In Pissgelb und Rosé von _Delacroix_ ================================================================================ «Ja, das ist Blut», beantwortete Draco seine eigene Frage und widerstand der Versuchung, einen Finger zur Untermalung seiner Ansichten auf das Holz zu setzen. Er wusste, die Kollegen der Spurensicherung würden ihn umbringen, wenn er ihre Beweise kontaminierte. Also hielt er tapfer einige Millimeter über dem Holz inne und malte einen kleinen Kringel in die Luft. «Das ist ein Schmiermuster», erklärte er dann. «Wer auch immer hier geblutet hat, muss mit der Wunde gegen die Kante dieser Kiste gekommen sein. Seht ihr den Abrieb hier? Wäre das Blut beim Vorbeilaufen auf die Kiste getropft, die Spur sähe anders aus. Runder und weniger schmierig. Die gute Nachricht ist, es scheint nur diese eine Stelle zu sein. Das heißt, wer auch immer hier geblutet hat, hat nicht viel von seinem Blut verloren. Außer natürlich ...» Percy öffnete den Mund, um ihn zu unterbrechen, doch Draco hielt von selber inne. Er wusste, was er gerade dachte, war nicht unbedingt für ihre Begleiterin geeignet. Denn wenn wirklich jemand versucht hatte, hier Spuren zu verwischen, dann war das kein kleiner Unfall mehr. Neben ihm atmete Parvati ganz tief durch. «Wenn dieses Blut von Padma ist», begann sie, doch ihr nüchterner Tonfall schwankte, als würde er gleich in sich zusammenbrechen, «Wo ist sie dann?»   «Vielleicht ist sie weitergegangen», schlug Draco vor. «Wie gesagt, der Abrieb sieht nicht nach einer großen Wunde aus. Vielleicht hat sie sich bei der Untersuchung der Kisten verletzt und ist ins St. Mungos appariert, um das heilen zu lassen. Es wäre möglich. Wir müssen hier nicht mit dem Schlimmsten rechnen.» «Aber wissen tun wir es auch nicht genau», entgegnete die Gryffindor. «Vielleicht ist sie doch hier irgendwo. Vielleicht braucht sie unsere Hilfe! Vielleicht — PADMA!» «Tscht.» Parvati verstummte und auch Draco blickte neugierig zur anderen Seite, um zu sehen, warum Percy sie so plötzlich unterbrach. «Ich glaube», begann der, „Also vielleicht. Ich habe es noch nie ausprobiert. Aber möglicherweise ...“ Draco hob skeptisch die Augenbrauen, «Komm auf den Punkt, Weasley», knurrte er. Er konnte es nicht brauchen, dass Percy sich jetzt von der Patils Panik anstecken ließ. Panik, das wusste er, war kein guter Ratgeber für schwierige Situationen. Panische Menschen machten Fehler. Und Fehler verursachten Kosten. Kosten, die zumindest die verschwundene Ravenclaw nicht tragen wollen würde.   «Ihr wisst doch», versuchte Percy es noch einmal, «Ich habe eine Zeit lang unter Rufus Scrimgeour gearbeitet. Und Scrimgeour war Auror. Er hat immer gerne von seinen alten Fällen erzählt und manchmal auch ein oder zwei Taktiken verraten. Möglicherweise ... Also ich weiß nicht, ob es klappt, aber ich könnte versuchen, einen oder zwei seiner Zauber anzuwenden. Vielleicht finden wir dann weitere Spuren.» «Oder du verfälschst sie und die Spurensicherung bittet mich morgen früh, deinen Kopf in Formaldehyd zu tränken.» Percy schüttelte den Kopf. «Ich bezweifle, dass die Spurensicherung solche Bitten an dich richtet. Außerdem, wenn wir etwas finden, haben wir es schneller, als wenn wir jetzt nach York apparieren und einen der Auroren von den Aschwinderinnen weglocken. Falls sie sich überhaupt locken lassen.» Draco seufzte. Wie immer hatte Percy recht. Es war ein Risiko, ihn mit Zaubern experimentieren zu lassen, die er noch nie verwendet hatte, aber wenn Potter sie anwenden konnte, dann konnte Percy das erst recht. Und eine gute Beweislage würde den Auroren die Arbeit erleichtern. Besonders, da Fälle wie dieser ein gewisses Zeitlimit hatten. Er hatte es Patil noch nicht gesagt, doch in jedem Handbuch stand, dass die Chance, die verschwundene Person lebend zu finden, von Stunde zu Stunde schlechter wurde. Ein Ausflug nach York würde ein oder zwei Stunden kosten und selbst wenn sie ins Ministerium zurückkehrten und einen Auror aus der Tagschicht weckten; bis dieser auf dem Laufenden war und den Tatort untersucht hatte ... «In Ordnung», lenkte er schließlich ein, «Dann versuch es eben. Aber versuch, dabei möglichst wenig eigene Spuren zu hinterlassen, nur für den Fall, dass du doch nichts findest.»   Percy nickte stumm, dann zückte er den Zauberstab. Draco blickte zu Parvati und legte sich einen Finger auf die Lippen. Er wusste, dass es der Gryffindor schwerfiel, nicht weiter nach ihrer Schwester zu suchen, doch er wollte nicht, dass Percys Konzentration durch ein lautes «Padma» gestört oder der Zauber irgendwie abgelenkt wurde. Das hier war schließlich keine Unterrichtsstunde bei Professor Flitwick, das war ganz eindeutig höhere Magie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)