plötzlich hob sich sein Mundwinkel und er lächelte ein bisschen schief. Es sah wunderschön aus.
 

„Danke, Benedikt.“

„Jederzeit.“

 

Als wir schon aufgestanden waren, holte er plötzlich tief Luft. „Ich … musste nachdenken.“

„Und worüber?“

„Über die Klassenfahrt. Ich … ich hab mir überlegt, dass ich eigentlich nicht mit Oliver zusammen in einem Zelt schlafen will.“

 

Ich wurde hellhörig, sagte aber nichts, sondern ließ ihn einfach weiterreden.
 

„Ich hatte … ich hatte überlegt, ob ich dich frage, ob wir zusammen … du weißt schon. Aber … wenn ich gehe, ist Jo mit ihm alleine. Das ist …. also gelinde gesagt, ziemlich kacke. Ich hab Angst, dass Oliver Jo noch mehr Mist erzählt. Ich hab Angst ihn zu verlieren.“

 

Wow, das war ja mal ein Geständnis. Eigentlich noch mehr als die Sache mit Mia.

 

Ich nickte langsam. „Ich weiß, was du meinst. Vielleicht redest du nochmal mit Herrn Wilkens darüber. Ich glaube, die Lehrer wissen schon Bescheid, was Oliver angeht. Vielleicht fällt ihm ja eine Lösung ein.“

 

Theo wirkte nicht überzeugt, also setzte ich ein Grinsen auf und meinte in beiläufigem Ton: „Und wenn nicht, schubs ich Oliver einfach die Treppe runter. Mit einem gebrochenen Bein kann er schließlich nicht mitfahren.“

Theo runzelte die Stirn. „Das ist nicht lustig.“

„Und warum lachst du dann?“

„Tue ich gar nicht.“

„Doch, tust du. Ich seh genau, dass du lachst.“

„Spinner.“

„Gleichfalls.

 

Als ich sah, dass ich Erfolg gehabt hatte und er tatsächlich wieder lächelte, musste ich mal tief durchatmen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, gerade einen 400-Meter-Sprint hinter mir zu haben. Geschafft aber glücklich. Obwohl ich ja eigentlich gar nicht viel gemacht hatte. Ich meine, ich hatte ihm gesagt, dass er zu einem Lehrer gehen sollte. Große Heldentat und so. Aber … na ja. Es fühlte sich trotzdem so an, als würde man etwas tun und nicht nur wegsehen. Und das, so fand ich, war ziemlich wichtig.

 

 

Als ich allerdings Julius nachmittags davon erzählte, musste ich feststellen, dass er das vollkommen anders sah. Er schien regelrecht entsetzt, als ich ihm von Olivers Machenschaften erzählte.
 

„Sei bloß vorsichtig“, warnte er mich. Wir waren gerade auf dem Weg zum Jahrmarkt, der ja immer noch in der Stadt gastierte, und ich hatte ihm die ganze Geschichte – na ja, fast die ganze – im Auto erzählt. Jetzt war seine Stirn voller Sorgenfalten.
 

„Mit solchen Kerlen ist wirklich nicht zu spaßen. Halt lieber die Füße still.“

„Aber wenn alle nur den Mund halten, wird es doch nie besser.“

„Ach ja?“ Plötzlich fauchte mich Julius aus dem Nichts heraus an. „Ich will aber nicht, dass du dich mit irgendwelchen rechtsradikalen Schlägern anlegst und ich dich wegen deines dummen Heldenmuts im Krankenhaus besuchen darf. Wenn du es denn bis dahin schaffst.“

 

Völlig verdattert sah ich ihn an. „Äh, so schlimm wird es doch nicht sein, oder?“

„Ach meinst du?“ fuhr er mich an. „Du hast ja keine Ahnung. Ich hab da schon Sachen gehört, da …“
 

Er brach ab und sah mich entschuldigend an. „Tut mir leid, ich wollte dir nicht vorschreiben, was du tun sollst. Ich hab einfach nur Angst um dich, okay? Es gibt einfach eine Menge Leute da draußen, die was gegen Schwule, Lesben, Transgender oder ihnen sonstwie nicht in den Kram passenden Leute haben. Deswegen möchte ich, dass du vorsichtig bist. Versprichst du mir das?“

„Natürlich.“

 

Ich lehnte mich zu ihm rüber und gab ihm einen schnellen Kuss, damit er wusste, dass ich es ernst meinte. Hier im Auto konnte uns ja niemand sehen.

 

Julius’ Gesicht glättete sich binnen Sekunden. Er lächelte mich an. „ Na was ist? Willst du jetzt auf den Jahrmarkt?“

„Willst du denn noch?“

„Weiß nicht. Du hast dich doch so drauf gefreut.“

Ich verzog den Mund. „Na ja, wenn dir jetzt die Lust vergangen ist, können wir es auch noch verschieben. Auf Sonntag zum Beispiel.“

„Sonntag ist Muttertag.“

„Echt? Ach scheiße.“

 

Er hatte mir schon erzählt, dass er an dem Tag einen Ausflug mit seiner Mutter plante und ich würde wohl wenigstens bis zum Mittagessen anwesend sein müssen. Und danach noch Physik lernen. Dreck.

 

„Heißt das, wir sehen uns Sonntag nicht?“

„Sieht schlecht aus, wenn du abends nicht kannst.“

Ich schüttelte den Kopf. „Keine Chance. Und in der Woche werde ich wohl auch lernen müssen. Ich kann höchstens wieder am Dienstag im 'Monopoly' vorbeikommen.“

„Das würde mir gefallen.“

 

Julius griff nach meiner Hand. „Hey, sorry nochmal. Ich wollte den Tag nicht verderben.“

„Hast du nicht. Das hat Oliver schon erledigt. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man so beschränkt sein kann.“

„Tja, wer weiß schon, was in den Köpfen der anderen vorgeht.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen möchte.“

„Stimmt.“ Julius lachte. „Na komm, wir machen uns noch einen schönen Nachmittag. Und nächstes Wochenende fahren wir nach Hamburg.“

 

Ich lächelte tapfer. Eigentlich graute mir immer noch ein bisschen vor diesem Besuch, aber ich freute mich darauf, den ganzen Tag mit Julius verbringen zu können. Anton hatte sich sofort bereit erklärt, als mein Alibi herzuhalten, sodass eigentlich nichts mehr schiefgehen konnte.

 

„Ja, hast recht. Dann haben wir nochmal einen ganzen langen Tag, bevor ich für zwei Wochen weg bin.“

„Zehn Tage, denke ich.“

„Schon, aber meine Mutter wird mich dann vermutlich nicht gleich wieder weglassen. Ich will nicht, dass sie Verdacht schöpft.“

„Okay.“ Er drückte nochmal meine Hand. „Dann nächstes Wochenende. Ich sag Lali Bescheid.“

„’kay.“

„Und jetzt? Auf in die 'Wilde Maus' oder was auch immer du für Scheußlichkeiten für mich aussuchst.“

„Wie wäre es mit der Liebesraupe?“

Das hört sich schon besser an.“

„Oder wir gehen Ponyreiten.“

 

Daraufhin streckte mir Julius die Zunge raus und ich schnappte sie mir noch einmal zu einem tiefen Kuss, bevor wir endgültig ausstiegen und uns unters Volk mischten. Natürlich konnten wir inmitten der ganzen Familien, die heute mit ihren Kindern die vergünstigten Fahrpreise ausnutzten, nicht händchenhaltend durch die Gegend laufen. Es war trotzdem schön, mit Julius zwischen den Schießbuden und Autoscootern, den Losverkäufern und Fresstempeln, den Ständen mit gebrannten Mandeln und dem Spiegelkabinett herumzuschlendern; zu schauen, zu riechen, zu lauschen und ihm ab und an mit einer Fahrattraktion zu drohen, in denen ihm angeblich immer schlecht wurde.
 

Als wir schließlich doch bei der Liebesraupe angekommen waren und zwei Fahrchips erstanden hatten, wollte Julius mich zuerst einsteigen lassen, doch der Mann, der die kleinen Plastikteile vor der Fahrt wieder einsammelte, hielt uns auf.
 

„Wenn ihr zusammen fahren wollt, muss er nach innen“, sagte er und nickte in Julius’ Richtung. „Er ist leichter. Aber es ist heute nicht so voll hier. Am besten nehmt ihr zwei Wagen.“

 

Ich wollte gerade wieder aussteigen und Julius vorbeilassen, als der lächelte und den Fuß von der Trittkante nahm.

 

„Na klar, gute Idee. Danke für den Hinweis.“

 

Fassungslos sah ich zu, wie Julius in den Wagen vor mir stieg und sich einfach hinsetzte. Ich ließ mich schwer auf meine gepolsterte Sitzbank fallen, gab meinen Fahrchip ab und warf Julius einen bösen Blick zu. Er fing ihn auf, hob entschuldigend die Schultern und richtete den Kopf wieder nach vorne. Am liebsten wäre ich nochmal ausgestiegen und hätte mich rübergesetzt, aber in diesem Moment ertönte bereits das Startsignal und die Bahn setzte sich in Bewegung.
 

Rauf und runter rauschte der Endloskreis aus aneinandergehängten Gondeln an der Wirklichkeit vorbei. Es wurde abwechselnd dunkel und hell, aus den Lautsprechern dröhnte ein beatlastiger Hit nach dem anderen und hinter mir kreischten irgendwelche Kinder, aber ich konnte nur auf Julius’ Hinterkopf starren.
 

„Und jetzt darf gekuschelt werden“, tönte plötzlich die Stimme des Kassenmanns zwischen die Klänge von „I’m too sexy“ und mit einem Rattern wurde die Abdeckung des Karussells hochgefahren. Von außen sah das Ganze jetzt aus wie die namensgebende Raupe, während es drinnen wie ein schummriger, roter Tunnel wirkte. Eigentlich war ich genau deswegen hier drin. Weil ich es mir romantisch vorgestellt hatte, mit Julius genau in dem Moment halt doch einen heimlichen Kuss auszutauschen. Vermutlich wäre es total unbequem gewesen und er hätte mich fast zerquetscht, wenn ihn die Fliehkräfte gegen mich gedrückt hätten, aber das wäre mir egal gewesen. Und hatte er nicht gewollt, dass wir solche Momente für uns hatten? Warum war er ausgestiegen?

 

Kurze Zeit später ratterte die Abdeckung wieder nach unten, wir drehten noch ein paar Runden, dann wurde die Bahn langsamer und hielt schließlich an. Die Sicherheitsbügel lösten sich und wir stiegen aus. Mit klopfendem Herzen ging ich zu Julius. Ich wollte ihn zur Rede stellen. Wollte wissen, was das sollte, doch er nahm mir sofort den Wind aus den Segeln.
 

„Tut mir leid. Ich … ich dachte, du wolltest das so. Damit wir kein Aufsehen erregen.“

„Ich?“ Ich blinzelte verblüfft. „Warum sollte ich das wollen? Ich bin extra mit dem Ding gefahren, weil ich mit dir da drin sitzen wollte.“

„Aber der Typ …“

„Der Typ ist mir egal. Der arbeitet auf einem Jahrmarkt und ist in drei Tagen abgereist. Meinst du, es interessiert mich, was der von mir denkt?“

 

Betroffen senkte Julius den Kopf. „Tut mir leid“, wiederholte er. „Willst du … willst du nochmal rein?“

 

Ich war in Versuchung, aber eigentlich war mir die Lust ein bisschen vergangen. Ich zog die Nase kraus. „Nee. Jetzt will ich ein Eis.“

 

Julius schielte mich von unten herauf an. „Mit Streuseln?“

 

„Aber so was von.“

„Okay, ich lad dich ein.“

 

Wir mussten anhand der schier endlosen Schlange aus zumeist hüfthohen Eiskäufern nebst elterlichem Anhang ziemlich lange warten, aber dann gab es das ungefähr riesigste Softeis mit einer gefühlten Million Streuseln für mich, sodass ich glatt abwinkte, als Julius sich noch ein eigenes bestellen wollte.
 

„Du musst mir helfen. Wenn ich das alleine esse, platze ich.“

 

Er grinste und bezahlte nur das eine Eis und dann suchten wir uns eine ruhige Stelle am Rand, wo wir uns auf eine Metallstange setzten, die zwischen zwei weißgetünchten Steinen steckte, um gemeinsam das Eis zu verspeisen. Und ganz vielleicht kamen wir uns dabei ziemlich nahe. Kann ja mal vorkommen, wenn man zusammen ein Eis isst, nicht wahr?
 

Katzenaugen funkelten mich von der anderen Seite des Schoko-Vanillebergs aus an und ein hartnäckiger Zuckerstreusel, der in Julius’ Mundwinkel klebte, schrie förmlich danach, von meiner Zunge entfernt zu werden. Mit einem Mal hatte ich solche Sehnsucht nach ihm.
 

„Lass uns zu dir fahren“, flüsterte ich.

„Ich dachte schon, du würdest nie fragen“, wisperte er zurück, schmiss die bereits matschig gewordene Eiswaffel in eine Mülltonne und rannte mit mir zusammen um die Wette zum Auto.

 

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir zusammen im Bett und ich kann nicht sagen, dass die Höhepunkte dort denen des Jahrmarkts in irgendeiner Weise nachstanden. Immerhin mussten wir ein bisschen Vorrat haben, wenn wir uns jetzt so lange nicht sehen konnten. Sexting war definitiv kein geeigneter Ersatz für den echten Julius. So überhaupt gar nicht.



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Von:  Snowprinces
2020-08-08T02:51:56+00:00 08.08.2020 04:51
Hallo
ich gebe Kaffee recht ich hatte das auch gemacht und das Ende war süß ich freue mich auf das nächste Kapitel
LG

und Ventilator hin stell

Antwort von:  Maginisha
08.08.2020 07:27
Freut mich, dass es dir gefallen hat. Vielleicht kommt ja in diesem Urlaub sogar noch ein Kapitel zustande. Nächste Woche geht's wieder los. v_v
Von:  z1ck3
2020-08-07T18:28:40+00:00 07.08.2020 20:28
Oh neeee... Ich mochte Oliver ja eh nicht, aber braune Scheiße. Bäh Pfui. Und das mit Jo ist gruselig. Lässt er sich mit reinziehen? Scheint ja so. Selbst wenn nicht, Oliver ist gefährlich. Das kann hässlich werden für Benedikt. Bei Theo bin ich mir nicht sicher...
Antwort von:  Maginisha
08.08.2020 07:25
Tja, wie war das mit dem Apfel und dem Stamm. Schon sehr unschön. Und Jo ist ihm wohl leider auf den Leim gegangen. Hoffen wir mal, dass sich das noch zum Guten wendet. Theo hat daran auf jeden Fall ziemlich zu knabbern.
Von:  KaffeeFee
2020-08-07T09:53:20+00:00 07.08.2020 11:53
Oh man, ich glaub, ich muss wieder ins Bett... statt Fresstempeln und Ständen hab ich Fress-Stempel und Ständer gelesen🤦‍♀️ naja, wer zweideutig denkt (und liest) hat eindeutig mehr zu lachen🤷‍♀️🙈😂

Sooo meine Liebe, ich hätte den blöden Oliver ja beinahe durchs Handy gezogen und verhauen! Ich, als kleiner Metal-Punk mit Gothic Einschlag (geile Mischung, ich weiß😆), habe ja eh eine Null Toleranz Grenze, was das braune Gesocks angeht, aber das dann auch noch zu leugnen... boah, da platztmir der Arsch!!! Leider sprießen diese Trottel ja immer mehr aus dem Boden... ätzend!
Gute Reaktion vom Lehrwr, wirklich. Nur fürchte ich fast, dass bei jemandem, der 1933 stehen geblieben ist, eh schon Hopfen und Malz verloren ist...
Ich hoffe nur, dass Jo rechtzeitig zur Vernunft kommt...

So, genug aufgeregt. Der Jahrmarktbesuch war niedlich! Vor allem die dumme Sache in der Raupe 😅 echt süß! Und natürlich das Eis... hach ja ich mag die beiden...

Bis zum nächsten Kapitel,

Koffeeinhaltige Grüße, die schmelzende KaffeeFee☕☕
Antwort von:  Maginisha
07.08.2020 16:34
Lol, ja, da hast du wohl wahr. (Und wer später bremst, ist länger schnell. :D)

Die zunehmende Tendenz gerade unter Jugendlichen ist echt erschreckend. Hab da Zahlen gesehen, da gruselt es einen. Es wird eben attraktiv gemacht für junge Leute unter dem Deckmantel der Kameradschaft und was weiß ich.

Ich hoffe auch sehr, dass Jo noch die Kurve kriegt. :/

Der Jahrmarktbesuch lief ja nun tatsächlich etwas unrund, aber am Schluss haben sie ja noch ordentlich Liebe getankt. ^_~

Mal sehen, ob ich sie im nächsten Kapitel nun endlich zu Lali bekomme. Hach, die regen mich auf...

Liebe Grüße heute quasi aus dem Freibad!
Mag


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