Ich, er und die Liebe von Maginisha ================================================================================ Kapitel 18: Von unbedachten Fragen und mutigen Entscheidungen ------------------------------------------------------------- Als ich nach Hause kam, saß Manuel auf der kleinen Treppe vor unserer Haustür und rauchte. Vor ihm lagen schon drei weitere Kippen. War ich so spät dran oder er so früh? Oder rauchte er heute mehr als sonst? Gleicher Tag wie ich?   „Hey“, sagte ich und hob grüßend die Hand. Er musterte mich von oben bis unten. „Stress gehabt?“   Sah man das so deutlich? Ich nickte. „Hab mich mit meinem besten Freund gestritten, Schule war scheiße, Mitschüler alle Idioten, das Übliche halt.“ „Oh, armes Bambi.“   Er stand auf und kam auf mich zu.   „Ich glaub, ich weiß da was, das dich auf andere Gedanken bringt.“   Ich sah ihm in die Augen, die mich belustigt anfunkelten. Sein Geruch kitzelte meine Nase. Er war ganz nahe. Ich sah auf seinen Mund. Wie gerne würde ich ihn jetzt küssen. Und mehr? Denn davon hatte er sicher gesprochen. Wollte ich das? Warum eigentlich nicht? Einfach den Kopf ausschalten, nicht mehr drüber nachdenken. Über Anton und bekloppte Mathearbeiten und Zeltaufteilungen und dumme Arschlöcher wie Jo und Oliver. Nicht mehr drüber nachdenken, wie mich T angeguckt hatte. Nur noch gut fühlen und vergessen. Manuels Lippen streiften meine. „Und? Wie sieht’s aus?“ „Okay“, antwortete ich leise. „Lass uns reingehen.“ „Braves Bambi.“   Während er sofort mein Zimmer ansteuerte, blieb ich im Flur stehen. „Ich … geh nochmal ins Bad. Okay?“   Er nickte nur und verschwand ohne ein weiteres Wort. Irgendwie hatte ich die irrige Vorstellung, dass er schon mal alles vorbereiten würde. Jetzt keine Kerzen oder so, aber vielleicht … die Jalousien runterlassen, alles bereitlegen, sich schon mal ausziehen. Irgendwie so was.   Man, Benedikt, du bist so dumm. Er weiß doch gar nicht, wo der Kram bei dir liegt. Außerdem ist das hier dein Zuhause. Um so was musst du dich kümmern.   Ich seufzte innerlich über meine Beschränktheit und machte mich dran zu erledigen,weswegen ich hergekommen war. Dabei kamen mir plötzlich Zweifel. Wollte ich das jetzt echt durchziehen? Wirklich und tatsächlich mit ihm schlafen? Obwohl wir uns beim letzten Mal noch so gezofft hatten? Obwohl ich immer noch nicht mehr von ihm wusste? War das klug?   Mein Kopf knallte rückwärts gegen die Duschwand.   Ich war wirklich total bescheuert. Manchmal hasste ich mein dämliches Gehirn, das einfach nicht aufhören konnte zu denken. Meistens war ich ja schon ein bisschen stolz darauf, dass ich nicht so ganz unterbelichtet war. Aber manchmal … manchmal war das echt hinderlich. Wenn man versuchte sich zu betrinken zum Beispiel. Dumme Leute verloren dann einfach ihre Hemmungen, machten noch mehr dummes Zeug als sonst und hatten ihren Spaß dabei. Aber ich? Ich machte genau den gleichen Scheiß, nur war ich mir dabei die ganze Zeit bewusst, dass es Schwachsinn war. Es gab auch keinen gnädigen Filmriss, der einfach ausblendete, was für einen Stuss ich gelabert hatte. Nein. Stattdessen brannte sich jedes noch so dämliche Wort schwarz auf weiß in mein tolles Superhirn, um es mir am nächsten Tag wieder und wieder vorzuhalten. Noch ein Grund, warum ich quasi nie Alkohol trank, selbst bei Gelegenheiten, bei denen ich gekonnt hätte. Es brachte einfach nichts außer Kopfschmerzen.   Plötzlich klopfte es an der Badtür.   „Bist du eingeschlafen?“ „Nein, ich komme.“   Ich stellte die Dusche aus, trocknete mich ab und schlüpfte der Einfachheit halber nur in meine Schlafanzughose. Ohne Unterwäsche konnte ich auch.   Auf der anderen Seite der Tür wurde ich neugierig beäugt. Insbesondere unterhalb der Gürtellinie.   „Nett“, urteilte Manuel und grinste. „Bereit?“ „Mehr oder weniger.“   Er runzelte die Stirn. „Willst du etwa schon wieder einen Rückzieher machen?“   Ich konnte das genervte Stöhnen quasi schon hören. Schnell schüttelte ich den Kopf.   „Nein, kein Rückzieher. Aber ich will, dass wir uns vorher noch unterhalten über … Dinge.“ Seine Augenbrauen hoben sich. „Dinge.“ „Ja, Dinge“, erklärte ich und versuchte dabei möglichst überzeugend zu gucken. So mit „Hier kein Verhandlungsspielraum“-Schild auf der Stirn. Heute würde ich mich nicht mehr verarschen lassen. Von keinem.   Er schnaubte. „Na wenn du meinst.“   Mit einem weiteren, mürrischen Laut machte er kehrt und ging in mein Zimmer zurück. Ich folgte ihm und blieb an der Tür stehen, während er wie selbstverständlich das Fenster öffnete und sich eine Zigarette ansteckte. Das erinnerte mich unangenehm an das letzte Mal, als er dort gestanden hatte. Zögernd ging ich zum Bett und setzte mich.   „Und jetzt?“, fragte ich, als er nach ein paar Zügen immer noch schwieg. „Drei Fragen“, antwortete er. „Hä?“   Er drehte sich um und sah mich durchdringend an. „Da du mich ja anscheinend so unbedingt kennenlernen musst, bevor wir endlich zur Sache kommen können, kannst du mir drei Fragen stellen. Danach ist dann aber endgültig Schluss, klar?“   Ich wusste instinktiv, dass er das ernst meinte. Drei Fragen. Das war … nicht schlecht. Damit konnte ich was anfangen. Er grinste überheblich. „Also, was willst du wissen? Was meine Lieblingsfarbe ist?“ „Was ist mit deiner Familie?“ Rumms! Schotten dicht. Ich konnte es an seinen Augen sehen. Er drehte zwar den Kopf weg, aber er war nicht schnell genug. Ich hatte voll ins Schwarze getroffen. Vermutlich würde er gleich …   „Meine Mutter säuft, mein Alter säuft, mein Bruder sitzt im Knast. Weiter.“   Ich blinzelte überrascht. „Du hast einen Bruder? „Ja.“   Er drehte sich zurück und grinste jetzt wieder.   „Eine Frage hast du noch. Ich würde mir an deiner Stelle überlegen, ob du nicht doch meine Lieblingsfarbe wissen willst.“ „Was? Nur eine? Aber …“ „Du hast gefragt, ob ich einen Bruder hab, und ich hab geantwortet. Also?“   Mir lag auf der Zunge, ihn einen Arsch zu nennen, aber ich schluckte es runter. Dann wären wir kein Stück weiter als letztes Mal. Außerdem gab es da ja noch was, was ich wissen wollte. Auch wenn ich gerne gefragt hätte, was sein Bruder ausgefressen hatte und ob es einen konkreten Grund gab, warum er nicht mehr bei seiner Familie war, musste ich mir meine letzte Frage wohl oder übel für ein dringlicheres Problem aufheben. Eins, das sich mehr auf die konkrete Situation bezog, in der wir uns befanden. „Was ist mit … also … hast du …“ Scheiße, ich bekam es nicht raus. Es klang alles so dämlich, egal wie ich es formulierte. Und was würde ich machen, wenn er „Ja“ sagte?   Manuel nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und schmiss den Rest aus dem Fenster.   „Was nun?“, fragte er und blies den Rauch in meine Richtung. „Willst du noch mein Sternzeichen wissen? Oder wann ich Geburtstag hab?“   Als er mich so ansah, blieb mein Blick an seiner jetzt bartlosen Oberlippe hängen. Dabei fiel mir plötzlich auf, dass ich nicht mal wusste, wie alt er eigentlich war. Bei Julius hatte ich mich da ja auch schon ganz grandios vertan. Ich war einfach nicht gut darin, Leute zu schätzen. Ob er wohl jünger war als ich? Wenn ich ihn mir so ansah, könnte das fast hinkommen. Aber dann … scheiße. Dann konnte ich ihn doch nicht fragen, ob er … also … ob er Aids oder sonst irgendwas hatte. Zumal die Frage irgendwie auch reichlich spät kam, wenn man bedachte, was wir alles schon gemacht hatten. Andererseits wollte ich das davor einfach gerne wissen, selbst wenn wir dann trotzdem Kondome benutzten. Ich wollte einfach mit ihm über so was sprechen können. Ich wollte, ich musste, aber ich konnte nicht.   Frustriert senkte ich den Kopf, der mir schon wieder so einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Manuel schloss das Fenster, ließ tatsächlich die Jalousie runter und setzte sich neben mich aufs Bett. „Heißt das, du bläst die Sache ab?“ „Ja genau. Der Bär hat heut Nasenbluten“, witzelte ich und fand den Spruch gar nicht mal so eklig wie sonst. Er lachte. „Also los. Was wolltest du wissen? Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab.“   Ich pulte an meiner Schlafanzughose herum. „Ich habe nur … also ich will das wirklich. Mit dir schlafen, meine ich. Aber ich hab … ich kann doch nicht einfach so ein Risiko eingehen, wenn ich gar nicht weiß, ob du …“ „Ob ich sauber bin?“ Ich nickte und sah weiter auf den Faden, den ich gerade aus dem dunkelblaukarierten Stoff gezogen hatte. „Tut mir leid, das ist total doof. Als wenn du schon durch zig Betten gehüpft wärst. Das denke ich nicht. Wirklich nicht. Es ist nur…“ „Stimmt doch aber.“ „Was?“   Irritiert sah ich ihn an. Er grinste.   „Ich bin kein Waisenknabe, Bambi. Gibt ne Menge Typen, die auf junge Kerle wie mich stehen. Einige von denen zahlen sogar richtig gut, wenn man sie ranlässt.“ „Du hast …?“ Ich riss die Augen auf. „Oh Gott. Echt jetzt?“   Als sein Grinsen breiter wurde, wurde mir klar, dass er mich gerade total verarschte. Empört knuffte ich ihn gegen den Oberarm. „Du bist echt unmöglich.“ „Und du ein Schisser.“ „Ich kann nichts dafür. Mein Kopf denkt einfach zu viel.“ „Dann müssen wir ihm das wohl abgewöhnen.“   Im nächsten Moment hatte ich Manuels Lippen auf meinem Mund und seine Hand in meinem Schritt. Durch den weichen Stoff hatte er quasi freien Zugriff. Ich ächzte in den Kuss. Er nutzte die Gelegenheit schamlos aus, um mir seine Zunge in den Hals zu schieben. Sie schmeckte nach Zigaretten. Ohne Pfefferminz. Es fühlte sich trotzdem gut an. Besonders, als ich mich nach hinten aufs Bett sinken ließ und er die Hand in meine Hose schob. Seine Finger legten sich um meinen Schwanz und begannen zu pumpen. „Und?“, fragte er mit einem süffisanten Unterton, während er sich geschickt an meinem besten Stück zu schaffen machte. „Denkst du noch?“ „Fast nicht mehr“, antwortete ich und fing seine Lippen wieder ein, um ihn weiter zu küssen. „Dann muss ich mich wohl noch mehr anstrengen“, meinte er grinsend und fing an, sich über meinen Kiefer zu meinem Hals vorzuarbeiten. „Aber nur der Vollständigkeit halber. Ich hab nichts. Bevor die mich hierher geschafft haben, haben sie mich durchgecheckt, geimpft, entwurmt und gechipt. Du brauchst dir also keine Gedanken mehr zu machen. Nur das Kastrieren haben sie vergessen. Zu dumm aber auch.“   Ich wollte mich beschweren, dass ich so was nicht hören wollte, während er gerade meine Eier in der Hand hatte, aber dann rutschten seine Finger plötzlich weiter nach hinten und ich vergaß, was ich sagen wollte. Himmel, er machte das gut. Seine Lippen liebkosten mein Schlüsselbein, während eine Fingerkuppe über meinen Anus strich. Das war ein ziemlich irres Gefühl. Erregend. Es gefiel mir und zwar mehr als gestern, als ich es selbst gemacht hatte. Erneut fanden sich unseren Lippen, während er den Druck erhöhte. Moment, da fehlte noch was. Schwer atmend unterbrach ich den Kuss. „Ich hab … Gleitgel. Socken…schublade.“ „Und die ist wo?“   Ich riss mich zusammen, packte seine Hand und schob sie weg. Mit aller Willenskraft, die ich noch aufbringen konnte, sprang ich auf, kramte die Tube hervor und holte auch gleich noch die Kondome vom Regal, bevor ich beides aufs Bett warf und mich hinterher. Manuel beobachtete das alles amüsiert. „Du willst es echt, oder?“, fragte er und rückte wieder näher. „Du willst, dass ich dich nehme. Es dir so richtig besorge, ja?“ „Ich will vor allem, dass du aufhörst darüber zu reden“, murmelte ich und küsste ihn wieder. Dieses schmutzige Geflüster hätte mich vermutlich eigentlich total abstoßen sollen. Leider tat es das so gar nicht. Im Gegenteil war mein Körper gerade der Meinung, dass genau das eine total gute Idee war. Es kam mir auch gar nicht mehr komisch vor. Ich … ich wollte jetzt endlich wissen, wie es sich anfühlte.   Um nicht nur rumzuliegen, machte ich mich daran, Manuel auszuziehen. Sein Shirt wanderte auf den Fußboden und ich konnte mich nicht beherrschen, mich an seiner bloßen Brust hinabzuküssen, nur um dann kurz am Hosenbund zu stoppen und zu ihm hochzusehen. Er hatte sich auf die Ellenbogen gestützt und beobachtete mich.   Ich grinste, glitt vom Bett und öffnete seine Hose. Sein Schwanz sprang mir förmlich entgegen und ich fuhr mit den Lippen an der warmen, weichen Haut entlang. Er roch gut. Während ich seine Hose weiter nach unten zerrte, ließ ich die Spitze kurz in meinen Mund gleiten und schloss die Lippen darum. Mit leichtem Druck begann ich zu saugen. Er quittierte das mit einem leisen Keuchen. Ich nahm meine Hand zur Hilfe, während ich mit der anderen das störende Kleidungsstück weiter nach unten streifte und ihn endlich daraus befreien konnte. Danach fuhr ich noch ein paar Mal an seinem Schaft auf und ab, bevor ich ihn wieder aus dem Mund gleiten ließ.   Manuels Augen waren halb geschlossen. „Du bläst wirklich gut“, murmelte er, bevor er sich aufrichtete und mich kurz küsste. „Aber heute haben wir was anderes vor. Na los, umdrehen, Bambi. Jetzt ist Showtime.“   Vermutlich hätte es mir peinlich sein sollen, dass ich kurz darauf tatsächlich nackt auf allen Vieren auf dem Bett hockte, den Kopf in den Kissen vergraben, während ich wie die Entchen aus dem Kinderlied den Hintern in die Höhe hielt. Aber das war es nicht. So gar nicht. Und das lag sicher nicht zuletzt daran, dass Manuel keinen Hehl daraus machte, wie „scheiße heiß“ er das fand, dass ich da so vor ihm kniete. Immer wieder fasste er mich an, als könne er sich gar nicht von meinem „geilen Arsch“ losreißen. Aber irgendwann war ihm das dann wohl doch nicht mehr genug. Es klackte, als er die Tube öffnete, und ich zuckte natürlich zusammen, als er das Gleitgel einfach so auf meine empfindliche Haut tropfte. „Kalt“, zischte ich und er lachte nur. „Wird gleich warm.“   Er begann es zu verteilen, während seine andere Hand zwischen meine Beine glitt und mich zu massieren begann. Oh ja, genau so. So fühlt sich das gut an. Scheißegal, dass ich mich nach einer Weile seinem stetig kreisenden Daumen entgegenstreckte wie eine rollige Katze. Scheißegal, dass ich es wirklich geil fand, als er ihn endlich reinsteckte. Scheißegal, dass ich wirklich irgendwann wollte, dass er mir mehr gab als nur das. „Komm schon“, keuchte ich. „Mach endlich.“ „Dein Wunsch ist mir Befehl, Bambi.“   Der Moment, indem er das Kondom überstreifte und nochmal was von dem Gel daraufgab, von dem er bestimmt schon die halbe Tube auf und in mir verteilt hatte, ließ mich ein bisschen runterkommen. Schon wollten meine Gedanken ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, aber ich ließ sie nicht. Ich fasste mir einfach selbst zwischen die Beine und rieb mir den Schwanz, um mich oben zu halten. Trotzdem zuckte ich ein wenig zusammen, als ich die Spitze von Manuels Erektion an meinem Eingang fühlte. „Wenn du wüsstest, wie geil das aussieht“, sagte er mit heiserer Stimme, bevor er anfing, sich mir entgegen zu drücken. Ich schloss die Augen, atmete aus und merkte, wie er sich langsam in mich schob.   Oh Himmel, war das geil. Also nicht jetzt das Gefühl an sich, obwohl das auch was hatte. Auch geil, wenn auch anders als das, was ich bisher kannte. Aber das Bewusstsein, „es“ endlich zu tun. Zu hören, wie Manuel erregt keuchte, als er immer weiter eindrang. Ihn sagen zu hören, wie verdammt eng ich war. Seine Hände an meinen Hüften zu spüren. Meine eigenen Finger an meinem Schwanz. Die Kombination der unterschiedlichen Rhythmen, die mich unabhängig voneinander und doch irgendwie zusammen viel zu schnell viel zu weit nach oben brachten. Das alles machte es einfach nur verdammt gut. Und es brachte es viel schneller zu einem Ende, als ich gehofft hatte.   Als ich merkte, dass ich bei dem Ganzen den Punkt um mich noch zurückzuhalten, verpasst hatte, war bereits alles zu spät. Ich kam, ich stöhnte, ich drängte mich Manuel noch weiter entgegen, der die Gelegenheit nutzte, um noch schneller und heftiger in mich zu stoßen, was mir in dem Moment schon fast zu viel war, aber dann hörte ich ihn ebenfalls aufkeuchen und es war auf einmal vorbei. Mein erstes Mal war vorbei und hurra, ich lebte noch. Allerdings nur knapp.   Als Manuel sich aus mir zurückzog, merkte ich erst, wie sehr meine Beine zitterten, wie trocken mein Mund war und wie nass mein Hintern. Jetzt, so ohne seine Wärme, war das ein bisschen bäh. Mein Bett genauso, denn auf dem prangte jetzt ein unübersehbarer, nasser Fleck. Aber scheiße, geil war es trotzdem gewesen. Unfähig mich noch weiter aufrechtzuhalten, ließ ich mich kurzerhand auf die Seite neben den Fleck fallen.   Ein bisschen unsicher sah ich zu Manuel hoch. Hatte es ihm auch gefallen? War ich … gut gewesen?   Er stand vor dem Bett und verknotete gerade das Kondom, bevor er es es in ein Taschentuch einwickelte und auf den Boden fallen ließ. Als er meinen Blick bemerkte, grinste er. „Du siehst ganz schön gefickt aus.“   Unwillkürlich fuhr ich mir durch die Haare. Vermutlich hatte er recht. „Wessen Schuld ist das denn?“, gab ich zurück und erhob mich endlich, um zu ihm zu gehen, so gut es meine wackligen Knie zuließen. Nackt wie wir waren, zog ich ihn in meine Arme und küsste ihn. Langsam und vorsichtig spielten meine Lippen mit seinen. So geil es gewesen war, das hatte ich dabei irgendwie vermisst. Seine Haut zu spüren, ihn zu spüren, ihn zu küssen und ihm in die Augen zu sehen.   „Ich muss mal eben ins Bad. Kommst du mit?“, murmelte ich, als das klebende Gefühl immer dringlicher wurde. „Mhm, ’kay.“ Am liebsten hätte ich ihn noch mit unter die Dusche genommen, aber er wollte seinem Betreuer keine nassen Haare erklären müssen. Also ließ ich ihn schweren Herzens am Waschbecken zurück und sprang nochmal eben allein unter den warmen Wasserstrahl. Allerdings nicht für lange. Ich wollte … keine Ahnung. Ich wollte ihn gerade nicht so weit weg wissen, auch wenn das bestimmt ganz schön albern war. Wir waren uns schließlich gerade so nahe gewesen, näher ging gar nicht, aber irgendwie war es noch nicht genug. Ich wollte mehr. Mehr von ihm.   Wieder in meinem Zimmer ging ich deswegen gleich zu ihm rüber und schmiegte mich von hinten an ihn. Er trug schon wieder seine Jeans.   Für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er sich von mir losmachen wollte, aber dann lehnte er sich doch gegen mich. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, auch wenn ich dadurch was von der blöden Zigarette abbekam. Zwischen zwei Zügen hauchte ich ihm einen kleinen Kuss auf den Hals.   „Hab ich eigentlich noch eine Frage übrig?“, murmelte ich gegen seine warme Haut, unter der ich seinen Puls fühlen konnte. Meine Finger streichelten seinen schönen Bauch.   „Was würdest du denn fragen, wenn ich Ja sagen würde?“   Ich antwortete nicht gleich. Da waren so viele Sachen, die ich wissen wollte. Tatsächlich so was wie, was er gerne aß und was ihn so interessierte. Ob er noch was anderes außer Horrorfilmen guckte, ob er gerne in Kinos ging, ob er seine Familie vermisste, ob er Tiere mochte. Alles so bescheuerten Blödsinn, der sich irgendwie nach Poesiealbum anhörte, das ich zum Glück nie besessen hatte. Ich hatte nur immer mal in welche reinschreiben müssen. Schließlich zuckte ich mit den Achseln. „Ach, nicht so wichtig. Ich heb sie mir auf.“ „Wie du meinst, Bambi.“   Er hatte die Zigarette aufgeraucht und drehte sich zu mir herum. Für einen Augenblick sah er mich mit einem ganz komischen Ausdruck an, den ich nicht so recht zu deuten wusste, bevor er an mir vorbei auf meine Uhr sah. „Ich muss dann mal los.“   War es schon so spät? Mhm, erst kurz nach fünf. Da konnte er noch bleiben. Doch als ich ihm das vorschlug, schüttelte er nur den Kopf. „Sorry, ich kann nicht. Jens ist eh schon nicht so gut auf mich zu sprechen. Da will ich ihn nicht warten lassen.“ „Okay, das verstehe ich.“   Ich brachte ihn noch zur Tür, wo er sich seine Schuhe anzog. „Sehen wir uns am Wochenende?“   Er blieb stehen, die Tür schon in der Hand. „Am Wochenende?“ „Ja, ich … Meine Mutter ist zwar zu Hause, aber wir könnten ja was zusammen unternehmen? Kino oder so?“ „Hab keine Kohle.“ „Und wenn ich dich einlade?“ Er lachte. „Das würdest du echt machen?“ „Ja, warum nicht? Ich meine, du … du kannst es mir ja wiedergeben, wenn dir das lieber ist.“   Dass ich eigentlich was anderes hatte sagen wollen, hatte er hoffentlich nicht gemerkt. „Nee, lass mal. Ich mach nicht gerne Schulden.“   Wieder wandte er sich zum Gehen.   „Und wenn wir einfach nur ein bisschen zusammen abhängen? Sehen wir uns dann?“   Er zögerte.   „Okay“, sagte er schließlich, während er mich nicht ansah. „Samstag? Ich schreib dir, wann und wo?“ „Alles klar. Bis dann, Bambi.“   Im nächsten Moment war er weg. Ich lief zum Küchenfenster und sah gerade noch, wie er die Auffahrt runterging und dann mit zügigen Schritten in Richtung seines Wohnheims verschwand. Als ich ihn nicht mehr sehen konnte, ging ich langsam in mein Zimmer zurück. Ich musste hier dringend noch aufräumen und das Bett abziehen. Es roch außerdem ganz schön nach Rauch. Hoffentlich merkte meine Mutter das nicht.   Als mein Blick auf das zusammengeknüllte Taschentuch fiel, musste ich plötzlich grinsen. Okay, ab diesem Tag war ich also offiziell keine Jungfrau mehr. Nur dass das außer mir und Manuel niemand erfahren würde. Machte aber nichts. Hauptsache wir wussten, was wir zusammen gehabt hatten. Ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)