Memories von Pragoma ================================================================================ Kapitel 18: Totalschaden ------------------------ I′ve got this gun, to your head I've got blood, on these hands I′ll be your eternal, never ending I'll be the end of your beginning I'm the battle to your every war I′m the first fist, of everything torn I′ve got no room in this heart Gonna tear you apart Infected with deception Destruction is my, obsession I'll feed off your sweet suffering Your confession, is my sweet crime You've fed me up with your lies Thought i knew you deep inside So when i take this razor to your neck I′ll cut out all your fucking regrets I′ve got no room in this heart Gonna tear you apart Blood on the dance floor - Death to your heart! Wie lange die Sanitäter um Andres Leben gekämpft hatten, war Jiri nicht bewusst. Er bekam es mehr wie durch einen Schleier mit, dass sie ihn aus dem Haus trugen und Adam langsam nach draußen folgte. Er sah gezeichnet aus, wirkte einige Jahre älter und Jiri verstand den Schmerz, den er jetzt durchmachen musste. Solange schon kannten sie sich, hatten vieles erlebt, durchgemacht und jetzt sollte es vorbei sein? Von einem Tag auf den anderen und das nach nur wenigen Jahren? Jiri schluckte, versuchte sich aufzuraffen und wollte seinen Bruder nicht gehen lassen. Mit letzter Kraft zog er sich hoch, taumelte raus auf den Hof und wurde sofort von seinem Vater aufgefangen, der ihn in eine feste Umarmung zog. Jiri ließ es für eine kurze Zeit zu, riss sich dann aber los und wurde bevor er den Krankenwagen erreichen konnte, von Nivek gestoppt. "Du kannst nichts tun. Lass es bleiben." Jiri sah ihn nicht an, sagte kein einziges Wort. Seine Welt stand still, fühlte sich wie ein nie endender Alptraum an, aus dem er nicht erwachen konnte. Wie in Zeitlupe wandte er sich schließlich ganz ab, schritt zurück ins Haus und ließ sich auf den Sessel fallen, auf dem er zuvor noch gesessen und seinen Bruder angesehen hatte. Eine bedrückende Leere machte sich breit, alles erschien ihm sinnlos. Sein Empfinden schwankte zwischen Trauer, versagt zu haben und tiefer Ohnmacht. Warum hatte er sich nicht früher gekümmert? Wieso war er nicht so stur, wie sonst auch? Und wann hatte er zugelassen, dass er sich abwimmeln ließ? Jiri verstand sich selbst nicht mehr, wurde sogar wütend, dass er sich hatte verdrängen lassen und das zu einem Zeitpunkt, wo Andre ihn am meisten gebraucht hätte. Was war er nur für ein Arschloch von einem Bruder? Jiri konnte es nicht fassen, sich nicht verzeihen. Schluchzend saß er da, verbarg weder seine Tränen, noch seinen Kummer und Schmerz. Erst, als er hörte, dass Andres Handy klingelte, hielt er inne und sah sich nach diesem um. In diesem Chaos würde er es wohl nicht finden. Nicht so schnell, dass er rangehen konnte. Nur wenige hatten diese Nummer und fast alle waren hier vor Ort. Abgesehen von seiner Mutter, die hoffentlich ... Jiri schluckte. Wusste sie es schon und von wem hatte sie es dann erfahren? Sein Vater war ja vollkommen ruhig und wo steckte Adam? War er überhaupt noch hier? Noch bevor Jiri sich aufraffen konnte, klingelte nun sein Handy. Hastig zog er es aus der Hosentasche, warf einen Blick auf das Display und stockte. Marty? Was zur Hölle wollte der jetzt von ihm? Vorsichtig drückte er auf "Anruf annehmen" und meldete sich mit kratziger Stimme. "Jiri? Sorry, dass ich anrufe, aber ich erreiche deinen Bruder nicht. Gehts ihm gut?", plapperte der Ältere am anderen Ende der Leitung los und es dauerte, bis Jiri die passenden Worte fand. "Andre ist ..." Er stockte, schluckte einige Male und brach wieder in Tränen aus. "Er ist was? Jiri, jetzt rede doch?", verlangte Marty, hörte dann aber das bittere Weinen. "Nein, nicht das, was ich denke. Nein, nein, nein." "Ich weiß es nicht, er bekam keine Luft mehr. Adam war auch hier", erklärte Jiri, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte. "Adam?", wiederholte Marty, ehe er seufzte. "Pass auf, ich bin gerade zu Hause, quasi in der Nähe und ich komme jetzt vorbei. Keine Widerrede!" Bevor Jiri etwas sagen konnte, hatte Marty bereits aufgelegt. Er kannte den Mann ziemlich gut, ebenso seine Sorgen um Andre und es war kein Geheimnis, dass er ihn schütze, wie seinen eigenen Sohn. Damals wie heute und, dass er jetzt herkommen würde, war verständlich. In diesem Fall jedoch nicht nötig in seinen Augen. Was sollte Marty hier schon groß bewirken können? Tote wiederbeleben, gehörte nicht zu seinem Areal. Das wäre ihm neu. Noch bevor er sich darüber weiter den Kopf zerbrechen konnte, trat plötzlich Adam auf ihn zu und sah ihn an. "Es war knapp, sehr knapp", murmelte er und setzte sich einfach vor dem Jüngeren auf den Boden. "Er lebt also?", wollte Jiri wissen und wischte sich die aufkommenden Tränen weg. "Ja, er lebt. Allerdings haben sie ihn mitgenommen und er wird eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen", erklärte Adam weiter. "Bis dahin sollten wir hier aufräumen und ihn auch weiterhin unterstützen. Nichts mehr mit abwimmeln lassen." Dagegen sprach nichts. Jiri begrüßte den Vorschlag sogar mit einem kräftigen Nicken und einem dicken Grinsen auf den Lippen. "Kommt gleich noch Hilfe ins Haus, die wir einspannen sollten." Adam, der nach seinem Handy hangelte, hielt inne. "Wer kommt denn?" "Du kennst ihn", erwiderte Jiri wissend und als er das Handy sah, fiel ihm Andre seins wieder ein. Wo zum Geier könnte das sein? Suchend sah er sich erneut um, stand dann aber auf und sah auf dem Sofa nach. "Was suchst du denn?", fragte Adam skeptisch und betrachtete das Gewusel eingehend. "Sein Handy. Marty hat angerufen." "Marty?" Wenig begeistert runzelte Adam die Stirn. "Der kommt aber nicht her, oder?" "Doch, wieso?" Jiri drehte sich um und sah ihn kritisch an. "Haste immer noch Schiss vor ihm?" Adam rieb sich den Nacken. "Nicht direkt, aber Respekt hab ich schon noch", gestand er leise und erinnerte sich an so manche Vorkommnisse zurück. Eine Sache würde Adam nie vergessen. Jenen Tag, als Marty Andre und ihn abseits der Kamera erwischt und ihn ganze drei Stunden durch den Garten gejagt hatte. Irgendwie lustig, aber den Schrecken, den Adam in den Knochen hatte, hielt auch heute noch an, wenn er den mehr als strengen Regisseur traf. Das letzte Aufeinandertreffen lag allerdings schon etwas zurück und Adam ahnte bereits, dass er sich Vorwürfe anhören dürfte. Es war immer so gewesen. Besonders schlimm wurde es nach Andres Ausstieg, für den er nicht einmal verantwortlich war. Es wurde ihm zu viel, das dauerhafte Reisen in fremde Länder belastend, der Druck dahinter kräftezehrend. Adam konnte es verstehen, nachvollziehen und nur ein paar Jahre später hörte auch er auf. Es gab jedoch noch einen ganz anderen Grund. Einen, von dem Adam bis heute nichts wusste und Andre sich in Schweigen hüllte. Er wusste nur so viel, dass es auch etwas mit Kevin zutun hatte und der Streit zwischen ihnen nervenaufreibend war. Damals schon und heute hatten beide einfach den Kontakt abgebrochen. Adam ging es damit deutlich besser, auch wenn Kevin mit seinen Fragen nach Andre manchmal nervte. Beantwortet hatte er keine davon, las sie jedoch und rollte wie jedes Mal mit den Augen. Irgendwann würde er lernen, dass Andre keinen Kontakt wollte. Notfalls würde er es Kevin nochmals ins Gesicht sagen. Der Tag würde kommen und Adam sehnte sich diesen mehr als deutlich herbei. Andre ging es schon schlecht genug, da brauchte er keinen Kevin, der mit blöden Fragen Nerven rauben konnte. Seufzend verdrängte er schließlich die Gedanken an jene Person, die schnell zum Liebling aller wurde. Sowohl bei den Fans, als auch bei Kollegen, die ihm allesamt nachrannten und reihenweise abschmetterten. Etwas brannte dann aber doch unter seinen Fingernägeln und vorsichtig wandte er sich an Jiri. "Du sag mal ...", fing er an. "Hatte Andre je mehr für Kevin übrig, als Freundschaft?" Verwundert sah der Jüngere auf. "Jetzt sag nicht, du weißt das nicht?", fragte er und musste daraufhin grinsen. "Du bist seit Jahren Andres bester Freund und weißt nicht, dass er seit einigen Jahren in Kevin verschossen ist?" Adam schüttelte nur stumm den Kopf. "Seit wann genau?", fragte er nach einer ganzen Weile und biss sich auf die Unterlippe. Jiri seufzte. "Das fing noch an, als er gedreht hat. Ungefähr ein paar Monate vor seinem Ausstieg", erklärte Jiri dem Anderen. Adam dämmerte es langsam. Die ständigen Streits, die Ausbrüche und letztendlich die Flucht von allem. Andre war letztendlich wegen Kevin gegangen. Er hatte dem Ganzen die Krone aufgesetzt und es nicht einmal gewusst, dass er Andre vertrieben hatte. Adam ballte sichtlich erzürnt die Fäuste und schnaubte. "Weiß er es?" Zaghaft nickte Jiri auf diese Frage, sah die Wut deutlich, die Adam empfand und auch konnte er nachvollziehen, dass er sich hintergangen fühlte und enttäuscht war. Nicht zuletzt, weil Andre es ihm nicht erzählt hatte. Vieles andere vermutlich auch nicht. "Sie hatten vor einigen Wochen wieder Kontakt, den Andre aber wieder abgebrochen hat." Das hatte gesessen. Adam sah aus, als würde er Wände einreißen wollen, so wütend wurde er. "Deswegen auch die Drogen, der Zusammenbruch und der ganze verdammte Scheißdreck. Jetzt kapier' ich es endlich!" Endlich sah er vieles klarer, hatte Erklärungen, die wie der Arsch auf den Eimer passten und Sinn ergaben. "Ich sorg' schon dafür, dass er Andre in Ruhe lassen wird. Notfalls helfe ich nach", knurrte er leise, verstummte jedoch mit dem Klingeln an der Tür und versuchte möglichst seine Wut auf Kevin zu verbergen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)