Ein Jahr für Fünf von Augurey (Kalender 2020) ================================================================================ Kapitel 15: 15. Kalenderwoche -----------------------------   Ausgelassenheit; Quidditch Feld; Motorrad ~*~   „Bei Merlin, Tatze! Wo hast du das Gerät her?“ Peter pfiff bewundernd und James grinste verschlagen. „Heißer Tipp von Krone“, antwortete Sirius lässig, „Schwarzes Brett im Kramladen. Der Typ wollte es schnell loswerden, ehe das Ministerium bei ihm aufkreuzt. Es ist nicht ganz muggelgerecht, kann  nämlich fliegen.“ Sie betrachteten das Gefährt in Ehrfurcht. „Also wenn du damit Marlene nicht rumkriegst, bin ich Slytherin!“, rief James. „Und wenn McGonagall uns erwischt, kriegen wir nen Schulverweis!“ Remus blickte seine Freunde ernst an. „Stimmt. Wir sollten es verstecken. Aber wo?“ „Dort drüben im Schuppen. Da lagern sie nur kaputte Quaffel und so, da schaut nie jemand nach“, schlug James vor. Gesagt, getan.  „Tatze, dürfen wir eigentlich auch mal…“, fragte Peter auf dem Rückweg. „Na klar“, feixte Sirius, „Jederzeit!“   Jederzeit. Das Wort ging Remus nicht aus dem Kopf als hätte ihm jemand einen aufpeitschenden Zaubertrank eingeflößt. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, schlich geduckt wie ein Tier, das sich anpirschte. Der Halbmond stand hoch am Septemberhimmel, der Abend war kühl und klar. Bäume, Bänke, das Schloss, sie alle warfen Schatten. Nicht er. Denn er hielt sich im Dickicht. Nur das Unterholz knackte leise unter seinen Füßen. Was war er aufgeregt! Er war kein guter Besenpilot. Doch ein Motorrad war etwas ganz anderes. Ein Motorrad, das fliegen konnte! Remus war wie im Rausch, während sein Herz vor Vorfreude pochte. Sonst war er immer der Vernünftige und James und Sirius die Anstifter. Doch wer konnte einem fliegenden Motorrad schon widerstehen? Es musste ein Traum sein, damit durch die Lüfte zu fahren.   „Alohomora“, flüsterte er als er den Schuppen erreichte und hielt den Zauberstab bereit. Im Schein des Lumos funkelte der Lack geradezu. Was für ein Gerät! Schnell hatte Remus jeden wichtigen Hebel und Knopf gefunden, Sirius hatte alles haargenau erklärt. Er startete den Motor, gab Gas und bretterte hinaus auf Quidditchfeld, das ihm allein zu gehören schien. Einen Augenblick noch hielt es die Räder auf dem Rasen, dann hob das Motorrad ab. Remus raste und sauste, schoss und flog - vorbei an den leeren Rängen, vorbei an den Torringen, dem Himmel nahe. Sterne blitzen am Horizont. Der Mond lächelte ihm zu. Fahrtwind schlug ihm ins Gesicht, zerzauste sein Haar und sein Herz machte einen Satz als der Geschwindigkeitsrausch ihn ergriff. So also ging es James, wenn er als Jäger durch die Lüfte schoss? Atemberaubend, gigantisch! Remus lachte laut,  nahm voller Übermut scharfe Kurven, trat aufs Gas. Was für eine wilde Fahrt, was für ein Vergnügen. Nie hatte er solches Glück gekannt. Da plötzlich bremste das Motorrad, sank leicht wie eine Feder zu Boden. Zuerst glaubte Remus der Treibstoff sei leer, doch die Anzeige stand auf halbvoll. Er drückte alle Hebel und Pedale, vergebens. Dann, als das Gefährt aufsetzte, drang plötzlich Applaus an sein Ohr. Remus riss den Kopf herum und erschrak. Im Mondlicht stand auf dem Quidditchfeld eine Gestalt: Lange Robe, wallendes Haar, den Zauberstab gezückt.   „Professor Dumbledore!“, keuchte Remus erstickt und erbleichte. Jetzt war alles aus – und er hatte es verdorben. Ihm war elend zumute. Doch der Schulleiter lächelte.   „Eine ziemlich rasante Tour mit einem zum Glück begabten Fahrer!“ sagte er und Remus war sich nicht sicher, ob es eine Schelte sein sollte oder er sich einen Scherz erlaubte.   „Es… ich… Entschuldigung“, stammelte er. Doch Dumbledore wehrte ab.   „Ein solches Gefährt findet man nicht überall. Gewiss wird es euch eines Tages noch von großem Nutzen sein“, sagte er ruhig und wurde dann plötzlich ernst, „Bis dahin jedoch hat es nichts unter dem Dach der Schule verloren. Genauso wenig wie Schüler nach Einbruch der Dunkelheit in den Schlossgründen. Remus, ich muss Gryffindor für diesen kleinen Ausflug leider Punkte abziehen und eure Hauslehrerin informieren. Du kennst die Schulregeln. Wessen Motorrad ist das eigentlich?“   „Sirius‘“, gab Remus zu und fühlte sich wie ein Verräter.   „Dann werde ich den Potters schreiben, dass sie das Fahrzeug morgen abholen“.   Remus senkte beschämt den Blick. „Ja Sir“, flüsterte er. Als er wieder aufschaute, hatte Dumbledore die Finger an die Lippen gelegt.   „Hm, ich frage mich, ob man damit auch Loopings fliegen kann“, murmelte er vor sich hin.   Remus starrte seinen Schulleiter verdutzt an bis dieser ihm zulächelte. Dann schüttelte er den Kopf. Er war doch ein seltsamer Kauz, dieser Dumbledore. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)