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Ich, er und die Liebe

von

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Von faulen Nachmittagen und undefinierten Beziehungen

Als ich gegen Abend nach Hause fuhr, wusste ich zwei Dinge mit ziemlicher Sicherheit.

 

Erstens machte Ilona die absolut besten Bratkartoffeln der Welt. Sie war eine wahnsinnig unkomplizierte Frau, die einfach hinnahm, dass auf einmal ein fremder Junge an ihrem Küchentisch saß und nachmittags um halb vier einen Riesenteller dieser knusprigen Köstlichkeiten verputzte. Ich bin mir sicher, dass meine Mutter im umgekehrten Fall versucht hätte, Julius in ein Gespräch zu verwickeln. Rauszufinden, was er „beruflich“ machte, wie es um seine Familie bestellt war und was er so für Hobbys ausübte. Ilona tat das nicht. Sie fragte mich nur, ob ich Ketchup zu den Kartoffeln wollte. Ich wollte, also bekam ich welches und damit hatte es sich. Die Blicke, die Julius und ich uns über den Tisch hinweg zuwarfen, ignorierte sie geflissentlich und schenkte uns noch zu Trinken nach, bevor sie verkündete, dass sie in den Garten gehen würde. Das führte zu einem ziemlich fettigen Kartoffelkuss und einem Ketchupfleck auf meinem T-Shirt, von dem Julius mir riet, ihn vor dem Waschen mit Essig zu behandeln, weil das dann am besten wieder rausginge.

 

Die zweite Sache war die Tatsache, dass Julius wahnsinnig verschmust war. Er schmiegte sich mit einer Selbstverständlichkeit an mich, die mich jedes Mal lächeln ließ, wenn er mich ansah mit seinen Katzenaugen. Fast erwartete ich, dass er anfing zu schnurren, als ich ihm durch die Haare fuhr, die sich dicht und weich zwischen meinen Fingern ringelten. Ich malte die Linien seines Gesichts nach. Die dunkelblonden Augenbrauen, die prominenten Wangenknochen, die vollen Lippen, von denen ich mir einen Kuss stahl, bevor ich meine Inspektion fortsetzte. Seine Brust war glatt und nicht besonders muskulös mit zart gefärbten Brustwarzen, die ich einmal kurz umkreiste, um dann weiter zu wandern. Jenseits der Rippen, die ich einzeln nachfuhr, fand ich einen flachen Bauch, unter dem sich in einem Nest aus hellen Haaren sein bestes Stück in völligem Entspannungszustand befand. Ich wollte gerade meine Hand noch ein bisschen weiter in diese Richtung schieben, als Julius mich aufhielt. Mit einem Lächeln nahm er meine Hand und setzte einen Kuss auf die Fingerspitzen, die gerade noch über seinen Körper gewandert waren.

 

„Was denn, schon genug?“, fragte ich in neckendem Tonfall.

 

„Von dir? Von dir würde ich nie genug bekommen“, gab er zurück und zog mich schon wieder in einen Kuss. Noch etwas, von dem er anscheinend gar nicht genug bekommen konnte. Er war ein unglaublich ausdauernder Küsser und ich konnte nun wirklich nichts dafür, dass sich die Begeisterung über diese anhaltenden Liebkosungen ein bisschen manifestierte, was er natürlich sofort bemerkte, als er eines seiner langen Beine zwischen meine Schenkel schob.

 

„Du bist aber schnell wieder oben“, zog er mich auf und biss mir zärtlich in die Unterlippe.

 

„Kannst mich ja wieder runterholen“, bot ich ihm mit einem anzüglichen Grinsen an und stockte ein wenig, als er sich erhob und mich von oben herab betrachtete.

 

„Und was krieg ich dafür?“

„Was möchtest du denn?“

„Geh nochmal mit mir aus.“

 

Ich lachte. „Aber natürlich tue ich das. Kein Problem.“

 

Er sah mich intensiv an, vollkommen ohne zu blinzeln. „Nein, ich meinte irgendwohin, wo man uns zusammen sehen kann. Wo wir uns nicht verstecken müssen. Wo wir nicht so tun müssen, als ob wir nur Freunde wären.“

 

Ich lächelte und strich ihm eine widerspenstige Locke aus der Stirn. „Gern. Aber … ich hab keine Ahnung wo.“

„Ich finde was. Muss ja auch nicht sofort sein.“

„Okay.“

 

Mein letztes Wort ging in ein Seufzen über, als Julius sich wieder meiner Lippen bemächtigte. Ein weiteres entwich mir, als er begann, an meinem Hals zu knabbern. Und noch eines, als er anfing, sich an meinem Körper weiter nach unten zu küssen. Ganz ehrlich, ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er so weit gehen würde. Noch dazu bei unserem ersten Date. Quasi. Aber ich beschwerte mich auch nicht, als sich seine unglaublich weichen Lippen um gewisse Körperteile legten und dort anfingen, wahre Wunder zu wirken. Oh wow. Ich hatte nicht geahnt, dass es sich so anfühlen konnte. Und dass auch zweite Runden so schnell vorbei sein konnten, ebenfalls nicht.

 

Völlig geplättet lag ich auf dem Rücken, während Julius sich mit einem fetten Grinsen neben mich schob.

 

„So, erledigt.“

 

Ich konnte nicht antworten, weil ich immer noch versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Stattdessen zog ich ihn einfach an mich und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Er streichelte sanft meinen Nacken.

 

„Hey, das braucht dir nicht peinlich zu sein.“

„Isses nich“, nuschelte ich, bevor ich mich aus meinem Versteck wieder hervorwagte. „Ich bin nur ein bisschen überfordert davon, dass du auf einmal so ranggehst. Schon vergessen? Heute morgen dachte ich noch, du findest Sex furchtbar.“

„Das habe ich nie gesagt.“

„Aber …“

 

Julius lächelte, auch wenn ich sah, dass ganz kurz ein Schatten über sein Gesicht huschte.

 

„Ich mag Sex. Aber ich steh nicht so auf dieses Rein-Raus-Spiel und wer nun was bei wem reinsteckt. Eine Zeit lang hab ich gedacht, ich müsste mich da entscheiden. Top, Bottom, was auch immer. Festzustellen, dass es auch ohne geht, war unheimlich befreiend. Es ist nicht so, dass ich es verurteile. Wer Spaß daran hat, soll es gerne tun. Nur ich mag es halt nicht. Auch dieses ganze Drumherum, die Vorbereitung, die Nachbereitung und das alles für … keine Ahnung. Ich finde, es fühlt sich einfach nicht so super an, dass sich das lohnen würde. Zumal es so viel andere tolle Sachen gibt, die man machen kann.“

 

Ein wenig drängte es mich, Julius zu fragen, wie er das meinte und ob er da tatsächlich Erfahrung hatte. Es hörte sich ja ganz danach an, was wohl hieß, das ich mich in Bezug auf die „Julius ist noch Jungfrau“-Sache geirrt hatte. Allerdings wollte ich die Stimmung nicht noch weiter kaputtmachen, daher kuschelte ich mich wieder an ihn und er sich an mich und gemeinsam lagen wir einfach nur da, bis mein Magen plötzlich und unvermittelt laut losgrummelte.

 

Sofort war Julius auf den Beinen. „Oh weh, ich bin wirklich ein furchtbarer Gastgeber. Du musst ja am Verhungern sein. Hast du heute überhaupt schon was gegessen?“

„Einen Kakao zum Frühstück.“

„Aber das ist doch Stunden her.“

„Na ja … ich hatte halt Wichtigeres zu tun.“

 

Wir grinsten beide, zogen uns an, ließen uns von seiner Mutter bekochen und saßen dann noch eine ganze Weile schweigend mit ineinander verschränkten Fingern in der Küche, bis ich irgendwann seufzte und aufstand.

 

„Ich muss langsam. Sonst fragt meine Mutter, wo ich bin und eigentlich … also …“

 

Julius winkte ab. „Kein Problem. Ich hab dir gesagt, dass es nicht eilt. Und wir können uns immer hier treffen oder im 'Monopoly' oder wir fahren einfach mal irgendwohin, wo uns keiner kennt. Alles kein Problem.“

 

Ich dachte dran, dass ich Anton wohl in Zukunft ein paar Mal öfter als Ausrede würde benutzen müssen. Das machte mir Magenschmerzen.

 

„Vielleicht sollte ich es meiner Mutter doch sagen. Damit wir …“ Ich machte eine vage Geste.

 

Julius sagte nichts. Er stand nur auf, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich sehr, sehr lange. Als er damit fertig war, sah er mir tief in die Augen.

 

„Dass du darüber nachdenkst, reicht mir schon. Kein Stress deswegen. Ich kann warten.“

 

„Okay“, flüsterte ich zurück und küsste ihn noch ein letztes Mal. Und dann nochmal, als wir im Flur angelangt waren. Und als ich meine Schuhe angezogen hatte. Und dann nochmal, als ich schon an der Haustür stand. Fast so, als könnte ich einen Vorrat davon mit nach Hause nehmen.

 

„Ich muss morgen arbeiten“, sagte ich, als sich unsere Lippen endlich wieder voneinander trennten.

„Ich auch.“

„Ich komm danach mal vorbei.“

„Alles klar. Ich freu mich.“

 

Es folgte noch ein ziemlich langer Kuss, bevor ich es endlich aus der Tür schaffte. Draußen bekam ich mein Fahrradschloss kaum auf, weil ich ständig zu Julius gucken musste. Er lachte und schüttelte den Kopf, aber ich sah genau, dass er mir nachblickte, als ich gegen die Einbahnstraße von ihm wegradelte. Wahrscheinlich war es reiner Zufall, dass ich nicht noch eine Laterne erwischte. Ich hatte es ja schon mal gesagt. Die Liebe war gefährlich. Sie verdrehte einem vollkommen den Kopf. Aber sie fühlte sich auch wunderschön an.

 

 

Tatsächlich schaffte ich es irgendwie zu vermeiden, dass meine Mutter was von meinen nachmittäglichen Aktivitäten bemerkte. Vermutlich war sie wegen ihres langen Abends selbst nicht so ganz auf der Höhe, sodass ich ohne Probleme mit der Ausrede, ich müsse noch für die Schule lernen, davonkam. Als mich allerdings am nächsten Morgen Antons inquisitiver Blick traf, wusste ich, dass ich mich dieses Mal nicht würde drücken können.

 

Tatsächlich fackelte er nicht lange, bevor er mich zur Rede stellte.

 

„Ich nehme an, dass du gestern noch bei Julius warst?“

„Ja, war ich.“

„Und? Seid ihr jetzt in einer Beziehung?“

 

Ich ließ geräuschvoll die Luft entweichen. Die Frage war gar nicht so einfach zu beantworten. Waren wir? Immerhin hatten wir den ganzen Nachmittag über rumgeknutscht und quasi auch miteinander geschlafen, wenn man Julius’ Definition von Sex zugrunde legte. Aber hieß das jetzt, dass wir auch ein Paar waren? Ich wusste es nicht. Also zuckte ich nur mit den Achseln.

 

Anton nickte. „Ich verstehe. Ihr habt euer Verhältnis noch nicht definiert.“

„Nein, haben wir nicht.“

„Erzählst du mir, wenn es soweit ist?“

„Dir als erstem.“

 

Ich grinste ihn an und wollte mich schon von ihm verabschieden, da ich annahm, dass er die Pause wie üblich in der Bücherei verbringen würde, aber Anton überraschte mich, indem er einfach die Stufen weiter nach unten in Richtung Pausenhalle ging. Als ich verdattert auf dem Treppenabsatz stehenblieb, wo wir uns normalerweise trennten, sah er zu mir hoch.

 

„Was ist?“

„Ich dachte, du würdest in die Bibliothek gehen.“

„Heute mal nicht.“

Nicht? Aber warum nicht? Ich meine, du bist immer in der Bibliothek.“

 

Anton schob seine Brille nach oben und lächelte mich an. „Nun, ich habe mir gedacht, dass es gut wäre, unsere Freundschaft nicht nur in meinem sondern auch in deinem natürlichen Habitat auszuüben, meinst du nicht?“

 

Ich blinzelte und brauchte einen Augenblick um zu begreifen, was er meinte. Kann man mir ja wohl kaum verübeln, denn schließlich war Anton vermutlich der einzige Mensch, der die Pausenhalle als „Habitat“ bezeichnete, aber als ich es verstanden hatte, begann ich zu grinsen.

 

„Klar machen wir das. Soll ich dich erst noch herumführen oder weißt du schon, wo die Toiletten sind?“

 

Er schickte mir einen Blick, den ich bei jedem anderen als „Fick dich!“ übersetzt hätte. Ich ignorierte das metaphorische Messer geflissentlich und klemmte mir Anton unter den Arm, um mit ihm zusammen unsere geheiligten zwanzig Minuten abzuhängen, bevor die wunderbare Welt der Zahlen und Graphen uns in Empfang nahm.

 

 

Während ich zeichnete und rechnete und Vokabeln lernte und der Tag so vor sich hin verstrich, merkte ich gar nicht, dass ich offenbar beobachtet wurde. Dass das der Fall war, ging mir erst auf, als auf einmal ein Fahrradfahrer neben mir scharf in die Bremsen ging, während ich gerade auf dem Weg runter zu Friedrichsen war. Die Reifen wirbelten eine Staubfahne auf dem hellen Sandweg auf.

 

„Hey“, rief Theo und stieg halb vom Rad. „Du kriegst heute aber auch gar nichts mit.“

„Ach nein?“, fragte ich zurück.

„Nein, ich hab … also ich hab in der Mittagspause versucht, mit dir zu reden, aber du warst mit Timo und Elias beim Essen, da wollte ich nicht stören.“

 

Tatsächlich hatte ich, da Anton wie üblich nach Hause gegangen war, mein Mittagessen zusammen mit meinen beiden zukünftigen Zeltpartnern in der Mensa verbracht. Ich hatte zwar gesehen, wie Theo kurz an der Scheibe gestanden hatte, die den Essbereich vom restlichen Schulgebäude abgrenzte, aber da dort auch alle lang kamen, die über Mittag in die Stadt gingen, und im nächsten Augenblick Jo erschienen und die beiden nach draußen verschwunden waren, hatte ich mir nicht wirklich was dabei gedacht.

 

„Du hättest doch dazu kommen können“, sagte ich, wohl wissend, dass ich ihn damit ein wenig provozierte.

 

„Na ja, ich wollte dir ja eigentlich nur sagen, dass … dass du heute und Morgen mit Jo zusammen Schicht hast. Ich hab wirklich versucht, ihn zu überreden, mit mir zu tauschen, aber er hat gesagt, er braucht das Geld. Also deswegen … na ja. Ich hab’s versucht, okay?“

 

Der zerknirschte Gesichtsausdruck, mit dem er das sagte, verwirrte mich. Also natürlich war ich nicht begeistert, dass ich jetzt die nächsten Stunden mit Jo abhängen würde, aber Theo tat ja geradezu so, als wenn das seine Schuld wäre. So ganz blickte ich nicht, was das sollte, aber ich schenkte ihm einfach mal ein Lächeln.

 

„Kein Ding. Wir werden uns schon nicht an die Gurgel gehen.“

„Klar. Weiß ich doch. Ich wollte nur …“

„Theo!“

 

Er sah mich erschrocken an. War er etwa nervös? Er krallte sich so an seinem Lenker fest.

 

Ich lächelte nochmal. „Kein Stress, okay? Ich werde Jo nicht auseinandernehmen und ich werde auch nichts sagen wegen dieser anderen Sache. Ehrenwort.“

 

Theo atmete hörbar aus. „Okay. Und danke. Vielleicht kann ich Holger ja überreden, dass er das bei der nächsten Plänen berücksichtigt.“

„Das wäre cool.“

„Gern.“

„Ich arbeite nämlich am liebsten mit dir zusammen.“

 

Jaaaa, das war gemein. Aber irgendwie reizte es mich gerade, ihn ein bisschen zu ärgern. Immerhin war er derjenige gewesen, der mir in den letzten Wochen so auf den Pelz gerückt war. Sollte er ruhig mal merken, wie sich das anfühlte.

 

„Äh, ja. Gut. Ich werd sehen, was ich tun kann.“

„Das wäre wirklich nett von dir.“

 

Ich strahlte ihn an und konnte mir kaum noch das Lachen verkneifen. Das Ganze schien ihm auf einmal echt unangenehm zu sein. Hatte da etwa jemand Angst vor seiner eigenen Courage? Wie drollig.

 

Tatsächlich stotterte er nur noch irgendeine Verabschiedung, bevor er sich auf sein Rad schwang und davondüste. Und ich? Ich schob mein eigenes Rad dem Unvermeidlichen entgegen. Ein wunderbarer Nachmittag mit Jo. Aber danach würde ich schließlich Julius wiedersehen und das entschädigte mich gerade für eine ganze Menge, selbst wenn das Treffen im Endeffekt nur aus einer spendierten Cola und einem verstohlenen Kuss auf dem Gang zu den Toiletten bestand, weil das „Monopoly“ einfach mal brechend voll war und er keine Zeit für mich hatte. Gelohnt hatte es sich trotzdem, denn ich hatte den Heimweg bestimmt noch nie so schnell bewältigt wie an diesem Abend. Liebe verlieh wohl tatsächlich Flügel.

 

 

Als ich zu Hause ankam, hatte meine Mutter schon das Essen auf dem Tisch. Während wir beide vor unseren Tellern saßen, räusperte sie sich plötzlich und legte ihr Besteck weg.

 

„Also, Benedikt, ich wollte gerne noch mal mit dir reden. Wegen gestern.“

 

Der Bissen, den ich gerade im Mund hatte, wurde mit einem Mal etwa dreimal so groß und zäh wie Gummi. Sollte man bei Kartoffelbrei gar nicht denken oder? Aber wer weiß, was die Hersteller da in die Packung getan hatten. Füllwatte vielleicht. Oder Kautschukschnipsel. Mit viel Mühe würgte ich ihn trotzdem herunter.

 

„Ja?“

 

Ich sah nicht auf, sondern starrte weiter stur auf meinen Teller. Mist. Was würde sie jetzt sagen? Ob sie doch was gemerkt hatte?

 

„Also wie du ja weißt, habe ich mich gestern mit Andreas getroffen und …“

 

Ach du liebe Güte, es ging um ihr Date. Na dann. Ich atmete innerlich auf. Ein bisschen zumindest. Immerhin sprachen wir hier davon, dass irgendein Kerl, der in einem Elektrogeschäft arbeitete, an meiner Mutter rumgrub. Nicht, dass ich Vorurteile hätte oder so, aber man durfte ja wohl noch Ansprüche stellen.

 

„Es war ein sehr netter Abend und … heute hat er angerufen und mich gefragt, nun ja … ob ich wohl morgen mit ihm ins Theater gehen möchte. Ich würde ihm gerne zusagen. Allerdings wollte ich vorher noch einmal mit dir darüber sprechen.“

 

Ich nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, während ich mir noch Bratwurst und Kartoffelbrei in den Mund stopfte. Gemüse war ja auch noch da. Soll ja gesund sein, nicht wahr? Erbsen und Möhren. Sehr ansprechend. Also rein damit.

 

„Geh nur. Ich komm klar“, gab ich dementsprechend undeutlich von mir. Alles, damit sie nicht merkte, dass ich mich über die Ankündigung tierisch freute und mir mit aller Macht ein Grinsen verkneifen musste.

 

Meine Mutter musterte mich skeptisch. „Bist du dir sicher?“

 

Und wie ich mir sicher war. Dass sie nicht da war, hieß nämlich, dass ich mich nach meiner Schicht im Sportgeschäft mit Julius treffen konnte, ohne irgendwelche Ausreden erfinden zu müssen. Aber das durfte sie natürlich nicht wissen. Also nickte ich nur erneut mit dem Mund voller Essen und hob einen Daumen. Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern widmete sich erneut ihrer eigenen Mahlzeit. Verdammt. Also an meinen Schauspielkünsten musste ich definitiv noch arbeiten. Bei Diana würde ich mit so einer lahmen Darbietung nicht durchkommen. Vielleicht sollte ich mal einen Kurs an der Volkshochschule belegen. „Heucheln für Anfänger“ oder so. Gab es doch mit Sicherheit und war bestimmt auch noch in anderen Situationen hilfreich. Wenn einen später der Chef fragte, wie man seine neue Krawatte fand zum Beispiel.

 

Ich malte mir bereits aus, was ich wohl mit Julius machen würde, als plötzlich mein Handy einen Ton von sich gab. Natürlich tat ich so, als hätte ich es nicht gehört, aber als meine Mutter sich noch einmal Nachschlag holte, zog ich es schnell aus der Hosentasche. Eine Nachricht von Julius. Dem hatten wohl die Ohren geklingelt.

 

'Vermisse dich', stand dort zusammen mit ein paar bunten Smileys, die wohl nicht alle ganz jugendfreie Bedeutungen hatten. Ich grinste und schickte nur ein schnelles 'Ich dich auch.' zurück, bevor ich wieder so tat, als wäre nichts passiert. Dass meine Mutter in ihren Kartoffelbrei lächelte, ignorierte ich einfach mal. Wahrscheinlich dachte sie, dass ich mir mit einem Mädchen schrieb. Na sollte sie. Irgendwann würde ich es ihr sagen, aber jetzt bestand doch im Prinzip gar kein Grund dazu. So gar keiner. Ging doch niemanden was an, mit wem ich rummachte und welches Geschlecht dieser jemand hatte. Ich fragte sie ja auch nicht, ob sie mit diesem Andreas schon rumgeknutscht hatte. So was nannte sich Privatsphäre. Und ich war schließlich vernünftig. Sie konnte sich da auf mich verlassen. Von daher alles cool. Gar kein Grund zur Beunruhigung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Snowprinces
2020-07-29T16:25:03+00:00 29.07.2020 18:25
Hey süßes Kapitel die beiden passen zusammen 😊
und ich hoffe es kommt kein manuel oder theo zwischen sie
bin gespannt auf das nächste Kapitel
Kekse und eiskaffe hinstell

lieben Gruß
Antwort von:  Maginisha
29.07.2020 18:43
Mhm, Eiskaffee hat auch was. Lecker. :)

Ja, die beiden sind schon cute zusammen und werden es auch im nächsten Kapitel wieder sein. ;)

Zauberhafte Grüße
Mag
Von:  KaffeeFee
2020-07-29T11:09:12+00:00 29.07.2020 13:09
Ich sitze hier gerade völlig verzückt seufzend und grenzdebil grinsend... bis Theo um die Ecke kam... ey Schätzelein, wehe dir, die Sache mit der Puppe war ein Fake! Behalte deine Fühler schön bei dir! Julius ist eh toller😝
Naja, finde ich zumindest. Und Bene ja auch. Zumindest im Moment 🙈 hoffentlich hält das länger...

Hach, ein schönes Kapitel...

Bis zum nächsten, koffeeinhaltige Grüße, die KaffeeFee ☕☕💐 (heute sogar mit Blümchen!)
Antwort von:  z1ck3
29.07.2020 14:10
Haha und bei mir hat es Hoffnung geweckt :D
Antwort von:  Maginisha
29.07.2020 15:45
Awww, das wäre doch nicht nötig gewesen. *an den Blumen schnuppert*

Wie übrigens mal niemand Theo glaubt, dass er tatsächlich in Maia verliebt ist. Der arme Bursche. Na ihr werdet schon sehen. Aber lustig isses schon, dass die Leute für so verschiedene Kandidaten sind. Es gibt sogar welche, die noch auf Manuels Rückkehr hoffen. :D

Aber erstmal darfst du dich noch auf ein bisschen Bene-Julius-Goodness freue. :)

Zauberhafte Grüße
Mag


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