Ich, er und die Liebe von Maginisha ================================================================================ Kapitel 9: Von peinlicher Werbung und akzeptierten Herausforderungen -------------------------------------------------------------------- Wo waren eigentlich die Freistunden, wenn man mal welche brauchte? Ausgerechnet heute, wo ich fest damit gerechnet hatte, dass Frau Phillips ihrem Unterricht wie immer fernblieb, hatte die sich natürlich so weit berappelt, dass sie tatsächlich erschien und uns mit totlangweiligem Stoff quälte. Also, versteht mich nicht falsch. Ich mag Musik. Wirklich. Wenn ich nicht die Nase in einem Buch habe, stecken mir Kopfhörer in den Ohren. Und bestimmt haben diese ganzen Typen wie Brahms und Beethoven und wie sie alle heißen auch ganz töfte Musik komponiert, aber … sie spricht halt nicht mit mir. Ich find sie ganz hübsch als Untermalung für Waschmittel-Werbung, aber sonst? Nee, nicht meins. Trotzdem bestand unsere Lehrerin darauf, dass wir uns das Ganze reinzogen und danach totanalysierten, weil die dritte Note von links ja was ganz Besonderes war. Würg. Echt mal. Musik hatte man doch eigentlich eh nur, um es spätestens in der Elften abzuwählen. Ich jedenfalls und ungefähr zwei Drittel der restlichen Jahrgangsstufe ebenfalls.   Was mich heute jedoch besonders störte und alle zwei Minuten zur Uhr sehen ließ, war die Tatsache, dass ich noch was vorhatte, das ich aufgrund des außerplanmäßig stattfindenden Musikunterrichts nun in der halbstündigen Mittagspause erledigen musste. Was das war? Ähm … na ja … also ich wollte … Scheiße, ich will das nicht erzählen. Ihr lacht bestimmt. Oder findet es dämlich. Ich ja eigentlich auch, aber … Okay, ich sag’s euch. Aber nicht lachen. Wehe!   Ich wollte Kondome kaufen gehen. Ja siehste, ich hab doch gewusst, dass ihr lacht. Wahrscheinlich habt ihr das schon achtundreißigtausend mal gemacht und findet gar nichts dabei. Oder ihr braucht das nicht, weil ihr irgendwie anders verhütet oder einfach mal keinen Sex habt oder wie auch immer. Ich wollte ja eigentlich auch keinen haben. Also schon, aber halt nicht unbedingt heute. Nur … was, wenn es dann doch dazu kam? Hörte man ja immer wieder. „Oh, wir wollten eigentlich nicht und dann war es so schön und ist einfach passiert und jetzt bin ich schwanger.“ Das konnte mir natürlich nicht passieren, schon klar. Immerhin ein Vorteil, den ich den Mädchen gegenüber hatte. Und vermutlich würde mich auch keiner ne Schlampe nennen, wenn ich einfach mal so Sex hatte, weil ich Bock drauf hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich das natürlich keinem erzählen würde, aber … Ich hatte trotzdem ein bisschen Schiss. Und gleichzeitig sorgte der Gedanke daran bei mir für Magenkribbeln und einem ziemlich nervigen Dauerständer, den ich so gut ich konnte zu ignorieren versuchte.   Weil nun also durchaus die Möglichkeit bestand, dass ich mir bei meinem nachmittäglichen Date mit Manuel plötzlich Kondome herbeiwünschte und diese sich ja bekanntlich nicht von allein in Nachttischschubladen materialisierten, hatte ich beschlossen, dass ich einkaufen gehen musste. Kondome und Gleitgel, denn dass ich das brauchen würde, wusste ich ebenfalls mit hundertprozentiger Sicherheit. Außerdem … nur weil ich die Sachen schon heute besorgte, hieß das ja nicht, dass sie auch sofort zum Einsatz kommen mussten, nicht wahr? War doch bestimmt ne Weile haltbar der Kram. Zwei Jahre bestimmt. Und bis ich 18 wurde, würde ich es ja wohl geschafft haben, nicht mehr Jungfrau zu sein. Also gab es keinen Grund, sich das nicht schon mal auf Halde zu packen. So für alle Fälle.   Jetzt gab es nur noch das Problem, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, das Zeug in der Drogerie auch wirklich aufs Band zu legen. Ich weiß nicht, ob ihr noch diesen uralten Werbespot mit Hella von Sinnen kennt. Das Ding lief irgendwann lange vor meiner Geburt mal im Fernsehen. Da geht so ein Pannetyp in den Supermarkt und will ein Päckchen Kondome kaufen. Ganz verschämt versteckt er die irgendwo zwischen Milch und Sellerie auf dem Band, weil die Omma von nebenan schon die ganze Zeit so guckt, aber als die Kassenfrau die Dinger entdeckt, weiß sie den Preis nicht. (Damals hat man die noch per Hand in die Kasse getippt. Ja, ich war auch ganz erstaunt.) Und dann brüllt die Trulla plötzlich durch den ganzen Laden:   „TINA! Was kosten denn die KONDOME?“   Daraufhin drehen sich alle, aber auch wirklich ALLE in dem Laden zu den armen Kerl um, der sich daraufhin ein sehr, sehr großes Loch in den Fußboden wünscht, in das er sich verkrümeln kann. Natürlich reagierten danach noch alle ganz cool und selbst die heiße Schnalle an der Kasse vor ihm war total begeistert von seinem Verantwortungsbewusstsein und blupp, aber so ungefähr stellte ich mir das auch bei mir vor. Nur schlimmer.   Das nächste Problem stellte die Tatsache dar, dass ich nach der Schule nicht die Zeit haben würde, Kondome und Gleitgel in verschiedenen Drogerien zu kaufen. Das mag jetzt paranoid klingen, aber ich bildete mir ein, dass, wenn ich beides zusammen kaufte, sofort klar wäre, dass ich schwul bin. Also hatte ich den Plan gefasst, das einfach in verschiedenen Märkten zu kaufen. Wozu hatte man schließlich die tolle Auswahl der freien Marktwirtschaft? Nur würde das definitiv mehr Zeit kosten, als ich heute nach Unterrichtsschluss hatte, wenn ich den Bus noch rechtzeitig erwischen wollte. Somit musste ich das Ganze in der Mittagspause erledigen und hoffen, dass mich dabei niemand aus meiner Klasse, Schule, Dorf oder gar dem Landkreis sah.   Nun sollte man ja meinen, dass solche guten Vorsätze belohnt würden, aber nee, wurden sie nicht. Stattdessen überzog Frau Phillips ihre tolle Musikstunde sogar noch um fünf Minuten, sodass ich anschließend wie ein Irrer die gefühlten 300 Treppen des Altbaus runterstürmte, um wenigstens noch vor dem großen Pulk der Schüler die Fußgängerzone zu erreichen, was ich natürlich nicht schaffte.   Bereits in der ersten Drogerie sah ich die unendlich lange Schlange, die sich bis hinter das Teeregal erstreckte. Lauter Schüler, die auf dem Weg zum Bus mal eben noch ein Heft, einen Stift oder ein Gummiaufblastier kaufen mussten. Was weiß ich denn. Es war auf jeden Fall voll und ich machte postwendend am Eingang wieder kehrt. Na gut, dann würde ich eben zuerst zu der Filiale am Ende der Fußgängerzone gehen und meinen zweiten Einkauf auf dem Rückweg erledigen. Ganz easy. Notfalls kam ich halt ein bisschen zu spät zu Chemie. Kein Problem. Mein Klassenlehrer würde mir schon nicht gleich den Kopf abreißen.   Ich enterte also die zweite Drogerie, die zum Glück außerhalb der üblichen Route zwischen Schule und Bus-Bahnhof lag. Die Gefahr, das hier jemand auftauchte, den ich kannte, war damit verhältnismäßig gering. Ich wuselte also an Duschgel und Babynahrung vorbei in den hinteren Bereich, wo ich die Kondome vermutete. So ganz genau wusste ich es nicht, weswegen ich erst mal im Gang mit der Damenhygiene landete – ich gebe zu, hiervon was kaufen zu müssen, wäre noch schlimmer gewesen – und fand um die Ecke davon endlich die Auslage mit den Kondomen.   Uff, das waren … viele. Verschiedene.   Ich blinzelte und sah mich kurz um, ob mich jemand beobachtete, bevor ich zu lesen begann. Heilige Scheiße, so viele Sorten gab es? Woher sollte ich denn jetzt wissen, welche ich brauchte? Ganz bestimmt würde ich nicht die mit dem peinlichen Namen und dem Fruchtaroma nehmen. Das konnte ja nur furchtbar sein. Wer wollte schon Kondome, die nach Banane rochen? Widerlich. Aber was dann? Gefühlsecht, extra dünn, mit Noppen, XXL, extra feucht? Letzteres schloss ich mal aus, denn dafür hatte ich ja das Gleitgel. Und mussten es Markenkondome sein oder reichten die günstigeren? Die hatten nämlich nicht so eine auffällige Verpackung. Aber was, wenn die dann kaputtgingen? Und die da? Die Sorte in der quietschgrünen Verpackung hieß „Einfach drauf“ und versprach besonders leichte Handhabung. Klang vielversprechend, aber war das nicht irgendwie auch ein bisschen peinlich, wenn man Kondome kaufte, die auch der letzte Idiot benutzen konnte? Was würde Manuel da von mir denken? Der hielt mich doch sowieso schon für ein ahnungsloses Landei, was ich zwar war, aber darauf musste ich ihn ja nun nicht noch extra hinweisen. Am besten ich nahm einfach die Packung, in der verschiedene Sorten drin waren. Damit konnte man ja wohl kaum was falsch machen. Ein Blick auf die Rückseite verriet mir zwar, dass da auch welche mit Himbeer- und Erdbeerduft dabei waren, aber die musste ich ja nicht unbedingt benutzen. Und selbst wenn: Erdbeer ist schließlich nicht Banane!   Ich wollte mich gerade mit meinem Fund auf dem Weg zur Kasse machen, als natürlich genau das passierte, was nicht hätte passieren dürfen. Ich drehte mich schwungvoll um und stand vor jemandem aus meiner Klasse. Ach man. Warum immer ich?   „Hi“, sagte Mia-Marie und blickte neugierig auf die Packung in meinen Händen.   Nee, echt jetzt? Wo war denn nun dieses Loch, in das ich mal eben verschwinden konnte? Ich merkte, wie ich knallrot anlief.   „Hi“, krächzte ich zurück.   Normalerweise hätte ich vielleicht einfach die Flucht ergriffen, aber erstens wäre das nicht minder peinlich weil mega-auffällig gewesen und zweitens … na ja. Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass Mia-Marie nicht ganz schlank war, und um an ihr vorbeizukommen, hätte ich sie quasi aus dem Weg rammen müssen. Das ging nun wirklich nicht. Zumal sie mich ganz freundlich anlächelte.   „Find ich gut“, sagte sie und hatte den Anstand, wenigstens auch ein bisschen rot zu werden. Da fühlte ich mich gleich nicht mehr ganz so bescheuert. Allerdings hatte ich auch keinen Schimmer, wovon sie sprach.   „Was meinst du?“, fragte ich daher. „Na, dass du Kondome kaufst. Einige Jungs sind ja der Meinung, dass die Mädchen allein für die Verhütung zuständig sind, aber ich finde, dass das beide was angeht.“ „Äh ja … genau“, stammelte ich.   Ich hatte mir da zwar noch nie Gedanken drüber gemacht – warum auch? – aber eigentlich hatte sie Recht. Warum sollte denn nur einer durch dieses peinliche Prozedere durchmüssen? Nur würde „das nächste Mal“ bei der 24-Stück-Packung, die ich da in Händen hielt, womöglich noch ne Weile hin sein. Hoffentlich hatte Mia-Marie das nicht gesehen. Die hielt mich nachher noch für sexsüchtig.   „Also dann“ Sie lächelte und schaute nun doch ein bisschen unbehaglich. „Ich werd dann mal mein Shampoo holen. Die Hausmarke hier ist ohne Silikone.“   Ich nickte, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach, und atmete ein bisschen auf, als sie endlich am Ende des Ganges abbog und somit aus meinem Gesichtsfeld verschwand. Gut, ich hatte also jetzt Kondome und brauchte nur noch Gleitgel. Ein Blick auf mein Handy verriet mir allerdings, dass ich es nicht schaffen würde, noch in den anderen Laden zu gehen. Also entschloss ich mich, das Gleitgel eben doch gleich hier zu kaufen. Es würde schon nicht so schlimm werden. Tschaka, du schaffst das!   Während ich an der Kasse stand, wo vor mir erst eine Oma diskutieren musste, warum sie nun nur fünf Dosen Haarspray im Angebot kaufen durfte, und danach eine junge Mutter ungefähr eine Million Windeln und Babybreigläschen bezahlte, hörte ich auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir. „Oh Mist, ich hab mein Geld vergessen.“   Ich drehte mich um und sah Mia-Marie, die hinter mir stand und in ihrer Tasche kramte. In ihren Händen hatte sie allerhand Fläschchen und Döschen. Ich wollte am liebsten flüchten, weil sie ja nun doch noch sehen würde, dass ich nicht nur Kondome kaufte, und verfluchte mich innerlich dafür, dass ich nicht einfach zur Tarnung noch ein bisschen was anderes gekauft hatte, als mir auf einmal eine Superidee kam.   „Hey, wenn du willst, bezahl ich deins mit. Kannst es mir ja dann wiedergeben.“   Sie sah auf und strahlte mich an. „Das würdest du machen? Danke, das wäre echt lieb von dir. Sonst muss ich morgen extra nochmal herlaufen und ich wohn doch in die andere Richtung.“ „Klar, leg's einfach hin.“   Mia-Marie lud daraufhin ihren ganzen Einkauf auf das Kassenband und ich schummelte einfach meine Kondome und das Gleitgel dazu, die in dem Gewühl gar nicht mehr so auffielen. Und auch wenn die Kassiererin vermutlich jetzt dachte, dass Mia-Marie und ich vorhatten, die Lümmeltüten gemeinsam zu benutzen, war mir das gerade ziemlich wurst. Ich war eben ein verantwortungsvoller Freund, das war alles. Kondome kaufen war nicht schwul, sondern cool. So sah’s aus.   Als Mia-Marie allerdings nach dem Bezahlen den Kassenbon haben wollte, weigerte ich mich, ihn ihr zu geben. Ich hatte die Hoffnung, dass sie das Gleitgel vielleicht nicht bemerkt hatte, und wollte sie nicht noch mit der Nase darauf stoßen.   „Okay, dann sag mir einfach, was du bekommst.“ „Klar, mache ich.“     Wir gingen gemeinsam zurück und unterhielten uns sogar ganz normal trotz der peinlichen Einkaufsarie gerade. Mia-Marie fragte mich, ob ich schon was für unser Referat gemacht hatte, und ich meinte nur, dass ich noch dran arbeiten würde. „Also nein“, lachte sie. „Doch“, protestierte ich. „Ich bin nur letztens ein bisschen über Hans Scholl versackt. Der Kerl war wirklich interessant.“ „Ach echt? Erzähl mal.“   Ich wusste nicht so recht, was ich jetzt sagen sollte. Damit, dass ich mich nur so auf das Thema gestürzt hatte, weil meine Mutter mir erzählt hatte, dass dieser Scholl schwul gewesen war, konnte ich ja nun schlecht rausrücken. Zu meinem Glück rettete mich … Oliver. Ich glaube, ich war ihm noch nie so dankbar für sein blödes Gequatsche gewesen. „Hey, seht mal, da kommt unser neues Traumpaar“, grölte er durch den ganzen Gang vor den Chemieräumen. Mia-Marie rollte nur mit den Augen und ich tat es ihr nach. Der Typ war einfach nur dumm.   „Ich wusste gar nicht, dass du auf Fette stehst“, johlte Oliver, allerdings als Nächstes, als er keine Reaktion bekam. Ich wollte auffahren, aber Mia-Marie hielt mich am Arm zurück.   „Lass ihn. Der provoziert doch nur.“ „Ja, aber das ist doch scheiße. Das darfst du doch nicht auf dir sitzen lassen.“ Sie zuckte nur mit den Achseln. „Er hat ja recht. Ich bin dick. Und solange er nur die Wahrheit sagt und keine Lügen verbreitet, soll mir das recht sein.“   Ich wollte noch etwas sagen, aber sie hatte sich schon umgedreht und setzte sich zu den anderen Mädchen. Ich warf einen letzten, grimmigen Blick auf Oliver, der sich immer noch über seinen eigenen Witz kaputtlachte, bevor ich mich ebenfalls fallenließ und ganz automatisch nach meinem Rucksack griff. Anton war noch nicht da, weil er vermutlich wie üblich bis zur letzten Minute in der Bücherei hocken würde, und so konnte ich die Zeit noch nutzen, um ein bisschen zu lesen. Ich öffnete meinen Rucksack und streckte die Beine aus, die dabei allerdings jemanden trafen, der mir gegenübersaß.   „Sorry“, murmelte ich ohne hinzusehen, während ich gerade die Gleitmittelpackung ertastete. Mhm, hoffentlich lief die nicht aus. Ob ich vielleicht noch … „Kein Ding“, antwortetet mir eine tiefe Stimme. Ich fuhr auf und fand mich T gegenüber, der mich über den Gang hinweg musterte. Für einen Augenblick war ich nicht in der Lage, mich zu rühren. Die Situation war so surreal – ich mit der Tube Gleitgel in der Hand keinen halben Meter von meinem Schwarm entfernt, der davon nicht den leisesten Schimmer hatte – dass ich einfach grinsen musste. Wie er wohl reagiert hätte, wenn er gewusst hätte, was ich hier hatte? Bei dem Gedanken musste ich noch mehr grinsen. T war zunächst verwundert, erwiderte dann aber mit einem Lächeln, bevor er sich wieder der Zeitschrift zuwandte, die er im Schoß hatte. Ich wollte gerade noch einen Blick darauf erhaschen, was er wohl las, als Jo um die Ecke geschneit kam und T sofort mit Beschlag belegte. Ich seufzte und machte mich nun endgültig daran, mein Buch rauszuholen, obwohl sich das vermutlich gar nicht mehr lohnte. Aber es war immer noch besser, als mir Gedanken über T und Gleitmittel zu machen, denn das würde mit ziemlicher Sicherheit zu einer weiteren, peinlichen Situation führen und von denen hatte ich nun wirklich schon genug gehabt für heute.       Später im Bus versuchte ich es noch einmal mit der Taktik des „Lesens, um mich abzulenken“, aber es klappte nicht. Je näher wir meinem Zuhause kamen, desto nervöser wurde ich. Am Ende stand ich schon einen Kilometer vor dem eigentlichen Ziel von meinem Sitz auf, um nur ja nicht die Haltestelle zu verpassen. Nicht auszudenken, wenn ich aus dem nächsten Dorf hätte nach Hause laufen müssen.   Während des gesamten Wegs durch das Dorf überlegte ich mir, was ich wohl sagen sollte und was wir wohl machen würden. Ich versuchte mir zu sagen, dass ich es einfach auf mich zukommen lassen sollte, aber das fiel mir mit jedem Meter schwerer. Ich meine, im Grunde genommen war ich ja vorbereitet. Ich hatte noch mein Zimmer aufgeräumt, zwei Gläser und ne Flasche Wasser dort deponiert – was anderes Cooles wie Cola oder so hatten wir leider nicht da – und jetzt war ich sogar für den totalen Ernstfall im Besitz von Kondomen und Gleitgel. Eigentlich konnte mich doch jetzt nichts mehr unvorbereitet treffen, oder?   Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass Manuel nicht da war, als ich heimkam. Es regnete heute nicht, daher hatte ich eigentlich angenommen, dass er wieder vor der Tür auf mich warten würde. Als ich in unser Straße einbog, sah ich allerdings bereits von Weitem, dass der Platz unter der Zierkirsche leer war. Nun, das musste noch nichts heißen, aber irgendwie wunderte es mich doch. Vor dem Haus blieb ich noch einmal stehen und sah mich nach allen Seiten um, aber er war weit und breit nicht zu sehen. Also ging ich schließlich hinein, um drinnen weiter zu warten.   Die ersten fünf Minuten hing ich am Fenster und behielt die Straße im Auge, um nach ihm Ausschau zu halten. Die nächsten zehn Minuten verbrachte ich damit, mich in meinem Zimmer irgendwie abzulenken, was nicht besonders gut funktionierte. Danach versuchte ich eine Viertelstunde lang ernsthaft, meine Hausaufgaben zu machen, bevor ich wieder Posten am Fenster bezog. Man, wo blieb der denn? Nach weiteren 20 Minuten war ich mir sicher, dass er mich versetzt hatte. Wirklich sauer war ich nicht, denn vielleicht war ihm was dazwischen gekommen und wie hätte er mir das mitteilen sollen? Wir hatten ja keine Telefonnummern getauscht oder so. Trotzdem fühlte es sich ein kleines bisschen scheiße an und ich war ziemlich enttäuscht.   Wie sehr merkte ich allerdings erst, als es Viertel nach vier dann doch noch klingelte. Draußen stand Manuel. Als ich ihn sah, wollte ich ihn eigentlich fragen, ob seine Uhr kaputt war oder so was. Ich wollte sauer sein, ihm sagen, dass er zu spät war oder irgendwas. Stattdessen lächelte ich ihn nur an.   „Hi, Bambi“, grüßte er mich, bevor er einfach auf mich zukam und mich küsste. An der Haustür. Oh mein Gott!   „Komm rein“, sagte ich und zerrte ihn förmlich nach drinnen. Mist, hoffentlich hatte das keiner gesehen. Also konnte eigentlich nicht, weil der Hauseingang seitlich lag und er ja schon drinnen gewesen war, als er mir den Kuss verpasst hatte, aber trotzdem schlug mir mein Herz bis zum Hals.   Ohne lange zu fackeln bugsierte ich ihn in mein Zimmer und schloss die Tür hinter uns.   Er grinste. „Na du hast es ja eilig.“   Ich wollte etwas darauf erwidern, aber da stand er schon vor mir. Ich sah ihm in die Augen und atmete tief ein. Zigaretten und Waschmittel wie immer. Es war seltsam, wie vertraut mir der Geruch schon war, obwohl wir uns doch erst … wie oft getroffen hatten? Drei Mal? Trotzdem wollte ich gerade nichts lieber, als meine Nase darin versenken und mich vollkommen fallen lassen.   „Ich hab dich vermisst“, sagte ich leise. Er lächelte. „Ich hab auch an dich denken müssen.“ „Und jetzt?“, fragte ich. „Jetzt machen wir da weiter, wo wir gestern aufgehört haben.“   Damit lehnte er sich vor, schlang die Arme um mich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und als er die Lippen öffnete um mich mit seiner Zungenspitze zu sich einzuladen, folgte ich ihm nur zu gerne. Ich versuchte mich zu erinnern, was er am Tag zuvor mit mir gemacht hatte und ahmte den Kuss nach. Nicht ganz so dominant wie er, aber trotzdem nicht ganz so zurückhaltend und vorsichtig, wie ich zu Anfang gewesen war. Ihm schien das zu gefallen. Sein Atem wurde schneller und als er sich ein wenig enger an mich presste, spürte ich seine Erektion an meinem Bein. Instinktiv erwiderte ich die Berührung und erhöhte damit den Druck noch ein bisschen mehr. Er keuchte leise in den Kuss.   Oh man, das war so geil. Ich war zwar selbst total hart, aber die Gewissheit, dass das, was ich hier gerade tat, Manuel anmachte, war einfach der Wahnsinn. Dabei hatte ich nicht mal viel gemacht. Wie er wohl reagieren würde, wenn ich ihn anfasste? Langsam schob ich meine Hand unter seinen Sweatshirt und streichelte seinen unteren Rücken. Die Haut dort war weich und warm und ich fühlte, wie er mir noch weiter entgegenkam und jetzt ebenfalls unter mein Shirt griff. Allerdings nicht, um mich zu streicheln, sondern um es anzuheben und mir über den Kopf zu ziehen. Ich ließ ihn gewähren und war somit dieses Mal derjenige, der zuerst oben ohne war. Ich spürte seinen Blick auf mir.   „Lecker“, sagte er und grinste. Dabei ließ er seine Hand über meine Brust wandern. Als er eine meiner Brustwarzen streifte, atmete ich scharf ein. Die waren echt empfindlicher, als ich gedacht hatte. Sein Grinsen wurde breiter und plötzlich beugte er sich ein Stück runter und nahm meinen einen Nippel in den Mund.   „Scheiße, was …“   Der Rest des Satzes ging in einem erregten Laut unter, den ich jetzt hier nicht wiedergeben kann. Es hörte sich auf jeden Fall sehr danach an, als wenn es mir gefiele, denn das tat es. Das Gefühl seiner Lippen, das sanfte Saugen, die weiche Zunge, die sich auch noch mit einmischte, und schließlich seine Zähne, die mich ganz, ganz leicht zwickten, sandten einen Schauer nach dem nächsten durch meinen Körper, die alle nur ein Ziel hatten. Meinen Schwanz.   „Bett?“, murmelte Manuel immer noch mit dem Mund an meiner Brust. Ich nickte nur, raubte mir noch einen Kuss und nahm dann seine Hand, um ihn zum Ort des Geschehens zu führen. Dort angekommen ließ ich schnell noch die Jalousien runter, denn auch wenn die Nachbarn keine Fenster auf dieser Seite ihres Hauses hatten, gab es ja immer noch die Möglichkeit, dass sie ihren Garten besichtigen wollten, und dabei sollten sie nicht gleich noch eine Peepshow geboten bekommen.   Als das erledigt war, drehte ich mich wieder zu Manuel um, der bereits auf dem Bett lag. Er musterte mich von oben bis unten, wobei sein Blick definitiv ein wenig länger auf der ziemlich deutlich sichtbaren Beule in meiner Hose verweilte.   „Ziehst du dich aus?“, wollte er wissen.   Ich zögerte kurz. Eigentlich hatte ich es ja langsam angehen lassen wollen. Zumal er auch noch vollkommen bekleidet war. Allerdings war meine Jeans schon ziemlich eng und die Aussicht, mich von dem drückenden Ding zu befreien, recht verlockend.   „Wenn du möchtest.“ „Ich bestehe darauf.“ Der Blick, mit dem er mich bei dem Satz maß, war der Wahnsinn. Er fand mich wirklich scharf. So richtig, richtig scharf und ich konnte nicht leugnen, dass sich das gut anfühlte. Also öffnete ich den obersten Knopf meiner Jeans und wollte gerade nach dem Reißverschluss greifen, als er plötzlich hochkam und sich auf das Bett kniete.   „Lass mich das machen“, sagte er und langte nach meiner Hüfte. Ich ließ mich näher ranziehen und sah mit leicht geöffnetem Mund zu, wie sich sein Kopf meinem Schritt näherte und er doch tatsächlich mit den Zähnen nach meinem Reißverschluss angelte, um ihn sehr, sehr langsam nach unten zu ziehen, während er mich die ganze Zeit ansah. Ich schwöre, in dem Moment wäre ich beinahe gekommen. Er ließ den Reißverschluss los und begann, meine Jeans nach unten zu schieben. Dabei kam sein Mund meinem Bauch und vor allem meinem pulsierenden Schwanz so nahe, dass ich glaubte, seinen Atem auf meiner Haut spüren zu können. In meiner Unterhose zuckte es und in meinen Ohren rauschte das Blut. Oh fuck, wenn das so weiterging, musste ich wirklich gleich nach den Taschentüchern greifen, die schon auf dem Nachttisch bereitlagen. Gleichzeitig wollte ich jetzt endlich auch mal zum Zug kommen. Ich wollte ihn anfassen, ihn auch dazu bringen, dass er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Also wich ich ein Stückchen zurück, entledigte mich schnell meiner Jeans und trat wieder zum Bett. Bevor er reagieren konnte, hatte ich jetzt unter den Saum seines Sweatshirts gegriffen und es ihm ebenfalls ausgezogen. Mehr wagte ich nicht, weil ich befürchtete, dass er wieder keine Unterwäsche anhatte. Also schubste ich ihn zurück aufs Bett und legte mich neben ihn.   Ich begann, ihn zu küssen und gleichzeitig meine Hände über seinen Körper zu schicken. Alles an ihm war warm und fest und ich hätte mich stundenlang damit aufhalten können, ihn einfach nur zu küssen und zu streicheln. Allerdings machte die Bewegung, die er mit seinem Unterkörper gegen meinen vollführte ziemlich deutlich, was er wollte, wo ich ihn anfasste. Daher ließ ich meine Hand langsam über seine Brust und den durchtrainierten Bauch nach unten wandern. Ich hielt mich nicht damit auf, die Hose erst noch zu öffnen, sondern ließ meine Hand einfach hineingleiten, bevor ich den Mut wieder verlor, der sich hier meiner gerade bemächtigt hatte. Er stöhnte auf und ich merkte, dass er tatsächlich keine Unterwäsche trug. „Oh Bambi“, keuchte er, als sich meine Finger um seinen harten Schaft schlossen. „Benedikt“, sagte ich und küsste ihn erneut. „Mein Name ist Benedikt. „Wie du meinst, Bambi.“ Ich biss ihm in die Unterlippe und hörte auf, seinen Schwanz zu streicheln. „Was muss ich machen, damit du aufhörst, mich so zu nennen?“ Der Schalk glitzerte in seinen Augen, als ich das fragte. „Blas mir einen“, lautete die Antwort, die mich nicht so sehr überraschte, wie sie gesollt hätte. „Und dann nennst du mich endlich bei meinem richtigen Namen?“, hakte ich nach. „Wenn du gut bist.“   Ich konnte nicht anders, ich musste lachen.   „Also schön, Challenge accepted. Aber ich muss dich warnen, das ist mein erstes Mal.“ „Ich bin mir sicher, du kriegst das hin.“     Was soll ich sagen … ich kriegte es tatsächlich hin. Wie dusselig ich mich nun genau angestellt habe, nachdem ich ihn erst mal aus seiner Hose befreit und mich auf seinen vollkommen nackten und absolut anbetungswürdigen Körper gestürzt hatte, kann ich nicht sagen. Ich versuchte an die Tipps zu denken, die ich gelesen hatte, mich zu erinnern, was sich bei ihm gut angefühlt hatte, und ansonsten einfach mal mit dem Flow zu gehen. Angesichts der Tatsache, dass er die Augen geschlossen hatte, die Hände in mein Kissen krallte und sichtlich bemüht war, nicht einfach in meinen Mund zu stoßen, war es wohl nicht ganz schlecht. Bei einem war ich mir jedoch zu 100% sicher. Ich fand’s hammergeil. Zwischendurch schoss mir mal durch den Kopf, dass ich jetzt wohl tatsächlich ein „Schwanzlutscher“ war, aber das war mir in dem Moment vollkommen egal. Es fühlte sich gut an, das zu machen, und ich wollte am Schluss nur noch eins: Ihn zum Kommen bringen.   Als sein Atem nochmal schneller wurde und seine Eier begannen, sich an den Körper zu ziehen, wusste ich, dass er gleich so weit war. Er wollte mich wohl vorwarnen, aber ich schob seine Hand weg, mit der er meinen Kopf aus der Gefahrenzone bringen wollte, und legte noch einen Zahn zu, sodass er schließlich in meinem Mund abspritzte.   Nachdem das Zucken zwischen meinen Lippen verebbt war, überlegte ich nochmal ganz kurz, ob ich das Nächste jetzt auch konnte, aber da die Antwort „Ja“ lautete, schluckte ich die warme, ein bisschen bittere Pampe einfach runter. Als ich mich erhob, sah er mich mit großen Augen an. „Hast du gerade … geschluckt?“   Ich nickte ein bisschen verlegen. Ich hatte zwar gelesen, dass die meisten Jungs drauf standen, wenn Mädchen – oder andere Jungen – das machten, und hatte mir wirklich gut überlegt, ob das nun ein Risiko war, dass ich eingehen konnte und wollte, und so schlimm war es dann wirklich nicht gewesen, aber ich war mir nicht sicher, wie Manuel es finden würde. Immerhin hatte er es ja nicht mal mit dem Mund zu Ende gebracht beim ersten Mal.   Er wusste das wohl auch nicht, allerdings schien er mehr zwischen Verblüffung und Freude zu schwanken. Um die Situation irgendwie wieder in Gange zu kriegen, stand ich auf und holte mir erst mal das Wasser. Nach einem großen Schluck hielt ich ihm die Flasche hin. Scheiß auf Gläser, ich hatte meinem … Freund (?) gerade einen geblasen, da durfte ich auch aus der Flasche trinken. Er nahm sie entgegen, schaute kurz darauf, wischte sie mit der Handfläche ab und trank ebenfalls. Mhm, er stand wahrscheinlich einfach nicht auf Sperma im Mund. Auch okay.   Als er mir die Flasche wieder zurückgegeben hatte, legte ich mich wieder zu ihm. Er betrachtete mich einen Augenblick, bevor er sich vorlehnte und mich küsste. Ich erwiderte den Kuss und zog ihn dann in meine Arme. Ich meine, ja, ich hatte auch noch einen Ständer und ein bisschen Aufmerksamkeit dafür wäre ganz schön gewesen, aber jetzt gerade genoss ich eigentlich eher, ihn so an mich gekuschelt zu haben. Er schien sich richtig zu entspannen, während ich langsam über seinen Rücken streichelte. Das war schön.   „Warum warst du eigentlich so spät?“, fragte ich irgendwann, als meine Erektion anscheinend eingesehen hatte, dass hier heute nichts mehr zu holen war. „Hatte ein bisschen Stress.“ „Zu Hause?“, fragte ich und wartete gespannt ab, was er sagen würde. Er brummte jedoch nur und ich ließ es dabei bewenden. Er würde mir schon davon erzählen, wenn er soweit war.   Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach halb sechs. „Ich muss dich gleich rausschmeißen. Meine Mutter kommt nachher von der Arbeit und, na ja, sie weiß nicht, dass ich …“   Ich ließ den Rest des Satzes offen. Es war ein bisschen feige, ich weiß, aber er war ja schließlich auch nicht mit der Wahrheit herausgerückt. Irgendwann würden wir schon noch darüber sprechen. „Okay, Bambi.“ Ich knuffte ihn in die Seite. „Hey, ich dachte, das hätten wir geklärt.“ Er grinste. „Wer sagt, dass du gut warst?“ Als er meine Miene sah, wurde sein Grinsen weicher. „Hey, war nur Spaß. Das war krass vorhin. Du hast wirklich Talent.“   Das Grinsen, das daraufhin auf meinem Gesicht erschien, wollte gar nicht wieder verschwinden. Mir taten schon richtig die Wangen weh, als ich ihn irgendwann kurz danach an der Haustür verabschiedete, nachdem wir noch Nummern ausgetauscht hatten. Nur in Shorts und T-Shirt, das ich mir eben übergezogen hatte, ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen, das jetzt ziemlich intensiv nach Manuel roch, und versenkte meine Nase tief in den Kissen. Der Wahnsinn. Mein erster Blowjob und ich war gut gewesen. Schwul sein war vielleicht doch gar nicht so schlecht. So überhaupt nicht schlecht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)