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Ich, er und die Liebe

von

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Von ausbleibenden Tanzeinlagen und wortlosen Geständnissen

Am liebsten hätte ich mein Fahrrad ganz dramatisch in die Büsche geschmissen, und wäre die letzten Meter zu Julius’ Haus gerannt. Aber da es in seiner Straße keine Büsche gab und ich noch dazu direkt vor seiner Haustür stand, wo zu befürchten war, dass bei meiner Rückkehr kein fahrbarer Untersatz mehr vorhanden war, musste ich das Ding wohl oder übel ordentlich anschließen, bevor ich endlich klingeln konnte. Die Zeit, bis irgendwann ein Schatten hinter der Glasscheibe auftauchte, war furchtbar. Doch endlich, endlich ging die Tür auf und Ilona öffnete mir. Ein wenig erstaunt sah sie mich an.

 

„Benedikt?“

„Ja. Hallo. Julius. Ich muss zu ihm. Ist er da?“

„Er ist oben. Geh ruhig hoch.“

 

Ich glaube, ich bedankte mich noch, bevor ich die enge Treppe nach hinaufpolterte und die Tür zu seinem Zimmer aufriss. Julius saß im Schneidersitz auf dem Bett. Er trug eine weite, rostrote Hose und ein weißes Top, das fast wie ein Unterhemd aussah. Keine Ahnung, warum mir das auffiel. Vielleicht weil es so furchtbar gut zu ihm passte. Er sah ein bisschen so aus, als würde er gleich zu einer spontanen Bollywood-Tanzeinlage aufspringen. Dass das nicht passieren würde, sah man allerdings schon allein daran, dass er sein Handy am Ohr hatte. Wobei ich mir nicht sicher war, ob das die Figuren in den Filmen hindern würde. Sie tanzten und sangen wirklich extrem viel.

 

„Du, ich muss Schluss machen“, sagte er zu der Person am anderen Ende, während er mich nicht aus den Augen ließ. „Benedikt ist hier. Ja … Ja, ist gut. Nein, mache ich nicht. Ja, natürlich. Ich dich auch. Bai.“

 

Als er aufgelegt hatte hörte man im ersten Moment nichts als meinen Atem. Immerhin war ich gerade eine ganz schöne Strecke in ziemlich sportlichem Tempo unterwegs gewesen. Ich schluckte. Mein Mund war ganz trocken.

 

Plötzlich wurde mir bewusst, was ich da im Begriff war zu tun. Himmel, was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich konnte doch nicht einfach hier reinstürmen und sagen: „Ey, sag mal, bist du eigentlich in mich verliebt?“ Dafür hätte ich vielleicht der mit der Gesangseinlage sein müssen. Hatte ich ja in dem Film gesehen. Einfach mal in irgendein fremdes Haus reinplatzen und dort spontan anfangen zu performen. Kein Ding. Aber statt zu singen brachte ich nicht mal ein einziges Wort heraus. Ich konnte Julius nur anstarren und darauf warten, dass er etwas sagte. Was er nicht tat. Oh Mist. Also musste ich wohl doch …

 

„Hi“, würgte ich mit viel Mühe hervor.

 

Julius nickte nur. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel mir nicht. So gar nicht. Er sah ein bisschen aus, als hätte er Angst. Aber Angst wovor? Doch hoffentlich nicht vor mir?

 

„Ich … sorry, dass ich hier einfach so auftauche. Ich hätte anrufen sollen.“

„Es wäre eh besetzt gewesen.“

Ich lachte leicht. „Ja, hab’s gesehen. Mit wem hast du telefoniert?“

„Mit Lali.“

„Ah.“

 

Hieß das, er hatte seiner Tante von mir erzählt? Und wenn ja, was hatte er gesagt? Dass ich ein pubertärer, kleiner Idiot war, den er nie wieder sehen wollte? Oder … was anderes?

 

„Ich war gerade bei Anton.“ Keine Ahnung, warum ich nun ausgerechnet das als Einstieg wählte. Es war das Erste, was mir in den Sinn kam.

 

Julius’ Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben. „An einem Feiertag? Mutig.“

„Seine Mutter war nicht da.“

„Ach so.“

„Außerdem war es wirklich wichtig. Ich … ich hab ihm von gestern erzählt.“

 

Das leichte Erstaunen, dass Julius schon bei meiner ersten Eröffnung ergriffen hatte, wurde jetzt noch offensichtlicher. Er schien sofort zu erfassen, was das bedeutete.

 

„Soll das heißen, er weiß, dass du …“

„Ja. Ich hab’s ihm gesagt. Er war aber nicht überrascht. Also so gar nicht. War fast ein bisschen enttäuschend.“

Jetzt lächelte Julius. „Was hättest du denn gerne gehabt? Dass er dir eine Szene macht? Glaub mir, unaufgeregt ist besser.“

„Das stimmt wohl.“

 

So langsam wurde das Ganze wirklich lächerlich. Irgendwas musste ich jetzt machen. Oder sagen. Oder …

 

„Willst du dich setzen?“ Julius’ Frage durchschnitt die Stille.

 

Setzen? Setzen war gut, oder? Das hieß, dass er mich nicht gleich wieder rausschmeißen würde. Oder? ODER?

 

„Wenn ich darf.“

 

Ich sah mich um. Es gab den Schreibtischstuhl, den ich mir jetzt erst hätte ranziehen müssen, oder … das Bett. Julius schien meinen Zwiespalt zu bemerken. Er rutschte ein eher symbolisches Stückchen zur Seite.

 

„Na los, ich beiße nicht.“

„Nicht? Schade.“

 

Ich grinste ein bisschen schief. Ja, es war ein ganz, ganz dummer Scherz, aber irgendwie musste ich diese unerträgliche Stimmung doch etwas auflockern. Julius’ Mundwinkel zuckten auch tatsächlich ein wenig, aber er sagte nichts. Mist. Wenn er jetzt so was wie „Nur, wenn du es möchtest“, darauf gesagt hätte, hätte ich gewusst, woran ich war. Oder hätte es zumindest ahnen können. Ich meine, auf dem Weg hierher hatte ich mich noch voll auf Antons Theorie verlassen. Es hatte doch alles so wunderbar gepasst. Und vielleicht wollte ich auch einfach, dass es stimmte. Weil das geheißen hätte, dass ich Julius nicht ganz so gegen seinen Willen geküsst hatte, wie ich gedacht hatte. Aber jetzt war ich mir auf einmal nicht mehr ganz so sicher.

 

„Setzt du dich jetzt hin?“

„Äh ja, natürlich.“

 

Ich nahm ganz am Ende des Bettes Platz. Herunterfallen würde ich nicht, denn neben mir stand schließlich das Bücherregal. Unter anderen Umständen hätte ich wohl mal nachgesehen, was er da so stehen hatte, aber jetzt war ich zu abgelenkt. Und nervös. Ich saß an der Kante von Julius’ Bett, sah auf meine Hände herunter und knetete meinen Daumen.

 

„Also weißt du, wegen gestern …“

„Ja?“

 

Der Ton, in dem er das sagte, ließ mich aufhorchen. Er war irgendwie ein wenig atemlos und gleichzeitig hoffnungsvoll. Oder bildete ich mir das nur ein? Scheiße, ich war echt schlecht in so was. Also los, Benedikt, du schaffst das. Nur Mut!

 

„Es tut mir leid, dass ich … dass ich mich so abgeschossen hab. Ich … keine Ahnung, was dabei in meinem Kopf vor sich ging. Jugendlicher Leichtsinn oder so. Ich hab einfach nicht nachgedacht und dann war’s auf einmal zu spät.“

 

„Mhm“, machte Julius nur. Das war ja mal so überhaupt nicht hilfreich. Hieß das jetzt „das hätte ich nicht von dir gedacht und bin total enttäuscht“ oder „ach Schwamm drüber, kann ja jedem mal passieren“ oder noch was ganz anderes? Man. Julius. Gib mir irgendwas, an dem ich mich orientieren kann.

 

„Und … also wenn das, was dann noch passiert ist … also wenn das nicht so in deinem Sinne war, dann tut mir das auch leid.“ Ich hob ein wenig den Kopf und sah ihn an.

 

Jetzt war Julius derjenige, der den Blick senkte.

 

„Du weißt es also noch?“, fragte er leise.

„Ja, ich weiß es noch. So alles. Denke ich zumindest. Ich weiß auf jeden Fall noch, dass wir uns geküsst haben.“

 

Julius atmete hörbar ein und ich ahnte auf einmal, warum er so komisch war. Wenn es stimmte, was Anton gesagt hatte, dann hatte Julius möglicherweise Angst, dass ich jetzt sagte, dass der Kuss nur ein Versehen gewesen war. Dass er nichts bedeutete. Aber das stimmte nicht. Ich wusste zwar nicht so genau, was er bedeutete, aber ich wusste, dass Julius mir auf jeden Fall zu wichtig war, um sich unwichtig vorzukommen. Aber wie zum Geier brachte ich das jetzt am besten rüber. Und warum sagte er nicht endlich auch mal was? Das war ja zum Verrücktwerden.

 

Ich beschloss, einfach alles auf eine Karte zu setzen und ihm die Wahrheit zu sagen. Das war immer noch besser, als uns hier anzuschweigen.

 

„Als ich heute Morgen aufgewacht bin, ging’s mir echt beschissen und das lag nicht nur an dem mehr als verdienten Kater. Ich … ich hatte auch ein total schlechtes Gewissen. Ich wusste nicht, ob du jetzt sauer auf mich bist, weil ich das gemacht hab, und mich nie wieder sehen willst, oder ob noch eine Chance besteht, dass wir beide …“

„Ja?“

„… weiter Freunde bleiben.“

 

Ich beobachtete Julius aus den Augenwinkeln, wie er auf die Formulierung reagierte. Sah er tatsächlich ein bisschen enttäuscht aus? Oder eher erleichtert? Sollte ich ihm vielleicht doch lieber nicht erzählen, was Anton vermutete? Vielleicht lag der ja doch falsch und ich machte mich hier vollkommen zum Horst, wenn ich Julius darauf ansprach. Andererseits wollte ich jetzt endlich wissen, ob da was dran war. Zumal die Situation für ihn sicherlich auch nicht so besonders toll war, wenn es denn stimmte. Wie es war, heimlich in jemanden verliebt zu sein, der einem noch dazu erzählte, dass er in jemand anderen verknallt war … nun sagen wir mal, ich hatte in etwa eine Ahnung, wie das war.

 

„Ich bin dann irgendwann zu Anton gefahren, weil ich einfach nicht weiter wusste. Ich hab ihm alles erzählt, was passiert ist, und er hat gemeint, dass du … also dass du vielleicht …“

 

Fuck, ich konnte das nicht. Ich konnte doch kein Geständnis von ihm einfordern, wenn er das nicht von sich aus wollte. Vielleicht hatte er ja Gründe dafür. Gute Gründe. Aber irgendwie mussten wir hier doch rauskommen.

 

„Was hat Anton gemeint?“ Julius’ Stimme war sehr, sehr leise.

„Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen sollte.“

„Warum nicht?“

„Weil es etwas über dich ist. Etwas, das dich und deine … Gefühle mir gegenüber betrifft.“

 

Komm schon, Julius. Antworte mir!

 

„Anton ist ziemlich schlau.“

 

Argh!

 

„Ja, das ist er. Aber andererseits könnte es halt auch sein, dass er sich irrt und dann müsste ich mich leider von der nächsten Brücke stürzen, weil du vermutlich nicht aufhören würdest zu lachen, bevor ich das tue.“

„Ich würde dich nie auslachen.“

„Du hast mich schon ausgelacht.“

„Nicht, wenn es um so was geht.“

 

Jetzt sah ich ihn geradeheraus an. Er machte immer noch ein total nichtssagendes Gesicht. Warum? Warum half er mir hier nicht einfach mal raus? Sollte ich ihm etwa erst mein Herz vor die Füße kotzen, damit er mal was von sich preisgab? Na meinetwegen. Konnte er haben. Mir reichte es jetzt nämlich langsam.

 

„Weißt du was? Ich hab mich immer total schlecht gefühlt, wenn wir beide uns über Sex unterhalten haben. Ich dachte immer, du verachtest mich deswegen. Das hat sich echt scheiße angefühlt. Und jetzt hat Anton gemeint, dass das vielleicht gar nicht an mir liegt, sondern daran, dass du eifersüchtig auf Manuel warst. Stimmt das?“

 

Julius antwortete nicht. Er sah mich nur mit großen Augen an und wurde ein bisschen rot um die Nase. Das war zwar keine Antwort, aber keine Antwort war ja bekanntlich auch eine Antwort.

 

„Es stimmt also?“, wetterte ich weiter. „Und dann gehst du zwar mit mir aus, lässt dich aber den ganzen Abend darüber aus, wie jung ich doch bin und wie pubertär und unreif und was weiß ich nicht noch alles. Und als ich dann tatsächlich so dämlich bin, dich in meinem Brausebrand zu küssen, da lässt du mich einfach stehen. Du hast gesagt, wir reden darüber, aber du hast dich nicht gemeldet. So gar nicht. Stattdessen verkriechst du dich hier und telefonierst mit dieser Lali. Und jetzt, wo ich mich bei dir entschuldigt habe und versuche herauszufinden, was das zwischen uns beiden ist, da lässt du mich am langen Arm verhungern. Warum? Sag mir jetzt endlich warum, Julius!“

 

Er sah mich an wie ein Kaninchen die Schlange. Es fehlte nur noch die zuckende Nase.

 

„Ich … ich wollte das nicht. Wirklich nicht.“

„Was denn? Mich küssen? Dich in mich verlieben? Mir das Ganze so lange verschweigen? Was davon? Was genau war denn eigentlich dein Plan?“

 

In irgendeinem fernen Winkel meines Gehirns war mir klar, dass ich gerade total ungerecht war. Immerhin war der ganze Schlamassel mindestens mal genauso meine Schuld. Aber ich versuchte wenigstens etwas dagegen zu tun. Ich brauchte hier Hilfe. Hilfe!! Und zwar von dem Erwachseneneren von uns beiden.

 

„So sollte es zumindest nicht laufen“, meinte er trocken.

 

Oh kacke. Jetzt war ich wohl ziemlich über das Ziel hinausgeschossen. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Ich sackte auf dem Bett in mich zusammen.

 

„Tut mir leid“, murmelte ich. „Ich … das war unangebracht.“

„Vielleicht nicht ganz so, wie es den Anschein hat.“

„Eh?“

 

Julius zog ein wenig die Schultern nach oben. „Na ja. Du hast ja recht. Der Plan war irgendwie dämlich. Wahrscheinlich hab ich gedacht, wenn ich lange genug warte, wirst du vielleicht … ach ich weiß auch nicht. Lali hat mir auch ständig in den Ohren gelegen, dass ich es dir sagen muss. Aber ich war mir nicht sicher, wie du reagieren würdest.“ Er schwieg kurz, bevor er hinzufügte: „Und ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte. Jemand, der noch so jung und unentschlossen ist. Der vielleicht schon nach kürzester Zeit die Nase voll von mir hat und sich jemand anderen sucht.“

„Was? Das denkst du von mir? Dass ich so ne Schlampe bin?“

„Na ja, nein. Obwohl der Gedanke nicht ganz von der Hand zu weisen ist.“

 

Jetzt war ich derjenige, der rot wurde. Ärgerlich wandte ich den Kopf ab. Scheiße, er hatte ja recht. Und die Tatsache, dass ich mich ihm betrunken an den Hals geworfen hatte, sprach jetzt irgendwie auch nicht gerade für mich.

 

Ich seufzte. „Ja, hast recht. Ich … tut mir leid. Ich bin wahrscheinlich wirklich noch das unreife Küken, für das du mich hältst.“

 

Ich hörte, wie Julius neben mir leise lachte. Das Bett senkte sich, als er näherkam. Kissen raschelten und ich spürte, wie er sich zu mir rüberbeugte.

 

„Ich mag Küken. Die sind niedlich. So klein und gelb und flauschig. Ich wollte schon immer mal eins haben.“

Ich musste unwillkürlich grinsen. „Ja, aber sie schnattern auch ziemlich viel und kacken dir den Fußboden voll, wenn du nicht aufpasst.“

„Vielleicht kann man sie ja erziehen.“

„Du meinst, indem du ihnen so eine Art Katzenklo hinstellst?“

„Vielleicht?“

 

Ich drehte den Kopf und sah ihn von der Seite her an. „Das Gespräch wird gerade ganz schön schräg.“

„Ja, das stimmt.“ Er grinste jetzt auch. „Vielleicht sollten wir aufhören zu reden.“

„Und dann?“

„Dann könnten wir stattdessen das hier machen.“

 

Er beugte sich vor und legte seine Lippen ganz kurz auf meine. Es war nicht mal ein richtiger Kuss. Nur eine ganz flüchtige Berührung.

 

Ich schluckte. „Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“

„Ich weiß nicht. Sag du es mir.“

 

Ich wollte. Ich wollte wirklich darüber nachdenken und den viel zu nahen Julius ignorieren, um eine ernsthafte Für-und-Wider-Liste in meinem Kopf zu erstellen. Ich wollte wirklich. Aber ich konnte nicht. Ich konnte nur noch daran denken, wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt hatten. Und war es nicht auch das, was er wollte? Sonst hätte er mich ja wohl kaum gerade geküsst. Also war es da wirklich verwerflich, wenn ich ebenso darauf reagierte? War es das? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich mich im nächsten Moment vorlehnte und ihn tatsächlich küsste.

 

Erst nur sehr, sehr vorsichtig. Unsere Lippen streiften sich wie taumelnde Schmetterlinge. Fast so als wüssten wir beide nicht recht, ob das jetzt die richtige Entscheidung war. Als würden wir mit angehaltenem Atem abwarten, ob der andere nicht im nächsten Moment aufsprang, um zu verkünden, dass er das nicht konnte. Dass es ein Fehler war. Aber es fühlte sich nicht an wie ein Fehler. Es fühlte sich nach mehr an.

 

Schon bald drängten sich unsere Münder näher aneinander. Ich rutschte ein Stück weit auf Julius zu, der die Hand in meinen Nacken legte und mich näher zu sich zog. Seine Lippen teilten sich und ich folgte der Einladung, indem ich mit meiner Zunge ganz vorsichtig darüber strich. Er antwortete auf die gleiche Weise und schon bald wurde der Kuss tiefer und leidenschaftlicher. So sehr, dass ich irgendwann ein leises Keuchen nicht mehr völlig unterdrücken konnte. Dieser Kuss schickte wirklich interessante Impulse durch meinen ganzen Körper und ich … okay, ich war erregt. Meine Wangen glühten und gewisse Regionen von mir standen ebenfalls in Flammen. Aber ich tat nichts, um Julius darauf aufmerksam zu machen. Erst, als es wirklich langsam unangenehm wurde, musste ich wohl ober übel den Kuss unterbrechen.

 

„Warte, ich muss mal eben.“

 

Ich drehte mich weg und richtete, was zu richten war. Als ich mich wieder zurückdrehte, konnte ich nicht anders. Ich musste einfach wissen, ob es Julius genauso ging. Er bemerkte meinen Blick und … oh scheiße. Er spreizte die Beine und … okay, alles klar. Eindeutig der gleiche Zustand wie bei mir. Da konnte der dünne Stoff seiner Hose nicht das Geringste verstecken.

 

Mit Gewalt zwang ich mich, ihm stattdessen wieder in die Augen zu sehen, obwohl ich wirklich gerne noch ein bisschen geschaut hätte. Allerdings war der Blick, der mich daraufhin traf, nicht unbedingt dazu ausgelegt, mich wieder abzukühlen. Wo hatte er diesen Sexappeal auf einmal her? Es war, als hätte ich einen vollkommen anderen Julius vor mir. Einen, der meinen inneren Höhlenmenschen laut aufheulen ließ.

 

Als ich weiter zu ihm aufs Bett krabbelte, meinte ich zwar noch ganz kurz Anton zu hören, der mir mitteilen wollte, dass es so einfach nicht werden würde und dass da durchaus noch Stolpersteine vorhanden waren, aber dann war da auf einmal Julius, der mich erneut in einen Kuss zog und … Ach, was soll ich lange drumherum reden. Anton hatte dann einfach mal Sendepause.

 

 

Wahrscheinlich sollte ich jetzt noch sagen, dass wir es langsam angehen ließen. Dass ich oder Julius oder wir beide total vernünftig waren und es beendeten, solange wir noch unsere Klamotten anhatten. Dass wir nicht wie wild rumknutschten, bis wir beide nicht mehr wussten, wo oben und unten war, während wir uns aneinander rieben wie rollige Katzen oder vielmehr Kater. Wäre bestimmt besser für mein Image und so. Aber die Wahrheit ist nun mal, dass Julius irgendwann vom Bett aufstand, um die Tür abzuschließen, obwohl er mir versicherte, dass seine Mutter sowieso nie reinkommen würde, und dass wir uns danach mit ziemlicher Begeisterung gegenseitig einen runterholten. Wobei Julius sich mit Sicherheit geschickter anstellte als ich, aber das Ergebnis war am Ende das gleiche.

 

Als ich danach in seinen Armen lag, leicht schläfrig und ziemlich befriedigt, fühlte ich mich dennoch genötigt, eine einzige Frage zu stellen.

 

„Und wie geht es jetzt weiter?“

 

Ich spürte ihn lächeln und einen Kuss auf meine Stirn drücken.

 

„Das werden wir sehen. Immer schön einen Schritt nach dem anderen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Snowprinces
2020-07-27T14:14:37+00:00 27.07.2020 16:14
Hi
tolles Kapitel bin gespannt wie es mit den beiden weiter geht
Cookie rüber schien

mit lieben Grsüßen

Antwort von:  Maginisha
27.07.2020 16:22
Cookie geht immer, vor allem mit genügend Kaffee.

*sich gleich hinsetzt und weiterschreibt*
Von:  KaffeeFee
2020-07-27T07:27:34+00:00 27.07.2020 09:27
Kopf...Tisch... autsch... DAS war ja mal ein ganzer Zaun samt Haus und Garten mitten ins Gesicht. Aber ich fürchte, Julius braucht die Holzhammermethode, damit er die Schnüss auf bekommt. Hat ja auch irgendwie geklappt. 🤷‍♀️

Danke, dass zwischen dem Gespräch und dem weg dahin nicht noch irgendjemand (!!!) aufgetaucht ist 😅 das hätte ich nicht überstanden.

Hach, ich find die beiden toll... aber wehe, Benefikt tut meinem Julius weh! Dann kriegt er Haue! *Julius Fähnchen schwenk*

Ohhh, was bin ich gespannt aufs nächste Kapitel!

Bis dahin, koffeeinhaltige Grüße, die KaffeeFee ☕☕
Antwort von:  Maginisha
27.07.2020 13:36
Hey Kaffee-Fee!

Ja, Julius musste an der Stelle ein bisschen getreten werden. Er tut sich wirklich schwer damit, auf jemand zuzugehen. Zumindest wenn es um sowas geht. Gebranntes Kind scheut das Feuer und so. Aber nun haben sie es ja hingekriegt. ^_~

Nächstes Kapitel ist schon in Arbeit.

Zauberhafte Grüße
Mag


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