end the world as we know it von Arcturus ================================================================================ IX -- Eine halbe Stunde später fiel ihm nicht Penny um den Hals, sondern beide Nguyen-Schwestern. Einen Moment lang sah Percy nur noch schwarzes Haar, rote Strähnen und ein augenkrebserregendes Aquamarin. »Wir dachten schon, sie hätten dich erwischt!« »Sie dachte schon, sie hätten dich erwischt!« »Hayley.« »Hast du’s ihnen gezeigt? Sag mir, dass du’s ihnen gezeigt hast! Und wo ist er? Oh! Und Penny sagt, du kannst einen voll abgefahren Stinkbombenzauber!« »Hayley!« »Was denn, Gill? Du willst den doch auch wissen!« »Aber doch nicht jetzt!« Percy schnappte nach Luft. Das war ein Fehler. Er spuckte Haare. »Vielleicht solltet ihr ihn … atmen lassen«, warf eine dritte Stimme ein. Penny. An Haaren und augenkrebserregendem Aquamarin vorbei sah Percy sie nur halb. Zwischen ein paar weichen Sesseln und einem Richtungsweiser, wirkte sie ziemlich verloren. Sie hatte sich umgezogen. Der magentafarbene Pullover war ihr an den Ärmeln ein wenig zu kurz und trug eindeutig Hayleys Handschrift. Sie wich seinem Blick aus. Die beiden Schwestern ließen ihn los, Hayley nur widerwillig. Ihre Hände fuhren über seinen Rücken und seine Oberarme. Als sie schließlich seine Schultern erreichten, löste Hayley sich schließlich von ihm - gerade weit genug, um ihn auf Armeslänge vor sich zu halten. Nur allzu deutlich war Percy sich des Blutes an seinen Händen und Ärmeln bewusst. Lestrange hatte zwar gesagt, es sähe aus wie hartnäckige Farbe, doch er teilte den Optimismus nicht. Die Versuche, es zu entfernen, hatten es eigentlich nur noch schlimmer gemacht, hatten die feuchteren Stellen verschmiert und die trockenen nur halb entfernt. Die Haut darunter war immer noch kalkweiß mit ein paar Sommersprossen, die aussahen wie Blutspritzer. Er presste die Lippen aufeinander. »Du siehst aus, als bräuchtest du dringend einen Feuertopf.« Einen … oh Merlin. Percy blickte auf. Was er brauchte, war ein Bett. Ein warmes Bad. Aber ganz sicher nicht- Seine Begeisterung musste sich in seiner Mimik gespiegelt haben, denn Hayley lachte. »Nur ein Scherz, Percy, nur ein Scherz. Ich schwöre. Großes Koalaehrenwort. Aber wirklich. Als Gillian ohne dich appariert ist, dachten wir …« Percy nickte. Hayley musste es nicht aussprechen, damit die Bilder wieder da waren. Sie wusste nicht, wie nah Ihre Befürchtung der Wahrheit kam. Er würde es ihr nicht sagen. Nicht hier. Nicht vor Penny. Lestrange saß vermutlich immer noch in einem der Restaurants und wartete darauf, dass sie sich verabschiedeten. Das musste er ihnen auch noch erklären. »Wird es funktionieren?«, fragte er. Einen Augenblick lang sah sie ihn irritiert an, nickte dann aber. »Klar doch. Ich fälsche Unterschriften, seit ich schreiben kann!« »Hayley«, murmelte Gillian hinter ihr. »Was denn? Als ich deine Hogsmeadeerlaubnis unterschrieben habe, fandest du das noch lustig.« »Snape hätte dich durch den Flubberwurmwolf gedreht, hätte er dich erwischt. Er hätte uns alle durch den Flubberwurmwolf gedreht!« »Hat er aber nicht.« Hayley verschränkte die Arme vor der Brust. Mit der Geste erinnerte sie Percy tatsächlich an eine Hogwartsschülerin. Eine sehr aquamarinfarbene Hogwartsschülerin. Gillian tat es ihrer Schwester gleich. »Ja, er nicht. Aber wenn Pennys Unterlagen nicht allen Prüfung standhalten …« »Dann jagt sie dem Muggel halt einen Confundus zwischen die Rippen. Du kannst den Confundus doch, oder?« Hinter den beiden Nguyens japste Penny etwas, das wie »Ich?« klang, doch Hayley ging nicht weiter darauf ein. »Keine Sorge, ich weiß, was ich tue. Der Pass und Visa sind sauber. Und die Tickets sind bezahlt. Außerdem ist sie doch schon durch den Check-In. Die Muggel haben sie jetzt in ihrem Bord-System und alle anderen werden schon nicht so genau hinschauen.« »Und wenn doch, spreche ich einen Confundus«, sagte Penny leise. Percy hörte, wie unsicher sie klang, doch Hayley nickte nur. »Genau.« »Hoffen wir einfach, dass meine Schwester recht hat.« Gillian fuhr sich mit den Fingern über die Stirn. Bevor sie zu einer längeren Standpauke ansetzen konnte, verkündete eine Frauenstimme die baldige Abreise einer Emirates-Maschine. Ein paar Geschäftsleute, die bislang im Wartebereich Zeitung gelesen hatten, standen auf. »Das ist der Flug, oder?«, fragte Gillian. Hayley nickte. »Genau. Von Manchester nach Dubai. Dort steigt sie in die Maschine nach Melbourne. Penny, du hast alles?« Penny umklammerte die Handtasche, die ihr Hayley geliehen hatte, etwas fester. Sie nickte. »Den Pass, die Tickets. Die Adresse.« »Gut. Wenn du in Dubai nicht wissen solltest, wo du hin musst, frag einfach einen der Muggel von Bodenpersonal. Die haben ständig irgendwelche Leute, die noch nie geflogen sind. Die sind schon froh, wenn du ihnen auf die Uniform … du weißt schon. Ehrlich. Du fällst da gar nicht weiter auf.« Penny atmete tief durch und nickte erneut. »Du schaffst das«, stimmte Gillian zu. »Wenn unser Bruder das kann, dann kannst du das auch und er verläuft sich ständig. Sobald du in Melbourne bist, lässt du dich von einem Taxi zu der Adresse fahren. Wir werden Dad eine Langstreckeneule schicken. Mit etwas Glück ist sie vor dir da und ansonsten …« »Platzt du auch nur ins Barbie.« Gillian verdrehte die Augen. »So oder so ähnlich. Dad arbeitet im Ministerium. Er wird dir bei allem weiteren helfen.« Penny nickte, sicherer dieses Mal, als würde langsam das Selbstbewusstsein zurückkehren, mit dem sie ihn aus dem St.-Mungo-Hospital vertrieben hatte. Die Frauen umarmten einander. Hayley nuschelte etwas, das verdächtig nach »Knuddel einen Koala für mich« klang, dann ruhten die Blicke auf ihm. Percy spürte, wie ihm die Hitze in die Ohren kroch. »Was ist mit dir?«, fragte Hayley. »Plan B?« Er schüttelte den Kopf. »Danke, aber …«, er presste die Lippen aufeinander. Er war hier noch nicht fertig. »Pen...elope?« Sie erwiderte seinen Blick immer noch nicht, starrte nur auf seine Hände. Die waren immer noch blutig. »Guten Flug.« Sie nickte dumpf. Einen Augenblick lang sah sie aus, als wolle sie sich ohne ein weiteres Wort abwenden. Unvermittelt trat sie einen Schritt vor. Ihre Arme schlossen sich um seine Schultern, ganz flüchtig. »Danke«, flüsterte sie, und: »Tut mir leid. Ich meine …« Steif erwiderte er die Umarmung. »Mir tut es auch leid.« Sie nickte. »Komm gut an.« »Lass dich nicht nach Askaban schicken, hörst du?«     Zusammen mit Hayley und Gillian wartete Percy am Gate, bis Penny mit den Geschäftsleuten und einer Familie mit drei Kindern verschwunden war und das Bodenpersonal sie mit zunehmend unwirscheren Blicken musterte. Sie fanden Lestrange in dem Restaurant, in dem Percy ihn zurückgelassen hatte. Er hatte sich einen Tisch an der Fensterfront gesucht, die auf die Landebahn hinaus blickte. Mit der einen Hand hielt er einen Brief, mit der anderen stocherte er lustlos in einer Schüssel voller Gemüse und Reis. »Percy«, sagte Gillian hinter ihm, als sie ihn erkannte. Percy nickte dumpf. »Das ist das, was ich euch noch sagen wollte.« Er schluckte. »Ich wollte Penny nicht beunruhigen.« »Percy«, sagte sie erneut, in ihrem besten »Hayley!«-Tonfall. Unwillkürlich schrumpfte er in sich zusammen. Er hatte keine Ahnung, wie das an Hayley so abprallen konnte. »Ich habe doch gesagt, ich hätte sie in Quietscheentchen verwandelt.« »Lila Quietscheentchen«, stimmte Hayley auf Percys anderer Seite zu. Sie klang weniger verärgert als enttäuscht. »Hast du nicht?« »Nur einen von ihnen. Yaxley hat mich erwischt. Er« Er hat mich gefoltert. »hat mich in einer Seitenstraße gestellt. Er hat mir das Handgelenk gebrochen. Lestrange hat ihm eins mit dem Gehstock übergezogen.« »Mit dem-«, fragte Gillian entgeistert. »Cool!«, unterbrach Hayley sie. Percy nickte. »Ich weiß selbst nicht, wo das enden wird, aber …« »Percy Weasley!«, zischte Gillian. »Wenn das schief geht, werde ich dich durch den Flubberwurmwolf drehen.« Auf der anderen Seite des Restaurants hatte Lestrange sie bemerkt. Er winkte mit dem Brief. Percy nahm die Einladung zur Flucht dankend an. »Mr Lestrange.« Als er seinen Vorgesetzten erreichte, startete gerade ein Flugzeug. Möglicherweise war es die Emirates-Maschine richtung Dubai. Sie wirkte seltsam verschwommen. Percy blinzelte. Erst verspätet stellte er fest, dass es nicht die Maschine war, sondern die Glasscheibe. »Was ist das fürn Fleck?«, fragte Hayley, bevor Lestrange die Begrüßung hätte erwidern können. »Eileule«, antworte er. Wie zum Beweis wedelte er mit dem Brief. Tatsächlich konnte Percy jetzt, wo er es wusste, einen mehr oder minden runden Fleck ausmachen, von dem zwei schlieren wie ein Paar Flügel abstanden. »Hat alles funktioniert?« »Wir hoffen es. Sie ist gerade eingestiegen.« »Gut. Kommt, setzt euch. Der Tofu ist ganz gut, aber der Feldsalat ist furchtbar.« In seinem Augenwinkel warf Gillian ihm einen Blick zu. Percy zuckte mit den Achseln. Sie setzten sich zögernd. »Terry schreibt«, fuhr Lestrange fort, während er ein paar Karottenstreifen aufspießte. »Ceylon hat geworfen.« »Geworfen«, echote Percy. Neben ihm beäugte Gillian den Tofu skeptisch. Sie schien das gleiche zu denken. Lestrange nickte. Er wirkte seltsam begeistert. »Auf seinen Wintermantel«, erklärte er. »Was haltet ihr davon, wenn wir die kleinen Fenchel, Kümmel und Anis nennen?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)