Vater und Sohn von MsBlueLion ================================================================================ Kapitel 5: Bruchlandung Teil 2 ------------------------------ „Wie kann ich Euch dienen, mein Meister?“   Vaders Kopf war gesenkt, tief und in einer scheinbaren Unterwürfigkeit, die er in den letzten Jahren so treu gezeigt hatte. Die Schmerzen in seinen Gelenken – dort wo sein Fleisch auf starres Metall traf, wo die schweren Wunden des Lichtschwertes nie vollständig verheilt waren und sich Drähte und Kabel in seine Haut fraßen – hatten etwas Bekanntes, etwas Vertrautes und Melancholisches. Sie waren eine Demütigung seines alten Ichs, ein Hinweis auf seine neue Position, eine Zurechtweisung an seinen Platz. Es war die Erinnerung daran, wer sein Meister war. Und wer der Lehrling. Der Sklave.   „Steh auf, mein alter Freund.“ Palpatines kratzige Stimme hallte nach etlichen Minuten in dem Raum wider und der dunkle Lord spürte, wie der Sith die Macht nutze, um ihn zu lesen. Die kalten Ranken des Kaisers krachten ohne Erlaubnis oder Rücksicht in seinen Schädel, drängten sich tief in vergrabene Bereiche, zerrten, kratzen und suchten unaufhörlich nach allem was sie finden konnten und ließen nichts als ein kaltes, schwarzes Gefühl der Agonie zurück. Doch er ertrug es ohne Beschwerden. Würde er seine Schilde verstärken, sich versuchen zu schützen, würde es nur noch mehr Schmerz bedeuten.   Würde er jetzt an Luke denken, wäre alles vorbei.   „Ich habe Nachrichten erhalten, Lord Vader“, begann der alte Mann leise und zog sich endlich aus seinem Kopf zurück, obwohl das tote Feuer des Kaisers weiter um ihn herum brannte, „dass die Rebellen erneut aus Ihren Fängen entkommen sind.“ Das Gift in der trügerischen Ruhe war deutlich herauszuhören und es folgte erneut eine bedeutende Stille, in der sich die gelben Augen scharf auf die schwarze Gestalt richteten, als könnten sie durch die Rüstung blicken. Als würden sie sehen, dass er etwas versteckte.   Nein, sein Sohn war noch immer in Sicherheit. Palpatine wusste nichts von ihm.   „Wenn ich mich nicht irre, habt Ihr nach der Zerstörung des Todessterns geschworen, dieser fehlgeleiteten Gruppe endlich ein Ende zu setzten. Und doch sind sie immer noch da, Ihr seid erneut gescheitert und sie haben es sogar geschafft, Euch zum Absturz zu bringen. Ihr enttäuscht mich, Lord Vader.“   Vader schwieg. Er wusste, dass der Kaiser keine Entschuldigung wollte. Dass er sich nicht um sie kümmerte. Er hatte seinen Meister im Stich gelassen. Auch wenn ihm sein eigenes Versagen nicht mehr so wirklich belastete.   „Ich bin mir… meines Scheiterns bewusst, mein Meister.“   „Gut. Sehr gut.“ Die dünnen Lippen formten ein finsteres Lächeln. Ein kalter Schrei der Vorwarnung in der Macht. „Sie werden dann also Ihre Strafe akzeptieren.“   Vader senkte den Kopf, als ein Zeichen des Verstehens und wartete unweigerlich auf Palpatines Handlungen. Seine Fäuste ballten sich leicht und er zog die Dunkelheit wie eine Decke noch weiter um sich, verdrängte alle Gedanken an Luke aus seinem Kopf und sperrte alles hinter einer unscheinbaren Wand weg. Nichts davon würde offenbart werden. Er würde mit dem letzten Atemzug um dieses Wissen kämpfen.   Doch nichts hätte ihn vor dem schützen können, was der Kaiser tat. Selbst über Lichtjahre hinweg, war sein Einfluss immer noch stark.   Augenblicklich stürzte ein brennender Schmerz über ihn hinweg und es kostete den dunklen Lord seine gesamte Kraft, um weiterhin aufrecht zu bleiben.   Sidious drang in seinen Geist ein, stieß sich an all seinen Mauern vorbei und zerrte Dinge an die Oberfläche, die nie wieder hätten gesehen werden dürfen. Dinge, die selbst Vader nicht mehr berührt hatte. Der Sith kramte herum und zog Stück für Stück unglaublich schmerzhafte Erinnerungen hoch.   Eine blaue Klinge wirbelte herum und schnitt durch seine Glieder. Trennte Beine und einen Arm ab und machte sie für immer unbrauchbar. Verloren und unersetzbar. Der verstümmelte Körper fiel hart auf heißen Kies, rutschte den Hang hinunter und blieb nur wenige Zentimeter vor dem Lavafluss liegen. Flammen leckten an seinem Fleisch. Fraßen langsam und absichtlich jeden einzelnen Nerv ab, bis sein Inneres und Äußeres fast gleichmäßig brannte. Seine Schreie, gebrochen und heißer. Die verkohlte Lunge rau und zerreißend. Stimmbänder kaum mehr intakt. Wunden überall. Der gescheiterte Versuch, sich mit der verbliebenen Hand in Sicherheit zu ziehen. Und eine einsame Gestalt, die von ihm wegging. Die ihn zurückließ, wie ein Stück weggeworfener Müll. Als wäre er es nicht einmal mehr wert, getötet zu werden. Dazu bestimmt, elendig zu verbrennen.   Das Atemgerät presste die Luft unaufhaltsam in ihn und doch fühlte sich Vader so, als könnte er nicht genügend Sauerstoff in seinen Körper bekommen. Die Lichter auf seiner Brustplatte flackerten unkontrolliert und schnell, die Maschinen in seinem Fleisch ächzten unter der Belastung und von irgendwo ertönte ein scharfes Warnsignal.   Die Schwärze änderte sich. Etwas arbeitete an seinen Knochen, seiner Haut, seinen Muskeln und Nerven. Das Gewebe wurde extrahiert und ausgetauscht, Gelenke aufgelöst und durch Metall ersetzt. Seine eigenen Schmerzensrufe verhallten unter dem Geräusch des Sägens, Bohrens und Schraubens. Strom rann über ihn hinweg, holte ihn zum wiederholten Male von dem schieren Abgrund des Todes zurück und künstliche Organe drückten das Leben durch ihn hindurch. Die schwarze Rüstung wurde auf seine noch rohe und verwundete Haut gepresst. Röhren und Maschinen fortwährend unter seine Haut getrieben. Seine Sicht verzerrte sich zu endlosem Rot und das scharfe Geräusch einer mechanischen Atmung hallte in seinen Ohren wider. Es gab kein Beruhigungsmittel. Keinen friedlichen Moment der Bewusstlosigkeit. Nur Schmerz der alles ausblendete. Fast alles. Padmé… hilf mir…   „Es scheint, dass Ihr sie in Eurem Zorn getötet habt.“   Vaders Körper fühlte sich zerbrochen an. Jede Faser in ihm schrie empört auf, als wollte sie durch die Rüstung springen, die zu seinem lebendigen Grab geworden war. Unbemerkt war der dunkle Lord auf die Knie gefallen und nur seine bloße Willenskraft hielt ihn davon ab zu schreien und zusammenzubrechen. Nur der Gedanke an Luke. Er atmete schnell und flach, eine Leistung, bei der das Beatmungsgerät fast nicht mithalten konnte.   Im Helm schloss der Sith die Augen und ließ die dunkle Seite sich von dem Schmerz ernähren. Er spürte, wie die beispiellose Kraft durch seine Adern schoss und er ließ die Qualen nicht los, sondern fütterte sie immer weiter an den schwarzen Parasiten, der ihn umgab. Er musste seine Stabilität wiedererlangen, die Kontrolle zurückgewinnen.   „Ihr habt sie getötet.“   Vader knurrte geistig. Lügen, alles Lügen! Er hatte Padmé nicht getötet, konnte sie nicht getötet haben. Wie sonst wäre Luke am Leben gewesen? Wie sonst hätte er seinen Sohn finden und ihn endlich unter seinen Schutz bringen können? Der Junge lebte, also musste es Padmé ebenso getan haben. Zumindest lange genug, um ihn auf die Welt zu bringen.   Er schob die Gedanken weiter zurück, unterdrückte sie mit aller Kraft und zwang sich schließlich dazu, in eine stehende Position zurückzukehren. Sein Meister beobachtete ihn mit einer Mischung aus Neugier und Ekel, sichtbar unzufrieden und noch nicht wirklich befriedigt.   „Es scheint… das Skywalker immer noch nicht vollständig verbannt wurde“, spottete er leise und zeigte mit einem anklagenden Finger auf ihn. „Dieser törichte Jedi wurde verraten, seine Lehrer zerstört und sein Leben vernichtet und doch ist er immer noch da… Erinnert Euch daran, Lord Vader; ich habe Euch eure Existenz gegeben. Ich habe Euch zu dem gemacht, was Ihr seid. Sorgt also dafür, dass Anakin Skywalker Euch nicht wieder schwächt.“   „Ja, mein Meister.“ Vader nickte knapp, seine Stimme angespannt und krächzend und er musste sich davon abhalten, das helle Leuchten in seiner peripheren Sicht mit seinen eigenen Ranken der Macht schützend zu umschlingen und es aus Palpatines Reichweite zu ziehen. Noch war der Junge in Sicherheit. Versteckt und bewacht, hier auf seinem Schlachtschiff und außerhalb von Sidious verdrehten Machenschaften. Und so würde es bleiben. Sein Sohn würde nicht in die Hände seines Meisters fallen.   „Gut, gut. Ich hoffe, es war Euch eine Lehre, mein Schüler.“ Die gelben Augen des Sith leuchtete vor dunklem Vergnügen und die Falten auf seinem Gesicht verzogen sich bei dem grotesken Lächeln, als er sich offenbar auf seinem Thron auf Coruscant zurücklehnte. Er hatte dieses Schauspiel sichtlich genossen. „Und jetzt, mein Freund, erzählt mir über Eure Mission auf Vardos. Großmoff Randd sprach von einem steigenden Erfolg unserer militärischen Einrichtungen.“   Und damit löste sich das anhaltende Gefühl der tödlichen Präsenz auf, obwohl es nie gänzlich verschwand und immer noch wie ein Schatten in der Nacht lauerte. Wartend darauf, erneut seine tödlichen Klauen in Fleisch zu jagen, eine weitere reine Seele in die Verdammnis zu ziehen. Es war ein Spiel, welches Sidious seit Jahren spielte, ein gefährlicher Tanz, in dem sich Meister und Schüler immer umeinander drehten und auch wenn sich Vader am Ende stehts geschlagen gab, wussten beide, dass dies nur eine Illusion war.   Verrat war der Weg zur dunklen Seite. Misstrauen und Lügen, der Weg der Sith.   Der Schüler würde den Meister töten. Irgendwann.   ----------------------------------------------------------------------------------------------    Das Aufwachen war schwer.   Luke fühlte sich erschöpft, als hätte er versucht seinem Skyhopper hinterher zu rennen oder eine Herde Banthas zu jagen. Er konnte keinen Schmerz in seinen Muskeln fühlen, stattdessen überlagerte die endlose Müdigkeit fast alles und machte ihn träge und langsam. Vorsichtig hob er den Kopf ein oder zwei Zentimeter, sank aber bald mit einem tiefen Stöhnen zurück, als seine Glieder nicht wirklich auf ihn reagieren wollten und sich protestierend verkrampften. Also gut. Dann halt keine Bewegungen…   Er runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, was ihn eigentlich in diese Situation gebracht hatte, aber sein Geist war nicht wirklich in einer besseren Form als sein Körper und alles was er finden konnte, war ein eigenartiger Dunst, der alles zu bedecken schien. Einzig irgendwo am Rande, schwebte ein gewisses Gefühl der Dringlichkeit. Ein Gedanke, der ihm sagte, er solle aufstehen, sich zusammenreißen und aus dem Zustand herauskommen, in dem er sich befand. Und es sagte ihm, dass er es schnell tun sollte.   Luke stöhnte noch einmal und schaffte es schließlich, sich auf die Seite zu rollen – warum lag er überhaupt? – und gegen den Einwand all seiner vorhandenen Muskeln, sich in eine sitzende Position zu zwingen. Sein Kopf drehte sich bei dem Positionswechsel und er biss die Zähne aufeinander, als Übelkeit seinen Magen beanspruchte. Was um der Macht Willen hatte er getan, um so ein Gefühl zu verdienen?   Müde rieb er sich über sein Gesicht und öffnete vorsichtig die Augen. Das einfallende Licht blendete ihn so hart, als würde er direkt in die Sonnen von Tatooine starren und es dauerte einen Augenblick, bis er sich an die Verhältnisse gewöhnt hatte. Langsam nahm seine verschwommene Umgebung Gestalt an, die Konturen verwandelten sich in Wände, Gegenstände, einen Boden und eine Decke.   Doch die erwartete Anerkennung setzte immer noch nicht ein.   Leicht verwirrt, aber noch nicht alarmiert genug, ließ Luke seinen studierenden Blick durch den Raum wandern. Abgesehen von dem einfachen, schwarzen Bett, auf dem er geschlafen hatte, schien alles andere vollkommen leer zu sein. Der Boden war hochglanzpolierter, dunkelgrauer Durastahl, der sicher seinen eigenen Gesichtsausdruck wiederspiegeln könnte und die Wände waren gleichermaßen farblos und ohne markante Merkmale. Nichts davon war ihm bekannt. Erst als er sich etwas umständlich drehte, entdeckte er etwas, was eine seltsame Vorahnung von Angst durch seinen Körper schickte.   Er war im Weltraum. Und schlimmer noch: Er hatte keine Ahnung, wo genau er sich im All befand oder wie er überhaupt dort hingekommen war.   Der junge Pilot kam etwas wackelig auf die Beine und stolperte durch den geräumigen, aber spärlichen Raum. Sein erster Instinkt war es zu versuchen die Tür zu öffnen, aber sie war – wie zu erwarten – verschlossen und es gab kein Tastenfeld, das er womöglich hätte überbrücken können. Hinter dem großen Sichtfenster, am Kopfende seines Bettes, blitzen unzählige Sterne in Mustern auf, die er noch nie zuvor gesehen hatte und nach einem weiteren, sinnlosen Versuch der Flucht, kehrte Luke genervt zu dem Bett zurück und starrte in das scheinbare Nichts.   Wieder suchte er in seinen Gedanken, versuchte den Dunst zu beseitigen der seine Erinnerungen trübte, um das zu finden, was er zu vermissen schien. Das nervöse Kitzeln in seinen Fingerspitzen und das Pochen in seinem Hinterkopf halfen nicht wirklich dabei, sich zu konzentrieren und er hatte irgendwie das Gefühl, dass ihm nicht gefallen würde, was er herausfinden würde. Aber hatte er eine andere Wahl?   Woran erinnerte er sich zuletzt?   Natürlich. Die Mission für die Allianz. Er war mit seinem Geschwader unterwegs gewesen, bis das Imperium auftauchte. Er konnte nicht in den Hyperraum und sein X-Wing wurde abgeschossen… oder hatte er jemanden getroffen? Luke konnte sich nicht daran erinnern, aber er musste abgestürzt sein. Richtig… er hatte eine Bruchlandung hingelegt. Aber was dann?   Luke runzelte angestrengt die Stirn und sein Kopf begann vor Anstrengung zu schmerzen, weil er den Kiefer so fest aufeinander presste.   Ja, er war aufgewacht, außerhalb seines Schiffes. Irgendwie musste er herausgekommen sein, aber…. etwas war nicht richtig. Er hatte Verletzungen und ihm war heiß, weil die Sonne so unaufhörlich auf ihn brannte und… und… er war festgebunden! Blaue Augen schnappten augenblicklich auf und sein Körper versteifte sich. Er erinnerte sich wieder. Jemand hatte ihm aus dem Wrack gezogen und ihn gefesselt, hatte ihn einfach in der Hitze liegen lassen. Jemand? Nein, nein, das war nicht richtig.   Er wusste es… es war der Pilot… es war…   „Vader!“ Luke war so schnell auf den Füßen, dass sein ausbrechendes Adrenalin seinen Herzschlag in die Höhe schießen ließ und das Blut in seinen Ohren rauschte.   Vader war dort und hatte ihn gefoltert. Hatte das Wasser verschüttet und ihm Fragen gestellt, Fragen zu… dem Lichtschwert seines Vaters. Und als er ihm seinen Namen nannte… hatte sich alles geändert. Das Letzte woran er sich aktiv erinnern konnte, war, wie er versuchte zu flüchten und Vader ihn aufhielt. Der Sith hatte ihn festgehalten und irgendetwas getan. Danach nur noch Dunkelheit.   Wie konnte er das nur überlebt haben? Der Sith wusste sicher nicht nur, dass er der Pilot gewesen war, der den Todesstern zerstört hatte, sondern auch, dass er der Sohn von Anakin Skywalker war. Dem Mann, den er verraten und getötet hatte. Vader hatte den Ruf rücksichtlos zu sein und vor allem wenn es um die Jedi ging, zeigte er keinerlei Gnade und schlachtete sie alle – zumindest waren dies die Dinge, die man sich in der Allianz erzählte. Was also hatte den dunklen Lord aufgehalten? Das sinkende Gefühl in seiner Magengrube und die Vorstellung, dass sein Unterbewusstsein versuchte ihm etwas zu sagen, wurden von Minute zu Minute schlimmer und doch konnte Luke es einfach nicht erfassen. Wollte es vielleicht auch nicht erfassen.   Es war etwas, das er wissen sollte.   Etwas, das in einem Strom aus Wahrheit durch die Macht sang.   Wenn er nur mehr Kontrolle über die Macht gehabt hätte…   Luke seufzte und durchquerte den Raum erneut, die Tür ließ sich immer noch nicht öffnen und langsam neckte ihn eine aufkommende Nervosität. Und Angst. All das ergab für ihn keinen Sinn und er war fast gewillt, protestierend und lautstark gegen den verschlossenen Durastahl zu schlagen, als ihn ein seltsamer Stich der Vorahnung überkam. Es war dasselbe Empfinden, welches ihn seit seiner Kindheit begleitet hatte und es war immer ein Vorläufer von wichtigen oder ungewöhnlichen Ereignissen gewesen. Sandstürme. Regen. Der Ausfall eines Generators. Gefahr.   Und weil es ihn bisher nie getäuscht hatte, drehte er sich um und trat näher an den Ausgang heran. Was, wenn jemand für ihn kam? Wenn es Rettung war? Von außen konnte er schwere Schritte und ein seltsam rhythmisches Zischen hören, welches ihm wohl vertraut sein sollte, er aber in Anbetracht der Situation vollkommen ignorierte. Hätte er es getan, hätte er sich sicher schon am anderen Ende des Raumes befunden. Hätte fieberhaft nach einem anderen Ausweg gesucht. Hätte sich für das gestärkt, was kommen würde.   So jedoch blieb er stehen und als sich die Tür öffnete und die enorme Gestalt von Darth Vader den Eingang blockierte, konnte er nichts anderes tun, als ein erstickendes Keuchen an seinen Lippen vorbei zu lassen und wie eine Salzsäule zu erstarren.   „Vader“, flüsterte der junge Pilot fast unhörbar, sein Blick fest auf den gepanzerten Mann vor sich gerichtet.   „Du scheinst anfällig für Fluchtversuche zu sein, Junge“, donnerte die tiefe Stimme und der Sith trat weiter in das Zimmer hinein, während sich der Durastahl hinter ihm schloss. Es waren nur sie zwei, allein in einem kleinen Raum. Doch so unangenehm und seltsam die Situation auch schien, Luke weigerte sich hartnäckig, Angst zu zeigen. Die Sturheit eines Farmjungen und der Stolz eines Piloten hinderten ihn daran. Er würde nicht wieder vor dem Mann zurückschrecken!   „Was willst du von mir?“ Fragte er mit erstaunlich fester Stimme und schaffte es schließlich, die Arme vor der Brust zu verschränken. „Ist es nicht schon genug, dass du mich auf dem Planeten gefoltert hast? Verschleppst du mich jetzt auch noch, um es zu Ende zu bringen?“   „Verschleppen? Sei nicht lächerlich, Kind. Du bist an Bord der Executor, meinem persönlichen Flaggschiff und in meinen Privatquartieren. Niemand hier wird dir Schaden zufügen.“   Vaders Flaggschiff? Seine Privatquartiere?   „Was? Warum?“, platze es stumpf aus Luke heraus und sein Gesicht verzog sich vor Unglauben. Es ergab immer noch keinen Sinn.     „Ich sehe derzeit noch keine Notwendigkeit, dich einzusperren. Wenn du dich benimmst, wird es auch so bleiben.“ Antwortete der Sith ruhig und seine Maske kippte kurz nach unten, als würde er Luke eindringlich mustern. „Solltest du dennoch eine weitere Flucht versuchen, werde ich anderweitige Maßnahmen ergreifen müssen. Und ich verspreche dir, dass diese nicht zu deinen Bedingungen ausgelegt werden.“   Obwohl er keinen weiteren Kommentar zu diesen „Maßnahmen“ machte, hatte Luke keinen Zweifel daran, dass Vader wusste, was er tat. Die Geschichten und sein Ruf hatten schließlich auch den äußersten Rand erreicht und jeder wusste, dass der Sith immer bekam, was er wollte. Wenn nicht, würde er dennoch einen Weg finden.   „Ich weiß nicht was du von mir willst. Und ich habe nicht noch einmal vor, dir irgendetwas zu sagen!“, behauptete Luke trotzig und hoffte, dass es zumindest halb so selbstsicher klang, wie er es beabsichtig hatte. Doch wenn überhaupt, schien Vader nur amüsiert zu sein. Er machte einen Schritt auf Luke zu und legte den Kopf leicht schief.   „Du glaubst, ich habe dich hier her gebracht, um weitere Informationen über die Rebellenallianz zu bekommen. Oder dass ich dich zu deiner Hinrichtung führen werde.“ Es war eine Aussage und eine Frage zugleich und beides diente nur dazu, um Luke weiter zu verwirren.   „… Ja natürlich. Was würdest du sonst von mir wollen?“   Der dunkle Lord betrachtete ihn für einen Moment schweigend, das Geräusch seiner Atemzüge durchbrach als einziges die anhaltende Stille.   „Du verstehst weder die Wichtigkeit noch deine Position, Kind“, sagte er schließlich und es gab ein Zischen am Ende des Satzes, welches wie ein Seufzer klang. Der junge Pilot runzelte die Stirn. „Kenobi hat vieles von dir ferngehalten.“ Sofort entzündete sich eine kochende Wut in Luke. Er ballte die Hände zu Fäusten.   Welches Recht hatte er, ihn so zu behandeln? Welches Recht hatte er, so über Ben zu sprechen?   „Ben war ein guter Mann! Und du hast ihn getötet!“   Wieder war es etwas wie Belustigung, die von dem dunklen Lord ausstrahlte.   „Deine Wut ist auf die falschen Leute gerichtet, Junge“, korrigierte er einfach, „mein alter Meister hat schon immer die Wahrheit nach seinem Geschmack verdreht und jeden nur einen Teil des Ganzen sehen lassen.“   „Die Wahrheit?“ Spuckte Luke zornig aus und vermisste in diesem Moment tatsächlich sein Lichtschwert. „Ben hätte mich nie angelogen!“   „Du bist übermäßig vertrauensvoll, wenn es um deinen Mentor geht.“ Auch wenn es unmöglich schien, hatten Vaders Worte jetzt eine leichte Schärfe. Und etwas sagte Luke, dass er trotz seiner Wut und seiner Verwirrung zuhören sollte. Dass er es wissen musste.   „Kenobi… hat dir nie von deinem Vater erzählt.“   „Er hat mir genug gesagt!“ Die Worte glitten über seine Lippen, kaum mehr als ein hartes Flüstern und der junge Pilot senkte so weit den Kopf, dass er die schwarze Gestalt nur durch die blonden Strähnen seines Ponys sehen konnte. „Er hat mir gesagt, dass du ihn verraten und getötet hast!“   „Nein“, erwiderte Vader fest und dies löste eine kalte Welle in Lukes Hinterkopf aus, die sich langsam aufzutürmen begann. „Ich habe Anakin Skywalker nie getötet.“   Angst und ein schieres Gefühl der Wahrheit setzte sich in seinen Knochen fest. Die Macht um ihn herum leuchtete auf und wirbelte um ihn herum.   „Es war ein Name, unter dem ich einst gegangen bin. In einem anderen Leben.“   „Was…?“, murmelte Luke, verloren in seinen rasenden Gedanken und der brachialen Kraft der Erkenntnis, die sein Gehirn nicht wirklich verarbeiten konnte. „Wovon… redest du?“   Irgendwo tief in ihm, erreichte die Welle ihren Höhepunkt, brach krachend zusammen und stürzte über ihn hinweg. Riss ihn von allem fort, an was er je geglaubt hatte und als die nächsten Worte aus Vaders Mund kamen, fühlte er sich vollkommen verloren. Und dann tauchte auch die Erinnerung auf, die er so sehr vergessen wollte.   „So kannst du nicht mit mir umgehen! Wer glaubst du, wer du bist?“   „Ich bin dein Vater, Luke. Und jetzt, musst du dich ausruhen, mein Sohn.“   „Ich habe deinen Vater nicht getötet. Ich bin dein Vater, em Vikka.“   Em Vikka. Mein Sohn.   Gesprochen in Amatakka, der harten Wüstenzunge von Tatooine.   Der Sklavensprache von Tatooine – eine Sprache, die niemals log.     Luke trat zurück, konnte sich kaum davon abhalten zu stolpern und auf den Boden zu fallen. Er drückte sich gegen die Wand, fühlte sich wie ein Tier in die Enge getrieben, welches verzweifelt vor seiner Hinrichtung fliehen wollte. Sein Atem war flach und stockend, die blauen Augen weit aufgerissen und seine Haut aschfahl.   Das war eine Lüge.   „D-das… kann nicht… nein… du-du lügst…“, hauchte er leise und bemerkte kaum, wie sein Körper zitterte. Verzweifelt. Ungläubig. Er konnte das nicht glauben.   Es musste eine Lüge sein.   Ein Versuch, um ihn zu töten. Oder vor den Kaiser zu bringen. Ihn auf die dunkle Seite zu drehen. Und doch…   Er fühlte nichts anderes als die Wahrheit um sich herum. Die Macht strahlte hell und warm, als wäre nach langer Zeit endlich alles wieder in Ordnung. Als gäbe es nach langer Zeit endlich wieder Frieden.   „Die Macht spricht die Wahrheit, mein Sohn. Ich weiß, dass du sie hören kannst.“   Natürlich konnte er sie hören. Nein, nicht nur hören – die Macht schrie regelrecht, kreischte in seinen Ohren und pulsierte wie ein viel zu schneller Herzschlag. Ein zartes, leuchtendes Band entwickelte sich in seinem Bewusstsein und verband sich mit dem seines Vaters. Eine Verbindung, die nicht mehr zu trennen war.   „Es kann nicht wahr sein…“ Luke schüttelte den Kopf und hielt sich die Ohren zu. Er wollte fliehen, sich für immer verstecken und sich weigern, jemals wieder damit konfrontiert zu werden. Sein Vater war ein Pilot. Ein Jedi. Ein Held! Nicht… nicht das! Langsam rutschte er an der kalten Wand nach unten, umarmte seine Beine und presste den Kopf zwischen seine Knie. Tränen stachen in seine Augen, jeder Atemzug wurde von einem weiteren Zittern begleitet und er musste die Zähne aufeinanderpressen, um ein lautes Schluchzen zu unterdrücken.   Er bemerkte nur halb, wie Vader auf ihn zuging, dann aber stehen blieb, als wäre er sich nicht sicher, ob er sich ihm tatsächlich nähern sollte. Vader war… unsicher? Wäre Luke im Moment nicht so verzweifelt, hätte ihn dieser Gedanke sicher zum Lachen gebracht. Doch so konnte er im Moment nichts anderes tun, als ein halblautes Wimmern auszustoßen und sich fester zusammenzurollen.   Der junge Pilot hatte in all den Jahren – in seinem ganzen Leben – immer von seinem Vater geträumt und versucht, sich den Mann vorzustellen, der Anakin Skywalker gewesen war. Der Mann hatte in seinen Träumen die selben blauen Augen mit ihm geteilt, die gleichen blonden Haare. Sein Vater war immer etwas größer und breiter als er selbst, immer ein freundliches Lächeln und er gab ihm das Gefühl, bedingungslos geliebt zu werden. Sein Vater hatte hin von Tatooine geholt, war vom Sternenhimmel hinabgestiegen und hatte ihn mit seinem Schiff weggebracht, um die besten Abenteuer zu erleben.   Er hatte ihn nie vergessen. Er war immer für ihn zurückgekommen. Auch wenn es nur in seinen Träumen war.   Doch jetzt war sogar dieser Anakin Skywalker verschwunden. Ersetzt durch… durch diese schwarze, hochaufragende Gestalt. Durch den Vollstrecker des Kaisers, dem zweiten Mann im Imperium. Dem Sith, der die Jedis durch die Galaxie jagte. Ersetzt durch den Mann, der ihn gefoltert und womöglich fast getötet hätte.   „Ben…. Warum hast du es mir nicht gesagt…“ Lukes Worte gingen in einem leisen Murmeln unter, während die erste heiße Träne über seine Wange floss. Wieso hatte Ben ihn angelogen? Warum konnte er es ihm nicht einfach sagen? Wieso hatten sein Onkel und seine Tante geschwiegen? Wussten sie, was aus seinem Vater geworden war? Hatten sie ihm deswegen erzählt, er sei ein Pilot auf einem Gewürzfrachter?   „Kenobi war nie einer, der über die Lehren der Jedi hinaussehen konnte. Er hat dich auf einen Kriegspfad geschickt und dich mit einem Lichtschwert bewaffnet, um sein eigenes Versagen zu verstecken.“ Vaders tiefe Stimme rollte über ihn hinweg, viel weicher und ruhiger, als man es jemals erwarten würde und Luke schreckte fast auf, weil er den Sith nicht näher hatte kommen hören. Eine schwere, mit lederbekleidete Hand fiel auf seine Schulter und der junge Pilot zuckte zusammen, zerrissen zwischen Angst und dem kindlichen Verlangen eines neunjährigen Jungen, endlich seinen Vater treffen zu können.   Ein bebender Atemzug. „Warum bist du dann nie für mich gekommen?“   Es gab ein Stottern innerhalb des Beatmungsgeräts, ein scharfes Zischen und die Finger auf seiner Schulter zogen sich fast schmerzhaft zusammen. Luke hob den Kopf. Tränenreiche, blaue Augen starrten zu der schwarzen Maske hinauf, starrten fast durch die roten Linsen hindurch und Vader konnte das erste Mal seit langem, keine passenden Worte finden.   Der Sith schwieg etliche Minuten lang und stattdessen flammte die Macht um ihn herum auf, biss und kämpfte wie ein wildes Tier, welches drohte, seiner Kontrolle zu entkommen. Hinter der schwarzen Ebenholzmaske schloss der dunkle Lord die Augen, griff mit all seiner Konzentration und Stärke nach der Macht und zog sie an sich. Die Macht würde ihm gehorchen. Sie unterstand seiner Kontrolle. Er würde seinem Sohn nicht schaden! Innerhalb weniger Sekunden wickelten sich die schwarzen Ranken um sein Kind, jetzt schützend und begierig darauf, den Jungen nie wieder außer Sicht zu lassen. Luke würde sicher sein.   „Ich wusste nicht das du lebst… Man sagte mir, dass du gemeinsam mit deiner Mutter gestorben bist.“ Die Worte kamen langsam über Vaders rissige Lippen und der Schmerz schoss durch seine Brust, als er an Sie dachte. Fast zwei Jahrzehnte war es her, dass er sie verloren hatte, zwei Jahrzehnte, in denen die Schuld tief in seiner Seele verwurzelt war. Weil er sie angeblich getötet hatte.   „Wa-warum…?“ Die Frage wurde von einem Schluckauf durchbrochen und Luke wischte sich mit dem Arm über die Augen, um die letzten Tränen aufzuhalten.   „Dies… ist kein Thema für jetzt.“ Und noch bevor Luke etwas erwidern konnte, hob der Sith die Hand und schnitt ihn ab.   „Keine Diskussion, mein Sohn. Es gibt wichtigere Dinge, die wir besprechen müssen. Für den Anfang würde es sicher helfen, wenn du vom Boden aufstehen würdest.“     Der junge Pilot runzelte die Stirn, seine Wangen gerötet und die Augen immer noch etwas glasig, aber er weinte nicht mehr. Langsam stützte er sich an der Wand ab und drückte sich wieder nach oben, etwas schwankend ging er zu dem Bett hinüber und ließ sich schwer darauf fallen. Vader folgte ihm. Die schwarze Gestalt überragte ihn für ein paar Sekunden bedrohlich, bevor der Sith sich scheinbar zu entspannen schien, die Arme vor der Brust verschränkte und aus dem Sichtfenster blickte.   „Also, was wirst du mit mir machen?“ Luke hatte die Hände zu Fäusten geballt und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Seine Gefühle und Gedanken überschlugen sich immer noch, zu viel war in zu kurzer Zeit passiert und er hatte Probleme damit, alles klar zu verstehen.   „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Luke“, antworte Vader fest, als würde er jede Lüge im Keim ersticken wollen. „Die Zukunft kann kommen, wie sie will. Du bist von heute an meine höchste Priorität und ich werde dich beschützen.“   Die Heftigkeit hinter diesen Worten ließ einen Schauer über Lukes Rücken kriechen und er konnte nur Nicken, während er den Schreck hinunterschluckte. Er wusste nicht was besser war: Vader, der ihn jagte, um ihn zu töten oder Vader, der alles in der Macht dafür tun würde, um ihn zu schützen.   „Was hat Kenobi dir beigebracht?“ Der Bariton enthielt eine Spur von schlecht versteckter Wut und der blonde Junge zuckte leicht zusammen, bevor er sich aufhalten konnte.   „Wir… hatten nicht viel Zeit gehabt bevor….“   „Egal“ unterbrach ihn Vader und richtete seinen Blick wieder auf ihn. „Von nun an werde ich dich ausbilden. Du bist stark in der Macht, Kenobi war ein Narr, dich nicht früher zu trainieren.“   „Onkel Owen würde ihn nicht lassen“, murmelte Luke leise, immer noch den Kopf gesenkt, um nicht zu Vader – nein, seinem Vater – aufblicken zu müssen. „Er… war kein Freund von Ben. Hat ihn nie nahe an die Farm gelassen. Sagte, er sei ein alter Einsiedler, von dem ich mich fernhalten sollte. Ich kannte ihn nur flüchtig.“   Der dunkle Lord beobachtete ihn immer noch ruhig, obwohl er innerlich seinen alten Meister verfluchte. Natürlich würde Obi Wan in der Nähe von Luke bleiben. Er hatte bei dem Vater versagt, also würde er jetzt seine fehlgeleiteten Lehren an den Sohn weitergeben. Lassen sie ihn zu einem Märtyrer für einen vernichteten Ordern werden. Vader hatte nie viel mit Owen zu tun, aber in diesem Moment war er seinem Stiefbruder dankbar, dass er sein Kind davor bewahrt hatte.   „Es ist zu deinem Glück. Von nun an werde ich deine Ausbildung übernehmen und–.“   „Ich werde mich nicht der dunklen Seite anschließen!“ Blaue Augen schnappten nach oben und das berühmte Skywalker-Temperament brannte hell in ihnen. Der Junge war durch und durch sein Sohn.   „Sei nicht töricht, Junge. Du musst ausgebildet werden und ich werde dich in der Macht schulen, unabhängig davon, ob du dich an deine Lichtseite klammern willst!“, knurrte Vader zurück und antwortete mit seinem eigenen, heißblütigen Charakter. „Ich werde nicht zulassen, dass du den verdrehten Lehren der Jedi zum Opfer fällst, wie ich es einst tat.“   Und du wirst auch nicht meinem Meister in die Hände fallen. Dein Licht wird nicht zerstört werden.   „Warum sagst du das? Die Jedi waren gut und haben die Republik verteidigt! Du hast es einst getan. Sie standen dafür!“   „Für was, genau?“ Fragte der Sith und seine Lippen verzogen sich Abneigung. „Wofür standen die Jedi und wofür die Republik?“   „Nun… Demokratie und Gerechtigkeit. Frieden und Harmonie.“ Luke verschränkte die Arme vor der Brust, ein tiefes Stirnrunzeln im Gesicht.   „Nichts außer Rebellenpropaganda und noch schlimmer Jedi-Propaganda! Dein Verständnis für die Geschichte ist mehr als nur mangelhaft, mein Sohn. Ich werde diesen Aspekt deiner miserablen Schulbildung auf Tatooine zuschreiben.“   „Die Jedi hatten keine Propaganda!“, protestierte der junge Pilot.   „Oh, das habe sie mit Sicherheit getan, Luke. Ich war dabei, ich habe es erlebt!“ Frustration und Wut kämpfte in der Stimme des dunklen Lords und er drehte sich weg, um seinen Zorn in eine andere Richtung zu lenken. „Vertraue niemals darauf, was ein Jedi die Wahrheit nennt. Es ist so gut wie wertlos!“   Du bist stark und weise, Anakin und ich bin sehr stolz auf dich. Du warst mein Bruder, Anakin! Ich habe dich geliebt!   Luke beobachtete die schwarze Gestalt vor sich, zweifelnd und unsicher darüber, ob er die Worte seines Vaters glauben konnte. Das.. war nicht richtig…. Konnte nicht richtig sein. Die Jedi waren gut! Was war passiert, dass sein Vater sich so gegen sie stellen würde? Alles verraten, an was er geglaubt hatte? Sich der dunklen Seite anschließen würde? Wie konnte aus Anakin Skywalker nur Darth Vader werden?   Und was, wenn sein Vater doch recht hatte? Was, wenn Ben ihn auch darin angelogen hatte?   „Die Republik stand für Gerechtigkeit und Frieden“, sagte er noch einmal leise und hartnäckig. Seine Stimme immer noch geprägt von stählernem und jugendlichem Glauben.   „Die Republik hatte eine Sklavenarmee. Und sie wurde von den Jedi angeführt, die Ketzer ihrer eigenen Lehren waren“, spuckte der Vocoder wütend. „Die Klonkriege wurden von Gier und Korruption angeheizt und von denen bezahlt, die dadurch Profit ziehen konnten. Sie erlaubten eine unkontrollierte Gesetzlosigkeit und das alles unter dem Deckmantel der Freiheit!“   „Das… das kann nicht richtig sein!“ Die Worte des dunklen Lords rissen an dem rechtschaffenden Funken, der noch immer in Luke brannte.   „Natürlich ist es das, mein Sohn. Ich sah es aus erster Hand. Ich war einer dieser Jedi, ich habe es unterstützt! Die Klone waren Sklaven und gehörten der Republik. Sie waren Lebewesen, die an Inhibitor-Chips gebunden waren und keine Aussichten darauf hatten, ein Leben außerhalb des Militärs zu finden. Sie wurden gekauft und bezahlt, um unter dem Kommando der Jedi zu sterben. Sie waren nichts als eine ersetzbare Ware, die an dieselben Regeln gebunden waren, wie die Sklaven auf Tatooine. Sie mussten jeden Befehl befolgen. Jegliche Entscheidung lag nicht in ihren Händen und sie hatten keine Chancen frei zu sein.“ Vader warf seinem Sohn einen kurzen, scharfen Blick zu und starrte dann aus dem Sichtfenster.   „Warum… aber…“ Luke sah so aus, als würde ihm gleich schlecht werden. Schrecken, Enttäuschung und Unglauben flossen von ihm ab und kräuselten sich in der Macht um ihn herum. Das war nicht das, was er gehört hatte. Das waren nicht die glorreichen Geschichten, von denen er sich als Kind begeistern ließ. Das war alles falsch. Die Republik hätte besser sein sollen, hätte besser als das Imperium sein müssen! Was war schief gelaufen?   Offensichtlich unfähig, dieses Thema weiter zu bestreiten, verstummte er und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Vader wartete geduldig, wissend, dass sein Sohn trotz allem noch nicht fertig war. Und keine drei Minuten später, wurde er darin bestätigt.   „Warum hast du gesagt, dass man Jedi nicht vertrauen soll, wenn es um die Wahrheit geht?“   „Es hat viele Gründe“, antwortet der Sith langsam und verschränkte die Hände hinter seinem schwarzen Umhang. „Zunächst waren die Jedi wirkliche Meister darin, eine Sache zu sagen und eine andere zu meinen. Sie konnte und wollten nicht direkt lügen, aber sie hatten sicherlich keine Probleme damit, die Wahrheit zu verbiegen oder zu verfälschen. Obi Wan war eines der besten Beispiele dafür.“   „Aber es ist immer noch die Wahrheit, auch wenn es nur von einem bestimmten Standpunkt aus ist“, wiedersprach Luke, hob wieder den Kopf und war offensichtlich immer noch bereit dazu, seinen alten Meister zu schützen.   „Ich sehe, Kenobis Einfluss auf dich, hat bereits gefruchtet.“ Die harten Worte, ließen den jungen Piloten etwas zurückschrecken. „Aus einer bestimmten Sicht ist diese Wahrheit vielleicht eine hübsche Version von Voreingenommenheit, aber eine Lüge durch Unterlassung ist immer noch eine Lüge. Sie haben ihre Lehren verraten, indem sie das militärische Kommando der Klonarmeen angenommen haben und haben dafür auch noch Ruhm gesammelt.“   „Ich… habe noch nie davon gehört“, murmelte Luke und seine Brust schmerzte bei dem Gedanken, dass seine Helden gerade so einfach von ihrem Sockel gerissen wurden.   „Natürlich nicht, mein Sohn. Du bist noch jung und außerdem auf Tatooine aufgewachsen.“ Vader wandte sich wieder zu ihm, seine Stimme ruhig und gesammelt, auch wenn die Wut weiterhin um ihn kreiste. „Und vielleicht hilft es dir zu wissen, dass nicht alle Jedi so waren. Einige haben sich tatsächlich um die Klone gekümmert. Aber darüber hinaus gibt es nicht viel Gutes, was man ihnen zuschreiben kann. Ich bin erstaunt, dass Obi Wan dich überhaupt noch trainieren wollte.“   „Was meinst du damit?“   „Die Jedi bildeten niemanden aus, der über ein bestimmtes Alter hinaus war oder nicht eine gewisse Affinität zur Macht besaß. Sie erlaubten nur Kleinkinder dem Orden beizutreten und im Normalfall taten sie das Nötigste, um die Familien davon zu überzeugen, ihren Nachwuchs freiwillig aufzugeben. Je jünger, desto besser.“   Luke starrte entsetzt, bereit zu protestieren, doch um ihn herum klingelte die Wahrheit hell.   „Den Kindern wurde verboten, jemals wieder Kontakt zu ihren Familien aufzunehmen und in vielen Fällen sind sie aufgewachsen, ohne etwas über ihre biologischen Eltern zu wissen. So wurde sichergestellt, dass keiner von ihnen Eigensinn oder Anhaftungen entwickelt. Die Jedi verweigerten sich jede Form der Liebe oder sogar Emotionen.“   „Was ist mit den Kindern der Jedi passiert?“   „Jedi hatten keine Kinder, Luke.“ Durch die Maske beobachtete Vader seinen Sohn genau, seine Fäuste ballten sich und die Narben auf seiner Haut verzogen sich schmerzhaft, als er die Lippen fest zusammenpresste.   „Aber… du hast… ich meine, ich bin dein… Sohn…“ Blaue Augen weiteten sich erschrocken und der Moment der Erkenntnis hallte laut in der Macht wider.   „Das ist richtig.“ Eine kurze Pause. „Und wäre es entdeckt worden, hätte man mich sicher aus dem Orden geworfen.“   „…Was wäre mit mir passiert?“   „Das wäre stark von deiner Machtempfindlichkeit abhängig gewesen. Aber ich bin mir sicher, sie hätte dich mir ohne zu zögern weggenommen und ich hätte dich nie wiedergesehen.“ Die Antwort war schlicht und einfach, ohne ein Zeichen an Gefühl und es drehte Luke den Magen um, weil es das Ganze eigentlich nur noch schlimmer machte.   Besiegt ließ er den Kopf hängen, ein unhörbares Seufzen entkam seinen Lippen und seine Schultern sackten leicht nach vorn. Waren die Jedi wirklich so… grausam gewesen, dass sie Kleinkinder von ihren Familien trennten? Dass sie keinerlei Emotionen zuließen?   Selbst als ein Kind, welches ohne die eigenen Eltern aufgewachsen war, konnte Luke sich nicht vorstellen, ohne die Liebe seiner Tante oder seines Onkels großgeworden zu sein. Sicher, sie waren kein Ersatz für seine echte Mutter oder seinen echten Vater, aber sie taten alles, damit er sich geboren und beschütz fühlen konnte. Wie konnte man diese Dinge irgendeinem Lebewesen verweigern?   „Hätte Ben dir nicht helfen können?“ Immer noch brannte ein Funken Hoffnung in den Augen, als sie sich auf die schwarze Maske richteten.   „Kenobi folgte dem Orden, ohne ihn zu hinterfragen.“   „Aber er hat gesagt, er wäre dein Freund gewesen! Warum– “   „Genug, Luke! Diese Dinge spielen keine Rolle mehr. Du wirst die Macht lernen, aber jeden Teil von ihr. Ohne Lügen oder einer halberzählten Wahrheit. Es ist dein Schicksal. Dein Geburtsrecht.“ Ihre Blicke waren für Sekunden verriegelt, dann drehte Luke stur den Kopf weg.   „Und wenn ich nicht will?“ Die Frage war platonisch, der letzte Rest eines Kampfes, der schon längst verloren war. Luke wusste das, sein Vater ebenfalls. Aber dennoch bewunderte Vader den anhaltenden und hartnäckigen Stolz in seinem Sohn.   „Du wirst oder der Kaiser wird dich zerstören.“   Die Endgültigkeit hallte durch den Raum. Lukes Körper spannte sich an, sein Leuchten in der Macht zitterte kurz vor Abscheu, aber es war nie so schlimm wie der Zorn, den Vader all die Jahre fühlte. Luke war reines Licht, entgegen der tiefschwarzen Dunkelheit, die seine Seele heimsuchte.   Wenn jemand Sidious besiegen konnte, dann war es sein Sohn.   Und er würde alles dafür tun, um sein Kind nicht noch einmal zu verlieren.   Er würde sich nicht erlauben, ihn wieder allein zu lassen.   Nie wieder.     Vader war der Erste, der die endlosen Minuten des Schweigens und Nachdenkens zwischen ihnen wieder durchbrach.   „Wer hat es dir erzählt?“ Die Frage ließ Luke aus seinen verworrenen Gedanken aufschrecken und die schwarze Gestalt unter seinen blonden Haaren hervor betrachten.   „Mir was erzählt?“, hakte er misstrauisch nach, noch immer unsicher, wie er nach alle dem mit seinem Vater umgehen sollte.   „Als du deinen Namen sagtest, hast du dich als „freigeboren“ bezeichnet. Wer hat es dir gesagt?“   „Ich bin Luke Skywalker. Freigeborener Sohn von Anakin Skywalker.“   Vaders Haltung wirkte noch starrer als sonst, selbst das Zischen der Atmung schien kälter. Es war nicht schwer zu erraten, dass dieser Teil seiner Vergangenheit – seines Lebens – nichts war, was er gern ansprach und doch hatte er sich dazu gezwungen. Für seinen Sohn. Er wusste, wenn er etwas erreichen wollte, musste er dem Kind entgegen kommen.   „Ich habe Oma Shmis Grabstein gefunden, als ich sieben war. Vergraben unter dem Sand. Tante Beru… sie hat mir von ihr erzählt. Nicht viel, aber es reichte, um später die Dinge zusammenzuführen. Die Menschen reden, weißt du? Man hört Geschichten und Legenden. Ich habe es nie wieder erwähnt, aber irgendwie hatte ich es immer gewusst… Sie war deine Mutter, oder?“   „Ja.“ Das Wort war leise, fast unhörbar und Lukes blaue Augen fixierten die schwarze Maske. Er wollte noch immer Wut und Zorn auf den dunklen Lord empfinden, aber je länger sie hier in diesem Raum zusammen waren, desto schwerer fiel es ihm. Er konnte es einfach nicht. Unter all der schwarzen Rüstung, unter all dem dunklen Wirbelsturm der Macht, gab es immer noch ein Funken Licht. Er war klein, aber er war da. Es gab noch immer Hoffnung. Sein Vater war immer noch da.   „Ich wünschte, ich hätte sie gekannt…“   „Sie hätte dich geliebt.“ Es schien seltsam, diese Worte aus dem Mund des Sith zu hören. Aber dennoch waren sie wahr. Ein sanfter Stoß der Erleichterung schoss durch den jungen Piloten und sein Herz wärmte sich bei dem Gedanken auf. Vielleicht…könnte er auch noch ein Stück weiter gehen… Jetzt hatte er die Chance und immerhin… nach all den Geschichten über die Jedi, musste er es wissen!   „Und…meine Mutter?“   Die Situation kippte so plötzlich, dass nichts es hätte aufhalten können.   Vaders Fäuste ballten sich reflexartig, das Leder knarrte gefährlich und die Temperatur sank augenblicklich um ein paar Grad nach unten. Die schwarze Sonne seiner Macht kreischte auf, schlug zerstörerisch nach außen, überschüttete alles mit brennend heißer Dunkelheit und Luke krabbelte ängstlich und eilig auf die andere Seite des Bettes, um möglichst weit von seinem Vater entfernt zu sein. Aufgerissene Augen starrten panisch auf den gepanzerten Mann und mit jeder Minute die verstrich, fühlte er sich von der bedrückenden Präsenz regelrecht erstickt.   „Vader…?“   „Ani….“   Das Metall der Wände um ihn herum gab ein Ächzen und Stöhnen von sich, begann sich langsam nach außen hin zu wölben und selbst auf dem dicken Glas des Sichtfensters, bildeten sich kleine Risse. Die Lichter flackerten gefährlich. Sein Blut lief kalt. Wenn er nichts tat, würde die Situation außer Kontrolle geraten.   „Vater?“   „Ani….ich bin schwanger.“   Langsam trat Luke um das Bett. Leicht zitternd und jeder Muskel angespannt, streckte er zaghaft die Hand aus, um seine Finger federleicht auf einen schwarzen Arm zu legen. Er schluckte und holte tief Luft. Du kannst das tun. Für ihn. Für deine Mutter. Sein Vater durfte nicht noch einmal in die Dunkelheit fallen!   „Ipa“ - Vater - „Bitte hör auf.“   „Das ist der schönste Tag meines Lebens!“   Die Reaktion folgte sofort. Vaders Machtpräsenz verlagerte sich, schlang sich um seinen kleineren Körper und bildete einen undurchdringlichen Kokon. Lukes Atem stockte, aber er wehrte sich nicht. Er blieb vollkommen still und ließ die schwarzen Ranken über sich hinweglaufen. Ließ sie sein Bewusstsein streifen und ihn hinter einer Wand aus Besessenheit und endloser Schutzbereitschaft verstecken. Die ausbrechenden Gefühle seitens des Sith waren roh und unverfälscht, so tiefgreifend und stark, wie Luke sie noch nie zuvor gespürt hatte. Emotionen, die vermutlich seit Jahren fest unter Verschluss gehalten wurden. Es erschreckte ihn und zugleich fühlte er sich seltsam beruhigt. Denn da war auch… Wärme. Menschlichkeit. Leben. Und schließlich, nach scheinbaren Minuten, streckte Vader die Hand aus, hielt für einen kurzen Moment über seinen Fingern inne, bevor sich der Handschuh auf sein Fleisch senkte. Ein leichtes Zittern in all der Prothetik. Sein ausgestoßener Atem war tiefer und kraftvoller. Es gab ein Summen, dann drehte sich der Kopf des Sith und Luke war sich sicher, dass seine Augen ihn direkt anstarrten.   Sind seine Augen so blau wie meine?   „Sie… liebte dich von dem Tag an, an dem sie erfuhr, dass sie schwanger war.“ Eine seltsame Emotion blutete zwischen den Worten hinaus und der junge Pilot brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass es Trauer war. Trauer und… Liebe. Der dunkle Lord hatte einst geliebt, liebte seine Mutter immer noch. Aber es war eine traurige, schmerzverzerrte Liebe und Luke verspürte das erste Mal tiefes Mitleid mit seinem Vater. „Sie wäre genauso stolz auf dich, wie ich es bin.“   Der junge Pilot nickte, die Tränen von früher kehrten mit rasender Geschwindigkeit zu ihm zurück und er musste die Augen schließen, um sich zu beruhigen. Seine Mutter liebte ihn. Er hätte eine Familie gehabt, all das, was er sich schon immer gewünscht hatte. Und sie wäre stolz auf ihn. Stolz…wie sein Vater…?   „Du…. Du bist…“ Er musste schlucken und wollte es fast gar nicht fragen. „Du bist wirklich stolz auf mich?“   „Mehr als du dir jemals vorstellen kannst, mein Sohn.“ Die Hand auf seinen Fingern wanderte wieder zu seiner Schulter. Tröstend. Warm. Liebend. Unbewusst lehnte sich Luke in den festen Griff und er spürte, wie ein erleichtertes Lächeln an seinen Lippen zuckte. All da schien so surreal, als wäre er geradewegs in einen seiner Träume eingetaucht. Vor wenigen Monaten noch, war er ein bloßer Farmjunge, ein Waisenkind von Tatooine und jetzt hatte er nicht nur einen Vater, sondern auch die Gewissheit, dass er tatsächlich gewollt worden war.   Damals gewollt, trotz der Regeln des Jedi Ordens. Heute gewollt, trotz der Tatsache, dass sein Vater ein Sith war. Vielleicht auch nicht ganz so sehr Sith, wie er es gern hätte…   Die Gedanken ließen ihn fast schwindelig werden und er öffnete seine Augen, um zu seinem Vater zu blicken. Die Maske wirkte plötzlich viel weniger bedrohlich und Luke fragte sich für einen Moment, wie das Gesicht dahinter wohl aussehen würde. Warum Vader überhaupt diesen Anzug trug. Doch… er entschied klugerweise, diese Frage auf ein anderes Mal zu verschieben. Im Augenblick war es nicht wichtig.   „Vater“, es war immer noch seltsam den Titel auszusprechen, aber es machte ihn glücklich, „kannst du mir ihren Namen nennen? Den Namen meiner Mutter?“   Schock durchfuhr den dunklen Lord.   „Du meinst…“ knurrte der Sith, die Verärgerung blutete aus ihm heraus, aber Luke wusste, dass es nicht auf ihn gerichtet war. „Niemand hat es dir je gesagt?“   „Nein. Niemand kannte sie und – “   „Kenobi wusste es!“ Vaders Wut war zurück, aber dieses Mal war sie scharf und kalt. Der Vocoder knackte leicht, bei dem plötzlich lauten Ausruf. „Obi Wan kannte sie gut und auch deine Hüter haben es getan!“   „Onkel Owen und Tante Beru haben meine Mutter getroffen?“ Die Frage war leise, aber nicht weniger erwartungsvoll.   „Einmal. Sie trafen sich einmal….als meine Mutter gestorben war.“ Der dunkle Lord drehte den Kopf weg, aber seine Hand blieb auf Lukes Schulter. Wenn sein alter Meister nicht schon längst tot wäre, hätte er einen viel schlimmeren Tod verdient. Wie konnte er dem Jungen nichts von seiner eigenen Mutter erzählen? Über seine Herkunft? Wollten sie ihn für immer so unwissend lassen?   Luke verdient es zu wissen! Er war schließlich alles, was von ihr noch übrig geblieben war.   „Sie hieß…Padmé.“ Der Name war ein sanftes Flüstern, etwas, was die Maschine in Vader niemals hätte erzeugen können… und doch… Der Sith schloss die Augen, als die schweren, bittersüßen und schmerzvollen Erinnerungen an seine Frau über seinen Geist hinwegrollten und sich das Bild eines junge Mädchens, mit gelockten braunen Haaren vor seinem inneren Auge entfaltete.   Sie lächelte ihn an und ihre Augen funkelten vor Liebe, während die Sonne Naboos ihrer Haut einen natürlichen Glanz verlieh. Das Gelb ihres Kleides strahlte, aber nichts konnte ihre eigene, blendende Schönheit übertreffen. „Ani, ich liebe dich.“ Sie war ein Engel.   „Padmé“, wiederholte Luke leise und drehte den Namen noch ein paar Mal in seinem Kopf herum. Es klang… schön. Warm und freundlich, wie die sanften Berührungen seiner Tante, als sie ihn in jungen Jahren ins Bett gebracht hatte. Es beruhigte ihn. Die Macht um ihn herum summte vor Zustimmung und in diesem Augenblick fühlte sich der junge Pilot vollkommen in Frieden.   „Danke, Vater.“ Die schwarze Maske drehte sich zu ihm zurück und Luke schenkte ihm ein echtes, wenn auch noch etwas schüchternes Lächeln. Die Hand auf seiner Schulter zog sich vor Anerkennung leicht zusammen, bevor der Sith ihn losließ und ein paar Schritte zurücktrat.   „Wir werden dieses Gespräch ein anderes Mal fortführen, mein Sohn.“ Der tiefe Bariton rumpelte und Vader kehrte ein Stück weit zu seiner alten, militärischen Haltung zurück. Die Arme vor der Brust verschränkt und hoch aufragend. „Für den Moment jedoch…“   Der dunkle Lord wandte sich der Tür zu und sie öffnete sich auf einen stillen Befehl der Macht hin. Luke beobachtete ihn erstaunt und etwas eifersüchtig.   „Du wirst es lernen“, sagte Vader wage amüsiert und bedeutete ihn dann, ihm zu folgen. „Ich gehe davon aus, dass sie seit einigen Stunden keine Nahrung mehr zu sich genommen haben?“   Das leise Knurren aus der Richtung von Lukes Bauch, war Antwort genug und der Junge hatte die Gnade zu erröten.   „Ich denke…“ murmelte er verlegen und richtete seinen Blick auf den Boden.   „Sehr gut. Ich werde dir etwas zu Essen besorgen und danach, werden wir alles andere besprechen.“ Und gemeinsam verließen Vater und Sohn den Raum und gingen auf eine Zukunft zu, die sicher niemand vorhergesehen hatte.   Es war zu erwarten, dass es zu Hindernissen und Auseinandersetzungen kommen würde. Zu Streitigkeiten und vielleicht auch zu Tränen. Aber dann würde es auch leise gesprochene Worte, stille Versprechen und vor Glück strahlend blaue Augen geben. Ein echtes Lachen und die Wärme einer aufrichtigen Berührung.   Die Liebe eines Vaters, hatte einem einsamen Jungen von Tatooine eine Familie geschenkt.   Und die Liebe eines Sohnes, würde den Vater aus der Dunkelheit retten können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)